Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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1güte, f.

¹güte, f.,
bonitas, probitas, benignitas, gratia.
herkunft und form. abstraktbildung aus gut, adj.; got. godei, ahd. guotî, as. gôdî, mhd. güete, mnl. goede, nhd. güte; eine mit dem suffix -în gebildete form ahd. *guotîn scheint sich bis in neueren dialekt vereinzelt obd. erhalten zu haben, soweit nicht mit dem plural oder schwacher flexion zu rechnen ist, vgl. guotîn (: sîn) v. rechte 354 Waag, vgl. Diemer gloss. z. genes. u. exod. 156ᵃ; guͤtin Seuse dtsche schr. 258 Bihlm., Mone schausp. d. mittelalt. 1, 161; guͦtten bei Matthäi minnered. 1, 17; güten Murner an den adel 49 ndr., urk. v. j. 1613 bei Fischer schwäb. 3, 960; güədn Schmeller-Fr. 1, 965; fraglich, ob hierher gehörig die fälle im reimgebrauch: in gütten Fleming 306, 15 Lapp., voller güten Brentano ges. schr. 3, 172; die bildung fehlt ags., anord., ist auch mnd. nicht belegt und kann daher kaum als gemeingerman. gelten; im anord. entspricht bedeutungsmäszig ein masc. gōđi, vgl. Fritzner ordbog 1, 621ᵇ und ein fem. gœzka, vgl. Neckel gloss. z. Edda 69ᵇ, im engl. vergleicht sich goodness.
bedeutung und gebrauch. theoretisch liesze sich zu jeder bedeutung des adj. gut eine entsprechende von güte denken, doch beschränkt sich die sprache im allgemeinen auf wenige bedeutungsstränge; die auszerhalb dieser auftretenden sonderbedeutungen erscheinen daher als mehr individuelle schöpfungen, das gilt namentlich für die ahd. zeit von Otfrid, dessen verschwenderische anwendung des wortes stilistisch zu werten ist und keine bedeutungsgeschichtlichen rückschlüsse erlaubt, soweit nicht andere zeugnisse beispringen.
1)
in allgemeinster verwendung bezeichnet güte die beschaffenheit einer sache, der das prädikat gut als 'tauglich, vortrefflich, hochwertig' zukommt; die zugehörigkeit zu gut I, II oder III ist nicht überall deutlich zu scheiden, doch neigt das adjektivabstractum dazu, sich als reiner qualitätsbegriff an das abstraktere gut II anzuschlieszen, vgl. guͤtti bonitas Diefenbach nov. gl. 57; als übersetzung von lat. bonitas bereits ahd., s. Graff 4, 167.
a)
als bezeichnung des äuszeren oder inneren wertes einer sache im sinne 'vortrefflichkeit, hochwertigkeit, vorzüglichkeit'.
α)
von dingen mit einem bestimmten gebrauchswert, also gut I A 2 entsprechend:
daz swert im ûz der scheide schôz:
des güete was alsô grôz,
deiz im durch die halsperc brach
und eine grôze wunden stach
Hartmann v. Aue Iwein 3946;
do was das hûs (eine burg) in der güete,
daz ez ze sturme niht entohte
Ottokar v. Steiermark reimchron. 29397 Seem.;
und begunde wol erscheinen
des phärdes güete
Hartmann v. Aue Erec 7412;
gleichwohl aber machten sich S. und I. durch die güte ihrer mauritanischen pferde noch aus dem staube Lohenstein Arminius (1689) 2, 1178ᵃ; von dener güte kriegst nit bald wieder ein rosz Fischer schwäb. 3, 960; jägersprachlich: und ist solches (der beitritt) ein gutes zeichen, weiln dadurch des hirsches güte oder feiste vermuthet wird v. Göchhausen notab. venat. (1741) 25; gleych wie du des bawms früchtte magst nennen eyn offenbar guttikeyt des baums, die da folget und beweyszet ynnerliche naturliche gutte Luther 10, 3, 288 W.; die marcische wasserleitung, die an güte und fülle des wassers ... unübertroffen blieb Mommsen röm. gesch.⁴ 2, 390; sintemal keyn erdrich ... mag ungebauen guts thun, noch inn seiner güte pleiben Sebiz feldbau (1579) 455; zum andern musz ein hausvatter ... seines grundes beschaffenheit ... güte und mängel wissen v. Hohberg georg. cur. (1682) 1, 8; durch diese güte des bodens (war) einer und der andere zu einem gröszeren vermögen gelanget Heilmann geschichte des Pelop. krieges (1760) 3; nach gut II A 2 von erzeugnissen und waren: ist den lederen hiemit auferlegt, das si ... solches (leder) gerecht und guet machen und darunter ainiche verfortailung weder mit nembung sovil kalchs oder in ander weeg, dardurch dem leder sein guet entzogen, gebrauchen (v. j. 1523) österr. weist. 10, 22; ihr gröszter staat besteht in der güte der zeuge, die sie trägt J. E. Schlegel w. (1761) 5, 192; das tuech hed ekei güeti ('solidität') Staub-Tobler 2, 556; die güte des pulvers gründet sich auf ... Stahl gewehrgerecht. jäger (1762) 36; so brach endlich der verborgene honigwuchs mit solcher stärke hervor, dasz er das glas, welches ihn bedeckte, gewisz würde zersprenget haben, wenn es nicht von gar zu groszer güte gewesen wäre Schwabe belust. (1741) 1, 459; an güte der waffen wären sie den Deutschen überlegen Lohenstein Arminius (1689) 1, 58ᵇ;
alles das man bütet feil,
das ist nun uff den kouff gemacht,
der gütte nimpt man wenig acht
Murner narrenbeschw. 10 ndr.;
die wiederbringung alter verlegener waare von besonderer güte Kinderling reinigkeit (1795) 96; wird eine nur der gattung nach bestimmte waare geschuldet, so ist handelsgut mittlerer art und güte zu leisten handelsgesetzbuch § 360; bildlich:
war meine wahre nicht recht gut, so geb ich etwas zu,
damit, was nicht die güte thet, vielleicht die menge thu
Logau sinnged. 409 E.;
(jede reichsmünzstätte) haftete für die güte ihrer erzeugnisse, weshalb sie auch ein eigenes münzbild verwendete Luschin v. Ebengreuth münzkunde 80; hierzu auch: dasz aber bei meinen kunden sich das geld in den von mir erhandelten beuteln so wohl konservirte, lag meinem bedünken nach weder an der glücklichen hand des meisters, noch an der güte der arbeit Musäus volksm. 1, 64 Hempel; hauptsächlich aber hielt er die innere güte der holsteinischen truppen nicht für ausreichend Moltke ges. schr. 6, 184; gern mit steigernden adjektiven besondere, vorzügliche, hervorragende, einzigartige güte usw.: zu schwertern und waffen von vorzüglicher güte Ritter erdk. 1, 139.
β)
von dingen, denen ein gefühlswert (geruch, geschmack, sinnliches wohlgefallen überhaupt) zukommt im anschlusz an gut III:
irfulta thiu ira (der salbe) guati   thes selben huses witi
Otfrid IV, 2, 20;
die güte und clarheit der lufft Petrus de Crescentiis (1493) a 2ᵇ;
von des weines guete tranch er so vil,
das in der sin vil gar verlie
H. v. Burgus der seele rat 372 Rosenf.;
nichts desto weniger wäre die güte des weines so grosz Lohenstein Arminius (1689) 2, 295ᵃ;
der wein vom vorgen jahr hat rechte güte
A. v. Arnim w. 19, 220 Gr.;
well-e güeti ist der most! Staub-Tobler 2, 556; durch andere fehler (ist) das bier von seiner alten güte und geschmack gekommen v. Hohberg georg. cur. aucta (1715) 43ᵃ; den erfrischenden trank (wasser) ..., der uns trotz seiner zweifelhaften güte vortrefflich mundete Hassert reise d. Montenegro 60; und konnte sich am ende doch wenigstens damit trösten, dasz alles getränk eine besondere güte hat Thibaut notwendigkeit (1814) 459; der salm um s. Jacobs tag, als er jetzt verleichet hat, seinen geschmack und güte, darzu auch seinen namen verleuert fischbüchlein 144; denn der kenner mit feinerem gaumen muszte bald merken, dasz insbesondere die rotweisze, groszohrige, bayrische landsau ... sich an güte und zartheit des fleisches von keiner anderen rasse übertreffen läszt Wimmer gesch. d. dtsch. bodens 449;
der birnen güte wird vom wespenstich erkennt,
dasz sie schmackhaftig sey, sie wird drum angestochen
Neumark neuspr. t. palmbaum (1668) 156;
wodurch die sonne desto besser in die stöcke und trauben wircken und sie zu rechter zeit zur reife und güte bringen kan allgem. haush.-lex. (1749) 1, f 2ᵃ; o ischt der äpfel án (eíne) güate, án süasse, án mürbe G. Sailer geistl. reden 29 nach Fischer schwäb. 3, 960; ähnlich: das brot ist eíne güte ebda;
ein dragoner zu pferd auf dem päcklein rühmte die sorte
als der gesundheit dienlich und von preiswürdiger güte
Mörike ges. schr. (1905) 1, 250.
vergleichbar bei jahreszeiten in hinsicht auf ihre lieblichkeit (vgl. gut III A 2):
vergisz mein nit, als ich dir getraw
wol durch des mayen güte
liederbuch der Hätzlerin 75 Halt.;
verdinglicht: güeti andauernd schönes wetter Staub-Tobler 2, 556; auf ältere sprache beschränkt bleibt güte im sinne 'angenehme lebenslage, wohlergehen':
tho batun sine sibbon   so ofto maga sint giwon,
then ist io gimuati   thero nahistono guati
Otfrid III 15, 16;
er sprach: zehenzich unde drizzich   so maneger iare alt bin ich
dei han ich mit swæren muͦte   gelebet in deheiner guͦte
genesis u. exod. 103, 12 Diemer;
nun lobt ihr menschen wie ihr wolt,
des erdenlebens güte
wie 'lust' verwendet:
thiu (das greisentum) mo allaz liob inselzit   joh mahto nan gihelzit
duit imo widarmuati   thia jugundlichun guati
Otfrid V 23, 142.
γ)
von objekten, die einen ästhetischen oder geistigen wert besitzen (vgl. gut III A 6 bzw. II A 4 b): es werden vieleicht auch hier nit wenig sachen gefunden werden, so den andern an der güte der wort und erfindung nit gleichen Opitz teutsche poemata 8 ndr.; welche (die meistersänger) aber immer an güte abgenommen Morhof unterricht (1682) 1, 336;
und blikke mehr auf meine gemüht
als auf der schnellen versche güt
Neumark fortgepfl. musik.-poet. lustw. (1657) 1, 222;
man weisz, dasz die poetische güte in der ähnlichkeit des bildes mit seinem urbilde besteht Ramler einleit. i. d. schön. wissensch. (1758) 1, 322; die bisher angeführten kennzeichen der güte eines stückes Quantz anw. d. flöte zu spiel. (1789) 305; wenn der kunstrichter werke von einer ausgemachten güte vor sich hat Lessing 8, 39 L.-M.; die güte des gemäldes besteht allein in dem colorit Justi Winckelmann 1, 327; wir alle meinen, es sei die güte eines kunstwerkes ... bewiesen, wenn ... Nietzsche w. I 2, 168; es läszt sich also ganz sicher von dem leben eines solchen mannes auf die güte seiner denkungsart schlieszen Wieland Agathon (1766) 2, 311; 'triftigkeit': aus gründen, denen es weder an kürze noch an güte fehlte Klopstock gelehrtenrepublik (1774) 315; mehr nach gut I A 4 d hin als 'richtigkeit': und doch nyeman zwyfeln soll, das der setzer des willens gewesen sye: wider recht billicheit, wider natur oder güty zeschriben Riederer rhetor. (1493) a 5ᵇ; wir sind leute vom fach, der herr graf können sich auf die güte unserer auslegung verlassen Brentano ges. schr. 5, 58.
δ)
allgemein 'vortrefflichkeit'; nach gut II B 1 gebildet 'vornehmheit':
ni ward io in woroltzitin   thiu zisamane gehitin,
thaz sih gesto guati   sulihhero ruamti
Otfrid II 8, 6, vgl. I 3, 22;
nach gut II A 2 b:
des de arme nicht kan vorstan,
de den penningh unwerde achtet,
synen schaden nicht betrachtet,
gar dür kofft, gar weynich vordent,
des he sulvest doch nicht en mendt,
den tal ansüdt, nicht de goyde
schichtspeel to Brunswick 4750 in: städtechron. 16, 249;
vielfältig ganz neutral: weilen ... was gut ist, seine güte behält, wenn es gleich kein mensch sich zu nutze machte Leibniz dtsche schr. 2, 35; 'gute beschaffenheit': die werte gaht über die güte Fischer schwäb. 3, 960; werdi (begehrtheit) ist über güeti Staub-Tobler 2, 556; naturfehler musz man verzeyhen, wenn das wesen sonst seine güte hat Heinse s. w. 9, 275 Sch.; man hat ... die bürger von der güte ... der gesetze überzeugen wollen W. v. Humboldt ges. schr. 1, 245; einstmals wurde die güte oder schlechtigkeit einer vorschrift der sitte ebenso festgestellt wie jetzt die jeder anderen vorschrift: durch hinweisung auf den erfolg Nietzsche w. 4, 31; da ich der güte meiner abänderungen keineswegs sicher bin A. v. Droste-Hülshoff br. an Lev. Schücking 258; anders, nach gut I A 2 e hin 'kraft':
gib, das dieser duple friede
mög in steter güte stehn
Logau sinnged. 441 E.
ε)
namentlich in älterer sprache verengert zum bloszen begriff des wertes (vgl. gut II A 1), vgl. werdigen, achten eyn ding na siner goude taxare Diefenbach nov. gl. 359ᵃ (nd. 15. jh.); 'wert, kostbarkeit':
die grifen wonent ouch da,
die der gimmen huten,
nicht daz sie sich guten
an der gute des steines
Heinrich v. Hesler apokal. 21648 Helm;
disz metal hat nach dem golt den höhsten grad, seiner güte halb Seb. Münster cosmogr. (1550) 9; das glaszertz ... (ist) fast dem gedignen silber an der güte zuvergleichen Ercker mineralertzt (1580) 3ᵇ; soll ... kein nutz so hoch und grosz geschätzt werden, das umb seiner güte und grösze willen, das heyl des menschen ... in höchste und letste gefahr solle gebracht werden Ph. Bech Agricolas bergwerckbuch (1621) 3; es were aber sehr übel, dasz jedes allen gefiele, weil der bösen vielmehr als der frommen, und solcher lob billich für schande zu erachten, dardurch die güld und güte der sachen nicht mag vernachtheilet werden Harsdörfer frauenzimmergesprächsp. (1641) 3, 344; als 'höchster wert, krone': gott hies es yhn (Abraham), das gottes heiszen ist die güete und adel des wercks Luther 24, 360 W.; etwas anders im sinne 'vorzug': gefallt im aber ein werck für das ander, so ist es ein zeychen, das er die gyete gibt dem werck und nit dem glauben Clemen reform.-flugschr. 3, 340; in vermischung oder verwechslung mit mhd. (md.) giude 'überflusz': an dem was den menschen zur notdurft gereichet, hat man bey uns die güte und fülle Albinus Nivemontius comment. nov. de Mysnia (1580) 624 bei Müller-Fraureuth 1, 453.
ζ)
entsprechend gut I A 1-3 vereinzelt in älterer sprache als 'heilsamkeit, nützlichkeit':
er (Christus) nam er sin gewati   tho zalta in (den jüngern) sar thio dati
thes selben werkes (der fuszwaschung) guati   tho Judas es ni horti
Otfrid IV 11, 42;
von unsaglicher guͤti der betrahtunge des götlichen lidens Seuse dtsche schr. 254 Bihlm.;
böses glück hat diese gütte,
dasz die ungewissen sachen
uns gewisse freunde machen
Logau sinnged. 16 E.;
mehr nach gut III A 1 hin 'lieblichkeit': endlich kam der ... herbst, da sich alle früchte ... in ihrer nutzbaren güte und würckung häuffig einstelleten Chr. Weise polit. redner (1677) 484.
η)
vereinzelt nach gut I C 1 c gebildet, als 'gunst' der zeit:
komm, Dorinde, lasz uns eilen,
nimm der zeiten güt in acht
Königsberg. dichterkreis 130 ndr.;
damit ein weinschenk dem andern nicht schaden mach, nach gelegenhait der zait und der guet ein trank für das ander halten, also dasz der arm gegen reichen auch sein nuz schaffen mög (v. j. 1603) österr. weist. 6, 115.
b)
güte als begriff der guten qualität wird seit dem älteren nhd. zu dem der beschaffenheit überhaupt relativiert, doch bleibt der wertbegriff soweit noch erhalten, dasz wohl eine weniger vorzügliche qualität, nicht aber die schlechte beschaffenheit durch güte ausgedrückt werden kann, z. b. zwar von geringer güte, aber niemals von miserabler güte: und thuͦ das nach der grösze des boms und der giette der rind Österreicher Columella 1, 155 lit. ver.; wiewol in den anderen simplicibus grosze artzney gesucht ist worden und in mancherley weg und form: jedoch nichts erschieszlichs, dann was die zeit und güte der kranckheit zugelassen hat Paracelsus chirurg. bücher (1618) 164 Huser; etliche wollen die güte des thees aus der farbe des wassers urtheilen Ettner v. Eiteritz mediz. maulaffe (1719) 189; und pflegt man also aus der menge derer dinge, die man sich wieder vorstellen, und ... wieder erkennen kan, die güte des gedächtnisses zu beurtheilen Chr. Wolf ged. v. gott (1720) 126; aus sothanen färthen nur ... musz der jäger (das wild) ... anzusprechen wissen ... nach güte, ... jagd- und unjagdbarkeit Heppe lehrprinz (1751) 25; die zweyte lieferung enthält ... zwey an alter, güte und grösze sehr ungleiche gedichte Adelung magazin f. d. dtsche spr. 2, 2, 153; die wolle wurde nach ihrer güte abgesondert A. v. Arnim 3, 79 Gr.; ihre fragen nach grösze und güte des ackers verschlangen sich förmlich G. Hauptmann bahnwärter Thiel (1892) 13; unabhängig von der güte solcher abhandlungen steigt in ihnen, wie bei eingegossenem getränk, ein augenblicklicher schaum ihrer geistigen bestandtheile auf J. Grimm kl. schr. 1, 248; besonders mit adjektiven, die im vergleich oder absolut den qualitätsgrad angeben: sind ihre übrigen wahrheiten von gleicher güte? Lessing 2, 54 L.-M.; der wein ist von verschiedener güte und preise Forster s. schr. 1, 45; ohngeachtet ihrer (der schriften) ... sehr mittelmäszigen güte fanden sie doch guten abgang v. Einem Mosheims vollst. kirchengesch. (1774) 6, 334; die ausführung ist von mittlerer güte Brunn kl. schr. 3, 149; zobel, die schon längst von geringerer güte geworden sind Ritter erdkde 2, 1042; die viel billigeren afrikanischen diamanten minderer güte Hesse-Wartegg zw. Anden u. Amazonas² 73; in kaufmännischer sprache oft klassifiziert z. b. weiszen erster güte, hafer zweiter güte usw.; von hier aus scherzhaft für 'klasse' überhaupt verwendet, so bei der eisenbahn, droschke usw., z. b. wir fahren immer vierter güte (4. klasse), eine droschke erster güte: und für einen baron taxiert man mich obendrein? wahrscheinlich, weil ich zweiter güte fahre; eine erste klasse scheint überhaupt nicht vorhanden zu sein Fr. Jacobsen waldmoder in: daheim 31, 213ᵇ.
2)
von gut V A ausgehend bezeichnet güte die wesensart des menschen oder seine handlungen hinsichtlich der sittlichen qualität; wie bei gut V A 1 a in älterer sprache besonders auch die ethisch-religiöse vollkommenheit; in diesem sinne glossiert ahd. guotî lat. bonitas, probitas Graff 4, 167, vgl. lik van guͤde (unius et eiusdem statis et probitatis) coequalis Diefenbach nov. gl. 99ᵃ; güte, frommkeit probitas Frisius 1061ᵃ; lat. probatio, vgl. guoti probatione (Tob. 3, 21) ahd. gl. 1, 478, 3; lat. justitia guodi justitiam, bonitatem ahd. gl. 1, 710, 45, vgl. Otfrid II 18, 6 (Matth. 5, 20); lat. pietas kuoti pietate ahd. gl. 2, 528, 23 u. 25, ebenso 2, 650, 1, vgl. Otfrid II 8, 24; lat. virtus Notker 1, 1, 103 Piper.
a)
die sittliche vollkommenheit des menschen; religiös die gerechtigkeit vor gott, allgemein ethisch die 'rechtschaffenheit, tugendhaftigkeit': jabai ƕo godeino, jabai ƕo hazeino, þata mitoþ (εἴ τις ἀρετὴ καὶ εἴ τις ἔπαινος ταῦτα λογίζεσθε) got. bibel Phil. 4, 8;
... he (der Jesusknabe) ni was ôđrun mannun gilîk
the gumo an sînera gôdi ...
Heliand 786 Heyne, vgl. 3264;
er avur themo liubit   ther sinan willon uabit
jo themo ist io gimuati   ther wonet in ther guati
Otfrid III 20, 154, vgl. 10, 42;
ni quam iz in sin muat in war   (thaz ni mohta wesan sar),
odo ouh thes herzen guati   wiht innana biruarti
II 4, 106;
zesehenne an dero guoti dinero irweleton (in bonitate electorum ps. 105, 5) Notker 2, 451 Piper; ane daz sie iro gelichen lerent, die iro burge sint, hazen die rehten. ziu tuont sie daz? wanda in iro guoti ubeli gedunchet 2, 580;
habet stâtigen muot,
habet zuht mit guote,
weset theumuote
pfaffe Konrad Rolandslied 215 Bartsch;
welt ir nu gote füegen leit,
... sô sît ir der verlorne.
nu kêret iwer gemüete,
daz er iu danke güete.
Wolfram v. Eschenbach Parz. 467, 10;
der wehsel niemen missezimt
swer güete vür die schœne nimt
Freidank 104, 19 Gr.;
mit valschelôser güete lebt
ein man, der mir wol iemer mac
gebieten swaz er êre wil
Walther 72, 9;
alrêrst dô bevander,
daz bî ir wünneclîcher jugent
wonte güete und michel tugent
Hartmann v. Aue Iwein 6496;
ez ist war, ein iglich mensche trede mit fornuftikeit in sin herze, he vindet daz he nicht minnit dan vollincumene gude, und darum inhait got keiner creature vollincumene gude gegebin meister Eckhart in: parad. an. intell. 84, 36 Strauch; (er) umb seiner güte und tugent willen von yederman wol gehalten was Arigo decam. 81 K.; von seiner frombkeit und güte genennt ein vatter der vätter Stumpf Schweizerchron. (1606) 501ᵃ; in neuerer sprache durch güte 3 stark zurückgedrängt und oft mit deren beimischung: man sieht in seinem (des tugendhaften) ganzen betragen den charakter einer allgemeinen güte ausgedrückt Cramer nord. aufseher (1758) 1, 49; ich musz also auf die erklärung der moralischen güte zurückgehen M. Mendelssohn ges. schr. 2, 14;
drey gleiche söhne,
an innrer güte gleich und gleich an äuszrer schöne
Ramler fabellese (1783) 1, 98;
dasz vernunft sich ebenso wohl mit groszer boszheit als mit groszer güte im verein findet Schopenhauer w. 1, 134 Gr.; die unbedingte und bewegungslose güte und schlechtigkeit sind für hauptrollen schon dadurch ausgeschlossen G. Freytag ges. w. 14, 267; tief überzeugt von seiner eigenen güte und noch tiefer von der verworfenheit seiner gegner Treitschke dtsche gesch. 4, 4; die überzeugung, dasz reine tugend und güte irgendwo sind, ist ja die beste, die uns werden kann G. Keller ges. w. 3, 17; von den organen der gesinnung, dem charakter usw.:
welches andeit eyn sittsam gmüt,
so sich in güt vor argem bhüt
Fischart 1, 271 Hauffen;
wenn wir an die natürliche güte des menschlichen herzens glauben, die von einigen mit unrecht angenommen wird Göthe 43, 6 W.; und zwar schien diese edle selbständigkeit gepaart mit der einfachen kindlichkeit und güte des charakters G. Keller ges. w. 4, 37; der gemeine rationalismus ... glaubte harmlos an die güte der menschlichen natur Treitschke dtsche geschichte 2, 87; vereinzelt ganz abstrakt wie das gute: sei fleiszig in der musik und zeichnung, es sind die unschuldigen organe der güte und schönheit Bettine Cl. Brentanos frühlingskr. (1844) 2; als plur. im mhd. wie tugent verwendet:
der grâl ist mit hôher kür,
sô suln sîn rîter hüeten
mit kiuscheclîchen güeten
Wolfram v. Eschenbach Parz. 493, 24, vgl. 823, 13;
do de vroͮwe Sophie so bederve were,
dat or Gandersem hedde vromen unde ere,
under den frauden, de men vor oren guden hadde,
ein grot ungerede erhof sek dar harde drade
Eberhard reimchron. v. Gandersheim 1793 Weil.;
'fromme handlung':
swie vil ein man guotes begât,
die wîle er tœtlîch sünde hât,
diu güete gar verdirbet,
ob er ân riuwe stirbet
Freidank 37, 24 Gr.
b)
der ethische bedeutungsgehalt kann zugunsten der allgemeinen wertvorstellung zurücktreten, sodasz güte der bedeutung von gut I B näher kommt, doch bleibt namentlich für den gebrauch in der höfischen dichtung die verbindung mit gut V A 1 e deutlich; 'tüchtigkeit':
liut sih in nintfuarit   thaz iro (der Franken) lant ruarit
ni sie bi iro guati   in thionon zi noti
Otfrid I 1, 78;
sô sende thînen boten dare,
... ther dir beste gevalle,
ther thurh sine guote
thaz rîch behuote
pfaffe Konrad Rolandslied 1290 Bartsch;
die vrouwen ze aller zîte   genuzzen sîner (Hagens) güete
Kudrun 103, 3 M.;
er (Schionatulander) pflac manlîcher güete,
sîn sterben mich dô müete
Wolfram v. Eschenbach Parz. 252, 23, vgl. 92, 22;
swer an rehte güete
wendet sîn gemüete,
dem volget sælde und êre
als lebete er in der werdekeit
und in der rehten güete,
die er in sîn gemüete
mit tegelîchen tugenden nam
er was ein wîse junger man
und het mit güete vil getân
bî sîner zît, daz êre birt
Ulrich v. Lichtenstein frauendienst 1060, 6 Bechst.;
die güte, welche Aristoteles (für den helden) fodert, will er also durchaus für keine moralische güte gelten lassen. es musz eine andere art von güte seyn, die sich mit dem moralisch bösen ebenso wohl verträgt als mit dem moralisch guten Lessing 10, 136 L.-M.; auf einmal so rasch und so störrisch? doch auch diesz hab ich erwartet, da deine güte in deiner stärke liegt Klinger w. 4, 73; sie selbst waren zwar dahingegangen, aber ihre güte und tüchtigkeit lebte noch Storm w. 1, 198; entsprechend gut V B gelegentlich auf die qualität der handlungen bezogen:
erzelist thu ouch thia guati   waz iagilicher dâti
Otfrid II 9, 22;
zu gut V B 5 a: dann trete er ohne winkelzüge, aber kühn und fest, voll zuversicht auf die güte seiner sache ... hervor Knigge umgang m. menschen (1796) 2, 179.
c)
eine besondere note hat güte in der sprache der minnepoesie bei anwendung auf die sinnesart der frau als des gegenstandes der verehrung und werbung; wie bei gut V A 1 e ist vielfach ein ethisch gefaszter bedeutungskern noch spürbar, doch gewinnt nicht selten auch güte 3 stark an übergewicht, sodasz die mit sittlicher untadligkeit und höfischer vollkommenheit verbundene huld den bedeutungsinhalt bestimmt; mit prävalenz der ethischen bedeutung:
vil süeziu frowe hôgelopt mit reiner güete,
dîn kiuscher lîp gît wünneberndez hochgemüete
Walther 27, 27;
(er sah) ir starkez ungemüete
unde ir stæte güete,
ir wîplîche triuwe
und ir senlîche riuwe
Hartmann v. Aue Iwein 1602;
meist inhaltlich neutraler 'innere vollkommenheit':
sît si wil, deich von ir scheide,
dem si dicke tuot gelîch,
ir schœne unde ir güete beide
die lâze si, sô kêre ich mich
burggr. v. Rietenburg in: minnes. frühl. 19, 29;
als ist mit güete umbevangen diu schône,
des man ir jêt: sist aller wîbe ein krône
Heinr. v. Morungen in: minnes. frühl. 122, 9;
daz ich von ir gescheiden niht enkan,
daz hât ir schœne und ir güete gemachet
Walther 110, 18;
bî schœne was ie güete,
daz hân ich wol gemerket
im volkslied nachklingend:
so verzehrte mich dein güte,
ein jahr wär bald hinfür
Mittler dtsche volkslieder 13;
mit überwiegen von güte 3:
ich bin ein bote her gesant, frowe, ûf mange dîne güete
Dietmar v. Eist in: minnes. frühl. 38, 14;
min langez ja daz was ie der vil lieben nein,
swie doch ir güete ie vür ir herte schein
minnesinger 1, 313ᵃ v. d. Hagen;
neinâ hêrre! s ist sô guot,
swenne ir güete
erkennet mîn gemüete,
daz si mir daz beste tuot
Walther 14, 19;
daz man sî (die frauen) alsô dicke siht
in wankelm gemüete:
ez kumet von ir güete
Hartmann v. Aue Iwein 1878;
und daz ir güete manigvalt
im (dem mann) so guettlich guottet
vor traweren in behuottet
Ulrich v. Lichtenstein frauenbuch 974;
namentlich in formelhafter verbindung wîplîch güete:
bit si, dazs ir wîplîch güete gegen mir kêre
Walther 109, 27;
nu gewert mich, frouwe, des ich ger,
durch wîplîche güete
Wirnt v. Gravenberg Wigalois 12, 12 Pf.;
erstarrt:
dein weipliche guͦt
tuͦt
mich straffen
freuelein, wann chumpt der tag
das mich dein trost gehelfen mag,
dein weiblich guͤte?
Erlauer spiele 4, 573;
allein dein zucht
und weiblich guͤt
mein hertz und gmuͤt
für all dich grind
in lieb erzind
Forster fr. teutsche liedlein 12, 1 ndr.;
als traditionelle höfische tugend auch personifiziert:
da saz vrou Guete gallen vri,
der krone was gewieret;
Milte und Ere ich vant dabi
nach wunsche wol gezieret
Konrad v. Würzburg klage der kunst 10, 1 Schröder;
dar nach frow Stet ir wonung nimpt,
frow Truͤw ir gezelt dar nach hat in,
frow Guͦt ist ir nachburin
mhd. minnereden 1, nr. 1, 754 Matthäi.
3)
nach gut IV A gebildet als die wesensart von personen in hinsicht auf ihr verhalten zu anderen personen im sinne 'freundlichkeit, wohlwollen, huld, milde, nachsicht' usw.; got. nur in der substantivierung von gastigoþs (vgl. gut IV A 1 a, sp. 1283) gastigodei bezeugt: gastigodein galaistjandans (τὴν φιλοξενίαν διώκοντες) got. bibel Röm. 12, 13; ahd. nur bei Otfrid vom menschen, aber durch die entsprechende anwendung auf gott für den allgemeinen sprachgebrauch (s. u. 3 b) gesichert, vgl. guoti gratia Graff 4, 167; freundtlichkeyt, leudtseligkeyt, sanfftmuͦt, guͤte Alberus nov. dict. (1540) 8ᵃ; güte, miltigkeit, freygebigkeit beneficientia, benignitas, bonitas, munificentia Henisch 1785.
a)
als charaktereigenschaft von der habituellen wesensart einer person.
α)
vom menschen, der eine freundliche, liebreiche gesinnung gegen seine mitmenschen hegt und diese in entsprechenden taten äuszert, vgl. der fleisz andern gutes zu erzeigen, wird güte genennet Chr. Wolff ged. v. gott (1720) 580.
αα)
vom menschen im allgemeinen:
thu scalt haben guati   joh mihilo otmuati,
in herzen io zi noti   waro karitati
Otfrid I 18, 37;
er sol driu reht haben:
einiz ist diu guotîn
daz ander diu diemuotîn
bei Diemer gloss. z. genes. u. exod. 156ᵃ;
kiuscheit mit der diemüete,
geduld, senfte unde güete
und ander unser gespiln
sullen sich ze ringe ziln
Lamprecht v. Regensburg tohter von Syon 3855 Weinh.;
di seiste (frucht) ist gude, daz ist suzikeit des gemudis Eckhart Rube in: parad. anime intell. 71 Strauch;
ouch wonte in ir gemüete
ze schœner kunst diu güete ('barmherzigkeit'),
daz sî in schier ernerten
Hartmann v. Aue Iwein 5618;
ir höfscheit unde ir güete ('mitgefühl')
beswârten ir gemüete
3387;
der sîne güete ('wohlwollen') an mir begât
und tuot mir eteslîchen rât
Gotfrid v. Straszburg Tristan 7633;
als ich in (herrn Ulrich) ganz habe erkant:
alle gûte ich an im vant,
nâch der wâren liebe gebote
kreuzf. landgr. Ludwigs 1066 Naum.;
wann sie (das gesinde) irs herren güte ... spüren Sebiz feldbau (1579) 37;
kein orth wirdt irgendt je gefunden weit und breit
der ihnen glaichen mag an güt und freundlichkeit
Opitz teutsche poemata 76 ndr.;
wer Tyridates dapfre faust und hoch gemüte
wie auch des Italus so oft gepriesne güte (wissen will)
A. U. v. Braunschweig Octavia (1685) 1, )( 6ᵇ;
ich zweifle nicht an eurer vätterlichen güte discourse d. mahlern (1721) 1, 4; sie sind sich immer gleich, immer die unendliche lieb und güte Göthe IV 3, 71 W.; (Lucinde ist) die güte, das wohlwollen selbst I 24, 169; sein strenger ... geist kannte also doch auch güte und milde Zimmermann üb. d. einsamkeit 1, 259; das bleiche, verlebte gesicht war reich an ausdruck von sanftmuth und güte Holtei erzähl. schr. 2, 8; die güte, die nicht grenzenlos ist, verdient den namen nicht M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. 1, 13; das ... zeigt ..., dasz du hart bist und ohne rechte güte Fontane ges. w. I 5, 88; und sieh dabey (in diesem gesicht) diese himmlische güte Lavater physiogn. fragm. (1775) 1, 266; jedes der unzähligen kleinen fältchen war eine güte und eine freundlichkeit Stifter s. w. 3, 267 S.; seine (des Münsterländers) züge sind weich, oft äuszerst lieblich, und immer durch einen ausdruck von güte gewinnend A. v. Droste-Hülshoff w. 2, 368; (er) glaubte ... in ihren blicken theilnahme, in ihren äuszerungen güte für ihn wahrzunehmen Moltke ges. schr. 1, 83; ebenso mundartlich in redensarten wie: er verspringt vor güte Fischer schwäb. 3, 960; wegen der güeti fressed en d müs nüd (von einem unwirschen) Staub-Tobler 2, 556; in präpositionaler wendung besonders mit aus verbunden: wenn jemand gnade erweisen will, ists besser er thue es vor sich selbst ausz angebohrner güte, andern guts zu thun Lehman floril. pol. (1662) 1, 378; sie beschlossen, ohne alle überhebung, sondern aus reiner güte, diesem opfer aus dem wege zu gehen G. Keller w. 5, 340; besonders auch als typische eigenschaft der frau, für ältere sprache vgl. 2 c: die frau ist das symbol der güte und schönheit Novalis schr. 3, 92 Minor;
der nothwendigkeit heilige macht
hütet der züchtigkeit köstliche blüthe,
hütet im busen des weibes die güte
Schiller 11, 36 G.;
zum scherz belebt den kreis der frauen güte
Fr. Schlegel in: Athenäum 3, 2.
ββ)
spezifisch als eigenschaft des herrschers gegenüber seinen untertanen mehr im sinne 'leutseligkeit, huldvolle gesinnung, milde':
da erkendten desz reiches fürsten,
welche nach ghrechtigkeit war dürsten,
durch sein natürlich lieb und güt,
das er wer von des köngs geblüt
Hans Sachs 2, 269 K.;
dem fürsten sey die güt als schärffe mehr erkoren
Logau sinnged. 289 E.;
das redliche gemüthe,
der mehr denn fromme fürst, das bild der linden güte
Gryphius trauersp. 21 Palm;
es ist der könig ja mitleidig vom gemüte
so zärtlich und gerecht, von solcher huld und güte,
dasz keine nation sichs besser wünschen kann
Weichmann poesie d. Niedersachsen (1721) 1, 35;
o wie schön glänzt die güte vom angesicht des gewaltigen (des groszcophta) Göthe 17, 177 W.; von hier aus wie gnade auch zur umschreibung der fürstlichen person entwickelt, so des bischofs: denn er musz das schwert fürchten, und wo er am licht sollt handeln, möchte solch antwort gefallen, dasz s. f. güte Antonius Schenizt vielleicht müszte bezahlen, und nicht allein ungehänget lassen Luther 32, 51 Erl.; mein herr (bischof), ich bitte umb verzeihung, das ich das für ewer güte (d. i. in gegenwart euerer person) gethan B. Hertzog schiltwache l 1ᵃ.
γγ)
von den psychischen organen, namentlich vom herzen, vgl. herzensgüte:
eur wohlgeneigtes herz, das voll von fester güte
sich uns zu pfande gibt
Gryphius trauersp. 188 Palm;
edelmut, grösze des geistes, güte des herzens waren die grundzüge seines charakters S. v. Laroche frl. v. Sternheim (1771) 1, 2; dir schwellt erhabne güte das herz Platen w. 1, 187.
δδ)
ein formelhafter präpositionaler ausdruck besonderer prägung ist in älterer sprache durch deine güte 'um deiner güte willen' u. ä., der bei bitten als appell an die wohlwollende gesinnung des gebers gebraucht wird; vgl. für die anrufung gottes die belege unter c β:
dua mir thaz gimuati   thuruh thin selbes guati!
Otfrid III 10, 32;
er (Jakob) bat in (Esau) durch sin guͦte,   daz er im genadote
unde im unde sinem gesinde   inlentis gunde
genesis u. exod. 63, 19 Diemer;
frowe, dur iuwer güete
rucket ûf die hüete!
Walther 75, 6;
ei frouwe, durch iuwer güete!
waz hilfet iu mîn sterben?
nemt iu ein guot gemüete,
und lât mich ... gunst erwerben
künic durch din güete (mit deiner erlaubnis)
ich sag dir mîn gemüete
Jansen Enikel weltchron. 9894 Str.;
jünger mit um:
darum thuͦ es um dîn güte
und haisz uns des grabs hietten
Mone schausp. d. mittelalt. 2, 146;
noch anders gewendet:
apostole Johannes
dîne gute manen dih des
daz du unsir wider gut nit ne vergezzis
litanei 619 bei Maszmann ged. d. 12. jhs.
β)
entsprechend gut IV 2 in mehr passiver hinsicht 'gutmütigkeit, geduld, nachsicht'; vergleichbar schon:
in thiu ir thie armuati   githultet io mit guati ('geduld')
Otfrid II 16, 2 vgl. h 94;
getruobet was sin gemuote,
iedoch vertruogenz sine michile guote,
daz er sich is nicht irzeigete
pfaffe Konrad Rolandslied 36, 7 Gr.;
der pabst hiez auch durch sin geitichait in den chirchen ... stoke machen und auch dorzu daz chrauz predigen. daz enpfiengen die christenleut in ainvaltiger guͦt sächs. weltchron. 334 Weil.; etwas verlieren und um etwas kommen von wägen der güte und freygäbne amittere aliquid bonitate Frisius 160ᵇ;
sin guͤtte hatt inn bracht dahin
schweiz. schausp. d. 16. jh. 3, 228 Bächt.;
mich ... verdrossen die uberschwenckliche demutigkeyt und erzeygte gütte gegen seinen feinden hertzog Aymon (1535) a 2ᵃ; als er (kaiser Friedrich III.) dem könig von Ungern zuliesz, Wien zu straffen, sagt er: sie miszbrauchen meiner güte, und wollen die früsch den hültzernen ploch nicht, so will ich den storcken uber sie schicken Zinkgref apophth. (1628) 73; sie werden hoffentlich, nach ihrer weltbekannten güte, ... wo etwan was mangelhafftes, schlechtes oder ungereimtes mit untergelaufen wäre, solches gnädig übertragen und entschuldigen v. Hohberg georg. cur. (1682) 1, vorr. a 2ᵇ; überdrüszig der oft misbrauchten güte sezte nunmehr Alfred über Northumberland und über Ostsachsen zwei sächsische grafen A. v. Haller Alfred (1773) 38; mit deiner unzeitigen güte nahmst du alles, wie mans dir gab Bräker s. schr. (1789) 1, 212; immer genug (entschuldigungen), schwester, um, wenn du deine güte noch dazu in die wagschaale legst, alle vorwürfe zu überwiegen, die du mir machen könntest Göthe IV 1, 83 W.; (die) niedertracht dieser leute, die meine güte nur benutzen würden, um mich zu hintergehen und auszubeuten Ric. Huch triumphgasse (1902) 6; güte macht ungütige knechte Binder sprichw.-schatz 81; d' güeti wird z' letzt zur untuged Staub-Tobler 2, 556; in der württembergischen güte hat er älles eingebüszt Fischer schwäb. 3, 960.
γ)
seit ahd. zeit von gott als dem spender alles guten; güte gilt als diejenige unter den haupteigenschaften gottes, aus der heraus er der ganzen kreatur alle lebensbedürfnisse gewährt und dem menschen die ewige seligkeit zugänglich gemacht hat, betont daher im gegensatz zur gnade als der verzeihenden oft mehr die aktive seite der liebe gottes, vgl. gut IV A 1 c α und lat. bonitas.
αα)
in prägnanter verwendung:
... ik (Abraham) wêt, that ik thas wirđig ni bium,
ni sî that thu it willeas bî thînaro guodî,   god heƀanrîkî,
thiadan, githolôian ...
as. genesis 229 Heyne;
'ih ougta iu', quad (Christus), 'gimyatu   manigu werk guatu
fon mines fater (gottes) guati   suazlicho dati
Otfrid III 22, 38;
unde got, chade du, mit temo stuorruodere dero guoti dia werlt alla rihten (deum quoque bonitatis gubernaculis universitatem regere disputabas) Notker 1, 219 Piper, vgl. 214;
dô vrâgte si alle   'wie mohte daz wesen,
daz ir bî den grîfen   so lange sît genesen?'
dô sprach der junge Hagene: 'daz wolte diu gotes güete'
Kudrun 125, 3 M.;
'ei', sprach er, 'got der rîche,
sô rîche dû genâden bist,
sô vil güete als an dir ist
Gotfrid v. Straszburg Tristan 2490;
er git sin gnad gar vergeben von siner miltekait, von siner ganzen guͤti s. Georg. pred. 66, 8 R.;
got leite sîne süezen hant
an daz reine kindelîn
unde tet ime sîne güete schîn
Rudolf v. Ems Barlaam 21, 24 Pf.;
es meinet aber, daz er (gott) sine wunder hie an dir wil erzoͤigen und den uberflusz siner guͤte Seuse dtsche schr. 467 Bihlm.;
dir werd gesprochen ewig lob,
herr, deiner gar mildreichen güt
Hans Sachs 1, 28 K.;
der mensch hat des bergwercks nicht mögen gerahten, ja es hat gottes gütte nicht wollen, dasz er dessen manglete Ph. Bech Agricolas bergwerckbuch (1621) 17;
er lasse seine lieb und güt
umb, bey und mit uns gehen
dasz die güte gottes ihr hertz erleuchten und sie zu wahrer busze bringen wolle Grimmelshausen 2, 48 Keller; dasz es ein irrwahn sei, gottes macht, weisheit und güte in einer unterbrechung des naturlaufs ... erkennen zu wollen D. Fr. Strausz ges. schr. (1877) 3, 16; die entstehung dieses sinnes für das schöne ... weisz er nicht nachzuweisen, er schreibt ihn unmittelbar der güte gottes zu Solger vorles. üb. ästhetik (1829) 25; feste formel ist namentlich väterliche güte (gottes):
do aber dein (gottes) veterleiche guet
ir (der seele) verwandelt das gemuet
Heinr. v. Burgus d. seele rat 5933 Rosenf.;
da hat dennoch der ... vater nach seiner göttlichen veterlichen güte das arme ... geschlechte nicht wolt lassen verloren sein F. Dedekind pap. conv. (1590)( ) 2ᵇ.
ββ)
häufig unschärfer gebraucht von gottes 'gnade, barmherzigkeit, erbarmender liebe' ganz allgemein; in dieser verwendung auch von Christus und der jungfrau Maria:
ther (heiland) niemen âne trost ne lât,
sô wer mit theumuote
suochet sîne guote
pfaffe Konrad Rolandslied 3488 Bartsch;
(den) sundigen menschen ... zuͦ begnaden ..., herre, ... es stat diner groszen guͤti also reht zimlich Seuse dtsche schr. 447 Bihlm.;
(Jesus,) du kanst von güete niht versagen,
erhöre herre min klagen
Mone schausp. d. mittelalt. 1, 210;
künigin der barmherczikait ...,
ob uns ümmer heil beschicht,
das muͤss din guͤti helfen uns
1, 170;
sein (gottes) langmuth und güte ist zu grosz Dannhauer catechismusmilch (1657) 1, 66;
ach, wie hungert mein gemüthe,
menschenfreund, nach deiner güte
Pietsch geb. schr. (1740) 326;
jungfrau voller güten!
Brentano ges. schr. 3, 172;
seit alters besonders in formelhaften präpositionalen verbindungen:
... sô thu mi, drohtin, wili
fargeƀan thurh thîna gôdî ...
Heliand 4523 Heyne;
thia ginada ouch, druhtin,   dua in mir mit mahtin,
thia thu in thina guati   themo scachere dati
Otfrid IV 31, 28;
umbe dina guoti, truhten, wanda ih kuote frehte nehabo (propter bonitatem tuam, domine ps. 24, 7) Notker 2, 77 Piper;
und (gott) ruoche iu durch sîne güete
iuwer swærez ungemüete
vil schiere verkêren
Hartmann v. Aue Iwein 5537;
dâ vor uns got behûte
durch alle sîne gûte
kreuzf. landgr. Ludwigs 646 Naum.;
Jhesu mein heiland, daran sich!
emphach mich in dein huet
durich dein suesse guet
Heinr. v. Burgus d. seele rat 4612 Rosenf.;
sunder (gott) wird sich bald unser armen
durch sein güt und mildte erbarmen
Hans Sachs 1, 56 K.;
das hilff mir, o herr Jesu Christ,
durch deine grosze güte
Ringwaldt evangelia (1581) q 8ᵇ;
und hilff mir aus der sünden not
umb deiner güte willen
ders. handbüchlin (1586) a 10ᵃ;
um der güte gottes willen frage nicht mehr, warum ich gekommen
Stifter s. w. 1, 289 S.;
gott läszt üch die sünd nach us genaden,
allein us siner güete
N. Manuel ablaszkr. 478 Bächt.;
gott musz mit unserm armseligen dienste zufrieden sein, aus übergroszer güte Göthe 37, 164 W.
wan er mit seiner süessen güet
cunt wenden aller menschen schmertzen
altdtsche passionssp. a. Tirol 475 Wack.;
in dem der getrewe gott nach seiner groszen güte seinem volcke viel herrliche ... victorien ... verliehen Chemnitz schwed. krieg 2 (1653) 426; stehende paarung ist gnade und güte, güte und gnade:
(wenn man) soll zweiffeln an gotts gnad und guͤt
Fischart s. dicht. 2, 347 Kurz;
der herr aus lauter gnad und güt
ist uber deiner rechten handt
dein schatten
bei Fischer-Tümpel 1, 5;
er heiszet uns arbeiten, und dann gibt ers, nicht um unserer arbeit willen, sondern aus seiner güte und gnade Luther 14, 85 Erl.; Lucern ist die königin unter den stetten Schwytzerlands von gottes güette und gnaden Renward Cysat § 48 Brandstetter.
γγ)
von hier aus als formelhafte interjektion des erstaunens oder des mitleids entwickelt, die aus scheu vor der anrufung von gottes namen diesen durch gottes eigenschaft ersetzt, vgl. im 16. jh. noch potzgietten (aus gottes güten) cod. hist. fol. 397 d. landesbibl. Stuttg. 79 bei Fischer schwäb. 3, 961: ach, du myn heiland und myn gieti com. beati (16. jh.) bei Staub-Tobler 2, 556; ach gott und alle güte! J. Gotthelf nach Staub-Tobler ebda; herr (du) mini güeti! ebda; umgangssprachlich und mundartlich besonders verbreitet in der form (ei) du meine güte! (statt mein gott), vgl. eh du mini güeti! Friedli Bärnd. 3, 610; i du meine güte! Müller-Fr. 1, 453; ei du meine güte! Hertel Thür. 111 usw.: da schlug aber der mäkler ein mal übers andere die hände zusammen und schrie immer dazwischen: 'ei du meine güte! ei du meine güte! aber herr Traugott, herr Traugott!' E. T. A. Hoffmann s. w. 6, 165 Gr.;
du meine güt, da lobt man sich
so frommen ofen dankbarlich
Mörike ges. schr. (1905) 1, 162;
ach du meine güte, da sind der herr graf mal wieder aus irrland, un ganz gehörig Fontane ges. w. I, 5, 87; o du meine gitte, das werd a tanz werden! G. Hauptmann weber (1892) 61; auch du liebe güte, du grosze güte!: du liebe güte, da vergasz ich ganz, dasz ich zu herrn Bartholomeus tochter spreche Alexis Roland v. Berlin 1, 388; o du grosze güte! Fischer schwäb. 3, 961.
δ)
unhäufiger von anderen wesen und mächten, von deren wohlwollendem einwirken sich der mensch abhängig fühlt (vgl. gut IV A 1 c α ββ): du ... meinst sie (die natur) ernehre dich nicht ausz lauter güte Heyden Plinius (1565) 18; heilige natur! deine wege sind immer güte und wahrheit Hippel üb. d. ehe (1792) 65;
doch hat in Juppiter behüt
ir hausz und hoff durch seine güt
K. Scheit frölich heimfart c 3ᵃ;
so lassen sie sich doch erbitten, die güte der vorsehung nicht gering zu schätzen
Bode Thomas Jones (1786) 3, 362;
warum wünsche ich mir denn also das, was mir das weisere schicksal nur aus güte versagte?
Lessing 2, 317 L.-M.
b)
die in einzelnen handlungen und tatsachen sich äuszernde freundliche, wohlwollende sinnesweise einer person, also eine nur augenblicklich in erscheinung tretende gesinnung.
α)
wie gut IV A 1 b β mit abhängiger präposition gegen: doch seytemal dein güte also grosz gegen mir ist, das sie mein scham überwunden hat Montanus schwankb. 113 lit. ver.; die lieb undt giete gegen den armen sehlen des fegfeirs verdekt die menge der sinden Abraham a s. Clara 27 lit. ver.; der allmächtige schöpffer (hat) ... den menschen in die welt gesetzt, dasz er gegen andere liebe und güte ausüben soll v. Fleming soldat (1726) vorber. 2; gegen seine collegen und untergebenen war er güte, freundschaft und dienstbeflissenheit Rabener s. w. 1, 67; selbst dieser mensch, sonst die lautere güte gegen mich, (war) nun ernst und scheu und kalt Stifter s. w. 1, 136 S.; seltener für: die für euch so viel güte hatten Göthe 45, 81 W.
β)
allgemein besonders in neuerer sprache verbreitet, vgl. wenn mich dein güte nit betreugt si bonitas tua responderit iudicio meo Frisius 1154ᵇ: dasz sie (die götter und göttinnen) unter dem schein ihrer güte ein todesgift verborgen haben Schottel friedenssieg 29 ndr.;
ein jedes wort war güt und freundlichkeit
Neukirch ged. (1744) d 5ᵃ;
ohne die verrätherische güte des freundes, der ihn (den fuchs) von mir entlehnet, ... würde er seinen einsamen wald nie verlassen haben Gottsched d. neueste 3, 387; glauben sie immer, dasz ich ihre einwilligung als eine herablassende güte ansehe S. v. Laroche frl. v. Sternheim (1771) 1, 35; was seine bosheit an meinem herzen noch ganz lies, zerreiszt seine güte Schiller 3, 385 G.; ihre güte, mein herr, ... ängstigt mich Göthe 24, 88 W.; so versprach ich mir viel von seiner verstellten güte 44, 86; die bekannte güte, mit der eure fürstliche gnaden das gesuch jedes impetranten aufzunehmen ... gewohnt sind Grillparzer in: jahrb. d. Grillparzergesellsch. 2, 4; Louise ist tief gerührt über die pantoffeln und auszerordentlich froh über ihre güte L. Schücking in: A. v. Droste-Hülshoff br. an L. Schücking 239.
γ)
vielfältig in redewendungen des höflichen verkehrs verwendet, z. t. in festen redensarten: kein befehl, freundliche bitte, güte von eurer seite! maler Müller w. 3, 278; 'ich werde von ihrer güte gebrauch machen, fräulein' erwiderte Berger Brunner erz. u. schr. 1, 334; wir werden ihre güte nicht miszbrauchen Fontane ges. w. I 4, 251; auf zehn jahr? welche übermäszige güte! Lessing 2, 145 L.-M.; zu viel güte! Müllner dram. w. 6, 115; gern in dankesformeln: (ich halte mich schuldig) für ihre güte, womit sie mich öffentlich ihrer aufmerksamkeit versichern Dusch verm. krit. u. sat. schr. (1758) vorr. a 3ᵃ; ich danke nochmals für die güte G. Stephanie d. j. s. lustsp. (1771) 152; mein erstes, sir, sey dank für die güte, mit welcher sie sich meines glücks annahmen Klinger w. 1, 233; in bittformeln, entsprechend gut IV A 1 b γ 'freundlichkeit, gefälligkeit, liebenswürdigkeit'; im 18. jh. gebräuchlich und noch mundartlich bewahrt von der güte sein wie so gut sein (vgl. sp. 1285):
der dichter, lauft geschwind! soll von der güte seyn,
und mir sein trauerspiel auf eine stunde schicken
Gellert s. schr. (1839) 1, 61;
dasz er von der güte sein und sich zu seinem oheim verfügen möchte v. Meyer peculat (1762) bei Staub-Tobler 2, 556; wollten sie von der güte seyn, meinem vater solche gelder ... einzuhändigen Göthe IV 3, 3 W.; schwäb. noch verbreitet: sind sie von der güte Fischer 3, 960; gleichfalls im 18. jh. auftretend und noch moderner sprache geläufig die güte haben, meist mit abhängigem infinitiv: doch habt die güte Schnabel insel Felsenburg 16 Ullrich; die Breitkopfische buchhandlung hatte die güte, mich dieser sorge zu überheben Meiszner Alcibiades (1781) 2, vorber.; habe die güte, mir die merkwürdigsten sachen der stadt zu zeigen dtsche erzähl. d. 18. jhs. 47 Fürst; haben sie die güte, mich unseren gnädigsten damen ehrfurchtsvoll zu füszen zu legen Göthe IV 23, 73 W.; herr Hansen-Grell wird die güte haben, uns einiges vorzulesen Fontane ges. rom. u. nov. 7, 87; haben sie die güte. platz zu nehmen H. Seidel vorstadtgesch. 86; weniger häufig mit beigeordnetem satze: meine herren, ... sollten sie doch wohl auch die güte haben und mir in einem verworrenen rechtshandel ihren guten rath ertheilen? Meiszner skizzen (1778) 1, 33; habt die güte und begleitet mich Schiller 3, 149 G.
δ)
in älterer sprache auch wie 'gute absicht':
thoh er (Judas) thaz tho quati,   ni det er iz bi guati (aus guter absicht)
Otfrid IV 2, 27;
sie beut mir diese grosze ehre nicht durch güte buch d. liebe (1587) 85ᵈ.
c)
in festen präpositionalen verbindungen zur bezeichnung der ausdrucksform des wohlwollens, namentlich von der freundlichen rede, verwendet; mit güte:
und swaz ich sprach, daz hôrte sî
und antwurt es mit güete
Hartmann v. Aue Iwein 343;
ho ho, saget es doch mit güte, wann ihr gleich böses gedencket schausp. engl. comöd. 223 Creizenach;
gleich lehrten sie mit ernst und güte,
von altvergessenen geschichten,
wie mans herz fleiszig soll abrichten
Tieck schr. 1, 343;
(wir) wurden gleich vorgelassen und von ihm mit ausnehmender güte empfangen Fr. Nicolai reise d. Deutschl. (1783) 12, 74; dieser ... hat mir mit zuvorkommender güte die benutzung derselben (Mozarts manuskripte) gestattet O. Jahn Mozart 4, 187, anm. 47; bei in steht in älterer sprache vielfach der artikel, so noch gelegentlich bei Göthe und mundartlich:
damit sie gar thetten erweichn
den fromen fürsten ir gemüt,
das sie zu gnad und in der güt,
zu gnad, sag ich, sind auffgenomen
B. Waldis streitged. 5 ndr.;
ist also vorbemelter knab ... durch die zuverordnete räht in der güte und mit ernst angefragt, wie er doch hinder disen handel kommen J. Nas antipap. eins u. hundert (1567) 1, 225ᵃ; und doch haben wir gemessene ordre, euch in der güte zu überreden Göthe 8, 124 W.; i hàb eəm s i ̃ də béstn güədn gsagt Schmeller-Fr. 1, 965; entsprechend ohne artikel:
verstêt mîn red in güete,
sint ichz in güete meine
gut einfeltige schwenck in güt
bewegen offt ein ernsthafft gmüt
Hans Sachs 21, 33 G.;
hab ich schwachheit und gebrechen,
herr, so lencke meinen freund,
mich in güte zu besprechen
ich will der wos soge, Fritz, und zwor in giht Niebergall dram. w. 134; anders 'in gnädiger laune':
Klio, Klio, lasz erbitten,
lasz erbitten dich doch itzt;
zeige dich einmal in gütten
v. Fleming 306, 15 L.;
absolut wie 'gütliches zureden': güte und drohen waren vergebens Grillparzer s. w. 19, 231 S.; ohne güte 'ohne schonung, unter allen umständen': se wollts anegitt wissen (erzgebirg.) Müller-Fraur. 1, 453.
d)
alt ist die anwendung auf die handlungsweise als solche, deren beschaffenheit der freundlichen gesinnung des handelnden entspricht.
α)
in allgemeinem gebrauch:
wie mac siz behüeten?
ich fröwe mich noch ir güeten
Walther 115, 21;
wâ von sie (die planeten) güete (gnädige einwirkung) müezen hân
Ulr. v. Eschenbach Alexander 8407 T.;
dasz eine wunde seele heilt
durch freundes zuspruch, gunst und güte
K. Stieler geh. Venus 31 ndr.;
wenn güt, in solcher absicht ausgeübt,
noch güte heiszen kann
Lessing 3, 5 L.-M.;
eim alli güeti versprechen Staub-Tobler 2, 556; aber alles war verschwendet, alle güte, alle fürsorge Polenz Grabenhäger (1897) 1, 126;
darum bitt ich um die güte,
dasz man sie vor katzen hüte
Brentano ges. schr. 5, 130;
besonders im gegensatz zum ernsten, strengen oder gewaltsamen verfahren: doch schlage ich nicht ab, das man am ersten die guͦte mit yhn versuchen soll Luther 15, 129 W.; dasz der keyser ... nach nicht verfangter güte den ernst vor die hand namb v. Brandis ehrenkräntzel (1678) 215; ernst und güte versuchen ufar rigore e dolcezza Jagemann dtsch.-it. wb. (1799) 2, 554; Celia, seine schwester, die immer zur güte räth O. Jahn Mozart 1, 288; (der könig) redete zur güte bei den einzelnen, weil er aber der versammlung im ganzen grollte, hielt er seinen minister noch fest Dahlmann gesch. d. frz. revol. 112.
β)
speziell in festen präpositionalen fügungen:
αα)
durch güte im sinne 'durch freundliches vorgehen, zureden', oft im gegensatz zur gewalt:
durch reht noch durch güete
enhete siz nimmer getân,
sî muose gewalt od vorhte hân
Hartmann v. Aue Iwein 7706;
die auszenstehende schulden durch güte und recht einzutreiben Hunold neue br. (1723) 630; als es ihm gelang, mehr noch durch güte als durch anwendung von gewalt, seinem rechte auf den thron von England raum zu verschaffen Ranke s. w. 14, 35; anders im sinne 'durch freundschaftliche handlungsweise, durch freundliche bemühung': es ist uns durch die güte einer gewissen freundin zugestellet Gottsched vernünft. tadl. (1725) 1, 177; durch die güte eines gelehrten reisenden A. v. Humboldt kosmos 2, 124; durch Ernst Martins güte war er (der sammelband) mir zugänglich geworden K. Burdach in: W. Scherer kl. schr. 1, vi; ebenso gelegentlich mit aus: er lernte das gerbergewerbe aus güte mildtätiger menschen Stifter s. w. 5, 1, 105 S.
ββ)
mit güte 'mit gütiger behandlung, freundlicher einwirkung':
(dasz ihr) joh untar iu mit guati   irbietet otmuati,
mit mihilen minnon   iz frammort zeigot mannon
Otfrid IV 11, 51;
das ist ein gröszer narr: er legt die sporen an,
da er sein treues pferd mit güte lencken kan
Chr. Weise erznarren 18 ndr.;
es lautet aller meister lehr:
man gewinnt mit güte mehr
Binder sprichw.-schatz 81;
mit güte und gelindigkeit musz also der offizier den jungen soldaten bilden Meinecke v. Boyen 1, 31; oft im betonten gegensatz zur gewaltanwendung:
was man oft könnt mit güte schlichten,
soll ihre macht und trutz verrichten
Seb. Brant narrenschiff 13, 3 Z.;
wer gotts wort nicht will hören mit güete, der mus den hencker hören mit der scherpffe Luther 18, 386 W.; und als er nun sahe, dasz er mit güte nichts an ir gehaben mocht, da hub er an und dräwet ir buch der liebe (1587) 343ᵈ; dardurch er die knecht weder mit güte noch böse fort bringen mögen Stumpf Schweizerchron. (1606) 19ᵇ; maszen er ... mit schörffe und güete darauff trang, das Friderico seyn entzogene ehr und gueter widerumben zuekamb v. Brandis ehrenkräntzel (1678) 165; was man mit der güte haben kan, soll man nicht mit gewalt suchen D. Kern auserles. sprüchw. (1718) 54;
bringt ihn zurück, mit güte, mit gewalt
Grillparzer s. w. 6, 240 S.;
anders vom bedrohten subjekt aus 'gutwillig, freiwillig':
drumb gib nur her mit güt das geldt
B. Krüger spiel v. d. bäur. richtern 47 B.;
oder gebt sie (die würste) mir mit güte wider Pape garteteuffel (1586) p 2ᵃ.
γγ)
in der güte, und bis in heutige sprache erhalten in güte im sinne 'in freundlicher handlungsweise', auch hier oft gegenüber der gewalt: derhalben ihn (einen landstreicher) gemelter amptman gefänglich liesz einziehen und in der güte (ironisch für 'peinlich'?) besprechen, bekennete er seiner redlichen stück so viel, dasz er an galgen ward gehenckt Kirchhof wendunmuth 2, 228 Österley;
ihn zu erweichen in der güt
W. Spangenberg bei Dähnhardt griech. dr. 1, 206;
man berathschlagte sich ..., wie pabst Johann zur vollstreckung seines versprechens entweder in der güte oder durch gewalt könnte gebracht werden M. I. Schmidt gesch. d. Dtsch. 4, 94; alles anwenden ..., um in der güte die verdorbene menschheit vom thier ab- und zu Christo zu ziehen Jung-Stilling w. 3, 362 Gr.; S. aber schicket er, sich umb der Ambre liebe in güte zu bewerben Lohenstein Ibrahim Sultan vorr. b 5ᵃ; warumb hab ich dann nicht ... mit gewalt ... dasjenige genommen, was mir in güte nicht hat werden können schausp. engl. comöd. 221 Creizenach; wenn er (der regisseur) dieses nicht selbst in güte vermöchte, bey der intendanz ungesäumt davon anzeige zu thun Göthe IV 28, 17 W.; dies muszte jedoch in güte geschehen M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. 1, 172; vom bedrohten subjekt aus 'gutwillig, freiwillig':
die thut gar nichts nicht in der güte,
sie will und musz geschlagen seyn
J. Rachel sat. ged. 146 ndr.;
wenn sie in der güte nicht ausziehen wollen, so stoszen wir sie mit gewalt aus dem hause Sperling Nicodemus quaerens (1718) 1, 1314; wenn sie mich nicht in der güte lieben wollen, so müssen sie Stoppe Parnasz (1735) 491; der marquis ... fragte, ob sie in güte sich zum katholischen glauben bekennen würde A. v. Arnim s. w. 2, 134 Gr.;
... denn in güte
geb ich dir diese dahin, obschon unwilligen herzens
Bürger w. 213 B.
4)
von güte 3 d aus übertragen auf den durch friedliche gesinnung und freundliche handlungsweise hervorgerufenen zustand der 'eintracht', des 'einvernehmens, übereinkommens' usw.; auch rechtstechnisch als 'einigung, versöhnung, vergleich' in fester prägung; vergleichbar ist schon:
wio wunnisamo guati ('eintracht')   joh minna so gimuati
thar unter then ist iamer   bi thaz hiar thultent thaz ser
Otfrid V 23, 5;
wir sollen es ee mit guet ('einträchtig, gemeinsam') überlegen
das man im sein leben nem
altdtsch. passionssp. a. Tirol 17 Wack.
a)
in juristischer verwendung als 'einigung, übereinkommen, gütliches einvernehmen, vergleich' seit dem 15. jh. (vgl. unten b γ u. δ) zu belegen, aber wohl älter: (es) wart berichtet mit gude, also dat de bischop de borgere vragede, eft he sik an der stad sodaner wis vorgrepen hedde städtechron. 7, 252; in allen zweiffelichen ... fällen ... erstlichen die guͤten ... zu suchen (v. j. 1613) bei Fischer schwäb. 3, 960; worüber der klagende schuldherr dem beklagten schuldner die güt angeboten, und sich alle aufgelaufene zinsen zu erlassen erkläret Scriver seelensch. (1701) 2, 348; gelegenheit ..., den gütlichen vergleich zu abrumpiren, und mir hernach die schuld beyzumessen, dasz sich die güte zerschlagen Chr. Thomasius ernsth. gedank. (1720) 3, 42; die pflegung der güte ist eine gerichtliche handlung, darinnen ein richter die vorgefallenen handlungen gütlich beizulegen und zu vergleichen suchet Haym jur. lex. (1738) 279; von versuchung der güte allg. dtsche bibl. anh. 37-52, 1161; der stadtrichter versuchte die güte noch einmahl und die parteyen fingen schon an, es allmählich näher zu geben Wieland s. w. (1794) 20, 14; ich stand demnach schon im termin in person, verwarf vorher güte, und befestigte sogleich den krieg rechtens J. Paul 5, 83 Hempel; auch für das gerichtliche güteverfahren selbst (vgl. unten β δδ): vor wohlgedachten löblichen oberhofgerichte oder wohin sonsten die sache gedeyen möchte, zur güte und recht zu erscheinen Hunold neue br. (1723) 633; von diesem juristischen gebrauch aus zu verstehen die redensart ein vorschlag zur güte, vgl. vorbescheid zur güte decreto con cui sono esortate le parti alla transattione amichevole Kramer t.-ital. 2, 487ᵇ: überlegt es immer, gnädige frau amtmannin, ich dächte nun so, es wäre ein vorschlag zur güte Rabener s. schr. (1777) 3, 68; in der zeit, da die alte ehrliche schreibung ... noch obwaltete, wurde ein vorschlag zur güte gethan Klopstock gram. gespr. (1794) 24; es geht unser vorschlag zur güte dahin, dasz ... Göthe II 11, 66 W.; formelhaft auch im wege, auf dem wege der güte: soviel konnte man voraussehen, dasz die feindseligkeiten nicht im wege der güte ausgeglichen werden würden Ranke s. w. 1, 226; noch einmal versuchte er die sache auf dem wege der güte Droysen gesch. Alexander d. gr. 83.
b)
besonders in formelhafter präpositionaler fügung mit in; mit artikel in der güte nur bis ins 18. jh. hinein gebräuchlich, aber noch mundartlich erhalten, vgl. Bauer-Collitz waldeck. 41ᵇ.
α)
in allgemeiner anwendung; 'in eintracht':
ich und mein bruder wöllen in güten
dasz reich regiren, weil wir leben
J. Ayrer dram. 19 lit. ver.;
gern in paarungen:
hier sey von herzensgrund, in güt und frieden
an Hermias huld mein antheil dir beschieden
Shakespeare 1, 237;
alles in liebe und güte, herr erbförster, wie gestern der sänger im theater sagte Holtei erz. schr. 3, 24.
β)
hauptanwendung im sinne 'auf dem wege gütlichen einvernehmens', auch in bezug auf das juristische vergleichsverfahren, vgl. schon mnl.: om die sake der geschillen ... in der gueden tot eynen mynliken accort ... te volbringen publ. Limb. 14, 84 bei Verwijs-Verdam 2, 2019: welche stadt ingleichen ihren accord in der güte machte S. v. Birken verm. Donaustr. (1684) 196; wie nun ihr vater alle hoffnung, seine tochter in güten wieder zu erlangen verzweiffelt, habe er solches durch list ... auszuüben getrachtet Lohenstein Arminius (1689) 1, 541ᵃ; billige zahlungsfristen in güte zu erwerben J. Möser s. w. 1, 238 Ab.; legt die feindseligen werkzeuge aus der hand, und überlaszt es mir, durch des kaisers vermittelung in güte die rechte meiner kinder zu verfechten Meisl theatr. quodlibet 1, 181; wei wilt et iner güde afmaken Bauer-Collitz waldeck. 41ᵇ; in göden afmaken Mi meckl. 25; Renald hielt sich noch, ... er wünschte immer noch, alles in güte abzumachen Eichendorf s. w. 3, 314; wäre es möglich, ihn zu disponiren, dasz er mit der academie friede machte, so liesz sich durch Voigt, der jetzt prorektor ist, wohl alles in güte abthun Göthe IV 10, 238 W.
γ)
in (der) güte als fester terminus, vorab in der rechtssprache, mit typischen verben verknüpft, so vertragen, vergleichen, beilegen, vereinen, handeln usw.:
man köndts vertragen in der güt
und richten einen rezesz auff
J. Ayrer dram. 138 lit. ver.;
vertragen wir uns lieber in der güte miteinander! Gryphius lustsp. 161 P.;
und ineinander leg ich euch die hände,
... vertraget euch in güte!
Brentano ges. schr. 6, 106;
was sich vor gebrechen, irrungen und zwiespalt zutragen werden, dieselben soll unser hofmarschalck kegen einander verhören und vleisz haben, die in der güte zu entscheiden und zu vergleichen sächs. hofordnungen 56 Kern; wenn sich aber beyde theile entweder in güte miteinander vergleichen M. I. Schmidt gesch. d. Dtschen 1, 309; (welche) gebrechen in der güte und fruntschaft hin und beygeleget mochten werden (v. j. 1495) rezeszbuch d. sächs. oberhofger. bei Haltaus 764; sie (die streitsache) wäre noch in der güte beygeleget Chr. Weise d. klügst. leute (1675) 35; Zacharias ... liesz sich angelegen seyn, die sache in der güte beyzulegen M. I. Schmidt gesch. d. Dtschen 1, 275; und alle sach (ein prozeszhandel) yn git hingelegt wordn ist und abgethan stadtb. v. Falkenau 49 Pietsch; die churfürsten Sachsen und Brandenburg die sache in güte beyzulegen gesuchet (haben) Chemnitz schwed. krieg 1 (1648) 5; einen versuch den zwist in güte beizulegen Mommsen röm. gesch. (1874) 2, 45; die parthey (hat) solcher puncten zum thail mit iren gueten willen und vorwissen in der giette veraint (v. j. 1518) Lori baier. bergr. 159; in wie fern nun die italiänischen theoretiker sich in güte vereinigen können, wird die zeit lehren Göthe 41, 1, 138 W.; (man soll) solches auch mit den geschwornen desz goldschmidhandwercks also in der gute handlen Nürnb. urkunde v. j. 1583 in: anz. f. d. kunde d. dtsch. vorzeit, n. f. 24, 256, vgl. in der güte handeln accorder Widerhold dict. (1669) 153ᵇ, in der güte sich scheiden partirsi à bona dolce Castelli wörterb. (1741) 1, 1ᵃ; bat derwegen, er wolte die sachen dahin richten helffen, dasz sie in güte von einander geschieden werden möchten Binhardus thür. chron. (1613) 94.
δ)
als 'im schlichtungsverfahren, güteverfahren' in betontem gegensatz zur entscheidung durch rechtsurteil: es mögen auch die vorgenanten abt ... die ding gutlich handeln und versuchen lassen, usserhalb rechts in der güte gruntlich zu verfassen (v. j. 1465) bei J. B. Mencke script. rer. germ. 1, 570; das alles haben die dorfsjunkern und ganerben mit recht oder in der guete zu vertragen (v. j. 1508) weisth. 6, 43; was denn durch die selben obman ... ynn der güete gesprochen odder zu recht erkend wird Luther 18, 339 W.; ein mager vertrag in der güte ist besser denn ein fetter mit rechte Petri d. Teutsch. weiszh. (1604) x 6ᵃ; ob sie sich wollte mit ihrem ersten manne in güte setzen, oder ob er durch die rechte es suchen müsse Holston und Augusta (1780) 249.
5)
von güte 3 b und c aus verdinglicht auf das sachliche ergebnis der freundlichen handlungsweise übertragen.
a)
allgemein 'wohltat, liebesbeweis, gnadenerweisung, gunstbezeugung, aufmerksamkeit':
starb afur therer noti,   er unsih samanoti
joh sines tothes guati   zisamane gifuagti
Otfrid III 26, 48; vgl. Hartm. 151;
der alsô manege güete
mit väterlîcher stæte
ime erzeiget hæte
Gotfrid v. Straszburg Tristan 5644, vgl. 1365;
elliu guͦte chumit von im (von gott) specul. eccl. 89 Kelle; und die vorgeschrebene gabe und güte tuen wir und haben getan urk. v. j. 1409 in: lehnsurk. Schlesiens 1, 358; got der almechtig, der aller güte ein überflüsziger geber ist Arigo decam. 103 K.;
wir danken dier (Christus) der lieben guͦt (die fuszwaschung)
Murner dtsche. schr. 1, 2, 39;
daraus ich gottes sonderliche führung ... zu spüren, ihm vor seine erweisete güte und wohltaten ... zu danken (hätte) v. Schweinichen denkwürd. 6 Österl.;
(die sonne) streuet lauter güt und gaben
Logau sinnged. 380 E.;
gott selber können wir vor seine güte und gutthaten nichts höhers zahlen S. v. Birken ostländ. lorbeerhayn (1657) 2ᵇ;
wann ich schlafe, wacht sein sorgen
und ermuntert mein gemüth,
dasz ich alle liebe morgen
schaue neue lieb und güt
wie dein erbarmend hertz so manche huld und güte
an denen leidenden und armen auszgeübt
Henrici ernst-, scherzh. u. sat. ged. (1727) 1, 50;
(wir rasteten) im Lentinschen hause, welches uns mit güte überhäufte Bahrdt gesch. s. lebens (1790) 4, 17;
ich darf euch wohl um eine güte bitten?
ich bitt euch, mir durch einen eurer diener
nur ein glas wasser freundlich zu gewähren
Göthe 11, 239 W.;
nun zeigt euch dankbar für die viele güte,
die ihr von mir empfingt
Grillparzer s. w. 8, 256 S.;
wenn einer undankbar war, so seid ihr hingegangen und habt ihm eine neue güte erwiesen Stifter s. w. 2, 159 S.; vereinzelt an gut tun 'wohl bekommen' (vgl. sp. 1325) angeschlossen:
bei tische trank sie niemals bier,
denn dessen fetter saft erwies ihr keine güte,
erweckt ihr herzensangst und stocken im geblüte
Arist schild. (1764) 9;
ich wollte der alten eine güte thun Storm s. w. 1, 144.
b)
von hier aus seit dem 18. jh. in fester formel entwickelt reflexiv sich eine güte tun, antun, die an gut III A 1 angeschlossen wird und in die bedeutung 'sichs wohl sein lassen, sich delektieren, sich eine erquickung verschaffen' übergeht, vgl. sich gütlich tun, sich etwas zu gute tun, sich ein gütchen tun: der alte hat mir ein schönes bette aufschlagen lassen. da will ich mir eine güte tun samml. v. schausp. (1764) 2, Burlin d 1ᵇ; eines theils verlangte seine natur eine erquickung, und zwar mit eben dem recht, mit welchem sie häufig die kindtaufsväter anreizt, sich eine güte zu tun Hertzberg Eulenspiegel (1779) 1, 42; von den einwohnern der stadt, die sich in wein oder bier oder meth bei musik und tanz eine güte thun Chr. Fr. Schulz reise e. Livländers (1793) 5, 241; da hätte ich mir nun eine güte anthun und ein halb schock austern in den kaffee tunken können Gaudy s. w. 2, 66; da hatten sich die leute eine güte gethan, aber sie waren die sachen nicht gewohnt denkwürd. e. arbeiters 2, 359 Göhre; mundartlich verbreitet, vgl. z. b. ich tue mir eine güte Fischer schwäb. 3, 960; sich anne gitte tun Müller-Fraur. 1, 453; sek en güte andonn Müller rhein. 2, 1525; sich eine güte anthun Hertel Thür. 111; ohne den unbestimmten artikel vereinzelt in mischung mit sich gütlich tun:
... meine ganze suite
sei schon in freudenreichem schall
an bord und thät sich güte
Eichendorf s. w. 1, 249.
6)
auf ältere sprache beschränkt bleibt die verdinglichung für 'nutzbare, genieszbare, wertvolle sache' (vgl. gut, n., sp. 1355); hier ist vorwiegend mit herleitung aus güte 1 a α und β zu rechnen:
liaz inan (Adam) waltan alles   thes wunnisamen feldes
nuzzi thera guati   zi thiu er thiz (verbot) gihialti
Otfrid II 6, 12;
du bist min got, wanda mines cuotes nebist du durftig, minero guoti newirdest du salig (deus meus es tu, quoniam bonorum meorum non eges ps. 15, 2) Notker 2, 40 Piper, vgl. 2, 17 (ps. 7, 5); damit der vorlasz und güete, von dem truck und schlechten wein absonderlich eingezogen ... werden (v. j. 1620) nach Fischer schwäb. 3, 960;
itzt, da das reiche feld in voller rose steht
und mit so mancher frucht und güte schwanger geht
P. Fleming dtsche ged. 1, 149 L.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1391, Z. 22.

2güte, f.

²güte, f.,
name eines gerätes: 'güte, eine hollandoise oder schwungschaufel' Benzler deichbau (1792) 1, 183.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1410, Z. 17.

güten, vb.

güten, vb.,
ableitung von gut, adj. (vereinzelter von güte, f.) nach der 1. schw. verbalklasse; nach giguaten Otfrid I 3, 13 wohl bereits ahd. gebildet; mhd. und im älteren nhd. gebräuchlich, noch vereinzelt mundartlich bezeugt, vgl. auch güten bonifier, accomoder à l'amiable Schaffer dtsch.-frz. wb. 1, 783; poetische neubildung zu gut I A 1 im sinne 'nützen, frommen':
das ist gut, doch hat mirs nicht gegütet,
weil ich ach mich nicht gehütet
vor dem mund, der neu das korn beblüthet
Rückert w. 2, 262.
1)
trans. gebrauch 'gut machen' zu verschiedenen bedeutungen von gut, adj., s. auch schweiz. güteren Staub-Tobler 2, 556; entsprechend gut I A 2 c ε mit anlehnung an gut V B 5:
hânt mîn munt, mîn sin biz har
sehender missehüetet,
daz wirt von mir gegüetet
Reinfrid von Braunschweig 12830 B.;
ähnlich:
Moabes grosse hochvart
des tages wart gegüetet,
genideret, gedemüetet,
gedrucket unde hin geleit
Rudolf v. Ems weltchron. 17784 Ehr.;
nu laszt darvon! man sol das dink guten
und sol sich vor groszen trunken huten
fastnachtssp. 855 K.;
anders, zu gut I A 2 c ε ββ oder wie ²guten zu gut, n., B 1 im sinne 'entschädigen, belohnen':
... der der êren unde mîn
wirdeclîchen hüetet,
ob den sîn sorge güetet
mit trôst, daz ist ein billich dinc
Reinfrid v. Braunschweig 8714 B.;
zu gut II A 1 'wertvoll machen, bereichern, steigern':
wie süezet ez den herzen
der süezen minne smerzen!
wie güetet ez der guoten guot,
der hôchgemuoten hôhen muot
Rudolf v. Ems Alexander 3151 Junk;
zu gut III A 6 'erfreulich machen':
wibes güete ist lieber vröude ursprink,
wip kan herze luter machen,
wip kan truren swachen:
wibes güete güetet elliu dink
minnesinger 1, 361ᵃ v. d. Hagen;
zu gut IV A 1 b 'gewogen machen':
(wenn die minne aus dem lande vertrieben ist,)
wer sol danne wibes muot gegen minne gueten
2, 263ᵇ.
2)
zu gut IV A 2 c bzw. IV B oder ¹güte 3 gebildet trans. im sinne 'versöhnen, beschwichtigen', auch 'begütigen, zum einvernehmen raten'; feste verbindung ist den zorn güten:
lâ senften unde güeten
dîn angest unde dînen zorn
Konrad v. Würzburg Trojanerkrieg 17166;
des erman ich dich, frow (Maria) an diss laid
und durch din grosz erbarmhertzkaid,
das du gen mir guͤtist
gottes zorn und mich behuͤtist
Konrad v. Helmsdorf sp. d. menschl. heils 4355 Lindqvist;
mit des kochs antwort wunderlich
wurd dem ritter sein zorn gegüt
H. Sachs 9, 477 K.;
absolut:
zu allen dingen ist sie (die bescheidenheit) gut
und senfftet und guͦdet,
vil schaden sie behuͦdet
mhd. minnered. 1, 89 Matthäi;
ist iu liep daz güeten,
sô hât ein ende dirre strît
Ulrich v. Türheim Willehalm 242ᵈ nach Lexer 1, 1111;
da hilfft kein bitten, kein sönen, kein güten S. Artomedes christl. auszlegung (1609) 1, 785; bei persönlichem objekt mit an:
das er sich meint zu hüten,
wol an der bauren schar,
und wenn sie werden wüten,
so hülfft an ihn kein güten
Ambraser liederb. 153, 164;
wie hat der herr getobt und gewüt,
wie lang hab ich an ihm gegüt
J. Ayrer dram. 4, 2688 K.;
je mehr man an den gselln thut gutten
je grausamer mit worten wuͤten
Eyering prov. (1601) 3, 166;
mit sächlichem akkusativobjekt 'eine sache gütlich beilegen':
ach lieber nachtpaur, redt darzu,
das man die sach doch güten thu
H. Sachs 9, 56 K.;
aber durch den heiligen geist wirt alles versönet, gütet, angenummen S. Franck chron., zeytbuch (1531) 3ᵇ; vgl. mundartlich (Würzburg) güten 'zur güte, zum vergleich rathen' Schmeller-Fr. 1, 965, ebenso Reinwald henneberg. 2, 156; etwas anders 'nachsichtig beurteilen': gotes freund ... gütent und entschuldigent ain iglichs ding nach irem vermügen (handschr. beleg a. d. 16. jh.).
3)
zu gut IV A 1 b u. c gebildet intrans. von personen 'sich als huldreich, gütig, freundlich erweisen'; mit einschlag von gut V A 1 e (vgl. auch güte 2 c):
werden vrouwen
stat wol daz si güetlich gueten
minnesinger 2, 58ᵇ v. d. Hagen;
wol ir, daz sie mir so güetlîch güetet,
dâ von mîn muot hôe stât
Ulrich v. Lichtenstein frauendienst 39, 35 Bechst.;
ob gleich ein zoren ich anfach,
so gütet sie und gibt mir nach
H. Sachs 1, 448 K.;
wie gut sein 'zugetan sein' (vgl. gut IV A 1 b α αα):
got ist ir (der seele) vater, bruͦder, wirt,
der aller gebresten gar verbirt,
der aller güeti güetet
der sœlden hort 1469 Adrian;
zu gut V A 2:
(die) got in den selben menschen
gloubint unde anebetent
mit dem herzen innicliche guetent
d. arme Hartmann rede vom glauben 594 bei Maszmann ged. d. 12. jhs.;
wohl unmittelbar aus güte 2 c abgeleitet 'mit güte versehen sein, voller güte sein':
got ist so wol gegüetet,
daz er darumbe niht wüetet,
daz ich an siner milte spur
Hugo v. Langenstein Martina 11, 75 K.
4)
reflexiver gebrauch verteilt sich gleichfalls auf verschiedene bedeutungen.
a)
mit persönlichem subjekt; hierzu stellt sich ahd. giguoten, im anschlusz an gut III A 4 als 'sich angenehm, beliebt machen':
sih Abraham giguatta   joh druhtine ouh giliubta
wanta er was gihorsam
Otfrid I 3, 13;
hete sih in sinin tagin
din vater gote geguͤtit,
genidert, gedemuͤtit,
so were im bas in sinir zit
geschehin ...
Rudolf v. Ems weltchron. 28097 Ehr.;
anders, nach gut III A 1 d hin, 'sich ergötzen, wohlgefallen haben':
die grifen wonent ouch da,
die der gimmen huten,
nicht daz sie sich guten
an der gute des steines
Heinrich v. Hesler Apokal. 21648 H.;
gelegentlich zu gut IV A 1 im sinne 'sich als freundlich, gütig erweisen':
hæte sich unser herre got
... niht so gedemüetet
unde also sere gegüetet,
daz er durch sine güete
... des knehtes bilde næme an sich
Rudolf v. Ems Barlaam 323, 35 Pfeiffer;
owe, grundloses guͦt, wie hastu dich nu so suͤzeklich in mir geguͤtet Seuse dtsche schr. 202 Bihlm.; öfter zu gut V A 1 als 'sich gut machen' d. h. 'sich in ethischer hinsicht bessern, rechtschaffen werden':
oder ob si sint ark gewesen,
daz sie sich wider gueten
und sich dan sider hueten
Heinrich v. Hesler Apokal. 11499 H.;
tæten si sich davor hüten
und sich in all sach güten
und guot bild trügind vor
d. teufels netz 5539 Bar.;
etwas anders 'sich als fromm zeigen':
(der getaufte heide)
... let sich noter rouben
sines cristenen gelouben
dan der dar an gewachsen ist
und der sich guten wil mit list
an den geberden buzen
Heinrich v. Hesler Apokal. 6504 H.
b)
mit sachlichem subjekt 'gut werden'; zu gut I A 5 b 'sich als zuverlässig beweisen, bewähren':
ir trutgebaren stæt
kund sich gæn im guͤten,
daz in von unmuͤten
dick uz sorgen lost
Johann v. Würzburg Wilh. v. Österreich 16172 R.;
zu gut II A 4, 5 im sinne 'sich zur vollkommenheit wenden, vollkommen werden': ich (die ewige weisheit) bin daz ewig guͦt, ane daz guͦt nieman nút guͦtes hat; und dar umb, so ich mich ... als guͤtlich und als minneklich entgússe, so guͤtet sich alles daz, da ich hine kume Seuse dtsche schr. 233 Bihlm.; anders, an güte 2 c angeschlossen 'sich als güte erweisen':
sit der guoten güete
sich so güetet unde meret alle tage
U. v. Singenberg in: minnesinger 1, 292ᵃ v. d. Hagen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1413, Z. 12.

1guten, vb.

¹guten, vb.,
intr.; mhd. und im alem. mundartlich bezeugt; die umlautlosigkeit setzt ableitung von gut adj., nach der 3. kl. der schw. verben (ahd. *guotên) voraus, doch steht neben inchoativem gebrauch auch essentieller.
1)
mhd. mit persönlichem subjekt und dat. der person; zu gut III A 'angenehm sein, wohltun, erfreuen':
kurz rede von guoten minnen,
diu guotet guoten sinnen
Gotfrid v. Straszburg Tristan 12190;
(du willst) ... mit edeler spise dime fleische gute
und nicht dir abe tzihen die spise
Joh. Rothe lob d. keuschh. 2048 N.;
anders zu gut IV A 1 c 'gnädig, hilfreich sein':
si sal uns guotende sin
Pilatus vorr. 91 bei Maszmann ged. d. 12. jhs.
2)
in neuerer alem. mundart im sinne 'gut werden, besser werden', vgl.gueten 'gut, besser werden, von krankheiten, wunden (m. dat. d. person), vom wetter, von feldfrüchten' Staub-Tobler 2, 555, guete Seiler Basler ma. 153, guətə Stucki Jaun 297; guten Bühler Davos 1, 43; zu gut I A 2 c β: si (die sahne) tued nit gueten d' raab (sie wird durch stehenbleiben nicht besser) Friedli Bärnd. 2, 395; zu gut I A 2 c γ: do begond der herbste und der wyn guoten und zyten Hans Fründ chron. (1446) bei Staub-Tobler a. a. o.; d trüben händ wacker g'guetet (sind im wachstum, in der reife fortgeschritten) die wuchen (Zürich) ebda; zu gut I A 2 d: des Joggelis bein will gar nicht gueten Breitenstein bei Staub-Tobler a. a. o.; auch zu gut V A 1 d 'gut tun, gehorchen': der bub will nit gueten (Basel) ebda; häufig unpersönlich (mit haben konstr.) zu gut I A 2 d α und III A 3 c bzw. VII C 3 a γ vom besserwerden des gesundheitlichen zustandes, vgl. es hed mer frei geguetet 'mein befinden hat sich bedeutend gebessert' Tobler appenzell. 245ᵃ; guten 'besser werden im physischen sowohl als moralischen sinn, dann auch aufhören oder wenigstens nachlassen z. b. bei krankheiten, schmerzen': s chopfweh hed mer gguetet 'meine kopfschmerzen haben nachgelassen', es guetet mittem 'er nähert sich der genesung' Stalder 1, 503;
s het menge schade gutet übernacht
J. P. Hebel bei Schmid schwäb. 246;
mehr wie gut werden (vgl. gut I A 2 c ε) im sinne 'besser werden, helfen', vgl. es guetet 'es wird besser; eine unruhe, bewegung usw. läszt nach' Staub-Tobler a. a. o.: wenn du dann weiszt, woran du bist, und es gutet nicht, so turnire dann einmal recht aus dem ff aus, damit sie wissen, woran sie mit dir sind J. Gotthelf ges. schr. 2, 151; wie gut sein (vgl. gut I A 1 b): meine Vittore ist ihre beste freundin und es gutet ihr, wenn sie bei ihr ist, mehr als alle doktors, die ihr nicht helfen können Auerbach neues leben (1871) 1, 126; etwas anders zu gut I A 1 c hin: es guetet nüd, bis ich mit der ruete chumme! (drohung an die kinder) Staub-Tobler a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1412, Z. 16.

2guten, vb.

²guten, vb.,
ableitung von gut, n., B 1; 'mit gut, besitz, habe ausstatten', vgl. anord. gœđa 'beschenken' Möbius 147, ags. gōdian Bosworth-Toller 483, Grein sprachsch. 1, 521; im dtschen scheint aber, aus der umlautlosigkeit zu schlieszen, jüngere bildung vorzuliegen, vgl. guten, erbmachen transscribere, transferre, tradere alicui hœreditatem Henisch 1785:
quam buschof Coinrait in de stat
unde dede de richsten anemoiden,
hei wolde si erven unde goiden
Gotfrid Hagen reimchron. 1191 in: städtechron. 12, 55;
als festes partizip gegutet 'besitz habend, begütert', vgl. gegutet, geerbt possessor factus, investitus in bona Henisch 1785; wol gegut, reich von erbschafft praediatus ebda; wer in der mark gegutet ist und eigen rauch hat bei J. Grimm rechtsaltertümer⁴ 2, 21; wohl analogisch mit umlaut bedacht: güten, begüten sive begüteren ditare opes alicui conferre, augere bonis Stieler stammb. (1691) 718.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1412, Z. 69.

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Zitationshilfe
„gute“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/g%C3%BCte>.

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