Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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blei, n.

blei, n.
plumbum, gen. bleies, ahd. pliu pliuwes, plio pliowes, und mit übergang aus der fünften ablautreihe in die vierte (wie heurat und heirat) plî plîwes (Graff 3, 259), mhd. blî blîwes und auch blîges (MS. 2, 176ᵇ), spur von blie bliewes ist in blienîn plumbeus. myst. 78, 16; altn. blŷ, was zu pliu stimmt, schw. dän. bly, woher finn. lyijy für blyijy, lapp. laigjo; lat. plumbum, walach. plumbu, alban. pljoumi, pljoumbi, welsch plwm, armor. ploum, it. piombo, sp. plombo, port. chumbo, franz. plomb; poln. ołow, böhm. olowo, wolowo, serb. olovo; gr. μόλιβος Il. 11, 237, in prosa μόλυβδος. dies merkwürdige wort liefert ein erwünschtes beispiel für die durchsichtigkeit unserer sprache, und nichts ist verkehrter als das deutsche wort aus dem lat. herzuleiten. leider gebricht die goth. form, sie könnte bliggv gelautet haben, und sich wie bliggvan zu ahd. pliuwan verhalten. befremdlich auf den ersten blick ist, dasz für blei nnl. nur lood, wie fries. lâd, ags. leád, engl. lead, ir. luaighe, gal. luaidhe gesagt wird, was unserm loth entspricht. doch kannte die mnl. sprache noch bli:
daer dedi bli in over gout.
Maerl. 1, 414,
darein that er blei für gold, wie auch Kilian blij und blye plumbum anführt. nun aber begegnet ein alts. bli color, ags. blio, bleo, bleov, bleoh color, altengl. blee, die doch unverkennbar zusammenhängen mit blôvan bleov florere sowol als ahd. pliuwan plou caedere, d. i. braun und blau schlagen. pliu ist folglich das lividum, das blaue, bläuliche metall, wie silber das weisze, gold das gelbe, glänzende; will man den nebensinn von weich, biegbar, schlagbar gelten lassen, so stünde nichts entgegen. plumbum verhält sich im anlaut zu pliu wie parere zu përan, πύργος zu puruc, πίω zu pior; das M vor B ist wie in ambo ἄμφω, skr. ubha, in cumbo = cubo, lambo = lapan, laffan, in umbilicus = napalo, nabel. das lapp. laigjo = blaigjo grenzt ans ir. luaighe, das den übergang in luaidhe, leád, lood vermittelt. vielleicht berühren sich leád und μόλυβδος, dessen Δ an χαλυβδικός für χαλυβικός von χάλυψ stahl erinnert, offenbar laufen die beiden metalle χάλυβος und μόλυβος einander parallel. μόλυβος, μόλιβος aber läszt sich einigen mit einem vermutlichen πόλυβος, βόλυβος, das sich dem plumbum näherte und vom sl. olovo, volovo unfern läge. den Russen ist ólovo zinn, lett. alva, während russ. svinetz, litt. szwinnas, lett, świns buchstäblich stannum, unser zinn die bedeutung von blei hat. keine sprache läszt aber dem ausdruck so auf den grund schauen, wie unsere.
1)
da das blei nach dem gold das schwerste metall und weit verbreiteter als dieses ist, so wird die vorstellung des schweren oft durch blei ausgedrückt: schwer wie blei, bleischwer; was ist schwerer denn blei? Sir. 22, 7; sunken unter wie blei im mechtigen wasser. 2 Mos. 15, 10; es liegt mir wie blei in allen gliedern; wie blei liegt der schlaf in uns. Schiller 134ᵃ; schmerz und antheil lagen betäubend wie blei auf ihr. Göthe 16, 176. er verkauft blei für gold. ein klotz blei, klötzlin bleig. Haupt 3, 251.
2)
mit blei wird gelöthet (s. loth) und ausgegossen, explere plumbo, cera, vgl. fensterblei. figürlich, sein anstand gosz alle ihre glieder mit blei aus. J. Paul uns. loge 1, 181. s. ausgieszen. blei gieszen am Silvesterabend.
3)
blei steht oft für die bleierne kugel: pulver und blei = kraut und loth; der verurtheilte ist heute morgen mit pulver und blei hingerichtet worden; ein unheilvolles blei traf sein herz;
verwundernd sich ab solchem wunder,
dasz ganz von blei ein hagel kom.
die troszknechte machten sich den spasz, nach den grenzsteinen zu schieszen, so dasz dem neugierigen wandrer das abprallende blei um den kopf sauste. Göthe 24, 155. es war ein alter fluch, da schlage blei zu! da fahre wilde bleischlacke ins silber! antwort ich und sagt, da schlag blei zu! Luthers tischr. 217ᵃ; da schlage blei zu! ist das nicht ein seltzames wesen? Philand. 1, 370. s. bleisack.
4)
blei heiszen auch das senkblei, richtblei, bleistift u. s. w. zirkel, blei und winkelwage. Göthe 47, 152.
5)
gebrannt blei, plumbum ustum, ein pulver aus zwei theilen blei, einem theil schwefel.
6)
bergmännisch, im pl. die bleie, bleier für blei.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 88, Z. 46.

bleis, m.

bleis, m.
quarz mit bleiglanz, bei Nemnich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 101, Z. 75.

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Zitationshilfe
„blei“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/blei>.

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