Abendland, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Abendland(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache
Worttrennung Abend-land
Wortbildung
mit ›Abendland‹ als Erstglied:
Abendländer · abendländisch
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Abend · abendlich · abends · Abendland · Abendmahl · Abendrot · Abendröte · Vorabend
Abend m. ‘Tageszeit um den Sonnenuntergang, Tagesende’, ahd. āband (9. Jh.), mhd. ābent, asächs. āƀand, mnd. āvent, mnl. avont, avent, nl. avond, aengl. æfen (und abgeleitetes æfnung), engl. eve ‘Vorabend’, evening, (dichterisch und mundartlich) even ‘Abend’ lassen sich auf eine westgerm. Form *āfanþija, *āfanðija zurückführen, die sich durch Länge des vokalischen Anlauts und Fehlen eines Dentals von den nordgerm. Entsprechungen anord. aptann, schwed. afton, dän. aften (doch auch aengl. æftentīd ‘Abendzeit’) unterscheidet. Für das Got. ist keine vergleichbare Form belegt, der Begriff wird durch got. andanahti (eigentlich ‘Vornacht’) bzw. durch Umschreibung mit got. seiþus ‘spät’ wiedergegeben. Als gemeinsame Vorstufe der westgerm. und nordgerm. Bezeichnungen ist entweder ie. *ēponto- (in diesem Falle vielleicht Einwirkung von anord. aptan ‘danach’ auf die nord. Formen?) oder ie. *āptanto- (mit dissimilatorischem Schwund des ersten Dentals im Westgerm. und möglicherweise erst nachfolgender Dehnung eines ursprünglich kurzen Anlautvokals?) anzunehmen. Dieses ist wohl eine Bildung mit nt-Suffix für Zeitbezeichnungen. Als wahrscheinlich gilt die Verwandtschaft mit griech. epí (ἐπί) ‘auf’, opsé (ὀψέ) ‘spät’, denen ie. *epi, *opi ‘nahe hinzu, darauf, hinter’ zugrunde liegt. Abend im Sinne von ‘Westen, Okzident’ (nach dem Stand der Sonne zu dieser Tageszeit), vereinzelt schon Ende des 14. Jhs. im Md. (unter Einfluß von lat. vesper ‘Abend, Abendgegend, Westen’), wird seit Anfang des 16. Jhs. besonders durch Luther geläufig. – abendlich Adj. ‘zum Abend gehörig, am Abend geschehend’, ahd. ābandlīh (9. Jh.), mhd. ābentlich; die wie mnl. avontlike, aengl. ǣfenlīc als Übersetzung für lat. vespertīnus gebildete Ableitung ist in älterer Zeit nur schwach bezeugt und erst seit Ende des 18. Jhs. allgemein verbreitet; vom 17. bis ins 19. Jh. kommt auch die Bedeutung ‘westlich’ vor. abends Adv. ‘am Abend’, mhd. ābendes, ābents, mnd. āvendes, zunächst Genitivform des Substantivs, verselbständigt sich bereits um 1200 in adverbiellem Gebrauch. Abendland n. ‘im Westen gelegenes Land’, im Anschluß an die Bedeutung ‘Westen, Okzident’ von Abend seit dem 16. Jh. üblich, bis ins 18. Jh. vorwiegend im Plur. die Abendländer, -lande; vom Ende des 18. Jhs. an wird der Sing. als zusammenfassender Begriff für die historisch und kulturgeschichtlich enger verbundenen europäischen Länder dem älteren Morgenland gegenübergestellt und in neuerer Zeit vielfach auch als politisches Schlagwort benutzt. Abendmahl n. ‘Altarssakrament der evangelischen Kirche’; spätmhd. ābentmāl, mnd. āventmāl ‘Abendmahlzeit’ (s. Mahl) tritt (vielleicht nach mnl. avontmael ‘Abendzeit, Abendmahlzeit’) neben älteres mhd. ābenteʒʒen, das nicht nur die abendliche Mahlzeit allgemein, sondern vom 13./14. Jh. an auch Christi Abschiedsmahl und das von diesem ausgehende kirchliche Sakrament bezeichnet. Seit Beginn des 16. Jhs., namentlich unter Luthers Einfluß, setzt sich im kirchlichen Sprachgebrauch Abendmahl für die letzte Mahlzeit Christi mit seinen Jüngern durch, bleibt aber als Bezeichnung für das Altarssakrament auf die evangelische Kirche beschränkt. Abendrot n. Abendröte f. ‘rötliche Färbung des Himmels bei Sonnenuntergang’; ahd. ābandrōto m. (Hs. 13. Jh.), mhd. ābentrōt m. und n. (12. Jh.) und daneben mhd. ābentrœte f., mnd. āventrȫde schließen sich entsprechend vorausgehendem ahd. morganrōto ‘Morgenröte’ (s. Morgenrot) als Zusammensetzungen an das Adjektiv ahd. mhd. rōt ‘rot’ und das davon abgeleitete Substantiv ahd. rōtī, mhd. rœte ‘Röte’ (s. rot) an. Vorabend m. ‘Abend vor einem Ereignis, besonders vor einem Fest’. Das verdeutlichende Kompositum kommt um 1700 in Gebrauch (mnd. vȫrāvent schon im 15. Jh.), während vorher seit dem Ahd. das Grundwort allein diese Bedeutung haben kann, die auf der jüdisch-christlichen, aber auch germanischen Vorstellung beruht, daß der neue Tag mit dem Abend beginne. Wie mlat. vigilia, frz. veille bezieht Vorabend und Abend in älterer Zeit oft den ganzen Tag vor einem kirchlichen Fest mit ein (vgl. noch jetzt Heiliger Abend und Sonnabend). Heute ist vor allem die metaphorische Verwendung ‘Zeitabschnitt, in dem sich ein bedeutendes historisches Ereignis vorbereitet’ üblich.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Geografie
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Abendland‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Abendland‹.
Verwendungsbeispiele für ›Abendland‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aber kann ein Moslem heute das moralische Angebot des vorerst noch herrschenden Abendlandes annehmen?
[Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 233]
Die Geschichte des Tanzes im Abendland ist in erster Linie eine Geschichte der Tänze.
[Hickmann, Hans u. Feldmann, Fritz: Tanz. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1966], S. 7611]
Das sogenannte christliche Abendland kämpft dort für die Menschenrechte eines muslimischen Volkes.
[Die Zeit, 15.04.1999, Nr. 16]
Der kirchliche Terror ist so alt wie das christliche Abendland.
[Der Spiegel, 20.03.1989]
Übersetzung auch dem Abendland bekannt wurde, ist er hier viel kritisiert worden.
[Aland, K.: Nikephorus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 13551]
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