Deutsches Fremdwörterbuch | |
Lyrik |
1. Aufl.
Band 2 (Basler 1942)
F. junge, zufrühst bei Heyse6 1833 (noch nicht5 1829; ebenso noch nicht
bei Petri5 1828) gebuchte Substantivierung aus frz. poésie lyrique, das vorher stets
mit lyrische Poesie wiedergegeben wurde. Quelle: griech. λύρα == lat. lyra ‘Leier’;
dazu Adj.: griech. λυρικός, lat. lyricus ‘zum Spiel der Lyra gehörig, von ihr begleitet’;
vom Vortrag l. Dichtungen mit Musik; subst. Adj. M. lat. lyricus ‘der (lyrische)
Dichter’, F. lyrica ‘die (l.) Dichtung’. Jm Frz. lyrique (seit dem 14. Jahrh.), von dem
im 18./19. Jahrh. unsere Gruppe ausging.
Lyriker M. fehlt noch bei Campe2 1813,
aber bei Petri5 1828, bei Heyse5 1829
verzeichnet. Beleg: Jmmermann 1827
Kritik von Heines Buch der Lieder (Elster
I 5) Der Lyriker kann nicht genug sich
beschränken; je enger desto intensiver ist
sein Gefühl. Älter nur der lyrische (Dichter).
lyrisch Adj. im Anfang des 18. Jahrh.
als literatisches Kunstwort nach frz. lyrique
gebildet: 1. lyrischer Dichter z. B. Hagedorn 1725 Versuch einiger Gedichte XII
das zur wesentlichen Eigenschaft eines
Lyrischen Dichters gehört – 9 die freye
lyrische Schreibart. Gottsched 1760 Handlexikon 1040. Sulzer 1775 Theorie II 189
Wo andere Dichter aus Überlegung sprechen,
da spricht der lyrische blos aus Empfindung.
Schiller 1791 Rezension (XIX 239) Was
Lessing irgendwo dem Tragödiendichter
zum Gesetz macht... gilt noch weit mehr
vom Lyrischen.
2. lyrische Poesie in Bertrams Übersetzung von Batteux’ Schönen Künsten
(1751) 180 Von der lyrischen Poesie u. ö.
(DWb.). Schiller 1791 Rezension (XIX 228)
gegen der Verfall der lyrischen Dichtkunst.
3. Übertragen ‘dichtermäßig’, aber meist
ironisch: soviel wie ‘nachlässig, liederlich’ z. B.
Müller 1787 Emmerich III 204 Da lagen
Bücher und Schreibereyen lyrisch genug auf
den Tischen durch einander her. Lichtenberg 1794 Hogarth I 11 Man sieht, auf dem
Anschlag-Zettel ist die Ordnung, so wie
auf der Bettlade und im ganzen Gebäude,
etwas stark lyrisch.
Jm 17. Jahrh. galt durchaus die lat.
Form, auch substantiviert z. B. Opitz 1624
Poeterei 25 Die Lyrica oder getichte die
man zur Music sonderlich gebrauchen kan.