Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gaukel, gäukel, subst.

gaukel, gäukel, subst.
zu gaukeln, gäukeln, mit verschiedenem geschlechte und verschiedener bedeutung.
1)
ahd. goukil, coukel praestigium, mhd. gougel, goukel n. närrisches treiben, possen, zauberei, blendwerk, s. die wbb.; z. b.: niht in goukel noch in schimpfe sol man toufen, alsô (wie z. b.) wenne ein kint ze priesters handen niht komen mac und eʒ junge liute touften in gespötte und in lachter. Berthold 298, 9; gouggel treiben Hätzl. 241ᵇ. entlehnt auch altn. kukl n u. s. w., s. unter gaukeln I, 3, b.
2)
nhd. selten, z. b. in gaukels weise im 16. jh.: wie der mor ihn sahe (den gegner, der mit ihm zu kämpfen kommt), spottet er sein, krümmete das maul über in, gieng also in gaukelsweise mit dem Theagene zu spielen, tanzet daher .. buch d. liebe 227ᶜ. doch in neuerer zeit wieder gebraucht (vgl. Adelung, der das alte wort mit einer gewissen freude anführt):
wo sind nun die täuschenden gebilde,
wo die gaukel meiner phantasie?
Kosegarten dicht. 11, 106 (rhaps. 3, 349);
der farben magische gaukel.
9, 75 (rhaps. 3, 119);
nacht, ich komme zu dir, verwirrt durch den tag und verdüstert ..
nicht verstosze mich, mutter! nicht den, der nie um des lichtes
gaukel dir untreu ward.
3, 187.
3)
aber als mundartlich gibt z. b. Steinbach 1, 563 ein fem. gaukel praestigia, dabei an schaukel denkend; für schaukel findet sich wirklich gaukel f. in Nassau Kehrein 152. ein m. gaukel kommt ebenda vor für ein 'aus erde gebackener glücker' (sieh klicker), auch in der Wetterau, pl. gäukel, doch hier auch mit der nebenbedeutung schlechtgerundete schnellkugel, die im laufe schwankt, gaukelt, vgl. nd. gökel altes schlechtes pferd (das wankt) Danneil 67ᵇ. in Baiern heiszt ein gauggel ein langbeiniger mensch, der gleichsam sich ohne gaukeln nicht bewegen kann, aber auch das reff an der sense das beim mähen die halme zur seite legt (dasz sie umgaukeln), s. Schm. 2, 24.
4)
als m. aber bedeutsam auch gleich gaukler: magus, ein geyckel. Dief. 343ᶜ (vgl.geykeler 307ᶜ); mimus, ein goͤgl. 361ᶜ. so noch schweiz. gäuggel m., geck, auch eine vermummte person zur belustigung des volkes Stalder 1, 430. auch als mhd. schon ist es im folg. zu erkennen, goukel m.; von dem kinde und seinen ersten possen: daʒ in (den eltern) gar wol dâ mit ist unde sîn (über es) vaste lachent und (es) ir goukel ist. Berthold 33, 17, ihr hanswurst. auch für zauberer, wie gaukler, im im Wolfd. heiszt Machmet ein goukel Hagens heldenb. 1, 239, im Berl. held. 3, 258 ein tiuvel, aber gleichfalls ein gougel s. 253, der teufel ist ja der erzgaukler. auch das bair. gauggel u. 2 kann hierher gehören. s. auch schwäbisch göckel m. gaukler Schmid 215. auch die stelle Laurin 1789, wo in der überlieferung goukel und goukelman tauschen (s. gaukelmann 2), kann und wird hierher gehören.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1876), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1548, Z. 70.

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Zitationshilfe
„gaukel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gaukel>.

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