Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

rummel, m.

rummel, m.
lärm, ungeordneter haufe. in beiden bedeutungen, die sich vielleicht in der grundbedeutung 'ungeordnete, wüste masse, wirrwarr' vereinigen lassen, ist das wort erst nhd. bezeugt, und scheint aus dem nd. zu stammen (vgl. rummeln, niederl. rommel), vgl. ten Doornkaat Koolman 3, 67ᵇ.
1,
a)
lärm, getöse, so gebräuchlich in zahlreichen dialekten Hügel 130ᵇ. Lexer 211. Jecht 88ᵇ. Liesenberg 188. Woeste 220ᵇ, ein dumpfer ton Frischbier 2, 237ᵇ.
b)
lärmender vorfall, auflauf, tumult Schm. 2, 98. Schöpf 569. auch vom kriegslärm: der bayrische rummel, der bairische erbfolgekrieg von 1778, bei Schm. a. a. o.; dieser rummel (gefecht) währete über 2 stunden. westph. Robinson 233.
c)
so auch lärmendes, wirres treiben, gedränge, lebhafter verkehr in kaufläden, wirtschaften. Liesenberg 188. im rummel es segen, wahlspruch der wirte. Woeste 220ᵇ.
d)
innere unruhe, aufregung, das drängen der gedanken: wenn ich ihm nun dieserwegen eine einzige scheele miene machte, kam er zuweilen in acht tagen nicht wieder, solange, bis ihm etwa der rummel vergangen war. Felsenburg 3, 154; ich bat den himmel mit bittern thränen, meiner mutter diese gedanken zu benehmen, allein mein gebet wurde in diesem stücke diszmahl nicht erhöret, denn wenig tage hernach kam ihr der rummel auf einmahl wieder an. 4, 216; war der rummel in seinem kopfe vorbei. westphäl. Robinson 232.
2,
a)
ungeordneter haufen, menge wirr durch einander liegender gegenstände. besonders in niederd. dialekten sehr verbreitet Schm. 2, 90. Jecht 88ᵇ. Kleemann 18ᵃ. Schambach 176ᵃ. Schütze 3, 314. ten Doornkaat Koolman 3, 67ᵇ.
b)
rummel die gesammtheit von gutem und schlechtem. Schm. 2, 99. Frischbier 2, 237ᵃ. so namentlich in der redensart im rummel kaufen, d. h. im groszen und ganzen, unsortiert, wie man sonst auch sagt im ramsch, in bausch und bogen. ten Doornkaat Koolman a. a. o. Dähnert 390ᵇ. besonders von blumenzwiebeln, ohne namensbezeichnung. Albrecht 194ᵃ. Schütze 3, 314. auch bildlich: sprichst du ihm denn den inhalt deiner briefe vor, oder giebst du ihm deine gedanken so im rummel, dasz er sie nachher reihenweis neben einander aufschichte? Bettina briefe 2, 112. so auch: de gansse rummel Woeste 220ᵇ, dar is de ganze rummel Dähnert 390ᵇ.
c)
wertlose, durch einander geworfene gegenstände, altes gerümpel, plunder. Liesenberg 188. Woeste 220ᵇ. Schambach 176ᵇ.
3)
die zahl der gleichfarbigen karten im piquet - spiele. in diesem sinne eine umbildung des franz. roufle in demselben sinne, colorum concordia victrix. Stieler 1640 (vgl. Schm. 2, 98. Schütze 3, 314), rummel-piquet frauenzimmerlex. 2, 2955, daher nach Schmeller die sehr verbreitete redensart: er kennt oder versteht den rummel, il connait sa carte, er kennt die kniffe, weisz wie es gemacht wird: was man sonst von kennzeichen der jungferschaft gesagt und behauptet hat, das ist alles mehrentheils trüglich, und man kann trotz aller dieser verschiedenen kennzeichen ... von einer raschen und schlauen dirne, die den rummel versteht, leicht hintergangen werden. Kindleben stud. lex. 113; fragte ob er den rummel verstünde, das ist so vil ob er gerne was gestohlnes kauffen wollte? Pierot 3, 10; mein herr versteht den rummel. er weisz, dasz der weg zu den fräuleins durch die kammermädchens geht. Lessing 1, 544; leser, die den rummel einer tragödie nicht recht gut verstehen, können leicht darüber irre werden. 7, 224; wenn sie (die nachkommen) auch, murmelte er (der fürst) vor sich, alle meine andern löblichen anstalten im lande mustern, meistern und umstoszen, so, denke ich, sollen sie doch nichts wider meine einrichtung ihrer ersten nächte haben, da ihnen ja, wenn sie nur das geringste nachdenken besitzen, ihr eigenes dasein verbürgen musz, dasz ich den rummel verstand. Thümmel 3, 520; siehst du wohl, fiel ihr die tante ins wort, dasz ich recht hatte, wenn ich dir manchmal behutsamkeit anrieth, und dir die rückkehr deines alten freundes wahrsagte? ich verstehe, gottlob! den rummel. 4, 261; (Brander leise zu Frosch) stecks ein! der versteht den rummel. Göthe Urfaust s. 23, 76.
4)
besondere bedeutungen.
a)
freier, groszer raum, vorsaal, s. ten Doornkaat Koolman 3, 67ᵇ, vgl. rummelei 3.
b)
die geldrolle Schmeller 2, 99. Spiesz 197.
c)
ein verkaufsmasz für gartensaat. Frischbier 2, 237ᵃ.
d)
frühnhd. auch für coitus. Lexer mhd. wb. 2, 536: die fraw het gewelt, sie het geschwigen, dauset darvon und het irn tail, villeucht het er sie in rumel getroffen. Zimm. chron. 3, 543, 16.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1481, Z. 21.

rümmel, m.

rümmel, m.
die drei rinnen in der lehre der seiler (vergl. lehre theil 6, 558). Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1482, Z. 20.

rummeln, verb.

rummeln, verb.
lärmen, getöse machen, strepere, ebenso niederl. rommelen und dän. rumle in gleicher bedeutung. das wort ist, wie das substantiv rummel, eine ableitung des stammes, der in altn. rumr geräusch, rymja lärmen zu tage tritt. verwandte auszerhalb des germanischen sind nicht bekannt. es ist zufrühest im 15. jahrh. belegt (des teufels netz, s. unter 2), vielfach berührt es sich in der bedeutung mit rumpeln (vgl. das.), auch übergang in die bedeutung von rammeln kommt vor.
1)
geräusch machen, strepere voc. theut. von 1482; vgl. niederl. rommelen strepere, insonare, murmurare, crepitare Kilian. so in vielen mundarten Schm. 2, 98. Woeste 220ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 68ᵃ: von dem bisz (der ameise) beweget sich der vogler, daʒ im die stange empfiele und rumelt, daʒ die tube erschrake, und von dem boum flouge. Steinhöwel Äsop 108, s. 153 Österley;
wie das ding (die windmühle) die flügel tummelt,
und im wind gewaltig rummelt.
Lenau 1, 344 Koch (neue ged. 314).
dann auch lärm, tumult machen: rommeln und über die stangen schlagen. Schm. 2, 98. im besondern:
a)
vom ton der trommeln und anderer lärminstrumente:
wann, als husar, der knab' ein steckenpferdchen tummelt,
den kleinen Tiras schlägt, und auf der trommel rummelt.
Voss 6, 170;
schwerfällig hockend in der blüthe, rummeln
das contraviolon die trägen hummeln.
daher die Phrygen allezeit
mit rumlen trumlen waren bereit
die göttin Rheam zu versöhnen.
anm. weisheit lustg. 20.
so auch freier, ableiern, herunterrasseln: hui nun annen, lasset uns die reimen, herumb rammelen und rommelen, dummelen und trummelen. Garg. 137ᵇ.
b)
von leiseren geräuschen, wie z. b. vom schnurren des spinnrads:
aus der gesindestube darauf, vom rummelnden spulrad,
rief sie, die thür' halb öfnend, Marie, die geschäftige hausmagd.
Voss 2, 278;
Susanna windet ihr garn ab,
dasz die beschleunigten rollen sich drehn im rummelnden umlauf.
Luise 2, 90.
c)
namentlich vom leisen rollen des fernen donners, wofür gewöhnlicher grummeln Stalder 2, 291. Danneil 176ᵇ.
d)
im bauche rummeln, kollern. Höfer 3, 52. Schütze 3, 314. dat lîf, de mage rummeld. ten Doornkaat Koolman 3, 68ᵃ.
2)
sich mit geräusch bewegen, poltern, von menschen, rasseln, von wagen u. dergl. ten Doornkaat Koolman 3, 68ᵃ:
also gat er rumelen dar.
des teufels netz 7297 lesart;
hu! da rummelt wieder die (Stolbergische) kutsche. Voss briefe 2, 209; do kunt der kuefer das fasz nit mehr erhalten, das kuglet und rumlet mit im die gassen hinab bisz fur die protlauben. Zimm. chron. 3, 80, 6. anders hinein rumeln, unversehens eindringen, einbrechen (vergl. rumpeln, überrumpeln). Schmid 442.
3)
rummeln, brünstig sein, von kühen (vgl. rammeln). Höfer 3, 52. brem. wb. 6, 262.
4)
seltenere mundartliche bedeutungen: a) geschwind etwas thun. Woeste 220ᵇ. b) buttern, in der Eifler mundart. Frommann mundarten 6, 18. c) ein kartenspiel, vergl. rummel 3. Schmeller 2, 98.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1482, Z. 63.

rümmeln, verb.

rümmeln, verb.
mahlen, schroten, auch rimmeln: gerimmelte gerste. Schmid 434; wann die gersten zu graupen gerümmelt wird. Hohberg 3, 2, 7ᵃ; der hirsen wird ausgeklopfft, gereiniget, gedörret, in der mühlen gerümmelt oder geschälet. ebenda. brod rümmeln, fein machen, zerkrümeln; brot einrümmeln, in die suppe schneiden. Weinhold beiträge zu einem schles. wb. 78ᵇ: lies ein par handvoll kukels-körner, in einem mörsel gantz klein, zu pulver stoszen, alsdann sovil rokkenen brodtes, klein darunter rümmeln, und beydes zusammen, in einem tiegel mit ungesaltzener putter, mäsziglich kreischen. Butschky Pathmos 582.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1483, Z. 48.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
rothorn ruszbrand
Zitationshilfe
„rummeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/r%C3%BCmmeln>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)