Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gater, gäter

gater, gäter,
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1876), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1490, Z. 21.

gäter, m.

gäter, m.
1)
der gätende Adelung, jäter Stieler 880.
2)
die gäthacke u. ä.: jeter, jeteisen, reuter, reuteisen .. sarculus, runco. voc. 1482 p 4ᵇ. aa 8ᵃ, mit vermenschlichung des werkzeugs wie in kocher, brenner u. a.
3)
dafür aber auch ein fem. gede sarculum Nyerup symb. 282, mrh. um 1100 (s. unter gäten 1, d), wie schon in ahd. zeit geda Graff 1, 595 und noch fläm. gede f., zum ausrotten der disteln u. ä. Schuermans 141ᵇ, vgl. im Teuth. 101ᵃ; das gäten ist vorwiegend frauensache (vgl. unter gäten 1, e).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1876), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1490, Z. 22.

gatter, m., f., n.

gatter, m. f. n.
cancelli.
I.
Form und nebenformen.
1,
a)
die hauptform selbst ist ziemlich manigfach, vermutlich von alters her, obwol ahd. aus den paar zeugnissen bei Graff 4, 144 wenig sicher zu entnehmen ist, als etwa ein schwaches m. kataro, gataro; die anlässe zur niederschrift brachten es mit sich, dasz von nicht abstractem das wenigste zur verzeichnung kam. auch die mhd. überlieferung (s. wb. 1, 489) wird nicht vollständig sein, nachgewiesen sind ein starkes und schwaches m. gater (gatere) und ein starkes n. gater.
b)
stark und schwach wechseln noch nhd., z. b. in dem von W. Grimm ausgezogenen rollwagenbüchlein Wickrams steht auf derselben s. 25 (vgl. unter II, 3, a) wie er einen gattern antraf und thut den gatter zuletzt selbst auf (und er solt im das gatter aufthun), wo die ausg. von Kurz s. 23 durchaus den gatter hat. noch geben aus Baiern Schmeller 2, 80, aus Österreich Höfer 1, 275, aus Tirol Schöpf 178 der gatter und der gattern neben einander, das zweite als das häufigere, mit dem -n in den nom. vorgedrungen, wie auch anderwärts, z. b. in Frankfurt a. M.; ein östr. nom. ein gattern aus dem 15. jh. bei Lexer 1, 744, aus einem Nürnb. nom. von 1530 bei Dief. 94ᵇ, aus dem 15. jh. rhein. gattern, gadern 125ᶜ.
c)
wenn jetzt schriftdeutsch das n. herscht, wie es Adelung allein ansetzt (entsprechend der obersächsischen mundart), auch M. Kramer 1787, vorher Ludwig, Schmotther, so braucht doch z. b. noch Göthe sein heimisches m.: ein scheinbarer fallgatter. 43, 66 (III, 1287 unrichtig scheinbares). von wbb. geben noch im 18. jahrh. Rädlein, Steinbach, Frisch nur m. an, wie im 17. Stieler, M. Krämer, Henisch, es ist auch in den mundarten das weitaus vorherschende, schweiz., schwäb.; das n. bei schriftstellern z. b.:
nun stiegen sie über das gatter.
Voss Luise 1795 1, 602;
ein beispiel aus dem 16. jh. unter b, mhd. ist zur zeit nur einmal daʒ geter nachgewiesen (s. gätter). auch Luther mag in folg. das n. meinen: und fiengen in (den löwen) in iren gruben und stieszen in gebunden in ein gatter. Hesek. 19, 9, vulg. caveam, einen käfig, vgl. II, 6, b.
d)
aber auch fem. besteht; wie schon ahd. Graff ein gatara für möglich hält, so im 15. jh. gatter f., schwachformig: die ein (pforte) het ein schoszgattern. under der liesz er seinen trabanten .. stehn (als wache), besorgent, wen die bürger ir masz darin hetten (zu befehlen hätten), möchten sie die gattern vallen lassen. Wilw. v. Schaumb. 117. noch gibt aus Kärnten Lexer 110 die gàtter neben der gàtter (und das gátter, s. gätter), aus Aachen die ga'r (d. i. gader) Müller u. Weitz 62, vgl. rhein. die underste gader II, 2, a; auch nd. im Götting. gâder f., ein aus flachen holzstäben zusammengesetztes gitterförmiges kuchenbret. Schamb. 58ᵃ. vgl. das fem. unter gätter 3, auch Rückert unter II, 4, b.
e)
der plur. ist bei Adelung, Steinbach gatter (beim letztern als m.), schwachformig gattern z. b. Nürnb. wb. mit bildern 69ᵃ, zum starken m. aber auch mit umlaut gätter Tobler 215ᵃ, z. b. fallgätter Amadis 75, vgl. östr. unter II, 4, a, getter alem. z. b. weisth. 1, 204. 5, 161, vgl. Lexer 1, 744; es mischt sich freilich mit dem plur. von gätter.
2,
a)
mit einfachem t gater erscheint bis ins 16. jh.: gater, cancellus. voc. inc. teut. h iijᵃ, bei Dief. 94ᵇ gater, gatir aus mehreren vocc.; im 16. jh. z. b. bei H. Sachs:
ein pauer wolt gwinnen ein gfatern.
da pekam im vor seinem gatern (s. II, 3, a)
unser hergot.
R. Bechsteins d. mus. 1, 182;
den schuszgater mit schaden
lieszen sie fallen nun.
Körners hist. volksl. 267 (1587).
so wird es auch an der verlängerung gâter nicht gefehlt haben, z. b. in dem reime gatern: hadern III, 3, c, wie nd. gâder unter 1, d (vgl. gâte gleich gatte dort unter I, 2).
b)
im rhein. gebiete mit d, wie z. b. gade für gatte (s. d. I, 3): posticinum, gader. Nyerup symb. 318 (um 1100); ist der hoffmann gedultig (d. h. will er den durchgang durch seinen hof dulden), so sollen sie den wegh halten durch den hoff (nicht daneben treten) und den gader nach ihnen zu thun. weisth. 2, 396, von der Mosel, 16. jh., vgl. die gader II, 2, a, auch bei Dief. 94ᵇ. 125ᶜ gader, gadir.
c)
niederd. gadder Brem. wb. 2, 473, Dähnert 139ᵃ, schon im 16. jh. Chytraeus 57, im 15. jh. bei Dief. 94ᵇ. 126ᵃ aber auch gaddre und merkwürdig goder 94ᵇ. auszerdem nur nl. bei Kil. 147ᵇ ghæerde van yser, clatrum ferreum, und plur. gheerden, tralien, clathri, cancelli, treillis (diesz auch bei Junius nom. 161ᵃ), mit gaerde virga vermischt durch umsprung von d und r.
3)
der ursprung ist unsicher, die ableitung von 'gatten verbinden', die Scherz 477 und Adelung gaben, äuszerlich ansprechend, sodasz urspr. das verbinden der stäbe damit bezeichnet wäre, s. u. gatte III, 2; vgl. was Diefenbach goth. wb. 2, 375. 374 weiter beibringt. s. auch gitter.
II.
Bedeutung und gebrauch.
1)
gatter ist wesentlich ein aus stäben, latten u. ä. hergestellter verschlusz mit lücken, im unterschiede von thür und thor, die aus sich anschlieszenden oder eingefugten bretern bestehn. wie die stäbe stehn, ob neben einander oder gekreuzt, oder auch über einander liegend, ist dem begriffe jetzt gleichgültig, doch fehlt wenigstens eine kreuzende latte fast nie; im 13. jahrh. aber wird das kreuzen, verschränken auch als dem gater wesentlich gedacht nach folg., von einem mantel der mit borten gatterförmig benäht, gegatert ist (vgl. gätter 2, e am ende):
edele borten von Arâbî ...
(die man) gegateret drûf hete genât.
dâ der gater zesamene gât,
dâ sîn der nagel solde,
daʒ was ein buckel von golde.
Mai 41, 4 ff., vgl. Lichtenst. 296, 29 ff.,
der gater, das ganze gitterwerk (vgl. II, 7 und gättern 2), vielleicht wesentlich nach den stellen der kreuzung benannt, wo die nägel sitzen, was denn mit dem angenommenen ursprunge (I, 3) ganz wol stimmt. begrifflich verallgemeinert bei Maaler 158ᵃ: gatter (der), es seye von holz oder von eysen, crates, wo denn nach dem lat. worte der begriff des verschränkens oder verflechtens entschieden auftritt. ebenso im voc. th. 1482: gatter oder schrank, cancellus, clautrum, clatrum k iijᵃ (schrank, gytter, cancellus cc 8ᵇ), wie bei Engelhusen gatter, sranke, cancellus Mones anz. 7, 299ᵇ, denn schrank meint da verschränktes überhaupt.
2)
hauptsächlich ein solcher verschlusz als thüre, aber doch wesentlich von thür verschieden: in welcher weise ursprünglich, wäre nötig, ist aber schwer zu ermitteln.
a)
die paar ahd. zeugnisse bezeichnen ihn neben ostia besonders als valva, das Aachener wort aber (s. I, 1, d) wird als 'halbe thür aus latten' erklärt, d. h. halb der höhe nach, nicht der breite nach wie valva thürflügel, das lat. wort scheint in den alten glossen auf die letztere thürform übertragen. nach dem folg. scheinen aber beide stücke der halbierten thüre, auch das obere, rhein. die gader geheiszen zu haben: die knecht (als theilnehmer des feierlichen kesessens in dem klostergute) .. kommen alle mit sambt dem konig (den sie aus sich gewählt, s. könig 10, d) vor die hausthuer, alsdann der pater schaffener (sie empfangend) .. in dem haus stehet, die underste gader oder thuer zuhalt, und fragt die knecht, was ihr begehren were. weisth. 2, 509, von der Mosel (vom j. 1580).
b)
übrigens ist da wol die gader von thür verschieden, ein gatter das auch bei geöffneter thüre doch einen halben verschlusz herstellt und dicht hinter der thüre angebracht ist, wie mans noch in bauerhäusern sieht (vgl. unter gatterthür aus dem öcon. lex.); als Immo das gatter öffnete, welches bei tage den untern theil der thüröffnung verschlosz, fand er im hausflur ... Freytag ahnen 2, 320. daraus begreift sich ein nrh. sprichwort: wer seinn finger zwischen angel und thür, oder wie die Cölner sagen, zwischen thür und gaddern steckt, der klempt sich gern. Frank spr. 2, 131ᵇ; wer seine finger zwischen thür und gadder steckt, der klemmet sich gern. Henisch 1100, 60.
c)
der 'halben thür' ähnlich ist gatter als kleine thüre bezeichnet: gater, hostiolum .. vel thurlin. voc. inc. teut. h iijᵃ; so muͦsz der, desse das guͦt (d. h. acker oder wiese) ist, ein thürle oder gatter in eeren halten. Maaler 96ᵈ (s. das ganze unter ehefade), d. h. eine gatterthür in ungefähr halber mannshöhe, in eeren gleich in gutem stande.
3)
vorzugsweis als gatterthür im hofzaun oder der hofmauer, das mag seine ursprüngliche bestimmung sein; vgl. unter gasse III, 1, c die nordische, noch einfachere einrichtung der zaunlochstäbe, die dem gater vorausgegangen sein könnte.
a)
im 13. jh. erscheint der gater auch als hinterthür im gegensatz zum vordern tor eines hofes im Helbling 1, 692 fg., wo räuber in dem überfallenen hofe ein feuer mit allerlei holzwerk nähren:
holz was in niht tiuwer
die wîle (so lange) bran daʒ vorder tor.
hinden was ein gater vor,
der lac ouch dâ ze glüete.
Haupt 4, 21.
im bauerhofe aber auch als hauptthor ('hofthor' Schm. 2, 80):
urloup nam er zuo dem vater,
hin drâte er (sauste zu rosse) durch den gater.
Helmbr. 648.
hausthür und gatter als der doppelte verschlusz:
offen stund hausthür und der gatter.
H. Sachs 3, 3, 7ᵇ,
vgl. unter I, 2, a, wo einem bauer vor seinem gatern der herrgott begegnet, d. h. gleich nachdem er aus seinem hof getreten. Wickram erzählt einen schwank auf kosten der Baiern (die nach dem aderlasz, wie es hiesz, sich neun tage lang schonten), wo zugleich lage und bedeutung des gatters hübsch deutlich wird: es begab sich dasz ein reicher kaufmann seiner handtierung nach durch das Beyerland reit, und wie er ungeferd einen gatter antraff bei eines bauren haus, dardurch er reiten muͦszt, den kund er nit aufthuͦn, ruͦft dem bauren zuͦ, er sol im den gatter aufthuͦn. der baur (im hause) schruw mit heller stimm: 'es ist niemant in dem haus .. und ich ligen hinder einem umbhang, bin ein läszer' ... also thuͦt der kaufmann mit übelzeiten (d. h. den bauer verwünschend, ihm wiederholt übel zeit anwünschend) den gatter zeletst selb auf und spricht zum bauren: 'sehin, da auf dem gatter ligt ein taler und thuͦ der läszy gnuͦg' (hat aber nichts dar gelegt) .. rollw. 23 Kz., vgl. dieselbe geschichte aus dem 18. jahrh. bei Schmeller 2, 493, wo aber ein feldgatter daraus geworden ist.
b)
der gatter bezeichnete auch rechtlich die grenze des hofbesitzers in gewissen fällen, von ihm hat z. b. der gatterzins seinen namen (s. Grimms rechtsalt. 388 fg., wo gatter nach 2, b verstanden ist): und als er (der amtmann) kompt und heischet dem herrn sein recht, so sal er (der arme man) es ime reichen uber sinen gadern. weisth. 1, 535, aus dem Rheingau 14. jh., bei Bodmann aber steht uber sin gadere weisth. 4, 573, vermutlich das rhein. fem. 2, d; und soll der, der dieselben zinse da sament, den zins fordern vor dem gattern, und soll (im notfall) des zinses allda warten den tag dieweil dasz er den thürriegel bei tag dannoch gesehen mag. 3, 563, aus Franken 15. jh.; und sol man den habern uber den gadern heischen. RA. 389, vgl. gatterhaber; s. auch bei Schm. 2, 81, weisth. 3, 725. 726, wie ein übelthäter im hofe durch den gattern der hofmark ausgeliefert wird. das vor dem gattern ist wie bei H. Sachs unter a, über den gatern plaudern z. b. hofnachbarn mit einander:
so ein gevater (fem.) gên ir gevatern
beginnet snatern über den gatern.
Renner 18228.
c)
redensarten erzählen von dem leben am gatter: hoichta, ju ju! den gatter zu, das ausflieg kein ku! Garg. 85ᵇ (Sch. 145); (weiber) die tag und nacht kiefen .. greinen .. wie eine sau an eim gatter. Fischart ehz. 542 Sch., aus dem hofe herausbegehrend; (wie hunde die) ann gattern und vorn heusern und tischen umb ir speis greinen und bellen. Agricola spr. 227ᵃ. den hals im gatter brechen, beim einsteigen als dieb (über den gatter steigen Steinbach 1, 562): wiltu nicht alt werden, so brich den hals im gatter ab oder lasze dich jung henken. Mathesius Syrach 1, 49ᵇ, was doch ein hohes gatter voraussetzt, wie auch folg. vom geier u. ä., der auf beute im hofe lauernd sich auf den gatter setzt (der vogel findet ja da eine stange zum fuszen, s. auch hennegättere unter gätter 3):
wo der geier auf dem gatter sizt,
dä drühen (gedeihen) die küchlin selten.
Liliencron 1, 450ᵃ,
vgl. die nachweisungen unter druhen;
ir herren all im teutschen land,
last still stan unter euch eur hadern,
ir habt den weihen aufm gatern.
4, 296ᵇ, Wolff hist. volksl. 112.
eine bair. redensart deutet noch auf anderes: gêts ann gattern oder ann zaun, sei es getroffen oder gefehlt Schm. 2, 81.
4)
als gatterthür oder thor auszerdem.
a)
gatter in einem zaune, vor einem garten, gegittertes thor Adelung. besonders als zaunthor in feld und wiese: (die grenze geht) dem panzaun nach durch das puechach (buchenwald) .. zum gattern, vom gattern ab bisz in den pach .. österreich. weisth. 1, 14, der gatter des bannzauns, vgl. das. 101, 46. 166, 17 ff.; an des heiligen crüz tag im meigen, desglich an des heiligen crüz tag zuo herpst (sollen) guot fridbar heg und getter gemachet sin. weisth. 1, 204. 205, schweiz.; ist aber der panfrid sonst paufellig nit allain in den panzeunen sondern auch in hägern und gättern, dadurch dem satfeld oder andern gründen (wie wiesen) mag schaden beschechen. österr. weisth. 1, 153, 39, der bannfriede wird vom bannzaun und gatter gebildet, daher letzterer auch fridgatern oder ester 1, 56, auch feldgatter das. 379ᵇ; das der gatter von Pruck alle wismäder friden süll. weisth. 6, 169, bair., d. h. kein wismad (n.) darf mehr betreten werden, nachdem der gatter, der sonst herausgenommen ist, eingehängt oder gehenkt worden: fridung der zäun .. wie gätter und faltor angehengt sein sollen. österr. weisth. 1, 94, 44; desglich (ist es zu halten) mit gettern zuo henken. weisth. 5, 161, schweiz.; s. auch gatterstall.
b)
ähnlich der thorartige gatter in einer landwehr u. ähnl.: (schranken) dardurch ein umbgender gatter zu der fare gemacht (ist). Tucher Nürnb. baum. 211, 1; gatter oder schneller, die man versperren mocht, in der landwehr. 210, 23; so was in dem klein geszlein, das gen der klein Reut geet, ein umbgeender gatter über die strosz. 214, 7. ähnlich noch im wildzaun:
tretend aus des wildes zaune
schliesz die gatter hinter dir.
Rückert ges. p. w. 2, 532,
wie es scheint als fem., nach gatterthür? vgl. I, 1, d.
c)
fallgatter am thore der alten städte und burgen: wen die bürger ir masz darin hetten, möchten sie die gattern vallen laszen, s. I, 1, d; cataracta, pensiles clathri, hengende gaddern voͤr den doͤren, schotporte, schlachporte. Chytraeus c. 12, vgl. bei Dief. 106ᵇ cataracta schuszgatter, schoszgetter u. ä., s. auch fallgatter; dasz einer auf eim halben pferd, welches ein fallender schuszgatter entzwei getheilet, noch etlich meilen sei geritten. Garg. 105ᵃ (Sch. 186).
d)
andere gatter als verschlusz:
vorn umb den hals ein zaun mit stricken,
da einer gerad dut über plicken
wie über ein gateren die hunt (auf den hinterfüszen)
zu zeiten in ein kuchin thunt (begehrlich).
H. Folz, fastn. sp. 1276,
als halber verschlusz der küche, wie unter 2, b, die stricke, d. h. schnüre vor der brust entsprechen den gatterstäben, auch nur bis zur halben höhe reichend; hausthüren und kellersgatter (nach der strasze zu). würt. bauordn. 1654 s. 49; dieser wasserbehälter ist völlig erhalten, sogar dasz die zwo gatter von erz, durch welche das meer hinein flieszet, die alten gatter von des Augustus zeit zu sein scheinen. Winkelmann 6, 232; einige dieser höhlen sind mit felsstücken zugesetzt, andere mit thoren und gattern verschlossen, alles roh und derb. Göthe 40, 373, auf dem schauplatz der Pandora; unterirdisches ... gewölbe, unterbrochen mit rohen gattern. 57, 288, zugleich als kerkerthüren. solche gatter finden sich in kellern, auf hausböden, s. schon aus dem alten Augsburg unter I, 1, e.
e)
auch an fenstern, eisernes gatter, wie man sie noch an alten häusern sieht: auswärts waren diese ihre fenster nicht, wie itzo, mit eisernen gattern verwahret, sondern anstatt derselben war ein von metall mit kreuzstäben gegossenes gitter, welches in angeln hing und auf und zu gemacht werden konnte. es hiesz clathrum. Winkelmann 1, 394. vergl. bei Schottel 1323 'gatter, schrankfenster, cancelli', bei Henisch 1371 gatter, gitter, geschränkte fenster, d. h. die gitterfenster selber. gewöhnlich doch gätter, s. d. 2, c.
5)
übertragen im gewerbsleben.
a)
gatter, flecht, hurd, wagenkorb, crates, gerrae. Henisch 1371. bair. der sträugattern, bewegliches gitter, um einen mit nadelstreu beladenen wagen hinten und vorne zu sichern Schm. 2, 81, einem zaungatter gleichend. ähnlich die niederd. gâder im backhause unter I, 1, d und schweiz. gatter m. ein drahtsieb in der mühle, s. Tobler 215ᵃ.
b)
in der sägemühle, das viereck von balken in denen das sägeblatt auf und nieder geht, s. Frisch 1, 323ᶜ, Adelung, im 15. jh. bei Tucher baum. 122, 30. 317, 1. bair. der säggattern Schm. 2, 81.
c)
'das gatter oder lenksteur, das steurruder auf den obersächsischen schiffen, so nach Hamburg fahren' Frisch.
d)
im alten hüttenwesen, gitterweise gegossenes blei oder zinn (s. gattern 1, b), im 16. jh. gätter pl. Bechius Agric. 345.
e)
schweiz. beim weber, der rädgatter, s. Tobler 357ᵃ, vergl. gattern 1, c.
6)
erweitert über den begriff thür hinaus zu dem eines stangenzauns, wie gitter (s. d.); vgl. gätter 2, g.
a)
noch Adelung, Campe wissen nichts davon, obwol der letztere ähnlich schon anführt ein gatter um einen baum machen, als schutz, wie auch ein gatter um ein grab; jetzt aber wird auch z. b. der wildzaun selbst (s. Rückert 4, b) gatter, wildgatter genannt, vielleicht nur von städtern die nicht kenner sind. auf welchem wege der begriff sich erweiterte, vom hofgatter selbst aus (s. 3), zeigt folgende angabe vom j. 1731: „gatter, gatterwerk, gitter heiszen .. vorzüge von latten, wodurch man .. z. e. einen theil des hofes von dem übrigen raum abzusondern pfleget“. öcon. lex. 778, d. h. eigentlich als durchgang und abtrennung zugleich. nun aber auch mit wegfall des durchgangs, z. b. ein gatter, das zwei gartenstücke scheidet, ja wol auch von der lattenumhegung des gartens überhaupt, wie gitter. auffallend schon bei Henisch 1331 gader, zaun, sepes (von Stieler 591 wiederholt als veraltet), was wol nur auf misverständnis beruhen kann, wie manches bei ihm, z. b. 'gatter, strudel, catarrhacta, catadupus' etc., s. dazu 4, c.
b)
auch gatter gleich kerker (eigentlich nur die kerkerthüre) zeigt eigentlich schon bei Luther u. I, 1, c, einen in ein gatter stoszen, diese begriffliche erweiterung; ostfries. he sitt achter de gadders, im kerker Stürenburg 64ᵇ. so zwischen gattern als käfig:
und nun wirst du künftig flattern
zwischen gattern
dieses rosengartens nur.
Rückert ges. ged. 1, 292.
c)
eisernes gatter, in kirchen z. b. zur abtrennung des chores vom schiffe u. ä., auch diesz schon alt, wenigstens nd.: he licht begraven in dem nygen kore zwischen den gadderen. script. brunsv. 3, 348, Frisch 1, 323ᶜ; hd. gätter, s. d. 2, b. als einhegung einer terrasse: die terrasse mit dem eisernen gatter kennst du. das müszt ein schlechter liebhaber sein, der nicht herüber wollte (zum stelldichein). Göthe 57, 164 (Claud. v. Vill.). nach gatterknecht auch von den gerichtsschranken, s. gätter 2, g.
7)
von der bloszen form des gatters:
einsamer ward der dichte hain,
gespaltener des lichtes schein,
der sich in gattern um uns legte.
Tieck 4, 137.
ähnlich schon mhd. gater unter 1, vgl.gegateret das. und gegättert unter gättern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1876), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1502, Z. 69.

gätter, getter, n.

gätter, getter, n.
nebenform des vorigen, doch in der bedeutung nicht ganz überein.
1)
form und bildung.
a)
mhd. zur zeit nur einmal geter n., seit dem 15. jh. oberd. sehr entwickelt zu finden, während es im md. nicht fusz gefaszt hat (vgl. Trochus unter 2, a), dem nd. ganz abgeht. ein rhein. geder m. s. 2, a, es ist wie rhein. gader für gater, gatter. auch hd. noch im 16. jahrh. zuweilen geter, z. b. Zimmer. chron. 4, 275, vgl. unter gätterisch.
b)
entstehung vermutete Schmeller 2, 80 für gätter wie für gitter durch abstumpfung aus gegätter (s. d.), was dann Weigand als thatsache angab und ausführte. aber der abfall des ge- von dem ohnehin seltenen gegätter ist nicht bewiesen und dessen collectivische bed. stimmt nicht; das gätter ist vielmehr wesentlich ein kleineres, mehr zierliches gatter, es mag also ein altes deminutivum einfachster art mittelst -i sein, ahd. zu denken getiri n. neben gataro m., wie z. b. fuli n. neben folo m. (s. unter fül n.), vgl. küchlein 2, b V, 2515; s. auch über göt unter gatte III, 3.
c)
dazu stimmt auch eine alem. form gättri, in Wackernagels voc. opt. 21ᵃ gättry cancellus (15. jh.); auch das gettry cancellus Dief. nov. gl. 70ᵇ ist alem., wie z. b. kilchof in demselben voc. 90ᵇ zeigt. das ist wie alem. füli neben mhd. fül, später alem. fülly (s. sp. 480. 510), wie eni neben ahd. ano (s. u. ahn und eni), in dem auch nach der ältesten art das geschlecht des mutterwortes bewahrt ist, wie in dem geder unter 2, a, falls es richtig ist. die alem. mundart hat das alte verkleinernde -i nie abgeworfen, s. Grimm gramm. 3, 684, Weinhold al. gr. s. 232. s. übrigens auch das fem. unter 3.
2)
bedeutung und verbindung.
a)
zuweilen zwar mit gatter einerlei, wie in dem md. schoszgetter gleich schuszgatter bei Trochus O 5ᵇ (s. u. gatter II, 4, c), während Henisch 1371 beide unterscheidet: schutzgatter als fallthor und schoszgätter, ziechport, das eisen gätter unter einem thor, cataracta, porta pensilis aquae emittendae vel remittendae parata. rhein. geder gleich gader: die gaderhaber soll ein jeder nit weiter denn über den geder zu liefern schuldig sein. weisth. 2, 197, vom Hundsrück (zum m. s. unter 1, c), zur sache s. gatter II, 3, b. manche oberd. wbb. geben nur diese form, mit der allgemeinen bedeutung von gatter: clatrum, ein holz oder eisen damit man ein geschrenkt getter macht. Dasypod. 34ᵈ; gätter, clathri, cancelli. Schönsleder S 4ᶜ.
b)
genauer aber ist dem gatter gegenüber, das 'mehr kunstlos, aus gröbern holzstäben, ja selbst stangen bestehend' ist, gätter 'ein gatter künstlicherer und feinerer art' Schmeller 2, 80, und vorzugsweis von eisen (doch vergl. Calepinus unter c), während das gatter vorzugsweis von holz ist, gätter also wie jetzt gitter. So z. b. als gatterthür in einem klosterhofe: dem volgt Wilwolt mit stichen und schlegen bis durch das tor zu dem getter da man in das gasthaus get (zu Heilsbronn). Wilw. v. Schaumburg 69. in einer kirche, wie gatter II, 6, c: ehe dann er zum gätter kompt, gehn drei jüngste priester cardinäl entgegen. Link v. Colditz bapsts gepreng C 3; im 15. jh. gerra, ein ysen getter ante chorum Dief. 261ᵇ. vom j. 1632 wird aus München berichtet, wie Gustav Adolf in der Frauenkirche der auffahrt Christi zwischen dem getter scti Bennonis altar beigewohnt, s. Schm. 2, 81, kunstvolle einhegung eines seitenaltars.
c)
besonders auch als fenstergitter (vgl. gatter II, 4, e), sei es vor dem eigentlichen fenster oder statt des fensters: cancellus, ein getter, fit in fenestris. Melber c 3ᵇ; ein getter oder getterfenster, transenna, cancelli lignei, ferrei sive viminei qui fenestris aut etiam mercibus appositi visui pervii sunt. Calepinus (1570) 1564, vgl. aus dem 15. jh. bei Dief. 94ᵇ getter fenestra reticulata; der schneider het sein schuch und den rock gern gehabt (die ins haus geholte waare), den wolt im der pfaff nit widergeben, sonder lag in ainem eisenen getter im haus (im gitterfenster) und spottet des schneiders. Zimmer. chr. 3, 563; zu dem mogte es (das fenster) mit einem ansehenlichen starken getter versorgt werden, das des orts (an dieser stelle) kain untrew zu befaren. 4, 246, was Henisch 1588 getter für gewalt nennt.
d)
auch sonst zum halben verschlusz von maueröffnungen. so bei kaufleuten zum schutze ausgelegter waaren, wie sie Calepinus vorhin mit beschreibt: si (betrügerische maurer) hetten den burgern und kawflewten die gewelber gemacht und gepauen das man die eysen getter mocht herausz ziechen, und geschach den leuten groszer schade mit diebstal. Augsb. chron. 1, 221 anm. 2 (vgl. h). die würt. bauordn. vom j. 1654 schreibt vor: da aber noch alte, aufgerichte luftlöcher auf die straszen und gassen gericht (wie kellerhälse) .. sonder nachtheil des innhabers .. nicht abgebrochen .. mögen werden, so soll der innhaber solche luftlöcher für einfallen .. der fürgehenden mit eisinen gättern versehen. s. 56. vor einem fensterlein am hauseingange, um nachzusehen wer klopft: wie er vernommen das klopfen oder anleuten, ist er an ain getter gangen, zu erlernen wer also zu unzeiten zum herrn doctor beger. Zimm. chron. 4, 176; vgl. im 15. jh. getter in pariete Dief. 94ᵇ.
e)
aber auch noch kleiner z. b. getter am turnierhelm: dise zwen .. lagen under den rossen, das in von den andern die getter an (d. i. an'n) turnirhelmen und sie allenthalben so hart getrett wurden, das sie sich des lebens nahen verwegen hetten. Wilw. v. Schaumb. 53. ähnlich ein gemaltes getter im gesichte, bei einer mummerei: dem ainen hat man ain vergults getter uf ain schwarz geferbts angesicht .. gemacht. Zimm. chron. 2, 431, 35. bair. fliegengätter z. b. vor speiseschränken. auch gätter als netzartiges gestrick ist in gätterhaube, als netzartiger besatz in gätterisch bezeugt, s. schon mhd. unter gatter II, 1; eingenäht z. b. in modekragen der männer um 1520: lange kragen .. mit schwarzen siden bendlen, zwifelstricken (vgl. u. gatter 4, d), getteren, mit herzen durchseget (durchsäet) .. Murners geuchm. 925 Sch.; s. auch das gadderken unter gätterlein.
f)
anderseits aber auch als kerkergitter oder vor käfigen: er ligt in einem gätter eingeschlossen, circumdati cancelli homini improbo. Maaler 155ᶜ; nun war der herzog dem lewen wol bekannt, das im der herzog getrawte und mit der hand zum getter hinein griff den lewen straichlen. Zimmer. chr. 4, 413; hat er die (der graf von Mansfeld vil narren und nerrin) in der durnitz in eim erker zusamen beschlossen .. darvor ein eisin getter gewesen. 2, 361.
g)
die erweiterung des begriffes über den der thür hinaus (sieh gatter II, 6) erscheint bei gätter besonders früh; s. z. b. das gerichtsgätter, clathri, cancelli, die canzellei, vom j. 1376 bei Schm. 2, 81; s. auch gätterschiff; auch das gätter in kirchen unter b ist mehr eine umhegung als nur thüre. auch von dem eingehegten raume selber, s. das gätter in der dürnitz, ein erhöhter, durch gitterwerk abgesonderter raum für die höheren hofdiener Schm.² 1, 957.
h)
bildlich ans getter setzen, an den rand in büchern:
die (bücher) haben gmeinlich solche glossen ...
die setzen sie dann an das getter
ad marginem, das füllt die bletter.
Fischart 1, 9 Kurz (nachtrab 221);
und will sie (die belegstellen) an das getter auch
nach dem jesuwidrischen brauch
ad marginem hieraus fein setzen.
1, 17 (nachtr. 553).
nach der letzten stelle ist es zugleich ein aussetzen, entnommen von dem getter der kaufleute unter d, wo waarenproben, gleichsam die belege und wegweiser für den inhalt des ladens, augenfällig ausgelegt wurden.
i)
die form ist ins neuere schriftdeutsch nicht aufgenommen worden; noch Henisch zwar nennt sie, nach Maaler gätter 1371, auch getter 1588, aber bei Stieler, Rädlein, Ludwig, Kirsch, Steinbach, Frisch ist es verschwunden, durch gitter vertreten, wie in den md. mundarten. die oberd. aber führens fort: schweiz. gätter n., schrankfenster, hölzernes oder eisernes gitter Stalder 1, 427, bair. z. b. fenstergätter, gätter in kirchen (gespr. gáder) Schmeller 2, 81, österr. gader n. Höfer 1, 276, kärnt. gátter n. Lexer 110.
3)
eine dritte nebenform (s. 1, c) erscheint als fem., alem.: die gättere, reticuli e nervis Maaler 155ᶜ, Frisius 1156ᵇ (nach Varro), gestricktes gitter, s. 2, e. aber auch als gitter überhaupt: ein gelendergettere, clatratae fenestrae. Dasyp. 34ᵈ, also auch elsäss.; und schwäb.: die (landsknechte) beflissen sich, wann sie vermainten der domherr were in der gettere und es horte, für das haus zu steen (und seinen neubau uf die welschen manier zu verspotten). Zimmer. chron. 4, 140, 27, wenn sie ihn im gitterfenster anwesend vermuten. noch schweiz. z. b. hennegättere f., hühnergitter Fromm. 6, 120. Es musz eine weiterbildung des fem. gatter (s. d. 1, d) sein, das wol ahd. als gatara bestand, und müszte ahd. gátaria gewesen sein; war das i nicht auch verkleinernd wie in gättri?
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1876), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1507, Z. 16.

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Zitationshilfe
„gater“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gater>.

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