Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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hummel, f.

hummel, f.
1)
apis bombinatrix, ahd. humbal und hummel, mhd. humbel, hummel, humel (Lexer 1, 1382); niederl. hommel und bommel bombylius, fucus, crabro Kilian; engl. humblebee; dänisch humle-bi, schwed. humla, aus dem tonmalenden worte hummen summen (s. d.) herausgebildet, vergl. auch unten humse und humsen. das geschlecht ist im mhd. das masculine:
der humbel der sol stechen.
Iwein 106;
noch im 16. jahrh. der hummel Maaler 232ᵇ; seit der 2. hälfte des 17. jahrh. geben die wörterbücher (Schottel 1339. Stieler 865. Steinbach 1, 792) nur noch weibliches geschlecht an, ohne dasz jedoch das männliche ganz untergegangen wäre: Franz kam sich in diesem augenblicke beinahe vor wie ein hummel in einem bienenkorbe. Felder sonderl. 1, 189 (vorarlbergisch); schwäbisch der hummeler, brunnenhummeler hummel Schmid 291; vergl. auch unten 3, e.
2)
der name wird auch übertragen auf verwandte insecten: apis terrestris erdhummel, grosze hummel, hummel Nemnich 1, 378, vgl. auch mooshummel, steinhummel. selbst die drohne der bienen wird afterhummel oder schlechtweg hummel genannt (Nemnich 1, 375); humel, oestrus, asilus, attus, fucus, vulg. brem voc. inc. theut. k 4ᵇ; der hummel, das sind die groszen bynle die kein angel habend und nit arbeitend, fucus. Maaler 232ᵇ; es sei unbillich, das die hummelen, die keine arbeit thun, des honigs genieszen, der durch andere mit groszer mühe erworben. Zinkgref apophth. 1, 410, s. unten hummelfänger; auch eine grosze fliege (vergl. unten hummelfliege): beelzebub heiszet eine grosze fliege, die wir Deudschen eine hummel nennen. Luther 8, 257ᵇ.
3)
hummel in bildern und vergleichen.
a)
zudringliche buhler werden so genannt:
die jugend schmückt ein liebreich kind, die rosen wollen täglich brechen,
da schwärmen hummeln um den strauch, ein frisches honig auszustechen.
die buben sind den hummeln gleich:
ihr mägdlein mögt euch hüten!
Bürger 89ᵃ ('hummellied').
b)
auch unruhige, umherschwärmende mädchen: eine tolle hummel, dicitur de petulanti et effronti puella Stieler 865; bei unverständigen leuten ist das academische frauenzimmer in gar üblen credit .. hat eine .. einen muntern und frischen gang, welches doch nur von einem muntern und aufgeweckten gemüthe und verstande zeuget, so nennet man sie eine wilde hummel. Parthenophilus das bei academien leb. frauenz. s. 5; das ist eine kleine ungezogne hummel. Rabener 6, 62; mit der tochter des liederlichen pachters, einer wilden hummel von brünette. Göthe 21, 111.
c)
in ältern quellen besonders geht hummel auf faule und räuberische leute: solchs (brave leute am hofe verdrängen) thun die allerlösesten hummeln, so die erde tregt, die nur viel speien und waschen können, und einem könige oder fürsten die ohren füllen, das er gar taub wird gegen seinem trewen diener. gleichwie die hummeln, das untüchtig, faulfressig unziffer, so kein honig machen können, alles auffressen, was die fromen bienlin machen, on das sie mit iren flügeln ja so seer oder auch mehr scharren, saussen und humsen können, denn die rechten lieben bienen. Luther 6, 149ᵃ; faule leut und lose hummeln. Mathes. Sar. 23ᵃ; dasz der nachdruck unbillig sei, dasz der nachdrucker sich schämen sollte, zu erndten, wo er nicht gesäet hat, und der faulen hummel gleich über den honig der fleiszigen bienen herzufallen: wer leugnet das? Lessing 11, 181; daher als sprichwort: ich brauche keine hummeln in meinem bienenkorbe. Simrock sprichw. 263.
d)
hummeln haben, übler laune sein: denn es um i. f. g. nicht gut sein war, wenn i. f. g. hummeln hatten. Schweinichen 1, 114; hummeln im kopfe haben, tolle gedanken (vgl. unten hummelhirn, hummelwitzig): er hat hummeln im kopf, die beginnen izt zu schwärmen. S. v. Birken Androfilo 49; hummeln im gesäsz haben, unruhig sein, nicht ruhig an einem orte bleiben können; einer der hummeln im steisze hat, homo inquietus Hederich 1339; in anderem sinne aber bei Fischart: hört zu, die magd hat hummelen im gesäsz, ich hab sie hören prummen. Garg. 137ᵇ.
e)
sprichwörtlich: das mücklein bleibet hangen, der hummel reiszet durch; den reichen am geld, den armen im feld (gestraft, d. h. am galgen), so gehts jetzt in der welt. Otho 514.
4)
hummel, eine art seiteninstrument, von nur zwei seiten: so rief er seine magd herein, und duettirte mit ihr die schöne aria: komm mit mir in grüne schatten u. s. w., wobei von seiner seite das spinett redlich dran muszte, und die küchennymphe auf der hummel accompagnirte. Siegfr. v. Lindenberg 1, 157. — Auch eine art sackpfeife von nur zwei tönen, bei Frisch 1, 474ᵇ hummelchen.
5)
rheinisch ist der hummel ein zur zierde nahe am ende des mastes befindlicher knopf. Kehrein 204.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1903, Z. 15.

hummel, m.

hummel, m.
in Schwaben und im Eichstädtischen ein zuchtstier. Schm. 1, 1112 Fromm.; herr Hummel, der ochs. eselkönig bei Wackernagel voc. var. anim. 40; im Oldenburgschen dagegen eine eigene race rindvieh ohne unterschied des alters und geschlechtes, ohne hörner. Fromm. 3, 497; im Danziger dialekt hommel hörnerloses thier. 6, 369. nach dem was zu hammel 4, sp. 310 erwähnt worden, ist die letztere bedeutung wol die ursprüngliche, und die zuerst erwähnte nur der nachklang davon, dasz einst über ganz Deutschland eine kurze hörnerlose rindviehrace verbreitet war: ne armentis quidem suus honor aut gloria frontis. Tacitus Germ. 5. vgl. auch hummelbock.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1904, Z. 21.

hummel, f.

hummel, f.
malztenne, in Obersachsen und Schlesien. ein aus dem slavischen herübergenommenes wort, an böhmisch humno, scheune, tenne, malztenne angelehnt; vergl. Fromm. 6, 368.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1904, Z. 32.

hummeln, verb.

hummeln, verb.
summen wie eine hummel: hummelen neben hummen bombilare Schottel 1339; hummeln, bombilare, bombitare (neben hummen und humsen) Stieler 865, mit einigen ableitungen: hummelicht, bombilans, bombitans, mussitans et mutiens, hummeler, bombitans, bombilans, depressa voce canens, mussans, hummelei, bombus. ebenda (wenn er bei letzterem worte hinzufügt: sed hummelei etiam pro timiditate et cunctatione sumitur, so ist es in diesem falle aus humpelei, s. d. assimiliert); kärntnisch humpeln summen, brummen Lexer 145; mit deinen binen hastu auch einn fliegenden und zergängklichen lust, must das sausen und hummlen umb deine ohren stets hören. Petr. 57ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1904, Z. 60.

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Zitationshilfe
„hummel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/hummel>.

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