BMW 600

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
BMW
BMW 600 im BMW Museum
BMW 600 im BMW Museum
BMW 600 im BMW Museum
BMW 600
Produktionszeitraum: 1957–1959
Klasse: Kleinwagen
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotor:
0,6 Liter (14 kW)
Länge: 2900 mm
Breite: 1400 mm
Höhe: 1375 mm
Radstand: 1700 mm
Leergewicht: 550–560 kg
Nachfolgemodell BMW 700
Der BMW 600 hat nur hinten rechts eine Tür für die Fondpassagiere.
Heckansicht des BMW 600
(Auspuff und Räder nicht serienmäßig)
Lenksäule bei offener Tür
BMW 600 mit Faltschiebedach

Der BMW 600 war ein nach dem Vorbild der BMW Isetta entwickelter viersitziger Kleinwagen (nach heutiger Definition Kleinstwagen) der Bayerischen Motoren Werke. Zum Einstieg hatte er eine Fronttür und hinten rechts eine seitliche Tür. Die Motorkonstruktion ging weitgehend auf die Motorrad-Boxermotoren von BMW zurück, jedoch waren die Wagenmotoren kurzhubiger ausgelegt und mit einem Drosselklappenvergaser ausgestattet. Gebaut wurde das Fahrzeug von Dezember 1957 bis November 1959. Der BMW 700 mit längerem Radstand, seitlichen Türen und selbsttragender Karosserie ersetzte den BMW 600.

BMW entwickelte auf der Basis der Isetta bereits 1956 Prototypen für den Bau eines viersitzigen Fahrzeugs mit Fronteinstieg und neuer Hinterachse sowie luftgekühltem Boxermotor. Einer hatte noch ein Faltdach wie die Isetta und freistehende Scheinwerfer; die seitliche Tür fehlte.[1] Als Bezeichnung des Wagens kam vorübergehend der Name der Vorkriegsbaureihe „Dixi“ in die engere Auswahl.[2]

Zwei Jahre nach der Einführung der Isetta stellte BMW den BMW 600 am 27. August 1957 in Feldafing am Starnberger See geladenen Pressevertretern vor.[3]

Motor und Getriebe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der luftgekühlte Zweizylinderboxermotor mit durch Stirnräder angetriebener zentraler Nockenwelle und V-förmig hängenden Ventilen ist längs hinter der Hinterachse eingebaut. Das Kühlgebläse liegt hinter dem Motor und wird unmittelbar von der Kurbelwelle angetrieben, darüber sitzt der Luftfilter. Das Getriebe mit mechanisch betätigter Einscheibentrockenkupplung und Differenzial ist vorn am Motor angeflanscht. Es hat Mittelschaltung, vier synchronisierte Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Die Hinterräder werden über zwei Wellen mit jeweils zwei Gummigelenken (Hardyscheiben) angetrieben.[4]

Fahrwerk und Aufbau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der BMW 600 hat einen Kastenrahmen aus längs liegenden Vierkantstahlrohren. Die Räder sind vorn an jeweils einer geschobenen Schwinge nach Art einer Dubonnet-Federung (zum Lenken wird die ganze Schwinge gedreht und nicht nur der Radträger) und hinten an breit gelagerten dreiecksförmigen gezogenen Längsschwingen aufgehängt. Die Federung besteht aus Schraubenfedern mit Teleskopstoßdämpfern an allen Rädern und zusätzlichen Dämpferelementen aus Gummi hinten.

Die Karosserie ist ein geschlossener Ganzstahlaufbau (auf Wunsch mit Faltschiebedach) mit nach links öffnender Fronttür und einer vorn angeschlagenen rechten hinteren Seitentür. Lenkrad und Armaturenbrett schwenken beim Öffnen der Fronttür nach außen. Hinter einer Abdeckung ist innen in der Fronttür das Reserverad untergebracht. Der Tank ist über dem Motor eingebaut.

Vorn und hinten hat der Wagen eine Sitzbank für jeweils zwei Personen. Der Platz auf den Rücksitzen wurde in einem zeitgenössischen Testbericht als großzügig bezeichnet, laut Paul Simsa in auto, motor und sport „mehr als bei üblichen zweitürigen Kleinwagen“. Die Gepäckablage hinter dem Rücksitz ist allerdings mit laut Werksangabe 100 Liter Fassungsvermögen sehr klein. Zur Vergrößerung lässt sich die Sitzlehne vorklappen oder der ganze Rücksitz ausbauen.[4]

BMW 600 Daten*
Motor: 2-Zylinder-Boxermotor (Viertakt) im Heck
Hubraum: 585 cm³
Bohrung × Hub: 74 × 68 mm
Leistung: 14,4 kW (19,5 PS) bei 4500/min
Maximales Drehmoment 38 Nm (3,9 mkp) bei 2800/min
Vergaser 1 Flachstromvergaser Zenit 28 KLP 1
Verdichtung: 6,8 : 1
Ventilsteuerung: OHV (untenliegende Nockenwelle (über der Kurbelwelle),
Stoßstangen und Kipphebel)
Kühlung: Luft (Gebläse)
Elektrische Anlage: 12 V
Kurbelwellen-Startgenerator (Bosch Dynastart)
Getriebe: Viergang mit Rückwärtsgang
Radaufhängung vorn: geschobene Längsschwingen
Radaufhängung hinten: breitgelagerte gezogene Längsschwingen, in Gummi gelagert
Federung: Schraubenfedern
Lenkung: Spindellenkung, Spurstange ungeteilt
Bremsen: Trommelbremsen, hydraulisch betätigt,
Ø 180 mm, Bremsfläche 432 cm²
Karosserie: Stahlrohrrahmen mit Ganzstahlkarosserie
Spurweite vorn/hinten: 1220/1160 mm
Radstand: 1700 mm
Reifengröße: 5.20–10″
Maße L × B × H: 2900 mm × 1400 mm × 1375 mm
Leergewicht (ohne Fahrer): 550 kg (Werksangabe: 560 kg)
Höchstgeschwindigkeit: 103 km/h (Werksangabe: 100 km/h)
Preis: 3985 DM

* Zur Markteinführung wurden von BMW teilweise geringfügig andere Werte mitgeteilt.

Produktionszahlen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr[5][6][7] 1957 1958 1959 Summe Summe laut BMW Classic
BMW 600 327 27.185 6.799 34.311 34.813

Zulassungszahlen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fahrzeug wurde 34.813 Mal produziert und im Inland 25.694 verkauft. Die restlichen 9.119 produzierten Fahrzeuge gingen in den Export.

Jahr Stück
1957
  
14
1958
  
19.399
1959
  
9.750
1960
  
531
Neufahrzeugzulassungen in der Bundesrepublik und West-Berlin[8]

Das Fahrzeug („große Isetta“) zeichnete sich laut zeitgenössischen Testberichten durch gute Verarbeitung und eine hervorragende Straßenlage aus. Technisch fortschrittlich waren das vollsynchronisierte Getriebe und das asymmetrische Abblendlicht – beides gab es an deutschen Kleinwagen bis dahin nicht.[9] Wegen seiner eigenwilligen, platzsparenden Konzeption mit Fronttür und nur einer Seitentür für die rückwärtigen Plätze fand der BMW 600 jedoch verhältnismäßig wenig Käufer. Ein weiterer Grund für die geringe Verkaufszahl lag wahrscheinlich darin, dass der Wagen mit 3985 DM fast genauso viel kostete wie ein VW Standard. Der VW bot mehr Platz für Personen und Gepäck, der BMW 600 hatte nur eine kleine Ablagemulde hinter dem Rücksitz. 34.813 Exemplare wurden in der knapp zweijährigen Bauzeit hergestellt. Auf Wunsch war das Fahrzeug mit dem Kupplungsautomaten Saxomat lieferbar, einer Annehmlichkeit, die jedoch kaum Zuspruch beim Käufer fand.

4020 Fahrzeuge in einer Sonderausführung für den Export nach Übersee wurden mit Stoßfängerbügeln und Sealed-Beam-Scheinwerfern ausgerüstet.

  • Werner Oswald: BMW 600 [und BMW-Isetta]. (= Der Motor-Test, Heft 11). Motor-Presse-Verlag, Stuttgart 1959, 32 Seiten
  • Hans Stadlinger: Alles über den BMW 600. (= Schriftenreihe „Auto von heute“, Heft 5) Ibera-Verlag, Wien [um 1959], 16 Blätter
  • Paul Simsa (mit Jan Friedrich Drkosch): Fünf deutsche Kleinwagen. BMW 600, Fiat 600, Goggomobil T. 600/T 700, Lloyd Alexander TS, NSU Prinz und Prinz 30 (= Der Motor-Test, Heft 12) Motor-Presse-Verlag, Stuttgart 1959, 32 Seiten
  • Georg Seeliger: Autos, die Geschichte machten – BMW-Kleinwagen Isetta, 600 & 700. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1993, 122 Seiten. ISBN 3-613-01500-5
  • Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. Verlag Walter Podszun, Brilon 1995, ISBN 3-86133-136-5
  • Reinhard Lintelmann: BMW Isetta und BMW 600/700. Komet Verlag GmbH, Köln, ISBN 978-3-89836-903-9
  • Walter Zeichner: BMW Isetta und ihre Konkurrenten. Schrader-Motor-Chronik, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-87010-X
  • Siegfried Martin Winter: Mit 600 Kubik durch beide Amerika. Brockhaus, Wiesbaden 1960
Commons: BMW 600 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. BMW 600 Prototyp. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1956, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Juni 2022; abgerufen am 12. April 2020 (Foto im BMW Group Archiv).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bmw-grouparchiv.de
  2. Modell "Dixi" (Vorläufer BMW 600). In: BMW Geschichte. BMW AG, 1956, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juli 2021; abgerufen am 12. April 2020 (Foto im BMW Group Archiv): „Modell einer "vergrösserten Isetta", die auf Ideen des Verkaufs Export (Dr. Krüger, Graf Hallwyl) basiert.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bmw-grouparchiv.de
  3. Pressemappe: Vorstellung des BMW 600. In: BMW Geschichte. BMW AG, 27. August 1957, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Juni 2022; abgerufen am 5. Juli 2016 (Dokument im BMW Group Archiv mit technischen Daten, 57 Seiten): „Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Echte Morgenzeitungen 31. August 1957“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bmw-grouparchiv.de
  4. a b Verkaufsprospekte und Testberichte, abgedruckt in Schrader-Motor-Chronik, Schrader Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-87010-X.
  5. Werner Oswald: Deutsche Autos 1945–1975. 4. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-87943-391-7, S. 461.
  6. Eberhard Kittler: BMW Alle Personenwagen seit 1928. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02642-1, S. 129–131.
  7. BMW: BMW 600 (Anmelden und Suche BMW 600). Abgerufen am 9. Oktober 2022.
  8. Zulassungszahlen 1955-63. In: Isetta-Online.de. Abgerufen am 23. Januar 2023 (deutsch).
  9. Kraftfahrzeugtechnische Splitter - Einige Details vom Kleinwagen BMW 600. In: Kraftfahrzeugtechnik 7/1958, S. 267–268.