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Die Himmelstafel von Tal-Qadi/ Die Plejaden

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Die Plejaden gehören mit dem Mond und den fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten, zu den auffälligsten Objekten am Nachthimmel, die ohne Hilfsmittel beobachtet werden können.

Die Sterne der Plejaden

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Der offene Sternhaufen der Hyaden mit dem hellen Roten Riesen Aldebaran (α Tauri).

Die Plejaden bestehen aus insgesamt über eintausend einzelnen Sternen. Sie gehören zu einem offenen Sternhaufen und sind unserem Sonnensystem zwar nicht so groß und so nah wie der ebenfalls im Sternbild Stier (Taurus) gelegene Sternhaufen der nur 153 Lichtjahre entfernten Hyaden, mit einer Entfernung von rund 400 Lichtjahren sind sie dennoch nah genug, dass einzelne der helleren Sterne mit bloßem Auge unterschieden werden können.

Diese beiden Sternhaufen bilden das Das Goldene Tor der Ekliptik, durch das im Laufe der Zeiten immer wieder alle Wandelgestirne hindurchziehen.

Atlas ist in der griechischen Mythologie der Vater und Pleione die Mutter der sieben Plejaden. Die Ausdehnung der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne der Plejaden beträgt ungefähr ein Bogengrad von Atlas und Pleione zu Taygeta, Celaeno und Electra sowie zirka ein halbes Bogengrad von der Linie Merope–Electra zur Linie Pleione–Asterope. Der Winkelabstand zwischen den beiden paarweise am nächsten gelegenen Sternen Pleione und Atlas beträgt 15 Bogenminuten. Zwei leuchtende Punkte können bei diesem Abstand bei guten Sichtverhältnissen auch freiäugig ohne weiteres unterschieden werden. Die hellsten sieben Hauptsterne der Plejaden sind im Folgenden aufgelistet:

Die sieben Hauptsterne der Plejaden
Eigenname Scheinbare
Helligkeit
Minimale Horizonthöhe
für die freiäugige Sichtbarkeit
Alkione 3,0m
Atlas 3,5m
Electra 3,5m
Maia 4,0m
Merope 4,0m
Taygeta 4,0m
Pleione ≈5,0m 10°

→ Siehe auch Exkurs Zur Sieben.

Beispiel einer Sternschnuppe mit einer Spurlänge von zwei Bogengrad vom Sternbild Stier (Taurus, rechts oben) durch das Sternbild Eridanus (Mitte) bis in das Sternbild Orion (links) im Vergleich zu benachbarten Sternen vierter bis neunter Größenklasse im Vergleich.
Die folgenden Sterne sind mit ihrer scheinbaren Helligkeit gekennzeichnet:
4m = μ Eridani (mit farbiger Szintillation)
5m = c Eridani
6m = HIP 21718 Eridani
7m = HS Eridani
8m = HIP 22270 Orionis
9m = HIP 22316 Orionis.

Zwei weitere, etwas dunklere Sterne des Sternhaufens haben die Eigennamen der beiden anderen Plejaden aus der Mythologie, nämlich Celaeno (5,5m) und Asterope (6,0m). Celaeno ist somit erst ab einer Horizonthöhe von 16 Bogengrad zu sehen und Asterone sogar erst am ungefähr 25 Bogengrad. Über diese neun genannten Sterne hinaus gibt es noch zwei weitere Sterne am Rand des offenen Sternhaufens, die mit bloßem Auge gesehen werden können, nämlich 18 Tauri (5,6m) am nördlichen Rand und HD 23753 (5,4m) am südlichen Rand. Der nächstdunklere Stern ist sehr nah bei Asterope der Stern Sterope II (22 Tauri) mit einer scheinbaren Helligkeit von (6,4m), der unter optimalen Bedingungen zumindest theoretisch noch ohne Fernrohr gesehen werden könnte, wenn die Plejaden in der Nähe des Zenits stehen. Alle weiteren Sterne der Plejaden sind deutlich dunkler und mit bloßem Auge somit nicht sichtbar. Für den Sternhaufen resultiert insgesamt eine scheinbare Helligkeit von ungefähr 1,5m.

Anmerkung: Die numerische Größenklasse der scheinbaren Helligkeit wird durch ein nach- und hochgestelltes m (für magnitudo beziehungsweise kürzer auch mag) gekennzeichnet. Eine um eine Größenklasse höhere Zahl, bedeutet eine Abnahme der scheinbaren Helligkeit um einen Faktor von rund 2,5. Der Helligkeitsunterschied zwischen dem hellsten Stern des Nachthimmels Sirius (-1,5m) und den dunkelsten gerade noch mit unbewaffnetem Auge sichtbaren Sternen (6m) entspricht demzufolge einem Verhältnis von 1000 zu 1. Die scheinbare Helligkeit sagt nichts über die Größe, Entfernung oder absolute Helligkeit eines Sternes aus.

Sichtbarkeit

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Die Plejaden stehen heute sowohl am 20. Mai (in Konjunktion zur Sonne sind sie dann unsichtbar) als auch am 18. November (in Opposition zur Sonne und um Mitternacht mit maximaler Höhe über dem südlichen Horizont) im Meridian. Der Meridian ist der gedachte Großkreis, der sowohl durch die beiden Himmelspole als auch durch den Zenit und den Nadir läuft. Im Winter und im Frühjahr sind die Plejaden am Abendhimmel in westlicher Richtung und im Sommer und im Herbst am Morgenhimmel in östlicher Richtung zu beobachten.

Die Plejaden beim Abendletzt (akronychischer Untergang) von Berlin aus gesehen. Die effektive scheinbare Helligkeit zu Beginn der nautischen Abenddämmerung betrug 3,7m (Alkione) bis 6,4m (Celaeno), die Höhe über dem nordwestlichen Horizont 8 Bogengrad.

Seit jeher hatten die zu beobachtenden Auf- und Untergänge der Plejaden eine hohe kulturelle und wissenschaftliche Bedeutung. Heliakische Aufgänge sind hierbei "zur Sonne gehörend", also in Nähe zur aufgehenden Sonne (Morgenerst), und akronychische Untergänge befinden sich "am Rand der beginnenden Nacht", also in Nähe zur untergehenden Sonne (Abendletzt). Für die Beobachtung der Plejaden muss die Sonne allerdings unter dem Horizont stehen, und der Abstand zur Sonne (also die Elongation) muss mehr als 18 Bogengrad betragen, damit das in der Atmosphäre gestreute Sonnenlicht die Sterne des Sternhaufens nicht überstrahlt.

Die akronychischen Aufgänge (Abenderst) sowie die heliakischen Untergänge (Morgenletzt) spielen für Fixsterne (und somit auch für die Plejaden) keine Rolle, da diese im Gegensatz zum Mond, zu den Planeten und zu Kometen in den Nächten zwischen Morgenerst und Abendletzt immer zu sehen sind.

Um 2320 vor Christus befanden sich die Plejaden genau auf der ekliptikalen Länge des Frühlingspunkts und der akronychische Untergang fand also genau zur Tag-und-Nacht-Gleiche, dem Julianischen Datum zufolge zirka 20 Tage vor dem heutigen Frühlingsbeginn also am Anfang des Monats März statt, der in alten Sonnenkalendern der erste Monat des Jahres war. Um 1000 vor Christus hatten die Plejaden eine ekliptikale Länge von rund 18 Bogengrad, so dass der akronychische Untergang nach dem Julianischen Datum um den 21. März erfolgte.

Der Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Plejaden in Bezug auf die durch die Mondphasen bestimmten zwölf Monate machte diese im babylonischen Lunisolarkalender zu einem Kalendergestirn. Wenn der Aufgang sich bis in den dritten Kalendermonat (Simanu) verschoben hatte, wurde ein dreizehnter Schaltmonat eingelegt, womit die Kalendermonate wieder mit dem Frühlingsbeginn des Sonnenjahrs synchronisiert werden konnten.

Auch die neuseeländischen Māori orientierten sich am heliakischen Aufgang der Plejaden, um den Termin des Neujahrs festzulegen und mit der Aussaat zu beginnen.

Vor 5000 Jahren gingen die Plejaden auf der Linie des Horizonts ungefähr bei 7 Bogengrad nördlich der Ekliptik auf und bei 4 Bogengrad nördlich der Ekliptik unter. Heute gehen die Plejaden auf der Linie des Horizonts fast unverändert ungefähr bei 7 Bogengrad nördlich der Ekliptik auf und bei 5 Bogengrad nördlich der Ekliptik unter. Durch die damalige Lage der Ekliptik gingen die Plejaden überall auf der Erde und immer im Westen (bei einem Azimut von rund 270 Bogengrad) unter und im Osten (bei einem Azimut von rund 90 Bogengrad) auf. Im gegenüberliegenden Punkt der Himmelssphäre befand sich der sehr auffällige Rote Überriese Antares (α Scorpii) im Sternbild Skorpion (Scorpio). Sowohl die Plejaden als auch Antares waren gleichzeitig zu sehen (die sogenannte "Plejaden-Waage"), wenn sie beide ein Bogengrad über dem Horizont standen. Sie waren deswegen während der dunklen Jahreszeiten zur direkten Bestimmung dieser ausgezeichneten Himmelsrichtungen geeignet.

Vom Elsässer Belchen aus gesehen gehen die Plejaden heute beispielsweise immer über dem Kleinen Belchen auf, wo auch die Sonne bei der Sommersonnenwende aufgeht. Am 1. Mai, also an dem Tag, an dem die Plejaden in unserer heutigen Zeit in der maltesischen Abenddämmerung verschwunden sind, geht sie genau über dem höchsten Berg der Vogesen, dem Großen Belchen auf. Dieser wurde vermutlich dem keltischen Lichtgott Belenus geweiht, dessen Feiertag Beltane auf den 1. Mai fällt. Der Schwarzwälder Belchen befindet sich exakt in östlicher Richtung, also auf dem gleichen Breitengrad wie der Elsässer Belchen (47,82° nördliche Breite). An den beiden Tagen der Tag-und-Nacht-Gleiche beim Frühlings- und Herbstanfang gehen Himmelsobjekte, die sich in der Nähe des Frühlings- beziehungsweise des Herbstpunktes der Sonne befinden (also auch die Plejaden, die sich vor 5000 Jahren dort befanden), vom Elsässer Belchen aus gesehen genau im Osten über dem Schwarzwälder Belchen auf beziehungsweise vom Schwarzwälder Belchen aus gesehen genau im Westen über dem Elsässer Belchen unter.[1]

→ Siehe auch Das Belchen-System.

Als Bezugspunkt

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Die sieben hellsten feststehenden Himmelsobjekte in der Nähe der Ekliptik liegen zwischen den Sternbildern Stier (Taurus, rechts) und Skorpion (Scorpio, links). Zwischen den beiden offenen Sternhaufen der Hyaden und der Plejaden befindet sich das Goldene Tor der Ekliptik. Der Bogen der Ekliptik wird von den Wandelgestirnen vom Frühlingspunkt rechts zum Herbstpunkt links durchlaufen. In der unteren Hälfte der Ekliptik befinden sich keine hellen, ekliptiknahen Fixsterne. Außerhalb des Bogens liegende Punkte befinden sich nördlich der Ekliptik und innen liegende südlich. Der hellste gegenüber von Regulus liegende Stern Fomalhaut (α Piscis Austrini) im Sternbild Südlicher Fisch (Piscis Austrinus) ist zur Vervollständigung und zur Orientierung hinzugefügt, obwohl er sich mehr als zwanzig Bogengrad südlich der Ekliptiklinie befindet.

Die Plejaden liegen nahe der Ekliptik und sind eines der hellsten und aufgrund ihrer Form das auffälligste Fixsternobjekt an der Ekliptik. Sie sind ebenso wie die Hyaden ein "Pfosten" des Goldenen Tors der Ekliptik. Um 2300 vor Christi Geburt lag der Frühlingspunkt auf der Ekliptik bei der gleichen ekliptikalen Länge wie das Siebengestirn im heutigen Sternbild Stier (Taurus). Die Plejaden haben eine nördliche ekliptikale Breite von rund vier Bogengrad. Damit können sie unter Berücksichtigung der möglichen geographischen Breiten der Beobachtung von den Wandelgestirnen bedeckt werden, deren Bahnen eine hinreichend große Neigung zur Ekliptik haben.[2] Dies sind der Mond (Bahnneigung gut 5 Bogengrad), die Venus (Bahnneigung 3,4 Bogengrad) und der Merkur (Bahnneigung rund 7 Bogengrad). Letzterer ist wegen seiner permanenten Sonnennähe allerdings mit bloßem Auge nie gleichzeitig mit den Plejaden zu sehen. Bis heute hat sich der Frühlingspunkt gut 60 Bogengrad in westlicher Richtung verschoben, so dass er über das heutige Sternbild Widder (Aries) in das heutige heute Sternbild Fische (Pisces) weitergewandert ist.

Der Roten Riesen Aldebaran (α Tauri) ist innerhalb der Hyaden zu sehen, gehört selbst jedoch nicht zu diesem Sternhaufen. Sein Eigenname stammt vom arabischen Wort "al-dabaran" ab, was so viel wie "der Nachfolger" beziehungsweise "der Verfolger" bedeutet. Kurz nach dem Aufgang der Plejaden erscheint er ebenfalls über dem östlichen Horizont und scheint den Sternhaufen auf dem Bogen nach Westen stets zu Verfolgen.

Aldebaran (α Tauri) und der Rote Überriese Antares (α Scorpii) liegen fast auf der Ekliptik und unterscheiden sich in ihrer ekliptikalen Länge um fast genau 180 Bogengrad. Die beiden äußersten Pole der Reihe hellsten feststehenden Himmelsobjekte in der Nähe der Ekliptik, der Stern Antares und der Sternhaufen der Plejaden, werden in ihrer Eigenschaft als Kalendergespann auch als Plejaden-Waage bezeichnet.[3] Für die Menschen waren die beiden sehr hellen und rot leuchtenden Sterne Antares im Sternbild Skorpion (Scorpio) und Aldebaran im offenen Sternhaufen der Hyaden mit dem gegenüberliegenden Siebengestirn im Sternbild Stier (Taurus) im Altertum ein Gespann, mit dem auf einfache Weise die Zeitpunkte des Frühlings- und des Herbstanfangs im Sonnenjahr zuverlässig bestimmt werden konnten. Der in Abbildung zu sehende obere Halbbogen der Ekliptik befand sich damals zum Frühlingsbeginn bei Sonnenuntergang und zum Herbstbeginn bei Sonnenaufgang vollständig oberhalb des Horizonts. Zum Sommerbeginn war dieser Halbbogen um Mitternacht vollständig unter dem Horizont und daher gar nicht zu sehen. Der sichtbare Teil der Ekliptik war zum Winterbeginn um Mitternacht vom Stern Antares Osten bis zu den Plejaden im Westen vollständig und fast gleichmäßig in 45-Grad-Schritten durch die weitern angegebenen drei ekliptiknahen Sterne Spica im Sternbild Jungfrau (Virgo), Regulus im Sternbild Löwe (Leo) und Pollux im Sternbild Zwillinge (Gemini) markiert. Die Ekliptik schnitt vor 4300 Jahren bei maximaler Höhe und nahe dem Stern Regulus den südlichen Meridian. Regulus stand also zum Frühlingsbeginn bei Sonnenuntergang, zur Sommersonnenwende mittags, zum Herbstbeginn bei Sonnenaufgang und zur Wintersonnenwende um Mitternacht hoch im Süden.

→ Siehe auch Die sieben hellsten Objekte der Ekliptik.

Der hellste in seiner Region noch einigermaßen nahe an der Ekliptik liegende Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch (Piscis Austrinus) diente den alten Persern neben Aldebaran, Regulus und Antares als vierter Königsstern zur Orientierung am Sternenhimmel, da jeder dieser vier Sterne die Hauptrichtung eines Himmelsquadranten markiert.[4] Sie werden im Bundahischn erwähnt, ein mittelpersischer Text über die Weltentstehung sowie ihre Mythen und Legenden, die im Zoroastrismus eine Rolle spielen:[5]

Die vier persischen Königssterne
Stern Bayer-Bezeichnung Persische Bezeichnung Konjunktion mit der Sonne
zur Epoche J-2100
Umschreibung der Lage
bei Sonnenaufgang
zum Frühlingsäquinoktium
Aldebaran α Tauri Tascheter/Taschter Frühlingsäquinoktium Wächter des Ostens
Regulus α Leonis Venant Sommersonnenwende Wächter des Nordens
Antares α Scorpii Satevis Herbstäquinoktium Wächter des Westens
Fomalhaut α Piscis Austrini Haftorang/Hastorang Wintersonnenwende Wächter des Südens

Die Umschreibungen der Lagen bezieht sich nur exemplarisch auf den Zeitpunkt des morgendlichen Sonnenaufgangs zum Frühlingsäquinoktium, sie gelten insgesamt in den folgenden entsprechenden Situationen:

Die jahreszeitlichen Wächterpositionen der vier persischen Königssterne
Jahreszeitpunkt Tageszeit Sonnenrichtung
Frühlingsäquinoktium Morgen Osten
Sommersonnenwende Mitternacht Norden
Herbstäquinoktium Abend Westen
Wintersonnenwende Mittag Süden

Die vier Sternbilder, die den vier christlichen Evangelistensymbolen Stier (Lukas), Löwe (Markus), fliegender Adler (Johannes) und Mensch (Matthäus) entsprechen, sind mit diesen vier Königssternen verknüpft: der Stier (Taurus) mit Aldebaran, der Löwe (Leo) mit Regulus, der über Skorpion (Scorpio) fliegende Adler (Aquila) mit Antares und der menschliche Wassermann (Aquarius) mit Fomalhaut, der zu Füßen des Wassermanns liegt.

→ Siehe auch Die vier Evangelistensymbole.

Der Mond durchläuft auf seiner monatlichen Bahn alle ekliptikalen Längen. Diese Längen wurden schon im Altertum in Mondhäuser eingeteilt, in denen sich der Mond jeweils genau einen Tag lang aufhält, bevor er in das nächste Mondhaus weiterwandert. Als Bezugspunkt diente auch schon im Altertum häufig der Frühlingspunkt. Um 700 vor Christi Geburt lag der Frühlingspunkt auf der Ekliptik bei der gleichen ekliptikalen Länge wie der Hauptstern Hamal (α Arietis) des heutigen Sternbilds Widder (Aries). Bei den Beduinen wurden 28 Mondhäuser verwendet, und Hamal lag im ersten Mondhaus Scheratan ("die beiden Zeichen") oder Alnath ("das Horn" des Lammes). Wenn sich der Mond in diesem Mondhaus befindet, ist er einen Tag später im zweiten Mondhaus Albotayn ("das Bäuchlein" des Lammes, dort befindet sich auch der Stern Nair al Butain, auch Bharani genannt) und noch einen Tag später im dritten Mondhaus Thuraya, das sind die Plejaden.

Die in die Ebene projizierten 28 Mondhäuser (von rechts nach links) mit den wichtigsten Sternen entlang der Ekliptik (rote gestrichelte Linie, ekliptikale Länge von 0 Bogengrad bis 360 Bogengrad zur Epoche J0000.0 in horizontaler Richtung, senkrecht dazu die ekliptikale Breite). Die beiden seitlichen Ränder der Abbildung gehen im Kreisbogen der Ekliptik nahtlos ineinander über. Die Plejaden befinden sich im dritten Mondhaus.

Bei den Indern gab es nur 27 Mondhäuser und Hamal lag ebenfalls im ersten Mondhaus Ashvini ("die beiden Rosseschirrenden"). Das zweite Mondhaus heißt Bharani ("der Wegtragende") und das dritte Mondhaus Krittika, was wiederum Siebengestirn bedeutet.

Kreisförmige Darstellung der nördlichen Hemisphäre mit den 28 chinesischen Mondhäusern. Links der Frühling (Osten), oben der Winter (Norden), rechts der Herbst (Westen, in der Mitte der Asterismus Mǎo (昴 = haariger Kopf des Sternbilds "Weißer Tiger") und unten der Sommer (Süden).

Die Chinesen haben die Ekliptik ebenfalls in 28 Mondhäuser eingeteilt. Das Mondhaus mit den Plejaden heißt dort Mǎo ("haariger Kopf"), liegt in der Mitte des Herbststernbilds "Weißer Tiger des Westens" und markiert dort den Herbstpunkt auf der Ekliptik, der dem Frühlingspunkt genau gegenüber liegt. Im Altertum gingen die Plejaden zur Tag-und-Nacht-Gleiche beim Herbstanfang während des Sonnenuntergangs genau im Osten auf.

Darstellungen im Altertum

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Bei den Plejaden handelt es sich um einen äußerst auffälligen Asterismus in der Nähe der Ekliptik, und sie sind daher praktisch von jedem Ort der Erde viele Monate lang in der Nacht zu sehen. Die einzelnen Sterne können vom Mond bedeckt werden, und so ist es nicht verwunderlich, dass ihnen zu allen Zeiten und an allen Orten eine besondere Bedeutung und Aufmerksamkeit am Sternenhimmel zugeordnet wurde.

Es wird diskutiert, ob die Plejaden innerhalb des Sternbilds Stier (Taurus) bereits in den steinzeitlichen Zeichnungen in der Höhle von Lascaux dargestellt sind.[6][7]

In der neolithischen Magura-Höhle in Bulgarien tauchen bei den Höhlenmalereien zum Beispiel sehr viele Figuren mit zum Himmel erhobenen Armen auf.[8] Viele Figuren ähneln deutlich dem heutigen Sternbild Orion. An der Wand eines Korridors gibt es eine mythisch anmutende Gruppe mit einer Siebengestalt. In einer anderen größeren Zusammenstellung sind in der oberen Hälfte zahlreiche Gestalten mit erhobenen Händen zu erkennen, wohingegen darunter eher eine irdische Szene mit Menschen und Tieren zu sehen ist. Auch mehrere sonnen- und mondartige sowie stierartige und stierkopfartige Figuren sind in der Nachbarschaft dieser Darstellungen zu erkennen. Es ist daher eine naheliegende Annahme, dass die erwähnte Siebengestalt die Plejaden oder vielleicht auch die sieben Wandelgestirne symbolisieren könnte.

Die Plejaden sind vermutlich auf der Himmelsscheibe von Nebra aus der frühen Bronzezeit (um 2000 vor Christus) als sieben goldene Scheibchen abgebildet. Auch das 1891 in Allach bei München gefundene keltische Eisenschwert aus dem dritten Jahrhundert vor Christus ist mit goldenen Tauschierungen ausgeführt, die die Plejaden zeigen.[9]

Sieben Kreise an der Kante des Randsteins 15 vom neolithischen Hauptgrabhügel Knowth in Irland.

Eine sehr ähnliche Darstellung findet sich auf einem Randstein des steinzeitlichen Ganggrabs Knowth im irländischen Boyne Valley in der Nähe von Newgrange. Der Hauptgrabhügel ist rund 5100 Jahre alt, etwa 12 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 67 Metern. Er enthält zwei in Ost-West-Richtung verlaufende Gänge, die ursprünglich von 127 Randsteinen umgeben waren, von denen 124 noch erhalten sind. Auf der ebenen Oberfläche von Randstein 15 (kerbstone 15), der sich am östlichen Rand der Anlage befindet, ist in der Mitte möglicherweise eine Sonnenuhr dargestellt, und am Rand des Steins taucht eine Darstellung aus sieben Kreisen auf.[10][11]

In Mesopotamien sind die Plejaden auf mehreren aus Ton gefertigten assyrischen MUL.APIN-Keilschrifttafeln der Astrolab B Kalender verzeichnet (siehe auch unten Abschnitt „Die Schaltregel“).

Auch auf dem bronzezeitlichen Diskos von Phaistos von der Insel Kreta taucht 17 Mal ein kreisförmiges Symbol mit sieben innenliegenden Punkten auf, das mit den Plejaden in Verbindung gebracht wurde: [12]

Seit mehreren Jahren wird vermutet, dass auch auf dem zirka zwei Meter großen Stein mit becherförmigen Vertiefungen (französisch: "roche à cupules") auf der Hexenebene (französisch: "Plan des Sorcières") in der Gemeinde Lillianes im Aostatal die Plejaden abgebildet sind.[13]

Ähnliche Vermutungen gibt es für eine Anordnung von sieben Löchern beim Kalenderstein von Leodagger in Niederösterreich.[14]

Überlieferungen

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Die Plejaden sind das auffälligste Objekt im Asterismus des Himmelsstieres und auch des heutigen Sternbilds Stier (Taurus). Die Bezeichnung kommt aus dem Altgriechischen, es ist jedoch nicht eindeutig geklärt, was die ursprüngliche Bedeutung ist. Hierzu wird häufig das altgriechische Lehnwort πλείας (Nominativ Singular: "pleias", Genitiv, Singular: "pleiados", Nominativ Plural: "pleiades") für "Schiffer" herangezogen, weil sie als Himmelszeichen für den Beginn der weniger gefährlicheren Schiffbarkeit des Mittelmeers genutzt worden sind.[18] In auffällig vielen Sprachen werden Deminutive (Verkleinerungsformen) oder Attribute wie "klein" verwendet, um die Plejaden zu benennen. Der Bezug auf den altgriechischen Komparativ πλείων ("pleion") mit der Bedeutung "zahlreicher" ist ebenfalls nicht abwegig, denn in einem Sternhaufen sind die Sterne zahlreicher als bei einem einzelnen Stern. Diese Bedeutung taucht bei Begriffen wie "Haufen", "Versammlung" oder "Reichliche" sinngemäß auf. Ferner wurden wegen der Funktion als Kalenderstern auch die Ableitung vom altgriechischen Wort πλείων ("pleion") mit der Bedeutung "Jahr" beziehungsweise "Jahreszeit" sowie wegen der gelegentlich gebräuchlichen Bezeichnung als "Taubengestirn" auch der Ursprung aus πελειαδες ("pleleiades" = "Tauben") diskutiert.[19]

Die Plejaden werden im Deutschen auch Siebengestirn genannt, was den unmittelbaren Bezug zur magischen, mystischen und göttlichen Zahl Sieben herstellt.[20]

Für die Plejaden sind zahllose Synonyme im Gebrauch:[21][22][23][24]

Regensterne, Schiffersterne, Buschelsterni, Staubkörner, Sieb, Glucke, Henne, Tauben, Weintraube, Traube, Frühlingsjungfern, Sieben Schwestern, Töchter des Atlas (auch Atlantiden, Atlantiaden), ...
Assyrische Keilschrift mit zwei gleichen Schriftzeichen der sumerischen Bedeutung MUL.MUL (wörtlich übersetzt: Stern.Stern = Sterne) für die Plejaden.
Zeichen für die Plejaden nach dem japanischen Kosmologen Abe no Seimei (* 921; † 1005).[25]

In den meisten Sprachen hatten und haben sie einen Eigennamen:

althochdeutsch thaz sibunstirri (das Siebenstirn), polnisch baby (alte Weiber), russisch baba (altes Weib), japanisch Subaru (Versammlung), türkisch Ülker, aztekisch Tianquiztli (Marktplatz), sumerisch MUL MUL (in Keilschrift: , wörtlich "Stern-Stern" = Sterne), akkadisch Zappu (Haufen / Borste / Kamm) sowie Šebettu (die Sieben), aramäisch und hebräisch Kimah (Häuflein), arabisch Al-Thurayya (kleine Reichliche, die vielen Kleinen oder Kronleuchter)[26], lateinisch Vergiliae (Geflecht), griechisch heptasteros (Siebenstern), indisch Krittika (sechs Nymphen, die ihren Sohn, den hinduistischen Gott Karttikeya, aufzogen), chinesisch Mǎo (昴 = haariger Kopf des Sternbilds "Weißer Tiger"), australisch Mormodellick[3], maorisch Matariki, polynesisch Matarii (Gesellschaftsinseln)[3], hawaiisch Makaliʻi (auch im Zusammenhang mit einer "Schöpfkelle" oder als "Augen des Chefs" beziehungsweise "Gottes Augen")[27], inuitisch Sakiattiak (Brustbein), Ojibwe Bugonagiizhig (Loch im Himmel) sowie Madoo'asinik (schwitzende Steine), Mittleres Sioux Wiçinyanna Sakowin / Wiçincala Sakowin (sieben Mädchen), aragonesisch As Crabetas, walisisch Twr Tewdws, samisch Rougot (Hundemeute), finnisch Seulaset (Siebchen oder Siebengestirn), ...

Es sei angemerkt, dass das finnische Wort "seula" in "seulaset" für das deutsche Wort "Sieb" steht (althochdeutsch "sib"), der Suffix "-set" steht für die Verkleinerungsform "-chen", "seulaset" heißt wörtlich übersetzt also "Siebchen". Die Assoziation eines kleinen Siebes mit einem offenen Sternhaufen ist augenfällig, wobei die Anzahl der Löcher respektive der Sterne natürlich keineswegs genau sieben betragen muss.

Bei den babylonischen Chaldäern hießen die Plejaden auch Tamsil (zu Deutsch "Herde" beziehungsweise "Versammelte" oder "Genossen").[28]

Bibelstellen

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Im Alten Testament wird der Sternhaufen der Plejaden drei Mal erwähnt, allerdings weisen die verschiedenen Übersetzungen keine einheitlichen Bezeichnungen oder Begriffe auf.[29][30]

Das Sternbild Orion wird in der Anfangszeit des ersten vorchristlichen Jahrtausends neben den beiden offenen Sternhaufen der Plejaden und der Hyaden sowie dem Sternbild der Bärin beziehungsweise dem Himmelswagen (Großer Wagen in der Großen Bärin (Ursa Major)) auch im griechischen Raum als eines der sehr wenigen Sternbilder in den Epen Ilias[31] und Odyssee[32] von Homer genannt. Diese sehr auffälligen und gut zu beobachtenden Asterismen könnten in den alten Texten als Prototypen von Sternbildern beziehungsweise der untereinander in festen Abständen befindlichen Fixsterne gedeutet werden.

Das 9. Kapitel „Gottes Macht und die Ohnmacht des Menschen“ des Buches Hiob erwähnt die vier auffälligsten Sternkonstellationen im 9. Vers:[33]

Einheitsübersetzung (2016):
7 Er spricht zur Sonne, sodass sie nicht strahlt, er versiegelt die Sterne. 8 Er spannt allein den Himmel aus und schreitet einher auf den Höhen des Meeres. 9 Er macht das Sternbild des Bären, den Orion, das Siebengestirn, die Kammern des Südens.

Vulgata:
9 Qui facit Arcturum et Oriona et Hyadas et interiora austri.

Septuaginta:
9 ὁ ποιῶν Πλειάδα ("Pleiada") καὶ Εσπερον ("Esperon") καὶ Αρκτοῦρον ("Arktouron") καὶ ταμιεῖα νότου ("tamieia notou")

Das Name Αρκτοῦρον ("Arktouron") leitet sich aus den griechischen Wörtern ἄρκτος ("arktos" für "Bär") and οὖρος ("ouros" für "Hütter") her und bedeutet demzufolge "Bärenhüter". Der Bärenhüter (Bootes) ist ein auffälliges und großes Sternbild in der Verlängerung der Deichsel des Großen Wagens im Großen Bären (Ursa Major) mit dem hellen Hauptstern Arktur (Arcturus, α Bootis), bei dem es sich ebenso wie bei Aldebaran (α Tauri) im Stier (Taurus) und bei Antares (α Scorpii) im Skorpion um einen Roten Riesen handelt. Diese beiden ebenfalls sehr hellen und auffälligen Sterne markierten in der Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends den Frühlingspunkt im Stier und den Herbstpunkt im Skorpion (siehe oben).

Der erste Asterismus bei Hiobs Aufzählung lautet im Hebräischen "Aisch" ("איש"), was ebenso wie die entsprechende arabischsprachige Wurzel "Aouas" mit "einen Kreis machen" auch als "zusammenrotten" oder "versammeln" gedeutet werden kann.[29] Diese Interpretation steht im Einklang mit den entsprechenden Bedeutungen im Japanischen, im Akkadischen oder im babylonischen Chaldäisch für das Siebengestirn (siehe oben).

Das altgriechische Wort "Esperon" beim zweiten Asterismus der Aufzählung bedeutet "Abendstern", und diese Bezeichnung taucht als "Vesperum" auch in einigen Versionen der Vulgata auf.[29] Im Hebräischen steht "Kimah" ("כימה"), was häufig mit "Sternhaufen" übersetzt wird[3][34], aber auch vom Wort "Kamah" ("כמה") abstammen könnte, welches wiederum soviel wie "begehren" oder "jubeln" bedeutet. Das arabische Pendant "Kaouam" beziehungsweise "Kam" charakterisiert den Frühling.[29] Der Frühlingspunkt lag vor 4600 Jahren beim Siebengestirn, was auch noch bis ins 7. Jahrhundert vor Christus auf den assyrischen MUL.APIN-Tafeln überliefert ist, die bis ungefähr 300 vor Christus in Babylonien immer wieder kopiert wurden. Das Wort "Kam" kann auch zur Veranschaulichung einer "Schar" oder einer "Vielfalt" dienen". Letzteres kann leicht mit der wörtlichen Bedeutung des altgriechischen Begriffs "Pleiada" in Bezug gesetzt werden.[29]

An dritter Stelle folgt im Hebräischen die Konstellation "Kesil" ("כזיל"). Die Wurzel dieses Wortes ist "Kasal" ("כזל"), was so viel wie "wechselhaft" bedeutet, wohingegen im Arabischen "starr" oder "kalt" die passenden Bedeutungen sind. Insofern kann in "Kesil" der Gegenpol zu "Kimah" am Sternenhimmel beziehungsweise bei den Jahreszeiten sowie als der Gegensatz zwischen Bewegung und Starrheit angesehen werden.[29] Einige Interpretatoren gehen darauf basierend davon aus, dass es sich bei den Gegenpolen um zwei gegenüberliegende Sternbilder oder auch nur Sterne respektive Sternbilder[35] handeln könnte, wie der Rote Riese Aldebaran (α Tauri) im Wintersternbild Stier (Taurus) und der Rote Überriese Antares (α Scorpii) im Sommersternbild Skorpion (Scorpio).[29] Die Sternbilder Orion und Stier (Taurus) mit den Plejaden und den Hyaden werden auch Wintersternbilder genannt, weil sie im Winter um Mitternacht auf dem südlichen Meridian kulminieren, wo sie vollständig und besonders gut zu sehen sind. Umgekehrt ist es mit den zu den Wintersternbildern auf dem Lebewesenkreis diametralen Sommersternbildern Skorpion (Scorpio) und Adler (Aquila) in der Sommermilchstraße, die im Sommer um Mitternacht auf dem südlichen Meridian kulminieren.

Im Hebräischen steht an der vierten Stelle der Plural "Mazzaroth" ("מזרות"), was einfach Sternbilder[29][36] oder etwas spezieller Zodiak (Lebewesenkreis) bedeuten könnte. Letzteres gilt insbesondere, wenn das ursprüngliche Wort "Nazar" ("נזר") zugrunde gelegt wird, welches "umzingeln" beziehungsweise "umkreisen" bedeutet. In diesem Sinne könnten mit den (geheimen) Kammern des Südens auch alle Sterne gemeint sein, die zirkumpolar um den südlichen Himmelspol kreisen, somit nie auf der nördlichen Hemisphäre sichtbar werden und demzufolge verborgen sind.[29] Die Kleinschreibung in den alten Sprachen suggeriert, dass es sich bei den "Kammern des Südens" nicht um den Namen für einen Asterismus handeln könnte. Im weiteren Sinne könnten auch südlich gelegene Mondhäuser (oder "Mondstationen" respektive "Mondkammern") gemeint sein, in denen sich der Mond in der Nähe des südlichen Meridians, wegen der dort auftretenden oberen Kulmination gut erkennbar, jeweils einen Tag lang aufhält.[28] Diese Annahme wird unterstützt durch den ähnlich klingenden assyrischen Begriff "manzaltu" für "Station". Andere Autoren gehen davon aus, dass mit den Kammern des Südens die Milchstraße gemeint ist.[37] Da der hebräische Begriff "Mazzaroth" im 2. Buch der Könige, 23. Kapitel, Vers 5 (in der Septuaginta steht entsprechend "μαζουρωθ" ("mazuroth")) in vielen Übersetzungen mit den zwölf Sternbildern des Zodiaks gleichgesetzt wird, wäre auch die Identifikation der "Kammern des Südens" mit den Sternbildern des Lebewesenkreises denkbar, die bei der Kulmination auf dem südlichen Meridian besonders gut und in hinreichend südlichen Breiten stets vollständig zu sehen sind.

Im 31. Vers des 38. Kapitels des Buches Hiob heißt es dann:[38]

Einheitsübersetzung (2016):
31 Knüpfst du die Bande des Siebengestirns oder löst du des Orions Fesseln?
32 Führst du heraus Sterne des Tierkreises zu seiner Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen?
33 Kennst du die Satzungen des Himmels, setzt du auf der Erde seine Herrschaft durch?

Vulgata:
31 Numquid coniungere valebis nexus stellarum Pleiadum aut funiculum Arcturi poteris solvere ?
31 Numquid coniungere valebis micantes stellas Pliadis aut gyrum Arcturi poteris dissipare

Septuaginta:
31 συνῆκας δὲ δεσμὸν Πλειάδος ("Pleiados") καὶ φραγμὸν Ωρίωνος ("Orionos") ἤνοιξας

Auch hier steht im Hebräischen "Kimah" ("כימה") und "Kesil" ("כזיל")[39], was in Bezug auf die einstige Lage des Frühlingspunktes bei den Plejaden und dessen Wanderung durch die Präzession der Erdachse auch zur folgenden astronomischen Interpretation führen könnte:

„Knüpfst du die Bande des Frühlings(-punktes), oder löst du die Fesseln der Sterne ?“

Im Buch des Propheten Amos im Kapitel 5, Vers 8 heißt es zu den beiden benachbarten Konstellationen:

Einheitsübersetzung (2016):
Er hat das Siebengestirn und den Orion erschaffen; er verwandelt die Finsternis in den hellen Morgen, er verdunkelt den Tag zur Nacht.

Nova Vulgata:
Qui facit stellas Pliadis et Orionem

Vulgata:
facientem Arcturum et Orionem

Septuaginta:
ποιῶν πάντα καὶ μετασκευάζων

Die griechischen Wörter sind unspezifisch für konkrete Sternkonstellationen. Das Wort "panta" steht für "alles" (oder "immer"), und das Wort "metaskeuazon" könnte mit den beiden Bestandteilen "meta" ("nach", "inmitten") und "skeuazon" ("einrichten", "fertig machen", "vorbereiten", "sammeln") folgendermaßen interpretiert werden:

„Er hat alles erschaffen und es gestaltet; er verwandelt die Finsternis in den hellen Morgen, er verdunkelt den Tag zur Nacht.“

Auch hier werden im Hebräischen die Wörter "Kimah" ("כימה") und "Kesil" ("כזיל") verwendet (siehe oben).[40] Der Lauf der Sonne bestimmt die Jahreszeiten, und das Jahr begann im Altertum in der Regel mit dem Frühlingsbeginn, wenn die Sonne zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühlingspunkt steht. Die Plejaden lagen um 2600 vor Christus beim Frühlingspunkt und standen somit in der uralten Tradition für den Jahres- beziehungsweise Frühlingsbeginn (→ siehe auch Die Plejaden-Schaltregel). Ein halbes Jahr später steht die Sonne zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbstpunkt auf der gegenüberliegenden Seite der Ekliptik. Alle anderen Wandelgestirne ziehen mit unterschiedlichen Umlaufzeiten ebenfalls entlang der Ekliptiklinie regelmäßig durch diese beiden Punkte. Das Goldene Tor der Ekliptik wird durch die beiden offenen Sternhaufen der Plejaden und der Hyaden gebildet und beherbergte deswegen vor 4600 Jahren den Frühlingspunkt. Dieses traditionelle Wissen wurde in Babylonien mit den MUL.APIN-Tafeln bis ins siebente vorchristliche Jahrhundert aus den älteren Zeiten bewahrt, so dass der Prophet Amos im Königtum Juda durch die Einflüsse des Neuassyrischen Großreiches darüber informiert gewesen sein kann.

Zum einen stehen die ewig fest an ihren Positionen stehenden Sterne (lateinisch stellae fixae) und Sternbilder den sich ewig entlang der scheinbaren Sonnenbahn (Ekliptik) bewegenden Wandelgestirne (lateinisch stellae errantes, im weiteren Sinne auch die Kometen (lateinisch stellae crinitae = "langhaarige Sterne")) gegenüber. Zum anderen liegen der Frühlings- und der Herbstpunkt (Äquinoktien) sowie die Winter- und die Sommersonnenwende (Solstitien) auf gegenüberliegenden Seiten der Ekliptik. Jeder dieser vier auf der Ekliptiklinie ausgezeichneten Punkte kreist bedingt durch die Rotation der Erde an jedem Tag einmal um einen irdischen Beobachter, wobei während der Nacht immer nur der der jeweiligen Jahreszeit entsprechende Ausschnitt des Sternenhimmels zu sehen ist. Im Laufe von Jahrhunderten verschieben sich die Äquinoktien und die Solstitien gegenüber dem Fixsternhimmel ersichtlich. Im Sinne dieser räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge, Gegensätze und Veränderungen könnte also eine einfache, aber durchaus naheliegende astronomische Interpretation dieses Amos-Textes in Betracht kommen:

„Er hat den ewigen Himmelslauf erschaffen; er verwandelt die Finsternis in den hellen Morgen, er verdunkelt den Tag zur Nacht.“

Bezug zur Vierzig

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Die Plejaden hatten in vielen Kulturen also eine besondere Bedeutung und tauchen häufig in bildlichen Darstellungen auf. Sie sind ein Kalendergestirn, nach dessen Auf- und Untergängen schon im Altertum landwirtschaftliche und seefahrerische Tätigkeiten ausgerichtet wurden, wie es zum Beispiel schon bei den griechischen Dichtern  Hesiod um 700 vor Christus[41][42] oder  Aratos von Soloi (* zirka 310 vor Christus; † 245 vor Christus) belegt ist. Hesiod erwähnt in seinem Text auch, dass die Plejaden im Frühjahr für vierzig Tage und Nächte nicht zu sehen sind, da sie vom Sonnenlicht überstrahlt werden. Der Name Plejaden geht auf die sieben Töchter des Titanen Atlas und seiner Gattin, der Okeanide Pleione, aus der griechischen Mythologie zurück. Sie heißen: Alkyone, Halcyone, Asterope (oder Sterope), Kelaino, Maia, Merope und Taygete.

Der Begriff Quarantäne (vom Französischen „quarantaine (de jours)“ = „vierzig Tage“) soll mit den Plejaden zusammenhängen, da diese in den subtropischen Breiten (heute) vom 1. Mai bis zum 9. Juni, also vierzig Tage lang, von der Sonne überstrahlt werden und dann selbst der hellste Stern dieser Konstellation, Alkione (η Tauri), mit bloßem Auge erst kurz nach Sonnenuntergang nicht mehr und dann kurz vor Sonnenaufgang noch nicht wieder gesehen werden kann.

Nach der Unsichtbarkeit der Plejaden begann im alten Ägypten vierzig Tage lang das Nilwasser zu steigen und ebenso lange wieder zu fallen.[43]

Noah öffnete nach vierzig Tagen das Fenster seiner Arche[44], und Moses verbrachte vierzig Tage auf dem Gottesberg Sinai.[45] Es ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass im Neuen Testament Jesus dann auch vierzig Tage in der Wüste fastet[46][47][48], weswegen es in der österlichen Bußzeit heute ebenfalls vierzig Fastentage gibt.

Siehe auch: Quadriviale Kuriositäten / Zahlen / Zur Vierzig

Sagenwelt

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Der Devils Tower im Nordosten des US-amerikanischen Bundesstaates Wyoming.

Bei den Kiowa-Indianern geht die Sage, dass sieben Mädchen sich vor mehreren Bären auf einen Felsen flüchteten und ihn anflehten sie zu retten. Daraufhin sei dieser heute als Devils Tower bekannte Vulkankegelstumpf immer weiter in den Himmel gewachsen und brachte die Mädchen schließlich als die Plejaden an das Firmament. Die von den Bärenkrallen an den Flanken des Berges verursachten vertikalen Schrammen seien immernoch zu sehen.[49]

Die Inuit erzählen sich die Legende, dass ein großer Bär die Menschheit bedrohte und von Hunden an den Himmel verjagt wurde. Die Hundemeute würde als die Plejaden diesen Bären heute weiterhin verfolgen.[23]

Die australischen Ureinwohner der Loritja erzählen sich, dass sieben Mädchen während der Unsichtbarkeit der Plejaden auf die Erde kommen und einen Feuertanz aufführen.[50]

Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Kuckuck im Frühsommer aufhört zu singen und dass die Plejaden in den Breitengraden der klimatisch gemäßigten Zonen dann deutlich länger nicht zu sehen sind, gibt es eine deutsche Sage über einen hartherzigen Bäcker, der bis zur Sommersonnenwende 72 Tage lang vergeblich nach seiner Frau und seinen Töchtern ruft. In dieser Sage es heißt:

Vom Ursprung der Plejaden wird erzählt: Christus ging an einem Bäckerladen vorüber, wo frisches Brot duftete, und sandte seine Jünger hin, ein Brot zu erbitten. Der Bäcker schlug es ab, doch von Ferne stand die Bäckersfrau mit ihren sechs Töchtern und gab das Brot heimlich. Dafür sind sie als Siebengestirn an den Himmel versetzt, der Bäcker aber ist zum Kuckuck geworden und so lange er Frühjahrs ruft, von Tiburtii (Anmerkung: Namenstag  Tiburtii von Rom ist der 14. April) bis Johannis (Anmerkung: Namenstag  Johannes' des Täufers ist der 24. Juni (Johannistag)), ist das Siebengestirn am Himmel [nicht] sichtbar.[21]

In norddeutschen, ostpreußischen und böhmischen Sagen gibt es Varianten dieser Geschichte, bei denen der Kuckuck die geflüchteten Familienangehörigen nicht zurückrufen kann beziehungsweise deren Rache fürchtet.[22][51] Eine Mecklenburgische Volksüberlieferung lautet:

Viertig Dag un viertig Nacht darf de Kukuk sik man sehn laten, denn is dat Soebenstiern hier wech; wenn dat wedderkümmt, denn mööt de Kukuk wider. ("mööt" = "muss (weichen)")[52]

Bei zwei dänischen Varianten geht es um eine Frau mit sieben unehelichen Kindern und um ein zerstrittenes Ehepaar.[53][54]

Zusammenhang mit dem Stier

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Asterismus des Himmelsstieres mit den Bezeichnungen der hellsten Sterne. Die Plejaden liegen auf dem Rücken des Himmelsstieres.

Der offene Sternhaufen der Plejaden hat sieben Sterne, die eine scheinbare Helligkeit von dritter bis fünfter Größenklasse haben und somit gut mit bloßen Auge zu erkennen sind. Die Plejaden liegen auf dem Rücken des Himmelsstieres und könnten aus diesen Gründen als Urquell der sieben Wandelgestirne angesehen werden. Althochdeutsch wird der Sternhaufen mit „sibunstern“, „sibunstirni“, oder „sibunstirri“ bezeichnet.[55] Die Übersetzung ins Lateinische ist nicht eindeutig (siehe oben), da hier sowohl "Vergiliae", „Pleiades“ und „Hyades“ als auch „septemtriones“[56] („sieben Dreschochsen“) anzutreffen sind.

Insbesondere bei den Wörtern für „sieben“ und für „Stier“ sowie „Gestirn“ oder „Stern“ sind die Ähnlichkeiten in den uralten (proto-indoeuropäischen und altsemitischen) Sprachen so auffällig, dass sie gemeinsame Ursprungswörter (Etyma) haben und somit Kognaten sein dürften. Beispiele sind:[57]

  • "sieben": Proto-Semitisch "*šabʕum", Akkadisch "sebe", Proto-Indoeuropäisch "*septḿ̥", Hetitisch "sipta", Proto-Germanisch "*sebun", Althochdeutsch "sibun", Hebräisch "sajin" (Buchstabe) oder "scheva" (Wort), Etruskisch "semph", Maltesisch "sebgħa", Arabisch "sabʿa", Lateinisch "septem", Griechisch "επτά" ("(h)epta"), Ungarisch "het", Proto-Balto-slawisch "*septin", Proto-Indo-Iranisch "*saptá", Katalanisch "set", Spanisch "siete", Galicisch "sete", Lettisch "septiņi", Italienisch "sette", Französisch "sept", Englisch "seven", Wallisisch "saith", Bosnisch / Kroatisch "sedam", Rumänisch "șapte", Irisch "seacht", Swahili "saba", Haitianisch "sèt"
  • "Stier":[58] Akkadisch und Assyrisch "šūru", Aramäisch "tōra", Hebräisch "šǒr", Althochdeutsch "stior", Ugaritisch "twr", Lateinisch "taurus", Griechisch "ταύρος" ("tauros"), Arabisch "ثور" ("thawr"), Italienisch, Katalanisch und Spanisch "toro", Galicisch "touro", Französisch "taureau", Schwedisch "tjur", Dänisch "tyr", Gallisch "tarvos", Irisch und Gälisch "tarbh", Wallisisch "tarw"
    • "Horn": Akkadisch "carnu", Aramäisch "qeren", Lateinisch "cornu", Griechisch "κόρνο" ("korno"), Maltesisch "qrun", Arabisch "قرون" ("qurun"), Französisch "corne", Italienisch "corne", Rumänisch "corn", Haitianisch "kòn"
  • "Stern / Gestirn": Indogermanisch "*ster", Akkadisch "istar", Lateinisch "astrum" / "stella", Griechisch "άστρο" / "αστέρι" ("astro" / "asteri"), Althochdeutsch "stern(o)", Galicisch "estrela", Katalanisch und Spanisch "estrella", Englisch "star", Isländisch "stjarna", Italienisch "stella", Sardisch "istedda", Maltesisch "stilla", Dänisch und Norwegisch "stjerne", Schwedisch "stjärna", Rumänisch "stea", Baskisch "izar"

Im Althochdeutschen wären die lateinischen „septemtriones“ die „sibunstiori“, was den althochdeutschen „sibunstirri“ wiederum sehr ähnlich kommt. Es wäre demzufolge denkbar, dass der Himmelsstier als „Geburtstrichter“ der Thuraya mit seinem Siebengestirn als „Geburtshelfer“ für die sieben Wandelgestirne angesehen wurde und dass die göttliche Zahl „Sieben“ mit den göttlichen Begriffen „Gestirn“ und „Stier“ im Laufe der Zeiten mit variierender Kombination, Bedeutung und Verwendung assoziiert wurde.

Anmerkung:
Eine Variante des lateinischen Wortes „septemtriones“ ist die lateinische Bezeichnung „septentrio“ für die nördliche Himmelsrichtung. Die vier Haupthimmelsrichtungen sind geographisch im Horizontsystem definiert. In Italien wurde das Sternbild Großer Bär (Ursa Major) "septentrio" ("Siebenfigur") genannt.[59] Der Asterismus Großer Wagen im Sternbild Großen Bär besteht aus sieben sehr deutlich zu erkennenden Sternen und befindet sich von der Erde aus gesehen immer zwischen Nordwesten und Nordosten. Der Große Wagen ist in nördlichen Breiten seit Jahrtausenden zirkumpolar, befindet sich also nie unterhalb des Horizonts und steht keineswegs immer dicht über dem nördlichen Horizont. Nur im Sommer erfolgt die untere Kulmination auf dem nördlichen Meridian um Mitternacht.
Es möge in diesem Zusammenhang zur Kenntnis genommen werden, dass sich die nördlichen Richtungen auch als Wohnstatt von sieben Gestirnen gesehen werden können. Hierfür kommen sowohl das Siebengestirn, als auch die sieben Wandelgestirne in Frage, die im Norden nie zu sehen sind, weil sich die Ekliptiklinie dort stets unterhalb des Horizonts befindet. Das gleiche gilt für den Himmelsstier. Unabhängig von der genauen Bedeutung könnte also durchaus erwogen werden, dass sich der Begriff „septentrio“ von der Richtung ableitet, in welcher die „septemtriones“ (die „sieben Ochsen“) nie zu sehen sind, sich also in ihrem Ruheort verbergen.

Die Schaltregel

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Zweispaltige babylonische MUL.APIN-Tafel aus Ton mit Keilschrift im Britischen Museum in London. Die erste Tafel enthält astronomische Abhandlungen zu Himmelsabschnitten, Daten von Auf- und Untergängen wichtiger Sterne sowie 18 Mondstationen inklusive der drei ersten Mondstationen: die Plejaden, der Himmelsstier und Orion.
Mond-Sonne-Darstellung aus dem mesoamerikanischen Codex Borbonicus der Azteken vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die beiden Halbkreise symbolisieren den Mond und die Sonne. Im Halbkreis des Mondes befinden sich 19 Kreise. Interessanterweise korrespondieren sowohl die 11 kleinen Kreise am Mondrand mit den 11 Tagen, die ein Sonnenjahr (365 Tage) länger dauert als 12 synodische Monate (354 Tage) als auch die 7 Strahlen an der Sonne mit den 7 synodischen Monaten (207 Tage), die 19 Sonnenjahre beziehungsweise 235 synodische Monate (6940 Tage) länger dauern als 12 mal 19 beziehungsweise 228 synodische Monate (6733 Tage).

Seit 1978 ist bekannt, dass die mesopotamischen Keilschrifttexte des MUL.APIN, die seit dem siebenten Jahrhundert vor Christus hergestellt wurden und die sogenannte Plejaden-Schaltregel beschreiben. Sie beziehen sich hierbei auf eine Zeit, die deutlich vor der Entstehung der noch erhaltenen und offenbar (mehrfach) kopierten Tontafeln liegt, nämlich auf das 26. Jahrhundert vor Christus.[2] Dies ergibt sich aus den in den Texten explizit angegebenen astronomischen Daten zu den Sichtbarkeiten der Plejaden (sumerische Bezeichnung MUL.MUL = "Sterne") und den Monatsanfängen. Aufgrund der Präzession der Erdachse verschiebt sich zum einen der Frühlingspunkt entlang der Ekliptik immer weiter nach Westen (kleinere ekliptikale Längen). Zum anderen verändern sich auch die Aufgangs- und Untergangsazimute der Gestirne ein wenig.

Wenn ein anhand der Beobachtung der Mondphasen ein sehr leicht zu führender Mondkalender (Lunarkalender) verwendet wird, verschieben sich die Tag-und-Nacht-Gleiche respektive der Frühlingsanfang und der Herbstanfang sowie die Sonnenwenden jährlich um knapp elf Tage nach hinten, weil immer nur zwölf synodische Monate (jeweils von Neulicht zu Neulicht mit zirka 29,53 Tagen) beziehungsweise zusammengenommen 354 Tage berücksichtigt werden. Das tropische Sonnenjahr hat jedoch gut 365 Tage, dauert also rund elf Tage länger als zwölf synodische Monate. Um aus dem Lunarkalender einen Lunisolarkalender zu machen, der mit dem tropischen Sonnenjahr im Einklang bleibt, haben schon die alten Babylonier ungefähr alle drei Jahre einen 13. synodischen Schaltmonat eingefügt. Dies wird in der Zeitrechnung auch als Interkalation bezeichnet (lateinisch "intercalatio", zu Deutsch: „Zwischenschaltung“).

Der Julianische und der Gregorianische Kalender sind reine Sonnenkalender (Solarkalender), bei denen der Frühling immer um den 21. März beginnt. Hier wird die Synchronität der zwölf Monate mit dem Jahreszyklus dadurch hergestellt, dass die Monate 30 oder 31 Tage haben, also länger als ein synodischer Monat dauern. Der letzte Monat der ursprünglichen Sonnenjahres, der Februar, hat als einziger Monat 28 Tage. Da das tropische Sonnenjahr nicht exakt 365 Tage hat, sondern knapp einen Vierteltag länger dauert, wird im Julianischen Kalender alle vier Jahre (Jahreszahl ohne Rest durch vier teilbar) als letzter Tag des Jahres ein 29. Februar als Schalttag eingefügt:

Durch die gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582 wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass die Differenz zwischen dem tropischen Sonnenjahr und 365 ganzen Tagen nicht exakt einen Vierteltag beträgt, sondern etwas weniger, nämlich nur rund 0,24219 Tage. Da sich nach fast 16 Jahrhunderten die Differenz zwischen Frühlingsanfang und dem 21. März auf zehn Tage aufsummiert hatte, wurde beim Wechsel vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender zum einen um zehn Tage nach vorne gesprungen, und zum anderen wurde nicht mehr alle vier Jahre ein Schaltjahr eingeschoben, sondern alle einhundert Jahre wurde das Schaltjahr weggelassen und alle vierhundert Jahre wiederum nicht weggelassen. Die Jahreslänge nährt sich dem tropischen Sonnenjahr damit deutlich besser an und beträgt im Mittel:

Damit ist das tatsächliche tropische Sonnenjahr auf weniger als eine Minute genau angenähert. Das mittlere Gregorianische Jahr dauert zur Zeit nur zirka 27 Sekunden länger als das tatsächliche tropische Sonnenjahr.

Da die Differenz zwischen drei tropischen Jahren (1095,7 Tage) und 37 synodischen Monaten (1092,6 Tage) nicht Null, sondern gut drei Tage beträgt, muss auch bei der Anwendung einer Drei-Jahres-Regel gelegentlich eine Korrektur angebracht werden. Diese führt dazu, dass manchmal nicht schon nach drei Jahren, sondern erst am Ende des vierten Jahres ein dreizehnter synodischer Schaltmonat eingefügt wird. Die Plejaden-Schaltregel ist zu diesem Zweck sehr hilfreich, da sie das Mondalter in den ersten Tagen des Neulichts mit der ekliptikalen Länge der Sonne im Frühlingspunkt in Bezug setzt und somit dafür sorgt, dass der Frühlingsvollmond stets in zeitlicher Nähe zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr stattfindet.

Die beiden überlieferten babylonische Plejaden-Schaltregeln sind in den Zeilen acht bis elf der zweiten Tontafel der MUL.APIN-Serie festgehalten worden. Die Keilschriftzeichen der Anfänge von Zeile zehn und elf sind zwar nicht vollständig erhalten, können jedoch relativ zuverlässig und sinngebend rekonstruiert werden:[2]

8 Wenn am ersten Nisannu Plejaden und Mond sich die Waage halten, ist dieses Jahr normal.
9 Wenn am dritten Nisannu Plejaden und Mond sich die Waage halten, ist dieses Jahr voll.
10 Wenn am ersten Ajaru die Plejaden aufgehen, ist dieses Jahr normal.
11 Wenn am ersten Simanu die Plejaden aufgehen, ist dieses Jahr voll.

Sowohl die Zeilen 8 und 9 als auch die Zeilen 10 und 11 stellen unabhängig voneinander jeweils eine Regel dar, nach welcher das Jahr bestimmt werden kann, in dem ein Schaltmonat einzuführen ist.

Nisannu, Ajaru und Simanu heißen die ersten drei synodischen Monate des babylonischen Kalenders. Diese Monatsnamen sind akkadische Bezeichnungen. Akkadisch ist die stark vom noch älteren Sumerisch beeinflusste protosemitische Sprache, aus der zahlreiche semitische Sprachen hervorgegangen sind, wie zum Beispiel Phönizisch, Aramäisch, Syrisch, Arabisch, Maltesisch, aber auch Hebräisch. So finden sich diese Monatsbezeichnungen in sehr ähnlicher Form auch im religiösen Lunisolarkalender des Judentums wieder: Nisan, Ijjar und Siwan.

Ein normales Jahr hat zwölf synodische Monate und ein volles (respektive übergroßes) Jahr wird um einen Schaltmonat erweitert. Nach dem zwölften Monat des Jahres mit der Bezeichnung Addaru (hebräisch Adar) gab es dann noch einen 13. Monat mit der Bezeichnung Addaru II. Im Hebräischen heißen diese beiden Monate Adar aleph ("Adar A") oder Adar rischon (erster Adar) sowie Adar beth ("Adar B") oder Adar scheni (zweiter Adar).

Konjunktion der zunehmenden Mondsichel (dreieinhalb Prozent Neulicht (Mondalter 1,8 Tage, östliche Elongation 21,5 Bogengrad) mit aschgrauem Mondlicht durch den Erdschein beim Abenderst, links) mit dem Planeten Merkur (scheinbare Helligkeit 1,5m, Bildmitte) und dem offenen Sternhaufen der Plejaden im Sternbild Stier (Taurus, rechts) am 2. Mai 2022 (nach dem jüdischen Lunarkalender der 1. Siwan 5782) ungefähr 8,5 Bogengrad über dem westnordwestlichen Abendhimmel in Berlin.

"Sich die Waage halten" bedeutet, dass die Plejaden und die Mondscheibe in Konjunktion stehen. Hierbei bleibt offen, welche der beiden üblichen Definitionsmöglichkeiten für eine Konjunktion bei den Babyloniern zur Anwendung gekommen war, denn

  • entweder handelt es sich um das Erreichen der gleichen Horizonthöhe im horizontalen Koordinatensystem,
  • oder es handelt es sich um das Erreichen der gleichen ekliptikalen Länge im ekliptikalen Koordinatensystem.

Die Wahl der Definition hat jedoch keine große Auswirkung auf die Datierung der astronomischen Ereignisse, da sie über dem westlichen Horizont am Frühlingsabend beide innerhalb von nur wenigen Stunden auftreten. Ferner kann berücksichtigt werden, dass die Ekliptik beim Untergang der Plejaden in Mesopotamien fast senkrecht auf dem Horizont steht und es deswegen in diesem Himmelsausschnitt nur zu sehr geringe Unterschieden zwischen den Differenzen der Höhenwinkel oder der ekliptikalen Längen kommt.

Zur Interpretation der beiden Plejaden-Schaltregeln sind noch einige weitere Punkte als bekannt vorauszusetzen:

  • Alle Monate beginnen an dem Tag mit dem Neulicht des Mondes beim Abenderst über dem westlichen Horizont. Hier hat die Mondsichel ein Mondalter von ein bis zwei Tagen nach Neumond, und der Mond hat demzufolge in Bezug auf die Sonne eine östliche Elongation von ungefähr 15 bis 25 Bogengrad erreicht.
  • Mit "aufgehen" ist der heliakische Aufgang der Plejaden am östlichen Horizont beim Morgenerst gemeint, nachdem sie nach ihrem Abendletzt beim akronychischen Untergang ungefähr vierzig Tage lang nicht beobachtet werden konnten, weil sie während dieser Zeit zu sehr in Sonnennähe standen, von der Sonne überstrahlt wurden während die Sonne prograd (rechtläufig) an ihnen vorbeigezogen ist. Da der offene Sternhaufen der Plejaden eine nördliche ekliptikale Breite von ungefähr vier Bogengrad hat, steht die Sonnenscheibe nach zwanzig Tagen der Unsichtbarkeit der Plejaden bei der Konjunktion von Sonne und Plejaden vier Bogengrad südlich von diesem Sternhaufen.
  • Die Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr (Frühlingsäquinoktium) wurde von den Babyloniern auf den ersten Kalendermonat Nisannu festgelegt, an dem sich in einem "normalen" Jahr in der Mitte des Monats der erste Vollmond des Jahres zeigt. Ein ähnlicher Ansatz mit dem Frühlingsvollmond gilt übrigens auch heute noch für die Festlegung des jüdischen Pessach-Festes, das am Seder, dem Vorabend des 15. Nisan beginnt, beziehungsweise für die Festlegung des christlichen Osterfestes, das am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond stattfindet. Siehe auch Osterdatum.

Im tatsächlichen Frühlingsäquinoktium hat die Sonne in allen Epochen exakt die ekliptikale Länge Null. Ein gleichzeitig auftretender Neumond hat dann ebenfalls die ekliptikale Länge Null. Da nach der babylonischen Definition der Frühlingsbeginn jedoch immer mit dem Vollmond in der Mitte des Monats zusammenfällt, befindet sich die prograd (rechtläufig) entlang der Ekliptiklinie laufende Sonne zu Beginn des Monats, also rund 14 Tage vorher noch mit der Differenz bei einer kleineren ekliptikalen Länge vor dem Frühlingspunkt von ungefähr

beziehungsweise

,

wenn eine Jahreslänge von 365,25 Tagen angesetzt wird.

Der Mond bewegt sich ebenfalls ständig prograd (rechtläufig) entlang der Ekliptik, wobei er innerhalb eines siderischen Monats 360 Bogengrad durchläuft. Da ein siderischer Monat die Dauer von 27,322 Tagen hat, ergibt sich eine mittlere tägliche Mondbewegung von:

Der Mond bewegt sich an einem Tag also fast genauso weit wie die Sonne in zwei Wochen. Die folgende Tabelle gibt an, wie sich die Mondsichel in den ersten Tagen nach Neumond (Mondalter gleich Null) im Mittel entwickelt, wenn sowohl Mond als auch Sonne zum Startzeitpunkt im Frühlingspunkt stehen (ekliptikale Länge gleich Null):

Mondphasen nach Neumond
Mondalter
in Tagen
Ekliptikale Länge
Sonne
in Bogengrad
Mondsichel
in Prozent
Ekliptikale Länge
Mond
in Bogengrad
Östliche Elongation
des Mondes
in Bogengrad
Anzahl der Tage
bis die Sonne
die ekliptikale Länge
des Mondes erreicht
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0
0,5 0,5 0,3 6,6 6,1 6
1,0 1,0 1,1 13,2 12,2 12
1,5 1,5 2,5 19,8 18,3 19
2,0 2,0 4,5 26,4 24,4 25
2,5 2,5 6,9 32,9 30,5 31
3,0 3,0 9,8 39,5 36,6 37
3,5 3,4 13,2 46,1 42,7 43
4,0 3,9 17,0 52,7 48,8 49

Durch die schwankenden Bahngeschwindigkeiten von Mond und Erde können sich je nach betrachtetem Jahr Abweichungen von diesen mittleren Werten ergeben.

Die Plejaden können mit ihrer scheinbaren Helligkeit von 1,5m freiäugig erst beobachtet werden, wenn sie gut zwei Bogenengrad über dem Horizont stehen. Die Sonne muss gleichzeitig (zum Ende der astronomischen Dämmerung) schon tief genug unter dem Horizont stehen, um durch ihr Streulicht in der Atmosphäre das Sternenlicht nicht zu überstrahlen.

Für den ersten mesopotamischen Monat Nisannu stellt sich die Situation anhand der ersten Plejaden-Schaltregel in drei aufeinanderfolgenden Jahren auf der geographischen Breite von Babylon folgendermaßen dar:

Die Plejaden-Schaltregel im Monat Nisannu beim abendlichen Untergang von Mond und Plejaden (weißer Sternhaufen) im Westen im Sternbild Stier (Taurus). Die Sonne (gelb) ist zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen und steht so weit unter dem Horizont (dunkelgrün), dass hellere Sterne zu sehen sind. Die Ekliptik (rot gepunktet) steht in Mesopotamien um die Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr abends fast senkrecht auf dem westlichen Horizont:
- Im Jahr X ist das Neulicht des Mondes beim akronychischen Untergang zum Abenderst am 1. Nisannu noch gerade so über dem westlichen Horizont neben den Plejaden zu sehen. Dieser Zeitpunkt fällt mit dem akronychischen Untergang der Plejaden bei ihrem Abendletzt zusammen. Dieses Jahr gilt im babylonischen Kalender als ein normales Jahr.
- Im Jahr X steht die Sonne am 15. Nisannu neben den (nicht sichtbaren) Plejaden im Frühlingspunkt (Epoche J-2600) im Sternbild Himmelsstier (Taurus und Aries). An diesem Tag herrscht der Frühlingsvollmond, der zur dargestellten Tageszeit nach Sonnenuntergang am Abend im Osten gerade eben im gegenüberliegenden Herbstpunkt im Sternbild Himmelsskorpion (Scorpio und Libra) bei den Sternen Akrab (β Scorpii) und Dschubba (δ Scorpii) knapp zehn Bogengrad westlich vom hellen Roten Überriesen Antares (α Scorpii) und ungefähr eine dreiviertel Stunde vor diesem aufgegangen ist (siehe auch Abschnitt Himmelsstier und Abschnitt Himmelsskorpion).
- Im Jahr X+1 steht die Mondsichel am 2. Nisannu neben den Plejaden.
- Im Jahr X+2 steht die Mondsichel am 3. Nisannu neben den Plejaden. Am Ende dieses Jahres wird nach dem 12. Monat Addaru ein 13. Schaltmonat mit der Bezeichnung Addaru II eingefügt, um Mondjahre und Sonnenjahr wieder zu synchronisieren. Dieses Jahr gilt im babylonischen Kalender als ein volles (übergroßes) Jahr.
Die Plejaden-Schaltregel am östlichen Horizont (dunkelgrün, Ekliptik rot gepunktet) anhand der Beobachtung des heliakischen Aufgangs der Plejaden. Die Sonne (gelb) befindet sich noch 12 Bogengrad unterhalb des Horizonts:
- Im normalen Jahr findet der heliakische Aufgang der Plejaden einen Monat später als der akronychische Untergang (Abendletzt) am 1. Nisannu statt, also am 1. Ajaru (Neulicht des Mondes am Abend).
- Ein Jahr später findet der heliakische Aufgang der Plejaden am 15. Ajaru statt, während der gleichzeitig auftretende Vollmond gegenüber im Westen untergeht.
- Zwei Jahre später, im vollen (übergroßen) Jahr, findet der heliakische Aufgang der Plejaden einen Monat später als im normalen Jahr statt, nämlich am 1. Simanu (Neulicht des Mondes am Abend). Am Ende dieses Jahres wird nach dem 12. Monat Addaru ein 13. Schaltmonat mit der Bezeichnung Addaru II eingefügt, um Mondjahren und Sonnenjahr wieder zu synchronisieren.

Die zweite Plejaden-Schaltregel betrachtet ebenfalls in diesem Dreijahreszeitraum, aber unabhängig von einer Konjunktion zwischen Mond und Plejaden den heliakischen Aufgang der Plejaden über dem östlichen Horizont beim Morgenerst. Die Ekliptik steht in Mesopotamien um die Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr morgens deutlich flacher zum Horizont als abends, so dass der Aufgang der Plejaden nicht so schnell erfolgt wie der Untergang.

Aus den Fakten ergibt sich unter der Berücksichtigung des Wanderns der Frühlingspunktes durch den vollen Kreis der Ekliptik innerhalb von rund 25800 Jahren, dass beide von den MUL.APIN-Tafeln bekannten Plejaden-Schaltregeln der Babylonier bereits in der Mitte des dritten Jahrtausends vor Christus ihre Gültigkeit hatten und demzufolge zu diesem Zeitpunkt schon bekannt und in Verwendung gewesen sein muss.[2] Der Frühlingspunkt befand sich zur Epoche J-2600 im Goldenen Tor der Ekliptik im heutigen Sternbild Stier (Taurus, die Sumerer kannten den Himmelsstier), und der Hauptstern der Plejaden, Alkyone, hatte damals eine ekliptikale Länge von 356,4 Bogengrad. Zum Zeitpunkt der Herstellung der überlieferten MUL.APIN-Tafeln war der Frühlingspunkt (dieser wird seit dem manchmal auch als Widderpunkt bezeichnet) schon erheblich weiter in Richtung Sternbild Widder (Aries) gewandert, so dass die Plejaden-Schaltregeln in der Praxis dann keine Gültigkeit mehr hatten und seit dem in der überlieferten Form gar nicht mehr angewendet werden können. Wir dürfen folglich davon ausgehen, dass sich die Gelehrten in Mesopotamien über die Jahrhunderte lang beobachtete Verschiebung des Frühlingspunkts spätestens im zweiten Jahrtausend vor Christus im Klaren waren. Inzwischen befindet sich der Frühlingspunkt noch ein Sternbild weiter westlich, nämlich im Sternbild Fische (Pisces).

Diese schon auf die Sumerer zurückgehende und einfach zu befolgende Schaltregel wurde vermutlich bereits zu Beginn des ersten vorchristlichen Jahrtausends aus dem Neuassyrischen Großreich in das Nordreich Israel gebracht.[60]

Aus beiden babylonischen Schaltregeln ergibt sich, dass innerhalb von 19 Sonnenjahren 7 zusätzliche synodische Monate nach jeweils 12 synodischen Monaten eingeschaltet werden müssen, damit Sonnen- und Mondjahr langfristig synchron bleiben:

  • Tropisches Sonnenjahr:
  • Synodischer Monat:
  • Synodisches Jahr:
  • Jahresdifferenz:
  • Meton-Zyklus: beziehungsweise

Mit anderen Worten war der Sachverhalt des Meton-Zyklus damals schon bekannt und somit bereits über zwei Jahrtausende bevor sich der griechische Astronom Meton damit beschäftigte.

Ferner ist darauf hinzuweisen, dass weitere babylonische Schaltregeln bekannt sind, wie zum Beispiel diejenige, die sich auf den Aufgang des Sterns Sirius um die Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst bezieht. Der sumerische Name des hellsten Sterns am Nachthimmel lautet KAK.SI.SÁ, was soviel viel Himmelspfeil bedeutet. Die Schaltregel besagt nach den Keilschrifttexten der MUL.APIN-Tafeln, aber auch nach anderen babylonischen Quellen sinngemäß:

Wenn Sirius am Abend des 15. Tebetu aufgeht, ist dieses Jahr normal.
Wenn Sirius am Abend des 15. Šabatu aufgeht, ist dieses Jahr ein Schaltjahr.

Der Sirius ging in Mesopotamien vor dreitausend Jahren bei einem Azimut von rund 110 Bogengrad (also in der Himmelsrichtung Ostsüdost) auf. Heute ist dies bei einem Azimut von ungefähr 104 Bogengrad der Fall, und die Drift des Azimuts betrug also nur zirka zwei Bogengrad pro Jahrtausend. An den 15. Tagen aller babylonischen Monate herrschte stets Vollmond. Dieser befindet sich um Mitternacht auf dem südlichen Meridian. Der Aufgang des Sirius findet in Mesopotamien ungefähr gleichzeitig mit der oberen Kulmination des Herbstvollmonds auf dem südlichen Meridian (also gegen Mitternacht) statt.

Zahlenverhältnisse

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Hexagonaler Ring mit insgesamt neunzehn jeweils um eine Radiuslänge überlappenden Kreisen: sieben Kreise im Innern und zwölf Kreise außen. Die eine Sonne im Zentrum, umgeben von den sechs weiteren Wandelgestirnen Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, die wiederum von den zwölf Lebewesenkreiszeichen umgeben sind.

Bemerkenswert ist auch der unmittelbare Zusammenhang zwischen den drei bedeutenden und heiligen Zahlen Sieben und Zwölf sowie Neunzehn, die sich im Übrigen auch in der nebenstehenden einfach zu konstruierenden Kreisgraphik und in der folgenden Summenformel wiederfinden:

Die Sieben und die Neunzehn sind Primzahlen, die für asymmetrische Zahlenverhältnisse stehen. Folgender Kettenbruch kann auf das Zahlenverhältnis von 19 zu 7 gekürzt werden und stellt als vierte Konvergente die beste Näherung der transzendenten (also auch irrationalen) reellen Eulerschen Zahl e dar:

Die Zwölf wiederum ist die kleinste hochzusammengesetzte Zahl mit sechs ganzzahligen Teilern sowie die Summe der drei Komponenten des kleinsten Pythagoreischen Tripels (3, 4,.5). Sie ist hochsymmetrisch und steht beispielsweise symbolisch sowohl für die zwei Jahreshälften mit je sechs Monaten als auch für die vier Jahreszeiten mit je drei Monaten:

Die Zwölf spiegelt sich unmittelbar in den zwölf Sternzeichen des einen Lebewesenkreises auf der Ekliptik sowie in den zwölf Monaten eines Jahres wider. Ferner zieht der Planet Jupiter in knapp zwölf Jahren einmal durch den Lebewesenkreis.

Astronomische Symmetrien, die sich auf die Teiler der Zwölf beziehen, nämlich Zwei, Drei, Vier und Sechs, haben zahlreiche weitere Ausprägungen:

  • Die Zwei in astronomischen Kategorien:
    • Sommerhalbjahr / Winterhalbjahr mit jeweils sechs Monaten
    • Länger werdende Tage (Winter und Frühling) / kürzer werdende Tage (Sommer und Herbst) in jeweils sechs Monaten
    • Zunehmender / abnehmender Mond
    • Neumond / Vollmond
    • steigender / fallender Mond (obsigend und nidsigend)
    • große / kleine Mondwende
    • Tag / Nacht mit jeweils zwölf Stunden
    • Aufgang / Untergang
    • Zenit / Nadir
    • Äquinoktien: Frühlingspunkt / Herbstpunkt
    • Solstitien: Sommersonnenwende / Wintersonnenwende
    • Aufsteigender / absteigender Mondknoten
    • Himmelsstier / Himmelsskorpion
    • Die beiden inneren Planeten: Merkur und Venus, die rechts oder links der Sonnenscheibe zu sehen sind
    • Die beiden scheibenförmigen Wandelgestirne: Sonne und Mond
  • Die Vier in astronomischen Kategorien:
    • Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit jeweils drei Monaten
    • Himmelsrichtungen: Osten, Süden, Westen und Norden
    • Königssterne: Aldebaran, Regulus, Antares und Formalhaut
    • Hauptpunkte der Sonnenbahn: Frühlingspunkt, Sommersonnenwende, Herbstpunkt und Wintersonnenwende
    • Tageszeiten: Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht mit jeweils sechs Stunden
    • Mondviertel: Neumond, zunehmender Halbmond, Vollmond und abnehmender Mond mit jeweils sieben Tagen

Das babylonische Neujahrsfest Akiti

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Detail eines assyrischen Reliefs im Vorderasiatischen Museum Berlin mit einem Blütenstaubeimer sowie einem Armband mit elfblättriger Blüte.

Die Tatsache, dass die Differenz zwischen einem Sonnenjahr und einem Mondjahr mit zwölf synodischen Monaten knapp elf Tage beträgt, spiegelt sich auch in einem uralten sumerischen Brauch wider: das elftägige Neujahrsfest Akiti wurde bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend gefeiert. Dieses Neujahrsfest dauerte - ganz entsprechend den Festlegungen der Plejadenschaltregeln - elf Tage, in einem "normalen" Jahr (siehe oben) also vom zwölften Neulicht nach dem Neulicht zu Jahresbeginn bis zum Ende des Sonnenjahres. Die Sumerer wussten offensichtlich bereits, dass sie ausgehend von ersten Tag des Jahres, dem ersten Nisannu, nach zwölf synodischen Monaten elf Tage feiern müssen, bevor die Sonne wieder an der gleichen Stelle der Ekliptik steht, wie am ersten Nisannu der Vorjahres. Alle 0,368421 Jahre (7/19 Jahre) wurde am Ende des Mondjahres und somit unmittelbar vor dem Nisannu ein ganzer synodischer Schaltmonat - der Addaru II - eingeschoben, damit der Frühlingspunkt in der Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends von der Sonne wieder in der Mitte des ersten Monats Nisannu erreicht wird sowie in den darauffolgenden vier Wochen der Frühlingsvollmond erscheint.

Die wörtliche Bedeutung der drei sumerischen Schriftsilben Akiti lautet:

  • "a": Zeitpunkt
  • "ki": Erde
  • "ti": sich nähern

Es könnte also durchaus sein, dass sich der Ausdruck Akiti darauf bezieht, dass sich die Kalenderzeitrechnung auf der Erde in einem normalen Jahr erneut dem Zeitpunkt des Frühlingsanfangs nähert. In anderen Worten, ist erst am Ende des Neujahrsfestes ein vollständiges Sonnenjahr abgelaufen, und die Sonne hat nicht am ersten Nisannu, sondern erst elf Tage später, also am zwölften Nisannu, den Frühlingspunkt erreicht.

Der Beginn des Neujahrsfestes war mit dem Auftreten des ersten Neulichts festgelegt, begann also am ersten Nisannu, so dass sich alle Sumerer ohne Probleme an der ohne großen Aufwand sichtbaren Mondsichel des Neulichtes beim Abenderst orientieren konnten. Im Laufe der ersten Festtage trafen immer weitere Bewohner aus der Umgebung einer Stadt mit ihren Götterstatuen ein. Am achten Nisannu fand dann schließlich eine große Prozession mit allen Götterstatuen zum Neujahrshaus statt, das sich in der Regel außerhalb der Stadtmauern befand. Am Abend des zehnten Nisannu fand als Dank für das vergangene und als Bitte für das beginnende Jahr eine rituelle Vereinigung des Königs als Stellvertreter des Gottes Marduk mit der weiblichen Gottheit Ištar statt. Am darauffolgenden letzten und elften Tag des Neujahrsfestes führte die große Prozession wieder zurück in die Stadt, und die Götterstatuen wurden schließlich wieder in ihre heimatlichen Tempel zurückgebracht.[61]

Vergleich von Jahreslängen

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Schnittzeichnung durch das rekonstruierte Getriebe des Mechanismus von Antikythera aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert mit zahlreichen Kalenderzeigern.

Die Übereinstimmung der ekliptikalen Länge der Plejaden und dem Goldenen Tor der Ekliptik im Sternbild Stier (Taurus) mit dem Frühlingspunkt der Sonne beim Äquinoktium in der Jungsteinzeit dürfte bei der Entwicklung der Kalender eine entscheidende Rolle gespielt haben. In vielen Kalendersystemen ist der erste Monat des Jahres derjenige, in welchem die Sonne im Frühlingspunkt steht. Der entsprechende Neumond tritt dann je nach Jahr in der Spanne zwei Wochen vor und zwei Wochen nach diesem Zeitpunkt ein, so dass der Frühlingsvollmond folglich in den vier Wochen nach dem Erscheinen der Sonne im Frühlingspunkt zu beobachten ist. Dieser Frühlingsvollmond hat in vielen Kulturen eine zentrale Bedeutung für die Festlegungen von Zeiten und Festen. Im Folgenden sind einige Beispiele für solche Festlegungen aufgeführt:

Genesis, Kapitel 1:[62]

14: Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen.

Exodus, Kapitel 34:[63]

18 Du sollst das Fest der Ungesäuerten Brote halten. Im Monat Abib sollst du zur festgesetzten Zeit sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen, wie ich es dir geboten habe.

Anmerkung: Der Monat Abib ist der erste Monat des alten kanaanitischen Kalenders, der nach dem gregorianischen Kalender Mitte März beginnt. Er entspricht dem ersten babylonischen Monat Nisannu. In diesem Monat wird die erste Ernte eingefahren.

Levitikus, Kapitel 23:[64]

4 Das sind die Feste des HERRN, Tage heiliger Versammlungen, die ihr zur festgesetzten Zeit ausrufen sollt:
5 Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, in der Abenddämmerung, ist Pessach für den HERRN.
6 Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der Ungesäuerten Brote für den HERRN. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen.
...
34 Sag zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist sieben Tage hindurch das Laubhüttenfest für den HERRN.

Psalm 81:[65]

4 Stoßt am Neumond ins Widderhorn, am Vollmond, zum Tag unsres Festes!

Anmerkung: Der Frühlingspunkt lag im ersten vorchristlichen Jahrtausend im Sternbild Widder (Aries).

Buch Jesus Sirach, Kapitel 43:[66]

6 Auch der Mond hält sich in allem an seinen Zeitpunkt, / zur Festsetzung der Zeiten und als Zeichen auf Dauer.
7 Vom Mond geht das Zeichen für einen Festtag aus, / ein Gestirn, das abnimmt bis zur Vollendung.
Der Name Monat kommt vom Neumond, / der wunderbar zunimmt beim Wechsel, ein Geschöpf des Heeres in der Höhe, / das am Himmelsgewölbe leuchtet.

Prophet Jesaja, Kapitel 47:[67]

13 Du hast dich geplagt / um deine vielen Berater; sollen sie doch auftreten und dich retten, / sie, die den Himmel deuten und die Sterne betrachten, / die dir an jedem Neumond verkünden, was über dich kommt.

Durch die nicht gegebene Übereinstimmung von zwölf Mondumläufen mit einem Sonnenjahr stellen sich für die Definition von langjährig funktionierenden Kalendern Herausforderungen, denen sich die Beobachter auch schon im Altertum durch eine langjährige und sorgfältige Beobachtung der Wandelgestirne stellen konnten. Die zu lösenden Probleme können in Bezug auf einen reinen Mondkalender (Lunarkalender) oder einen reinen Sonnenkalender (Solarkalender) oder aber auch auf einen kombinieren Lunisolarkalender angegangen werden. Die genauen Monatslängen (siehe auch Exkurs Mondzyklen) und Jahreslängen hängen von der Definition der jeweiligen Kalender ab. In der folgenden Liste sind exemplarisch sechs verschiedene Kalenderdefinitionen aufgeführt:

  • Die Dauer eines astronomischen tropischen Jahres ist über zwei aufeinanderfolgende Durchgänge der Sonne durch den Frühlingspunkt definiert. Wegen verschiedener kleiner Einflüsse schwankt diese Länge geringfügig und muss deswegen für eine bestimmte Epoche angegeben werden, die in der Regel durch eine entsprechende Jahreszahl angegeben wird. Die Jahreslänge zur Standardepoche J2000.0 beträgt 365,2421905 Tage.
  • Die Mesopotamier führten schon seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend einen Lunarkalender mit zwölf synodischen Monaten. Der synodische Monat - von Neumond zu Neumond - hat eine Länge von 29,530589 Tagen. Wegen der Differenz zwischen tropischem Jahr und dieser Mondperiode wurden innerhalb einer Meton-Periode von neunzehn Jahren insgesamt sieben Schaltmonate jeweils am Ende eines entsprechenden Jahres nach dem zwölften Monat Addaru als dreizehnter Monat Addaru II eingeschoben, um den Frühlingspunkt im ersten Monat der Jahre halten zu können. Nach zwölf synodischen Mondperioden wurden das elftägige Neujahrsfest Atiki gefeiert, um die Differenz zwischen Mondjahr und Sonnenjahr zu überbrücken. Dieser babylonische Lunarkalender wurde später von den Juden übernommen.
  • Mit dem Julianischen Kalender wurde im ersten vorchristlichen Jahrhundert ein Solarkalender eingeführt, der keine Rücksicht auf die Mondperioden nahm. Weil das tropische Jahr rund einen Vierteltag länger dauert als 365 ganze Tage, wurde hier alle vier Jahre, immer wenn die Jahreszahl ohne Rest durch Vier teilbar ist, am Ende des Jahres ein einzelner Schalttag eingeschoben (der 29. Februar vor dem 1. März). Der Frühlingspunkt wurde immer im März erreicht, der zunächst der erste Monat des Jahres war.
  • Der islamische Kalender aus dem siebenten nachchristlichen Jahrhundert nimmt hingegen keine Rücksicht auf die Sonnenbahn, und ein Jahr besteht aus zwölf Monaten mit 29 oder 30 Tagen. Die sich daraus ergebene mittlere Monatslänge von 29,5 Tagen entspricht nicht exakt der synodischen Periode von 29,530589 Tagen, so dass in diesem Lunarkalender innerhalb von dreißig Mondjahren (das sind 360 Monate beziehungsweise 10620 Tage) elf Schalttage eingeschoben werden. Die synodische Jahreslänge ist zirka elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr, und deswegen liegen der Jahresbeginn und alle Festtage des islamischen Kalenders im Solarkalender jedes Jahr elf Tage früher als im Vorjahr.
  • Der Gregorianische Kalender aus dem 16. Jahrhundert ist wie der Julianische Kalender ein Solarkalender und modifiziert diesen dahingehend, dass der Schalttag alle hundert Jahre, immer wenn die Jahreszahl ohne Rest durch Einhundert teilbar ist, wegfällt, nicht jedoch, wenn die Jahreszahl ohne Rest durch Vierhundert teilbar ist.
  • Die Genauigkeit des Gregorianischen Solarkalenders (Gregorianisch+) kann um mehr als den Faktor Zehn verbessert werden, wenn der Schalttag alle 3200 Jahre, also immer wenn die Jahreszahl ohne Rest durch 3200 teilbar ist, dennoch ausgelassen wird.

In der folgenden Tabelle werden die Jahreslängen entsprechend der oben angegeben Kriterien aufgeführt:

Kalender Regel für Kalenderschaltungen Berechnung der Anzahl der Tage pro Sonnenjahr

Synodischer Monat: M = 29,530589 Tage
Sonnenjahr: J = 365,2421905 Tage
Anzahl der Tage pro Sonnenjahr Differenz zur
astronomischen Definition
in Minuten pro Jahr
Dauer in Jahren

bis zu einer Abweichung
von einem ganzen Tag
Astronomisch Ein tropisches Sonnenjahr dauert von Frühlingpunkt zu Frühlingspunkt (Epoche J2000.0). 365,2421905 0,0000
Babylonisch In den 19 Sonnenjahren einer Meton-Periode mit jeweils 12 vollständigen synodischen Monaten werden 7 synodische Schaltmonate eingefügt. 365,2467587 6,5782 218,9
Julianisch Alle 4 Sonnenjahre wird ein Schalttag eingeführt. 365,2500000 11,2457 128,0
Islamisch In 30 Mondjahren mit 12 Monaten, davon jeweils 6 Monate mit 29 und 30 Tagen (mittlere Monatslänge 29,5 Tage), werden 11 Schalttage eingefügt. 365,2417769 -0,5957 2417,5
Gregorianisch Alle 4 Sonnenjahre wird ein Schalttag eingefügt, der alle 100 Jahre ausgelassen und alle 400 Jahre jedoch nicht ausgelassen wird. 365,2425000 0,4457 3231,2
Gregorianisch+ Alle 4 Sonnenjahre wird ein Schalttag eingefügt, der alle 100 Jahre ausgelassen, alle 400 Jahre jedoch nicht ausgelassen und alle 3200 Jahre dennoch ausgelassen wird. 365,2421875 -0,0043 331126

Alternative Vorschläge stammten 1864 vom Astronomen  Johann Heinrich von Mädler (1794 bis 1874, Mädler-Kalender) sowie 1923 vom Geophysiker  Milutin Milanković (1879 bis 1958, Neujulianischer Kalender). Beim Mädler-Kalender fällt der alle vier Jahre fällige Schalttag alle 128 Sonnenjahre aus, beim Neujulianischen Kalender werden in 900 Sonnenjahren sieben Schalttage ausgelassen.

Schlussbemerkung

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Indessen mögen diese Bemerkungen zur Bestätigung des Satzes dienen, dass die Schriften der Alten, wozu die blosse Sprachkenntnis nicht ausreicht, um so vollkommener verstanden werden, jemehr wir mit der Archäologie der Urwelt vertraut werden.

Schlusssatz aus:
Erklärung einer Stelle in Sanchuniathons Geschichte nach Philo Byblius Uebersetzung bei Eusebius (Praeparat. Evangel. L. I. cap. X) von  Gustav Seyffarth, ausserordentlicher Professor der Archäologie zu Leipzig.,
in: Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik oder Kritische Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen.,
herausgegeben von  Gottfried Seebode,  Johann Christian Jahn und  Reinhold Klotz,
zweiter Supplementband. Erstes Heft. Leipzig, Benedictus Gotthelf Teubner Verlag, 1833.

Es bleibt hinzuzufügen, dass die "Archäologie der Urwelt" mit Hilfe der Archäoastronomie ein wesentlich umfassenderes und somit nutzbringend erweitertes Bild des Altertums geben kann.

[Bearbeiten]
 Commons: Pleiades (star cluster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Walter Eichin und Andreas Bohner: Das Belchen-System, Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau, in: Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, 47, 1985, Heft 2, Seiten 176 bis 185
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Werner Papke: Zwei Plejaden-Schaltregeln aus dem 3. Jahrtausend, Archiv für Orientforschung, 31. Band, 1984, Seiten 67-70
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Ernst von Bunsen: Die Plejaden und der Thierkreis oder: Das Geheimnis der Symbole, Verlag von Mitscher und Röstell, Berlin, 1879
  4. Dirk Lorenzen: Fomalhaut im Südlichen Fisch - Der Herbststern, Deutschlandfunk, 9. November 2016
  5. Julie M Gillentine: Perisa's Royal Stars, Atlantis Rising Magazine, Nummer 27, Seite 48 ff., 2001
  6. Dirk Lorenzen: Astronomie in der Höhle, Deutschlandfunk, 11. September 2015
  7. Sternenkarten in der Eiszeithöhle – Astronomie in den Höhlenmalereien von Lascaux?, scinexx, 1. Februar 2008
  8. Kiril Kirilov: The origin of civilizations according to the prehistoric paintings of Magura cave, 29. Juni 2017
  9. Peter Kurzmann: Die Plejaden in Gold auf einem keltischen Schwert, Archäologische Informationen 39, 2016, 239-246
  10. Euan W. MacKie: Professor Challenger and His Lost Neolithic World: The Compelling Story of Alexander Thom and British Archaeoastronomy, Archaeopress Publishing Limited, Februar 2021, ISBN 9781784918347
  11. Euan W. MacKie: The Prehistoric Solar Calendar: An Out-offashion Idea Revisited with New Evidence, in: Time and Mind: The Journal of Archaeology, Consciousness and Culture, Band 2, Ausgabe 1, March 2009, Seiten 9 bis 46
  12. Angelika Merk-Schäfer: Der Diskos von Phaistos - ein Venus- und Mondkalender im Kontext der minoischen Altpalastzeit auf Kreta. Die mit Symbolen gestempelte Scheibe aus gebranntem Ton ist höchstwahrscheinlich ein Agrar- und Ritualkalender im Dienste der Mond- und Venus-Gottheiten im minoischen Kreta., drmerkschaefer.files.wordpress.com, Juni 2015
  13. Lillianes Plan des Sorcières, roche à cupules, La Società valdostana di Preistoria e Archeologia
  14. Irene Hager, Hans Katzgraber, Karl Aigner, Stefan Borovits, Ernst Bellant: Die Darstellung von (konkreten oder symbolischen?) Himmelsobjekten auf dem Plateau des Kalendersteins in Leodagger (Niederösterreich), in: Himmelswelten und Kosmovisionen, Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen, Abstractbook 2019, Seite 5 und 6, Gesellschaft für Archäoastronomie, Wien
  15. The Pleiades carved by prehistoric people in the Alps, ANSA, Virgilio Notizie, 12 January 2008
  16. Umzeichnung nach der Filmszene von Erwin Wiedergrüsser: Licht und Steine - Maltas Tempel zur Wintersonnenwende, YouTube, 9:00 Minuten bis 10:04 Minuten, 24. Januar 2016
  17. Friedhelm Pedde: Götter und Planeten im Alten Orient – Die Sterne und ihre Götter, Mitteilungen, Ausgabe 13, Seite 7, Februar 2022, Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. / Zeiss-Planetarium am Insulaner
  18. Wübbe Ulrich Jütting: Phonetische, Etymnologische und Orthographische Essays über Deutsche und Fremde Wörter mit Harten und Weichen Verschlusslauten, Seite 266, Verlag R. Herrosé, Gräfenhainichen / Wittenberg, 1884
  19. Johann Evangelista Rivola: Ueber die griechischen Sternbilder insbesondere die Plejaden, Astronomisch-mythologische Abhandlung, Seite 27, Verlag Malsch und Vogel, Karlsruhe, 1858
  20. Ferdinand Freiherr von Andrian-Werburg: Die Siebenzahl im Geistesleben der Völker, in: Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 31, Seiten 225 bis 274, 1901
  21. 21,0 21,1 Jacob Grimm: Kapitel XXII - Himmel und Gestirne, Abschnitt Gestirne / Plejaden, in: Deutsche Mythologie, zweite Ausgabe von 1844
  22. 22,0 22,1 Siehe auch: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 9, Sternbilder II, 3. Plejaden, Göschen'sche Verlagshandlung, 1941
  23. 23,0 23,1 The Pleiades in mythology, Pleiade Associates, Bristol, United Kingdom
  24. Siehe auch: Pleiades in folklore and literature in der englischsprachigen Wikipedia
  25. Teru Karasawa: Abe no Seimei, Doppelseite 58, Shinseikan, Tokio, 1912
  26. Emilie Savage-Smith: A Descriptive Catalogue of Oriental Manuscripts at St John's College, Seite 132, St. John's College, University of Oxford, Oxford University Press, 2005, ISBN 9780199201952
  27. Sergei Rjabchikov: The Ancient Astronomy of Easter Island: Aldebaran and the Pleiades, 2016
  28. 28,0 28,1 Ernst von Bunsen: Die Überlieferung. Ihre Entstehung und Entwicklung, sechstes Kapitel "Früheste astronomische Beobachtungen", Friedrich Arnold Brockhaus, Leipzig, 1889
  29. 29,0 29,1 29,2 29,3 29,4 29,5 29,6 29,7 29,8 Siehe hierzu auch: Antoine-Yves Goguet, Alexandre-Conrad Fugère: Upon the Constellations which are spoke of in the Book of Job, Dissertation III., Band I.: The Origin of Laws, Arts, and Sciences And Their Progress Among the Most Ancient of NationsFrom the Deluge to the Death of Jacob ("Von der Sintflut bis zum Tod von Jakob"), Seiten 395 bis 402, Verlag George Robinson & Alexander Donaldson, Edinburgh, 1775
  30. Emil G. Hirsch: Constellations, Jewish Encyclopedia, 2002-2021
  31. Homer - Ilias, projekt-gutenberg.org
  32. Homer - Epen - Gesang XI., zeno.org
  33. Hiob 9, Einheitsübersetzung, 2016
  34. Bible > Strong's > Hebrew > 3598. Kimah, biblehub.com
  35. Bible > Strong's > Hebrew > 3685. Kesil, biblehub.com
  36. Siehe auch: Yosef Qafih (Herausgeber): Job, with a Translation and Commentary of Rabbi Saadia ben Yosef Fayyumi, Committee for the publication of Rabbi Saadia Gaon's books, in affiliation with the American Academy of Jewish Studies. Seite 189, Jerusalem, 1973
  37. René Nyffenegger: Hiob 9, Kommentare zur Bibel
  38. Hiob 38, Einheitsübersetzung, 2016
  39. Bible > Hebrew > Job 38:31, biblehub.com
  40. Amos 5
  41. Hesiodos: Werke und Tage (ΕΡΓΑ ΚΑΙ ΗΜΕΡΑΙ), Egon und Gisela Gottwein, 13. Juni 2019
  42. Hesiod: Hauslehren II. (’Έργα καὶ ‛ημέραι), Projekt Gutenberg.de, übersetzt von Johann Heinrich Voß
  43. Christian Schulz: Handbuch der Physik: für diejenigen welche Freunde der Natur sind, ohne jedoch Gelehrte zu seyn, Band 2, Kapitel 11, Seite 254, Hilscher, Leipzig, 1791
  44. Genesis, Kapitel 8, Vers 6, bibleserver.com, Einheitsübersetzung (2016)
  45. Exodus, Kapitel 24, Vers 18, bibleserver.com, Einheitsübersetzung (2016)
  46. Evangelium nach Matthäus, Kapitel 4, bibleserver.com, Einheitsübersetzung (2016)
  47. Evangelium nach Lukas, Kapitel 4, bibleserver.com, Einheitsübersetzung (2016)
  48. Evangelium nach Markus, Kapitel 1, Vers 12 und 13, bibleserver.com, Einheitsübersetzung (2016)
  49. First Stories - Devils Tower National Monument (U.S. National Park Service), Devils Tower National Monument Visitor Center, 17. März 2019
  50. Carl Strehlow: Mythen, Sagen und Märchen des Loritja-Stammes, Baer & Company, 1907
  51. Oskar Dähnhardt: 3. Entstehung des Kuckucks: 1 Aus Ostpreußen / 2 Aus Mecklenburg / 3 Aus Pommern, Natursagen. Eine Sammlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden]], 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907 bis 1912, Seiten 426 bis 428
  52. Richard Wossidlo: Mecklenburgische Volksüberlieferungen, 2 Die Tiere im Munde des Volkes, Verlag Hinstorff, Seite 411, 1899
  53. Oskar Dähnhardt: 3. Entstehung des Kuckucks: 4 a) und 4 b) Aus Dänemark, Natursagen. Eine Sammlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden]], 4 Bände, Leipzig/Berlin, 11907 bis 1912, Seiten 426 bis 428
  54. Evald Tang Kristensen: Jayske Folkeminder IV, 335, Nummer 428
  55. Gerhard Köbler: althochdeutsch s, in: Althochdeutsches Wörterbuch, 6. Auflage, 2014
  56. Eduard Adolf Jacobi: septemtriones, Seite 830, in: Handwörterbuch der griechischen und römischen Mythologie, Band 2, Sinner'sche Hofbuchhandlung, Koburg und Leipzig, 1835
  57. Hermann Güntert: Indogermanisch und Semitisch, Kapitel V. Sprachliche Beziehungen der Indogermanen zu anderen Völkergruppen, in: Kultur und Sprache / Der Ursprung der Germanen, Seite 56, Carl Winter, Heidelberg, 1934
  58. Siehe auch: Heinrich Wagner: Indogermanisch-Vorderasiatisch-Mediterranes, in: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen, 75. Band, Seiten 58 bis 75, Vandenhoeck & Ruprecht, 1957
  59. Otto Keller: Zur lateinischen Sprachgeschichte - Septentrio, Seite 102 bis 104, Verlag Teubner, 1893
  60. Matthias Albani: Sterne / Sternbilder / Sterndeutung / Orion (כְּסִיל) und Plejaden / Siebengestirn (כִּימָה), WiBiLex, das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, September 2014
  61. Stefan Maul: Die Frühjahrsfeierlichkeiten in Assur, in: Andrew R. George, Irving Leonard Finkel (Herausgeber): Wisdom, Gods and Literature: Studies in Honour of Wilfred George Lambert, Winona Lake, Indiana, Vereinigte Staaten von Amerika, 2000, Seiten 389 bis 420
  62. Genesis Kapitel 1, Vers 14, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016
  63. Exodus, Kapitel 34, Vers 18, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016
  64. Levitikus, Kapitel 23, Verse 4 bis 6, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016
  65. Psalm 81, Vers 4, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016
  66. Jesus Sirach, Kapitel 43, Verse 6 bis 8, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016
  67. Jesus Sirach, Kapitel 47, Vers 13, bibleserver.com, Einheitsübersetzung 2016