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Ehrfurcht, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Ehrfurcht · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ehr-furcht
Wortzerlegung Ehre Furcht
eWDG

Bedeutung

gehoben Scheu, die auf großer Hochachtung für jmdn., etw. beruht
Beispiele:
in heiliger, tiefer, wahrer Ehrfurcht
mit Ehrfurcht jmdm. nahen, von jmdm., etw. sprechen
vor Ehrfurcht verstummen, flüstern, die Stimme senken
die Ehrfurcht gebietet, fordert Schweigen
eine Ehrfurcht gebietende, einflößende Erscheinung
die Ehrfurcht vor dem Leben, Tode, vor dem Schönen
gehobenjmdm. Ehrfurcht bezeigen
in liebender Ehrfurcht aufblicken zu dem Erzeuger [ Th. MannJoseph4,392]
Andreas erschauerte vor Ehrfurcht [ H. MannSchlaraffenland1,25]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Ehre · ehren · ehrlich · ehrbar · ehrsam · ehrfürchtig · Ehrfurcht · ehrwürdig · Ehrwürden · Ehrenmann · Ehrenpreis · ehrenrührig · Ehrenwort
Ehre f. ‘äußeres Ansehen, Wertschätzung durch andere Menschen, Selbstachtung’, ahd. ēra ‘Ansehen, Wertschätzung, Berühmtheit, Würde, Zierde, Ehrfurcht, Verehrung’ (8. Jh.), mhd. ēre ‘Ehrerbietung, Zierde, Ansehen, Ruhm, Sieg, Herrschaft, Ehrgefühl, ehrenhaftes Benehmen’, asächs. ēra, mnd. mnl. ēre, nl. eer, afries. ēre, aengl. ār ‘Ehre, Würde, Ruhm, Achtung, Verehrung, Gnade, Mitleid, Besitz, Einkommen’, anord. eir ‘Gnade, Milde, Hilfe’ (germ. *aizō) werden auf eine Wurzel ie. *ais- ‘ehrfürchtig sein, verehren’ zurückgeführt, deren Erweiterung, mit einem ursprünglich wohl präsensbildenden d ie. *aizd-, *izd-, in aind. ī́ṭṭē ‘verehrt, preist’, got. aistan ‘sich scheuen, achten’ (sofern dies nicht mit ie. t-Suffix gebildet ist) und wohl auch in griech. á͞idesthai, aidé͞isthai (αἴδεσθαι, αἰδεῖσθαι) ‘scheuen, verehren’, aidṓs (αἰδώς) ‘Ehrfurcht, Scheu, Scham’ vorliegt. Mittelalterliche Auffassung verbindet mit Ehre vornehmlich das äußere Ansehen in Gestalt von ‘Ruhm, Anerkennung’ (daher mhd. oft im Plural wie noch heute in den Wendungen mit Ehren, zu Ehren, ehrenhalber); später entwickelt sich Ehre zum sittlichen Begriff, wird oft als ‘Selbstachtung’ verstanden; vereinzelt begegnet es in diesem Sinne bereits im Ahd. (Notker, um 1000). – ehren Vb. ‘Ehre erweisen, achten, anerkennen’, ahd. ērēn (8. Jh.), mhd. ēren. ehrlich Adj. ‘zuverlässig, aufrichtig, redlich’, heute meist im Gegensatz zu betrügerisch; dagegen ahd. ērlīh (um 800), mhd. ērlich ‘ehrenvoll, ruhmreich, ansehnlich, vornehm’. ehrbar Adj. ‘achtenswert, ehrenhaft’, mhd. ērbære. ehrsam Adj. ‘ehrbar, sittsam’, ahd. (10. Jh.), mhd. ērsam. ehrfürchtig Adj. ‘Ehrfurcht, hohe Achtung empfindend’ (16. Jh.), dazu die Rückbildung Ehrfurcht f. ‘Hochachtung’ (Ende 16. Jh.). ehrwürdig Adj. ‘Ehrerbietung einflößend’, ahd. ērwirdīg (8. Jh.), mhd. ērwirdec (s. würdig); dazu Ehrwürden Anrede für geistliche Personen, Angehörige katholischer Orden, frühnhd. euer Ehrwürden (2. Hälfte 15. Jh.), zu ahd. ērwirdī ‘Ehrerweisung, Ehrerbietung, Rücksicht’ (um 800), mhd. ēwirde, frühnhd. erwirde (16. Jh.). Ehrenmann m. ‘ehrenhafter Mensch’ (2. Hälfte 15. Jh.; zuerst in Schweiz. Quellen, danach im Obd.), eventuell Übersetzung von lat. vir honestus. Ehrenpreis n. m. als Heilpflanze verwendeter Rachenblütler mit kleinen blauen Blüten (15. Jh.), wegen seiner Heilkraft zu preisen und zu ehren (Marzell 4, 1079). ehrenrührig Adj. ‘das Ehrgefühl verletzend, beleidigend’ (15./16. Jh.); vgl. mnd. ērenrȫrich; daneben frühnhd. ehr(en)rührend (16. Jh.). Ehrenwort n. ‘feierliches Versprechen’, eigentlich gegen Verpfändung der Ehre (um 1700), zuvor ‘ehrendes Wort, Huldigung, respektvolle Anrede’ (16. Jh.), spätmhd. ērwort ‘höfliche Rede’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Achtung · Ehrfurcht · Respekt
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Ehrfurcht‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ehrfurcht‹.

Verwendungsbeispiele für ›Ehrfurcht‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wahrscheinlich sah uns jemand zu, aus den Wäldern, alle Untertanen, in Ehrfurcht verstummt. [Widmer, Urs: Im Kongo, Zürich: Diogenes 1996, S. 147]
Denn er hatte eine tiefe Ehrfurcht vor dem lebendigen Wesen. [Penzoldt, Ernst: Die Powenzbande, Darmstadt: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1960 [1930], S. 378]
Eine tiefe Ehrfurcht vor dem Schaffen der Dichter erfüllte mich von je her. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 5171]
Meine Ehrfurcht vor dem Wissen eines Professors war damals noch gewaltig. [konkret, 1983]
Wer ein religiöses Empfinden hat, betrachtet die Berge mit Ehrfurcht. [konkret, 1982]
Zitationshilfe
„Ehrfurcht“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ehrfurcht>.

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