Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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rusch, m.

rusch, m.
binse, juncus. mhd. rusche, rusch, mnd. und niederl. rusch, engl. rush. nach gewöhnlicher annahme entlehnt aus lat. ruscus mäusedorn; doch ist das nicht zweifellos, einmal wegen der abweichenden bedeutung, sodann wegen der weiten verbreitung des wortes im niederd. und engl. und seines frühen auftretens: es erscheint schon ags. als rysc, risc, resce, rix, und zwar in derselben bedeutung Bosworth-Toller 806ᵇ. auszerdem erklärt eine entlehnung aus lat. ruscus nicht den wechsel zwischen i und u bez. ü, der im englischen wie im deutschen durchgeht,wenn man nicht zu der noch künstlicheren annahme einer doppelten entlehnung und bedeutungsübertragung greifen will. wahrscheinlich liegt demnach doch ein altgerm. wort vor; ob dieses mit rauschen oder rohr und reuse (vgl. ten Doornkaat Koolman 3, 75ᵃ) zusammenhängt, bleibt zweifelhaft. daneben erscheint allerdings auch rusche, ruske für lat. ruscus, s. Pritzel-Jessen: rusken oder meuszdornwurtzel. Tabernaemontanus kräuterb. (1588) 320 E. wo dann rische als glossierung von lat. ruscus sich findet (z. b. Dief. gloss. 504ᵇ), wäre vermischung des lat. und deutschen wortes anzunehmen (vgl. zum ganzen risch sp. 1041 und Skeat etym. dict. 520ᵇ). Die schreibung schwankt in der ältern wie neuern sprache sehr; formen mit i siehe unter risch. juncus rusche Dief. gloss. 312ᵃ; auch papirus wird mit nd. risch glossiert 411ᵃ. niederl. risch ader schilp, cirrus (voc. 1424): risch eft bese, papirus. Hoffmann von Fallersleben horae Belgicae 2, 32ᵇ, hier getrennt von rusche ruscus (daneben als erklärung: est genus spinosum). ebenda. auch jetzt ist das wort besonders den niederd. mundarten eigen, theils als rusch Schütze 3, 317 (plur. ruschens) oder rusk brem. wb. 3, 562, neben hannov. risch, theils in der erweiterten form rüske ten Doornkaat Koolman 3, 75ᵃ, hess. riske Vilmar 328, rische Schambach 173ᵃ, ebenso osnabr. rüsken, ditm. rüsschen brem. wb. a. a. o. von da scheint es erst in die schriftsprache eingedrungen zu sein. von mitteld. mundarten hat es nur das Mansfeldische in der entstellten form rûtschke Jecht 89ᵇ. Adelung gibt an der rusch, plur. die rüsche, ebenso mnd. rusch, m.:
do lede ick my wat slapen in den rusch,
und bandt myn schap an den busch.
dagegen mhd. als schwaches fem. die rusche: die ruͦsche bezeichet die penitencie. Leyser deutsche pred. 41, 4; die ruͦsche ist weich und ist ane knoten. und gruͦnet in dem waʒʒere. 46, 35. rusch am häufigsten in der verbindung rusch und busch, die wald und wiese im gegensatze zu bebautem ackerlande bezeichnet: daar wasset niks, as rusk und busk, als beschreibung unbebauten landes. brem. wb. a. a. o.; vor weit über 1000 jahren ... noch lange vor dem übergang Mecklenburgs zum christenthume ... als das ganze noch in rusch und busch gelegen, es wenig angebautes land, noch viel weniger städte und dörfer gegeben hat. Niederhöffer Mecklenburgs volkss. 4, 227; der teufel hat den weg gemacht. nichts, als rusch und busch. Gotter 3, 544 (geisterinsel 3, 6). so auch über rusch und busch, wie man sonst sagt über stock und stein. Adelung:
dann flieg' ich im lauf,
wie Urians wilde jagd!
husch! sausen wir, husch!
durch rusch und durch busch.
Voss 4, 202.
übertragen: etwas in rusch und busch nehmen, in bausch und bogen abmachen. Frischbier 2, 238ᵇ. dafür in Cöln: en de rûsch, wovon auch ein verb. rûsche, ungewogen oder ungemessen kaufen oder verkaufen. niederd. korrespondenzbl. 3, 31, 10ᵇ. ebenso ostfries. in d' rûs oder rûsi, rûsji, und rûsen, in bausch und bogen handeln. Frommann mundarten 4, 477 (vgl. ruschbusch, ruschebusche). ob mit diesem rusch die bei Danneil 177ᵇ angeführte wendung äppel in 'n rûsch leggen, ins stroh legen, zusammen hängt, bleibt fraglich. einige dialekte kennen auch ein wort rusch in andern bedeutungen, deren herkunft dunkel ist. a) der obere theil eines butterfasses. Danneil 177ᵇ. b) braunschweigisch rusch, wenn ein spieler ehemals in einem öffentlichen spiel auf allen drei würfeln gleiche augen warf. quelle bei Frisch 2, 137ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1535, Z. 37.

rusch, f.

rusch, f.,
s. rusche.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1536, Z. 31.

rüsch, rüsche, f.

rüsch, rüsche, f.
krause von tüll, mull oder band als garnitur an frauenkleidern und hüten. Frischbier 2, 238ᵇ. neueres lehnwort aus franz. ruche, vgl. Littré 2, 1777ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1536, Z. 32.

rüsch, adj.

rüsch, adj.
rasch, schnell. nebenform zu risch, auf altem ablaut beruhend? (s. sp. 1039.) mnd. rusch Schiller-Lübben 3, 534ᵃ, in neueren mundarten rüsch, risch Regel 255, wo auch die formen risch und rösch aus andern dialekten zusammengestellt sind. preuszisch dafür rusch, auch in der bedeutung 'zeitig, bald': öck wer rusch e wîw geworde. Frischbier 2, 238ᵇ, vgl. auch lippisch ruitsk, rasch Frommann mundarten 6, 368. von rüsch ist abgeleitet rüscheball, rüschemball, alsbald. Regel a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1536, Z. 35.

rüsch, adj.

rüsch, adj.
lang- und rauhhaarig, borstig, vom vieh. Schmidt 167, ebenso mnl. rusch villosus Kilian. noch ein anderes adjectiv rusch führt Schütze 3, 317 an in der bedeutung 'locker, gut ausgebacken', von backwerk; auch von gutgestopften küssen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1536, Z. 44.

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Zitationshilfe
„rusch“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/r%C3%BCsch>.

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