David Nitschmann (Bischof)

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David Nitschmann

David Nitschmann (zur Unterscheidung von namensgleichen Personen in der Herrnhuter Überlieferung meist mit dem Beinamen Bischof oder auch David Nitschmann V.; * 18. Dezember 1695[1] in Zauchtenthal; † 8. Oktober 1772 in Bethlehem (Pennsylvania)) war ein deutsch-mährischer Missionar und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine.

Leben und Wirken

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Nitschmann, der zu den in Mähren verfolgten Böhmischen Brüdern gehörte, wurde durch Christian David dazu bewogen, gemeinsam mit seinen Namensvettern, dem späteren Archivar und dem 1729 im Gefängnis gestorbenen „Bekenner“, nach Sachsen auszuwandern, wo er 1724 zu den Mitgründern der Brüdergemeine in Herrnhut gehörte. Anschließend war er auf Missionsreisen in Mähren, Böhmen und England.

1731 begleitete er Nikolaus Ludwig von Zinzendorf zur Krönung von König Christian VI. nach Kopenhagen. Motiviert durch Berichte eines von dort nach Herrnhut mitgenommenen westindischen Sklaven von der Situation auf der Karibikinsel Saint Thomas entschied sich die Brüdergemeine, dort zu missionieren. Nitschmann reiste mit Johann Leonhard Dober 1732 dorthin und gründete eine Missionsstation als erste Herrnhuter Missionsstation in West-Indien. Sie versuchten, ihre Lebensumstände denen der Sklaven, unter denen sie missionierten, anzugleichen. Vor der Ausfahrt kam es am Reformierten Missionskolleg in Kopenhagen zu einem Wortwechsel über ihre Rolle unter den Sklaven; Dober und Nitschmann bekundeten nämlich ihre Bereitschaft, sich selbst in die Sklaverei verkaufen zu lassen.[2] Berichte über ihre Aufenthaltsdauer in West-Indien sind nicht einstimmig, was daran liegen mag, dass auch David Nitschmann Sr. eine Zeitlang in St. Thomas und St. Croix lebte.[3][4] Bekannt ist jedoch, dass die Herrnhuter Mission in St. Thomas, St. Croix, in St. John’s, in Jamaica, in Antigua, in Barbados und in St. Kitts für 50 Jahre ohne die Unterstützung anderer Kirchen oder Institutionen tätig war und ca. 13000 Menschen taufte.[2] Bereits 1734 war Nitschmann (d. spätere Bischof) jedoch an der Gründung einer Herrnhutischen Gemeine in Holstein beteiligt.

1735 wurde Nitschmann in Berlin von Daniel Ernst Jablonski zum Bischof geweiht. Er machte eine Missionsreise nach Georgia und schloss auf dem Schiff Freundschaft mit John und Charles Wesley. 1736 kehrte er jedoch schon zurück und wirkte an der Einsetzung Zinzendorfs zum Bischof im Jahr 1737 mit. 1738 führte er die Verhandlungen zur Gründung der Kolonie Herrnhaag in der Wetterau. Wieder in Pennsylvania, gründete er 1741 die Niederlassung in Bethlehem. Auf der Rückreise nach Europa 1744 geriet er in spanische Gefangenschaft, kam aber frei und förderte in den nächsten Jahren herrnhutische Niederlassungen in Dänemark, Norwegen und Schlesien. Von 1749 bis 1754 lebte er in Herrnhaag und kehrte dann dauerhaft nach Pennsylvania zurück, wo er zuerst in Lititz, als Ruheständler ab 1761 wieder in Bethlehem wohnte.

Zu seinen Freunden und Korrespondenzpartnern gehörten auch Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und August Gottlieb Spangenberg.[3]

  • Friedrich Martin, David Nitschmann, Friedrich von Wattewille und Petrus Böhler in kurzen Umrissen dargestellt. In: Kurze Lebensbeschreibungen merkwürdiger Männer aus der Brüdergemeine. Dritte Auflage, Rothenburg: J. B. Pohl, 1842.
  • Hermann Arthur Lier: Nitschmann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 712–714 (im Familienartikel).
  • H. W. Reichel: David Nitschmann, der erste Bischof der erneuerten Brüderkirche. Herrnhut: Missionsbuchhandlung, 1922 (Lebensbilder aus der Brüdergemeine; H. 1).
  • Claus Mannsbart: David Nitschmann: První biskup obnovené jednoty bratrské, Suchdol: Klub Přátel Suchdolu Nad Odrou, 1995 (Edice Suchdol; 13).
  • Dietrich MeyerNitschmann, David. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tübingen 2003, Sp. 347.

Einzelnachweise

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  1. Laut RGG. Die ältere Überlieferung hat auch andere Daten, ADB z. B. den 27. Dezember 1696.
  2. a b J. E. Hutton: History of the Moravian Church - Christian Classics Ethereal Library. Abgerufen am 27. Juli 2024.
  3. a b Inventory of the records of the Papers of David Nitschmann (Bishop). Abgerufen am 27. Juli 2024 (englisch).
  4. Memoirs - David Nitschmann, Sr. (1676-1758). Abgerufen am 27. Juli 2024.