Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

beweglich

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung be-weg-lich
Wortzerlegung 1bewegen -lich
Wortbildung  mit ›beweglich‹ als Erstglied: Beweglichkeit  ·  mit ›beweglich‹ als Letztglied: leichtbeweglich / leicht beweglich · ortsbeweglich · schwerbeweglich / schwer beweglich · unbeweglich
eWDG

Bedeutungen

1.
entsprechend der Bedeutung von ¹bewegen (1)
Beispiele:
die beweglichen Teile einer Maschine, eines Gerätes herausnehmen, ölen
das Schießen auf bewegliche Ziele gehört zur Ausbildung der Soldaten
der bewegliche Arm eines Kranes
eine Puppe mit beweglichen Gliedern, Augen
die bewegliche Habe (= der Besitz außer dem Haus- und Grundbesitz)
der bewegliche Besitz, Nachlass
ein bewegliches (= an keinen Kalendertag gebundenes) Fest
Ostern und Pfingsten sind beweglich Feste
eine bewegliche (= wendige, nicht starre) Politik, Verhandlungstaktik betreiben
daß sein Vetter … ihn zum Erben seines beweglichen und unbeweglichen Eigentums eingesetzt hatte [ Bergengr.Heiraten171]
2.
lebhaft, rege
Beispiele:
ein flinkes, bewegliches Mädchen
ein temperamentvoller, beweglicher Südländer
sein beweglicher Geist, Verstand fand sehr schnell eine Lösung des Problems
ihr frisches, bewegliches Wesen machte sie überall beliebt
der Schüler ist geistig sehr beweglich
wie freundlich war doch dieser wohlgekleidete und bewegliche Herr [ WerfelAbituriententag56]
3.
veraltend rührend, ergreifend, bewegend
Beispiele:
in beweglichen Klagen ausbrechen
jmdn. beweglich bitten
etw. beweglich schildern
[Plakate] warnten … beweglich vor dem drohenden Chaos der Anarchie [ HesseSteppenw.4,374]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bewegen · Bewegung · beweglich
bewegen Vb. ‘die Lage verändern, veranlassen, beeindrucken’ zeigt in seinen Formen und in seiner Bedeutungsentwicklung Vermischung eines starken und eines schwachen Präfixverbs, die beide seit Beginn der Überlieferung ohne scharfe Trennung in schwankendem Gebrauch nebeneinander stehen. Das starke Verb ahd. biwegan ‘aus dem Zustand der Ruhe bringen, wägend prüfen, bewegen’ (um 800), mhd. bewegen ‘bewegen’, reflexiv ‘sich abwenden, verzichten, sich zu etw. entschließen’ gehört zu dem Simplex ahd. wegan ‘wiegen, wägen, einschätzen, bewegen’ (8. Jh.), mhd. wegen ‘in Bewegung setzen, (sich) bewegen, wägen, einschätzen, Gewicht, Zahl, Wert haben’, das sich mit verengter Bedeutung in nhd. wägen (s. d.) erhalten hat. Ihm entspricht asächs. wegan ‘wägen’, mnd. wēgen, mnl. wēghen, nl. wegen ‘wiegen, wägen, (ein)schätzen’, aengl. wegan ‘bewegen, bringen, wägen, messen’, engl. to weigh, anord. vega ‘schwingen, heben, wiegen’, got. gawigan ‘bewegen, schütteln’. Mit den außergerm. Verwandten aind. váhati ‘fährt, zieht’, lat. vehere, aslaw. vesti, russ. veztí (везти), lit. vèžti ‘fahren’ schließen sie sich an die Wurzel ie. *u̯eg̑h- ‘bewegen, ziehen, fahren’ an. Zum starken Verb bilden die germ. Sprachen ein schwaches Kausativum ahd. weggen (8. Jh.), mhd. wegen ‘bewegen, schwingen, schütteln’, aengl. wecgan ‘bewegen, treiben’, got. wagjan ‘schütteln, bewegen’, wozu das schwache Präfixverb ahd. biweggen ‘bewegen, erregen, sich rühren’ (Hs. 12. Jh.), mhd. bewegen ‘die Lage verändern, veranlassen’ gehört. Eine bedeutungsdifferenzierende Scheidung in ¹bewegen (mit starkem Prät. bewog) ‘veranlassen, zu etw. bestimmen’ und ²bewegen (mit schwachem Prät. bewegte) ‘die Lage verändern’ gilt erst in neuerer Zeit. – Bewegung f. ‘Lage-, Ortsveränderung’, ahd. biwegunga (Hs. 12. Jh.), mhd. bewegunge, frühnhd. auch ‘Aufruhr’, dann für revolutionäre Vorgänge (Goethe in bezug auf die französische Revolution) und im 19. und 20. Jh. unter dem Einfluß von frz. mouvement für verschiedene politische Strömungen, zumal in Zusammensetzungen Freiheits-, Arbeiter-, Jugendbewegung. beweglich Adj. ‘bewegbar, behende, lebhaft’, mhd. bewegelich.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

agil · behänd(e) · beweglich · flink · gelenkig · gewandt · lebhaft · leichtfüßig · mobil · wendig
Assoziationen

bewegbar · beweglich · freigängig · platzierbar · verschiebbar

abwandelbar · beweglich · mutabel · variabel · veränderbar · veränderlich · wandelbar  ●  fluid geh. · variant geh.
Assoziationen
  • Befinden · Gesundheitszustand · Konstitution · Verfassung · Zustand  ●  Status fachspr.
  • abdingbar · durch (eine) abweichende Regelung ersetzbar · durch freie Vereinbarung veränderbar · kein Muss · mit Öffnungsklausel · nicht zwingend (vorgeschrieben)
  • (das) muss nicht (unbedingt) so bleiben · nicht für die Ewigkeit (gedacht) · nicht unabänderlich · nicht unumstößlich  ●  nicht in Beton gegossen ugs., fig. · nicht in Stein gemeißelt ugs., fig.

anpassungsfähig · elegant · geschickt · gewandt · glattzüngig · wenig prinzipienfest  ●  beweglich fig. · geschmeidig fig. · wendig fig.
Assoziationen
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›beweglich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›beweglich‹.

Verwendungsbeispiele für ›beweglich‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die bewegliche kleine Dame war offenbar erstaunt, ihn zu sehen. [Doderer, Heimito von: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre, Gütersloh: Bertelsmann 1996 [1951], S. 1007]
Trotz der scheinbaren plumpen Gestalt sind die Tiere sehr beweglich. [Lucanus, Friedrich von: Im Zauber des Tierlebens, Berlin: Wegweiser-Verl. 1926 [1926], S. 145]
Begriffe sind vielmehr, solange sie in einem produktiven Denken lebendig sind, stets beweglich, flüssig, anpassungsfähig. [Hartmann, Nicolai: Der Aufbau der realen Welt, Berlin: de Gruyter 1940, S. 471]
Davor flüchten sie zu unzähligen Hunderttausenden in den finsteren Saal mit den beweglichen Bildern. [Hofmannsthal, Hugo von: Drei kleine Betrachtungen. In: Bertram, Mathias (Hg.) Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1921], S. 15019]
Beweglich ist der Laden nicht, und wenn es vorangeht, dann langsam. [Die Zeit, 04.02.1999, Nr. 6]
Zitationshilfe
„beweglich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/beweglich>.

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