Doris Waschk-Balz

deutsche Bildhauerin und Medailleurin

Doris Waschk-Balz (* 26. November 1942 in Berlin) ist eine deutsche Bildhauerin und Medailleurin.

Nach ihrem Abitur in Heilbronn begann sie 1962 das Studium bei Ulrich Günther (Keramik) und Rudolf Daudert (Bildhauerei) an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dieses setzte sie bei Gustav Seitz, einem Schüler ihres Großvaters Wilhelm Gerstel, an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg 1964 fort. Seit 1968 ist sie freischaffende Künstlerin[1]. Nebenher wirkt sie als Jurymitglied bei Kunstwettbewerben.

Sie lebt mit ihrem Mann, dem Zeichner und Buchillustrator Klaus Waschk, in Hamburg.

Künstlerisches Schaffen

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Ottenser Torbogen, Hamburg, 1980

Wichtigstes Element in ihren oft mehrteiligen und unterschiedlich kombinierbaren Arbeiten aus Terrakotta und Bronze ist das Spiel mit der Perspektive, mit Figuren und Landschaft.[2]

Die Arbeiten von Doris Waschk-Balz sind als Skulpturen, Brunnen und Denkmäler an öffentlichen Orten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen präsent. Am Großneumarkt in Hamburg steht ein aus Bronze gefertigter Brunnen mit einer Wendeltreppe, auf deren Stufen die Künstlerin unterschiedlich große Figuren platzierte. Der „Ottenser Torbogen“ am Spritzenplatz in Hamburg-Ottensen, eine Bronzeplastik, in der sich eine sitzende und eine schreitende Frau einen Torbogen teilen, prägt seit 1980 das Stadtteilbild. 1985 konzipierte sie das umfangreiche Projekt der künstlerischen Gestaltung der Wohnsiedlung Essener Straße in Hamburg-Langenhorn mit 12 Einzelskulpturen und einer großen Skulpturengruppe. Außerdem sind u. a. das Amtsgericht Ahrensburg, die Fachhochschule Lüneburg, das Fernmeldeamt Heide und die Landeszentralbank Uelzen mit Kunstwerken von Doris Waschk-Balz geschmückt.

Als Denkmal zeigt das Synagogenmahnmal (1982) an der Oberstraße in Hamburg einen zerrissenen Toraschreinvorhang mit Tora-Rolle und soll daran erinnern, dass die Tempelsynagoge von 1931 (erbaut von den Architekten Felix Ascher und Robert Friedman; heute Rolf-Liebermann-Studio des NDR) geschändet, aber nicht zerstört wurde[3]. 1989 gestaltete sie das Denkmal zur Zerstörung der Synagoge in der Goethestraße in Kiel.

Waschk-Balz wirkt außerdem in der Münzgestaltung mit. Neben der Gestaltung von Sondermünzen sind Entwürfe von ihr in Gedenkmünzen geprägt. Als Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland wurde 1970 eine Serie von fünf Münzen zum Gedenken an die Olympischen Sommerspiele 1972 in München begonnen. Das Motiv der vierten Münze wurde von Waschk-Balz konzipiert.

Im April 2006 favorisierte die Jury des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung für das Hamburg-Motiv der Zwei-Euro-Gedenkmünze aus der Serie „Die Bundesländer“ zunächst den Entwurf von Waschk-Balz (Turm der Michaeliskirche mit Silhouette der anderen Hauptkirchen). Da aber die St. Michaeliskirche als Hamburger Wahrzeichen allein dargestellt werden sollte, und Waschk-Balz eine Änderung ablehnte, machte schließlich der Entwurf von Erich Ott das Rennen.[4]

Im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg werden Entwurf und Herstellung von Münzen in einem Schaukasten anhand von originalen Arbeitsmodellen und Werkzeugen aus dem Atelier von Waschk-Balz dargestellt.

Kunst im öffentlichen Raum

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Mahnmal am Tempelgebäude Oberstraße
 
Skulpturengruppe auf dem Käkenhof am Käkenflur in Hamburg-Langenhorn
  • 1967, Figurengruppe, Hamburg-Wilhelmsburg
  • 1967, Innenhof-Gestaltung, Grundschule Sprötze
  • 1970, männlicher Torso (Aufsteigender), Osdorfer Born, Hamburg
  • 1974, Gedenktafel Alexis de Chateauneuf, Alte Post, Hamburg
  • 1974, Kommunikationszentrum (Reliefsäule u. a.), Schulzentrum Bergedorf-Lohbrügge
  • 1976, Bronzegruppe am Jenfelder Marktplatz, Hamburg
  • 1979, Brunnen auf dem Großneumarkt, Hamburg
  • 1980, Figuren, Ottenser Torbogen, Ottensen, Hamburg
  • 1983, Brunnen am Veddeler Stieg, Hamburg
  • 1983, Mahnmal vor der ehemaligen Synagoge an der Oberstraße, Hamburg
  • 1984, Figurengruppe, Altenheim (ehem. Werk- und Armenhaus III), Farmsen, Hamburg
  • 1985, künstlerische Gestaltung der Wohnsiedlungen Essener Straße, Bochumer Weg, Dortmunder Straße, Duisburger Straße, Walter-Schmedemann-Straße, Käkenflur in Hamburg-Langenhorn[5]
  • 1986, Figurengruppe, Fachhochschule Lüneburg
  • 1987, Figurengruppe, Amtsgericht Ahrensburg
  • 1988, männliche Figur vor Wand, Fernmeldeamt Heide
  • 1989, Denkmal zur Zerstörung der Synagoge in der Goethestraße, Kiel
  • 1991, drei Bronzeskulpturen, Landeszentralbank Uelzen
  • 1996, Stele Fenster, Skulpturenpark, Rendsburg
  • 1997, Relief zur Geschichte der Stadt Ratingen
  • 2001 (oder später) Skulptur „Erinnerung“ (Pfeiler mit zwei Figuren) im Rosenpavillon des Gartens der Frauen, Friedhof Ohlsdorf[6]
  • 2008, Grabstein Peter Rühmkorf und Eva Rühmkorf, Hauptfriedhof Altona (Ausführung: Carl Schütt & Sohn GmbH)[7]
  • 2012, Relief im Hauptaltar der St.-Nikolaikirche Stralsund

Münzgestaltung

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5 DM 1974 D Silbermünze zum 250. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant in Königsberg
 
Olympiastadion München, Gedenkmünze zu den Olympischen Sommerspielen 1972
  • 1968, Fünf-D-Mark-Sondermünze zum 500. Todestag von Johannes Gutenberg
  • 1969, Sondermünze zum 375. Todestag von Gerhard Mercator
  • 1971, Zehn-D-Mark-Gedenkmünze zu den Olympischen Sommerspielen 1972 in München, 4. Motiv
  • 1973, Fünf-D-Mark Sondermünze zum 250. Geburtstag von Immanuel Kant
  • 2000, Zehn-D-Mark-Gedenkmünze zu 10 Jahre Deutsche Einheit

Medaillengestaltung

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Brunnen auf dem Großneumarkt

Porträts

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Literatur

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  • Ulrike Evers: Deutsche Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Malerei, Bildhauerei, Tapisserie. Ludwig Schutheis Verlag, Hamburg 1983, ISBN 3-920855-01-9.
  • Jüdische Gemeinde Hamburg (Hrsg.): Denkmaleinweihung von der ehemaligen Synagoge Oberstraße. Hamburg 1983.
  • Volker Plagemann (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum. Anstöße der 80er Jahre. Köln 1989.
  • Pressestelle der Versorgung und Verkehr Kiel GmbH (VVK) (Hrsg.): Dokumentation zur Geschichte der Kieler Synagoge und des Mahnmals an der Goethestraße 13. Kiel 1992.
  • Jüdisches Museum/Dr. Bamberger-Haus, Rendsburg (Hrsg.): Doris Waschk-Balz, Plastiken und Zeichnungen 1986–1996. Einführung Dr. Maike Bruhns, Hamburg 1996.
  • Ursula Prückner: Doris Waschk-Balz, Plastik oder Bushaltestelle. In: Lustwandeln in Ottensen. Hamburg 1996.
  • Volker Plagemann (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum. Ein Führer durch die Stadt Hamburg. Hamburg 1997.
  • Lichtwark Forum in der DG-Hyp (Hrsg.): Doris Waschk-Balz, Arbeiten für den öffentliche Raum. Katalog zur Ausstellung mit Einführung von Volker Plagemann, Hamburg 2001.
  • Kay Rump (Hrsg.): Der Neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump (1912). Neumünster 2005, ISBN 3-529-02792-8.
  • Gerd Dethlefs/Wolfgang Steguweit (Hrsg.): GeldKunst-KunstGeld. Deutsche Gedenkmünzen seit 1949. Gestaltung und Gestalter. Numismatischer Verlag Fritz Rudolf Künker, Osnabrück 2005, ISBN 3-9801644-7-0.
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Commons: Doris Waschk-Balz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Künstler. Doris Waschk-Balz. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V., abgerufen am 15. November 2014.
  2. Hamburger Abendblatt: Figuren und Landschaften – Historisches Archiv · Nr. 16 vom 14. Juli 1999 (Memento vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive)
  3. Kulturkarte.de
  4. Münzenmagazin (Memento vom 7. Oktober 2008 im Internet Archive)
  5. mehrere Objekte bei Langenhorn-Archiv
  6. Skulptur „Erinnerung“ bei garten-der-frauen.de, Abschnitt „Der Garten“
  7. Grabstele auf carl-schuett-sohn.de