Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dole, f., selten m. oder n.

dole f., selten m. oder n.
ahd. dolâ Graff 5, 133. vergl. dolde. das wort hat verschiedene bedeutungen.
1.
kleine vertiefung in einer mauer, wand, einem kessel, in dem erdboden, wie dälle (oben 699), auch an einem körper, besonders wenn sie durch verwundung entstanden ist. dule mit fingern eingedrückte vertiefung in das weiche Schmid 147. bair. dueln dieln deln Schmeller 1, 366, der noch anführt das kupfer kriegt gleich dueln, von der harten arbeit kriegt man düeln (schrunden) in die hände, einem ein deln anhängen einen am leib beschädigen, bildlich am guten namen, wie einem ein blechlein anhängen oben 85. 86. in der Schweiz dole Stalder 1, 287. tola Tobler 144ᵇ. niederd. dole eine kleine grube Brem. wörterb. 1, 223. du solt ihn auf ein sack legen und thun im frisch sprewer von fräsen oder geschnittenen stro darein. mache ihn nicht gar zu voll, mache auch in der mitten ein dolen und lege ihm sein fusz und kniebieg darein, nach dem es im gelegen ist Würtz 229. dolen, ein lachen (lacuna), heimlich gemach, darin sich das regenwasser und aller unrat samblet Henisch 724. aschendole feuerfeste grube, worin die glühende asche verwahrt wird Stalder 1, 238. dolenkessel, worin man die lauge kocht das. Henisch erklärt s. 723 dohlen auch durch wildbad, darunter versteht man aber eine nicht künstlich gegrabene, sondern natürlich entstandene geringe vertiefung, auf deren boden das mineralische wasser hervor quillt, und in welche sich der badende setzt; vergl. Schmeller 4, 62.
2.
loch, höle in bergen oder felsen; vergl. Stalder 1, 287. aber es hetten sich zwo frawen verkrochen in döler oder löcher S. Frank Chron. 486ᵇ.
3.
verdeckter abzugsgraben, wasser oder unreinigkeiten abzuführen, rinne, canal, cloaca; dann eine röhre zu gleichem gebrauch. so schon im ahd. aqueductus ein dole, ein wasserducke, wasserrind, ein wasser rore durch das die wasser flieszen (Eichmann) Voc. predicantium (Nurnb. 1483) 64ᵇ. cloaca, ein dolen oder verdeckter graben, oder känel, dardurch der unflat hinweg fleuszt Dasypod. 35ᶜ, wuͦstgrab 319ᵃ. tolen, tulen und dalle dale Frisch 2, 376, der auch bemerkt dasz man in Nürnberg tolen sage. in Schwaben und Elsasz dölen duhlen, dohle und dol n. Reinwald 1, 20. dole grenzgraben Brem. wb. 1, 223. in der Schweiz dole und tolgraba katzadole unter der eine katze laufen kann. eingeworfene dole ein mit kleinen steinen ausgefüllter canal, oben mit erde oder mohr überdeckt, damit das wasser über die steine herabsickern kann Stalder. dol oder erdhöhl, eine mine ein schlosz einzunehmen Voc. 1482. ein dolen die brunnen in die stadt zu führen Stumpf 645ᵇ. Tobler 144ᵇ. Stalder 1, 288. dol m. den gröszesten dol cloacam maximam in Rom Rihel Livius 51. durch eine dohle nimmt das überflüssige wasser dieses bassins seinen ablauf, während aus den quellen wieder neues zuströmt Justin. Körner Beschreibung von Wildbad 39. damit der platz stäts trocken und reinlich ist, werden häufig dohlen zum ungehinderten raschen abflusz des regenwassers angebracht das. uneigentlich, darumb auch alsbald der armen kindbetterin darvon (von einem verstopfung bewirkenden arzneimittel) gleich alle däuchel, furen, runsen, klafegen, dolen und riolen verstopfet Fischart Garg. 104ᵃ. vergl. wasserdole, wasserdeuchel.
4.
dolen gewölb testudo Henisch 723. tholus dholen θόλος, locus concameratus et aere inductus, in quo aqua igne suppositio, dum lavatur, calefit Goldast Script. rer. alam. 1. 1, 127.
5.
die buschige krone eines baums. tollen apex Alberus. dolle apex arboris Frisch 1, 200ᶜ. dollen an der Eifel Schmitz Idiotikon 223, bair. dolln dojn Schmeller 1, 366. schwed. tull summitas arborum Ihre 974.
6.
blumenbüschel dollen oder holländischer klee Würzb. landbautabelle von 1771.
7.
quaste, zwei schnier mit rot und weiszseidin dolln. ein herrnspiesz daran ein doln mit rotseidem gefrens Anordnung zur fronleichn.-procession von 1580 in Westenrieders Beiträgen 5, 168. in Franken die dolln Weikert Gedichte in Nürnb. mundart 1, 15, ebenso in Östreich, wo auch das dimin. döllarl n. Castelli 111. daher auch der helmbusch,
also sprach er (Menelaus) in zornes grollen,
lief dar und beim roszhärin dollen,
den Paris auf dem helme trug,
ihn niderrisz mit starkem zug
Spreng Ilias 58ᵇ.
8.
ast eines baums, ramus. schaw wie die dolle an dem baum so voller apfel hengt Henisch 724. 725. doll dolle, pl. dollen ramus ramulus ramale Stieler 323. Steinbach 1, 279.
9.
dolle scalmus, lignum teres, cui struppis alligantur remi Chyträus cap. 33. dollen dullen pl. pflöcke, zwischen welchen die ruder gehen, scalmi Brem. wörterb. 1, 269. niederl. dolle Kilian. dagegen bedeutet nach Ihbe das schwed. tull foramen scalmi in cymba, würde also der bedeutung von loch, vertiefung zufallen. Wie verschieden, sogar entgegengesetzt die bedeutungen von dole und dolde sind, so lassen sie sich doch aus einander entwickeln. ob vertiefung, grube oder wölbung und spitze die ursprüngliche sei, mag dahin gestellt bleiben, aber die umgekehrte grube bildet eine wölbung, die umgekehrte spitze eine vertiefung. jene kann leicht die bedeutung von baumwipfel, blumenwipfel, quaste annehmen, einer rundung, wie in der Schweiz döli m. die schiesznusz bei einem knabenspiele Stalder 1, 288. oder die wölbung kann in eine röhre, rinne auslaufen, wovon ein baumast, ein pflock nicht weit abliegt: ohne zwang kann spitze zugleich eine stechende waffe bezeichnen, aber auch das ziel beim schieszen, scheibenschieszen, altfries. dole (Richthofen 689), niederl. doel m., doelpin nagel, zweck an der schieszscheibe. für ein hohes alter des worts zeugt noch mehr als das schwanken im anlaut, der wechsel des geschlechts, des wurzelvocals und der kürze und länge desselben, dann auch die erscheinung in slavischen sprachen, polnisch dol grube und loch, böhmisch duͦla duͦle niederung, vertiefung. es musz einem verlorenen, weit verzweigten zeitwort angehören. nahe steht dälle und thal vallis, wie man statt wasserdole auch wasserthal sagt (Frisch 2, 376), wobei das ahd. tuollâ f. vallicula und toalle barathrum (Graff 5, 397) zu erwähnen ist, wie das altnord. doela locus depressus. zu dem begriff von gewölbe stimmt θόλος tholus, und letzteres wird in mittellateinischen, bei Ducange angeführten glossaren erklärt durch fastigium templi rotundum, cerebrum camerae, culmen tecti. der bedeutung von baumast entspricht θάλος θαλλός und das latein. talea schöszling surculus. als spitze erinnert es an die ultima Thule Thyle, das äuszerste ende der bekannten welt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1226, Z. 40.

dole, f.

dole, f.
femina vagabunda Stieler 323. in Leipzig heiszt eine straszenhure dohle. s. toll.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1227, Z. 74.

dole, f., selten m. oder n.

dole f., selten m. oder n.
ahd. dolâ Graff 5, 133. vergl. dolde. das wort hat verschiedene bedeutungen.
1.
kleine vertiefung in einer mauer, wand, einem kessel, in dem erdboden, wie dälle (oben 699), auch an einem körper, besonders wenn sie durch verwundung entstanden ist. dule mit fingern eingedrückte vertiefung in das weiche Schmid 147. bair. dueln dieln deln Schmeller 1, 366, der noch anführt das kupfer kriegt gleich dueln, von der harten arbeit kriegt man düeln (schrunden) in die hände, einem ein deln anhängen einen am leib beschädigen, bildlich am guten namen, wie einem ein blechlein anhängen oben 85. 86. in der Schweiz dole Stalder 1, 287. tola Tobler 144ᵇ. niederd. dole eine kleine grube Brem. wörterb. 1, 223. du solt ihn auf ein sack legen und thun im frisch sprewer von fräsen oder geschnittenen stro darein. mache ihn nicht gar zu voll, mache auch in der mitten ein dolen und lege ihm sein fusz und kniebieg darein, nach dem es im gelegen ist Würtz 229. dolen, ein lachen (lacuna), heimlich gemach, darin sich das regenwasser und aller unrat samblet Henisch 724. aschendole feuerfeste grube, worin die glühende asche verwahrt wird Stalder 1, 238. dolenkessel, worin man die lauge kocht das. Henisch erklärt s. 723 dohlen auch durch wildbad, darunter versteht man aber eine nicht künstlich gegrabene, sondern natürlich entstandene geringe vertiefung, auf deren boden das mineralische wasser hervor quillt, und in welche sich der badende setzt; vergl. Schmeller 4, 62.
2.
loch, höle in bergen oder felsen; vergl. Stalder 1, 287. aber es hetten sich zwo frawen verkrochen in döler oder löcher S. Frank Chron. 486ᵇ.
3.
verdeckter abzugsgraben, wasser oder unreinigkeiten abzuführen, rinne, canal, cloaca; dann eine röhre zu gleichem gebrauch. so schon im ahd. aqueductus ein dole, ein wasserducke, wasserrind, ein wasser rore durch das die wasser flieszen (Eichmann) Voc. predicantium (Nurnb. 1483) 64ᵇ. cloaca, ein dolen oder verdeckter graben, oder känel, dardurch der unflat hinweg fleuszt Dasypod. 35ᶜ, wuͦstgrab 319ᵃ. tolen, tulen und dalle dale Frisch 2, 376, der auch bemerkt dasz man in Nürnberg tolen sage. in Schwaben und Elsasz dölen duhlen, dohle und dol n. Reinwald 1, 20. dole grenzgraben Brem. wb. 1, 223. in der Schweiz dole und tolgraba katzadole unter der eine katze laufen kann. eingeworfene dole ein mit kleinen steinen ausgefüllter canal, oben mit erde oder mohr überdeckt, damit das wasser über die steine herabsickern kann Stalder. dol oder erdhöhl, eine mine ein schlosz einzunehmen Voc. 1482. ein dolen die brunnen in die stadt zu führen Stumpf 645ᵇ. Tobler 144ᵇ. Stalder 1, 288. dol m. den gröszesten dol cloacam maximam in Rom Rihel Livius 51. durch eine dohle nimmt das überflüssige wasser dieses bassins seinen ablauf, während aus den quellen wieder neues zuströmt Justin. Körner Beschreibung von Wildbad 39. damit der platz stäts trocken und reinlich ist, werden häufig dohlen zum ungehinderten raschen abflusz des regenwassers angebracht das. uneigentlich, darumb auch alsbald der armen kindbetterin darvon (von einem verstopfung bewirkenden arzneimittel) gleich alle däuchel, furen, runsen, klafegen, dolen und riolen verstopfet Fischart Garg. 104ᵃ. vergl. wasserdole, wasserdeuchel.
4.
dolen gewölb testudo Henisch 723. tholus dholen θόλος, locus concameratus et aere inductus, in quo aqua igne suppositio, dum lavatur, calefit Goldast Script. rer. alam. 1. 1, 127.
5.
die buschige krone eines baums. tollen apex Alberus. dolle apex arboris Frisch 1, 200ᶜ. dollen an der Eifel Schmitz Idiotikon 223, bair. dolln dojn Schmeller 1, 366. schwed. tull summitas arborum Ihre 974.
6.
blumenbüschel dollen oder holländischer klee Würzb. landbautabelle von 1771.
7.
quaste, zwei schnier mit rot und weiszseidin dolln. ein herrnspiesz daran ein doln mit rotseidem gefrens Anordnung zur fronleichn.-procession von 1580 in Westenrieders Beiträgen 5, 168. in Franken die dolln Weikert Gedichte in Nürnb. mundart 1, 15, ebenso in Östreich, wo auch das dimin. döllarl n. Castelli 111. daher auch der helmbusch,
also sprach er (Menelaus) in zornes grollen,
lief dar und beim roszhärin dollen,
den Paris auf dem helme trug,
ihn niderrisz mit starkem zug
Spreng Ilias 58ᵇ.
8.
ast eines baums, ramus. schaw wie die dolle an dem baum so voller apfel hengt Henisch 724. 725. doll dolle, pl. dollen ramus ramulus ramale Stieler 323. Steinbach 1, 279.
9.
dolle scalmus, lignum teres, cui struppis alligantur remi Chyträus cap. 33. dollen dullen pl. pflöcke, zwischen welchen die ruder gehen, scalmi Brem. wörterb. 1, 269. niederl. dolle Kilian. dagegen bedeutet nach Ihbe das schwed. tull foramen scalmi in cymba, würde also der bedeutung von loch, vertiefung zufallen. Wie verschieden, sogar entgegengesetzt die bedeutungen von dole und dolde sind, so lassen sie sich doch aus einander entwickeln. ob vertiefung, grube oder wölbung und spitze die ursprüngliche sei, mag dahin gestellt bleiben, aber die umgekehrte grube bildet eine wölbung, die umgekehrte spitze eine vertiefung. jene kann leicht die bedeutung von baumwipfel, blumenwipfel, quaste annehmen, einer rundung, wie in der Schweiz döli m. die schiesznusz bei einem knabenspiele Stalder 1, 288. oder die wölbung kann in eine röhre, rinne auslaufen, wovon ein baumast, ein pflock nicht weit abliegt: ohne zwang kann spitze zugleich eine stechende waffe bezeichnen, aber auch das ziel beim schieszen, scheibenschieszen, altfries. dole (Richthofen 689), niederl. doel m., doelpin nagel, zweck an der schieszscheibe. für ein hohes alter des worts zeugt noch mehr als das schwanken im anlaut, der wechsel des geschlechts, des wurzelvocals und der kürze und länge desselben, dann auch die erscheinung in slavischen sprachen, polnisch dol grube und loch, böhmisch duͦla duͦle niederung, vertiefung. es musz einem verlorenen, weit verzweigten zeitwort angehören. nahe steht dälle und thal vallis, wie man statt wasserdole auch wasserthal sagt (Frisch 2, 376), wobei das ahd. tuollâ f. vallicula und toalle barathrum (Graff 5, 397) zu erwähnen ist, wie das altnord. doela locus depressus. zu dem begriff von gewölbe stimmt θόλος tholus, und letzteres wird in mittellateinischen, bei Ducange angeführten glossaren erklärt durch fastigium templi rotundum, cerebrum camerae, culmen tecti. der bedeutung von baumast entspricht θάλος θαλλός und das latein. talea schöszling surculus. als spitze erinnert es an die ultima Thule Thyle, das äuszerste ende der bekannten welt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1226, Z. 40.

dolen

dolen,
eine wasserleitung, besonders einen bedeckten abzugsgraben machen, wie eindolen Stalder 1, 288.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1227, Z. 76.

dolen

dolen,
wie das verwandte dulden und das lat. tolerare ertragen pati, goth. þulan, ahd. dolên (Graff 5, 133), mhd. doln (Ben. 1, 377ᵇ), alts. tholôn, ags. þolian. das mhd. subst. dol ist verschwunden.
ob dort di sel icht chummers dol
das zeislein von der eulen den tod musz dolen.
Fastnachtsp. 538, 28.
die fremde luft wolt ihn nicht dolen Wursteisen Basl. chron. ad ann. 1516. dolen dulden Maaler 91ᵈ. es dauert nur noch in mundarten fort, tole bei Hebel und dolen dola tola in der Schweiz Stalder 1, 288. Tobler 144. s. verdolen. dolig.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1227, Z. 78.

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dolde dotenpfennig
Zitationshilfe
„dolen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/d%C3%B6len>.

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