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Mündliche Kündigungen: Salt krebst zurück

Aboverträge im Telecombereich können bei Sunrise UPC seit Frühling 2021 nur noch mündlich oder per Chat gekündigt werden. Der Konsumentenschutz hatte diese kundenunfreundliche Rechtsbeschränkung scharf kritisiert. Dieselbe Schikane galt bei Salt. Dank dem Intervenieren des Konsumentenschutzes können Salt-Kundinnen per sofort wieder schriftlich kündigen.

Anbieter im Telecombereich sind besonders kreativ, wenn es darum geht, die Kundinnen und Kunden von einer Kündigung abzuhalten. Beispielsweise sehen sie vor, dass Aboverträge nur noch mündlich am Telefon oder per Chat gekündigt werden können.

Diese Rechtsbeschränkung wird in den Werbeunterlagen als Vereinfachung und Beschleunigung des Kündigungsprozesses dargestellt. Effektiv ist diese «Neuerung» für den Kunden aber eine Hürde. Viele Personen haben Skrupel, eine Vertragsbeziehung im persönlichen Kontakt, also am Telefon, aufzukündigen.

Weiter heisst es von Anbieterseite, mit der direkten Kommunikation am Telefon oder im Chat könnten Unklarheiten oder Fehler vermieden werden. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Im Normalfall bietet eine schriftliche Kündigung der Konsumentin bis zu einem gewissen Grad Sicherheit, dass die Kündigung angekommen und angenommen worden ist. Ganz im Gegensatz zu einer mündlichen Kündigung. Der Kunde ist unsicher, ob die mündlich abgegebene Kündigung auch tatsächlich erfasst worden ist. Eine schriftliche Bestätigung bleibt in der Regel aus.

Keine gesetzliche Handhabe

Das Obligationenrecht macht zwar keine Vorgaben zur Form der Kündigung von Konsumentenverträgen. Es ist sicherlich zulässig, die mündliche Form der Kündigung vorzusehen oder anzubieten. Hingegen dürfte es gegen das geltende Recht verstossen, wenn andere Formen der Kündigung kategorisch ausgeschlossen werden. Zumindest dann, wenn sich die Anbieter über das Kleingedruckte (AGB) das Recht zuschanzen, einseitig derartige Rechtsbeschränkungen vorzunehmen. Inzwischen hat der Nationalrat im Mai 2023 einen entsprechenden Vorstoss der SP-Nationalrätin und ehemaligen Konsumentenschutz-Präsidentin Prisca Birrer-Heimo angenommen.

Einer der Hauptgründe, wieso Anbieter auf die mündliche Kündigung setzen, dürfte darin liegen, dass der kündigungswillige Kunde während des Gesprächs umgestimmt werden soll. So ist es beispielsweise keine Seltenheit, dass den Kundinnen eine 50%-ige Abopreisreduktion angeboten wird, falls sie auf die Kündigung verzichten.

Salt und Sunrise sichern Kulanz zu

Dank dem Intervenieren des Konsumentenschutzes können Salt-Kundinnen wieder schriftlich kündigen. Und auch Sunrise zeigt sich einsichtig. Im SRF Ecotalk sichert Sunrise-CEO André Krause Kulanz bei schriftlichen Kündigungen zu.

Wie Sie sich gegen derartiges Marketing am besten wappnen sowie weitere Tipps finden Sie in unserem Onlineratgeber-Beitrag.