Deutsches Fremdwörterbuch
Reporter
1. Aufl. Band 3 (Kirkness u. a. 1977)
M. (-s; -), anfangs auch mit Pl. -s, im früheren 19. Jh. entlehnt aus gleichbed. engl. reporter (zu report ‘berichten’, → Report), zunächst auf englische Verhältnisse (Parlamentsberichterstattung) bezogen, dann allgemeiner in der Bed. ‘Berichterstatter’ bei Presse, Rundfunk, Film oder Fernsehen, häufig als Bestimmungs- und Grundwort in subst. Zss. wie Reporterstil, -story, -team; Zeitungs-, Reise-, Sport-, Rundfunkreporter; dazu die im späten 19. Jh./Anfang 20. Jh. nachgewiesenen Gelegenheitsableitungen reporterartig und Reportertum.

Belege

zu Reporter (19)
1834 Jahrbücher d. Gesch. I 556
Die englischen Parlamentssitzungen sind öffentlich ... Das Geschäft der Geschwindschreiber (Reporter) hat eine solche Ausbildung erhalten ... dass jeder Engländer, in London nach wenigen Stunden, und in den entferntesten Theilen des Landes nach wenigen Tagen wörtlich lieset, was die Parla­mentsmitglieder gesprochen, und wie sie gestimmt haben;
Kohl 1844 brit. Inseln III 59
Der Stand der Reporters, den man in England, wie gesagt, jetzt den vierten Stand nennt;
Rodenberg 1863 Strassensängerin III 135
[Verhandlung im Mansion House] rechts, hinter einem langen Tische, sitzen die „Reporters“ der Zeitungen von London, deren Berichte am andern Morgen erscheinen;
1864 Illustr. Welt 186
Wir nehmen eine beliebige Nummer des brittischen Riesenblattes, das sich ‘Times’ betitelt, zur Hand, und stoßen auf zwei Rubriken, welche ... nur trockene Berichte eines einsilbigen Reporters enthalten;
(C. v. Holtei) 1864 Br. an Köpke 35
In unserer jämmerlichen Zeitungszeit, wo hungrige Reporter in allen Winkeln lauern;
Springer 1870 Berliner Prospecte 230
ein Reporter und Penny-a-liner für ein Hamburger Lokalblatt;
Blumenthal 1880 Aus heiterem Himmel 100
Den englischen Reporters­leuten/Ist jüngst geglückt ein seltener Coup/Sie schicken jetzt die Neuigkeiten/Durch Tauben den Journalen zu;
Rüttenauer 1895 Zeitiges 150
„ein kenntnisreicher Mensch ...“ Das ist doch kein besonnener Stil; so schreibt ein Reporter, aber kein Schriftsteller;
New Yorker Staatsztg. 3. 3. 1916
Im deutschen Sprachenwalde wird's schon lichter/Auch dem Reporter die Erlösung winkt/Er nennt sich stolz bescheiden jetzt Nach­richter/Weil dies sehr starke Kopfarbeit bedingt;
Voss. Ztg. Nov. 1929
Wär's außerdem nicht gerade dieses Land und seine Leute, man könnte dem „rasenden Reporter“ (den Beinamen wird er [Kisch] Zeit seines Lebens nicht los werden), der diesen Kulturfilm in Worten für uns gedreht hat, berechnende Auswahl und einseitige Belichtung vorwerfen;
ebd. 4. 9. 1931
Im Foyer Gesell­schaftsreporterinnen der Zeitungen mit gezückten Bleistiften und Notizbüchern;
Lokal-Anz. 8. 8. 1933
Wie das Geheime Staatspolizeiamt mitteilt, [ist] ... der ehemalige Rundfunkreporter Alfred Braun ... in Schutzhaft genommen [worden];
Süddtsch. Ztg. 2. 10. 1952
da hatte offenbar ein smarter Boy, der von kirchlichen Gebräuchen, von der Musik und von Haydn keine blasse Ahnung hatte, eine Reporterstory fabriziert;
ebd. 15. 9. 1954
Man konnte sich keine gelungenere Satire vorstellen – übrigens auch auf eine gewisse Sorte von journalistischem Reporterstil;
Hartmann 1954 Begegnung 202
dass ich nicht den Ehrgeiz hatte, ihn etwa als „rasender Reporter“ zu interviewen;
Süddtsch. Ztg. 9. 8. 1955
Am Samstag schilderte ein Reporterteam ... eindrucksvoll die Beisetzungsfeierlichkeiten;
Stammler 1962 Wort 181
begabter Reisereporter, erfolgreicher Nach­gänger Heines, der früh verstorbene Franz Freiherr Gaudy;
Stuttgarter Ztg. 15. 1. 1966
Die Gesellschaftsreporter, die ja die legitimen Nachfolger der Märchenerzähler von einst sind, wissen zu berichten, daß sie [die Prinzessin] deshalb sogar Tränen unterdrückt hat, wenn man sie als „Hoheit“ ansprach;
Die Zeit 26. 9. 1975
Nur sie erinnern sich noch an die nächtlichen Radioüber­tragungen aus Amerika. Damals, als die Reporter mit viel Pathos und bei dramatischen Höhe­punkten mit überschwappender Stimme, umrauscht von den technischen Störungen in der Leitung, das Kampfgeschehen schilderten.
zu reporterartig (1)
Dtsch. Revue 25 (1900) IV 377
Es steckt etwas Reporterartiges in diesen Studien.
zu Reportertum (2)
Nordau 1881 Paris II 140
Reporter­thum;
Brandt 1901 Ost-Asien II Vorr. 5
Wenn das, was damals in Japan geschah, keinen großen Eindruck auf die öffentliche Meinung in den an der Frage beteiligten Staaten ... gemacht hat, so lag dies daran, daß zu der Zeit die Verbindung eine viel seltenere und langsamere war, daß ein telegraphischer Verkehr überhaupt nicht bestand und auch das Reportertum weniger als heutzutage ausgebildet war.