Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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wer, was, pron., (m. n.).

wer, was, pron. (m., n.).
herkunft und verbreitung. in dem nebeneinander von wer=ahd. huer und was=ahd. huaz, zu denen nur as. huē͏̆, huat stimmt, sieht man vielfach die ursprüngliche idg. verteilung der beiden stämme qᵘ̯i- und qᵘ̯o- gewahrt: wer = ahd. huer aus urgerm. *hwiz = lat. quis, was = ahd. huaz aus urgerm. *hwata (s. dazu unten) = lat. quod (Paul dt. gr. 2 [1917] 180), wobei man sich für den dabei angenommenen lautwandel urgerm. -iz zu ahd. -er auf got. is = lat. is zu ahd. er beruft. aber neben diesem er steht bei Isidor ir, weiter widerstreitet mir = got. mis (wonach dir und wir) und im inlaut lirnēn (seltener und bes. fränk. lernēn) aus *liznēn = as. līnōn; zudem kann er auf urgerm. *ez zurückgehen, s. H.-Fr. Rosenfeld zs. f. phonetik 8, 331. so sieht man am besten in wer eine nur deutsche neubildung nach dem gen. hues = gr. τέο, aksl. česo, erleichtert durch er und der (Walde-Pokorny 1, 520; Pokorny 645; Rosenfeld a. a. o.; Krahe germ. sprachw. 2 [³1957] 70). es ist also für das urgerm. nur *hwaz = got. hwas, ags. hwă̄, afries. hwă̄ gesichert, entsprechend aind. kaḥ, avest. kō, phryg. κος 'irgendeiner', lit. kàs, apr., lett. kas gegenüber seltenem aind. kih, avest. čiš, gr. τίς, lat. quis. die ursprüngliche verteilung der stämme qᵘ̯i- und qᵘ̯o- ist nicht festzustellen, s. Wackernagel aind. gr. 3 (1930) 560. — für das neutrum ahd. huaz = as. huat, afries. hwet (neben hwete), ags. hwæt, an. huat zeigt das got. eine form ohne das schlieszende t: hwa, während ahd. daz (= as. that, afries. thet, ags. þæt, an. þat) got. þata und ahd. iz got. ita entsprechen. da im absoluten auslaut eines mehrsilbigen wortes, also in unbetonter stellung, im germ. dental allgemein wegfällt, wird man ein urgerm. nebeneinander von betontem *hwat und minderbetontem *hwa annehmen dürfen; verständlicherweise ist die partikel in ita, þata und afries. hwete (= got. *hwata) an die betonte form angetreten. jedenfalls entspricht got. hwa usw. aind. kad, lat. quod, apr. ka. — im an. tritt für den fehlenden nom. sg. m. zum gen. hues(s), dat. hueim und neutr. huat das adjektivische huerr 'welcher' = got. hwarjis ein.im neueren dän. (hvem) und schwed. (vem) ist eine dativ- zur nominativform geworden; ndl. wie zeigt diphthongierung, wohl unter einflusz des demonstrativums die (in der Heliand-hs. C ist bereits hwie geläufiger als hwē). eine übersicht der germ. flexionsformen gibt J. Grimm dt. gramm. 1 (1893) 721 f., eine zusammenstellung der weitverzweigten idg. sippe Walde-Pokorny 1 (1930) 519 ff.; Pokorny 644 ff.
formen.
1)
lautstand der grundform.
a)
anlaut. während die ältesten denkmäler noch den anlaut hw- zeigen (Isidor, Monseer fragm.), herrschen seit dem 9. jh. die formen wer und was, von mundartlicher sonderentwicklung abgesehen. nach dem sprachatlas des deutschen reiches ist 'das anlautende w in drei gröszeren gebieten in b übergegangen. bat heiszt es im gebiete der Ruhr und Lenne ..., zu beiden seiten des Rheins von Linz bis Coblenz und nördlich der unteren Mosel bis Cochem, bos, bas etwa von einer nördlichen linie HombergWaltershausen (am Thüringerwalde) bis zu einer südlichen SchlüchternKönigshofen und über diese hinaus' F. Wrede in: afda. 19 (1893) 98 (s. auch H. Reis d. dt. maa. [1920] 51 sowie die nachweise bei L. Sütterlin nhd. gramm. 1 [1924] 282 u. 389).
b)
auslaut. wer: der im ae.-afries. (hwā), as.-anfränk. (hwē, hwie) festzustellende schwund des auslautenden -r ist auch für die mnd. (we, wei, wie, wi) und mndl. (wie) form charakteristisch. im hoch- und spätmittelalterlichen dt. reichen r-lose formen bis ins ripuarische (wê, wî, wie, wei) und thüringische (wi, wy), s. Weinhold mhd. gramm. (²1883) 540. auf dem heutigen sprachgebiet begegnen sie im nd. (s. Foerste in: dt. phil. i. aufrisz 2 [1954] 1990) sowie in einem nd.-md. grenzstreifen: Düsseldorf (we), Elberfeld (wä), Waldeck (wē, wei), Eupen (wee), Siegerland (wǟ), Trier (wä), Luxemburg (wⁱe); formen mit vokalisiertem r sind jedoch verbreiteter und für das samländ. (wǟa) ebenso bezeugt wie für das ostfränk. (wɛ̄a̶ Taubergrund) und das Innviertel (wē̜ɐ). was: unverschobene formen reichen vom ndl.-nd. bis ins mittelfränk. (s. Braune-Mitzka ahd. gramm. [1955] 88, Weinhold a. a. o. sowie Wagner in: zfdtmaa. [1921] 137 ff.). 'im mittelfränk. sind die unverschobenen formen wat, dat, it 'es', dit 'dies' bei dem vormarsch der lautverschiebung von der rheinfränkischen nordgrenze rheinabwärts liegen geblieben' W. Mitzka in: dt. phil. i. aufrisz 1 (1952) 705. 'die pronominale t/s-grenze des mittelfränkischen gegen das ober-, insbesondere rheinfränkische, fällt vom Rothaar über den Westerwald, die Lahn und die südhänge des Hunsrück gegen die romanische sprachgrenze südöstlich Metz' Th. Frings sprache u. geschichte 1 (1956) 6 (md. studien 16, ebda eine genaue schilderung der rhein. wat/was-grenze, dazu die karte [2] ebda 108). 'der weitere verlauf stimmt mit der ... ik/ich-linie überein, wenigstens in bezug auf die dort hergezählten gröszeren ortschaften, mit zwei ausnahmen: Harzgerode hat wat und Schlieben hat was; ... im wat-gebiet erscheint auszerdem wieder vereinzeltes was in der nähe der grenze östlich der Elbe, namentlich in städten und in Berlins umgebung (das selbst wat hat). immerhin kann man im allgemeinen sagen, dasz die -t/-s-grenze von was mit der -k/-ch-grenze von ich übereinstimmt von der ostgrenze des reichs bis zum Rothaargebirge, hier biegt sie plötzlich nach süden ab' F. Wrede in: afda. 19 (1893) 97 f. neben wat und was erscheint als verbreitete variante die kurzform wă̄, im berlin. ebenso wie im schleswig-holst., im Siegerland wie im Vogtland und alemannischen; und zwar nichtnur vor s-laut wa' sagt'r?“ (Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641). im schwäb. 'ist wā(s) die gewöhnliche, wăs die unwillige frage' Fischer 6, 458 (über die verbreitung im schwäb. vgl. Wrede in: afda. 19, 98); oft findet sich wa 'absolut, um das nicht verstandene zu erfragen' Lasch berlin. 285 (ähnlich Mensing schlesw.-holst. 5, 491; Heinzerling-Reuter Siegerland 311 u. Gebhardt Nürnberg 184), oder es erscheint 'am schlusse eines satzes, um die äuszerung recht eindringlich zu machen: kannst ni hören, wa?' Mensing schlesw.-holst. 1, 538.
c)
stammvokal. wer: dehnung der ursprünglichen kürze vor r ist wohlwie bei er und der — früh eingetreten, wenn auch erst im nhd. allgemein durchgedrungen (s. V. Moser frühnhd. gramm. 1, 1 [1929] 76). im norddt. bereich des r-ausfalls herrscht seit dem as. länge, die mancherorts in zwielaut übergegangen ist (s. o.); zum diphthong führt oft auch die vokalisierung des auslautenden r (s. o.) sowie die entwicklung eines sproszvokals vor r (vgl. ostfränk. wɛ̄ər, schwäb. wēər, tirol. wear, nösn. wⁱär). senkung des ē zu ā ist vielfach im md. eingetreten (niederhess., vogtländ., erzgeb., schles.); auch für das Elsasz ist war bezeugt. was: hochsprachlich ist die ursprüngliche kürze erhalten, mundartlich jedoch vielfach dehnung eingetreten: wāt (berlin., luxemb., lothr., nösn. neben wat), wās (schles. sowie neben wăs im elsäss., schwäb., schweiz.), wōs (schles.-nordwestböhm. sowie neben wŏs im vogtländ., ostfränk. und tirol.). meist stehen also der mundart zwei formen zu gebote, 'wā͏́s unter dem hauptton, wắs unter dem nebenton' Hunziker Aargau 287 (ähnlich Hotzenköcherle Mutten 436; Martin-Lienhart elsäss. 2, 862 u. Gebhardt Nürnberg 275); 'wās die form der isolierten frage steht auch in okkasionell betonten fällen (wā͏́s wit?) „was willst du?“ (erstaunt-empört)' Hotzenköcherle a. a. o., ebenso 'wōs? neben wos? erstaunen ausdrückend' Lang Zschorlau (westl. Erzgebirge) 47 (vgl. auch Gebhardt Glaszbrenners berlinisch 31); für das Vogtland bezeugt Gerbet 196 geradezu eine stufenleiter der formen: 'wos?! wōs? wos? wa? wa̶? was?! wechseln je nach der bedeutung auch die quantität'. — verdumpfung des ă zu ŏ findet sich weithin im md.-obd. südosten: wos (niederhess., ostfränk., vogtländ., wien., tirol.), wōs (s. o.), wot, wōt (nösn.); aufhellung vereinzelt im nordwesten: wët (nordfries.), wät (Siegerland). stellenweise hat der anlaut diphthongierung bewirkt: wuᵒt (Waldeck), buəs (Gottschee). zur vokalfärbung vgl. ferner die angaben F. Wredes in: afda. 19, 98 f.
2)
biegung. die flexion von wer, was stimmt seit ahd. zeit zu der von der, das; nur dasz sich kein femininum (wie im got.: hwo) und kein plural findenvon gelegenheitsbildungen im anschlusz an das lat. (s. Braune-Mitzka ahd. gramm. [1955] 273) sowie in dichterischem sprachgebrauch (s. Paul dt. gramm. 2 [1917] 180) abgesehenund dasz im frühen ahd. eine längere, schon im 9. jh. wieder verkürzte akkusativform (h)wen-an nach dem muster von in-an (ihn) erscheint. diese formale korrespondenz ist allerdings nicht allzu verwunderlich, da interrogativum und demonstrativum auch funktional aufeinander abgestimmt sind (wer? der! was? das!). das beim genus mask. bestehende kasussystem der vier formen wer, wessen, wem, wen (weiteres s. u.) ist nur in der hochsprache erhalten geblieben, in den mundarten gemeinhin vereinfacht (aargauisch noch: wer, wess[e], wem[m], wen). vielfach ist ein dreiformensystem entstanden; der genitiv durch eine dativ-fügung umschrieben, z. b. im waldeck. wei, wiᵉm (genitiv: wiᵉm sᵉīn), wiᵉn; schwäb. wē̜ər, wē̃əm (genitiv: vōⁿ wem), weən; zimbr. bear, beme (genitiv: von beme), ben; oft auch ein zweiformensystem erreicht, so im nordosten: samländ.-hinterpomm. wer, wem (dat.-akk.; genitiv: wems) und südosten: wiener. wer, wem (dat.-akk.; genitiv: wem seiⁿ); gottscheeisch bear, bāmon (dat.-akk.; genitiv: bāmonš); nürnberg.-vogtländ. wǣr, wēn (dat.-akk.), ebenso im Nordharz: wer, wene (dat.-akk.; genitiv: wene sīn). völlige einebnung des systems zugunsten einer einzigen kasusform scheint in einigen nd. und md. mundarten vollzogen, wobei allerdings der genitiv eine sonderstellung wahrt: schlesw.-holst., mecklenburg.-vorpomm. wen (nom., dat., akk.; genitiv: wen sin, wens); obers. wääm, elsäss.-lothr. wem (nom.-dat.-akk.; genitiv: wääm sein, elsäss.-lothr. wem sin); im schlesw.-holst. hat sich daneben der nominativ wer als einheitskasus eingebürgert. weithin wird auch unsicherheit im gebrauch der formen herrschen; s. Martin-Lienhart elsäss. 2, 844; zu den verschiebungen im allgemeinen Sütterlin nhd. gramm. 390 f.; zur geschichte der einzelnen kasus die folgenden abschnitte.
a)
der nominativ: als nominativ fungiert seit frühdt. zeit wer und was; nur im nd. und md. ist weithin die akkusativform wen dafür eingetreten, so im schlesw.-holst. (wē̜n), oldenburg. (wēn), mecklenburg. (wen), vorpomm. (wän), luxemb. (wⁱen), trier. (wän), lothr. (wēn, wén), vereinzelt auch obersächs. (wään, waan Sebnitz; waͦn Erzgeb.). stellenweise erscheinenwie im dän. (hvem) und schwed. (vem) — dativformen in dieser funktion, vor allem im schlesw.-holst. (wē̜m), obersächs. (wääm) und els.-lothr. (wēm).
b)
der genitiv: die alte genitivform (h)wes findet sich im neueren dt. nur noch in bestimmten redewendungen (s. u.) sowie in dichterischem sprachgebrauch:
der ausgang zeige,
wes sache gut, und wessen faul gewesen
Tieck schr. (1828) 1, 77;
das schwert! wer nahm's von meinen sarkophagen?
wesz sind die hände, die so keck sich machten
Rückert ges. poet. w. (1882) 1, 26 u. ö.
wesz hände schenken ihm den wein? — und ach, die meinen rasten.
wesz augen schaun ihn an mit lust? — und meine sind voll thränen.
an wessen tische ruht er aus? — und meiner steht verlassen.
wesz lippe küszt und kos't mit ihm? — und meine brennt in sehnsucht!
Geibel ges. w. (1883) 1, 128.
seit dem frühen nhd., insbes. seit der 2. hälfte des 16. jhs., tritt sie gegenüber der verlängerten genitivform wessen zurück (vgl. dessen), die zufrühest in einer Basler hs. des 14. jhs. belegt ist:
nv ratent ane swere
wessin der gurtel were
Hugo v. Langenstein Martina 22, 30 Keller.
von den älteren grammatikern erklärt bereits Oelinger: 'wer quoque in genitiuo habet wessen pro wes' vnderricht der hochteutschen spraach (Straszburg 1573) 60 ndr.; Albertus nennt wessen schon an erster stelle: 'n. wer/welcher, g. wessen / wesz / welches' teutsch grammatick (Augsburg 1573) 91 ndr.; Schottel (1641), Gueintz (1641) und Gottsched (1748) buchen nur noch wessen. mundartlich sind dafür umschreibungen eingetreten, zumeist wem sein: für das ostpr. (wem sein, wems), pomm. (waͤm zīn, waͤm zīə, waͤms Schlawe, wǟm ziə, wǟms, wēims Rummelsburg-Bütow), berlin. (wem sein, wems, wemst), obersächs. (wem sein), hess. (wiᵉm sᵉin Waldeck), lothr. (wēm sin), wien. (wem seiⁿ) und schweiz. (wems[ə] Freiburg, wems Mutten, wessi Wallis, wešši Visperterminen) bezeugt; seltener wen sein: schlesw.-holst. (wen sien, wens), nordharz. (wën sīn, wëne sīn), vorpomm. (wens siin), berlin. (wen sein), obersächs. (waans Sebnitz, könnte auch eine neue genitivform zu demals nominativ gebrauchtenakkusativ waan sein) und wer sein: schlesw.-holst. (weA sien), lothr. (wērs), wo ein nominativ dativfunktion erlangt hat.
c)
der dativ: die auf ahd. (h)wemu zurückgehende form weme hat sich bis ins 17. jh. erhalten (s. Paul dt. gramm. 2, 180), doch beginnt schon im hochmittelalterlichen dt. die kurzform wem — ebenso wie dem(e) ˂ demu — sich durchzusetzen (vgl. Wolfram Parz. 433, 1 L.; Walther 23, 16 L.-Kr.). in der mundart von Visperterminen lebt die ahd. form noch heute: wɛmŭ. der äuszerste süden hat auch die ursprüngliche kürze bewahrt; sie herrscht z. b. noch in Basel (wämm), Berner seeland (waemm, neben waem) und Zürcher oberland (wemm). im übrigen herrscht auch im mundartlichen bereich die form wem, meist mit offenem e, mancherorts einer nasalierung oder diphthongierung unterworfen, so im pomm. (wẹ̄im Rummelsburg-Bütow), hess. (wiᵉm Waldeck), luxemb. (wⁱem), schwäb. (wē̃m, wēəm) und tirol. (waim Ulten, weĩm Imst); vereinzelt ist e zu a gesenkt, so im schles. (wām), elsäss. (wam) und schwäb. (wam). zu ergänzen bleibt, dasz in einigen mundarten der dativ durch den akkusativ verdrängt ist: nachweislich im schlesw.-holst. (wen), Nordharz (wëne), obersächs. (wään, waan), Nürnberg (wēn) sowie im Innviertel (wẽ̜̄n) und tirol. (wẽin Imst); vereinzelt auch durch den nominativ: schlesw.-holst. (vē̜A). — ein kuriosum ist die von Göthe analog zu der geprägte femininform wer (von wer geboren? I 3, 130 W.); ein sachbezogener dativ des neutrums wird zwar gelegentlich angesetzt (was, wessen, wem, was Gueintz sprachlehre [1641] 57; ebenso bei Schottel sprachkunst [1641] 402 und Gottsched sprachkunst [1748] 236), er begegnet auch im älteren nhd. (fragt ... wem des menschen hertz wer geleich H. Sachs 4, 150, 11 lit. ver.; weisz in wem [worin] die glori der seligen ... besteht Abraham a s. Clara w. 2, 131 Strigl), ist jedoch nicht üblich geworden, ebensowenig wie die feminine dativform was-er (s. teil 13, 2288 f.) oder der von älteren grammatikern angesetzte pluralische dativ wenen (Albertus [1573] 91; Schottel [1641] 402). in präpositionaler fügung erscheint nhd. der zunächst auch von grammatischer seite gebilligte, dann verworfene typus von was (Gueintz [1641] 57), dem muster akkusativischer verbindungen folgend (z. b. um was); weiteres hierüber s. unter I B 1 a α.
d)
der akkusativ: ahd. (h)wenan wird schon im 9./10. jh. durch die kurzform wen abgelöst (zweimal in Tatian, bei Notker herrschend). die im nhd. erfolgte längung (wēn) hat das schweiz. nicht völlig erfaszt: wenn (Schaffhausen, Zürcher oberland); vereinzelt zeigen die mundarten noch eine zweisilbige form: wëne (Nordharz, Göttingen-Grubenhagen), wènə (elsäss.), wenu (Visperterminen); sowie senkung des e zu a: wān (schles.), waan (obersächs., Sebnitz), wánə (elsäss.); oder diphthongierung: wiᵉn (Waldeck), weə(n) (schwäb.), wẽin (Imst/Tirol), wiᵃ̈n (nösn.). mancherorts haben dativformen die funktion übernommen: nachgewiesen für das samländ. (wem), pomm. (waͤm Schlawe; wǟm, wēim Rummelsburg-Bütow); obersächs. (wääm); schwäb. (wẽ̜əm), lothr. (wēm), elsäss. (wæm), schweiz. (wɛ̜mm Jaun), tirol. (wẽim) sowie für Wien (wem) und Eupen (wäm); seltener ist der akkusativ durch den nominativ ersetzt, so im schlesw.-holst. (wē̜a) und schweiz. (wär Basel, weir Urseren, wær Berner seeland sowie Jaun und Visperterminen, wēr Mutten, wɛr Schaffhausen, wër Aargau).
3)
fügung mit so: die zunächst dreigliedrige verbindung so (h)wer so, so (h)waz so (Isidor, Monseer fragm.) verkürzt sich früh zu so wer, so waz (Tatian, Otfrid) und zu sower, swer; sowaz, swaz (Notker); seit dem 13. jh. dringen allmählich die formen mit vereinfachtem anlaut durch, zunächst offenbar im md. (s. auch V. Moser einf. i. d. frühnhd. schriftdialekte [1909] 230 f.): wer (um 1295) livländ. reimchron. 109 M.; (1343) Matthias v. Beheims evangelienb. 16 Bechstein; (1349/50) Konrad v. Megenberg buch der natur 346 Pfeiffer; (um 1350) Seuse dt. schr. 9 B.; (1350) urk.-buch z. gesch. d. hauses Wittelsbach 2, 414 Wittmann; waz (um 1295) livländ. reimchron. 2685 M.; (1349/50) Konrad v. Megenberg buch der natur 381 Pfeiffer; was (1403) Marienburg. treszlerb. 275 Joachim; (1. h. 15. jh.) Oswald v. Wolkenstein 75, 5 Schatz. bei dieser anlautvereinfachung hat sicher angleichung an das korrespondierende der, das mitgewirkt: wer ... waid vnd wasser mit yn suecht, der sol in stewren (1350) urk.-buch z. gesch. d. hauses Wittelsbach 2, 414 Wittmann (weitere belege s. u. III sowie im mhd. wb. 3, 564ᵇ und 566ᵇ); ferner das muster indirekter fragesätze: damit, wer wol oder übel sich hilte, erkennt wurde (16. jh.) Zimm. chron. ²1, 7 B.
anwendung.
1)
als interrogativum (I). dieser gebrauch des stammes ist gemein- und ohne zweifel schon vorgermanisch. im dt. sind nur zwei genusformen ausgeprägt, wer als fragewort der person (A) und was als fragewort der sache (B); im einzelnen finden sich mannigfache anwendungen, insbesondere von was. obwohl für den attributiven gebrauch die gemeingermanische bildung welch (˂ hwa-līh) zur verfügung steht, erscheinendem scheinbaren muster undeutlicher genitivfügungen folgendim älteren nhd. attributive anwendungen; doch wird der typus wer mensch (s. u. I A 2 c) nie geläufig und die verbreitetere konstruktion mit was, etwa was recht (s. u. I B 2 c und vgl. den entsprechenden gebrauch von engl. what [kind of]: G. Karlberg the Englisch interrogative pronouns, a study of their syntactic history [1954] 197 ff. und 290 f. [= Gothenburg Studies in English III]) im neueren dt. von dem typus was für (ein) recht abgelöst (s. u. I B 2 b und c), der auch im ndl. aufgekommen ist (wat voor [een] man neben wat man) sowiedurch (nieder)dt. einfluszim dän. (s. ordbog over det danske sprog 5, 182) und schwed. (s. Hellquist etym. ordb. ³1294) erscheint. dem interrogativum erwächst ein konkurrent in wo (über das vordringen der präpositionsbetonten bildungen wo-durch, wo-mit, wo-von, wo-zu gegen die schwerfälligeren gefüge durch was, mit was, zu was s. unter I B 1 a α [ende]) undregionalin welch; im sprachgebrauch einzelner landschaften wird 'das einfache interrogativ im gebrauch stark zurückgedrängt durch welch, insbes. durch das neutrum wels: wels hæt dās gmaxt? wer hat das getan?' Wipf Visperterminen 143 f. oder durch die verbindung welch-ein: welkeen 'wer?' brem.-niedersächs. 5, 224; 'wer von zweien?' Danneil altmärk. 245; wöllana 'wer?' Lexer kärnt. 255.
2)
als indefinitum (II). diesernur in der got. bibelsprache und im südgerm. (vor allem der übersetzungsprosa) üblichegebrauch ist ahd. im wesentlichen auf die interlinearversion des Tatian beschränkt; nur was begegnet vereinzelt auch bei Otfrid und Notker, sodann sporadisch im mhd. (bei Walther, in der hs. A [BC: etteswas] undin der hs. Cals reimwort bei dem v. Obernburg, s. u. II B 1 a β und b). erst nhd. findet sich gelegentlich wieder indefinites wer, was, wobei wohl kaum ein zusammenhang mit dem ahd. gebrauch, eher kürzung aus (ete-)wer, (ete-)was, vielleicht auch nd. einflusz anzunehmen ist (genaueres unter II A 1 a und B 1 a). es kann kein zweifel bestehen, dasz im germ. diese funktionserweiterung, die verwendung der interrogativa auch als indefinita, erst unter griech.-lat. einflusz erfolgt ist, wie PBB. 72 (1950) 217ff. nachgewiesen. H. Hirts argumentation (hdb. d. urgerm. 3 [1934] 93 f. und 165) ist völlig abwegig, ebenso ein analogieschlusz von sprachen anderer entwicklungsstufe her. indefinites wer, was ist freilich im dt. nicht sofort heimisch geworden — ioman und iowiht kamen als träger der ausdrucksnotwendig gewordenen funktion auf, für die ein vor- oder urgerm. indefinites wer, was nicht zur verfügung stand. erst auf dem umweg überspäter meist verschliffenepräfixbildungen (wie ethes-wer, gi-hwer) und fügungen (z. b. neiz-wer, vgl. auch den typus so wer so) erfolgte die allmähliche einbürgerung, zufrühest des sachbezogenen neutrums (et-)was, dem es auch gelang, ieht (˂ io-wiht) zu verdrängen, während (et-)wer sich nicht gegen jemand (˂ io-man) durchzusetzen vermochte. auch nhd. ist indefinit gebrauchtes wer, was nur in nachlässiger rede möglich und nur da, wo eine verwechslung mit dem interrogativum ausgeschlossen ist: 'wer für jemand, ein nur in den niedrigen sprecharten, besonders Nieder-Sachsens, üblicher gebrauch' Adelung 4 (1801) 1493; 'was für etwas, ein im gemeinen leben aller provinzen häufiger fehler' ebda 1395.
3)
als relativum (III). in derspäter verschliffenen (s. oben s. v. formen 3) — fügung mit so geriet ahd. (h)wer, (h)waz in die rolle einer gliedsatzeinleitung. diese auf das südgerm. beschränkte verbindung (ahd. so hwer so, so hwaz so; as. so hwē so, so hwat so; ae. swā hwā swā, swā hwæt swā) erwächst als entsprechung von lat. qui-cumque, quis-que und quod-cumque, quae-cumque, quid-quid, findet sich aber auch als wiedergabe von lat. si quis, si quid (s. u.). den eintritt von hwer, hwaz in diese konstruktion mag das vorbild älterer fügungen mit indefiniten wie manag, filu mitbewirkt haben (s. auch O. Behaghel dt. syntax 3, 291 f.); so finden sich schon in der got. bibel wendungen wie: swa managai swe attaitokun imma, ganesun Mark. 6, 56; swa filu swe habais, frabugei ebda 10, 21. (so) wer (so), (so) was (so) weist zunächst auf eine allgemeinheit möglicher träger, ziele oder inhalte eines geschehens (seins), erst im neueren dt. auch auf eine bestimmte einzelgrösze im sinne von 'derjenige, welcher', 'dasjenige, welches' (s. u. III A 1 e und B 1 f), der und das allmählich in dieser anwendung zurückdrängend. darüber hinaus zeigen nhd. belege wer, besonders aber was, auf dem wege zum 'individual-relativ' (s. O. Behaghel dt. syntax 3 [1928] 720 f. und 1 [1923] 370), das einen bestimmungssatz an ein vorangehendes nomen anschlieszt; zufrühest und am häufigsten an ein pronominales bezugswort (s. u. III A 3 a und B 3 a). doch geht die entwicklung hier nicht so weit wie bei engl. who und ndl. wie, da welch(er, -e, -es) offenbar geeigneter war, als beziehungverdeutlichendes relativum zu fungieren. Adelung erklärt: 'selbst, wenn das selbständige (d. h. substantiv), worauf sich das relativum bezieht, ein neutrum ist, sollte eigentlich nicht was, sondern welches stehen, indem das erstere weder person noch geschlecht bestimmet, hier aber das letztere ausdrücklich bestimmt ist' 4 (1801) 1394. hingegen übernimmt was — wie ndl. wat und dän. hvad — in neuerer zeit noch die aufgabe, einen lose angefügten nach- oder einschubsatz einzuleiten (s. u. III B 4).
I.
interrogativum.
A.
wer — fragewort der person.
1)
allgemein auf eine persönliche grösze zielend.
a)
es erscheint als einleitung eines selbständigen satzes.
α)
auf eine dem sprecher unbekannte grösze (als träger, ziel u. dgl. eines ausgesagten geschehens oder seins) weisend: uuer ist iz (gottes sohn), trohtin, inti ih giloubu in inan? Tatian 133, 1 S. (got.: an hwas ist, frauja, ei galaubjau du imma? Joh. 9, 36 Str.); in wes gewalt tuͦstu dise dinc, und wer hât dir dise macht gegebin ...? (1343) Matthias von Beheims evangelienb. 99 B.;
warumb wainstu oder wen suechstu?
(15. jh.) altdt. passionssp. 223 Wackernell;
grossen danck, nach wem fragt ihr? (1695) Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 17 ndr.; wem gehörst du an? wer kann eine solche gewalt über dich ausüben? Göthe I 22, 11 W.;
wesz hände schenken ihm den wein? — und ach, die meinen rasten.
wesz augen schaun ihn an mit lust? — und meine sind voll thränen.
an wessen tische ruht er aus? — und meiner steht verlassen.
wesz lippe küszt und kos't mit ihm? — und meine brennt in sehnsucht!
Geibel ges. w. (1883) 1, 128.
oft fragt wer — drohend, entrüstet oder verwundertnach dem täter einer handlung: uuer biruorta mih? Tatian 60, 5 S.; und er (gott) sprach, wer hat dirs gesagt, das du nacket bist? 1. Mos. 3, 11;
die pfar hat zwar reiches einkommn,
das best abr ist davon genommn.
ey lieber wer hat das gethon?
mags schier nicht sagen: mein patron
(1605) Hollonius somnium 63 ndr.;
wer darf mir halt gebieten? wer dem geist
vorschreiben, der mich führt? der pfeil musz fliegen,
wohin die hand ihn seines schützen treibt
Schiller 13, 105 G.;
zurück!
wer wagt es da zu küssen, wo ich weile?
Grabbe s. w. 2, 34 Bl.;
er schrie: wer hat mich da verbrannt?
und hielt den löffel in der hand
(1847) H. Hoffmann Struwwelpeter 14;
wobei die ungeduld des forschenden zuweilen das fragewort wiederholt:
sî sprach 'wer ruofet mir? wer?'
Hartmann v. Aue Iwein 3617 B.-L.;
wer war das? wer? wo ist er?
wer rettete mir meine Recha? wer?
Lessing 3, 7 L.-M.;
oderauffordernd, werbendnach dem vollbringer einer helfenden, nützlichen tat: uuer uueret mih des (quis mihi det), daz ih dih, brûoder mîn, sehe sûgan dîe spunne mîner mûoter? Williram 130, 1 S.; an dem morgen sprichstu wer gibt mir den abent: vnd an dem abent wer gibt mir den morgen erste dt. bibel 4, 225 lit. ver.;
wer? wo doch? kan mir zeigen
den cörper wunden voll?
Spee trutznachtigall (1649) 62;
wer zahlt mir nun die reisekosten? Lenz ges. schr. (1828) 1, 58;
ach, die büsche sind geknickt!
ach, die blumen sind erstickt
von den sohlen dieser brut.
wer begegnet ihrer wuth?
Göthe I 2, 27 W.;
vielfach auch prädikativisch, nach der besonderen art eines seienden forschend:
uuer ist, quadun, therer man (quis est hic?), ther unsih dritit hiar so fram,
mit heri uns sus hiar engit   ioh uzar ther burg dringit?
gab antuuurti ther liut sar: thiz ist ther forasago in uuar!
fon Nazareth ther heilant,   ther thanana hera quam in lant!
Otfrid IV 4, 61 K.;
o mensche: du wer bist du. du do antwurst got? erste dt. bibel 2, 39 lit. ver.;
wer bin ich,
dasz ich mich auch in die jubel (um den erlöser) dränge?
von staube staub! doch wohnt ein unsterblicher
von hoher abkunft in den verwesungen!
(1751) Klopstock oden 1, 95 M.-P.;
wer ist sie? fragte die gräfin ... eine schauspielerin, ihro excellenz zu dienen, war die antwort Göthe I 21, 238 W.;
wer warst du? ein schneider,
ich flickte französische kleider
Rückert ges. poet. w. (1882) 1, 67;
den namen erfragend: inu huuenan meinit ir, daz ih sii (uos autem quem me esse dicitis). antuurta Petrus du bist Xpīst, quehhes gotes sunu Monseer fragm. 38, 1 H. (vgl. as. hue quedad gi that ik si? Heliand 3052);
eins tages frâgt in Parzivâl
'wer was ein man lac vorme grâl?
der was al grâ, bî liehtem vel.'
der wirt sprach 'daz was Titurel'
Wolfram v. Eschenbach Parzival 501, 20 L.;
wer bist du doch? ich kenn dich nit.
geh deinen weg! lasz mich mit frid!
H. Sachs 2, 7 lit. ver.;
sie ist die schoͤnste fast im lande,
bey dieser gantzen schaͤferey
...
wer meinest du wohl, wer sie sey?
...
und dieser aͤdlen schaͤferinnen
beliebten nahmen wirst du sehn,
wenn du dich nur wirst recht besinnen
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 450;
sollst mir 'mal nennen jenen riesenmann.
wer ist der grosze starke Grieche dort?
...
der oberfeldherr Agamemnon ist
der grosze mann, nach dem du eben frugst
Bürger s. w. 153ᵃ Bohtz;
'sagen sie, Marie, wer sind die herrschaften da?' 'rechnungsrat Espe mit frau und kindern' Fontane ges. w. (1905) I 6, 17. oft, besonders im neueren dt., durch denn (dann) verstärkt (vgl. wo denn teil 14, 2, 905 f. sowie lat. quis-nam): uuer bist thu thanne? quis es? (wenn du nicht Christus oder Elias bist) Tatian 13, 21 S. (s. auch Isidor 5, 1 und 24, 13 H.);
erhabene vernunft ... weise gründerin
des weltgebäudes, führerin der sterne,
wer bist du denn, wenn du ...
dich sehend in den abgrund stürzen muszt!
Schiller 13, 272 G.;
wer ist denn die kröte da? A. v. Arnim s. w. 1 (1839) 65; wer war denn die schöne blondine mit den zwei schimmeln? Fontane ges. w. (1905) I 5, 154.
β)
auf eine grösze bezogen, die der sprecherverwundert, nachdenklich, mehr zu sich selbst als an andere gewendetsich vergewissernd in frage stellt: huuer ist miin (Christi) muoter enti huuer sintun mine bruoder? que est mater mea et qui sunt fratres mei? Monseer fragm. 7, 25 H. (got.: hwo ist so aiþei meina aiþþau þai broþrjus meinai? Mark. 3, 33 Str.);
schaw, schaw! wer laufft so gschwind herein?
es wird warlich mein bruder sein
H. Sachs 1, 59 lit. ver.;
der fleisz, den du verehrst, ist dieser fleisz dein eigen?
wer gab dir muth und lust, so glücklich ihn zu zeigen?
geburt und unterricht, der lehrer und der freund,
das beyspiel und das glück, und was sich sonst vereint,
den trieb nach wissenschaft und deinen fleisz zu mehren,
wesz sind sie? wag es nur und zieh von deinen ehren
gerecht den antheil ab, den jedes fordern kann
Gellert s. schr. (1839) 2, 39;
wen seh' ich hier? die falsche maid,
ach! weiland, ach, die meine!
Uhland ged. 1, 151 Sch.-H.;
und wer war jetzt mein umgang? abgedankte offiziere, lockere aventüriers, die in mir einen guten gesellen erkannten Steffens was ich erlebte 4 (1841) 343; und der stärkere ... ja, wer ist dieser stärkere? nun, entweder ist's deine mutter oder das gerede der menschen, oder die verhältnisse Fontane ges. w. (1905) I 5, 150; 'die netze' denkt er (der verwitwete fährmann), 'und dann zum pfarrer und zum amt ... krebsreusen fertigmachen ... saatkartoffeln schneiden ... wer wird zu mir kommen in meiner not?' E. Wiechert Doskocil (1932) 14.
γ)
mit bezug auf eine dem sprecher scheinbar unbekannte grösze, auf die er den angesprochenen durch eine rhetorische frage hinlenkt: uues ist thaz glihnessi (cuius est imago haec) inti thaz giscrib thar oba? tho quadun si imo: thes keisores Tatian 126, 3 S. (got.: hwis ist sa manleika jah so ufarmeleins? Mark. 12, 16 Str.); höhnisch: uuizo uns nu, Xp̄s, huuer ist der dih sluoc? prophetiza nobis, Christe, quis est qui te percussit? Monseer fragm. 23, 3 H. (got.: praufetei unsis, Xristu, hwas ist sa slahands þuk? Matth. 26, 68 Str.); oft läszt der sprecher der zum nachdenken auffordernden frage die antwort selbst folgen: qvid vobis videtvr de Christo? cvivs filivs est? uuaz tunchet iû umbe Christ. uues sun uuânint ir ist er. vuaz châden dô Iudei? David. er ist Dauidis sun Notker 2, 311, 28 P.;
wê, wer singet uns den sumer niuwiu minneliet?
daz tuot mîn her Trœstelîn
und mîn hoveherre
Neidhart 85, 33 H.-W.;
weme brennt das sternenliecht?
worzu ist gegeben
lufft und wasser? dient es nicht
mir und meinem leben?
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 384ᵇ u. ö. Fischer-Tümpel;
und wer meinen sie wohl, meine gebieterin (keuchte sie), dasz unten im sahl ist? ... Agathon Wieland s. w. 6 (1853) 172;
wesz ist der erdenraum? des fleiszigen.
wesz ist die herrschaft? des verständigen
Herder 28, 203 S.;
wer läszt den sturm der leidenschaften wüthen?
das abendroth im ernsten sinne glühn?
wer schüttet alle schönen frühlingsblüthen
auf der geliebten pfade hin?
wer flicht die unbedeutend grünen blätter
zum ehrenkranz verdiensten jeder art?
wer sichert den Olymp, vereinet götter?
des menschen kraft im dichter offenbart
Göthe I 14, 13 W. (vgl. ebda 2, 77);
wenn nun die herrschaft der Römer auf der insel ... aufhörte, an wen konnte sie übergehen? an die friedlichen provincialen ... oder an die alten genossen der waffen? es ist kein zweifel, dasz der allgemeine impuls ... die unternehmenden anwohner der germanischen und nordischen seeküsten ... nach Britannien geführt hat Ranke s. w. 14 (1870) 10; wobei zuweilen die antwort durch zusammenfassendes, verstärkendes alles vorbereitet wird: und wer alles stieg diese stufen hinauf: Essex, sir Walter Raleigh, Thomas Morus Fontane ges. w. (1905) I 10, 292.
δ)
häufig entspricht die durch wer eingeleitete rhetorische frage einem aussagesatz mit niemand (keiner, kaum jemand) an der spitze.
αα)
seit frühdt. zeit in mannigfacher anwendung bezeugt: huuer ... gahorti odo huuer gasah eo desiu ... kalihhes? quis audiuit unquam tale, aut quis uidit huic simile? Monseer fragm. 33, 14 H.;
vrômuot vert in trûren nû von lande hin ze lande
ob sî iemen vinde der in ganzen vröuden sî.
wer ist nû sô sicher der ir irren boten sande
der ir künde, sî sî alles ungemaches vrî?
Neidhart 85, 16 H.-W. (vgl. Notker 1, 81, 27 P.);
waͤr redt mit dir, was gadts dich an,
ob ich den wyn schon gescholten han?
H. R. Manuel weinspiel v. 597 ndr.;
da Adam reuttet vnd Eua span,
wer was da ein edelman?
schöne weise klugreden (1548) 71ᵇ;
wer haͤtte sich das traͤumen lassen?
Stoppe Parnass (1735) 26 (vgl. Luther br. 8, 102 W. und tischr. 5, 558);
unauflösliches, wer lös't es?
Göthe I 6, 51 W. u. ö.;
nie sind wir getrennt, wesz macht
hätte mich von euch getrieben?
Tieck schr. (1828) 1, 23;
wer denkt, dasz das verwünschte blitzmädle solche kraft hat? O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 311; wer lebt ohne hilfe? keiner von uns und die am wenigsten, die mit der herrschaft über andere menschen spielen E. Langgässer d. unauslöschl. siegel (1946) 424. oft in verweisender wendung:
still! wer wird solche worte wagen!
Schiller 12, 28 G.;
wer wird auf bundsgenossen pochen!
Göthe I 15, 1, 12 W.;
verstärkt durch denn:
wem ziemt und frommt es denn,
dasz er so neubegierig ist? wem denn?
Lessing 3, 28 L.-M.;
aber hilf lieber gott, wer treibt euch denn? Lenz ges. schr. (1828) 1, 50; oder durch bekräftigende substantive wie henker, teufel:
(dragoner:) kamerad! lasz er das unterwegen.
(2. jäger:) wer henker! hat sich da drein zu legen!
Schiller 12, 33 G.;
sie (die hunde) haben euch arg mitgespielt, sor Carlo. aber wer teufel heiszt euch um diese jahres- und tageszeit in die Campagne rennen? (1853) Heyse rom. u. nov. II 1 (1904) 32. besonders häufig in verbindungen wie wer mag, kann, soll, vermag, will, wird ...: wer mag erleyden ein weyb, die alle ding will wissen vnd ausrichten! A. v. Eyb dt. schr. 1, 8 Herrmann; ne Jupiter quidem omnibus placet wer kans machen das es yederman gefalle? Tappius adag. cent. sept. (1545) Dd 1ᵃ; wer wolte sich erkuͤhnen einem so hochfuͤrstlichen orden vermessentlich sich entgegen zu setzen? Rist d. friedewünsch. Teutschl. (1647) 12; der du thust, was dir beliebet und dencket: trutz! wer will mirs wehren? (1672) Grimmelshausen 2, 487 Keller; wer wird einer zerbrochenen schulter irgend eine last auflegen? Herder 22, 86 S.;
auch musz das geld dich beschweren,
wer kann dir das ausruh'n verwehren!
Hebbel w. 6, 168 Werner;
wer will sagen, dasz er zu gut sei? Fontane ges. w. (1905) I 4, 339; wer vermag das kleine zu schonen, wenn das grosze soll gefördert werden in einem reiche? Sperl d. söhne d. h. Budiwoj (1927) 536; und wer weisz (s. auch schöne weise klugreden [1548] 37ᵇ und Eyering proverb. [1601] 3, 546): aber wer weysz warumb sie sölches klagen beczwungen warn Arigo decamerone 125 lit. ver.; vnd wer weis, was yhm [fur] gluck gott mit dieser metzen mocht züfugen (1539) Luther briefw. 8, 454 W.; wer weisz, ob es nicht gott gefällt, dasz ich (der in ein kalb verwandelte Simplicissimus) auch wieder wie dieser (könig Nabuchodonosor) zu einem menschen ... werde Grimmelshausen Simpl. 120 Scholte; wer weisz, was noch einmal geschieht! Lenz ges. schr. (1828) 1, 78; wer weisz, ob sie nicht noch jetzt deren spionin ist Brentano ges. schr. (1852) 5, 176; wer weisz, in welchem weiher schon ihr leichnam schwimmt! Immermann w. 5, 16 Hempel; wer wuszte, wie und woher es (das bergleuchten) kam? Zahn die da kommen und gehen (1909) 318. durch einen ausruf bekräftigt:
wer hencker weisz, ob sie (die kranke frau) nicht laͤngsten schon erstarrt,
weil auf der gassen hier so lange wir geharrt
(1695) Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 76 ndr.;
darauf fuszte der urgroszvater, der ihm sein adelsdiplom abzufluchen und abzubetteln suchte, um es für sein eignes auszugeben: 'denn wer teufel weisz es?' sagte er. 'dir hilft es nichts, und ich heft' es an meines' Jean Paul w. 1, 35 Hempel. wer weisz erscheint früh auch als beiwörtlich gebrauchte, den charakter des ungewissen verleihende formel (s. auch teil 14, 2, 768 f.):
die in sachen, die, wer weisz, wo und was sind (die
irgendwo und irgendetwas sind), witzig sind,
diese sind in denen dingen, die für augen, offt ein kind
Logau sinnged. 344 lit. ver.;
daher man auch mit gutem grunde sie nicht für aborigines, sondern durch wer weisz welche (irgendwelche) ursache ... aus ihren sitzen vertriebene fremdlinge ... zu halten wahrscheinlich findet (1788) Kant w. 10 (1839) 89 H.; Gustav, Jacques, Heinrich gehen wer weisz wohin (irgend wohin) Feuchtwanger geschw. Oppermann (1948) 284. eine behauptung einschränkend, im sinne von 'vielleicht': (2. wächter:) nun, so lange wir ... leben, wird die alte maschine (die erde) wohl noch zusammenhalten. (1. wächter:) ja, wer weisz? ehe wir's uns versehen, zerplatzt sie wie eine seifenblase Platen ges. w. (1839) 212; wer weisz, ist das die letzt westen, die ich mach! guck, da kommt vielleicht der letzt stich rein, den ich thu O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 329; doch auch steigernd gebraucht 'einen hohen, aber unbestimmten grad' (Adelung 4 [1801] 1581) bezeichnend:
ihr musztet über
den Euphrat, Tygris, Jordan; über — wer
weisz was für wasser all? (über sehr viele, unzählige flüsse)
Lessing 3, 11 L.-M.;
dasz man warten musz wer weisz wie lange (sehr lange) Holtei erz. schr. (1861) 1, 13; und dann wards still, wer weisz, wie lang! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 84.
ββ)
früh auch mit einschränkendem zusatz: uuer mag furlazan sunta noba ein got? Tatian 54, 5 S. (got.: hwas mag afletan frawaurhtins, niba ains guþ? Mark. 2, 7 Str.); vuer uuiêhta sîe? ane spiritus sanctus Notker 2, 445, 19 P. (ps. 104, 15); wer sol singen, dann ders kan? schöne weise klugreden (1548) 45ᵃ; wer, wenn nicht du? und wann, wenn nicht jetzt? Feuchtwanger Simone (1950) 30. oft mit anders oder sonst verbunden: bey wehm sollen wir denn anderst die ding suchen als allein bey gott? Paracelsus bücher u. schr. 9 (1590) 162; wen soll ich anders um seine krankheit fragen als den arzt? Klinger neues theater (1790) 1, 109;
wem anders ziemt' es! welche andre hand
ist rein genug, das heiligthum zu tragen!
Schiller 13, 291 G.
(Damon:) ich der thäter? ras't der bursche? (Sirmio:)
wer denn sonst? das möcht' ich wissen!
Platen ges. w. (1839) 270 (vgl. ebda 207);
wer anders als Teta besitzt eine ahnung davon, wieviel schulgeld diese nutzlose bildung gekostet hat? Werfel d. veruntreute himmel (1954) 130.
γγ)
umgekehrt kommt eine verneinte frage dieser art einem aussagesatz nahe mit jeder (u. dgl.) an der spitze: uuenan ni suarremu intpinte forhtun diubes arlosida quem non graui soluat latronis absolutio? Murbacher hymnen 20, 2, 3 S.;
wer wære den der kumber niht enmüete? (wohl jeden
würde dieser kummer quälen)
Neidhart 69, 36 H.-W.;
post mala prudentior wer ward hindennach nit witzig? Tappius adag. cent. sept. (1545) C 2ᵇ;
wer hat von Nuͤrenberg nicht wunder koͤnnen sagen!
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 57;
doch wer ist, der nicht wisse,
wie leicht bey wein und zorn man fall und blut vergiesze!
Gryphius trauersp. 203 Palm;
wem scheint nun nicht die rache suͤsse?
Stoppe Parnass (1735) 29;
wer erkennt nicht an dieser redekunst die schule, in welcher sich pater Abraham bildete, wer lacht nicht über diese barbarisch-geistliche erscheinung? Göthe I 40, 23 u. ö. (vgl. z. b. 47, 8); dasz es ein übermasz von glücksgefühlen gibt, die den menschen zu zersprengen drohen, wenn er sie schweigend in sich verschlieszt, wer weisz es nicht? Carossa ungleiche welten (1951) 24; Kaddri trinkt ... freilich, wer trinkt nicht? Bergengruen tod v. Reval (1956) 115. häufig in verbindungen wie wer wird (wollte, möchte, müszte) nicht ...: lieber, wer wollt da dem teufel, dem unverschämeten lügenmaul, nicht widerstehen? A. Lauterbach bei Luther tischr. 4, 84 W.; wer moͤchte das nicht, sagt der apt von Posen Friedrich Wilhelm sprichwörterreg. (1577) ii 1ᵇ;
ich dachte sein geniessen,
den ich so lang gesucht,
wen wolt es nicht verdriessen?
von mir er nam die flucht
Spee trutznachtigall 48 ndr.;
und wer wird nun für einem tribunal nicht erzittern, neben welchem die majestät selbst versinkt? Schiller 7, 72 G.; meine gegner irren mich nicht, wer müszte diesz nicht in der welt, besonders aber in Deutschland gewohnt werden! (13. 3. 1822) Göthe IV 35, 284 W.
b)
einen gliedsatz einleitend, abhängig von ausdrücken des (nicht) wissens, wissen wollens, wissen lassens u. dgl.: scouuotun sih tho untar zuisgen thie iungiron zuehonte fon uuemo her iz quadi haesitantes de quo diceret Tatian 158, 7 S. (got.: þagkjandans bi hwarjana quþi Joh. 13, 22 Str.); uuanda man guisso nîeht neuueiz uues taz houbet sî Notker 1, 442, 17 P.;
so alrest wirt en bekant
wen si hi gecrucet han!
(14. jh.) Tilo v. Kulm v. siben ingesigeln 4971 Kochendörffer;
so hetten sie nicht mer achtung, wer ir wartett oder wer in dienet Arigo decamerone 6 lit. ver.;
siht man dan die kuͤnstler an,
o wie raitzen sie einander,
wer das seinig hoͤher treib
oder un-geschickt verbleib,
welcher weit- und besser wander?
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 65;
der ausgang zeige,
wes sache gut und wessen faul gewesen
Tieck schr. (1828) 1, 77;
er erkundigte sich bescheiden, wen das gemäl vorstelle, und Hans Adam erklärte ihm, seine weiland gemahlin Felicitatem Händel von Gobelsburg E. v. Handel-Mazzetti Jesse u. Maria (1911) 32; schon innerhalb der nächsten stunden werden wir genau wissen, wer was mit dem fuhrpark anfangen wird Feuchtwanger Simone (1950) 158. oft auch prädikativisch (vgl. die belege unter I A 1 a α): er ... unseremo truhtine Ihū Xpē eiscontemo huuenan inan man meinitin daz aer uuari ipse denique domino Iesu Christo requirente, quemnam homines dicerent eum esse Monseer fragm. 37, 27 H.; mîn munt kesaget iû uuer ih pin. ih pin sapientia dei Notker 2, 185, 1 P.;
bistuz Sigûne, diu mir kunt
tet wer ich was, ân allen vâr?
Wolfram v. Eschenbach Parzival 252, 29 L.;
wer er aber seines herkomens gewest, mag man nit wissen Zimmer. chron. ²1, 103 Barack (ähnlich ebda 61 und 77); ich (Spiegelberg) erwache, fühle, wer ich bin — wer ich werden musz! Schiller 2, 36 G.; o, du unvernünftiges Hinkel, vergiszt du denn ganz und gar, wer wir sind, schickt es sich auch wohl für leute unserer herkunft, von der miethe solches raubgesindels zu leben? Brentano ges. schr. (1852) 5, 19;
wohl niemand als der himmel
weisz, wer ein jeder sei
Rückert ges. poet. w. (1882) 1, 63;
wer und was er als dichter war, ist im einzelnen zu zeigen nicht erforderlich K. Scheffler d. fetten u. d. mageren jahre (²1948) 160.
c)
in elliptischer anwendung.
α)
häufig erscheint wer absolut; die frage ist angesichts der eindeutigen situation weitgehend erspart. meist handelt es sich dabei um das rückfragen eines angesprochenen, der sich vergewissern, der genaueres wissen möchte:
'tuot ûf.' wem? wer sît ir?
'ich wil inz herze hin zuo dir'
Wolfram v. Eschenbach Parzival 433, 1 L.;
(Emilia:) ... und da ich mich umwandte, da ich ihn erblickte — (Claudia:) wen, meine tochter? (Emilia:) ... ihn selbst. (Claudia:) wen, ihn selbst? Lessing 2, 400 L.-M.;
(Isabella:) du hieltest wort, du hast sie mir gesendet.
(don Cesar:) wen, mutter, sagst du, hab ich dir gesendet?
(Isabella:) sie meyn ich, die du vor dir siehst, die schwester
Schiller 14, 113 G.;
ich fragte: wen? sie versetzte: meinen mann! Göthe I 24, 27 W.;
(Jerta:) komm, dein vater und sein wilder,
schwarzer Däne kommen.
(Otto:) wer?
Müllner dram. w. (1828) 2, 20;
hast du ihn schon gesehen?' ... 'wen?' fragte Marianne Zahn die da kommen und gehen (1909) 77; seltener um ein überlegendes, vorher geäuszerte gedanken fortführendes wer (vgl. I A 1 a β): cum incenso arietum mit roûche. daz sint orationes kebet. vues? dero uuîson Notker 2, 249, 20 P. (vgl. 2, 446, 3 u. 2, 511, 25);
und aus der freude kreis musz ich mich stehlen,
die schwere schuld des busens zu verhehlen.
wer? ich? ich eines mannes bild
in meinem reinen busen tragen?
Schiller 13, 284 G.
der ruf des wachtpostens werda? ist wohl verkürzung von wer geht da? (s. auch J. Grimm gramm. 4, 160 sowie E. Wiessner kommentar zu Neidharts liedern 246):
wahtær, wis hôhes muotes rîch,
sehst ieman tougen zuo dir gân,
sô sprich vil lîse 'wer gât dâ?'
(13. jh.) burggraf v. Lienz 5 (dt. liederd. XXXV Bartsch);
weil ... die barmhertzigkeit vor der höll-porten schildwacht stehet, auch bey eines jeden ankunfft fraget, wer da? Abraham a s. Clara Judas 2 (1690) 27;
Hymen stand im hinterhalte:
als ein heer von amuretten
seines reiches grenzen nahte!
wer da! rief er halberschrocken,
wer da! — oder soll ich schiesen?
Götz ged. 77 ndr.;
wer da! rief da auf einmal eine wache an, alles sprang rasch hinzu. wer da, oder ich schiesze! schrie der posten von neuem Eichendorff s. w. (1864) 3, 233; an der brücke holte der prinzipal den wagen ein, machte das halt! werda! der vedetten und das damit verbundene kriegerische ceremoniell durch G. Freytag ges. w. 4 (1887) 389; auch auszerhalb der militärischen sphäre nachweisbar:
si sprach vil schier wer da
das bin ich bruder Tetia
die fro liesz den muͤnch jn
liedersaal 1, 314 Laszberg;
drei gaͤnsz im haberstro,
sie asen vnnd waren fro,
da kam der bauer gegangen,
wer do, wer do, wer do,
drei gaͤnsz im haberstroh
Fischart Garg. 136 ndr.;
ich rieff: hola!
vnd schnell: vver da?
...
da thäts (das echo): hola!
vnd schnell: vver da?
im selben thon erklingen
Spee trutznachtigall 11 ndr.;
(der unverstand:)
wer da? ists mein verleger?
Cronegk schr. 1 (1761) 9;
da pochte es wieder an der thür, und Gockel rief zwar erschrocken, aber doch ziemlich laut: 'wer da?' Brentano ges. schr. (1852) 5, 160; s. ferner die unter I A 1 d genannten belege.
β)
mitunter ist ein gliedsatz erspart:
jetzund gehe ich dahin zu dem
meim guten freund, du weist wol wem
H. Sachs 6, 139 lit. ver.;
(für den menschen ist es wichtig,) dasz er sich selbst recht lerne erkennen, 1. was er sei? 2. woraus oder von wem? Jac. Böhme s. w. 3, 1 Schiebler; das weisz ich wohl, dasz fräulein Climene oft im schlafe einen namen genennet hat — rathen sie einmal, wessen? Cronegk schr. 1 (1761) 56;
und sonst kenn' ich keinen; unwissend, woher ich gekommen?
wessen ich war? und wer? alles verbarg mir die nacht
Herder 26, 22 S.;
Annette und Horn ... erwarten beyde briefe, wer mit mehrerem rechte, das magst du entscheiden (3. 11. 1767) Göthe IV 1, 131 W.; gefragt? nach mir? möcht ich wissen, wer! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 102; sie ludert in Reval herum, weisz der satan, mit wem! Bergengruen tod v. Reval (1956) 117; in sprachspielerischer reihung:
des hab man acht auff ire redt,
wie, wo und wenn, wie, wer, warumb,
bisz man zu grund der warheit kumb
H. Sachs 8, 499 lit. ver.; ähnlich 4, 196;
umbstennd sind, wo, wie, wann, vnd person, das ist an welchem ort, welicher gstalt, zuͦ weler zyt was person, oder gegen wem (1522) Zwingli v. freiheit d. speisen 12 ndr. ich weisz nicht wer erscheint zuweilen als formelhafte entsprechung von irgendeiner, jemand: sie leîtet neuuêiz uuer mittunt chomenêr. der fore uuerlte rîchesot Notker 2, 209, 25 P.;
ich gedacht jn minem sin
da (in dem zelt) ist nayswar jn
liedersaal 1, 134 Laszberg (d. traum 138);
da führt, ich weisz nicht wer, ohnversehens eine partey Croaten daher Grimmelshausen Simpl. 136 Scholte; es ist ein ich weisz nicht wer (ein lumpenhund) Rädlein dt.-it.-frz. (1711) 1067ᵃ. seit dem frühen nhd. findet sich auch die warnende formel trau, schau, wem! (s. die teil 11, 1, 1, 1341 f. genannten belege):
trau, schau, weme!
Logau sinnged. 404 lit. ver.;
trau, schau, wem,
allzuviel trauen ist unbequem
Wille sitten-lehre (1781) 143;
trau, schau, wem! wenn er (ozean) verdaut hat, wird er noch besseren appetit kriegen G. Hauptmann prosa (1956) 2, 160.
d)
substantiviert (vgl. warum teil 13, 2194 f. und wo teil 14, 2, 911): das wer? ist berichtigt. nun, zum gleichmerkwürdigen wie? Schiller 3, 94 G.;
will eine meinung dich gewinnen,
und fällt die wahl, wie öfter, schwer,
so frag, willst du dich recht besinnen,
nur nach dem was, dem wie, dem wer
Grillparzer s. w. 2, 69 Sauer;
zu erinnern ist auch an die substantivierung von wer da? (s. unter I A 1 c α):
da soll kein Franzose sein kiwi! mehr schrei'n!
...
dem werda? der Deutschen ist kiwi! zu fein
E. M. Arndt ged. (1860) 214;
dann und wann eine schildwache, die ihm der unruhigen zeiten und noch oft sich wiederholenden tumulte wegen ein werda? zurief Gutzkow ritter (1850) 3, 138.
2)
eine grösze aus einem bestimmten, näher bezeichneten personenkreis aussondernd.
a)
mit genitivischer bestimmungsgrösze (s. Wilmanns dt. gramm. 3 [1909] 595 und Behaghel dt. syntax 1 [1923] 362 u. 490 f.): huuer manno mac izs dhanne chirahhon? quis hominum potest narrare? Isidor 3, 5 H.; quis est homo qui timeat dominum? vuer menniscon ist der got furhte? Notker 2, 78, 27 P.;
wer hât mich guoter ûf getân?
Wirnt v. Gravenberg Wigalois 1 Kapteyn;
von reht ich iu nu sagen sol,
wer herren zuo dem tage quam
Ulrich v. Lichtenstein frauendienst 65, 3 L.;
im neueren dt. gegenüber präpositionalen fügungen zurückgetreten und auf einzelanwendungen beschränkt:
wer aller lebenden könnte,
wolltest du richten, vor dir bestehn!
Klopstock Messias (1780) 368;
wer der menschen wird läugnen, dasz einer jeden wirkung ihre ursache vorausgehe ...? Schelling Bruno (1802) 8. in der noch geläufigen verbindung wer alles liegt für das sprachgefühl kein genitivisches verhältnis vor (s. auch Behaghel a. a. o. 1, 362 u. 491 sowie I. Ljungerud z. nominalflexion i. d. dt. literaturspr. nach 1900 [1955] 177); sie schlieszt wohl an was alles (s. I B 2 a α) an, wobei alles rein verstärkenden charakter hat (vgl. unter I A 2 b wer in aller welt): wer kommt denn alles? Gutzkow ritter (1850) 7, 198; er ahnte nicht, wie sorgfältig und von wem alles sein brief würde gelesen werden H. Hesse glasperlenspiel 1 (1943) 269 (s. auch Fontane unter I A 1 a γ).
b)
mit präpositional angeschlossener ergänzungsbestimmung, zunächst nach dem lat.: uuenan uuollet ir iu fon thesen zuuein forlazzan? quem vultis vobis de duobus dimitti? Tatian 199, 7 S.;
unz man noch dirre tage siht
wer iu rât vinde
von iuwerme ingesinde
Hartmann v. Aue Iwein 7857 B.-L.;
wer unter den Deutschen lieset jetzt die weiland französischen hofredner? Herder 22, 160 S.; wer, vom kapitän bis zum letzten schiffsjungen, konnte verhindern, dasz vielleicht schon im nächsten augenblick die welle der einzigen schraube brach G. Hauptmann prosa (1956) 2, 73; vor allem mit pronominalem bestimmungsglied: odo uuer ist fon iu manno, then oba bitit sin sun brotes, ia ni gibit her imo stein? aut quis est ex vobis homo, quem si petierit filius suus panem, numquid lapidem porrigit ei Tatian 40, 6 S. (vgl. got.: hwas manna izwara Luk. 15, 4 Str.); wolt jr mir denn nicht ansagen, wer ist aus den vnsern zu dem koͤnige Israel geflohen? 2. kön. 6, 11;
wer unter diesen, die du freunde nennst,
darf deinem bruder sich zur seite stellen?
Schiller 14, 29 G.;
an wen von beiden soll ich mich nun wenden?
Göthe I 2, 6 W.;
(sie) verfielen in einen elenden wettstreit, wer von ihnen wohl noch die genugthuung haben werde, die anderen tot vor sich zu sehen G. Keller ges. w. (1889) 1, 78; und wer von uns eigentlich der echte und vollwertige mensch sei, ... scheint mir immer wieder zweifelhaft H. Hesse glasperlenspiel (1943) 2, 45. zur formel erstarrt ist die verbindung wer in aller welt, wobei das bestimmungsglied zum verstärkenden anglied geworden ist: wer sollt' es in aller welt glauben, dasz der gassenbengel der einzige sohn sr. excellenz ... Lenz ges. schr. (1828) 1, 5; wem in aller welt konnte nun die siegeskrone mit mehrerem recht zukommen? Jung-Stilling s. schr. (1835) 3, 53; wer in aller welt hat das denn gesagt? d. gr. Duden, stilwb. d. dt. spr. (1934) 643 Basler.
c)
nachdem das interrogativum schon im got.unter griech. einfluszin den anwendungsbereich von welch übergegriffen hatte (hwas manna izwara τίς ἄνθρωπος ἐξ ὑμῶν Luk. 15, 4 Str.), findet sichanschlieszend an das lat.auch im älteren dt. vereinzelt attributives wer (s. J. Grimm in: zfda. 7, 451 f. und O. Behaghel dt. syntax 1, 364 f.): o deus quis statuit tanta bella duobus ueris? uuer got habet kegeben solicha ringûn zuein uuâren? Notker 1, 323, 7 P.;
all würm vnd alle seelen
so seind im wilden meer,
wer mensch mags je beschreiben,
ihr eigenschafft vnd art?
Spee trutznachtigall 116 ndr.;
ach wer bogen dorfft es wogen?
welcher pfeil war also grausz ...?
ebda 299;
wen schatz han wir gefunden?
ebda 204 (weitere belege bei A. Becker d. sprache Friedrichs v. Spee [1912] 123);
neben fällen, die noch genitivische auffassung zulassen (vgl. I B 2 c α):
ohn masz ist alle welt geschmückt,
wer künstler möchts erdencken?
Spee trutznachtigall 125 ndr.;
zu scheiden sind natürlich fälle, wo wer neben einem aus- oder anruf steht (s. Behaghel a. a. o. 1, 365):
wer hencker weisz, ob sie nicht laͤngsten schon erstarrt
Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 76 ndr.;
wer, freunde, geht mit mir?
Cronegk schr. 1 (1761) 6.
3)
nach der beschaffenheit und artung einer nebengenannten grösze fragend, vor allem in der biblischen wendung wes geistes kind. schon im got. findet sich die verbindung (niu wituþ) hwis ahmane (sijuþ?) ποίου πνεύματος Luk. 9, 55 Str.; ihr entspricht noch die fassung in der ersten dt. bibel 1, 248 lit. ver.: ir wist nit wes geists ir seit nescitis cuius spiritus estis; bei Luther verdeutlichend abgewandelt zu: welches geistes kinder ir seid (s. auch teil 4, 1, 2, 2641 u. 2669 s. v. geist). erst danach in der heute üblichen form wes geistes kind, die wieder an die alte, dem griech.-lat. folgende fassung anklingt, ohne dasz 'wes aus welches entstanden sein musz' (Behaghel dt. syntax 1, 365): er (der leser) wird wohl finden, wesz geistes kind wir (der verfasser) gewesen sind in unserm aufschreiben J. Böhme s. w. 4, 19 Schiebler; alle nüchterne denker sehen, wesz geistes kind diese verborgene weiszheit sei Herder 15, 174 S.; wes geisteskind ist die tolle abenteuerliche figur? E. T. A. Hoffmann s. w. 14, 160 Gr.; wes geistes kind mochte sie sein? Polenz Grabenh. (1898) 1, 4; s. auch die unter kind teil 5, 724 zitierten belege. darüber hinaus begegnen im älteren nhd. zuweilen ähnliche fügungen mit wes, die offenbar als analoga zu solchen mit des aufgekommen sind (z. b. wes weges? zu des weges):
Hercles in syner jugent gdacht
wes wegs er doch woltt haben acht
Seb. Brant narrenschiff 107, 18 Z.;
wes ordens bistu? Er. Alberus barf. alcoran (1542) 408; zu erkennen geben, wer und wes standes ich waͤre Chr. Reuter Schelmuffsky 38 ndr.;
sieht man am hause doch gleich so deutlich, wesz sinnes der herr sei
Göthe I 50, 208 W.;
es steht keinem an der stirn geschrieben, wesz todes er sterben soll Tieck schr. (1828) 5, 30.
B.
was — fragewort der sache.
1)
allgemein auf eine nicht-persönliche grösze zielend.
a)
es erscheint als einleitung eines selbständigen satzes.
α)
auf eine dem sprecher unbekannte grösze weisend, so in mannigfacher anwendung: quid manducabimus aut quid bibemus aut quo operiemur? uuaz ezzen uuir oda uuaz trinken uuir oda mit hiu uuaten uuir unsih? Tatian 38, 6 S. (got.: hwa matjam aiþþau hwa drigkam aiþþau hwe wasjaima? Matth. 6, 31 Str.); uues lustet tih? Notker 1, 162, 24 P.;
sage bî dînen triuwen,
waz wirret dir?
Neidhart 30, 21 Haupt-Wiessner;
frau, ir haist mich täglich geben;
wes süllen wir in dem haus leben?
fastnachtsp. a. d. 15. jh. 501 Keller;
was wollen sie (anrede) von mir?
Cronegk schr. (1761) 1, 7;
was schmiedst du, schmied?
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 8.
vor prädizierenden verben fordert was auskunft über art oder bedeutung einer sache: uuaz sint thisiu uuort (qui sunt hi sermones) thiudir bringet untar zuuisgen gangenti, inti birut gitruobit? Tatian 224, 4 S.;
nû sage mir, waz sint die dînen schulde?
Neidhart 29, 9 Haupt-Wiessner;
was ist das? — eine frucht, versetzte der vater Göthe I 24, 3 W.; was soll das mystische wort heiszen? ebda I 23, 9; 'wer bist du, armer bruder?' fragte Grotjohann ... 'was heiszt bruder?' erwiderte Mathias, von der seltsamkeit der anrede ... betroffen E. Wiechert Doskocil (1932) 43; oder über rang und stellung einer person: quid putas puer iste erit? uuaz uuanis these kneht sî? Tatian 4, 13 S.;
krencklichen sy zu dem maister sprach:
'got herre, wer pin ich? oder was?'
Heinrich v. Neustadt Apollonius 2736 Singer;
was ist dann ain ainsidel. — ain ainsidel ist, der sich der welt entschlecht vnnd in den wildnussen wont erzh. Ferdinand speculum 9 ndr.; und was soll hernacher aus ihm werden! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 308; was bist du, neffe? Werfel d. veruntreute himmel (1954) 132; oder in wendungen wie was ist die glocke (zeit)? — nach dem zeitmasz:
(Octavio:) was ist die glocke? (kammerdiener:) gleich
ist's morgen
Schiller 12, 180 G.;
was ist die zeit?
wie lang ist's noch bis abend?
Grillparzer s. w. (1892) 7, 70 Sauer;
wat is et ân der tît? wieviel uhr ist es? Damköhler Nordharz 223; wët ës ë klôk? Jensen nordfries. 695. oft wird mit was auch nach dem seienden, geschehenden, getanen oder bewirkten gefragt: quid ergo faciemus? uuaz sculun uuir tuon? Tatian 13, 16 S. (got.: an hwa taujaima? Luk. 3, 10 Str.); apostoli unte martyres, ... dîe habent ôuh dâr dîe mêisto êra ... uuaz uuirdit aber unser armon ...? Williram 52, 29 S.;
wes hân ich mich tumber underwunden?
Neidhart 47, 29 Haupt-Wiessner;
was thuͦe wir, wes peginen wir, schlaffe wir oder traumpt uns? Arigo decamerone 10 lit. ver.; um's himmels willen, töchterchen, was gibt's? Göthe I 21, 4 W.; allein was haben sie (anrede) nun vor? fragte Lina Pfeffel pros. vers. (1810) 5, 193; was wird denn aber mit dem gartenwerk? (3. 7. 1833) Varnhagen bei Pückler briefw. (1873) 3, 152; wie ging es Elise und was machten die Badenhausens? Polenz Grabenh. (1898) 1, 11; no, was ist denn, hundl? was hat der burschl? Werfel d. veruntreute himmel (1954) 15; oder nach dem inhalt eines gesagten, gedachten, beabsichtigten:
wass ist dein meinung, sag woll ahn
Endinger Judenspiel 28 ndr.;
wesz hast dich in der sach bedacht?
H. Sachs 17, 101 lit. ver.;
was wöllet und gebietet ihr?
ebda 2, 24;
was deucht dich mein gesell, wie koͤnte wol ein schwein,
von einer sau geborn, der mutter gleicher seyn?
J. Rachel sat. ged. 17 ndr.;
was meinst du? zielt diesz (das kreisen des adlers)
nicht auf groszmuth und auf siegen?
König ged. (1745) 48;
ach, was wird der vater sagen Brentano ges. schr. (1852) 5, 54. wie griech. τί, lat. quid forscht was weiterhin nach dem grunde eines geschehens oder seins ('warum?'): quid me interrogas de bono uuaz mih frages fon guote? Tatian 106, 1 S. (got.: hwa mik qiþis þiuþeigana? τί με λέγεις ἀγαθόν Mark. 10, 18 Str.); mulier, quid ploras? uuib, uuaz vvuofis? ebda 221, 2; quid externa bona pro tuis amplexaris? uuaz ist tir lîebera ander gûot tanne daz tîn? Notker 1, 91, 8 P.; waz vorsûchit ir mich, ir glîsnêre Matthias von Beheims evangelienb. 52 B.;
glück zu, vatter! was bist betrübt?
H. Sachs 6, 149 lit. ver.;
was aber saͤumstu viel? was suchstu dich zu straͤuben?
Hoffmannswaldau u. a. Deutschen ged. (1697) 2, 42 Neukirch;
mein sohn, was birgst du so bang dein gesicht? —
siehst, vater, du den erlkönig nicht?
Göthe I 1, 167 W.;
was bliebst du nicht sitzen, mutter? warum hast du geknickst? Fontane ges. w. (1905) I 6, 5; was weinst denn? Dörfler erz. (1955) 16; sowie nach dem zweck ('wozu'?):
wê waz flêhe ich tumber nû die minne.
sît daz sî ist ungenâden gen mir vol
Ruodolf der schriber in: dt. liederdichter d. 13. jhs. 395 Kraus;
sunder was vertzel wir euch die altten ding erste dt. bibel 2, 8 lit. ver.;
was braucht' ich euers patriarchen?
Lessing 3, 112 L.-M.;
was soll man sich viel verstellen gegen die, mit denen man sein leben zubringt! Göthe I 24, 113 W.; ich hab' ja keine händ' und füsz', etwas gutes zu schaffen. — du dummer dämon! rief der magische. was braucht's da händ' und füsz'? Immermann w. 2, 151 Hempel;
was soll mit neiderweckenden säulen ich
im neusten stil mir prächtige hallen bau'n
Geibel ges. w. (1883) 5, 212.
auch die genitivform wes findet sich in kausaler anwendung (s. die belege im mhd. wb. 3, 567 sowie bei Fischer schwäb. 6, 460 und 683):
uues scouuot ir thar guate man?
ziu sint thie iuo uuizzi   thes sulih firuuuizzi?
Otfrid V 18, 3 K.;
wes sehet ir mich an?
Nibelungenlied 1794, 1 Bartsch-de Boor;
wes hofstu daz ein frawe die von natur wanckel und unstäte ist widersten müge Arigo decamerone 143 lit. ver.; wes ligstu stetigs hie fulen, du bist geschickt zuͦ vilen sachen vnd wilt nit hinusz als deine brüder Keisersberg brösamlin (1517) 1, 16ᵃ. im neueren dt. verdeutlicht zu wes-halb? (s. dort). andere präpositionalverbindungen begegnen bereits im älteren dt. (s. auch die belege im mhd. wb. 3, 567): quare cum ... peccatoribus manducat et bibit magister vester? zi hiu mit ... then suntigon izit inti trinkit iuuer meistar? Tatian 56, 3 S. (got.: duhwe miþ ... frawaurhtaim matjiþ sa laisareis izwar? Matth. 9, 11 Str.); in quo salietur? in hiu selzit man iz thanne? ebda 24, 2 S.; umbe uuaz biten ih des? Williram 13, 3 S.; durch waz gedenkit ir ubile in ûweren herzen? Matthias von Beheims evangelienb. 22 Bechstein; aber von was handelt die comoedie? Chr. Weise Tobias, bei Wackernagel dt. leseb. (1841) 3, 1, 831;
zu was dient der discurs?
Göthe I 9, 47 W.;
sie sind jedoch in der hochsprache gegenüber wo(-durch, -mit, -zu u. dgl.) zurückgetreten, umgangssprachlich allerdings noch durchaus geläufig: zu was haben sie denn die axt, herr förster? Gerh. Hauptmann weber (1892) 55; s. auch die belege bei Jensen nordfries. 694; Frischbier pr. 457; Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641 f.; Albrecht Leipzig 53; Neubauer Egerland 106; Jakob Wien 214; Martin-Lienhart elsäss. 2, 862 und Seiler Basel 311.
β)
auf eine grösze bezogen, die der sprecher für sich in frage stellt, skeptisch, überlegend, sich vergewissernd u. dgl.: quid est veritas? uuaz ist uuar? Tatian 195, 7 S. (got.: hwa ist so sunja Joh. 18, 38 Str.);
wê waz ist got?
Wolfram v. Eschenbach Parzival 332, 1 Lachmann;
ich sprach: was werd ich machen dan?
weil nie wilt recht bescheiden
Spee trutznachtigall 14 ndr.;
was seh ich? erbleichte seraphim schweben aus dem nächtlichen dunkel hier und da hervor! Wieland ges. schr. I 2, 366 akad.;
was hab' ich
gethan! gebrochen hab' ich mein gelübde!
Schiller 13, 280 G.;
was war das nun, was mich so ergriff, dasz ich diesen ersten besuch des schauspiels als ein ereignisz meines lebens betrachten muszte, ... Steffens was ich erlebte (1840) 1, 171; was war da vor ihm aufgetaucht, so grosz, so schmerzlich, so selig, und war wieder hingeschwunden? tief horchte er in sich hinein, dorthin, wo heute etwas aufgebrochen, etwas geschehen war — was war es gewesen? H. Hesse Narzisz (1931) 74. auch ausrufe der verwunderung einleitend: (Sosia:) was sagst! (dazu glosse: was sagst ist nit ein frag, aber ein verwundrung) Terenz deutsch (1499) 13ᵃ (ähnlich: Frisius dict. [1556] 854ᵃ); schau du, was praktisierst denn da aus der hosentaschen? — a messerl? Anzengruber ges. w. 3 (1897) 140; wat secht'n einder! wat secht'n de minsche! Damköhler Nordharz 223.
γ)
mit bezug auf eine dem sprecher scheinbar unbekannte grösze verschiedener art, auf die er den angesprochenen durch eine rhetorische frage hinlenkt; oft wird die antwort selbst gegeben: cui simile est regnum dei, et cui simile esse existimabo illud ...? uuemo ist gilih gotes rihhi, inti uuemo uuanu ih thaz iz gilih si ...? iz ist gilih corne senafes Tatian 73, 1 S. (im got.: hwe galeikom þiudangardja gudis ...? Mark. 4, 30 Str.); uues kemanot unsih diser psalmus selbemo Dauidi gesungener? daz tuôt er filiorum Ionadab, diê iro fater gebot uuereton Notker 2, 275, 3 P.;
was ist die welt?
gelt
Forster fr. teut. liedl. 61 ndr.;
was ist denn nun der mächtige grund, der uns bewegen soll, den verfasser unsers gedichts für einen ganz andern ... Paulus Silentiarius zu halten ...? ... kein andrer als dieser ... Lessing 11, 447 L.-M.;
was ist verwünscht und stets willkommen?
was ist ersehnt und stets verjagt?
was immerfort in schutz genommen?
was hart gescholten und verklagt?
wen darfst du nicht herbeiberufen?
wen höret jeder gern genannt?
was naht sich deines thrones stufen?
was hat sich selbst hinweggebannt?
Göthe I 15, 1, 9 W.;
wir kamen in seinen tempel, feldbett, kruzifix, weiszt du, und was tat er, der heilige? band sich ein taschentuch um die stirn E. Wiechert Doskocil (1932) 97. oft in stereotypen floskeln wie was meinst (glaubst) du, was gilt's:
kan ich dich nun in diesen schuͤtzen,
was meinstu wohl mein Israel,
was ich dir werde koͤnnen nuͤtzen ...
wenn dich betreffen andre faͤll'?
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 83;
was gilt's, diess ist der marder, der mir die eyer austrinkt! Gerstenberg s. poet. schr. 2 (1794) 96; er ist in Königsberg, der herr von Seiffenblase. was meinen sie, und meine tochter ist auch da und logirt ihm grad gegenüber Lenz ges. schr. (1828) 1, 65;
was gilt's, die that ist anders dann beschaffen
als sie erscheint
Tieck schr. (1828) 1, 79;
weiszt du, Botho, wenn ich dich nun so nehmen ... könnte ..., was glaubst du wohl, was ich dafür gäbe? aber rate nicht, du rätst es doch nicht Fontane ges. w. (1905) I 5, 150. einen häufigen sonderfall bilden prüfungsfragen des typus was heiszt (ist, tut) ...? ferner titel wie was ist gutes deutsch? K. Schneider (²1931); das buch gibt hier die antwort.
δ)
häufig entspricht die durch was eingeleitete rhetorische frage einem aussagesatz mit nichts (kaum etwas) an der spitze.
αα)
seit frühdt. zeit in mannigfacher anwendung bezeugt: sed haec quid sunt inter tantos noba uuaz sint disiu untar so managen Tatian 80, 4 S.;
waz widerstüende ir manheit und ir milte?
Walther v. d. Vogelweide 12, 29 Lachmann-Kraus;
dan was wuͤsten wol die Deutschen von der sprachlehre ..., wen es ihnen nicht die gelehrten gezeiget? Gueintz rechtschr. (1666) 20;
was sind hofnungen, was sind entwürfe,
die der mensch, der vergängliche, baut?
Schiller 14, 92 G.;
was braucht es weiter! Mörike ges. schr. (1878) 3, 14; eine alte stadt mag menschen haben, so viel sie will; was ist die menge derer, die sie bewohnen, vor der menge derer, die sie bewohnt haben? W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 9; besonders in fügungen wie was soll (kann, mag, will; sollte, könnte etc.): uuaz sol iro danne daz irdiska ding. sîd si in himele mendet. taz si fone erdo erlôset ist? uuaz sol iro der irdisko liument? Notker 1, 117, 25 P.;
nû herre got, waz mohte ich
daz ir an im missegie?
Hartmann v. Aue Iwein 4058 B.;
vnd alle gest bespritzen thuͦ (beim auftragen der speisen),
so lach dann erst wol fein darzuͦ:
was woͤllen dann die gest drausz machen?
sie muͤssen wol von boszheit lachen
K. Scheit Grobianus v. 542 ndr.;
was sol ein gart ohn beum vnd grasz,
was sol ein wein keller ohn fasz
Eyering proverb. (1601) 2, 531;
auch an den Rhein hab ich dringende und lockende einladungen ... was soll mir aber das alles! ... wozu aber der aufwand von tagen und stunden persönlich gegenwärtiger wirkung (7. 11. 1816) Göthe IV 27, 219 W.; was könnte mich vor dem verdacht schützen, ich selber habe sie hineingestoszen? W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 124; sowie in resignierenden wendungen wie was hilft (nützt, schadet) das; was liegt mir daran; was achte ich:
waz hilfit nu then muadon man,   ther hiar giheret so fram,
...
oba er in thia wila   firliusit sina sela ...?
Otfrid III 13, 31 E.;
nû waz hulfe mich, ob ich unrehte strite?
Walther v. d. Vogelweide 56, 36 Lachmann-Kraus;
nun wolan, sprach der juncker, lasz es gleich den teuffel ausz der hellen seyn! was ligt mir dran? Kirchhof wendunmuth 1, 87 Ö.;
spricht nicht verzagt: was hilffts mich nu?
und wessen sol ich mich erfreuen?
Simon Dach 198 Ö.;
was acht ich viel dukaten,
daruͤber ich nicht mag nach meinem willen raten?
J. Rachel sat. ged. 24 ndr.;
(Gaddo:) ich singe wenig, Anselmo. (Anselmo:) was schadet's? Gerstenberg Ugolino 252 H.; 'etwas früh.' — 'ja, aber was hilft's? ich soll mit einem alten onkel von mir frühstücken' Fontane ges. w. (1905) I 5, 157; und abwehrenden wie was geht das mich an, was weisz ich u. dgl.:
was gehts dich an? dein red verzicket
dich. was hast nach dem knecht zu fragn?
H. Sachs 8, 378 lit. ver.;
wass gondt unss dise Juden ahn!
Endinger Judenspiel 42 lit. ver.;
wenn ich dich lieb habe, was geht's dich an? Göthe I 22, 57 W.; was hab' ich mit der unnützen creatur zu schaffen! ebda I 21, 161; was weisz ich, was ich alles sagte Bettine Günderode (1840) 1, 13;
was weisz die wittwe viel von spath und gallen
Gaudy s. w. (1844) 2, 9;
der boden einmal klang wie estrich fast;
was weisz ich, meine phantasie war reg' —
doch immer seltsam blieb und schlimm der weg
A. v. Droste-Hülshoff ges. schr. (1878) 2, 96;
auch als einschaltung in einem gliedsatz: es findet sich, dasz von ihrem vater, was weisz ich, wie viel tausend dukaten aus der neuen welt für sie angekommen sind Grillparzer s. w. 17, 172 Sauer; s. ferner Martin-Lienhart elsäss. 2, 862 und Seiler Basel 311.
ββ)
früh auch mit einschränkendem zusatz:
nû waz mag ich mêre sagen?
wan ich schuttez abe und gienc dan
Hartmann v. Aue Iwein 778 Benecke-Lachmann;
was konnen sie, denn nur huͤbsch hengst und feyne frewlin reytten! Luther 10, 2, 122 W.; was kann man unter diesen letztern worten anders verstehen, als dasz der dichter (Virgil) die abgefallenen blätter aus dem weingarten wegzuschaffen oder sie unterzuhacken befiehlet? Lessing 8, 212 L.-M.;
du klage nicht! was ist dein weh?
was, als ein schwerer traum?
Uhland ged. 1, 15 Schmidt-H.
γγ)
eine verneinte frage dieser art kommt einem aussagesatz nahe mit alles an der spitze: was kan das liebe gelt nit thuͦn? Tappius adag. cent. sept. (1545) Aa 3ᵇ;
mein gott! wasz zwingt man nicht durch gold und arge list?
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 59;
was solte insonderheit ... Teutschland nicht schuldig seyn, seinem ... weiland allerdurchleuchtigstem reichshaupt S. v. Birken lorbeerhayn (1657) )( 5ᵃ; im neueren dt. verdeutlicht durch hinzutretendes alles: was haben sie nicht schon alles übersetzt, und was werden sie nicht noch übersetzen! Lessing 8, 5 L.-M.; was sind dem kinderherzen nicht alles eingänge zu den herrlichsten feenschlössern! Gutzkow zauberer (1858) 1, 28; 'was man nicht alles erlebt', dachte dann die gute tante G. Freytag ges. w. 5 (1887) 102.
ε)
formelhaft erstarrt sind die rhetorischen doppelfragen des typus was hast, was kannst du, umschreibungen für 'so schnell wie möglich', 'im handumdrehen' (vgl. hast du nicht gesehen?): in dessen machte sich Greco ... hinunder vnd davon, wasz gischte wasz hescht vff haͤnd vnd fuͤssen Moscherosch gesichte (1650) 2, 313; 2 kerl ... wanderten mit ihnen immer was laͤufstu was hast du, so viel ich in finstern sehen kunte, durch ein enge gaͤszgen durch Chr. Reuter Schelmuffsky 90 ndr. (ebenso ebda 98); fortlaufen sie (die lebensgeister), was hast du, was kannst du, als ob jemand mit einer peitsche hinterdrein wäre Bode Tristram Schandi (1776) 1, 3; da eilte der hahn und die henne in vollem laufe, was gibst du, was hast du? in den wald hinein Brentano ges. schr. (1852) 5, 32; da rannte er in den wald hinein, was hast du, was kannst du Clara Viebig weiberdorf (1900) 93; wenn sie's da unten so weiter treiben, mein lieber, so geht ihnen, was hast du, was kannst du, der ganze lungenlappen zum teufel Th. Mann ges. w. (1955) 2, 260. so landschaftlicher umgangssprache in vielen varianten geläufig: er schrieb druf los, was haste, was kannste; nu kratzt er aw'r aus, was haste, was leefste Albrecht Leipzig 233; er springt was gist was hest Hunziker Aargau 287; s. auch Jecht Mansfeld 122, Spiess Henneberg 275, Follmann Lothringen 537, Martin-Lienhart elsäss. 2, 862, Fischer schwäb. 6, 459 (vgl. 3, 124) und Seiler Basel 311.
ζ)
an der spitze eines ausrufes deutet was auf art, grad und ausmasz eines geschehens oder seins, 'wie, wie sehr'. als vorläufer dieses steigernden was erscheint das interjektionelle as. hwat! ae. hwæt! 'fürwahr, ja!' nach J. Grimm (dt. gramm. 4 [1898] 530) 'zeigt es sich wieder im eingang des rosengarten: waz man von rîchen künegen gesinget unde geseit!' sowie bei Walther 106, 15: waz vil verdirbet des man niht enwirbet; und er meint: 'vielleicht gehören auch einige nhd. was in den redensarten: was man doch alles hört! was ich mich freute! ... hierher'. zu diesem nhd. gebrauch konnte es jedoch auch in anschlusz an partitive fügungen kommen, etwa:
waz er uns allen liebes tuot!
Walther v. d. Vogelweide 17, 32 Lachmann-Kraus;
o was hat der text den Juͤden auch yrthumb gegeben Luther 24, 498 W.; ach gott was sind seelen verwarloset vnd verfuͤret worden durch vnfleissige auffseher Mathesius Sarepta (1571) 152ᵇ; jedenfalls sind erst dem neueren dt. wendungen geläufig wie:
ach gott! was bistu from vnd guͤtig
Hollonius somnium 42 ndr.;
doch was unfaszlich grosz ist meines gottes werth!
(1757) J. J. Ewald sinnged. u. lieder in: Berliner ndr. II 4, 49;
was freu ich mich nicht deiner, süsses mädchen!
Lessing 3, 160 L.-M.;
ei, was ist sie hübsch!
Grillparzer s. w. 6, 84 Sauer;
was sollte Fritz sich wundern, wenn er nach zwei jahren ihn so singen hörte! Storm s. w. (1898) 7, 33; Maria santissima, was sieht der ehrwürdige herr noch verschlafen aus! Heyse rom. u. nov. II 1 (1904) 1; so auch mundartlich: watt deit mi't säär! wie weh thut mir's! watt bünn ikk bliede! wie freue ich mich! Stürenburg ostfries. 326. oft istwohl anschlieszend an musterfälle wie: wart, was ich jezt auftreten will! Schiller 3, 492 G.der ausruf dem typus des gliedsatzes angeglichen, wobei das verb die zweitstellung hinter dem affektbetonten was aufgegeben hat und in betonte endstellung getreten ist:
o was in tausend liebespracht
die holde, die ich meine, lacht!
Bürger s. w. 37ᵇ Bohtz;
was der junge doch fährt! und wie er bändigt die hengste!
Göthe I 50, 189 W.;
was sich das liebt, weil es arm ist! Pfeffel pros. vers. (1810) 2, 5; Gertrud haftete ... an dem munde des lesenden und schien ... sagen zu wollen: 'was er so schön liest!' Gutzkow ges. w. 7 (1845) 85; wat dat rënt! wat dë junge grôt eworren is! Damköhler Nordharz 223.
b)
einen gliedsatz einleitend, abhängig von ausdrücken des (nicht) wissens, wissen wollens, wissen lassens u. dgl.: ih uuola uueiz, uuaz imo lîeb ist Williram 46, 6 S.; das V. capitel. wie vnnd was von Adams geschlecht kam (bibel Nürnberg 1483) erste dt. bibel 3, 462 lit. ver.;
gnediger herr, thut uns ansagen,
was euch anleyt, auff das mit rat
euch leichter werd solch schwere that!
H. Sachs 2, 29 lit. ver.;
dein ewge treu und gnade,
o vater, weisz und sieht,
was gut sey oder schade
dem sterblichen geblüt
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 373 Fischer-Tümpel;
ich wünschte, dasz sie (anrede) es setzen lieszen, damit man erführe, was noch nachzusenden ist (2. 3. 1817) Göthe IV 28, 1 W.; auf die frage, was denn genügen werde, hiesz es, das sei den Karthagern ja bekannt Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 25; wessen unsereiner bedarf, das begreift er nicht Gerh. Hauptmann Schillings flucht (1912) 33; früh findet sich auch prädikativisches was in dieser anwendung: euntes discite quid est faret inti lernet uuaz thaz si Tatian 56, 4 S. (got.: gaggaiþ, ganimiþ hwa sijai Matth. 9, 13 Str.);
er sprach 'frauwe, wist ich waz
und wie, so schribe ich dester baz,
waz diz betuͤtet daz ich sehe,
und wer ir sit ...'
Heinrich v. Neustadt gottes zukunft 187 Singer;
es erzeyget sich auch beizeit was ausz eim jeden ding werden wil schöne weise klugreden (1548) 36ᵇ; die gegenwärtige (philosophie) ... sucht keineswegs, woher oder wozu die welt dasei; sondern blosz, was die welt ist Schopenhauer s. w. 1, 130 Gr.; sie wissen nicht, was sie aus ihr machen sollen E. Zahn die da kommen und gehen (1909) 320; sowie thematisches, auf ein geschehendes, getanes, beabsichtigtes, gesagtes u. dgl. weisendes was: inu ni larut ir, huuaz Dauid teta? non legistis quid fecerit Dauid? Monseer fragm. 4, 6 H.;
wer kunftig ding wolte sehen,
oder waz im solte geschehen,
der kam zu einem bauͦme.
alda nam er gauͦme
waz im geschehe oder wo
Heinrich v. Neustadt gottes zukunft 1837 Singer;
schaw jn (einen grobianer) stehts an, und sich jm zuͦ,
wie er am disch sich halten thuͦ,
was er treib, anfang oder sag
K. Scheit Grobianus v. 490 ndr.;
mich wundert nur, was du damit ... machst Grimmelshausen 2, 23 Keller;
ich konnte mich in ihrem auge lesen,
was ich verfehlt und was ich recht gethan
Göthe I 1, 6 W.;
wenn ihr aus den glauben reiszet,
sehet, wes ihr euch befleiszet!
Rückert ges. ged. (1837) 6, 195;
eigentlich bist du doch schuld an allem, weil du nicht weiszt, was du willst Fontane ges. w. (1905) I 6, 4; ferner kausales und finales:
die andern si frâgten,
waz si sô stille dagten
Ottokar österr. reimchron. 81612 S.;
o hertzigs S
du weist wol wes
mein hertz nach dir thut trachten
Forster fr. teut. liedl. 75 ndr.;
ich weisz nicht, was er sich um das einfältige mädchen so viel mühe macht Lenz ges. schr. (1828) 1, 75;
eine thräne wird er weinen,
und ich weisz nicht was er weint
Göthe I 2, 117 W.;
eck wäit nich, wat däi gümmer nao de stadt loppt Frederking Hahlen 170; schlieszlich erscheint was auch im sinne von 'wie, wie sehr, wie viel':
sô gedenke ich waz ich lange dar gedienet hân
Neidhart 211, 8 Haupt-Wiessner;
also komm' ich und nehme die wangenschöne Briseis,
deinen dank, dir selbst aus dem zelt, auf dasz du erkennest,
was ich mächtiger sey als du ...
Bürger s. w. 187ᵇ Bohtz;
was Fritz gut und verständig ist, kann ich dir nicht ausdrücken (14. 9. 1783) Göthe IV 6, 198 W.; sieh, was der rosenstock ... so schön und reich voll blüthen hängt Brentano Valeria 68 lit. denkm.; weil ich so hab gesehn, wie die andern manner in angst sind gewest, da hab ich erst gemerkt, was ich an dir hab O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 157; oft mit bezug auf geldwert: er fragt nit was korn gelt schöne weise klugreden (1548) 26ᵇ; wie er (der edelmann) aber den Jüden ... ersach, mercket er wol, was die rüben golten Kirchhof wendunmuth 1, 90 Ö.; wer allzeit kan errathen, was korn vnd wein wird gelten, der kan nicht arm seyn Lehman floril. polit. (1662) 1, 483; oder zeitmasz:
er (der narr) sol versehen eine statt
vnd weiszt nit was geschlagen hatt
Murner dt. schr. 2, cap. 53, v. 60 Spanier;
ich bin so grob und wild nicht ... ich weisz auch noch wasz die glocke geschlagen hat Moscherosch gesichte (1650) 2, 197; viele jungen wuszten deshalb nicht mehr, was die uhr sei, und kamen viel zu spät oder zu früh in die schule Storm s. w. (1898) 5, 172. ersparung des übergeordneten verbs führt oft zu gliedsatzhaften aussagen: was und wie Springinsfeld in Candia kriegt (zu ergänzen: wird geschildert) Grimmelshausen 2, 9 Keller (überschrift); oder ausrufen (s. auch unter I B 1 a ζ): was sie (anrede) nicht meinen! (zu ergänzen wäre etwa: hör doch einer an, sieh mal an) Lenz ges. schr. (1828) 1, 77; was du auch redest! (zu ergänzen wäre: begreife ich nicht.) ich sage dir ja, dasz es ein braver herr war Heyse rom. u. nov. II 1 (1904) 9; 'ach, liebe frau Dörr', lachte Lene, 'was sie nur denken ... ich bilde mir gar nichts ein' Fontane ges. w. (1905) I 5, 133.
c)
in elliptischer verwendung (über das interjektionelle as. hwat s. Sehrt wb. z. Heliand 284 f. sowie unter B 1 a ζ).
α)
häufig erscheint was absolut; die frage ist weitgehend erspart (s. auch die zahlreichen belege im mhd. wb. 3, 566):
oba ther scal sin in beche, ther armen brot ni breche,
uuaz ther, inan ubar thaz ni liaz haben sinaz?
Otfrid V 21, 6 K.;
vnde sô uuir darachomen, uuaz danne? Notker 2, 247, 22 P.; vues? ebda 2, 272, 22 P.;
waz dar umbe? (was schadet es)
Walther v. d. Vogelweide 43, 24 Lachmann-Kraus;
was erst wann er das übertritt das jm verbotten ist? Zwingli von freiheit der speisen 42 ndr.;
(Nathan:) wär't
ihr wohl so gut und schicktet euern mantel
auch einmal meinem mädchen?
(tempelherr:) was damit?
Lessing 3, 61 L.-M.;
du denkst es kaum und sieh! das lied ist fertig;
allein was nun?
Göthe I 2, 5 W.;
(Plutzerkern:) ... während der 14 tag' kommen wir alle tag' her und machen ein' spektakel. (Sepherl, bittend:) aber zu was denn? Nestroy ges. w. (1890) 1, 4; ich fühlte das schreckliche ende voraus und fragte bang: was dann? K. Scheffler d. fetten und die mageren jahre (²1948) 302. vor allem als ausdruck der verwunderung, ungläubigen erstaunens u. dgl.: was? sagt die jungfraw, seid jr denn der Amadis? Amadis 113 lit. ver.;
(Claus:) so bist du Harlequin nunmehr mein tochtermann;
(Harlequin:) was ich dein tochtermann? das gehet gar nicht an
Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 60 ndr.;
was? über mein gehäge wolltest du steigen? Gerstenberg s. poet. schr. 2 (1794) 51; was denn? du auch verliebt? Lenz ges. schr. (1828) 1, 83;
(Johanna:) ich bin verbannt.
(Isabeau, erstaunt zurücktretend:)
was? wie? du bist verbannt?
Schiller 13, 318 G.;
was? sie wollen unsern teufel angreifen, frau rath? Bettine d. buch geh. d. könig (1843) 1, 58; 'was?' fragte er sichtlich erstaunt; er wuszte nicht, wovon sie auf einmal sprach. 'was!' rief er aus, 'du nimmst ihn immer noch in schutz?' E. Zahn die da kommen und gehen (1918) 286; 'was, schon ausgeschlafen?' fragte der zar. 'ausgeschlafen, ew. majestät', erwiderte Croy ruhig W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 14; sowie der ärgerlichen abwehr was (sagst du da!):
was! ein redliches gemuͤhte
siht nicht grosz auf solchen eitlen wust (reichtum)
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 399;
was? räuber wären es gewesen, die uns anfielen? — mörder waren es; erkaufte mörder! Lessing 2, 420 L.-M.;
ei was! es war ein gutes jahr, der bauer kann
schon wieder geben
Schiller 12, 70 G.;
ei, possen, was!
H. v. Kleist w. 2, 206 E. Schmidt, u. ö.;
Croy ... wollte einwendungen machen. 'ach was!' schrie Peter. 'hier ist die order!' W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 15. oft findet sich auch der typus was (heiszt hier) recht: wie noch rohe und gottlose leute sagen: was himel, himel? wer hie meel gnug hette? (1530) Luther 33, 10 W.; wir wollen rheinischen wein drauff giessen vnd die sach berichten, bleibet hie. — was giessen? was berichten? (1538) Vogelgesang-Cochläus Joh. Huss 7 ndr.;
vielleicht weil wir nicht koͤnnen
(doch was nicht koͤnnen! ja, wir wollen leider nicht)
mit dank erkennen das, was unser seelenlicht,
der grosze siegesfuͤrst, uns diesen tag (ostern) erwiesen
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 2, 12;
ward mit des adlers blitz, als feldherr, in der hand
dem ganzen reich er nicht, was reich? der welt bekannt
König ged. (1745) 180;
ach, was heyrathen? was frau? Lessing 1, 296 L.-M., u. ö.;
was reich und arm! was stark und schwach!
ist reich vergrabner urne bauch?
ist stark das schwert im arsenal?
Göthe I 2, 256 W.;
ich fürchte, dein arzt hat nur zu sehr recht gehabt. was recht! rief Anton aus; er hatte einen ganz falschen begriff von der deutschen literatur Tieck schr. (1828) 4, 26; (Bertrand:) kanonendonner naht von dort — prinz Jerôme wird bedrängt. (Napoleon:) was bedrängt! — der feind ist dort schwach und neckt ihn eben darum mit manoeuvres! Grabbe s. w. 3, 236 Bl.; einer frage nachgestellt, im sinne von 'nicht wahr' (was meinst du?):
(Walter:) wie weit ist's auf das vorwerk?
(Adam:) ei! ein kleines
halbstündchen.
(Walter:) eine halbe stunde, was!
und eurer sitzung stunde schlug bereits
H. v. Kleist w. 1, 347 E. Schmidt;
der doktor sagt mir, ich habe noch drei jahr zu leben. ich will sie leben! was, kleines? Kahlenberg Eva Sehring (1901) 165; schon mal ausgebüxt, was, junge? A. Goes unruhige nacht (1955) 62; oder eingeschoben in die dem älteren nhd. geläufige verbindung schade für (s. teil 8, 1978): schade was für alle gelehrsamkeit, wenn das herz in gefahr ist, auf dieses und jenes leben verderbt zu werden! Schummel spitzbart (1779) 134; (Olivia:) vetter, vetter! wie kommt ihr schon so früh in diesen widerlichen zustand? (Tobias:) liederlichen? schade was fürs liederliche! Shakespeare 2 (1797) 182; oder schade um: (Rodrigo:) ... sie ist von höchst sittsamer gesinnung. (Jago:) schade was um's sittsame! Shakespeare 8 (1832) 208; schade was um die sinnreichen allegorieen, wenn der ächte glaube dadurch auf falsche wege geleitet wird Tieck schr. 20 (1846) 57. als erstarrter, andeutungsweise um die meinung des angesprochenen ersuchender zusatz erscheint auch oder was: ich musz jetzt die inventur machen oder was Nestroy ges. w. (1890) 2, 312; hätte ich in meiner jugend so viel gelesen und gelernt gehabt, ich wäre ein professor geworden, oder was Seb. Brunner ges. erz. (1864) 1, 144; (mutter Baumert:) ich wesz halt gar nich, hab ich an flusz kriegt oder was? Gerh. Hauptmann weber (1892) 32. auch sonst in mannigfacher anwendung: frage nach etwas unverstandenem 'im gemeinen leben ... was? für was sagten sie? ... ist ... ungesittet; ein wenig höflicher ist in solchen fällen wie?' Adelung 5 (1786) 76; insbesondere in landschaftlicher umgangssprache: wat'n? was willst du? Lademann Teltow 277 (ähnlich bei Bauer-Collitz Waldeck 112, Heinzerling-Reuter Siegerland 311, Damköhler Nordharz 223); na, was denn? (hauptton auf denn) 'wie sollte es anders sein?' oder 'selbstverständlich!' Betcke Königsberg 64 (ebenso Schemionek Elbing 44, Bernd Posen 344, Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641, Damköhler Nordharz 223, Fischer schwäb. 6, 459, Lexer Kärnten 251 sowie bereits Abraham a s. Clara Judas [1687] 1, 315: ja, was dan, und das wissen alle); wa(s) naᶜʰ? was tut das? das schadet nichts Fischer schwäb. 6, 459; was noᶜʰ (meʰʳ)! sonst noch etwas? noch nicht genug! ebda.
β)
mitunter ist ein gliedsatz erspart:
den fursten was daz ungemach,
daz man sîn sô wole plach.
ih wil û sagen umbe waz
Lamprecht Straszburger Alexander 3106 Kinzel;
ich engilt ich waysz wesz
Heinrich v. Neustadt Apollonius 15954 Singer;
wenn wir dann wüssend, was und wie,
so könnend wir ein vrtheyl fellen
H. R. Manuel weinsp. v. 2077 ndr.;
ach edle Flavia! ich weisz nicht, wo ich bin,
ich schreib und weisz nicht was, dein schertzen
macht mir schmerzen
Hoffmannswaldau u. a. Dt. ged. (1697) 1, 1 Neukirch;
ach, wie oft schlug es da alarm (in mir) ..., ich wuszte nicht von was Bettine s. w. 3, 34 Oehlke; jetzt weiss iᶜʰ erst net wie und wa(s) woran ich bin Fischer schwäb. 6, 459. oft in der aufmerksamkeit für eine aussage oder einen vorschlag fordernden floskel weiszt du oder wiszt ihr was (ich jetzt sage? u. dgl.): wisset ihr was, nicht selig, sondern ewig unglücklich bin ich Abraham a s. Clara Judas (1687) 1, 273;
und weiszt du was? sobald der väter zwey
sich um dich streiten: — lasz sie beyde; nimm
den dritten! nimm dann mich zu deinem vater!
Lessing 3, 167 L.-M.;
wie gern käm ich auf ostern zu ihnen (anrede), wenn ich könnte; wissen sie was kommen sie zu mir, oder schicken sie mir den papa (13. 2. 1769) Göthe IV 1, 202 W.; wissen sie was, Wedell, kommen sie mit Fontane ges. w. (1905) I 5, 158; s. auch Jensen nordfries. 695, Damköhler Nordharz 223, Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641 und Fischer schwäb. 6, 459. die seit Notker geläufige formel ich weisz nicht was (mhd. und frühnhd. auch in der verschmelzung neiszwas, s. teil 7, 593) erhält geradezu den wert eines indefinitums, 'irgend etwas': uerum altius perscrutemur. nescio quid abesse coniecto sûochên tîefôr. neuueiz uuaz tunchet mir dir gebresten Notker 1, 46, 6 P.;
man nennt in (den ritter), und niht anders mê,
wan der stolze degen vonme sê.
er sit durch neizwaz namelôs
Ulrich v. Zatzikhoven Lanzelet 2295 Hahn;
(als) die köchin kam, ... etwas, ich weisz nicht mehr was, aus dem keller zum frühstück zu holen Grimmelshausen 2, 345 Keller;
ein weisz nicht was durch unsichtbaren gang
verwickelt uns in weisz nicht was fuͤr sorgen
Hoffmannswaldau u. a. Dt. ged. (1697) 3, 2 Neukirch;
da blieb ich ungefähr, so wie ein funken
auf seinem mantel, ihm in seinen armen;
bis wiederum, ich weisz nicht, was uns beyde
herausschmisz aus der glut
Lessing 3, 77 L.-M.;
(sie) hatte seither ein ich weisz nicht was in ihrem wesen, das sie interessanter machte Göthe I 22, 231 W.;
hüpft' ein kätzchen oben über'n boden,
knisterte ein mäuschen in der ecke,
regte sich, ich weisz nicht was, im hause,
immer hofft' ich deinen schritt zu hören
ebda 2, 99 W.;
der will weiss net was sein dünkt sich viel; er hat weiss net was verlangt unmäszig viel Fischer schwäb. 6, 459; s. auch die belegt teil 3, 139. ähnlich in der wendung wer weisz was:
die in sachen, die, wer weisz, wo und was sind, witzig sind,
diese sind in denen dingen, die für augen, offt ein kind
Logau sinnged. 344 lit. ver.;
da (bei den fabrikanten) langt's uf gebratnes und gebacknes, ... uf guvernanten und wer weisz was Gerh. Hauptmann weber (1892) 38; und gott weisz was: sehen sie (anrede) hier diesen glücklichen menschen, der bald ein capitalist oder gott weisz was werden wird! Göthe I 23, 90 W. (vgl. ebda IV 5, 33); man kann aus erdäpfel und aus weinlager und aus weisz gott was kümmel machen Seb. Brunner ges. erz. (1864) 1, 146; dein ist sie, die da, der die leute nachsehen, als ob sie gott weisz was wäre E. Zahn die da kommen und gehen (1909) 111; der reihe nach traten die leute ein, blieben vor der toten stehen, falteten die hände und dachten gott weisz was W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 69.
γ)
oder es wird der hauptsatz erspart und nur der gliedsatz gesprochen. hier ist vor allem die aufmerksamkeit fordernde verlegenheitsfloskel (hören sie [anrede],) was ich noch sagen wollte zu nennen:
was ich sagen wollte —
wie kamt ihr doch zu eurer wund', herr richter?
H. v. Kleist w. 1, 400 E. Schmidt;
aber, was ich sagen wollte, liebe frau Dörr, mit Dörren seinen hut, das geht nicht mehr Fontane ges. w. (1905) I 5, 119; ich dank' ihnen, hochwürden. aber was ich fragen wollte, und worauf sie mir vor gottes angesicht antworten müssen: bin ich der Maria Ingram ... ihr sohn, oder bin ich's nicht? Heyse Meraner nov. (1923) 387; auch im elsäss., 'unhöflich einleitend, um jemandes aufmerksamkeit zu erwecken': do, was iᶜʰ saujeⁿ will ... Martin-Lienhart 2, 862; ferner die versichernde wendung was ich ihnen (anrede) sage (können sie glauben): was ich ihnen sage, sie können die frau muhme jetzt nicht sprechen Gellert bei Adelung 5 (1786) 77; 'unmöglich'! rief Bemperlein ... — 'was ich euch sage' Spielhagen durch nacht zum licht (1863) 538.
d)
substantiviert (vgl. II B 4): ihre frau lebt noch, aber ihre armen kinder sind fast vor angst gestorben. der förster, der sich seines hagestolzenstandes in ehren bewuszt war ... entgegnete nichts als ein langgezogenes: was? Immermann w. 5, 54 Hempel; im neueren dt. meist auf ein sein oder tun bezogen, auf etwas, das ist oder geschieht: die frage: woher hat's der dichter? geht auch nur auf's was, vom wie erfährt dabei niemand etwas Göthe I 42, 2, 175 W.; unser wollen ist ein vorausverkünden dessen, was wir unter allen umständen thun werden. diese umstände aber ergreifen uns auf ihre eigene weise. das was liegt in uns, das wie hängt selten von uns ab, nach dem warum dürfen wir nicht fragen, und deszhalb verweis't man uns mit recht auf's quia ebda I 28, 50 u. ö.; der begriff ... vom stehenden und starren seyn, welcher lediglich die frage nach dem was? beantwortet (ist dargelegt worden) Fichte wesen des gelehrten (1806) 13;
will eine meinung dich gewinnen,
und fällt die wahl, wie öfter, schwer,
so frag, willst du dich recht besinnen,
nur nach dem was, dem wie, dem wer
Grillparzer s. w. 2, 69 Sauer, u. ö.;
die art, wie der knecht zum herrn sprach, schien diesen zu verstimmen; das was (der inhalt) der meldung mochte ihm auch nicht ganz zu sinne sein Alexis vaterländ. rom. 8, 504 Janke (Isegrimm ⁴504); weitere belege bei Sanders 2, 2, 1493.
2)
eine grösze aus einem bestimmten, näher bezeichneten kreisqualitativ oder quantitativaussondernd.
a)
mit genitivischer bestimmungsergänzung (s. J. Grimm dt. gramm. 4 [1898] 530 ff. sowie O. Behaghel dt. syntax 1 [1923] 362 f.).
α)
als fragewort der qualität ('was für ein'): quis est hic sermo quem dixit ...? uuaz uuorto ist thiz thaz her quad ...? Tatian 129, 4 S. (vgl. got.: hwa waurde þata, þatei ...? Luk. 4, 36 Str.);
dô sprach er lieber swester suon,
waz râtes möht ich dir nu tuon?
Wolfram v. Eschenbach Parzival 475, 20 Lachmann;
was erens oder lones hat Mardocheus entphangen vmb dise drew. vnd sein knecht vnd die ambechter die sprachen: er hat mit all nichtz entphangen des lones erste dt. bibel 7, 103 lit. ver.;
was thiers ist das?
Waldis Esopus 1, 136 Kurz;
wir sehen sehr gerne comoedi und tragoedien. was inhalts des spieles lassen sie anmelden? Gryphius lustsp. 21 Palm; so noch zuweilen im älteren nhd.: was raths, mein herr Megabyzus? Gundling satyr. schr. (²1739) 16;
was lobs, o vater, sollen wir dir bringen?
Klopstock s. w. 7 (1823) 230;
wie das laute heulen
vom grabe her ihn stäret im gebet,
tritt er hinzu und fragt den mann, der auf dem grabe
sich wälzt und heult, was leides ihm geschah?
Wieland s. w. 12 (1839) 87;
was lermes, was geschwirres
von aufruhrschniffelei?
was will der schnifler wirres
und heiseres geschrei?
J. H. Voss s. ged. 5 (1802) 267, vgl. ebda 343;
sowie mundartlich: was hesᵗ willeⁿs? was hast du vor? Martin-Lienhart elsäss. 2, 862. während diese genitivischen gefüge gegenüber attributiven oder präpositionalen verbindungen zurücktreten (s. u.), ist die seit frühdt. zeit nachweisbare fügung mit substantiviertem adjektiv bis ins neuere dt. geläufig, wo sie allerdings nicht mehr als genitivisch empfunden wird: quid enim mali fecit? uuaz ubiles teta her? Tatian 199, 10 S. (got.: hwa allis ubilis gatawida? Mark. 15, 14 Str.); uuaz ist lîbelôses unde lidelôses, daz in sêlemo dinge sô der mennisko ist unde redohaftemo sule scône dunchen? Notker 1, 90, 9 P.;
der meie bringe uns al sîn wunder,
waz ist dâ sô wünneclîches under
als ir vil minneclîcher lîp
Walther v. d. Vogelweide 46, 17 Lachmann-Kraus;
was sollt nu gutts ym kauffhandel seyn? Luther 15, 294 W.; denn was kan doch loͤblichers, ja was kan christlichers werden angerichtet als ein solcher orden Rist d. friedewünsch. Teutschl. (1647) 5;
was hat der dauphin schweres gegen euch
verschuldet? welche pflichten brach er euch?
Schiller 13, 233 G.;
was gibt's neues in der burg? br. Grimm dt. sagen (1956) 507;
was zeigt sich weiszes dort am fenster?
Uhland ged. (⁵1831) 198;
oft ist was auch mit verstärkendem alles verbunden:
was ihr nicht alles wiszt!
Schiller 12, 19 G.;
wer war eure mutter,
dasz ihr den unglücksel'gen kränkt und höhnt,
und was nicht alles?
Shakespeare 4 (1799) 254;
man sollt' ihm Maine und Anjou
übergeben.
was weisz ich, was er alles
mocht' erstreben
H. v. Kleist w. 4, 13 E. Schmidt;
und was liesz sich nicht alles ... erreichen Ranke s. w. (1867) 1, 8; was konnte der beifall alles ausdrücken: ... Gerh. Hauptmann prosa (1956) 2, 180.
β)
als fragewort der quantität ('wieviel'): sed quantum ornamentis nostris decesserit uides uuaz uns aber unserro êrôn enfaren sî daz sihest tu Notker 1, 81, 12 P.;
owê sumerzît,
daz dir niemen hilfe gît!
waz dir hazzes unde nît
aber ûf dînem rücke lît ...?
Neidhart 75, 17 Haupt-Wiessner, u. ö.;
o was grosser schand vnd schmach ward do dem legaten bewissen! Karsthans 91, 19 Burckhardt; o was klagens und verklagens! was lösterns und hohnsprechens! Moscherosch insomnis cura par. 44 ndr.;
was stiller einsamkeit bewohnt ietzt dein gemach!
Besser schr. (1732) 1, 274;
was der schönen siegeszeichen
warf das glück in seinen schoosz!
briefe, die von küssen rauschen,
locken, ringe, zahlenlos
Uhland ged. 1, 198 Schmidt-H.;
im erntemond geschah es, bei gott, ein heiszer tag!
was da der edeln garben auf allen feldern lag!
ebda 288;
so noch mundartlich lebendig: awer, was dings! lueg nur, was äpfᵉl! Martin-Lienhart elsäss. 2, 862; was gëlts do umelit! was buebe do umesind! was's do lüt g'ha het! Hunziker Aargau 287.
b)
mit präpositional angeschlossener bestimmungsgrösze:
waz man von rîchen künegen singet unde seit,
wie sie bî ir zîten würben nâch grôzer wirdekeit
ged. v. rosengarten zu Worms 71 Holz (rosengarten D I 1);
was unsere nation an eigenthümlicher malerei ... besitzt, welche sitten und verfassungen jeder provinz ... eigen, und wie sie entstanden, zu erforschen Tieck schr. (1828) 4, 15; was war davon übriggeblieben? H. Hesse Narzisz (1931) 239; besonders in der fügung mit für, die offenbar in akkusativischer konstruktion aufkommt (s. auch Behaghel dt. syntax 1 [1923] 364):
was habt ihr am leib für beschwerden? (eig. 'an
stelle von beschwerden, als beschwerden')
H. Sachs 21, 7 lit. ver.;
die (jungfrauen) fliegen in iren sinnen hin vnd her, vnd haben sorg was sie für man vberkummen Pauli schimpf u. ernst 49 Ö.;
so sagend mir vor allen dingen,
was ich üch sol für wyn thuͦn bringen
H. R. Manuel weinsp. v. 190 ndr.;
was werdet yhr für lohn haben Matth. 5, 46; denn ich kan nicht dencken noch aus yhn bringen, was sie doch fur einen ort Christo ym hymel geben Luther 26, 347 W.; doch seit dem frühen nhd. auch nominativisch: was sind myr das fur Christen, die umbs euangelion willen reuber, diebe und schelcke werden und sagen darnach, sie sind euangelisch Luther 18, 324 W.;
o weh, mich andtet nichtsen guts.
weyl unser fraw so vol unmuts
gedruncken hat und wirt so kranck,
was musz gewest sein für ein dranck?
H. Sachs 2, 36 lit. ver.;
man sihet ann scherben wol, was für ein topff gewesen schöne weise klugreden (1548) 38ᵃ;
wasz doch fuͦr ein schein
erzeygt sich ob dem hausz?
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 27;
so sage mir doch einmal —
was für ein glaube, was für ein gesetz
hat dir am meisten eingeleuchtet?
Lessing 3, 88 L.-M.;
'was du da getrieben hast, das ist eine grosze übertretung ...' — 'was denn für eine übertretung? ...' W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 127; sowie in genitivischer und dativischer wendung, wobei sich zeigt, 'dasz jetzt was für wie ein einfaches adjektiv gefaszt ist' (H. Paul dt. wb. [1935] 649): so ist doch solchs siedher, weisz nicht ausz was fuͤr vngelegenheit verblieben Fischart w. 2, 11 Hauffen; gib achtung, mit was für einer gutwilligkeit sie dir dienen Albertinus Lucifer 56 L.; was vermeinstu derwegen, was du für einer straff würdig seyest? ebda 9; da fand ich mit was vor einer verachtung der ruhe er das reiche hausz seines vatters verlassen ... haͤtte Grimmelshausen Simpl. 507 Kögel;
wiszt
ihr denn nicht wenigstens, was für geschlechts
die mutter war?
Lessing 3, 141 L.-M.;
wir muszten's fühlen eine feine weile,
wie du kannst zücht'gen, und mit was für ruthen
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 35.
dasz was für im neueren dt. als funktionale einheit gilt, zeigen früh die bemerkungen der grammatiker: 'pronomen interrogatiuum was / cum particula fuͤr omnium generum, numerorum et casuum substantiuis praeponitur, vt: was fuͤr ein man / qui vir ...? was fuͤr eine frawe, quae foemina? ...' J. Clajus (1578) 144 Weidling; 'das pronomen ... von der präposition zu trennen, ist zwar im gemeinen leben sehr häufig, aber in der edlern schreibart unerlaubt, weil es die ganze construction zerrüttet: was liesest du für bücher? was würden wir für grosze männer haben! (Gellert) besser: was für grosze männer würden wir haben!' Adelung 5 (1786) 76 (weiteres unter c α); das erweisen auch belege, in denen das substantiv erspart ist, nicht aber das fügewort für: gelehrsamkeit, aber was für? Frankfurter gelehrte anzeigen v. j. 1772 in: dt. lit.-denkm. 7, 284; einen tausch! was fuͤr einen? Cronegk schr. (1761) 1, 35; er sagt es nicht, aber sein ganzes wesen verriet: er wär einer, und was für einer! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 333. dies zeigt schlieszlich auch die obd. zusammenbildung wasfürig 'von welcher sorte' schweiz. id. 1, 967; Martin-Lienhart elsäss. 1, 136; Fischer schwäb. 6, 473; Schmeller-Frommann bair. 1, 747; Schöpf Tirol 162; 802. was für (ein) ist mundartlich weit verbreitet, s. Jensen nordfries. 695; Möller Sylt 294; Siebs Helgoland 301; Stürenburg ostfries. 326; Damköhler Nordharz 223; Albrecht Leipzig 53; Christa Trier 214; Follmann Lothr. 538; Martin-Lienhart elsäss. 1, 135; Fischer schwäb. 6, 473; Schmeller-Frommann bair. 1, 746. einige belege des älteren nhd. zeigen einwirkung der unter 2 a behandelten genitivkonstruktion: der arme gemeine mann ... dencket nicht was sonst für geschmincks vnd falschheit dahinder sein möchte Moscherosch gesichte (1650) 1, 8;
was aber kriegt fuͤr gutt's
dis arme land hiervon?
Lohenstein Cleopatra 123 Bobertag (v. 206).
'aus was für (leute) und welche (leute) ergibt sich norddeutsch was für welche' (Behaghel a. a. o. 1, 364): diweil ... etlicher angefuͤrten autoren schriften unterschidlich aufgelaͤget sein, so hab' ich die in disem buͤchlein gebrauchte ausfaͤrtigungen auch forher verzeichnen wollen, damit der laͤser, was fuͤr welche auf zu slagen sein, wissen moͤge Bellin rechtschreib. (Lübeck 1657) b 7ᵃ.
c)
attributives und scheinbar attributives was; belege des typus was (heiszt hier) recht? s. unter I B 1 c α.
α)
der attributive gebrauch schlieszt an undeutliche genitivfügungen an, z. b.:
waz wünne mac sich dâ gelîchen zuo?
waz dinge dû alz an begêst
ebda 21, 11.
seit spätmittelalterlicher zeit finden sich dann belege, wo kein genitivgefüge mehr vorliegt (s. auch Behaghel a. a. o. 1, 363):
waz kriec dâ ergie,
ê si sich vereinten hie,
sold ich iu daz allez sagen,
des möht iuch lîhte betrâgen
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 43905 Seemüller;
o herr der pfarrer was wind wät euch do her seit mir got wilkomen Arigo decamerone 471 lit. ver.;
erlangt ein warsagung gewisz,
was glück im solt zu handen sthen
H. Sachs 8, 509 lit. ver.;
her, was grosse zal
ist der leut uberal
Schede psalmen 16 ndr.;
die ewigkeit verwirfft die eitelkeit der welt und zeiget, durch was mittel die unvergängliche ehre zu erlangen Gryphius trauersp. 146 Palm; und wer besser weisz, was glück die liebe geben kann, und wer euch dies glück herrlicher gönnt — den wollen wir sehen (1773) M. Claudius in: Herders nachlasz 1, 377 Düntzer;
was grosze dinge wir gethan,
das sieht man unsrer ladung an
Göthe I 15, 1, 296 W.;
pfui, was trockne rüben!
Grillparzer s. w. 8, 37 Sauer;
'was hätt ich bessere führerin!' sprach er zu sich selber Storm s. w. (1898) 6, 275. besteht ein genitivverhältnis zu einem übergeordneten verb, so erscheint der typus wes wesens, der offenbar dem muster entsprechender demonstrativ-verbindungen (des wesens) folgt (s. auch unter III B 2 c): dasz er weisz, wesz wesens und kraft sie (sterne und elemente) sind Jac. Böhme s. w. 3, 1 Schiebler; ich fragte ihn auf dem weg, wesz volcks er sey Simplicissimus 1, 413 Kurz (D; Grimmelshausen in B: was volcks 336 Scholte);
o dasz an euch der menschen blick erspähe,
wesz groszen sich die menschheit unterfing
Herder 28, 270 S.;
ich schrak empor, und beim laternenschein
sah ich ein bleiches kinderangesicht;
wesz alters und geschlechts es mochte sein,
erkannt ich im vorübertreiben nicht
Storm s. w. (1898) 8, 245;
oderim älteren nhd. vereinzeltdie flektierte form was-es (s. teil 13, 2289): wases lands bistu? Oelinger dt. gramm. (1573) 61 Scheel; bzw.vor femininen substantiven — was-er (s. auch teil 13, 2288): waser natur es (das quecksilber) sei ... sind die gelehrten erzte nicht eins Horscht geheimnisse d. natur 2 (1572) d 2ᵇ. bei dativischer konstruktion begegnet nur vereinzelt attributives wem:
der gemein lay beklagt das sehr,
weil er davon wird jrr und toll,
weisz nicht wem theil er glauben soll
geistl. rauffhandel (holzschnittbogen a. d. j. 1617/20);
was-em: all hy ... wird ye klerlich genug an aller glosen tzuͦsatz angetregget, ausz wasem grundt das vorbot des eelychenn standes der prister entsprungen sey (1524) reform. flugschr. 4, 228 Clemen; wir haben ... vernommen, aus wasem bedenken e. l. von der handlung ... nicht eher anzeige ... hätten thun mögen kurf. Joh. Friedr. bei Melanchthon op. 282 Bretschneider; oderim älteren nhd. relativ häufigdie feminine dativform was-er (s. teil 13, 2288 f.): aus waser macht Matth. 21, 23; aus waser ursach hast du denn ... gesezt? (17. 9. 1773) Cramer in: br. v. u. a. Bürger 1, 156 Strodtmann; aus waser macht die Frankfurter ausgabe diesem gedichte ... die jahreszahl 1763 beisetzt, ist mir unbekannt. D. Fr. Strausz ges. schr. (1876) 8, 7; in präpositionaler wendung jedoch gemeinhin indeklinables was, der fügungsweise von etwas entsprechend (vgl. mit etwas gutem willen): so mag man doch ... wol merken, in was grossen eren, in welcher maiestat das gewesen ist Steinhöwel de claris mulieribus 93 Drescher; mag hie e. k. gn. merken, mit was dienst doctor Eck geneigt sei (1519) Luther briefw. 1, 467 W.; mit was wichtigem bedencken Fischart Garg. 87 ndr.; dann man bedencke nur, was mächtiger monarch dieser könig gewesen sey, wie erbärmlich er gestraffet vnd mit was hohem geist er darauff begnadet worden Michael Walther erläuterung d. proph. Daniel (1645) 1, 487; ich kan nicht gnug sagen, mit was ehren und mit was frolocken ... er empfangen worden Kramer t.-ital. 2 (1702) 1260ᵃ;
zu was ende die wälschen namen für deutsche personen?
raubt es nicht allen genusz an dem vortrefflichen werk?
Göthe I 5, 1, 246 W.;
fragte ich nun weiter, aus was grund und zu was ende diese sitzungen stattfänden ... Immermann w. 2, 78 Hempel; zu was zweck und nutzen haben wir die weltliche geschichte gelernt, so wir keinen guten rat draus schöpfen? Scheffel ges. w. (1907) 1, 264; bestärkt zuweilen durch entsprechende englische konstruktionen: zu was ende, mein prinz? (to what end, my lord?) Shakespeare 3 (1798) 210. — im modernen dt. ist attributives was von was für ein (s. o. unter 2 b) verdrängt worden; schon Weitenauer stellt fest: 'was anstatt was für ein wird für altväterisch gehalten' orthogr. wb. (1764) 158; und Adelung erklärt: 'noch unerlaubter ist es, das für nach oberdeutscher art wegzulassen: was volk! was leute! zu was ende? auf was weise? ..., welchem uebelstande durch den ehedem üblichen genitiv nicht abgeholfen wird' 5 (1786) 76. ältere quellen zeigen was bereits als stilistische variante von was für ein: man hoͤrt ann worten wol, was für ein kauffmann oder was kauffmanschatz er treibe schöne weise klugreden (1548) 38ᵃ; (sie befragen sich,) was diese oder jene für einen gemahl bekäme? was alter, farbe und haar? maler Müller w. (1811) 1, 138; doch lebt attributives was noch resthaft im mundartlichen bereich: aus was grund? Fischer schwäb. 6, 459; sowie in der formelhaften verbindung was wunder, die seit dem älteren nhd. geläufig ist; voraus gehen wendungen wie
waz wunders ist dâ bî, ob ...?
Walther v. d. Vogelweide 124, 31 Lachmann-Kraus,
was ists wunder das ...? Luther 6, 240 W.;
was wunder ist es dan, dass ...?
J. Rachel sat. ged. 8 ndr.;
dann auch: was wunder, dasz er sich ... zu ... Friedrich Wilhelm zuwenden begehret? Lohenstein Arminius (1689) 1, b 1ᵇ;
was wunder, wenn er (bruder studio) sich in dieser zunft befindet,
weil er sein ganzes wol auf unverstand gegründet
Seb. Brant narrenschiff 9 Z., bearb. d. 17./18. jhs.,
was wunder, wenn sich schwefel
entzündet, der zu nah' am feuer steht?
Wieland s. w. 12 (1839) 122 u. ö.;
was wunder, dass in den meisten brüsten der verhohlene zorn gegen die Franzosen ... desto tiefer glimmte E. M. Arndt schr. f. u. an s. lb. Deutschen (1845) 1, 328;
des Wiener vertrages erinnerung
scheint bis zum vergessen verloren.
was wunder! die fürstin Metternich
war damals noch kaum geboren
Grillparzer s. w. 3, 156 Sauer;
was wunder, wenn in diesen augenblicken Friedrichs ganzes wesen fast bis zur haltlosigkeit erschüttert schien Gerh. Hauptmann prosa (1956) 2, 15.
β)
gelegentlich begegnet auch die attributive verbindung was ein, wohl kürzung von was für ein, dem muster von welch ein folgend (vgl. ostfries. watt een kärl! neben watt vör'n kärl! Stürenburg 326): was ein ochse ist denn das da? Lenz ges. schr. (1828) 1, 221;
o seliger Atride! sohn des glücks!
was eine meng' Achäer dir gehorcht!
Bürger s. w. 153ᵃ Bohtz;
ei, was ein harter ausdruck aus so freundlichem munde Alexis die hosen 75 dt. buchgem.; gott, gott! was eine glückselige widerfahrt Gerh. Hauptmann Florian Geyer (1896) 59; teufel, was ein schönes mädchen E. Zahn die da kommen und gehen (1909) 183 (ebda 179: was war das für ein weg!). zuweilen treten pronomina zwischen was und ein: was das eine hitze ist! was ich dir durst habe! maler Müller w. (1811) 1, 162; was man ein kind ist! Göthe I 19, 50 W.; o was ich ein kind bin! ebda 51; was das ein auftritt war! Schiller 3, 51 G.; vereinzelt auch ein hilfsverb: ach, was ist's ein mann! alle provinzen beten ihn an Göthe I 8, 196 W. verstärkt in der wendung wunder, was ein (vgl. Paul dt. wb. [1935] 665): (ich) dachte wunder, was ein köstlich getränk die lieblichen stämme geben müszten Hölderlin ges. dicht. 2, 80 Litzmann.
γ)
kein ursprünglich attributiver gebrauch liegt vor in fügungen mit einem verstärkenden ausruf (s. auch unter I A 2 c): was henker, soll ich denn hergeben; was wollen sie (anrede) von mir? Chr. F. Weisze lustsp. (1783) 1, 45; was teufel, die tolle Sinka, ruft da der holkische jäger Eichendorff s. w. (1864) 3, 427; was teufel thue ich mit ihr? G. Keller ges. w. (1889) 5, 118. daneben finden sich genitivische, akkusativische und präpositionale verbindungen: wz tüffels machstu nun für ein gauckelspil (wohl zu erklären aus: du bist des teufels oder das ist des teufels) (1515) Eulenspiegel 77 ndr.; da sprach der meister wz den tüffel wz machst du hie ebda 29; der (begossene) scholte sehr vnd schrie, was teuffels hastu daroben herab zu schütten Zinkgref apophthegm. (1628) 392; (graf:) was giebt's? (Gottschalk:) was (geh) zum henker! — ein bote ist angekommen von eurer mutter H. v. Kleist w. 2, 213 E. Schmidt; was teufels! Fischer schwäb. 6, 460; wa̜t dər teiwəl! Kisch vergl. wb. 243; vereinzelt ist ein solcher ausruf sogar der fügung was für ein eingeschoben: was kuckucks hat er hier für ein archiv bei sich gehabt G. Keller ges. w. (1889) 5, 127.
d)
in dichterischer einzelanwendung auch mit voranstellung syntaktisch gleichgeordneter bestimmungsglieder:
frost oder gluth, was wählst du?
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 11
II.
indefinitum. die funktionserweiterung erfolgte, wie PBB. 72 (1950) 217 ff. nachgewiesen, unter griech.-lat. einflusz.
A.
wer.
1)
allgemein, als unbestimmte bezeichnung einer person,
a)
die dem sprecher denkmöglich, nicht erfahrungsgemäsz gewisz ist; ihre definite bezeichnung ist nicht möglich oder unnötig. diese anwendung ist in der got. bibelübersetzung durchaus geläufig, in der frühdt. überlieferung auf die interlinearversion des Tatian und zwei belege des as. nachbardenkmals (Heliand 1441 u. 1521) beschränkt: oba uuer quimit zi mir si quis venit ad me Tatian 67, 10 S. (got.: jabai hwas gaggiþ du mis εἴ τις ἔρχεται πρός με Luk. 14, 26 Str.); fon uuerelti ni uuard gihorit thaz uuer gioffanoti ougun blint giboranes a saeculo non est auditum quia aperuit quis oculos coeci nati ebda 132, 19 (got.: fram aiwa ni gahausiþ was þatei uslukiþ hwas augona blindamma gabauranamma Joh. 9, 32 Str.); eno ni brahta imo uuer zi ezzanna? numquid aliquis attulit ei manducare? ebda 87, 8; im mhd. nicht nachweisbar — ieman war dafür eingetretenerscheint indefinites wer vereinzelt in spätmittelalterlicher übersetzungsprosa, ohne dasz ein zusammenhang mit dem älteren ansatz besteht: vnd keiner derkennt den sun nur der vatter: noch den vatter wer derkennt in nur der sun et nemo novit filium nisi pater neque patrem quis nouit nisi filius erste dt. bibel 1, 42 lit. ver.; doch selbst der sklavisch dem lateinischen folgenden ersten dt. bibel ist zur wiedergabe des lat. satzschemas si quis, dem im ahd. Tatian regelmäszig oba uuer entspricht, nur ob etlicher, ob yemandt geläufig (s. Brodführer unters. z. vorluth. bibelübers. [1922] 270). danach finden sichabgesehen von den belegen im mnd. (s. Schiller-Lübben 5, 618) und östlichen mndl. (s. Verwijs-Verdam 9, 2, 2435) — gelegentliche anwendungen erst seit dem 17. jh., wobei auch mit kürzung aus et(e)wer und anschlusz an (ete)was gerechnet werden musz (s. unter II B). indefinites wer erscheint vornehmlich im bedingungssatz:
führt dann wer im reyen
die er meint mit treuen,
...
dann erhebt sich brunst
(1651) Simon Dach 499 Ö.;
glaubt wer, dasz so ein schif wol ie verlohren geht?
Gryphius poet. wälder (1707) 796;
bringt wer ein irsal in schwang, und selbiges ist gering, so dasz nur gäuche werden, nicht aber bösewichter, denen das irsal behagt, so mag es ihm hingehn Klopstock s. w. 12 (1823) 106;
ist wer mit eselsohren
begabt, er stutzt sie ab!
Schiller 11, 300 G.;
dazu ist ja
das kätzchen da,
dasz wir, wann es wen kommen weisz,
von ihm es auch erfahren
Rückert ges. ged. 4 (1837) 294;
wenn mich wer bei diesem namen riefe,
müszt' ich aufstehn aus des grabes tiefe
Isolde Kurz ged. (1891) 32;
wenn wer vorbeikommt, was denkt sich denn der? O. M. Graf unruhe um e. friedfertigen (1948) 396; falls wer ... mit einer kleinen auszeichnung bedacht wird, findet dieses pflaster schon jetzt allgemeine billigung A. Zweig einsetzg. e. königs (1950) 401; im dasz-satz:
schau, das nicht mit dem ringe wer fälschlich siegeln gieng!
Logau sinnged. 544 lit. ver.;
ich wüszte nicht, dasz wer über ermüdende monotonie ihrer langen gedichte geklagt hätte Bürger s. w. 178ᵃ Bohtz; 'figur' und 'stattlich' ist immer euer drittes wort, ohne dasz sich wer drum kümmert, wo denn die stattlichkeit eigentlich herkommt Fontane ges. w. (1905) I 5, 147; sagen sie, Medardus, haben sie denn gar keine angst, dasz sie wer bei den Franzosen anzeigt? Schnitzler Medardus (1910) 207; in entscheidungsfragen:
wil kirchen-bilder wer zum ergernüsz anziehn?
den ärgern bilder nicht, die augen ärgern ihn
Logau sinnged. 127 lit. ver.;
eilftausend freunde! hat je wer von einer solchen unzahl gehoͤrt? Cramer Neseggab (1791) 1, 15;
sprachst du schon wen?
H. v. Kleist w. 3, 72 E. Schmidt;
lustig rollt der wagen fort
über stein und brücken;
stand nicht wer an seinem schlag
mit verweinten blicken?
Lenau ged. (1857) 1, 22;
wundert's wen, dasz ird'schen sängern,
die dasselbe zeichen (lorbeer) kränzet,
selten in der liebe leben
ein beglückter stern erglänzet?
Uhland ged. (1831) 300;
hat denn das aber auch schon wirklich wer probiert? Nestroy ges. w. (1890) 2, 6; 'ist ihnen hier wer begegnet?' ... 'keine menschenseele' schreit er zurück E. Hardt gespenster in: Frankf. fr. presse a. sonnt. v. 10. 10. 1948, 3ᵃ; doch auch sonst zuweilen, in gliedsätzen:
ob der rechte rechts-verstand
ie sey worden wem bekant,
ist zu zweiffeln
Logau sinnged. 386 lit. ver.;
es schien ihn fast zu plagen,
als hätt' er wen erschlagen
Bürger s. w. 52ᵃ Bohtz;
mir schien, als käme wer
Grillparzer s. w. 8, 141 Sauer;
die auf der bank werden denken, sie habe wen gesucht Feuchtwanger Simone (1950) 125; hauptsätzen:
wen suchst du denn? du suchest wen!
ich dächte doch, du muszt ihn kennen
Göthe I 16, 354 W.;
verbiete wer was alle wollten,
der hat in's wespennest gestört
ebda 15, 1, 12;
und als ergänzung eines adnominal gebrauchten infinitivs: du wirst es erst noch sehen, was das für ein glück ist, wem zu gehören und wen zu haben Rosegger schr. (1895) III 7, 120. während diesen und auch den unter b dargelegten anwendungen mehr oder minder der makel nachlässiger redeweise anhaftet ('ein nur in den niedrigen sprecharten, besonders Nieder-Sachsens, üblicher gebrauch' Adelung 5 [1786] 173), wird indefinites wer in verbindung mit sonst oder irgend als weniger anstöszig empfunden: ist irgend wer hier numquis hic est? Stieler stammb. (1691) 885;
(im kriege) kan dein gequältes volck, das Mechmet gar verschlingen
und sonst wer dämpfen wil, ob gleich die andacht glimmt,
nicht, wie es sich gebührt, herr, dieses fest besingen
(1692) Gryphius poet. wälder (1707) 798;
du kannst nicht falsch seyn gegen irgend wen
(thou canst not then be false to any man)
Shakespeare 3 (1798) 167;
ein lautes schreien des hundes liesz annehmen, dasz sein besitzer oder sonst wer ihn ... in das vorzimmer zurückgeworfen hatte Gutzkow ritter (1850) 4, 426; 'ist jemand da gewesen?' fragte er. 'ja, onkel, die arme frau, der du das kleid von selig tante schenktest.' 'sonst wer?' Storm s. w. (1898) 2, 177.
b)
die dem sprecher erfahrungsmäszig gewisz ist; eine genaue bezeichnung ist ihm jedoch unmöglich oder er hält sie für unnötig, mitunter wohl auch für unangebracht:
ihr that wer zu leide;
entflogen ist sie
Overbeck verm. ged. (1794) 207;
(Stefano:) ja, es spricht wer hinter mir.
(Oronzio): auszer uns spricht niemand hier
Gotter literar. nachlasz (1802) 409;
sagt es nicht den obrigkeiten,
dasz hier wer sich freuet
Rückert ges. ged. 4 (1837) 136;
unten klimperte wer auf dem klavier Fontane meine kinderjahre (1894) 231; (Suleika:) ha! — da ist ja wer! (Ibrahim:) was ist — was ist —? (Suleika:) da ist wer! (Ibrahim:) was ist wer? da hat überhaupt niemand zu sein Gött edelwild (1901) 52; 'Engelbert, es ist wer da für dich!' O. M. Graf unruhe um e. friedfertigen (1948) 137. zuweilen mit nachfolgender verdeutlichung:
ich glaube, ... du hast dir wen bestellt,
des nachbarn knecht, der dir so gefaͤllt
(1660) Stieler geharnschte Venus 71 ndr.;
es nahet wer. — wer ist so unverschämt,
den wohnsitz meiner ruhe zu verstören?
...
seid ihr es, mutter?
Tieck schr. (1828) 1, 51;
(Elsi:) habt ihr heut besuch?
(Nanni:) noch nicht, allein es kommt wer, liebe mutter.
's hat ein Franzose sich ansagen lassen
durch den bedienten
Immermann w. 17, 120 Hempel;
da klopfte mich wer sanft auf die achsel — es war der abbate Gaudy s. w. (1844) 2, 113; im selben augenblicke hörte man deutlich vom hausflur her, dasz wer eingetreten sei. wirklich erschien auch der briefträger Fontane ges. w. (1905) I 5, 134; 'was gibt's, Annerl?' 'es ist wer da. eine dame ist da, die sich nach Medardus' befinden erkundigt' Schnitzler Medardus (1910) 107.
2)
auf einen angehörigen eines näher bezeichneten personenkreises bezogen. das indefinitum wer kann sich zwar auch ohne nähere bestimmung auf ein mitglied eines bestimmten kreises beziehen (z. b.: geh' wer mit, und bring' die herren hin, wo Hamlet ist Shakespeare [1797] 3, 196), doch findet sich in solchen fällen meist ein verdeutlichendes anglied.
a)
eine genitivische bestimmungsergänzung; so nur vereinzelt bezeugt:
was? mir entgegen stelltest du der menschen wen?
(ἀνθρώπων τίν')
J. H. Voss Aristophanes (1821) 1, 118;
geläufiger mit substantiviertem beiwort, allerdings liegt hier ebensowenig wie bei (et)was anderes, gutes noch ein deutliches genitivverhältnis vor (vgl. jemand anders, bekanntes teil 4, 2, 2302 f.):
thät' es wer anders, wär's nicht erlaubt
Rückert ges. ged. 4 (1837) 176;
der geheilte lahme wuszte es wohl, dasz wer anders als Jupiter und Merkur ihn gesund gemacht hatte Besser bibelstunden 3 (1877) 682; starb wer junges im dorf, ... so liesz er ein groszes begräbnis anrichten Fontane ges. w. (1905) I 1, 179; daher findet sich auch kasusangleichung (vgl. vor jemand anderem teil 4, 2, 2303 sowie die belege bei I. Ljungerud 194): das huhn ist für wen besseren gestopft worden als für uns zwei nasenlecker Rosegger schr. (1895) II 14, 3.
b)
ein präpositional angeschlossenes bestimmungsglied:
ist wer unter uns betrübt
über dem, so er geliebt,
kommt, ich helff euch weinen
Simon Dach 735 Ö.;
schwankt wer von uns, wie Petrus auf den wogen
weinselig auf und ab,
der stütze sich auf des besiegten bogen
als einen festen stab
Langbein s. schr. 1 (²1841) 254;
wollt ihr so gut sein, wen von euren freunden
zu bitten, dasz er sei ein frommer zeuge?
Tieck schr. (1828) 1, 167;
es wäre göttlich, meinte wer aus der gesellschaft Chamisso w. (1836) 4, 241.
3)
umgangssprachlich zuweilen auch als rangbezeichnendes prädikat, er ist wer 'jemand von bedeutung, von einflusz' u. dgl.ein gegenstück zu den älteren wendungen wie das ist schon (et)was, vielleicht auch anschlieszend an sätze des typus lasz einen jeden seyn, wer er ist, so bleibst du auch wol, wer du bist (Aurifaber bei Luther tischr. 6, 364 W.); bis, wer du warest (Logau sinnged. 278 lit. ver.): denn auch ich selber bin einmal wer gewesen und weisz, was über kollegen zu sprechen und zu verschweigen ist Rosegger erinn. e. siebzigjährigen (1914) 46; jatzt bin i wer — i hab' a geld! H. Bahr d. Franzl (1901) 58; seitdem der mann kanzler geworden ist, nimmt er ihn ernst. er wagt es, mir gegenüber zu behaupten, der führer sei wer Feuchtwanger geschw. Oppermann (1948) 119; sie (general) als schweres geschütz wirken am besten aus dem hintergrunde, und wir sind auch wer A. Zweig einsetzg. e. königs (1950) 370.
B.
was.
1)
allgemein, als unbestimmte bezeichnung einer nicht persönlichen grösze,
a)
deren art und individualität der sprecher nicht definit benennen kann oder will.
α)
die grösze ist nur angenommen, ihm nur denkmöglich, nicht erfahrungsgemäsz gewisz. diese anwendung begegnet in der got. bibelübersetzung, im ahd. vornehmlich in der interlinearversion des Tatian, in anderen frühdt. denkmälern nur vereinzelt: nemo quippe in occulto quid facit nioman giuuisso in taugle uuaz tuot Tatian 104, 1 S. (got.: ni manna auk in analaugnein hwa taujiþ Joh. 7, 4 Str.); si quid petieritis patrem in nomine meo, dabit vobis ob ir uuaz bittet then fater in minemo namen, gibit iz iu ebda 175, 1 u. ö.; fone diu uuirdet io mit omnis unde mit nullus allelîcho uuaz geuestenot alde gelougenet fone demo allelichen nomine Notker 1, 542, 24 P.; dem mhd. ungeläufig — iht hatte diese funktion übernommenwird sie erst im neueren dt. wieder üblich, wobei wohl kaum ein zusammenhang mit dem ahd.aus lat. einwirkung erklärlichen (s. PBB. 72, 220) — gebrauch, eher kürzung aus etwas, das seinen anwendungsbereich um den von iht erweitert hatte, anzunehmen ist; auch elliptische sätze des typus ich weisz nicht, was ('irgend etwas') und weiszt du, was? (s. I B 1 c β u. vgl. B. Ringwaldt: derwegen schweig ja, weistu was laut. warh. [1598] 136) konnten die verwendung der kurzform begünstigen:
hot was mir min fridel uzgesant
mir bi dir icht uber lant?
Wiener Oswald 512 (la. hs. W, 15. jh.) Fuchs;
ob das darum beschehen, das sie was gemerkt oder gearkwenet, das ist nit bewist Zimmer. chron. ²1, 134 Barack;
(Jesus,) der du, ehe was geboren,
dir das menschenvolck erkohren
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 418 Fischer-Tümpel;
der zweig hat einen risz, wie ihr hier sehen könnet,
so folgt, dasz er an was gehangen haben musz
Lichtwer schr. (1828) 71 Pott;
du einziges (Ch. v. Stein), das mir glückwünschen würde, wenn ich was lieber haben könnte als dich (4. 3. 1776) Göthe IV 3, 35 W.;
da wurd's (das büblein) müd' gar sehr
und sagt: ich kann nicht mehr;
wenn nur was käme
und mich mitnähme!
da ist das bächlein geflossen kommen
und hat's büblein mitgenommen
Rückert ges. poet. w. (1867) 3, 3;
sollst du was bestellen? E. Wiechert Doskocil (1932) 165. während dieser sowie der unter b dargelegte gebrauch von was statt etwas als 'ein im gemeinen leben aller provinzen häufiger fehler' (Adelung 4 [1801] 1395) gilt, werden die verbindungen irgend was und sonst was als weniger anstöszig empfunden: ist irgend was fursehen im trucken, bitte ich, ein jeder wol das rechtfertigen A. Riesz rechenung (1550) 196ᵃ;
wird irgend was gedacht,
und strafbar aufgeruͤkkt, sie hat den mann gemacht
J. Rachel sat. ged. 18 ndr.;
unsrer fuͤrsten lust und ruh
wachse trotz den cederspitzen;
ja kann ihnen sonst was nuͤtzen,
wohl! gott fuͤg es auch hinzu!
Gottsched ged. (1751) 1, 75;
(ihr wollt erspähen,)
ob irgend was, uns unbekannt, ihn drückt,
das offenbart, zu heilen wir vermöchten
Shakespeare 3 (1798) 195;
insbesondere in umgangssprachlichen wendungen wie: es wird sich schon irgend was finden; ich hätte bald sonst was gesagt.
β)
die grösze ist dem sprecher erfahrungsmäszig gewisz; eine genaue bezeichnung ist ihm jedoch zunächst nicht möglich oder er hält sie für unnötig oder unangebracht: do die edel geselschaft sagen wirt, von den die mit grosser begire vnd willen was begert haben vnnd ein sölches durch ire subtile liste gehabt haben Arigo decamerone 163 lit. ver. (kapitelüberschrift); der wert marckte was an sinem gaste vnnd begunste zu grusene Stolle thür. chron. 177 lit. ver.;
ich hör was vor der thür umbzausen,
ich glaub, der junckherr sey schon drausen
H. Sachs 17, 11 lit. ver.;
das meisterwerk ist vollendet!
aber den glühenden faszt
schnell was, wie zaubergewalt
Klopstock oden 2, 94 M.-P.;
ja es ist wieder was im werke!
Schiller 12, 16 G.;
'hab mir was untergestopft, da kann man's schon 'ne weile aushalten' brummte er (der oft geprügelte knecht) für sich Alexis die hosen (1846) 1, 305; kind, kratz mir ein bissel den rücken, ich glaube, ich habe was aufgegriffen unter euch verfluch — Gutzkow zauberer (1858) 1, 14. zuweilen wird, wie schon einige der voranstehenden belege (z. b. H. Sachs) erkennen lassen, die zunächst indefinit benannte grösze im folgenden näher gekennzeichnet:
edeliu wîp, gedenket
daz och die man waz (in A. dagegen BC: etteswas) kunnen:
gelîchents iuch, ir sît gekrenket
(behandeln sie euch alle gleich, so seid ihr in eurer ehre verletzt)
Walther v. d. Vogelweide 48, 36 Lachmann-Kraus;
geschahs, dass was, ich gläub ein bienlein etwa, sass
auff Libitilla haut; sie hats nicht achten wollen
Logau sinnged. 145 lit. ver.,
mir fällt was ein Gessner schr. (1777) 1, 51; auf einmal raschelt was; eine schlanke gestalt schlüpfte droben aus dem gebüsch Eichendorff s. w. (1864) 3, 364; ich habe noch was auf dem herzen, teuerster, womit ich unterdessen hinterm berge hielt Mörike ges. schr. 3 (1905) 23 Göschen. indefinites was ist landschaftlicher umgangssprache in zahlreichen, meist ein unangenehmes andeutenden wendungen geläufig: eck heff do wat te donn Elberfelder ma. 172; nu will ick ihnen mal was sagen Gebhardt Glaszbrenners berlinisch 57; dâ hewwe'k wat te hêren kreïn da habe ich seltsame dinge, schreckliches, unerhörtes gehört Damköhler Nordharz 223; et is bî allen wat es ist bei allem was auszusetzen ebda; 's hat jeder wo was jeder hat in irgend einer hinsicht irgendwelche sorge Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306; heute krieg' mer noch was es wird regen, ein gewitter geben ebda; es setzt was (prügel) ebda; sich was antun sich das leben nehmen ebda.
b)
deren umfang der sprecher nicht definit begrenzen will oder kann; als bezeichnung einer relativ geringen quantität steht was zwischen alles und nichts (s. auch unter 2):
sume firnamun iz in thaz,   wanta er sekilari was,
thaz hiazi er io then worton   waz armen wihtin spenton
(egenis ut aliquid daret)
Otfrid IV 12, 48 E.;
uellem autem agitare tecum pauca uerbis ipsius fortunę ih uuoltî nû gerno iro selbero uuorto mit tir uuaz chôsôn Notker 1, 58, 9 P. für das mhd. fehlen eindeutige belege; noch am ehesten zu nennen wäre:
duld ich der wandelbæren haz
dâ von, ob ich gedinge hân
ûf lange wernder fröide wân,
daz lâze ich sîn: est âne waz (es ist ohne etwas, d. h. es ist mir nichts)
v. Obernburg in: dt. liederdichter d. 13. jhs. 1, 305 Kraus (hs. C);
erst dem neueren dt. geläufig; insbesondere adverbal in mannigfacher anwendung: darumb sol mann eim jeden menschen was tragen vnd nachgeben, ingedenck, daz mann auch sein schellen klingeln hoͤren muͦsz schöne weise klugreden (1548) 45ᵇ; der mus fruͤ auffstehen, der was lernen wil Friedrich Wilhelm sprichwörterreg. (1577) B 2ᵃ; hat der brief ... gewirkt, ... so läszt sich was hoffen Gerstenberg s. poet. schr. 2 (1794) 56;
und kommt man hin um etwas zu erhalten,
erhält man nichts, man bringe denn was hin,
und glücklich, wenn man da noch was erhält
Göthe I 10, 129 W.;
man musz dem augenblick auch was vertrauen
Schiller 14, 335 G.;
ich gäbe was darum A. v. Arnim s. w. 1 (1853) 136; wenn's dann schief geht und du's mit der angst kriegst, dann steckst du dich hinter Siebenhaar und jammerst ihm was vor Fontane ges. w. (1905) I 6, 4; wo reichtum und armut so ungerecht verteilt sind, musz man da nicht selber suchen, sich was zu verschaffen? Clara Viebig weiberdorf (1905) 152. wo was nicht als einziges objekt erscheint, insbesondere aber neben reflexiven und intransitiven verben, erscheint es als gradadverb im sinne von 'etwas, ein biszchen':
o freund, dein trost erquickt mich was
Fischart w. 1, 20 Hauffen;
lest sich gar keine bitt erweichen,
was zu gedulden, wenn die frist
der zahlung vbergangen ist
B. Ringwaldt laut. warh. (1598) 31;
legt euren gram was nieder,
den schlauen lebens-dieb,
offt haben alte glieder
noch junge freyheit lieb
Simon Dach 458 Ö.;
wir haben was geruht
Gryphius trauersp. 361 Palm u. ö.;
pfui, schäm dich was! Sturz schr. (1779) 1, 103;
und es ward dem pferde zu sauer, da sagt' es zum manne:
sitze was ab, ich bin müde geworden, der ruhe bedarf ich
Göthe I 50, 140 W.;
ihr habt euch was verändert, doch nicht sehr
Uhland ged. (⁶1831) 189;
ähnlich als einschränkendes bestimmungswort vor adjektiven: wann die selben zyt synt die menschen fürsichtig und waz beträchtig ierer werk Steinhöwel Äsop 5 Ö.; waren sie was kleinmütiger als zuvor worden Schweinichen denkw. 268 Ö.;
mein reim ist offt was frey
Logau sinnged. 220 lit. ver.;
liebt er gleich 'was schmierige finger maler Müller w. 1 (1825) 279;
ich stand an seinem sterbebette,
es war was besser als von mist,
von halbgefaultem stroh; allein er starb als Christ
Göthe I 14, 146 W.;
die Heiterethei ist vielleicht was länger O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 332; und adverbien: kamen was zeitlichen an und ruheten wohl aus Schweinichen denkw. 67 Ö.;
erzeige dich ein ander mal
was milters auff ein solchen fall
Spreng Ilias (1610) 271ᵃ;
die uns biszher soofft begluͤckt durch ihren schein
wird wohl was sparsam nun die strahlen auf uns streun
Hoffmannswaldau u. a. Dt. ged. (1697) 2, 39 Neukirch;
herr Marke, dem der vorschlag eben
nicht ganz gefiel, ...
strich was verlegen sich das haar
Immermann Tristan u. Isolde (1841) 255.
von den zahlreichen mundartlichen wendungen nur eine auswahl: vör watt moot watt die gabe oder leistung musz belohnt werden Stürenburg ostfries. 326; beeter wat üs nönt besser was als nichts Möller Sylt 294; dei lüe hebbt nich wat haben nichts, sind arm Böning Oldenburg 152; geff mᵉr wat! dat es jō̜ o'ch alt wa't auch schon was Heinzerling-Reuter Siegerland 311; wenig und was gar nichts Weinhold beitr. z. e. schl. wb. 103; blief noch watt! warte noch ein wenig Stürenburg a. a. o.; ji keerls schullen wat (betont!) supen mäszig trinken Böning a. a. o.; na die leeft was in de kärche; schäm dich was; da hammer was gelacht Müller-Fraureuth obersächs. 2, 642; he is wat slimm er ist ziemlich scharf Dähnert Rügen-Pommern 541; die (äpfel) hier sin was besser, kleener Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306; des haͦb i waͦs gern! das habe ich gar nicht gerne Jakob Wien 214. umgangssprachlich verbreitet ist die redensart hat sich was damit ist es nichts (Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306), bei der wohl ersparung eines partizips anzunehmen ist, hat sich was (geirrt): er will es freilich nich wahr haben und tut immer noch so, wie wenn er zwanzig wäre. ja, hat sich 'was Fontane ges. w. (1905) I 8, 160; chaussee — hoppla, hat sich was mit chaussee! Clara Viebig d. schlaf. heer (1904) 1, 2; sowie den henker was (überhaupt nicht) danach fragen: denn, unerachtet du den henker was nach meinen unsterblichen werken frägst E. T. A. Hoffmann s. w. 14, 149 Gr.; und da tut sich was 'bereitet sich etwas vor, spinnt sich etwas an': wir sind in des satans waschküche, da tut sich was, wogegen alles bisherige nicht zu rechnen ist Gerh. Hauptmann prosa 2 (1956) 105.
2)
eine grösze indefinit als teil eines nebengenannten ganzen bezeichnend (vgl. die belege unter II B 1 b):
a)
mit genitivischer bestimmungsergänzung: numquid pulmentarium habetis? eno habet ir uuaz muoses? Tatian 236, 2 S.;
thaz ih thoh in thera doti uuaz thionestes gidati
themo lieben manne
Otfrid V 7, 41 K.;
im mhd. ungeläufig (wie 1 a und b, s. dort sowie den auf sp. 112 angeführten beleg bei Tilo v. Kulm); danach vereinzelt im älteren nhd., allmählich attributivem gebrauche weichend (s. unter c): ich hab was geschäfftes vorhanden, darumb ich zweyhundert ducaten bedörffte Arigo decamerone 468 lit. ver.;
dieweil du denn des himels glast,
mein Eckart, was gesehen hast
B. Ringwaldt christl. warn. (1589) F 2ᵇ;
habt ihr was neuwer sachen?
thuts uns theilhaftig machen
qu. a. d. j. 1631 bei Opel-Cohn dreiszigj. krieg 290.
geläufig nur in derschon im got. (hwa þiuþis Römer 9, 11 Str.) und ahd. (luziles uuaz Tatian 80, 3 S.) nachweisbarenverbindung mit einem substantivierten adjektiv, die allerdings im neueren dt.ebenso wie die korrektere fügung mit etwas (z. b. etwas gutes) — nicht mehr als genitivisch empfunden wird (vgl. die belege am ende des abschnitts c): waz anders zuͦ sagen (un' altra [novella] dire) Arigo decamerone 154 lit. ver.; was newes erfrewet das hertz Tappius adag. cent. sept. (1545) 7ᵇ; was weiches aber zu versteinern fordert feuer und arbeit Lohenstein Arminius (1689) 2, 17ᵇ; so musz man in bürgerlichen gesetzen was gewisses setzen, was das weib nach des mannes tode haben soll Chr. Wolff vern. ged. v. d. gesellschaftl. leben (1725) 451; die unterhaltung mit einem geliebten bilde, selbst wenn es unähnlich ist, hat was reizendes, wie es manchmal etwas reizendes hat, sich mit einem freunde zu streiten Göthe I 20, 213 W.; da müszte man doch schon was ordentliches einnehmen Fontane ges. w. (1905) I 5, 144; es war licht, wenn er was heiteres und finster, wenn er was trauriges erzählte J. Wassermann d. aufruhr um den junker Ernst (1955) 58. oft dienen solche verbindungen als unbestimmte umschreibungen für delikate dinge und sachverhalte:
landsmann, tröstet ihr
mein weib, wenn mir was menschliches begegnet
Schiller 14, 279 G.;
ich hätte bald was anders gesagt a little and I had blurted out some irreverence Ludwig t.-engl. (1716) 2388; was kleines familienzuwachs oder kleiner gewinn Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306. an festen wendungen begegnen vor allem fügungen des typus was rechts tun (lernen u. dgl.): man dencke doch nur ein mädgen ... von so einen geringen kerl eine hure geheissen zu werden, wanns doch noch was rechts gethan hätte! Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 14 ndr.;
bilde mir nicht ein, was rechts zu wissen,
bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
die menschen zu bessern und zu bekehren
Göthe I 14, 27 W.;
um ihn aber was rechtes lernen zu lassen Wackenroder herzenserg. (1797) 204; wenn ich was rechtes von ihnen (anrede) hören wollte (26. 2. 1832) Pückler briefw. (1873) 1, 86; auch adverbial: seit er (Lenz) hier ist, ist kaum ein tag vergangen, wo er nicht einen oder andern streich hätte ausgeführt ... dafür wird er nun freylich auch was rechtes geschoren (13. 5. 1776) Wieland bei Merck br. 2, 66 Wagner; jetzt ist sie wenigstens noch einmal so viel oder vielleicht erst jetzt was rechtes werth Sömmering ebda 1, 493; der alte M. ... ist ein geiziger rangiger filz, der seine frau im leben was rechts geplagt und eingeschränkt hat Göthe I 19, 52 W.; ähnlich was ehrliches: ich ... streiche was ehrlichs in Thüringen herum Göthe bei Merck br. 1, 93 Wagner; ich habe mich was (ehrlichs) geplagt in meinen leben Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306ᵇ; was tüchtiges: ich bombardiere dich dismal was tüchtiges (14. 5. 1778) Wieland bei Merck br. 2, 140 Wagner; weil es dabei was tüchtiges zu steigen ... gebe Fontane ges. w. (1905) I 4, 50; und was wenigs 'etwas': welcher was wenigs gestudirt Schupp schr. (1663) 734; dasz herr Peregrinus Tysz leider zuweilen was weniges überschnappe E. T. A. Hoffmann s. w. 12, 9 Gr.; schlieszlich verbindungen mit einer steigerungspartikel:
nicht die klugheit allein, noch viel was höhres gebeut uns,
gott gebeut uns
Klopstock Messias (1780) 87;
doch halt! mir fällt
noch viel was bessers bey
Lessing 3, 168 L.-M.;
wenn ganz was unerwartetes begegnet,
wenn unser blick was ungeheures sieht
Göthe I 10, 238 W., u. ö.;
weil er so was feines nicht kenne Fontane ges. w. (1905) I 5, 142; auch in landschaftlicher umgangssprache: ich mechte was recht was verwerrtes verrichta Gerh. Hauptmann Rose Bernd (1904) 74; ganz wat nees, vêel wat bêters Böning Oldenburg 130; janz wat noblet, sehr wat apartet Lasch berlinisch 306.
b)
mit präpositional angeschlossener bestimmungsgrösze:
ther fon imo saget waz, ther suachit io thaz sinaz
(qui a semetipso loquitur, gloriam propriam quaerit)
Otfrid III 16, 19 E.;
erst dem neueren dt. geläufig:
(das buch:) nicht richte was von meinem wesn,
du habest mich denn durchgelesn
B. Ringwaldt laut. warh. (1598) A 1ᵃ (titelblatt);
von solchen sachen schreckens vol
ich euch nu auch was sagen sol
ders., christl. warn. (1590) E 8ᵇ;
dein schmertz ist uͤber-grosz, unsaͤglich ist dein leyd,
drum bin ich nicht so keck, dir iergend wasz von freuͤd
ohn dein erlaubnus ietzt in dieser zeit zusagen
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 48;
ja sie bestrebten sich schon in den zaͤrtsten jahren,
von jeder wissenschaft und kunst was zu erfahren
neue sammlung v. schauspielen (1764) 3 (d. verliebten philosophen 77);
ich höre was von instrumenten tönen!
verflucht geschnarr! man musz sich dran gewöhnen
Göthe I 14, 204 W.;
so entkommst du nicht.
dahinter steckt mir von verkappung was
und meuterei, was weiss ich?
H. v. Kleist w. 1, 411 E. Schmidt;
brummte was von gesindel und bauerlümmel unterm bart Eichendorff s. w. (1864) 3, 7; keiner der zuhörer merkte was davon J. Wassermann junker Ernst (1955) 58. mit anderen präpositionen seltener: sage mir bald was über die erscheinung von Wolffs (26. 3. 1816) Göthe IV 26, 314 W.;
ihr las't gewiss ein griechisch trauerspiel?
in dieser kunst möcht' ich was profitiren,
denn heut zu tage wirkt das viel
ebda I 14, 33;
aber wenn Lenechen so fürs innerliche was hätte, so was für herz und seele (ein heiszes getränk) Fontane ges. w. (1905) I 5, 143. als besondere fügung findet sich so was von bastard u. dgl.:
so was von bastard oder bankert!
der schlag ist auch nicht zu verachten
Lessing 3, 102 L.-M.;
aber so was von arbeit hab ich doch noch nicht gesehn O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 124; ferner der typus was zu sagen haben, was zu tun bekommen:
mit euch, herr doctor, fuͤrstlich gnad
daroben was zu reden hat
Hollonius somnium 15 ndr.;
dasz man zum wenigsten ... was zulachen kriegte Thomasius v. nachahm. d. Franz. 17 ndr.; wo es heute was zu thun giebt Zimmermann einsamkeit (1784) 1, 42; schert euch 'naus, wenn ihr was auszumachen habt Göthe I 8, 7 W.; hast du denn was zu essen und zu trinken bekommen? A. v. Arnim s. w. 1 (1839) 3; wenn man was zum mitbringen hat, dann freut man sich auch Fontane ges. w. (1905) I 5, 138.
c)
attributives was. dieser gebrauch erwächst aus undeutlichen genitivgefügen:
Judas bedutet alle dy
di durch gyrekeit nach hy
unwirdiclichen hazzen
und ir ouch niet gevazzen
di in nicht waz gabe gebn
(1331) Tilo v. Kulm von siben ingesigeln 3769 K.;
allez daz Crist mensch beging
in menschheit di er enphing,
in der mit uns der eren haft
hatte waz gemeineschaft
ebda 5066;
ich ruͤhmte vor was zeit als eine himmelsgabe,
dasz unser oberland so frisches wasser habe
J. Grob dicht. versuchgabe (1678) 94;
seit dem 17. jh. in attributiver anwendung üblich: bisz nun endlich fast kein ort der waͤlt mehr uͤberig, da nicht disz feyr, oder aufs wenigst der rauch wasz schaden gethan Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 00 2ᵇ (vorr.); weillen ich glaube, das ihr wegen ewerer langen reisze woll wasz gelt von noͤhten habt Elis. Charl. v. Orleans br. (1676—1706) 13 Holland; wuͤrtzet es (den hasen im tiegel) mit ingber und pfeffer, reibet was pfefferkuchen dran Amaranthes frauenz. lex. (1715) 718;
ich musz die art erdenken,
um ihr gleich morgen früh was baares geld zu schenken
Göthe I 9, 75 W. (vgl. Lessing 2, 245 L.-M.);
was sekt, Franz!
(some sack, Francis!)
Shakespeare 6 (1800) 264;
auch mundartlich: wat eten etwas essen (subst.) Mi Mecklenburg 105; ich brauch was geld Müller-Fraureuth obersächs. 1, 306; eΧ hǫn wǫs šdø̄p mirən fra̜sən! ich habe was staub müssen fressen! Hofmann Niederhessen 258. dasz indefinites was auch vor substantivierten adjektiven in die rolle eines attributs geriet, erweisen belege wie:
ich heische deinen unterricht in ganz
was anderm, ganz was anderm
Lessing 3, 87 L.-M.;
sagt ihnen ihr genius nur, dasz sie zu was edlerm da sind Herder 5, 571 S.;
im herzen kündet es laut sich an,
zu was besserm sind wir gebohren
Schiller 11, 264 G.;
laszt uns von was anderm reden Göthe I 45, 101 W. (vgl. jedoch: ich will jetzo von was anders reden [dez. 1765] IV 1, 26); zweitens war der vornehme esel auch zu ganz was anderem bestimmt Bettine Günderode (1840) 1, 35.
d)
oft verweist ein vorgesetztes so auf eine bestimmte art, welcher die mit was bezeichnete grösze zugehört; 'etwas von solcher art': so was von so einer frau gesagt zu haben, würde mich toll machen (3. 11. 1767) Göthe IV 1, 129 W.; wer würde mir so was heutiges tages vergeben? Gerstenberg schlesw. lit.-br. 343 lit. denkm.;
so weisz doch der geneigte leser schon,
dasz man so was nennt volkston
Kortum Jobsiade (1799) 1, 2;
so was lautet wie spott Bettine Günderode (1840) 1, 18; dann präsentiert man so was (eine zeichnung) einer schönen demoiselle Gutzkow ritter (1850) 1, 23; da darf nichts von hölle vorkommen; da will ich nich hören, dasz es so was gibt Fontane ges. w. (1905) I 5, 139; aber wenn ich auch sozusagen fester war ... un so was hatte, nu ja, ich hatte so was ebda 120 u. ö.; verstärkt all so was: un wenn man all so was weisz ..., na, denn is es nich so schlimm Fontane ges. w. (1905) I 5, 133. diese umgangssprachlich geläufige verbindung findet sich auch elliptisch, als ausruf der verwunderung: aber was tun der gnä' herr da ... nein, so was ... das wär ja gar nicht nötig! Werfel d. veruntreute himmel (1954) 22; so was! nu so was! Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641 f.
3)
als rangbezeichnendes prädikat. so nach vereinzeltem auftreten im got. (iþ jabai þugkeiþ hwas hwa wisan, ni waiht wisands εἰ γὰρ δοκεῖ τις εἶναί τι μηδὲν ὤν Galater 6, 3 Str.) und ahd. (uuâninte uuaz sin denne siê niêht sint estimantes se aliqvit esse, dvm nihil svnt Notkers gl. 2, 465, 9 P.) erst seit dem 16. jh. üblich (vgl. II A 3): kein prophet gilt was, man hoͤret jn auch nicht inn seinem vatterland Mathesius Sarepta (1571) 4ᵇ;
bistu wat dat wert wol schynn,
wes wat vnd lath einen anderen ock wat syn
Husemann spruchslg. von 1575, nr. 93, 3. 4 Weink.;
ja es waͤre dazumal wol endlich was aus mir geworden Chr. Reuter Schelmuffsky 10 ndr.;
ein kerl, den alle menschen hassen,
der musz was seyn!
Göthe I 5, 1, 141 W.;
mit rechten leuten wird man was
ebda I 14, 219.
auch sachcharakterisierend:
die zeit ist was und nichts, der mensch in gleichem falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle
P. Fleming dt. ged. 1, 30 lit. ver.;
nur eins ist was zu nennen,
das rechte maas der kräfte kennen
Kind ged. (1808) 84;
die jagd ist doch immer was, und eine art von krieg Göthe I 8, 137 W.; die gröszten platten verschollener schlachten, mit ihren helden ad vivum vorgestellt, wurden, nur dasz es was hiesze, für einen groschen hingegeben (26. 3. 1818) ebda IV 29, 109; den wurmfrass und die fäulniss überstreicht man wohl, dass es nach was aussieht, das holz aber wird nicht wieder neu Alexis Roland (1840) 3, 168; die stach sich immerzu un lutschte und lutschte, wie wenn es wunder was wäre Fontane ges. w. (1905) I 5, 138; dat is dog wat! es kann doch etwas helfen Dähnert Pommern-Rügen 541; dat sall nō wat sín was besonderes sein Heinzerling-Reuter Siegerland 311. vorangestelltes so wirkt abschwächend: et was man so wat es war nur mittelmäszig Dähnert a. a. o.; 't is man so wat, dat ik dî dat lât ich lasse es man nur noch so durchgehen Doornkaat Koolman ostfries. 3, 521; dat is man sowat mit sien inkamen es ist nur gering, dürftig; mit mien slapen geit et noch sowat leidlich, einigermaszen Böning Oldenburg 103. prädikatives was erscheint auch mit einem genitiv verbunden: (im krieg) wird der dieb und rauber ein resolvirter wackerer soldat genennet oder noch was hoͤhers Lehman floril. polit. (1662) 1, 476; ein junger mensch, der in seinem sammetpeltze was sonderliches seyn wolte Chr. Weise erznarren (1673) 210; und doch dünkt er sich was rechtes Immermann w. 2, 100 Hempel;
so darf es dich auch kitzeln nicht,
wenn sie was rechts dich heiszen
Rückert ges. ged. 4 (1837) 27;
und weisz auch, dasz du deine Lene für was besondres hältst Fontane ges. w. (1905) I 5, 150; ich habe nun Dörren (zum ehemann). na, viel is es nich, aber es is doch was anständiges ebda 120; ironisch:
ja, jung', ich bin der liebe gott,
und ich regier' die erde!
ich hab's ja immer dir gesagt,
dasz ich was rechts noch werde
Heine s. w. 1, 126 E.;
(Mopsus:)   wir haben ja
die gabel noch.
(Phyllis:)   das ist was rechtes!
Platen ges. w. (1839) 254.
4)
substantiviert; in verschiedener bedeutung:
die zeit ist was und nichts, der mensch in gleichem falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle
P. Fleming dt. ged. 1, 30 lit. ver.;
eigen was
wie gut ist das
teutsche sprichw. (1725) 52;
diese seele, die dich schon liebte, eh sie sich selbst kannte,
wenn oft ein nahmenlos wehmütig was die junge brust schwellte
Wieland Hermann 73 lit. denkm.;
deiner phrasen leeres was
treibet mich davon
Göthe I 6, 25 W.;
bald ist es diesz, bald ist es das;
es ist ein nichts und ist ein was
ebda I 2, 272.
III.
relativum. in derspäter verschliffenenfügung mit so geriet indefinites wer, was ebenso wie welcher, wo und wann (wenn) in die rolle einer gliedsatzeinleitung (vgl. sp. 52).
A.
(so) wer (so).
1)
in verschiedener absoluter anwendung.
a)
als entsprechung von lat. qui-cumque, quis-que.
α)
einen vordersatz einleitend, ohne (αα) und mit (ββ) wiederaufnahme durch eineden nachsatz anknüpfendepartikel.
αα)
dhiz susliihhe so huuer so uuanit, dhazs izs in Salomone uuari al arfullit, filu aboho firstandit hęc omnia quisque in Salomone putat fuisse inpleta, multum errare uidetur Isidor 38, 4 H.; so huuenan so ir findet ladot za bruthlaufte quoscumque inueneritis uocate ad nuptias Monseer fragm. 15, 20 H.; wahrlich, wer mein predigen horet und mein leben siehet, gibet mir das nicht schuld (1537) Jakob Schenk bei Luther br. 8, 120 W.; dasz wer in dasselb samatkuͤszlin hett ein plick thun moͤgen, eitel laͤr stro ... befunden hette Fischart Garg. 20 (la.) ndr.;
wer auf gott sein hoffnung setzt,
findet endlich und zuletzt,
was jhm leib und seel ergötzt
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 355 Fischer-Tümpel;
wer sie (die kunst) halb kennt, ist immer irre und redet viel; wer sie ganz besitzt, mag nur thun und redet selten oder spät Göthe I 23, 125 W.; wer uns auf den straszen begegnete, war uns fremd Steffens was ich erlebte (1840) 1, 176; wer den schritt von der freiheit in den dienst ... einmal getan hatte, war nicht mehr kamerad Hesse d. glasperlenspiel (1943) 1, 306. so in zahlreichen redensarten und wendungen, wobei der wer-satz auf eine allgemeinheit von subjekten weist, auf die sich die folgende aussage bezieht: wer vnrecht thut, wirds auch finden Joh. Agricola sprichw. (1534) A 3ᵃ; wer keglen wil, muͦsz auffsetzen schöne weise klugreden (1548) 32ᵇ; wer vil kan, muͦsz vil thuͦn ebda 140ᵃ; wer zu hoch fliegen wil, felt zu letzt gar in dreck Eyering proverb. 3 (1604) 551; wer A sagt, musz auch B sagen Lehman floril. polit. (1662) 1, 25;
wer boͤses hindern und wehren kann,
und thut es nicht, ist schuld daran
Wille sittenlehre (1781) 110;
wer nicht lesen kann, musz butten tragen (ein sprichwort der weinbergsleute) Schellhorn sprichw. (1797) 12;
wer heute lacht,
wird morgen weinen
Herder 27, 39 S.;
nur wer zu dienen gelernt soll herr sein
R. A. Schröder elysium (1912) 151;
bei rektionsverschiedenheit zwischen übergeordnetem und abhängigem satz zeigt wer die vom verb des gliedsatzes geforderte kasusform: wer nur das nit thet, und wen man daruber betrette, wurde die kai(serliche) maj(estät) darumben straffen lassen (16. jh.) städtechron. 25, 381 (Augsburg);
wem der stärckste bey- wil -stehn,
wen der höchste wil erhöhn,
kan nicht gantz zu grunde gehn
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 356 Fischer-Tümpel;
wem der letzte diesen brief
uebergab, als er entschlief,
sonder ansehn mann's noch weibes,
ist beliehn auf ew'ge zeiten
Müllner dram. w. (1828) 2, 52;
nur wer gewöhnlich war von natur, wem takt und zartgefühl abgingen, konnte so mit behagen das häszliche an's tageslicht ziehen Polenz Grabenh. (1898) 1, 112.
ββ)
schon im älteren dt. wird der voranstehende wer-satz häufig durch eine beziehungverdeutlichende partikel wiederaufgenommen. § 1. durch der (s. auch teil 2, 969f.): so huuer so auh in ernust uuillun uurchit mines fater der inhimilu ist, der ist miin bruᵒder quicumque enim fecerit uoluntatem patris mei, qui in caelis est, ipse meus frater Monseer fragm. 7, 27 H.; souuer der ist, der den strît mit redo uerzeren chan ... ter ist orator Notker 1, 65, 15 P. u. ö.;
er sprach 'swer mir niene tuot,
der sol ouch mich ze vriunde hân'
Hartmann v. Aue Iwein 484 B.-L. u. ö.;
wer auch bej jn in der stat gesessen ist vnd waid vnd wasser mit yn suecht, der sol in stewren, wachten vnd dien, als ander ir purger (1350) urk.-buch z. gesch. d. hauses Wittelsbach 2, 414 Wittmann;
wolan ich schreib, wer hoͤren will,
der butz die nasz vnd schweig fein still
K. Scheit Grobianus v. 115 ndr.;
wer sich auff das wasser begibt
vnd nicht versteht den wind,
wer sich in der lieb befind,
vnd sich nicht recht besinnt,
der frage nur nach Venus-gewalt
Venusgärtlein 6 ndr.;
wer nie sein brot mit thränen asz,
wer nie die kummervollen nächte
auf seinem bette weinend sasz,
der kennt euch nicht, ihr himmlischen mächte
Göthe I 2, 118 W.;
wen wir rufen,
den binden wir in dem geweihten kreis
(whom we raise
we will make fast within a hallow'd verge)
Shakespeare 8 (1801) 37;
wer das sagt, der lügt Fontane ges. w. (1905) I 1, 19; wem das organ fehlt für den sinn der lebensverhältnisse, ... dem bleibt die welt sinnlos, das leben bedeutungslos Nic. Hartmann ethik (²1935) 7; pronominale wiederaufnahme findet sich vor allem, wennder abweichenden rektion des hauptsatzverbs entsprechendneu angesetzt wird; sei es, dasz die konstruktion des übergeordneten satzes einen obliquen casus fordert, wobei der wer-satz gleichsam als 'nominativus pendens' in 'isolierter' spitzenstellung steht: qvicvmqve vvlt saluus esse. ante omnia opus est. ut teneat catholicam fidem souuer gehalten uuile sîn, demo ist durft fore allen dingen, daz er habe diê gemeinun geloûba Notker 2, 638, 18 P.;
swer an rehte güete
wendet sîn gemüete,
dem volget sælde und êre
Hartmann v. Aue Iwein 1 B.-L.;
wer mich (Christum) bekennet fur der welt, den will ich wiederum bekennen fur meinem vatter im himmel; und wer mich verleugnet, den will ich zu schanden machen (1538) Luther br. 8, 331 W.;
wer den goͤttern gehorsam laist,
den pflegen sie auch zuerhoͤren,
wann sich ein vnfall thut empoͤren
Spreng Ilias (1610) 5ᵇ;
wer davon hat, wie ich, gewisse kunde,
mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Göthe I 2, 10 W.;
wer deine lust begehrt, du herrscher grosz,
den darf kein sinnlich freudenbild mehr rühren
A. v. Droste-Hülshoff ges. schr. 2 (1878) 196;
wer an menschen und menschengeschicken stumpf vorübergeht, ... für den ist es (das erschütternde) vergeblich da im leben Nic. Hartmann ethik (²1935) 7; oder dasz der nachsatz den vorangehenden satz nominativisch wiederaufnimmt: quisquis desierit uelle inhabitare in ea, pariter desierit etiam mereri souuen aber nîeht nelustet târinne zebûenne. der neîlet iz ouh nîeht keurêhton Notker 1, 42, 1 P.;
swem sîn kunt diu mære, der sol mich niht verdagen,
wâ ich den künec vinde, daz sol man mir sagen
Nibelungenlied 77, 1 B.-de Boor;
weme gott seine angebotene gnade entzeucht, der ist gnug geschlagen Joh. Arndt christenthum (1619) 1, 407;
wesz sache diese (die vernunft) bey ihr führt, der siegt!
Lessing 3, 163 L.-M.;
wem ... arbeiten dieser art nicht unbekannt sind, der wird mir ... beistimmen Ritter erdk. 1. teil, 1. buch (1822) xvii; wen gott verläszt, der mag den satan bitten H. Steguweit stelldichein der schelme (1937) 94; oder auch, dasz sich oblique casus verschiedener konstruktion in haupt- und gliedsatz finden: wem das glück zu wol wil, den macht es zum narren schöne weise klugreden (1548) 69ᵃ;
mag sein, doch wen kein gut beglückte,
dem droht auch keines guts verlust
Pfeffel poet. vers. (1802) 1, 62;
wen das erschütternde nicht erschüttert, ... für den ist es vergeblich da im leben Nic. Hartmann ethik (²1935) 7. zur pronominalen wiederaufnahme führt auch das streben nach parallelismus von vorder- und nachsatz, besonders in sprichwörtern und wendungen der dichtersprache:
swer (var. wer) selten gewert,
des man an in gert,
der verliust umb die schulde
dicke guoter liute hulde
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 1 Seemüller;
item das deutsch sprichwort: wesz das hertz voll ist, des geht der mund ubir (1521/22) Luther 10, 1, 1, 188 W. (vgl. hierzu Schirokauer in: dt. philologie i. aufrisz 1 [1952] 1057, ferner die 1520 bezeugte variante: wesz das hertz vol ist, des laufft der mund über Joh. Pauli Keisersbergs narrenschiff [1520] 139ᵃ); wer hath, der hat, wer darbt, der darbt (1523/24) Luther 14, 284 W.; denn wer ehe kömmt, der mählt am ersten (1538) A. Lauterbach bei Luther tischr. 4, 165 W.; wer dich kent, der kaufft dich nit schöne weise klugreden (1548) 62ᵃ; wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helffen Eyering proverb. (1601) 3, 445; wen man ledt, den hat man gern ebda 3, 450;
wer gott dem allerhoͤchsten traut,
der hat auf keinen sand gebaut
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 29;
wer wein verlangt, der keltre reife trauben;
wer wunder hofft, der stärke seinen glauben
Göthe I 15, 1, 21 W.;
wem der tag die kniee müd gemacht,
lindes lager breitet dem die nacht
Münchhausen balladen u. ritterl. lieder (³1908) 132.
§ 2. durch derselbe, derselbige:
darumb wer rhu erlangen wöll,
derselbig hie verachten söll
gwalt, ehr und gut
H. Sachs 1, 440 lit. ver.;
wer ausz den beeden zu der frist
an disem vnrath schuldig ist,
oder wer brechen wirdt den eydt,
demselben fuͤg zu alles leyd
Spreng Ilias (1610) 36ᵃ;
wer dich seh also weinen dort,
in leyd vnd kummer an dem ort,
derselb wurd sprechen offenbar,
die ist gewesen, nemmend war,
desz Hectors ehegemahel prächtig
ebda 81ᵃ;
wer aber dis überfuer, der oder dieselben sollen alle mal, und so oft dis beschieht, umb ain gulden gelt gestrafft werden (1648) österr. weistümer 5, 43; so auch in einigen sprichwörtlichen wendungen:
wer allzugaͤch ist zu vnzeiten,
der selbig sol eitel esel reitten
schöne weise klugreden (1548) 92ᵃ;
wer sich in kuͤnsten exercirt,
derselb ein guter meister wird
Eyering proverb. (1601) 3, 530.
§ 3. durch er (ihm, ihn): so huuer so quuidit ... uuort uuidar mannes sune forlazan imo uuirdit quicumque dixerit uerbum contra filium hominis, remittetur ei Monseer fragm. 6, 8 H.;
so wer so nan biruarit,   er guat fon imo fuarit,
er fro fon imo gengit,   so wer so zi imo nendit
Otfrid IV 26, 13 Erdmann;
ez tuot ein leit nâch liebe wê:
sô tuot ouch lîhte ein liep nâch leide wol.
swer welle daz er frô bestê,
daz eine er dur daz ander lîden sol
Reinmar in: minnes. frühl. 162, 36 Lachmann-Kraus;
ich wolt wer freud vergont den freunden
das er alls laid erführ von feinden
Fischart glückhafft schiff 38 ndr. (kehrab v. 503);
so auch im sprachgebrauch der neueren dichtung:
wem aber unglück
das herz zusammenzog,
er sträubt vergebens
sich gegen die schranken
des ehernen fadens
Göthe I 2, 61 W.;
wen du nicht verlässest, genius,
nicht der regen, nicht der sturm
haucht ihm schauer über's herz
ebda I 2, 67;
wesz keuscher jünglingsharfe den wiederhall
du nächtlich einströmst: rasch, aus entzückungen
des hehren traums auffahrend, hebt er
neuen gesang; und der donner donnert
J. H. Voss s. ged. (1802) 3, 76;
wer am tag im todeskrampf erblichen,
nacht hat ihm die falten glatt gestrichen
Münchhausen balladen u. ritterl. lieder (³1908) 132.
β)
weniger oft als einleitung eines einschubsatzes:
fare in aledrati so uuer so io ubil dati
fon mir in alagahe, ioh sih mir ni nahe
Otfrid II 23, 29 K.;
das sachend frowen und man,
wer dar in das tempel kam,
das in kurczer wile vart
sin dúrrú ruͦt gruͤne wart
schweizer Wernher Marienleben 1731 Päpke-Hübner;
auff beide ermel wüsch den rotz,
dasz wer es seh vor vnlust kotz
K. Scheit Grobianus v. 241 ndr.;
Pilatus hefftet oben an
ein vberschrifft, die jedermann,
der bey dem creutz gewesen,
Hebreer, Römer, Griechenland
vnd wer vernunft hat und verstand,
gar wol hat können lesen
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 305 Fischer-Tümpel;
mich pflegt sonst, wer mich kennt, comoͤdie zu nennen
Cronegk schr. 1 (1761) 7;
wehrt nicht ... auch wer unterliegen musz, dennoch sich gegen den räuber? Mommsen röm. gesch. 2 (1874) 280; auszerdem hatte, wer den kampf gegen jene drohenden propheten (des untergangs der kultur) aufnahm, beim bürger gehör und einflusz Hesse glasperlenspiel (1951) 29.
γ)
einen nachsatz einleitend:
er fro fon imo gengit, so wer so zi imo nendit
Otfrid IV 26, 14 Erdmann;
hertzog Ludwig sol Werd unserm herrn dem kaiser überantworten oder wiem sein gnad das schaft (15. jh.) städtechron. 22, 150 (Augsburg);
verflucht sey, der uns unrecht lehrt!
verflucht sey, wer nit strafft und wehrt
H. Sachs 11, 446 lit. ver.;
(die Sachsen) warfen die sturmlaitern an die mauren und beschedigten mit den armbbrost ... und anderer kriegsristung, wen sie möchten Zimmer. chron. ²1, 37 Barack;
o seelig, wer in dieser welt
läszt diesem gaste hausz und zellt
in seiner seel auf schlagen
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 346 Fischer-Tümpel;
bei einem einreissenden uebel hilft wer kann Herder 22, 6 S.;
sie (die lieder) singe, wer sie singen mag!
Göthe I 4, 87 W.;
während bei rektionsverschiedenheit von haupt- und gliedsatz wer in älterer sprache zuweilen der kasusforderung des hauptsatzes entspricht
(thiu fruma ist hiar irougit,   so uuemo iz ni giloubit
Otfrid I 15, 32 K.),
zeigt es im neueren dt. den der konstruktion des gliedsatzes entsprechenden kasus (die fälle mit pronominaler stütze im voranstehenden hauptsatz s. unter III A 3): auff das wir noch eine weile gute zeerlinge bleiben und lassen neerlinge und wehrlinge sein, wer lust dazu hat odder kans nicht umbgehen Luther 19, 655 W.;
nemet mir gefenchlich an
...
die cuplerin und wer darbey
verwant in diesem handel sey!
H. Sachs 2, 17 lit. ver.;
nun ist vnd bleibt entwendet
...
nach wem ich abgesendet
... manchen zaͤhr
Spee trutznachtigall 66 ndr.;
schöner Evagoras, du du ...
fesselst, wer dich erblickt
Herder 26, 27 S.;
grüsze Petersen, Azel, Abel etc. und wer noch sonst meinem herzen theuer war (19. 6. 1783) Schiller br. 1, 136 Jonas;
der ist nicht todt,
der rühmlich schlieszt; gestorben ist noch lebend,
wes stirn die schande brandmahlt
Tieck schr. (1828) 1, 52;
im weine suche heil nie, wen ach! die liebe berauscht!
Platen ges. w. (1839) 79;
könige sind, wen die Römer wollen Mommsen röm. gesch. 2 (1874) 56.
b)
mit starkem hervortreten des konzessiven sinnes, 'wer auch immer'.
α)
einen vordersatz einleitend:
so uuer so in lante ist furisto,   thes ist er herosto
Otfrid I 27, 56 K.;
swer sîn vater wære, er mac wol sîn ein helt guot
Nibelungenlied 1752, 4 Bartsch-de Boor;
wer darausz kreucht, wöll wir erschrecken,
er sey geleich wer und er wöll
H. Sachs 2, 30 lit. ver.;
drumb, frommer Christ,
wer du auch bist,
sey gutes muths und lasz dich nicht betrüben
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 328 Fischer-Tümpel;
bleibt! wer es auch möge seyn,
sagt, dasz wir des grafen harren
Müllner dram. w. (1828) 2, 23.
β)
einen einschubsatz: uuante suer dîe sint, dîe sîe (dilectionem) uuârlîcho habent, dîe brinnent in iro herzen per amorem Williram 138, 4 S.; sagt doch ... den edelleuten und wer sie sind, dasz man nicht kann pfarrherrn malen, wie sie gerne wollten (1537) Luther br. 8, 98 W.; wenn nun derselbte ... zu Caschaw angelanget, wird er fürs andere sich bey dem obersten oder wer diese zeit dessen stelle ... vertriet, üblicher observantz nach anzugeben ... wiszen (1618) acta publica 1, 4 Palm;
es hebe wer da will derselben ruhm empor!
Hoffmannswaldau u. a. Deutschen ged. (1697) 2, 61 Neukirch;
so thue, wers
auch immer ist, sein schlimmstes oder bestes!
Lessing 3, 151 L.-M.;
der kaiser ... habe strenge weisung gegeben, niemanden, es sei wer immer, vorzulassen Feuchtwanger d. falsche Nero (1947) 308.
γ)
einen nachsatz: (der kaiser) uerbivtet alle zolle ... von swem si vfgesetzet sint, daz sies abe sin (Mainz 1235) altdt. originalurkunden 1, 13 Wilhelm; wan hinfür ain pfaff ettwas unrechtz tuͦt, dem wellen sie sein recht lassen ton oder wegjagen und sein pfrienden verleichen, wiem sie wellen (um 1525) städtechron. 25, 180 (Augsburg); aber las wasschen wer da wesscht, die wellt ist welt (1530) Luther 30, 2, 552 W.;
es glaub' es wer da will
Stoppe Parnass (1735) 27;
die kunst zu schaden treibe wer da will
Pfeffel poet. vers. (1802) 9, 26;
wenn das so weitergehe, zögen sie es vor, sich auf seite des prätendenten Nero zu schlagen, sei der wer immer Feuchtwanger d. falsche Nero (1947) 227.
c)
lat. siquis entsprechend (vgl. konditionales welch teil 14, 1, 1355 sowie der teil 2, 972f.).
α)
einen vordersatz einleitend: si quis manducaverit ex hoc pane, vivet in aeternum so uuer so izzit fon thesemo brote, lebet in euuidu Tatian 82, 10 S.;
swer si dicke berte,
si wrde (!) wol zehe
dt. ged. d. 12. jhs. 145 Massmann (Pilatus 4);
wer von dir borgen wil, nicht kêre dich abe Matthias v. Beheims evangelienb. 16 B. (Matth. 5, 42: volenti mutuari a te ne avertaris);
ich zitert vor angst vnd vor jamer!
ich glauͤb, wer mich gestochn het,
kein pluͤtz dropffen ich geben thet
H. Sachs fastnachtsp. 74, 199 ndr.;
lust hat sein zil
wer drüber tritt
nur einen schrit
wirt vnlust drausz
Forster fr. teut. liedl. 67 ndr.;
wer dir saget, das trinken sei wider die pflicht, so glaube du's nicht!
Rückert ges. ged. 4 (1837) 159;
wer das bett machen wollte, muszte das von auszen thun O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 306; meist im nachsatz wiederaufgenommen durch (d)er: si quis detrahat his superbis s. regibus tegmina uani cultus, iam uidebit intus dominos ferre artas catenas souuer dîen abazihet, daz sie ûzenân zîeret, taz chît, ter sie innenân chunnet, ter gesihet sie hêrren mit chetennôn in scalches uuîs kebundene Notker 1, 245, 11 P. (ähnlich ebda 270, 2);
swer einen vogel hæte
der mit sange dur daz jâr
sînen willen tæte,
dem solte er underwîlen zuo dem vogelhûse sehen
Neidhart 84, 32 H.-W.;
wer selbst ausleger seyn kann, braucht der kunstrichter? Gerstenberg recensionen 108 lit. denkm.;
wer vernimmt mich? ach, wem soll ich's klagen?
wer's vernähme, würd' er mich bedauern?
Göthe I 2, 92 W.;
gewisz, wem es gelänge, auf solche weise ein geliebtes vaterland zu schildern, ... der würde ... ein hinreiszendes dichterwerk ersonnen haben Tieck schr. (1828) 4, 16; im älteren dt. auch durch so oder da: suuer fore unchrefte ûfirstân nemuge, ih meîno, ube er carnem den lîchamen nemuge frenare gebrittolon, sô helfe imo got Notker 2, 150, 20 P.; swer oͮch vnder inen sinú guͤter allú alder ein teil verkoͮffen wil, dú sol der nechste frúnt von sibschaft des ersten koͮffen (1238) altdt. originalurkunden 1, 20 Wilhelm;
swer sô vaste gearbeitet,
daz sîn herze sich bereitet
in den himel mit gedenken,
so beginnent sich diu wort krenken
Lamprecht v. Regensburg tochter Syon 3581 Weinhold;
wer was anfahet ... so muͦsz er es gott walten lassen schöne weise klugreden (1548) 93ᵃ; aber wer in seiner suͤnde verhertet ... da ist kein huͤlff ... mehr Mathesius Sarepta (1571) 11ᵃ; wer auff einer werckstatt arbeit vnd gehet davon, so siehet man ... was gearbeitet ist worden Lehman floril. polit. (1662) 1, 46; sowie durch das:
swer iuch mit lêre bestât,
deist ein verlorn arbeit
Hartmann v. Aue Iwein 202 Benecke-Lachmann;
swer iuch nû des
baz verrihte denn ich,
daz sol niht beswæren mich,
wand ich in sîn wol gan
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 43900 Seemüller;
wer mich darumb straffen will,
das müt mich wärlich hertte
liederb. d. Hätzlerin 75 Haltaus;
wer gaͤhling reich wirt, das nimpt kein guͦt alter schöne weise klugreden (1548) 147ᵇ;
wer (wenn ein teil) denn obleg in diesem fechten,
das het das ander heer zu knechten
H. Sachs 1, 224 lit. ver.;
wer braunellenwasser haben kan, das ist besser weder fliessend wasser Gäbelkover artzneybuch (1596) 1, 154; ähnlich noch vereinzelt im neueren dt.:
wem leben jeden wunsch verleiht,
o seht, wie all das schnell zerstiebt!
Rückert ges. ged. 4 (1837) 351.
β)
einen einschubsatz: ut si quis ex ipso manducaverit hier ist leib fon himile nidarstiganter, thaz so uuer fon themo selben ezze, ni sterbe Tatian 82, 10 S.; auch wart ... befolhen, ... daz yderman, wer daz vermochte, seinen harnasch bestellen und haben solte und wer vor armutt nit ein pantzer vermochte zu kauffen, daz derselb ein eisenhut oder sust ein were haben solte (1440) städtechron. 3, 384 (Nürnberg); so ist die ... trunckenheit in ein solchen schwanck komen, dasz vnser leben ein lauter voll sauffen worden, vnd wer nicht ein weinschlauch sein will, zu keiner geselschafft gehen ... muͦsz K. Scheit Grobianus 5 ndr.;
man neide nicht zu sehr die dir vertraute wuͤrde;
du bist, wer es bedenckt, mehr des bedaurens werth
Besser schr. (1732) 1, 78;
soll, der im himmel wohnt, vergebens richter seyn,
schandthaten uͤbersehn, und wer ihn trotzt, verzeihn?
Giseke poet. w. (1767) 8;
eine gewalt, der selbst, wer wollte, nicht widerstehen kann Göthe I 46, 37 W.; ein schlichter bürger aus Kaarst hat auf Napoleons kriegshut, wer denselben erobert, 50 taler gesetzt Köln. zeitg. a. d. j. 1870 bei Andresen sprachgebr. u. sprachrichtigkeit i. dt. (¹¹1923) 246.
γ)
als einleitung eines nachsatzes:
êst unmâzen guot,
swer gein wîben tar gesprechen
Neidhart 73, 7 H.-W.;
zwǎr mir ist ye gewesen laidt,
wer eüch versert mit seiner valschen zungen
liederb. d. Hätzlerin 79 Haltaus;
du sihest werlich scheuslich gnug, wer sich fur dir furchten wollt Luther 31, 1, 100 W.;
vor aller forcht solt hüten dich:
auch hoͤren zuͦ mit gantzem fleisz,
wer schendtlich zotten sag vnd reisz
K. Scheit Grobianus v. 278 ndr.;
und ist noch groses gluͤck, wer da ein brett erhaͤlt
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 72;
ehrlicher nahme! — wahrhaftig eine reichhaltige münze, mit der sich meisterlich schachern läszt, wers versteht, sie gut auszugeben Schiller 2, 25 G.; gewisz ist in Rom alles zu studiren, wer sinn und trieb hätte (18. 1. 1787) Göthe IV 8, 142 W.; und da erfährts die ganz stadt, wers noch nicht weisz! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 370;
die runzen im gesicht, die macht sie alle glatt
und hilft, wer keinen zahn in seinem munde hat
volksschausp. 281 Abele-Hartmann;
oft in sprichwörtlichen wendungen: schweigen ist ein kunst wers kan schöne weise klugreden (1548) 101ᵃ; das creutz ist nit boͤsz, wers fassen oder tragen kan. das leiden ist heilig, wers kan ebda 58ᵃ; es ist kein gesatz, es hat ein loch, wer es finden kan Lehman floril. polit. (1662) 1, 291. wie schon einige der vorstehenden belege erkennen lassen, liegt oft ersparung eines nicht mehr gesprochenen nachsatzes vor:
weiber gemuͤt, herrn gunst, aprillen wetter vnd federspil
verkeren sich offt, wers mercken wil (dem sei es hiermit gesagt)
schöne weise klugreden (1548) 74ᵃ;
drumb hat er (der verfasser) disz sein ander spiel
newlich geticht, wers lesen wil
vnd hat es selbst aus seim latein
in deutsche sprach vertolmetscht fein
Hayneccius Hans Pfriem 13 ndr.;
sanct Medard ist ein maͤder, vnd das er nicht regen trag, er regnet sonst viertzehen tag, vnd noch mehr wers glauben mag Fischart aller praktik grossmutter 19 ndr.;
ich bin ein armer mann,
schätze mich aber nicht gering:
die armuth ist ein ehrlich ding,
wer mit umgehn kann
Göthe I 3, 306 W.;
Horn, der junge, ist schöner an einem fingerglied
als ich am ganzen leibe, wer uns beisammen sieht
Rückert ges. ged. 3 (1837) 500;
die uhr hat schon zwölf geschlagen, wer's wissen will umgangssprachlicher beleg bei Andresen sprachgebr. u. sprachrichtigkeit i. dt. (¹¹1923) 246 (ebda weitere, auch literar. belege).
d)
die gelegentliche ersparung des nachsatzes gibt dem konditionalen wer-satz zuweilen das gepräge eines wünschenden ausrufs (vgl. wenn I B 3): ja wer auch ein messer zu trinschiren darbey hette und eine gute kanne wein zu trincken, ... das wehre noch besser Prätorius philosophia colus (1662) 26;
denn beyde sahn an deinem fleisze
ein labsal ihrer klugen brust,
und wuͤnschten oftmals um die wette:
ach! wer ihn doch zu eigen haͤtte!
Gottsched ged. (1751) 1, 163;
(wirt:) den soll der teufel holen,
den dieb! wer ist's? geschwind!
(Sophie:) wer's wüszte!
Göthe I 9, 79 W.;
die welt ist so schön! ... wer's genieszen könnte! (juni 1771?) ebda IV 1, 263; die dirnen ... nickten gar freundlich ... und winkten mit der hand, als ob ich zu ihnen kommen sollte — ja, wer nur zeit und musze gehabt hätte Gaudy s. w. (1844) 2, 64; der kleine blonde krauskopf aber sagte: wer ein pascha von drei roszschweifen wäre! O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 427; ja, sagt' er (der anführer der schauspieler), wer nur ein sauberes stück hätte, ein mysterium oder ein mirakel; denn meinen ganzen packen skripturen hab' ich in Cambrai liegen lassen Heyse ges. w. III 3, 7 Klemm; vereinzelt auch eines indikativischen: wer doch so da sitzen und sein luftschlöszchen gemächlich nach herzens-gefallen ausbauen kann! maler Müller w. (1811) 2, 3.
e)
zuweilen ist wer auch auf eine bestimmte einzelgrösze bezogen; 'derjenige, welcher'.
α)
einen vordersatz einleitend, auf eine im folgenden genannte grösze bezogen. dieses determinative wer dringt offensichtlich in den anwendungsbereich von der vor (vgl. der iu mære bringet, daz bin ich Walther 56, 15 L.-Kr.), wobei auch der I A 1 a γ erörterte typus der rhetorischen frage von einflusz sein kann (wer singet uns den sumer niuwiu minneliet? daz tuot mîn her Trœstelîn Neidhart 85, 33 H.-W.). wenn auch dieser gebrauch schon ansatzweise im ahd. begegnet (vgl. etwa so uuenan so ih cusse ther ist iz Tatian 183, 2 S.), so wird er doch erst dem neueren dt. geläufig. noch bei Schiller finden sich nebeneinander der uns unterdrückt, ist unser kaiser und wer uns bezahlt, das ist der kaiser (s. Andresen sprachgebr. u. sprachrichtigkeit i. dt. [¹¹1923] 245). zu diesem satztyp führt offenbar das bestreben, spannung zu erregen, dem hörer erst im nachsatz (in betonter endstellung!) die fragliche grösze zu nennen: wer vom himmel gefallen zu seyn glaubt, ist Essex Lessing 10, 55 L.-M.;
da stund das rädchen;
wer nicht spann, war Kätchen
Musäus moral. kinderklapper (1788) 35;
ich war beim vortrab, auf den Hackelhöh'n,
...
doch wen ich nicht gefunden, war der marschall!
H. v. Kleist w. 3, 47 E. Schmidt;
wer nicht nachkam, war Sigune Vischer auch einer (1879) 1, 368; oft durch das wiederaufgenommen (vgl. den obgenannten Schiller-beleg): da legte er die pfote ins fenster, und als sie (die geiszlein) sahen, dasz sie weisz war, so glaubten sie, es wäre alles wahr, und machten die thüre auf. wer aber hereinkam, das war der wolf kinder- u. hausmärchen 19 Neuburger; aber wer nicht kam, das war er Brentano ges. schr. (1852) 5, 193; und gestern früh ..., wer da ... an des försters fenster pocht, als wär nie nichts passiert — das ist der Stein O. Ludwig ges. schr. (1891) 3, 13; meine frau sucht indessen bei euch, dann im dorfe haus für haus. wen sie nicht findt, das ist die Marie ebda 3, 22; und wer ihn hatte arm bleiben lassen bei all seiner arbeitsmühe und emsigkeit, das war Kaddri W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 121; so auch niederdeutsch: man wen nich kamm, dat was min leiw Ponto J. Brinckman plattdt. w. (1924) 5, 116.
β)
als einleitung eines nachsatzes, anschlieszend an vorausgehendes als:
ungeweihter ist keiner, als wer von dem morde den wahn wähnt,
ihr (der göttin) zu opfern, zuck' er das schwert
Klopstock oden 2, 86 M.-P.;
niemand tritt in unsern kreis, als wer gewisse talente aufzuweisen hat Göthe I 25, 1, 129 W. (ähnlich ebda IV 27, 220); ich lasz keinen mehr neben mir sitzen, als wer vor gott und den menschen meiner ist O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 349; wer mehr kann als nur eines, kann auch unter diesem mehreren das einzelne meist besser, als wer nur eines kann Pinder d. dt. kunst d. Dürerzeit (1939) 193. seltener findet sich wie wer 'wie einer, der': und so gingen sie denn ... mit einander nach dem pfarrhause; der sohn mit beklommenem athemholen, wie wer die pforte seines glückes noch erst öffnen geht Storm s. w. (1898) 7, 82.
2)
mit folgender ergänzungsbestimmung.
a)
im genitiv (s. auch Behaghel dt. syntax 1 [1923] 370):
so uuer manno so giloufe zi themo heilegen doufe,
hiar mag er lernen ubaral, uuio er gilouben scal
Otfrid I 26, 5 K.;
swer guoter des gert,
dern wirt es niemer entwert
Hartmann v. Aue Iwein 6003 Benecke-Lachmann;
wer ir gesindes zemargte kam,
vil bœser mæren er vernam
Boner edelstein 89 Pfeiffer (53, 11);
im neueren dt. nur noch in dichterischer einzelanwendung:
wem ich der sterblichen die lippen küsse,
dem tönt die welt ein göttliches gedichte
Tieck schr. (1828) 4, 431.
b)
präpositional angeschlossen: wär vnder vilen der wirdigest ist ex pluribus quis dignissimus Maaler teutsch spraach (1561) 481ᵈ;
wer ausz den beeden zu der frist
an disem vnrath schuldig ist,
oder wer brechen wirdt den eydt,
demselben fuͤg zu alles leyd
Spreng Ilias (1610) 36ᵃ;
wen es (das los) wird treffen vnder euch,
derselbig streit ohn alle scheuch
in krafft vnd ritterlicher woͤhr
fuͤr sich vnd das gantz griechisch heer
ebda 86ᵇ;
die kriege führt regelmäszig eine einzelne gemeinde, die von ihren nachbarn wen sie kann ins interesse zieht Mommsen röm. gesch. 1 (1856) 116.
3)
mit vorangehendem bezugswort, auf dem wege zum 'individualrelativ' (s. Behaghel dt. syntax 3 [1928] 720 und vgl. die entwicklung von ndl. wie, engl. who, dän. hvem).
a)
zufrühest und am häufigsten mit pronominalem bezugswort.
α)
er, ihr u. dgl.:
er blider thanauuanta, so uuer so zi imo nandta
Otfrid III 14, 78 K.;
er ist sælic swer (var. der) sich von ir verret bî der zît
Neidhart 95, 29 H.-W.;
wol im, swem si (kuscheit) wirt gegeben
passional 291, 18 Köpke;
(hat) ihme ausz den banden geholffen, ihre kleider jhm angelegt und jhn (an wessen statt sie im gefaͤngnusz geblieben) also erloͤset Moscherosch gesichte (1650) 2, 300; ach wie schwer kompt es einen an, und blutlichen saur wirds ihm, wer mit ... falschen ... leuten uͤber land solle reisen oder in regimenten mit ihnen rathschlagen Schupp schr. (1663) 835;
Tell! Hermann! Klopstock! Brutus! Timoleon!
o ihr, wem freie seele gott gab,
flammend in's eherne herz gegraben!
Stolberg ged. (1821) 1, 19.
β)
der:
ther uuizod lerit thare, in cruzi man then hahe,
so uuer so in urheize sih sulihes biheize
Otfrid IV 23, 28 K. (vgl. thie so uuer so ebda II 19, 17);
augurales uero alites ante currum delio constiterunt. uti quis uellet uectus ascenderet tô uuâren garo ze Apollinis reîto sîne uuîzeg fogela. rabena unde albisze. den zefûorenne. sôuuer mitefaren uuolti Notker 1, 720, 18 P.; daz der, wer dann unser und dez richs burgraf zu Frideberg ist, einen schepphen wele (1332) urkb. d. st. Friedberg (Hessen) 116 Foltz;
der ist eyn narr durch all syn bluͦt
wer hyndern will eyns andern guͦt
vnd er zuͦ woͤren vnder stat
do von er doch entphoht keyn schad
Seb. Brant narrenschiff 101 Z.;
alle suͤnde seynd dem nicht zu schwer, wer darinnen aufferzogen Lehman floril. polit. (1662) 2, 765;
o es weisz der
nicht, was es ist, sich verlieren in der wonne!
wer die religion, begleitet
von der geweihten musik,
und von des psalms heiligem flug, nicht gefühlt hat!
Klopstock oden 1, 191 M.-P.;
wehe dem, wessen scheuren dann nicht voll ... sind! Immermann w. 3, 80 Hempel;
nur dem, wer fällt im kriege,
sei, wenn er kommt, von uns willkomm gesungen
Rückert ges. poet. w. (1882) 1, 15;
nur der erfüllt sich nie,
wem sonder klang und klingen
gerät die erdenspur
qu. a. d. j. 1937.
γ)
ein: uuas giuuon ther grauo zi forlazzanne einan themo folke fon then notbentigon, so uuenan sie batin (consuerat preses, dimittere populo unum ex vinctis, quemcumque petissent) Tatian 199, 1 S.;
vnd kan sich einer bald versteigen,
wer all zu klug wil sein am reigen
Hayneccius Hans Pfriem 15 ndr.;
der arme Daͤfftle thut auch so klaͤglich ..., dasz einer, wer den zustand mit ansiehet, sich des weinens unmöglich enthalten kan Chr. Reuter ehrl. frau Schlampampe 119 ndr.
δ)
niemand, jeder(mann), alles: auch wart den vierteilmeistern befolhen, ihren haubtleuten zu sagen, mit iren untertannen zu bestellen daz yderman, wer daz vermochte, seinen harnasch bestellen und haben solte (1440) städtechron. 3, 384 (Nürnberg); lobt sie doch jederman wer nur euangelisch ist Vogelgesang-Cochläus Joh. Huss 23 ndr.; jhener so im sattel sitzet, muͦsz reich bleiben, dann jederman wer etwas hat, tregt zuͦ, dasz er nit verderbe schöne weise klugreden (1548) 61ᵇ;
ich niemand recht bescheide,
wers nit hat selbst erkandt
Spee trutznachtigall 24 ndr.;
es sieht ein jeder wol, wer nicht am sinne matt
J. Grob dicht. versuchgabe (1678) 22;
möchte doch jeder so fallen, wer solche thaten beginnet!
J. H. Voss Odyssee 2 B.;
dabey wünschte ich, dass es niemand, wer es falsch auslegen könnte, zu sehen kriegte (1. 11. 1768) Göthe IV 1, 169 W.;
hier hervor
drängt das chor;
alles flieht,
wer sie sieht
ebda I 2, 27;
Karl sah niemand, wen er nicht ausdrücklich rufen lassen Ranke bei Andresen sprachgebr. u. sprachrichtigkeit i. dt. (¹¹1923) 244 (ebda 244f. weitere belege).
b)
auf ein substantiv bezogen; so zufrühest im nd. (s. auch Behaghel dt. syntax 3 [1928] 720f.): greve Aleff van Cleve, wes moder was ein erffdochter van der Marke d. münsterischen chron. d. mtas. 1, 185 Ficker; hochdeutsch nur vereinzelt: o narr yn diser nacht, so reissen die tüffel dein seel von dem leib, wesz ist dein guͦt Joh. Pauli Keisersbergs narrensch. (1520) 135ᵇ; darausz ein jeglicher bawr, wer nur lesen kan, wol vernimpt, das es eitel geticht ist Vogelgesang-Cochläus Joh. Huss 12 ndr.; dise verfluchte schrifftlinge, so lang ein fuͤrst im leben ist, koͤnnen mit hoͤhnischen anzuͤgischen worten und reden nicht aufhoͤren; nach wessen tod allererst das bartscheren recht angehet und er noch mehr musz herhalten und sich leyden Moscherosch gesichte (1650) 1, 589.
B.
(so) was (so).
1)
in verschiedener absoluter anwendung.
a)
als entsprechung von lat. quodcumque, quaecumque, quidquid; 'alles, was'.
α)
einen vordersatz einleitend, ohne (αα) und mit (ββ) wiederaufnahme durch eine den nachsatz anknüpfende partikel.
αα)
quodcumque volueritis petietis, et fiet vobis so uuaz so ir uuollet bittet, inti uuirdit iu Tatian 167, 6 S.; erst in neuerer zeit häufiger: vnd was ein yeder derglychen darzu kan erdencken, nimpt lange wil (1522) Seb. Meyer ernstl. ermanung 55 Schottenloher;
du bist weis und voll verstandes,
was geheim ist, ist dir kunt
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 311 Fischer-Tümpel;
was lauffen kan, entflieht
König ged. (1745) 9;
denn, was man schwarz auf weisz besitzt,
kann man getrost nach hause tragen
Göthe I 14, 92 W.;
was ich etwa über auswärtige politik dachte, ... war im sinne der freiheitskriege, vom preuszischen offizierstandpunkt gesehn Bismarck ged. u. er. 1, 20 volksausg. in zahlreichen sprichwörtlichen wendungen: was geschehen ist, ist geschehen schöne weise klugreden (1548) 45ᵇ; was bald anfleugt, fleugt bald ab ebda 167ᵇ; was dich nit brennet, soltu nit leschen ebda 70ᵃ u. ö.; was wasser gewesen, wird widerumb wasser Eyering proverb. (1601) 3, 429;
was das kind nicht mag,
koͤmpt in der ammen krag
ebda 3, 411;
was der mann kan,
zeigt der wein an
Lehman floril. polit. (1662) 3, 466.
ββ)
meist wird der vordersatz durch eine partikel wiederaufgenommen (vgl. III A 1 a α ββ). § 1. durch das: quicquid nunc amat inuicem ... geret bellum continuo souuaz nû geminne ist, taz peginnet sâr fehten Notker 1, 125, 13 P. u. ö.;
swaz joch der maget tohte,
daz wart vil schiere bereit
Hartmann v. Aue armer Heinrich 1020 Paul;
was gott pflantzt, das bleybt fur wind und gewesser, was gott nicht pflantzt, das wird ausgerodt und vergeen (1525) Luther 18, 463 W.;
was ir urteylt, das will auch ich
H. Sachs 2, 14 lit. ver.;
was niedrig ist, was tugend ehrt,
was busse thut und sich bekehrt,
das pflegt er zu erwehlen
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 345 Fischer-Tümpel;
allein mir scheint, was herzen redlich fühlen,
mein süszer freund, das soll man nicht befeilen
Göthe I 2, 17 W.;
was nicht schwer
der mann erringt, das hält er auch nicht theuer
Tieck schr. (1828) 1, 65;
was die chemischen laboratorien der weinblätter fabrizieren, das sammelt die schwellende, reifende beere H. v. Zobeltitz der wein (1901) 11ᵇ. in zahlreichen sprichwörtlichen wendungen: was dich nit angeht, das gere nit zu wissen. was dich nit brent, das blasz nit. was dich nit juckt, das kratz nit Seb. Franck sprichw. (1541) 1, 7; was drei wissen, das erfaren hundert. was du allein wilt wissen, das sag niemand schöne weise klugreden (1548) 47ᵃ; was nit in eim ist, das bringt auch niemand ausz jm ebda 39ᵇ; was betruͤbt, das liebt Friedrich Wilhelm sprichwörterreg. (1577) F 1ᵇ; aber es ist ein wahr sprichwort: was zum teuffel wil, das laͤsst sich nicht auffhalten (1587) volksb. v. dr. Faust 12 Petsch;
was die alten sungen,
das pfeiffen jetzt die jungen
Eyering proverb. 3 (1604) 413;
was der nuͤchterne denckt, das redt der volle ebda; was nicht ist, das kann werden Hebel w. 2, 64 Behaghel; was einer weinet, das pisset er nicht Binder sprichwörterschatz (1873) 211. entsprechend, jedoch seltener, findet sich wes ..., des ...:
swes leben ich lobe, des tôt den wil ich iemer klagen
Walther v. d. Vogelweide 85, 9 Lachmann-Kraus;
wes si neur pät, des wär ich fro
Oswald v. Wolkenstein 67, 4 Schatz;
wes das kind bedurfte, des wurd' es alles gewährt
Rückert ges. ged. 3 (1837) 498.
eine wiederaufnehmende partikel erscheint besonders erforderlich bei rektionsverschiedenheit zwischen haupt- und gliedsatz (vgl. auch einige der oben genannten sprichwörter sowie die belege unter III A 1 a α ββ): hic igitur quicquid contra spem uideas geri. rebus quidem rectus ordo est souuaz tu hîer in uuerlte gesihest uuider dînero gedingi geskehen, taz ist allez rehtiu reisunga dien dingen Notker 1, 284, 23 P.;
swaz kriuchet unde fliuget
und bein zer erde biuget,
daz sach ich unde sage iu daz:
der keinez lebet âne haz
Walther v. d. Vogelweide 8, 32 Lachmann-Kraus;
swaz mir gap min muoter
des sol vil wênic von mir komn
ez gê ze schaden odr ze fromn
Wolfram v. Eschenbach Parzival 156, 30 Lachmann;
doch swes iu sî gedâht,
daz sagt uns an diser stunt
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 32867 S.;
ring, ketten, was man haben sold,
desz hab wir als den überschwal
H. Sachs 1, 434 lit. ver.;
doch kann bei der formgleichheit von nominativ und akkusativ die wiederaufnahme auch noch im neueren dt. unterbleiben:
daran erkenn' ich den gelehrten herrn!
was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,
was ihr nicht faszt, das fehlt euch ganz und gar,
was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,
was ihr nicht wägt, hat für euch kein gewicht,
was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht
Göthe I 15, 1, 15 W
§ 2. seltener durch andere partikeln: quodcumque dixerit vobis facite so uuaz so her iu quede so tuot ir Tatian 45, 3 S.;
so uuaz so himil fuarit, ioh erdun ouh biruarit,
ioh in seuue ubaral, got detaz (la. tetaz) thuruh inan al
Otfrid II 1, 35 K.;
swaz der man eine tuot,
enwirt ez dar nâch niuwet guot
Hartmann v. Aue Iwein 2155 Benecke-Lachmann;
was die welt zuschaffenn hat, da musz ein munch bey sein, und solt man yhn datzu malen Luther 6, 404 W.; was einer in voller weisz miszhandelt, oder verwirckte, sols jm, als were er nuͤchtern gewest, zugemessen vnd gerechnet werden? Fronsperger kriegsbuch 1 (1578) B 4ᵃ; was einer zum handschuch denckt, da wirdt offt kaum ein deumling drausz Henisch teutsche spr. (1616) 664; was aber nicht nach Lützows wilder jagd klingt, dafür hat kein mensch keinen sinn (28. 6. 1818) Göthe IV 29, 219 W.
β)
als einleitung eines einschubsatzes: ut quodcumque petieritis patrem in nomine neo, det vobis thaz so uuaz so ir bitet then fater in minemo namen, gebe iu Tatian 168, 4 S.; fone diu skînet souuesso îoman gerôt umbe gûot, taz er sîn negerôt nube gûotes Notker 1, 194, 25 P.; wir süllen gelauben, was von himel herab kumpt daz es gottes gewalt sey Arigo decamerone 10 lit. ver.; da must was hand vnd fusz hat lauffen Fischart Garg. 169 ndr.;
befiehl du deine wege
vnd was dein hertze kränckt,
der allertreusten pflege
desz, der den himmel lenckt
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 372 Fischer-Tümpel;
doch lobst du den, der was er thut nicht schätzt?
Göthe I 10, 8 W.;
meinen ganzen weihnacht, und reichlich giebt ihn die herrschaft,
kleider und tücher und geld, und was noch etwa hinzu kommt,
alles trag' ich zu Anna
Hebbel w. 8, 281 Werner;
auf ausdrücklichen befehl ... wurden die ... bürger aufgegriffen und was dabei nicht umkam in die sklaverei verkauft Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 49.
γ)
einen nachsatz einleitend:
drahto io zi guate, so uuaz thir got gibiate
Otfrid II 9, 65 Kelle;
oportet toleres ęquo quicquid geritur intra aream fortunᵉ̨ sô mûost tu ebenmûoto uertragen. souuaz tir getân uuirdet in iro houe unde souuaz tir dâr begagenet Notker 1, 56, 7 P.;
nû muoz sî (die zunge) sprechen swaz ez (das herz) wil
Hartmann v. Aue Iwein 846 Benecke-Lachmann;
mit günstlichem herzen
wünsch ich dir
ain vil guet jar
zu disem neu
und was auff ert
dein herz begeret
Oswald v. Wolkenstein 74, 5 Schatz;
wer gelts gnuͦg hat, der kaufft was er wil schöne weise klugreden (1548) 43ᵇ;
und wir verehren
die unsterblichen,
als wären sie menschen,
thäten im groszen,
was der beste im kleinen
thut oder möchte
Göthe I 2, 85 W.;
ha, so zündet fackeln an,
und hinaus, was in dem schlosse
nur entbehret werden kann!
Müllner dram. w. (1828) 2, 31;
der kaiser hatte erreicht, was sich durch krieg und politik erreichen läszt Ranke s. w. (1867) 1, 22. oft finden sich wendungen des typus komme was da will (was nur immer wolle): aber las faren, was da feret Luther 26, 347 W.;
es tobe, was da kan:
mein häupt nimt sich mein an
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 310 Fischer-Tümpel;
wohlan! ich wil mich nicht entsetzen,
es komm' auch was nur immer woll'
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 136;
in mir ist friede — komme was da will
Schiller 13, 316 G.;
berge jauchzet, hügel hüpfet,
atme freude, was da lebt,
Christus Jesus ist erstanden
aus dem grabe, Christus lebt!
Novalis schr. 1, 89 Minor.
b)
zuweilen auch lat. si quid entsprechend (vgl. konditionales wer III A 1 c): eodem igitur modo si quid uidet presens prouidentia id esse necesse est ze dero selbun uuîs ist nôt souuaz tiu gagenuuerta foresiht anasihet, taz iz sô sî Notker 1, 357, 16 P.;
swaz dem entrinnen wolte,
daz muose vliegende geschehen
Dan. 67ᵃ in: mhd. wb. 3, 570ᵇ;
was nutzt dich ob du dich recht heltst,
vnd allweg kluͦg vnd weiszlich stelst?
nichts, dann so wasz zu schaffen sey,
muͦstu der erst alls sein darbey.
einfalt wirt dir wol nützer sein,
so wirt man allweg schonen dein
(1551) K. Scheit Grobianus v. 1406 ndr.
c)
mit starkem hervortreten des konzessiven sinnes, 'was auch immer' (s. Paul dt. gramm. 4 [1920] 212).
α)
einen vordersatz einleitend:
so uuaz so in erdu habe lib, thaz si gomman inti uuib,
oba sie thes gigahent, zi giloubu sih gifahent,
gidaufit uuerden alle
Otfrid V 16, 30 K.;
swaz si sagen, ich bin dir holt,
und nim dîn glesîn vingerlîn für einer küneginne golt
Walther v. d. Vogelweide 50, 11 Lachmann-Kraus;
swaz ich tuon, ich kan sî beide der guoten niht erleiden
(verhaszt machen)
Neidhart 59, 29 Haupt-Wiessner;
und was man auch erzaͤhlt,
so weis ich, dasz der ruf uns oft vergebens quaͤlt
Joh. El. Schlegel w. (1761) 1, 10;
was auch sich spiegeln mag von grund zu gründen,
er wandelt unaufhaltsam fort zu thale
Göthe I 2, 3 W.;
und was der könig flehte, gesprochen war's in den wind
Scheffel ges. w. (1907) 2, 177.
β)
einen einschubsatz:
gibot si then sar gahun, then thes lides sahun,
so uuas so er in giguati, iz iagiliher dati
Otfrid II 8, 26 K.;
und jach, swaz im geschæhe,
daz er nimer verjæhe
sicherheit durch dwingen
Wolfram v. Eschenbach Parzival 539, 5 Lachmann;
ir sult wizzen, swaz iu iemen sage,
er gewan nie herzen küneginne,
der niht enwirbet daz er guoten wîben wol behage
Neidhart 71, 34 Haupt-Wiessner;
es ist ein alt herbrachter sitt,
was man gebeut das helt man nit,
deszgleichen was man hoch verbeut,
wie boͤsz es sey, so thuͦns die leut
K. Scheit Grobianus 2 (vorspruch) ndr.;
verleih dasz all mein thun und tichten
und was ich immer schaffen mag
allein zu dir sich richten
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 13;
doch schreite weiter, was auch hier sich finde,
zum lande hin, dem doch kein andres gleicht
Göthe I 2, 152 W.;
und, was es koste,
holt mir mein schwert her von den invaliden!
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 26.
γ)
einen nachsatz:
ich hân si mir ze friunt bereit,
swaz ieman seit (mag einer sagen, was er will)
Reinmar in: minnes. frühl. 184, 16 Lachmann-Kraus;
nimb auff ein hauffen alle ding
(beim abtragen der speisen),
was auch dein herr sag oder sing
K. Scheit Grobianus v. 573 ndr.;
... ich ... gab dem irrenden fremdling
oft, wie gestaltet er war, und wesz bedürfend er ankam
J. H. Voss Homers w. 4 (²1802) 142 (Odyssee 19, 77);
thränen rinnen von den wangen,
was ich thue, was ich lasse
Göthe I 1, 57 W.;
davon müszte man gesund werden können ohne doktor und apotheker, einerlei, was einem fehlt W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 67. besonders verbreitet ist die redeschlieszende, weitere möglichkeiten einräumende wendung und was dergleichen mehr ist (u. ä.): item, gleich wie gott etliche menschen zur ewigen schmach erschaffen, also hat er auch etliche zum ewigen leben versehen, und was dergleichen mehr ärgerliche worte sind Schweinichen denkw. 4 Ö.;
den edlen grossen held hat noch des löwen rachen,
noch die Stymphalides, noch bleiche gifft des drachen,
und was des wesens mehr, nie unter sich gebracht
Opitz teutsche poemata (1624) 43;
wie oft kann es (das stück) wohl gegeben werden? und was fragen und bemerkungen dieser art mehr waren Göthe I 21, 89 W.; ob ..., ob ..., ob es nicht besser sei, gute sitten zu pflegen, als schöne kirchen zu bauen, und was dem mehr ist Ranke s. w. (1867) 1, 7; auch verkürzt zu und was dergleichen mehr, und was noch:
Diana zaigt den mon, die Pallas kunst und waf en
und wasz dergleichen mehr
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch (1647) 2;
in jenen zeiten, so lesen wir in chroniken und berichten, war zwischen päpsten, Florenz, Urbino, Frankreich, Ferrara, Venedig und was noch ein beständiges verhandeln Tieck novellen (1853) 4, 96.
d)
die verbreitete, in der kanzleisprache aufkommende wendung was die sache betrifft, so ... (u. ä.) schlieszt wohl an den konzessiven gebrauch (c α und β) an, wie H. Paul dt. gramm. 4 (1920) 212 meint; ihre ursprüngliche bedeutung ist also 'was auch immer diese sache angeht'. so etwa noch bei Seb. Brant:
all land syndt yetz voll heylger geschrifft
vnd was der selen heyl antrifft,
bibel, der heylgen vaͤtter ler
vnd ander der glich buͦcher mer,
in masz, das ich ser wunder hab,
das nyemant bessert sich dar ab
(1494) narrenschiff 2 Z.;
in formelhafter anwendung dann abgeblaszt zu 'betreffs dieser sache, diesbezüglich': wasz 2 oder 3 rüeger uff ihren aiedt rüegen, daz hat kraft in allen rugbaren sachen, esz seie dan, wasz aiedt oder ehre antriefft qu. a. d. 14.—15. jh. in: oberrhein. stadtrechte (1895) 1, 607; doch hindan gesetzt was den todt antrifft, vmb die selben händl soll man abkhomen mit vnsers genedigen herrn genaden (wahrscheinlich 15. jh.) bei Neudegger gesch. d. reichsherrsch. Laber auf dem Nordgau 136 (verh. d. histor. ver. v. Oberpfalz u. Regensburg 54 [1902]); was nun die dolmetschung des wortes chasmal belanget, bleiben wir diszmal bey dem wort electro Mathesius Sarepta (1578) 55ᵃ; was die reinikeit und kunstmaͤszige ausarbeitung der getichte belanget, zweifele ich nicht, dasz nicht etliche fehler ... solten gefunden werden G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 7; Lutherus ist billich der deutschen sprache in kirchensachen urheber, die reichsabschiede in weltlichen dingen die haubtbuͤcher, wiewol bey beyden ... noch viel erinnerungen, was die rechtschreibung betrifft, zu thun seind Gueintz rechtschr. (1666) 5; auch im neueren dt. noch als rhetorische wendung beliebt, die zur hervorhebung einer besprochenen grösze dient: was die sterne betrifft, die oben uͤber diesen muͤtzen stehen, so kann man sie fuͤr weihungszeichen halten (betonter und umständlicher als: die sterne ... kann man für w. halten) neuer büchersaal d. schön. wissenschaften u. fr. künste (1745) 3, 331;
was Itiphalln betrifft, der spricht nur spröden hohn,
und diese wehren sich mit recht um ihre ehre
(statt: Itiphall spricht ...)
Wieland s. w. 12 (1839) 159;
da sie von mäszigung sprechen, liebe tante, versetzte Ottilie, so kann ich nicht bergen, dasz mir dabei die unmäszigkeit der männer, besonders was den wein betrifft, einfällt Göthe I 20, 176 W. u. ö.; was mich betrifft, so bin ich allerdings neugierig, den prinzen kennen zu lernen Platen ges. w. (1839) 198; was den moralischen teil deiner epistel betrifft, so hast du wie immer recht (nov. 1847) Herwegh br. (1896) 39; was aber den besitz in Grafenegg anbetrifft ... so wars keine erwerbung, sondern ein erbgut Werfel d. veruntreute himmel (1954) 10.
e)
adverbial.
α)
im sinne von 'wie sehr (viel) auch':
mir ist verspart der sælden tor:
dâ stên ich als ein weise vor:
mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe
Walther v. d. Vogelweide 20, 33 Lachmann-Kraus;
der kunig Albreht hette eins bruder sün ..., mit dem wolt er nüt die lant teilen die im zuͦgehortent von erbe, waz er sü an in gevordert (1362) städtechron. 8, 64 (Straszburg); ich halte was man wetten will (wie viel man auch dagegen setzen mag), dasz Pindar selbst, im zwange des Horazischen metrums, keine einzige seiner göttlichen oden würde vollbracht haben Kretzschman s. w. (1784) 1, 18.
β)
'so sehr oder viel' (man irgend kann, als irgend möglich): es hilfft was es kan schöne weise klugreden (1548) 85ᵃ;
der schwere sündenschmerz greift auch die knochen an,
der übermachte schmerz, und wütet, was er kan
P. Fleming dt. ged. 1, 6 lit. ver.;
ich habe mich wehren müssen, was ich gekonnt habe, damit er mich nicht mit der ganzen stadt bekannt gemacht hat (9. 10. 1780) Heinse bei Gleim briefw. 2, 23 Körte;
so singet laut den pillalu
und weinet was ihr weinen wollt!
Göthe I 3, 212 W.;
die frauen Griechenlandes,
was an uns ist (soweit es an uns liegt, in unserer macht
steht), vor räub'rischen barbaren
zu schützen — das ist deine pflicht und meine!
Schiller 6, 216 G.
insbesondere nach bewegungsverben: ich ... eilte was (so schnell) ich konnte zu unseren jungen gesellen Göthe I 25, 1, 174 W.; leide geduldig, aber jetzt laufe, was du kannst! Brentano ges. schr. (1852) 5, 145; eine ziemlich breite haide, über welche er sprengte, was nur sein rappe auszugreifen vermochte Stifter s. w. 3 (1911) 172; er rannte, was er konnte; er fuhr, was das zeug hielt Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641.
f)
oft ist was auf eine bestimmte einzelgrösze bezogen; 'dasjenige, welches'. im älteren dt. herrschte in diesem anwendungsbereiche das (s. auch teil 2, 971 [II 3] und vgl. die entsprechende ablösung von der durch wer III A 1 e α):
theih thir gibiete, thaz habe thu fasto in muate
Otfrid V 15, 7 K.;
daz ime dâ überiges schein,
daz az der lewe unz an diu bein
Hartmann v. Aue Iwein 3909 Benecke-Lachmann;
den gebrauch von was hat sicher das muster abhängiger fragesätze gefördert, man vgl.:
was mein will ist, will ich dir zeygen
H. Sachs 1, 21 lit. ver.;
und:
herr vatter, was ir wölt, das gschech!
ebda 2, 24.
α)
einen vordersatz einleitend.
αα)
normaltypus:
swaz iu mîn vater hât getân,
daz rechet an mir: er ist tôt
Wolfram v. Eschenbach Parzival 609, 22 Lachmann;
was ich beschwören kann, ist, dasz Cupido's pfeil
durch eine marmorbrust wie durch die weichste dringet,
und dasz es uns mit witz, geduld und weil
bey strengen tugenden am sichersten gelinget
Wieland s. w. 12 (1839) 187;
was kommen muszte, kam
Schiller 14, 17 G.;
unsere aeltern sitzen schon drei tage bei der weinflasche, und was ihnen schmeckt, das gebührt auch uns Langbein s. schr. 31 (1837) 132; was er hinterliesz, war mäszig — wesentlich eine stiftung für die universität A. Brandl zw. Inn und Themse (1936) 239; was sie hier sahen, das liesz sie begreifen, wie den einbrecher das entsetzen überfallen hatte W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 38.
ββ)
besondere anwendungen. § 1. als besondere, zur subjekt- oder objekthervorhebung dienende satzform erscheint der häufig vertretene typus:
was am ufer scholl, war kriegsgeschrey
Gerstenberg ged. e. skalden 365 lit. denkm.;
was aber die aufmerksamkeit des wanderers am meisten erregte, waren farbige ... bilder Göthe I 24, 15 W.; was mir den gedanken sehr annehmlich machte, war die nähe von Weimar (22. 7. 1816) ebda IV 27, 121; was der gemeinschaftlichen benutzung bleibt, ist mehr und mehr der wald, die weidefläche, das wasser Bernhardt waldeigent. (1872) 1, 90; was ihn trieb, war vor allem wanderlust H. Hesse Narzisz (1931) 260; was ihn anzog, war dies beieinandersein von soldatischer sachkunde, soldatischem verlasz und breitwürfig säuferischem ungestüm W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 14; oft mit wiederaufnehmender partikel: aber, was noch ärger ist, so hat er ... but, which is worse, he has ... Ludwig teutsch-engl. (1716) 2389; was mir nehmlich schon vor drey oder vier jahren gedroht wurde, das wurde mir ... neuerdings ... gedroht, meine ... gedichte ... herauszugeben Miller ged. (1783) vorber. s. II; wessen er sich aber und mit ihm alle stammverwandten sich bewusst sind, und nicht bloss im verstande, sondern von ganzer seele bewusst sind, das ist die abhängigkeit von gott W. Wackernagel poetik, rhetorik u. stilistik (1873) 46; was aber vor allem zu dank und hoffnung stimmte, das waren zwei gesegnete fruchtjahre Fontane ges. w. (1905) I 1, 15; was den herzog vor aller verwesung schützte, das waren die ungeheuerlichen mengen geistiger flüssigkeiten, die durch diesen leib gegangen waren W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 39. im älteren dt. findet sich auch in diesem anwendungsbereich das (vgl. III A 1 e α):
sî sprach 'herre, daz hie clagt
daz ist ein alsô armiu magt'
Hartmann v. Aue Iwein 4023 Benecke-Lachmann.
§ 2. der besonders in neuerer umgangssprache geläufige satztyp was ('diejenigen, die') rechtschaffene leute sind, die tun das nicht u. dgl. ist wohl aus undeutlichen genitivgefügen erwachsen wie:
swaz mit al den fürsten rîter sint,
...
die sagete man gar rehtelôs
Wolfram v. Eschenbach Willehalm 185, 3 Lachmann (vgl. Parzival 761, 18: swaz hie werder liute sint, die bringe ich).
bereits im spätmittelalterlichen dt. und frühen nhd. finden sich zahlreiche belege, wo das genitivische anglied zum prädikatsnomen umgedeutet ist: swas aber anderr zunffte sint ..., die sullen sich under die ahtzehen zunffte verpflichten, vermischen und verbinden (1368) städtechron. 4, 135 (Augsburg); swas aber pfalburger sint oder die mit ainer gedingten stewr sitzent ..., die alle berüret das gesatzte nit (1389) ebda 5, 389; wasz aber hölzeni hüser sind, die sollend für fahrends gehalten und geschäzt werden (um 1500) weistümer (1840) 5, 202; was ein wenig betagte vnd alte leut sein, die haben sich zu erinnern Musculus hosenteufel 16 ndr.; so noch im neueren dt. eine oft genutzte ausdrucksform zur hervorhebung des subjekts: was ehrliche mörder sind, werden dich unter sich nicht dulden! Lessing 2, 421 L.-M.; was rechte weiber sind, sollten keine männer lieben, wir sinds nicht werth (20. 5. 1776) Göthe IV 3, 68 W.;
was rechte leute sind, die machen lieber
den langen umweg um den halben flecken
Schiller 14, 349 G.;
was ein rechter kerl ist, der musz was wilds an sich haben O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 318; was ein richtiger konservativer ist, ist es auch in kleinen dingen Fontane ges. w. (1905) I 5, 153. insbesondere in landschaftlicher umgangssprache: wat meine dochter is, die ... A. Lasch berlinisch 307; wat êrliche lîe sint, dë daun sau wat nich! Damköhler Nordharz 223; was gute arbern sin, die wolln viel sonne haben Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641; s. auch die belege bei Albrecht Leipzig 53 und Gerbet Vogtland 51. vereinzelt auch zur hervorhebung eines anderen satzglieds dienend: (voll kienrusz) wie die mohren: hände und gesicht, und die kleider alles voll, und was die weiszen schürzen waren und die strümpfe, da ist nie wieder grund hineingekommen Stinde familie Buchholz 2 (⁶⁰1895) 74. § 3. die umgangssprachliche ankündigungsformel was ich sagen wollte (ist folgendes): doch was ich sagen wollte, ich spielte also viel mit ihr (1909) A. Heusler br. an W. Thalbitzer (1953) 55; s. auch teil 8, 1659.
β)
einen einschub- oder nachsatz einleitend:
der knappe sprach 'ich wirbe dir
swaz du gesprochen hâst ze mir'
Wolfram v. Eschenbach Parzival 147, 10 Lachmann;
sie solten mit wein külen nun,
was heut verprennet het die sunn
Fischart w. 1, 157 Hauffen;
der ich mich unterstanden, was vielleicht annoch kein Teutscher in hoch-saͤchsischer gebundener sprache ... versuchet hat; als nemlich satyrische gedichte zuschreiben J. Rachel sat. ged. 3 ndr.;
du (natur) lehrst verstehn,
was nur geweihte blicke sehn
Overbeck verm. ged. (1794) 35;
mich schmerzt, dasz ich euch nöth'gen soll zu glauben,
was, wollte gott, ich hätt' es nie gesehn
(I am sorry I should force you to believe
that which I would to heaven I had not seen)
Shakespeare 6 (1800) 195;
Bella konnte vor schrecken kaum fassen, was sie ihr reichte A. v. Arnim s. w. 1 (1853) 5; langsam verschmerzte, was das dorf ihm antat E. Wiechert Doskocil (1932) 167; insbesondere einen prädikativischen: (es ist klug,) wann man die leute heist, nicht was sie seyn, sondern was sie seyn wollen J. Riemer pol. maulaffe (1679) vorr. ):( 8ᵃ;
du bist am ende — was du bist.
setz' dir perrücken auf von millionen locken,
setz' deinen fusz auf ellenhohe socken,
du bleibst doch immer was du bist
Göthe I 14, 86 W. u. ö.;
wie weihet sich der junge mann, zu werden was er seitdem wurde, der erste geschichtschreiber der neueren W. Schlegel in: Athenäum (1798) 2, 314; das ergebnisz war denn, was es sein muszte Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 62; wenn er wird, was ihr von ihm meint E. Zahn die da kommen u. gehen (1909) 247;
ich bleib in zukunft, was ich stets gewesen,
gesünder nur, weil ganz von dir genesen
Burte herzog Utz (1913) 92.
oft auch nach vorangehendem als oder dann (vgl. III A 1 e β): die (philosophen) glaubten nüt dan was die vernunfft anzeigen mocht (1521) Nazarei vom alten u. neuen gott 13 ndr.; der ich doch in diesem puncto exceptionis anders nichts gehandelt, als was mir obangezogene interlocutoria aufferlegt vnd der rechtlich procesz zulaͤst Jac. Ayrer processus jur. (1597) 240;
kein vieh hat besser heu, weil grasz waͤchst, je genossen,
als was mein Jesulein der aͤrmste hat begossen
mit seiner auͤglein thau
Angelus Silesius cherub. wandersm. 64 ndr.;
anderes feuer ..., als was man durch hülfe des feuersteins hervorbrachte Gerstenberg schlesw. lit. br. 249 lit.-denkm.; das bild, das ... war ganz anders gewesen, als was er ... gesehen hatte H. Hesse alte sonne 71 Recl.; oder mit einer präposition verbunden (s. auch Paul dt. gramm. 4, 203 f.):
stehts einem geitzhals an, auf Aelius zu schmaͤhn,
weil er vergebens hofft, auf was nicht kan geschehn?
Wernicke poet. vers. (1749) 176;
für was drein geht und nicht drein geht,
ein prächtig wort zu diensten steht
Göthe I 14, 92 W.;
du sollst sogleich vor jene schranke treten
und rede stehn, auf was man fragen wird!
H. v. Kleist w. 2, 194 E. Schmidt;
nun kann ich mich freilich, mit was ich von ihm erlernt, nicht breit machen Bettine s. w. 3, 388 Oehlke; vereinzelt auf räumliche verhältnisse bezogen: hätte man, was (den raum, den) unten der hausraum zu grosz war und um was die ... treppe ... sich zu lang und zu breit machte, zusammen nehmen können O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 306.
2)
mit folgender ergänzungsbestimmung.
a)
im genitiv: so huuaz so siu in andremo guotes gasihit ... Monseer fragm. 30, 15 H.; quicquid uitam spirat in orbe souuaz îonêr lebendes in uuerlte ist Notker 1, 292, 4 P.;
swaz kumbers an dem winter lît
Walther v. d. Vogelweide 95, 19 Lachmann-Kraus;
swaz dâ guoter burge lac,
die besazte er nâch rât
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 1770 S.;
denn was des poͤfels Carlstad zu fellt, thuts freylich nicht darumb, das sie seynen grund verstehen Luther 18, 152 W.; so lange ich lebe und an was orts ich in der welt seyn mag Menantes neue br. (1723) 238; ihre hände besorgten den grubenbau, die pechhütten und was der art sonst vorkommt Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 77; im neueren dt. nur noch in der fügung mit substantivierten adjektiven, die nicht mehr als genitivisch empfunden wird:
was sträfliches vor gott hierbey geschieht,
und ich nicht hindern kann, nicht ändern kann —,
nicht kann, — komm' über euch!
Lessing 3, 6 L.-M.;
ich erzähl aber nur die vornehmsten fata,
und was er von seiner geburt an
merkwürdiges hat gethan
Kortum Jobsiade (1799) 1, 2;
was der himmel nur herrliches hat, was glücklich die erde
reizendes immer gebar, das erscheint dem wachenden träumer
Göthe I 2, 128 W.;
in des hofes lindenschatten
hat er schon sein spiel begonnen,
singt er schon mit klarer stimme,
was er süszestes ersonnen
Uhland ged. 1, 204 Schmidt-H.
b)
präpositional angeschlossen; insbesondere durch von: de stat vnd dore vnd wes ik innehebbe van were vnde veste (1362) meklenburg. urk.-buch 15, 164 ver. f. meklenburg. gesch. u. alterthumskde.;
doch findt er auch bald guten rath
vnd was er haben kan zur stat,
von zucker, nuͤsz vnd mandelkern,
rosienen, kuchen, oepffel vnd birn,
das theilt er vnter sie fein aus
(1582) Hayneccius Hans Pfriem 12 ndr.;
er ... schob in eine kleine stube, was sich von tischen im hause ... nur finden wollte Göthe I 21, 36 W.;
denn was von gaben sonst der menschen herzen
erfreut, verschmäht der fromme gottesdiener
Schiller 14, 98 G.;
was man von dem halbgeöffneten munde sehen konnte, war ziemlich weinerlich beschaffen G. Keller ges. w. (1889) 8, 223; was von handwerkern in ihrem hause aus- und einging, das horchte mit respekt ... auf das wort der schlank aufrechten ruhigen frau L. v. Strausz u. Torney angesicht (1943) 35. oft auch durch an: swaz so en man sime wiue gift an morgengaue, dat ne mach ire neman breken (1227) altdt. orig. urk. 1, 3 Wilhelm; ein schritt näher auf den feind ersetzt, was ihm (dem schwert) an eisen abgehet Lessing 2, 374 L.-M.; denn er zeigt, was ihm die natur an guten eigenschaften gegeben hat, ohne prahlerei Göthe I 45, 4 W.;
kaufmännisch aufzustapeln, was
an pomeranzen senden mag Sicilien,
an fremden weinen Genua
Platen ges. w. (1839) 123;
was an arbeitsmaterial hier am ort aufzutreiben ist, darüber verfüge! H. Hesse Narzisz (1931) 370; und für (s. auch unter I B 2 b):
... bring den Vlenspiegel mit,
vnd was sonst sind für grobe gsellen,
die mir zur arbeit helffen woͤllen
(1551) K. Scheit Grobianus v. 57 ndr.;
was er fuͤr holtz begerte, fand er genugsam in der nehe Kirchhof wendunmuth 1, 216 Ö.; es ruͤhre das wort her aus was fuͤr einer sprache es immer wolle Butschky kanzelley (1659) 16; sie mag aber haben was für einen begriff sie will von ihrer schönheit (17. 10. 1767) Göthe IV 1, 121 W.; wenn sie ... hören sollten, dasz mir was immer für ein unglück zug'stoszen wär', dann machen sie's auf Nestroy ges. w. (1890) 2, 33.
c)
attributives was. der gebrauch schlieszt an undeutliche genitivgefüge an; z. b.:
swaz spîse ich ûz brâht durch got,
die teil ich mit iu âne spot
Wolfram v. Eschenbach Parzival 449, 19 Lachmann;
swaz herze (gen. plur.) wunt
was den winder langen,
diu sint geheilet
Neidhart 9, 15 Haupt-Wiessner;
was kranckhaitt er hab, er würdt gesundt Schiltberger reiseb. 75 lit. ver.; im spätmittelalterlichen dt. und frühen nhd. erscheinen dann auch fälle wie:
und swaz iu schade geschiht,
daz sol iuch nimmer geriwen
Ottokar v. Steiermark österr. reimchron. 29697 Seemüller;
was win sie im spital zuͦ ir notdurft gebruchent, dovon sollent sie nützit geben (1466) Straszburger zunftverordnungen 276 Brucker;
es sy vff erd, was stand es well,
so woͤllens all sampt in die hell
Murner dt. schr. 2, cap. 62, v. 43 Spanier;
was hunger Tantaln kränckt,
ob gleich vor seinen mund viel obs sich niedersenckt,
was hellendurst ihn quält auch mitten in den bächen ...
sey lauter kinderspiel und kurtzweil dieses mal
Simon Dach 265 Ö.
der beiwörtliche charakter von was wird besonders deutlich, wennin präpositionaler fügungdas ursprünglich genitivische bestimmungsglied die von der präposition geforderte kasusform zeigt: in was hause das kint wirt geboren, dauon wirt es gehaissen (1472/73) A. v. Eyb dt. schr. 2, 136 Herrmann; mit was masz ir messent, also würt üch ouch gemessen Keisersberg bilgerschaft (1512) 7ᵃ; mit was leuten einer vmbgehet, tag vnd nacht ist, also würt er schöne weise klugreden (1548) 132ᵇ; (helfen) auff was wege es auch geschehe Micraelius Pommerland (1639) 334 (buch 3); ein ieder, er lebe in was stande er wil J. Riemer pol. maulaffe (1679) ):( 8ᵃ (vorr.). besteht ein genitivverhältnis zu einem übergeordneten verb oder substantiv, so ist der ursprüngliche typus was stands oder wesens die seint (U. v. Hutten opera 1, 405 B.) umgebildet zu wes stands (die sind), offenbar dem muster entsprechender demonstrativ-verbindungen folgend (des standes): es gilt ym (gott) gleich ob du bapst oder bischoff seiest, edel oder vnedel, münch oder pfaff, oder wesz stats oder wirde, er achtet sein nit Keisersberg brösamlin (1517) 1, 12ᵇ; die beysitzer unsers hoffgerichts sollen ... meniglich wes wuͤrden oder stands der seie, ohne einich sondere affection ... recht sprechen houegerichtsordn. Friedrichen pfalzgr. bey Rhein (1573) 8 (der abschiedt des reichsztags zu Augspurg [1555] 5ᵃ lautete noch: was würden, standts oder wesen der sey); dasz ihr gott den hoͤchsten wohlgefallen thut, wenn ihr eure bruͤder und schwestern in dieser welt, wer die sind, wesz namens oder meinung sie sind, mit eurer liebe suchet Jac. Böhme s. w. 4, 193 Schiebler; wessen gegenstandes form ... als der grund einer lust ... beurtheilt wird, mit dessen vorstellung wird diese lust auch als nothwendig verbunden geurtheilt (1790) Kant s. w. (1838) 7, 30 H.; zu völliger zufriedenheit vernünftiger und unvernünftiger leser, wes standes und alters sie sein mögen (7. 4. 1780) Göthe IV 4, 205 W. vereinzelte belege attributiven oder scheinbar attributiven gebrauchs finden sich noch im 18. und 19. jh.: von was grösse oder beschaffenheit solche (handhabe) seyn mochte Bode Tristram Schandi (1776) 7, 141; man erläszt ... befehle, den herzog von Friedland ... auf was art es auch seyn möchte, zu verhaften Schiller 8, 341 G.; da will ich ihnen (anrede) mahlen so viel sie wollen und von was farben sie wollen (1. 10. 1768) Göthe IV 1, 166 W.; überall schafft sie (die sonne) bilder, aus was stoff ihr entgegen kommt Alexis vaterländ. rom. 8, 1 (Isegrimm ⁴1).
d)
zuweilen ist auch der was-satz durch eine apposition verdeutlicht:
ich sach swaz in der welte was,
velt walt loup rôr unde gras
Walther v. d. Vogelweide 8, 32 Lachmann-Kraus;
(der tod:)
alle geschöpff grosz unde klein,
was auff erd lebet inn gemein,
vögel, thier, würme, sampt den vischen
des musz als in mein garen wischen
H. Sachs 1, 436 lit. ver.;
was mein jugendlich herz tief in entzückung getaucht,
dieser begeisterung sturm, er schlummert nirgend
Körner w. 1, 114 H.;
was ein gott
noch euern tagen zugezählt, die kleine weile
genieszt im kühlen schatten eures ruhms!
ebda 3, 8;
auch nachfolgende verdeutlichung eines prädikativischen was-satzes begegnet:
denn mein Conrad war,
was ihr; war tempelherr; war nie vermählt
Lessing 3, 102 L.-M.;
nicht mehr zum lustschlosz umgelogen,
scheint mir die erde, was sie ist:
ein schwankes zelt, das wir bezogen
— tod habe dank! — auf kurze frist
Lenau ged. (1857) 1, 49.
3)
mit vorangehendem bezugswort (s. auch Behaghel dt. syntax 3 [1928] 726ff.).
a)
zufrühest mit pronominalem
α)
es:
siez allaz frambrahtun, so uuas sies tho githahtun
Otfrid IV 30, 22 K.;
ez gêt an al mîn êre
swaz ich nû hie gebîte
Hartmann v. Aue Iwein 4833 Benecke-Lachmann;
es brent zeitlich was zur nesseln werden wil schöne weise klugreden (1548) 36ᵇ; warum könnte es nicht Titus selbst gethan haben, was wir dem Pollio zuschreiben wollen? Wieland bei Behaghel dt. syntax 3 (1928) 726; im neueren dt. vor allem in wendungen, die der hervorhebung dienen (vgl. frz. wendungen des typus c'est en dieu que j'espère 'auf gott hoffe ich'): es sind suͤsz oͤpffel, was der huͤter übersicht schöne weise klugreden (1548) 150ᵇ;
disz wars, was er allein gedacht'
und was er heimlich bey sich lacht
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 453;
diese namenlose empfindung ist es allein, was den wahren liebhaber von einem satyren unterscheidet Wieland Agathon (1766) 1, 207; es ist gnade, um was ich flehe Schiller 4, 82 G.; es ist nicht die krone und das reich, was einen könig macht Novalis schr. 4, 91 Minor; bald ist es geschichte, bald poesie ... oder gar mystik, was er studirt Tieck schr. (1828) 4, 52;
so war's nur neugier und verwegne glut,
was durch die adern trieb das üpp'ge blut
A. v. Droste-Hülshoff ges. schr. 2 (1878) 94;
zum zeichen, dasz es blosz freundschaft sei, was zu besuch käme Fontane ges. w. (1905) I 5, 9.
β)
das(jenige):
thie (boton) io thaz irwellent thaz sie thaz gizellent,
sar in horsglicha frist, so waz so in gibotan ist
Otfrid V 8, 10 E.;
nû was daz vil unbewant
swaz man ime dâ gerief
Hartmann v. Aue Iwein 3247 Benecke-Lachmann;
(ein mann) sol in der that sich auch christeyferig bemuͤhen,
das, was er zugesagt, ohnseumbar zu volziehen
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 2;
wohl unterrichtet von dem, ... auf was er sorgfältig zu merken habe Schiller s. w. (1834) 1119; sie (die schrift) hat mehr durch das gewirkt, was sie in empfänglichen ... gemüthern erweckt hat, als durch das, was sie geben konnte A. v. Humboldt kosmos (1845) 1, ix;
des, wes ihr mich erinnert, denk' ich kaum
Grillparzer s. w. 8, 164 Sauer;
der krüppel würgte und bisz an dem herum, was ihn erregte E. Zahn die da kommen u. gehen (1909) 38. zuweilen auch dasjenige ..., was: das jenig aigentlich zu wissen, was euer verstand von mir gefasst Grimmelshausen 2, 19 Keller; dasjenige, was unserm helden begegnete, giebt neue bekräftigung dieser beobachtung ab Wieland Agathon (1766) 1, 6.
γ)
all(es); besonders häufig: docentes eos seruare omnia quaecumque mandaui uobis leret sie kahaltan al so huuaz so ih iu gaboot Monseer fragm. 25, 16 H.; du weist allez eino svaz an menniscen ist kl. ahd. denkm. 148 Steinmeyer (Bamberger und Wessobrunner beichte); wan der vatir hat lîb den sun und zeiget ime alliz swaz her tuͦt (1343) Matthias von Beheims evangelienb. 191 B.;
verleurstu schon alles was du hast,
so sei doch ewig ehr dein gast
schöne weise klugreden (1548) 57ᵃ;
beschneiteln ... wird ... von allem, was holtz ist, gesaget Gueintz rechtschr. (1666) 39;
dir gehöret eigen alles,
was du auf den feldern siehest,
alles, was die stunden bringen
Göthe I 2, 110 W.;
der hochwürdige herr wird euch morgen alles erzählen, um was ich aus der gegend fort musz Heyse ges. w. II 3, 220 Klemm; er griff mit heiszer freude alles an, was er begann E. Zahn die da kommen u. gehen (1909) 240.
δ)
etwas, eines, einiges, manches, vieles, nichts:
beruͤhret nichts, was sie geweiht
Gottsched ged. (1751) 1, 294;
was les't ihr darum vieles nach,
was der und jener Franze sprach
Lessing 1, 76 L.-M.;
dem seefahrer ... musz manches alltaͤglich ... duͤnken, was dem landmann ... unterhaltend scheinen wird J. G. Forster s. schr. (1843) 1, 7; es bleibt doch zuletzt von den tausenderlei gedanken etwas auf dem papier fixirt, was andere wieder unterhält, aufmuntert und belebt (31. 3. 1820) Göthe IV 32, 216 W.; einiges, was ich in öffentlichen anstalten, auszer hause, gethan habe, wird auch von verständigen gebilligt (20. 9. 1820) ebda IV 33, 239 u. ö.;
derweil mein volk mit fleisz
alles erkennt und weisz,
hat es eines vergessen,
was es hätte sollen ermessen
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 44;
in derselben stube, welche so vieles gesehen hatte, was zwischen ihnen vorgegangen E. Zahn die da kommen u. gehen (1909) 322.
ε)
als besondere fälle begegnen:
si sâzen, swaz dâ rîter was
man truoc von golde (ez was niht glas)
Wolfram v. Eschenbach Parzival 794, 21 Lachmann;
jederman, was zuͦ sinen tagen komen ist (1479) württemberg. ländl. rechtsqu. 2, 700 Wintterlin;
got gruosz euch, wasz eur da sten!
fastnachtsp. 432, 14 lit. ver.;
'von heut an hebt sein' herrschaft an und die unsre, was wir zu ihm halten'. die herrschaft derjenigen, welche zu dem pfarrer hielten, war wenigstens schon so weit gediehen ... Anzengruber ges. w. 3 (1897) 185; wir sind, meine liebe tochter, nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen augen für unser eigenes, kleines, persönliches glück halten Th. Mann ges. w. (1955) 1, 149. in moderner ma.: dätt sinn die, wat früh jesett sinn (von jungen hühnern) Lademann Teltow 277ᵃ.
b)
auf ein substantiviertes adjektiv bezogen:
obschon die feuersbrunst das meine weggeraubt,
was gottes-gunst und gluͤkk mir reichlich hatt' erlaubt
G. Neumark fortgepfl. lustwald (1657) 1, 139;
diesz ist das einzige, was ich von dir begehre
Cronegk schr. 2 (1763) 4;
wie sehr ich das unangenehme, was ihnen (anrede) dabey widerfuhr, mitempfunden, davon sind sie überzeugt (20. 5. 1817) Göthe IV 28, 95 W.; dasz ich des guten, was mir dort zu theil werden sollte, mich nicht erfreuen darf (6./7. 6. 1820) ebda IV 33, 55; der gerichtsarzt ... sagte, dasz auch das andere wahr sei, was sie von der gewalttat erzählt hatte E. Wiechert Doskocil (1932) 215; insbesondere ein superlativisches (s. auch Mensing in: zfdph. 36 [1904] 502):
das schönste was sie besitzt
Göthe I 6, 42 W. u. ö.;
aus dem natürlichsten und einfachsten, was kaum viele worte zuläszt, haben wir mit kunst einen götzen der vollständigsten thorheit geschnitzt Tieck schr. (1828) 4, 40;
nun aber kam das schwerste, was er nicht bestand
Platen ges. w. (1839) 274;
das allerschlimmste, was man ihr antun konnte H. Carossa ungleiche welten (1951) 40.
c)
mit bezug auf ein substantiv.
α)
ein neutrum: (er) slueg alls volk in der stad zu tod, was der haiden was (15. jh.) Ulrich Füetrer bayr. chron. 71 Sp.; soll der beck das brot, was er bacht, sehen lonn qu. a. d. j. 1550 bei Fischer schwäb. 6, 460; im neueren dt. ziemlich häufig statt des älteren relativums das oder welches; natürlich nur in nominativischer und akkusativischer konstruktion, während bei einem genitiv- oder dativverhältnis dessen, dem uneingeschränkt gebraucht wird: das kind, was milch und honig asz Herder 5, 488 S.; der affect wirkt wie ein wasser, was den damm durchbricht Kant s. w. (1838) 10, 277 H.;
der herrscher fall, der hohen häupter sturz
ist ihrer lieder stoff und ihr gespräch,
was sich vom sohn zum enkel fort erzählt
Schiller 14, 28 G.;
es war ein bitter, o ein hart geschick,
was mich betraf in jugendmuth und glück
A. v. Droste-Hülshoff ges. schr. 2 (1878) 116;
dann schossen rothe nesseln auf, disteln und anderes gewächs, was die menschen unkraut nennen Storm s. w. (1898) 2, 162; nach dem bekannten sprichwort, was ich nicht citiren will Bismarck reden 3, 82 Böhm; jenes strandgras ... bietet dem vieh, was hier in groszer zahl weidet, die trefflichste nahrung Allmers marschenbuch (³1900) 326; auch mundartlich: dat mæken, wat ek bî mek harre; dat wâter, wat ek drinken mosde Schambach Göttingen 294; das thier, was de da rennt Albrecht Leipzig 53; dēs háus wòs Gerbet Vogtland 52. jedoch bereits Adelung 5 (1786) 76 erklärt: 'selbst wenn das selbständige, worauf sich das relativum beziehet, ein neutrum ist, sollte eigentlich nicht was, sondern welches stehen, indem das erstere weder person noch geschlecht bestimmet ... nicht: ein kind, was noch unmündig ist, sondern welches'; und Göthe, der 1798 in Schillers musenalmanach 93 geschrieben hatte:
doch vom waizenbrot,
was er freundlich bot,
nahm sie nicht den kleinsten bissen ein;
ändert dies später in:
das er freundlich bot
I 1, 222 W.
β)
andere fälle sind in der literatursprache selten: selbst ein ausgemachter virtuose (was ich in der hexametrischen kunst wohl nie gewesen bin) wuͤrde es nicht mehr wagen, sich auf seinem instrumente hoͤren zu lassen, wenn er es viele jahre lang ganz bey seite gesetzt haͤtte Wieland Horazens satyren 1 (1786) vorr. )( 6ᵇ; auch hat er ja ... die stelle des Potsdamer galerie-inspectors erhalten, was denn schon eine gar hübsche pfründe ist (18. 2. 1827) Göthe IV 42, 65 W.; (er) düftelte ... über die jahreshoffnungen und den stand der feldfrüchte, von was allem er nicht den teufel verstand (wovon er überhaupt nichts verstand) G. Keller ges. w. (1889) 4, 219; sind jedoch mundartlich, besonders mitteldeutsch verbreitet (s. auch Weise die relativpronomina in den dt. mdaa., zfdtmdaa. [1917] 65): dāi vrū, wat (dāi) daͦ gēt, is krank west Mahnke Schlawe 44; der wes(e)njunge (das waisenkind) wat wi hän jehatt Lademann Teltow 277ᵃ; die hauptsache, was ich esse, is abends Albrecht Leipzig 53; Friedrich, was mei bruder is; in der post, was meine stammkneipe is; der hund un de katze, was de gröszten feinde sin Müller-Fraureuth obersächs. 2, 641; leut, [de] waͦs auf mi waͦrten Jakob Wien 214.
4)
allgemein auf einen nebengenannten satz bezogen.
a)
einen lose angefügten nachsatz einleitend: weil niemand für die lange weile einen eyd thun wird, ... woferne er nur glaubt, dasz ein gott sey, der ... ihn wegen des falschen eydes straffen werde, wessen er wohl musz bedeutet werden, wenn er es nicht genug verstehet Chr. Wolff vern. ged. v. d. gesellsch. leben (1725) 319; empfindungsdrang von ihrem wunden herzen loszuweinen, was ihre stammelnde zunge nicht vermag maler Müller w. (1811) 1, 8;
bis ich erhielt durch mütterliches flehn,
dasz sies zufrieden sind, in dieser stadt ...
unfeindlich sich von angesicht zu sehn,
was nie geschah, seitdem der fürst verschieden
Schiller 14, 18 G.;
er versteht nur die auf willkührlichen widerruf gegebenen ..., was wohl mit dem rechtlichen begriff des ausdrucks 'vestire' unvereinbar ist Eichhorn staats- u. rechtsgesch. (1821) 1, 249; Rudolf ... paszte gut auf. was auch recht war; denn die Lina is ja erst achtzehn Fontane ges. w. (1905) I 5, 132; Benati liebte es, seinen kunden ratschläge gesundheitlicher natur zu geben, was ja sein beruf ihm nahelegte W. Bergengruen tod v. Reval (1956) 161.
b)
oft auch einen einschub:
ja auch, was noch ärger ist,
so zumartert und zufriszt
mich mein eigenes gewissen
Paul Gerhardt in: ev. kirchenl. 3, 325 Fischer-Tümpel;
dasz übrigens mein vater bei seiner dürftigkeit und, was noch weit mehr in rechnung gebracht werden musz, bei dem elenden universitätsunterrichte ... keinen grund zu eigentlicher gelehrsamkeit legen konte ... K. F. Bahrdt gesch. s. lebens (1790) 1, 14; oder endlich er (der leser) kann ja, was gewisz das beste ist, es (das buch) recensiren Schopenhauer s. w. 1, 15 Gr.; die frau zog ihn aber, was er immer als zärtlichkeit nahm, am ohrzipfel Fontane ges. w. (1905) I 5, 127; ich dachte daran, dasz Teta eine unerreichte meisterin ihres faches war, was alle freunde ... wohl wuszten, und dasz man mit fug und recht von der 'koch-kunst' spricht Werfel d. veruntreute himmel (1954) 17.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1958), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 71, Z. 43.

wer, m.

wer, m.,
'gewährsmann, bürge', s. unter währe teil 13, 766f. sowie Jelinek mhd. wb. 939.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1958), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 138, Z. 13.

1wer, f.

¹wer, f.,
'holzmasz', s. teil 13, 763 s. v. währe II 5.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1958), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 138, Z. 9.

2wer, f.

²wer, f.,
flächenmasz im bergbau (s. wehr teil 14, 1, 1, 196): drey wer, das ist zwei vnd viertzig lachter Mathesius Sarepta (1571) 21ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1958), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 138, Z. 10.

werr, n.

werr, n.,
obstaculum, s. unter wehr teil 14, 1, 1, 200.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1959), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 442, Z. 19.

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