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Praktik, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Praktik · Nominativ Plural: Praktiken
Aussprache  [ˈpʀaktik]
Worttrennung Prak-tik
Wortbildung  mit ›Praktik‹ als Letztglied: Abhörpraktik · Chiropraktik · Geschäftspraktik · Handelspraktik · Heilpraktik · Kaufmannspraktik · Sadomasopraktik · Sexpraktik · Sexualpraktik · SM-Praktik · Verkaufspraktik
Herkunft zu prāktikḗ (téchnē)griech (πρακτικὴ τέχνη) ‘Tätigkeit, Aktivität’, eigentlich ‘Kunst, Lehre vom aktiven Tun und Handeln’ < prā́sseingriech, prā́tteinatt (πράσσεινgriech, πράττεινatt) ‘durchdringen, zu Ende kommen, betreiben, vollbringen, tun’
eWDG

Bedeutungen

1.
Art und Weise, wie bei, mit etw. verfahren wird, Handhabung
Beispiele:
zu diesem Problem gab es verschiedene Praktiken und Meinungen
der Kommissar beherrschte die Praktik des Verhörs
abwertendgeschäftliche, wirtschaftliche Praktiken
Erst im Laufe der Zeit gewann ich Sicherheit in der Erfassung des Bedeutsamen und erlernte nach und nach die Praktiken meines neuen Berufs [ JensMann28]
2.
abwertend Kunstgriff, Kniff, Schlich
Grammatik: nur im Plural
Beispiele:
jmds. betrügerische, zweifelhafte, schlechte Praktiken verurteilen
vor gewissen Praktiken nicht zurückschrecken
von jmds. Praktiken nichts halten
was sind das für Praktiken!
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Praktik · praktisch · praktikabel · Praktikant · Praktiker · Praktikum · praktizieren
Praktik f. ‘Art der Ausübung (einer Tätigkeit), Verfahrensweise, Handhabung’, frühnhd. practic, practik ‘Ausübung und Anwendung, Art eines Geschäfts oder Verfahrens, Ausübung einer Kunst (z. B. der Kalendermacherei, der Medizin), unerlaubter Kunstgriff, Kniff, Betrug’ (häufig im Plur. practicen, practiken, 16. Jh.), entlehnt aus mlat. practica ‘Ausübung, Tätigkeit, Übung, Vollendung’, auch ‘List, Schlauheit’, spätlat. practicē ‘Unternehmen, Handlung, Tätigkeit, Ausübung’, griech. prāktikḗ (téchnē) (πρακτικὴ τέχνη) ‘Tätigkeit, Aktivität’, eigentlich ‘Kunst, Lehre vom aktiven Tun und Handeln’, Substantivierung der fem. Form des Adjektivs griech. prāktikós (πρακτικός) ‘das Handeln betreffend, zu Geschäften gehörig, tätig, unternehmend, tatkräftig, wirksam’, zu griech. prā́ssein, (att.) prā́ttein (πράσσειν, πράττειν) ‘durchdringen, zu Ende kommen, betreiben, vollbringen, tun’ (s. pragmatisch). Der in abschätzigem Sinne gebrauchte Plural Praktiken ‘Kunstgriffe, Schliche, Kniffe’ steht unter Einfluß von mfrz. frz. pratiques ‘Ränke, Umtriebe’. – praktisch Adj. ‘die Praxis betreffend, auf Praxis beruhend, in Wirklichkeit, zweckdienlich, geschickt’, zuvor ‘listig, schlau’ (16. Jh.), spätlat. practicus ‘tätig’, griech. prāktikós (s. oben), gelegentlich wohl unter Einfluß von mfrz. frz. pratique ‘angewandt, anwendbar, ausführbar, zweckmäßig’. Seit dem 18. Jh. vielfach im Gegensatz zu theoretisch. praktikabel Adj. ‘durch-, ausführbar, brauchbar, zweckmäßig’ (18. Jh.), frz. praticable, mlat. practicabilis ‘tunlich, ausführbar’. Praktikant m. ‘wer sich auf die Ausübung eines Berufs vorbereitet’ (17. Jh.), älter ‘wer unsaubere Praktiken betreibt’ (16. Jh.), mlat. practicans (Genitiv practicantis), Part. Präs. von mlat. practicare ‘ausüben, bewerkstelligen, fertigbringen, erfinden’. Praktiker m. ‘praktischer Mensch, Mann mit praktischer Erfahrung’ (prattiger, 16. Jh.), seit dem 18. Jh. im Gegensatz zu Theoretiker, Substantivierung des Adjektivs spätlat. practicus (s. oben). Praktikum n. ‘Übungen zur praktischen Anwendung theoretischer Kenntnisse in bestimmten Fachrichtungen einer Hochschule, vorübergehende Tätigkeit eines Studenten in einem Betrieb zur Aneignung praktischer Berufskenntnisse’ (20. Jh.), latinisierende Neubildung zu Praktik. praktizieren Vb. ‘ausüben’ (15. Jh.), besonders den Beruf des Arztes, (Rechts)anwalts (16. Jh.), ‘sich auf die Berufspraxis vorbereiten, (schlau) unterhandeln, Ränke schmieden’ (16. Jh.), in neuerer Sprache ‘(theoretische Kenntnisse) in der Praxis anwenden’, entlehnt unter Einfluß von gleichbed. mfrz. frz. pratiquer und wohl auch ital. praticare (vgl. frühnhd. pratezieren, 16. Jh.) aus mlat. practicare (s. oben).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Praktik‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Praktik‹.

Verwendungsbeispiele für ›Praktik‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Umgekehrt mußte man dann vom Unterlassen dieser Praktiken unbestimmt weitreichende katastrophale Folgen befürchten. [Gehlen, Arnold: Urmensch und Spätkultur, Bonn: Athenäum 1956, S. 263]
Aber auch in der älteren Pädagogik scheint man sich dieser Praktik bedient zu haben. [Röhrich, Lutz: Esel. In: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten [Elektronische Ressource], Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 22271]
Um Filme auf Video zu übertragen, gibt es daher mehrere Praktiken. [C’t, 2000, Nr. 13]
Ihre barbarischen Praktiken haben nichts gemein mit dem islamischen Glauben. [Die Zeit, 23.02.1996, Nr. 9]
Allerdings hat es hinsichtlich der entsprechenden Terminologie sehr unterschiedliche Praktiken gegeben. [Heine, Peter: Ewigkeit. In: Lexikon des Islam, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1991], S. 455]
Zitationshilfe
„Praktik“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Praktik>.

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