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Industrie Schweiz: weniger Abhängigkeit, mehr Sicherheit
Aus Tagesschau vom 07.07.2024.
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Gegengeschäfte beim F-35 Industrie Schweiz: weniger Abhängigkeit, mehr Sicherheit

Die Schweiz ist stark abhängig von den globalen Lieferketten. Dies zeigte sich in der Coronapandemie deutlich: Nur mit grösster Mühe konnte der Bund Schutzmasken in China einkaufen.

So etwas dürfe sich in einem Kriegsfall nicht wiederholen, sagt jetzt der Bund. Schweizer Industriefirmen sollen wichtige Teile von Rüstungsgütern wieder vermehrt selbst fertigen.

Schweizer KMU produziert für F/A-18

Beim aktuellen F/A-18-Kampfjet der Schweizer Armee hat der Bund einen solchen «Trumpf» in der Hand: Das Familienunternehmen Sauter Bachmann im Kanton Glarus fertigt mit 130 Mitarbeitenden Schlüsselkomponenten für die weltweite F/A-18-Flotte, wie ein Getriebe für das Triebwerk. Und dies als einziger Hersteller weltweit.

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Schweizer Getriebeteile für F/A-18-Kampfjets
Aus News-Clip vom 07.07.2024.
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Der Co-Geschäftsführer und Miteigentümer Max Bachmann ist sich bewusst, dass sein Unternehmen in diesem Bereich eine strategische Bedeutung hat. «Wenn wir der einzige Lieferant sind, ist der Kunde von unserer Lieferung abhängig», erklärt Max Bachmann. «Ohne die Schweiz und unser Unternehmen geht es nicht.»

Das Unternehmen möchte nun auch Getriebeteile für die neusten F-35-Kampfjets herstellen und bewirbt sich für Gegengeschäfte zwischen der Schweiz und den USA, für sogenannte Offset-Geschäfte.

Gegengeschäfte für fast 3 Milliarden

Die Schweiz hat in den USA 36 F-35-Kampfjets zum Preis von rund 6 Milliarden Franken bestellt. Die USA haben sich verpflichtet, 2.9 Milliarden Franken in Form von Gegengeschäften an die Schweizer Industrie zurückfliessen zu lassen.

Es ist entscheidend, dass man möglichst viel in der Schweiz selbständig und ohne äussere Hilfe machen kann.
Autor: Urs Loher Rüstungschef

Das Bundesamt für Rüstung begrüsst, dass sich Schweizer Industrieunternehmen für die Fertigung von F-35-Teilen bewerben. So könne die Einsatzverfügbarkeit der F-35-Flotte erhöht werden, ist Rüstungschef Urs Loher überzeugt. «Es ist entscheidend, dass man möglichst viel in der Schweiz selbständig und ohne äussere Hilfe machen kann.»

Ruag will gross in F-35-Wartung einsteigen

Der staatliche Rüstungskonzern Ruag wartet heute die F/A-18 Kampfjet der Schweizer Armee und will ebenfalls eine Schlüsselrolle bei den F-35 einnehmen.

Wer Wartungen ausführt, hat ein grösseres Gewicht, wenn es im Ernstfall knapp wird in diesem Pool.
Autor: Nicolas Perrin Ruag-Verwaltungsratspräsident

Vier der neuen Kampfjets will die Ruag in der Schweiz montieren und sich so Wissen aneignen. Das Ziel der Ruag: sie will weltweit zu einem wichtigen Wartungsunternehmen für F-35 werden. Das könne strategisch für die Schweiz in einem Krisenfall ebenfalls von Vorteil sein, erklärt Ruag-Verwaltungsratspräsident Nicolas Perrin. Es gebe einen internationalen Komponenten-Pool für den F-35. «Wer auf diesem Komponenten-Pool Wartungen ausführt, hat ein grösseres Gewicht, wenn es im Ernstfall knapp wird in diesem Pool.»

Kampfjet im Flug vor bewaldetem Hügel.
Legende: Die Schweiz soll bei den neuen F-35 Kampfjets vom Ausland weniger abhängig werden. Keystone / BORIS ROESSLER

Im Krisenfall könnte die Schweiz die Lieferung von Ersatzteilen also verweigern, wenn andere Länder dringend benötigte Komponenten für Schweizer Kampfjets nicht liefern wollen. Die Schweiz hätte ein Druckmittel in der Hand.  

Gegengeschäfte als Wachstumstreiber

Für viele kleine Unternehmen sind die staatlichen Gegengeschäfte nicht nur strategisch, sondern vor allem auch wirtschaftlich interessant. Der Getriebehersteller Sauter Bachmann im Kanton Glarus kam nur dank staatlicher Gegengeschäfte beim damaligen F/A-18 Kauf mit den grossen US-Rüstungsproduzenten in Kontakt. Die staatlichen Offset-Geschäfte seien ein Türöffner gewesen, erklärt Co-Geschäftsführer Max Bachmann. «Ohne diesen Türöffner hätten wir das Wachstum unserer Firma nicht erreichen können.»

Der Getriebehersteller im Glarnerland macht heute 20 Prozent seines Umsatzes mit Kampfjet-Komponenten – in geopolitisch unsicheren Zeiten ein boomendes Geschäft.

Tagesschau, 07.07.2024; 19:30 Uhr

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