Eine der Zumutungen beim Versuch, sich die Mechanik des Treibhauseffekts vorzustellen, liegt in der Verdünnung. Unvorstellbar gering ist die Konzentration der Treibhausgase in der Lufthülle der Erde. Noch am häufigsten ist unter ihnen das Kohlendioxid vertreten – mit gerade mal einigen wenigen Hundert Teilchen pro eine Million Luftteile. Entsprechend naheliegend ist die Idee, das CO₂ dort abzufangen, wo es viel höher konzentriert ist, damit es gar nicht erst in die Atmosphäre gelangen kann.

Das Prinzip: Carbon Capture and Storage (kurz: CCS) lautet der Ausdruck dafür im Klimaschutz-Jargon. Schon in den Schornsteinen von Kraftwerken und Fabriken, aus denen die Abgase unverdünnt entweichen, wird das CO₂ abgeschieden (capture). Einmal eingefangen, kann man es entweder als Werkstoff nutzen, etwa für die chemische Industrie. Oder man lagert es dauerhaft in geologischen Formationen ein (storage). In leeren Erdgasfeldern unter der Nordsee wird das bereits praktiziert. CCS ist schon ziemlich gut erforscht und taucht als wichtiger Baustein in vielen Klimaschutz-Szenarios auf.

Die Technik: Am oberen Ende eines Schlots wird ein Gemisch aus Wasser und bestimmten organischen Verbindungen (Aminen) zerstäubt. Während die Tröpfchen abwärts durch das Abgas fallen, bindet sich Kohlendioxid an den Aminen. Unten fängt man die CO₂-haltige Flüssigkeit wieder auf. Leider sind danach große Hitze und hoher Druck nötig, um das Klimagas von den Aminen zu trennen. Entsprechend teuer ist die Abscheidung bislang. Chemiker suchen deshalb nach besseren Flüssigkeiten für den Tröpfchenregen. In den Fachzeitschriften Energy & Environmental Science und International Journal of Greenhouse Gas Control haben nun Forscherteams Alternativen vorgestellt. "Carbon Capture nähert sich dem praktikablen Einsatz", kommentiert das Wissenschafts-Leitmedium Science. Dahinter steht die Hoffnung, dass mit sinkenden Kosten beim CC-Teil des Verfahrens endlich Massentauglichkeit erreicht wird. Denn im Jahr 2020 wurden weltweit bloß 40 Millionen Tonnen CO₂ abgeschieden – gerade mal ein Promille der Jahresemissionen.

Der Haken: Das Tempo des Ausbaus ist wie bei vielen hochfliegenden Klimaschutz-Plänen unklar. Im laufenden Jahrzehnt müssen die globalen Emissionen schrumpfen (statt wie bislang zu steigen), und zwar erheblich. Welchen Beitrag kann da eine Technik leisten, die aktuell nur in wenigen Anlagen steckt? Speziell in Deutschland kommt ein zweites Problem hinzu, und zwar beim S-Teil der Technik, storage, der Lagerung. Pläne zur Verpressung von eingefangenem CO₂ im Untergrund haben hier stets wütenden Protest von Bürgerinitiativen hervorgerufen. Ausgerechnet die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben sie faktisch verboten, obwohl dort das größte Speicherpotenzial läge. Das Deutsche Klima-Konsortium, ein Verbund relevanter Facheinrichtungen, bilanzierte: "Nach dem heutigen Sachstand wird CCS von der Öffentlichkeit nicht akzeptiert."

Stand der Dinge: Im Ausland wird eifrig entwickelt. So arbeitet der norwegische Konzern Statoil bereits daran, in leeren Erdgas-Lagerstätten (etwa unter der Nordsee) CO₂ einzulagern. Das US-Energieministerium erwartet, dass sich die Abscheidekosten pro Tonne CO₂ allein schon mit der aktuellen Technik bis 2035 zumindest halbieren werden. Innovation soll das noch beschleunigen. Und diese will man erzwingen. So berät der US-Kongress gerade über eine Fünf-Milliarden-Dollar-Spritze für Projekte, die CO₂ einfangen, bevor es zum Treibhauseffekt beitragen kann.