Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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1werk, n.

¹werk, n.,
opus.
formen und verbreitung. im got. nicht belegt (dafür die wurzelverwandte bildung waúrstw ˂ *waúrh-stwa-). an.-isl. verk, schwed. verk, värk, dän. værk; ae. weorc, ne. work; afries.-anfränk.-as. werk, mnd.-mndl. werk, wark, ndl. werk; ahd. werc, werk (z. b. Tatian 132, 2 S.; Otfrid III 17, 2 K.), obd. meist werch ahd. gloss. 1, 104, 19 St.-S. (alem., anf. d. 9. jhs.), werh ebda 4, 4, 53 (alem., 9. jh.) oder mit sproszvokal werah kl. ahd. sprachdenkm. 256, 14 Steinmeyer (Bened.-regel); zu den ahd. formen vgl. auch Schatz ahd. gramm. (1927) 80 f. und 151 f.; mhd. werc, abweichend von dieser normalform im alem.-bair. werch, im md.mit abschwächung des auslauts zur verschluszlenisweithin werg (s. V. Moser frühnhd. gramm. 1, 3 [1951] 270 ff. und 274 f.), eine schreibung, die in der nhd. schriftsprache dann für werg (stuppa) festgelegt wird, von dem werk (opus) orthographisch geschieden ist (weiteres s. u. werg). mundartlich ist werk über das gesamte dt. sprachgebiet verbreitet, weithinbesonders nd.mit senkung des stammvokals zu a (s. Doornkaat Koolman ostfries. 3, 516; Mensing schlesw.-holst. 5, 528; Schumann Lübeck 48; Mi Mecklenburg 105; brem.-nieders. wb. 5, 195 f.; Schambach Göttingen 286 f. u. 323; Böning Oldenburg 129; Flemes Kalenberg 378; Block Eilsdorf 100; Hofmann niederhess. 262; Müller-Fraureuth obersächs. [westl. Erzgeb.] 2, 658; Martin-Lienhart elsäss. 2, 851; Schatz Tirol [Oberinntal] 700), gebietsweise mit einem vor r entwickelten zwielaut (vgl. siegerl. weᵃrk Heinzerling-Reuter 320; oberhess. wearg [neben wärg] Crecelius 906; waldeck. wiᵉrk Bauer-C. 113; luxemburg. wⁱerek wb. d. luxemburg. ma. 484; viariΧ Krausz nordsiebenbürg. 1062) oder vokalisierung des r (vgl. wiëk, weäk Schmoeckel-Blesken Soester börde 330 f. und wäĕk Frederking kl. wb. d. ma. v. Hahlen b. Minden 33); im südlichen alemannischen findet sich 'wandel des k ˃ Χ (x), das wiederum teils zu h geschwächt wurde' (Jutz alem. maa. [1931] 210): wárΧ (neben wárk u. wærik) Martin-Lienhart elsäss. 2, 851; wärch, werch Stalder schweiz. id. 2, 434, Seiler Basel 310, Hunziker Aargau 293, Schild Brienz, in: PBB. 18, 358, Bühler Davos 202; ebenso im bairischen (s. Schmeller-Frommann bayer. 2, 983 ff.; Schöpf Tirol 812; Lexer kärnt. 256 sowie PBB. 28, 145). die alte endungslosigkeit des plurals (diu werc) wird durch anschlusz an die flexion der maskulina (tag-e) beseitigt: durch rethiu werche (12. jh., schwäb.-bair.) denkm. dt. prosa, abt. A, 7 Fr. Wilhelm (d. jüngere physiologus 2, 37); durch di werke (1343) Matthias v. Beheims evangelienb. 215 B. (Joh. 14, 12; daneben: di werc ebda); unsere wercke (1472) Arigo decamerone 11, 34 K. (daneben: seine werck 73, 7). der endungslose plural ist freilich noch bei Luther üblich (s. Franke grundzüge d. schriftspr. Luthers 2 [1914] 215 f.); und selbst im 18. jh. begegnen noch vereinzelte fälle wie: bricht in werck und thaten aus Neukirch anfangsgründe (1724) 902, wobei jedoch mit dichterischer endungsersparung zu rechnen ist. anders als etwa bei wort vermochte sich daneben der er-pluralsehen wir vom gebrauch in einigen mundarten ab (Christa Trier 216; Fischer schwäb. 6, 703) — nicht durchzusetzen: wercker (der boͤszheit) (1534) Rotmann restitution 53 ndr.; dergleichen wercker (wie die sphinx) Pietro della Valle reisz-beschr. (1674) 1, 102; werker (befestig.) Schmidt gesch. d. Dt. (1778) 4, 264; Ayrenhoff w. (1814) 6, 301. wie uns H. Brauns dt. orth.-gramm. wb. (1793) bestätigt, findet sich werker vornehmlich für (festungs-)bauten (s. u. II 2 a): werk das, ... vielf. die werke; werk das, z. b. bey einer vestung; hat in der vielf. zahl: die werker 303; weiteres bei Paul dt. gramm. 2 (1917) 26, wo aus dem älteren nhd. auch einige schwache pluralformen angeführt sind (ebda 62).
herkunft und bedeutung. werk ist durch die identität mit griech. (Ϝ)έργον ebenso als idg. wort erwiesen wie wirken, älter würken durch die übereinstimmung mit av. vərəzyeiti, vgl. auch ῥέζειν (mit e nach dem aorist ῥέξαι). dasz hinter idg. *u̯erg̑- 'wirken, tun' (Walde-Pokorny vgl. wb. 1, 290 f.) die speziellere bedeutung 'zaun, zäunen, flechten' (vgl. hierzu II 1 a α und 2 a), ja die 'gesellschaftliche arbeitsordnung des mannrings' (vgl. IV 1 a) steht, hat J. Triergedanken R. Meringers (idg. forsch. 17 [1904/5] 153 ff.) weiterführendwahrscheinlich gemacht (lehm, etymologien zum fachwerk [1951] 93 ff., bes. 101), wenngleich sich über die vorliterarische wortgeschichte kaum gewiszheit erlangen läszt. dasz finn. verkko 'netz' aus germ. *werka- 'werk' entlehnt sei (T. E. Karsten finnar och germaner [1943] 598) und für dieses eine urspr. bedeutung 'geflecht' erweise, ist zweifelhaft. seit beginn der überlieferung ist werk geläufige bezeichnung für das wirken (genaueres unter I) und bewirkte, das ergebnis eines schöpferischen tuns (II), erst seit dem mhd. auch nachweislich für den zu bearbeitenden stoff (III) sowie für das wirkende (agens, werkzeug: IV, 1) gebraucht, schlieszlich auch für eine betriebsanlage (werkstätte: IV, 2). die anwendung von werk wird im nhd. etwas eingeschränkt durch arbeit, das nicht länger nur im negativen sinne von 'mühsal, anstrengung' üblich, sondern positive bezeichnung handwerklicher und geistiger tätigkeit geworden ist und nunmehr auch das ergebnis dieses tuns bezeichnen kann. das besonders in der umgangssprache vordringende alltagswort arbeit hat jedoch werk nicht in allen sprachlandschaften gleichermaszen zurückzudrängen vermocht. im schweiz. z. b. finden sich noch wendungen wie: er chan alli wërch 'er versteht alle feldarbeiten' (Hunziker Aargau 293), wohingegen arbet 'nicht sehr gebräuchlich ist, man gebraucht dafür wërch' (ebda 16). — als bestimmungsglied sowie als grundwort von zusammensetzungen und ableitungen ist werk seit frühdt. zeit sehr verbreitet. dasz es schon im späten mhd. (schuͦch-werch, 14. jh.), besonders aber seit dem 17. jh. auch die rolle eines kollektiv-suffixes übernimmt, ist in der festschr. für Weisgerber (1959) 224 ff. dargelegt.
I.
opificium, operatio. zum gebrauch als nomen actionis kommen im älteren dt. ansätze einer verwendung im sinne von 'aufgabe, beruf' (A 2), 'handlungsweise' (A 3 b) und 'angelegenheit, sache' (B 3). im ganzen lassen sich zwei stränge unterscheiden.
A.
die meist singularische anwendung als allgemeine bezeichnung
1)
für 'tätigkeit, wirksamkeit, arbeit':
thuo samnodun managa
uueros an is uuîngardon, — endi hie im uuerc bifalah —
âdro an ûhtan
Heliand 3417 Behaghel;
exibit homo ad opus suum et ad operationem suam usque ad uesperam dannan anauuert fone demo morgene gat mannolih ze sînemo uuerche des in e̜cclesia christanheite durft ist unz ze âbende. daz ist finis se̜culi ende uuerlte. dâr gât uuerches ende Notker 2, 439, 18. 20 Piper; wenn man ze werk lut, so gieng sy bald in das werk hus und span denn flisklich Elsbet Stagel d. leben d. schwestern zu Tösz 26, 32 Vetter; wer sein wergk unnd leben nach erwehleten tagen, hymelsztzeichen und der weissagern duncken richtet (d. übertretung d. 1. gebotes) (1518) Luther 1, 252 W.;
gott hat sich nie bemuͤht, auch nie geruht, dasz merk:
sein wirken ist sein ruhn und seine ruh sein werk
Silesius cherub. wandersm. 106 ndr.;
wie eine magd will ich dir dienend folgen.
will weben an dem webstuhl, früh zur hand,
und alles werk, das man bei uns verachtet,
den sklaven überläszt und dem gesind,
hier aber übt die frau und herrin selbst
Grillparzer s. w. 5, 158 Sauer;
(die dienstmagd)
die andern schlafen noch, wenn früh am tage
sie schon bei ihrem dienst und werke steht
K. Bröger d. singende stadt (1914) 12.
oft wird das tun und handeln in ausdrücklichen gegensatz zu rede und lehre gestellt: qui fuit vir propheta potens in opere et sermone ... ther dar uuas gomman uuizogo mahtig in uuerke inti in uuorte Tatian 225, 2 Sievers; sâr daranâh kefuôgte ze anderen die in folgeton gotes lob singenten in uoce stimmo et opere uuerche Notker(s gloss.) 2, 259, 26 Piper; im werck vnd nicht inn worten steht die tugent G. Mayr sprüchw. (1567) E 2ᵇ;
der gütig von natur, nichts schuldig ist der zucht,
und dessen worte nie beschämen werck und that
Warnecke poet. vers. (1704) 105;
viel männer sind hoch zu verehren,
wohlthätige durch werk und lehren
Göthe I 2, 156 W.;
er (der gelehrte) hat mit diesem handeln niemals noch einen anderen zweck ausser dem, seine idee auszudrücken, und die erkannte wahrheit darzustellen in werk oder wort Fichte s. w. (1845) 6, 418; oder zur musze, zu zeiten der untätigkeit:
seh ich ...
jugend und alter in gruppen bei werk und bei musse
St. George d. neue reich (1928) 11;
i de grósse wërche oder einfach i de wërche in den werkzeiten, nämlich heuet, ernte und herbst Hunziker Aargau 293 (vgl. Stalder schweiz. id. 434). werk bezeichnet, wie gelegentlich betont wird, eine schöpferische tätigkeit: auch die schöpfung ist arbeit. darum laszt die arbeit schöpfung sein! in der mitte gedeiht das werk. arbeit ohne schöpfung ist untermenschlich, schöpfung ohne arbeit ist übermenschlich. im menschen werden sie eins und bewährt im werk. darum gewinnt die idee des lebens gestalt am werk K. Würzburger individuum u. gemeinschaft = grundfragen d. politik 1 (1922) 66; daher findet es sich besonders vom wirken (lebenswerk) groszer persönlichkeiten: auch erkennen sy daz werck Jhesu Cristi in disem ewangelio vnd dorzuͦ daz ampt sant Mathei erste dt. bibel 1, 4 lit. ver.;
ich könnt' mein werk jetzt krönen;
an meines dolches spitze hängt sein leben;
doch brauch' ich's noch, drum sei ihm frist gegeben!
Grabbe s. w. 1, 72 Bl.;
sein erstes, höchstes ziel war, in gesicherten altersjahren, die dienstzeit hinter sich, sein 'lehrbuch der kriegskunst' in ruhiger arbeit abzuschlieszen. sein zweiter wunsch war, die theorien dieses lehrbuchs in der praxis zu erproben. an dritter stelle erst, jenseits seines werks, gönnte er sich gefühle des privatlebens Feuchtwanger d. falsche Nero (1947) 132.
2)
oft geradezu für '(lebens-)aufgabe, beruf, amt' (vgl.handwerk): omnes in opus suum laborent quod eis iniungitur alle in uuerah iro arbeitan daz im ana ist kl. ahd. sprachdenkm. 255, 6 Steinmeyer (Benediktinerregel); welk knecht dit werk unde ammecht aldus wynnet, de schall gheven der stad twe mark pennynghe, er he dat werk antastet (1375) d. ältesten Hamburg. zunftrollen 23, 9. 11 Rüdiger; welchir denne undir den, dye ir innunge alzo gewunnen habin, styrbit, der zal syn werk und innunge erben uff synen juͤngesten son (1390) urk.-b. d. st. Freiberg i. S. 1, 102, 19 Ermisch; item so sind disz die appenteger, wechszler, koufflüt, kromer, goldschmid, werchlüt aller wärch, die man in latin nempt mechanici, die frömd warend und ze Constentz iren gwerb tribend Richental Constanzer concil 182 lit. ver.; er (pharao) fraget sy. was wercks habt ir? sy antwurten. dein knecht wir sein hirten der schaff (quid habetis operis?) erste dt. bibel 3, 207 lit. ver.; wie Paulus ... sagt, das wir alle sampt eyn corper seinn, doch ein yglich glid sein eygen werck hat, damit es den andern dienet (1520) Luther 6, 407 W.; einer hebammen werck oder ampt thun Calepinus undec. ling. (1598) 974ᵃ; so auch noch im neueren dt.: die strassen-raͤuberey, die uͤberall als ein zulaͤssiges werck getrieben ward Micraelius Pommerland (1640) 1, 50;
ein sekretair! das ist kein werck für kleine geister,
es ist ein künstlich amt und will getrieben seyn
Göthe I 9, 473 W.;
haͤtt ich mein werk und kunst vergessen,
truͤg dann umsonst diesz kleid mit tressen
(scharlachroter fremder zu Faust)
maler Müller w. (1811) 2, 94;
na, hebb' ick (schiffer Wulkow) nu etwa jrosz wat davon? det schiffwerken is n jezwungenes werk! Gerh. Hauptmann biberpelz (1893) 20; besonders in wendungen wie das ist sein (des ...) werk: wo er (teufel) einem den hals bricht, hengket odder ertrencket ... und allerley plage und seuche regieren, das ist alles sein werck und gescheffte Luther 34, 2, 397 W.;
hör, Venus, ich gib dir kein lob,
wiss, das ich bin ein bawer grob,
hewen und dreschen ist mein werck,
ich wil nit in den Venus-berg
H. Sachs 14, 6 lit. ver.;
dem antwortet einer seiner ... raͤthe: seelen curiren ... were gottes werck Zinkgref-Weidner weisheit 3. theil (1653) 65; diese (willkürlichkeit) allenthalben zu verbannen, ist das werk des ächten naturforschers Lavater physiogn. fragm. (1775) 1, 47; über die ersten momente der sammlung musz freilich die schaffende vorsicht gewaltet haben; doch das ist nicht werk der philosophie, das wunderbare in diesen momenten zu erklären Herder 5, 95 S.; das schaffen ist des höchsten werk A. v. Arnim s. w. 7 (1840) 315.
3)
gelegentlich
a)
für 'anstrengung, mühe'. werk greift also zuweilen in den anwendungsbereich von arbeit über; besonders im nd. (s. auch Schiller-Lübben 5, 682 u. vgl. ae. weorc sowie an. verkr):
... thes sie uuerk hlutun (davon trugen)
lêdlîc lôngeld, endi sô noh lango sculun
Heliand 2342 Behaghel;
ênem werk dôn 'jem. zu schaffen, mühe machen' Lübben-Walther mnd. hwb. 574; werks maken 'mühe, umstand machen' Elberf. ma. 174; zuweilen auch im älteren nhd.:
es ist hierin verlohren werck
kein artzney huͤlfft ausz apoteckn
ein anders thut dahinden steckn
Gilhusius gramm. (1597) 54;
der weg ist breit in das finstere hausz,
offen die thuͤr, dasz man hinein stehts gehet,
aber wiedrumb zu entrinnen darausz,
hierauff das werck, hierauff die muͤh bestehet
Zinkgref auserl. ged. 34 ndr.;
und hab ich werks gnug, die gerüchte wegzunehmen (8. 6. 1655) urk. u. aktenst. z. gesch. d. kurf. Friedr. Wilh. v. Brandenburg 4, 127 Erdmannsdörffer; vereinzelt für beschwerliche busze:
vnd (als ich) mich durch werck von suͤnden wolt
aus eignen krefften freyen,
sihe da verschmacht mir marck vnd bein
B. Ringwaldt handbüchl. (1586) A 6ᵃ.
b)
auch im sinne von 'handlungsweise'; ein ansatz also, aus einer vorgangs- zu einer eigenschaftsbezeichnung zu werden: et tunc reddet unicuique secundum opus eius inti danna giltit her einero giuuelichemo after sinemo uuerke Tatian 90, 6 Sievers; des ubelo tuônten uuerh neferlêite mih Notker 2, 126, 23 Piper; dy husir sint der ediln burgir, di sint von wundirlichim werke md. Marco Polo 45 Tscharner; was ist das werck des klugen? nicht schaden, wenn man schaden köndt quod prudentis opus? cum possit nolle nocere (1524) mon. germ. päd. 20, 54, 14;
lasz einen zuͦ den minen gon,
...
das er jnen sag die werck der boͤsen
schweiz. schausp. 1, 40 Bächtold;
nicht verzweiffeln ist ein werck
derer, die noch maͤssig tragen
Joh. Chr. Günther ged. (1735) 14;
dass man aus eigensinn von einem dichter noch etwas mehr als reime und sylben fodern und ihm sogar ansinnen will, vernuͤnftig zu denken, welches doch nicht jedermanns werk ist Rabener s. schr. (1777) 2, 315.
c)
sachbezogen, von der wirkung eines gifts oder arzneimittels gebraucht: der fliegenden slangen vergift ist sô snel in irm werk, daz sie den menschen tœtt, ê er des smerzen enpfind (um 1350) Konrad v. Megenberg buch d. natur 201 Pfeiffer; under andern werken, diu er (der balsam) hât, treibt er das tôt kint auz der muoter ebda 360. vereinzelt auch sonst im sinne von 'wirkung':
des ringes werk ist diesz. so lang' ihn der beschützt,
kann ihm am leben nichts geschehen
Wieland ges. schr. I 13, 46 akad.
B.
der besondere bezug auf ein einzelnes faktum.
1)
auf eine bestimmte einzelhandlung.
a)
eine arbeitsleistung, unternehmung oder irgendwelche tat:
ôdo beginnad imu than is uuerk tregan,
an is hugi hreuuen,   than he it gihôrid helido filu,
ahton eldibarn   endi imu is ubilon dâd
uueread mid   uuordun
Heliand 3233 Behaghel;
sie auur tho ginoto   eiscotun thero dato
fon themo selben uuerke   fora themo folke,
uuio mo so gizami   gisiuni sin biquami,
ioh sehenti auur uurti,   ther blint uuas fon giburti?
Otfrid III 20, 120 Kelle;
do daz allez ergiench   got ze sinem werche uiench:
er begunde schaffen, himil und erde machen
genesis und exodus 2, 21 Diemer;
dar nach wachset der werch rainkait; wan dú minne leret niht tuͦn wan daz mit tugenden ist gezieret, als schoͤn gebet, rainne andaht St. Georgener prediger 42, 10 Rieder; und demnach ein kriegszuolk zu rosz und fusz zu volnstreckung fürgenomenes wercks im feld unnd sonst, nach gelegenheit seiner anzall etlichs geschuͤtz ... von noͤthen abschiedt des reichsztags zu Augsburg (1555) 27ᵃ; vnd jhme kein arbeit noch werck so seltzam vnd schwer fürkaͤme M. Sebiz feldbau (1579) 36;
ja diese freude bricht, davon das hertz erfüllet,
in freuden-volle wort, in werck und thaten aus
J. G. Neukirch anfangsgründe (1724) 902;
die sage davon lautet: vor zeiten, als man diese kirche zu bauen angefangen, habe man mitten im werk einhalten müssen aus mangel an geld br. Grimm dt. sagen (1891) 1, 138; nach gethanem werke (der abfassung seines testaments) fühlte Ludwig sich etwas ruhiger M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. (1893) 4, 70; oft in ausdrücklichen gegensatz zu bloszer rede, lehre oder gebärde gestellt, zu wille und wort: lêre mih so tuôn in uuerchen. so ih kelirnet habo in uuorten Notker 2, 502, 16 Piper;
sich rüemet manger, waz er dur die minne tæte:
wâ sint diu werc? die rede hœre ich wol
Hartmann v. Aue in: minnes. frühl. 218, 14 Vogt-Kraus;
nu hab du die gebære: diu werc wil ich begân
Nibelungenlied 454, 3 Bartsch-de Boor;
eben so gehet es hie diesem guten Habacuc auch und verdreust yhn seer, das seine leere nicht wil eytel werck und that werden Luther 19, 357 W.; willen für die werck nemen schöne weise klugreden (1548) 139ᵇ;
lasz vns mit worten nicht vmbgehen,
dardurch das werck beleibt anstehen,
wir woͤllen greiffen zu der sach
Spreng Ilias (1610) 21ᵃ;
wer christlich lehrt vnnd vnchristlich lebt, der lehrt, dasz man seinen wercken vnnd nicht der lehr geleben soll Lehman floril. polit. (1662) 1, 497;
von worten zu den werken
ist ein weiter weg
Wille sittenlehre (1781) 15;
(er) sparte nicht worte noch werke, den damaligen könig Wenzel ... gegen sie aufzubringen Leppa herzenssachen (1923) 40. wie die belege zeigen, bezieht sich werk in der regel auf menschliche unternehmungen von einiger bedeutung; wird es für unerhebliches oder unvernünftiges tun gebraucht, so wirkt es ironischein effekt, den entsprechende beiwörter noch verstärken können:
gefolglich ist von seinen thaten und werken
... nichts sonderliches anzumerken
Kortum Jobsiade (1799) 1, 19;
ich ... schlug ... eine sprosse an der leiter nach der andern ab. mein vater kam gerade in den garten und sah das herkulische werk Seb. Brunner ges. erz. (1864) 1, 179; einen schuster ... hatte sie dermaszen bethört, dasz er jedesmal, wenn er ihr schuhe brachte, auf dem hausflur ein bürstchen mit einem spiegelchen hervorzog und sich sorgfältig den kopf putzte wie eine katze ... wenn man ihn kommen sah, so begab sich die ganze gesellschaft auf eine verdeckte gallerie, um dem armen teufel in seinem feierlichen werke zuzusehen G. Keller ges. w. (1889) 4, 65. metaphorisch spricht man zuweilen auch vom werke der flammen oder eines brandes: dort lag er bewusztlos die halbe nacht, indessen der brand sein schauriges werk vollendete (den hof seines vaters zerstörte) qu. a. d. j. 1936.
b)
besonders geläufige wendungen; ans (ins) werk, zu(m) werke gehen, schreiten, sich ans werk machen:
der jäger het kein falschen sinn,
er fürt den held mit ihm dahin
auf hohe fels und scharpfe berg,
mit seinem schaft gieng er zu werk
Teuerdank 44 G.;
dessen hirt ins werck schreiten wolte, eine erschröckliche gen himmel schreyende sünde zu begehen Grimmelshausen vogelnest 128 Scholte; es kommen schon viele käufer zusammen, wir wollen zum werke schreiten, um die leute nicht ohne noth aufzuhalten Wieland Lucian (1788) 1, 364; da machte ich ... mich ans werk E. M. Arndt w. (1892) 1, 46 R.-M.; hier ging ich ... mit verdoppeltem eifer an's werk (1832) Mörike ges. schr. 3 (1878) 25 Klaiber; (ich will) auch ohne zögern ans werk schreiten, aber auch ohne übereilung (8. 9. 1865) W. Scherer an K. Müllenhoff br. 128 Leitzmann; bei der entlarvung des schülers Lohmann musste Unrat geheim und geschickt zu werke gehen H. Mann d. blaue engel (1950) 24; hand ans oder zu(m) werk legen: ich ... berichte, wie die sachen stehen (dasz i. f. g. kein geld mehr hat), welches sie beide neben mir erschraken, legeten also hand zu werk und bekam Peter zu Schellendorf auf seinen credit von einem bürger 300 thlr. Schweinichen denkw. 153 Ö.; lasset uns also, wertheste landesleute, hand an dieses grosze werk legen! (den guten geschmack i. d. musik zu bringen) Scheibe musicus (1745) 9; es sind daher nach der hand alle und iede verbunden, ohne widerrede zum werke, was durch die merheit der stimmen beschlossen worden, hand anzulegen (1794) österr. weistümer 3, 322; die freunde liessen sich den vorschlag gefallen und legten sogleich hand ans werk, ihn auszuführen Fr. Schlegel in: Athenäum (1798) 3, 63; Jacob Spiegel drückt dem coadjutor zu Wien ... die hoffnung aus, ihn auf dem nächsten reichstag an das werk der kirchenreformation hand anlegen zu sehen Ranke s. w. (1867) 4, 139; oder kurz hand ans werk! (frisch) ans werk! u. dgl.:
frisch an das werk! rührt euch! ...
Schiller 13, 365 G.;
nun frisch an's werk und muthig in die teufe!
Göthe I 4, 285 W.;
nun blas't und sporenstreichs zum werke dann!
Tieck schr. (1828) 2, 241;
(Christian:)
des liebelns bin ich satt; ich will die eh' probiren.
seit ich den engel sah, denk' ich verdammt solid.
(Heinrich:)
ihr abenteuer hier beweist's!
(Christian:)
es ist das letzte.
jetzt hand an's werk, ich will an's ende von dem lied
Müllner dram. w. (1828) 5, 252;
ans werk, Wend, ans werk! pfeif, bis du platzest! W. Raabe s. w. I 6, 183 Klemm; und nun ... an euer werk! Fontane ges. w. (1905) I 2, 13; ein werk (werke) ausführen, verrichten, vollbringen, wirken u. dgl.:
thiu uuerk, thiu ih uuirku innan thes, in namon fater mines
Otfrid III 22, 17 Kelle;
und dye werckt, dye er begat,
sind dye an in von got kummen
altdt. passionssp. 10 Wackernell;
disz ist sich wol zu verwundern auff den galeren vnd grossen lastschiffen ... werden alle geschaͤfft vnd werck ohn muͤndliche anweisung oder geheisz allein mit einem hellen weitgrillenden pfeifflein verricht Schweigger reyszbeschr. (1619) 101; ich bin willig, das werck auszuführen (den brief zu übergeben) schausp. d. engl. comöd. 107 Creizenach;
frisch gewagt ist schon gewonnen,
halb ist schon mein werk vollbracht!
sterne leuchten mir wie sonnen,
nur dem feigen ist es nacht.
wär' ich müszig dir zur seite,
drückte noch der kummer mich;
doch in aller dieser weite
wirk' ich rasch und nur für dich
('an die erwählte')
Göthe I 1, 55 W.;
während ihre kräftigen, geröteten kinderhände mechanisch ihr werk verrichteten Feuchtwanger Simone (1950) 66. etwas gedachtes, geplantes, verheiszenes u. dgl. zu werke(n) bringen, ins (zu) werk bringen, führen, richten, setzen, stellen oder ziehen 'in eine tat umsetzen, zur ausführung bringen' (vgl. bewerkstelligen):
kein meister künsten ist sô vol
als ich, daz sich bewæret wol,
wenn ich ze werken bring mîn wort
Boner edelstein 68, 17 Pfeiffer;
als vil sú des gedachtent,
ze werken sú das brachtent
schweizer Wernher Marienleben 10 306 Päpke;
ins werckh dass alles wardt gesetzt
Endinger Judenspiel 21 ndr.;
aber solch (priesterliche) gewallt tzu uben und ynsz werck furen, gepurtt nit yderman Luther 8, 253 W.; (die vom rat und ihre anhänger) wolten also mit ihrem anhange von dem kirchof gehen und die sache weiter also mit ihrer gemeinheit ins werk stellen (1547/49) städtechron. 27, 108 (Magdeburg); alszdann wirdt das vrtheil zu werck gezogen, vnd vnser zarter leib den würmen ... fürgeworffen (1617) Albertinus Lucifer 207 L.; geschicht es ja, dasz dein wille von deinen bösen lüsten und gedancken bezwungen würde, so hüte dich doch, dasz du den willen nicht zu wercke bringest, sondern kehre beyzeiten um Joh. Qvirsfeld geistl. myrrhengarten (1717) 166; sie waren so von diesem gedanken eingenommen, dasz sie wünschten, ihn gleich in's werk zu richten Göthe I 22, 23 W.; es sei ihnen unbegreiflich, wie man dieses in's werk gestellt, da keine wagenspuren zu finden gewesen A. v. Droste-Hülshoff ges. schr. (1878) 2, 288; eine lustige verlosung ... ward ins werk gesetzt H. Seidel vorstadtgesch. (1880) 64; im oder am werk (begriffen) sein, sich im werk finden u. ä. 'im vollzug, in der ausübung einer tat, im gange einer handlung' oder auch 'in der ausführung, ausarbeitung': dieweil schrib Salomon ... das er jm zuͦ hilff kom wider Joadem, der jn nit allein absetzen, sondern gar ausz dem reich zuͦ vertreiben im werck sei Seb. Franck Germaniae chron. (1538) 116ᵃ; sie weren im wergk dasselbe zubefestigen, derwegen etliche unser knechte aus dem graben auf leitern aufstiegen und sich hinan machten zusehen, was man fürhett (nach 1558) städtechron. 27, 50 (Magdeburg); als es im werck ware, dasz man in einer statt ein apotheck anrichten wolte, sollen die vmbgelegene baurschafften gesagt haben: sie bedoͤrffen keiner apotheck, sie wollen lieber vergebens sterben Zinkgref apophthegm. (1628) 331;
wie ich in dem werk' also war begriffen,
kahm der wolf herbey traun gar ungeschliffen
Reinicke fuchs (1650) 378;
dasz eine neue wohlfeilere ausgabe seiner (Knebels) übersetzung des Lukrez im werke sey Göthe III 12, 201 W.; für ein schon längst im werk begriffenes privatunternehmen des königs Mörike ges. schr. 3 (1878) 35 Klaiber; die ahnung, dasz irgend was gegen mich im werke sei, wurde mir fast zur gewiszheit L. Thoma ges. w. 7 (1933) 236; und warum spurt alles schon wieder? weil jeder bei der allseitigen guten organisation 'voll ausgelastet' am werk ist V. Klemperer l. t. i. (1949) 167; he̜ es wī·e.r flǫt am we̜rk 'er schimpft wieder tüchtig'; he̜ es śle̜it em werk 'es geht ihm schlecht' Leihener Cronenberg 133; formelhafte anwendungen von im werke zeigt darüber hinaus das ältere nhd. im sinne von 'tatsächlich, in der tat, in wirklichkeit': dise ding werdenn ... nicht allain lauter verstanden, suͤnder auch im̄ werck also erfaren vnnd befundenn Schwarzenberg Cicero (1535) 68ᵇ; dasz ermelte scribenten allein ad theoricam gesehen, vnd diese sachen im werck nicht selbs erfahren ... haben L. Ercker beschreib. (1580) )( 2ᵇ; nun will man wol sagen, man sol an solch ding nicht glauben: so findet man es doch offt im werck und in der that viehbüchlein (1667) 41; daher schickte Sitas ... unter dem scheine die bruͤderliche uneinigkeit guͤtlich beyzulegen einen gesandten zum Antiochus ... im werck aber kundschaffte dieser des Antiochus verfassung aus Lohenstein Arminius (1689) 1, 231ᵃ u. ö.; davon er nach kurtzer zeit mit furcht und schrecken erwachet und nicht anders vermeynet, er würde tödtlich vergifftet seyn: aber im wercke befand er, dasz er von seinem aussatz heil und gäntzlich frey worden Sperling Nicodemus quaerens (1718) 1, 1089. ebenfalls auf das ältere nhd. beschränkt ist die wendung grosz werk oder viel werk(s) von etwas machen u. ä. 'viel aufhebens von einer sache (person) machen', 'fare grand' affare, cioè gran caso (conto, stima), grande strepito di qualche cosa' (Kramer t.-ital. 2 [1702] 1359ᵇ): man macht auch kein grosz werck dauon, fleisch in der fasten, ja auch auff den karfreytag zuessen Fischart binenkorb (1588) A 5ᵃ;
auch wie ich spuͤr,
er sonst von mir
gar wenig werckes macht
Voigtländer oden u. lieder (1642) 54;
wiewol man hieruͤber nicht so viel wercks oder wunders zu machen hat Lohenstein Arminius (1689) 2, 129;
was macht man nicht vor wercks, was leugt man nicht darzu,
wenn irgendwo ein kopf mit fremdem wiszen prahlet
und eine handvoll bluts auf seinem schild vermahlet
(1717) Joh. Chr. Günther s. w. 6, 13 lit. ver.;
von der letzten hoͤhle wird insonderheit grosz werck gemacht J. B. v. Rohr Ober-Hartz (1739) 48; mächte, die von der frömmigkeit viel wercks machen (1795) Kant z. ewigen frieden 25 Kehrbach; nur noch mundartlich bezeugt: werk va jet mache 'aufhebens machen' Rovenhagen Aachen 162; viel werks mache 'viele umstände, viel aufsehens ...' Fischer schwäb. 6, 705.
c)
dasz werk im älteren dt. auch als verhüllende bezeichnung für coitus (s. auch unter B 2 a) erscheint, verwundert nicht, findet sich doch lat. opus gelegentlich in gleicher anwendung: dar umb ist mein rât, daz sich die frawen auf die rehten seiten naigen zehant nâch dem werch, ob si gern knäblein tragen Konrad v. Megenberg buch d. natur 39, 30 Pfeiffer;
wo ich ein schoͤnen iüngling blickt
gar bald ich nach dem selben schickt.
wenn er das werck hatt vollenbracht,
liesz ich jn doͤdten in der nacht
Murner geuchmatt 176 Fuchs;
wenn ein junges maͤgdlein, so vnter zwoͤlff jahren ist, mit gewalt genothzoͤget vnd das werck mit jhr vollbracht wuͤrde Carpzov pract. crim. (1646) 2, 203ᵇ.
2)
vielfach durch hinzutretende bestimmungen näher charakterisiert.
a)
genitivische ergänzungen verschiedener art: gab dhuo got Moysi euua dhazs ir dhoh in dheru chihuurfi zi gotes minniu endi zi rehtnissa uuerchum (ad amorem dei et operationem iustitie̜) Isidor 29, 16 Hench; quid faciemus, ut operemur opera dei? uuaz tuomes, thaz uuir uuirkemes gotes uuerc? Tatian 82, 5 Sievers;
si vlizzen sich gein strîtes werc
Wolfram v. Eschenbach Parzival 352, 1 Leitzmann;
was heyst es aber: er (Christus) war jnen (den eltern) unterthan? anders nichts, denn das er ist gangen in den wercken des vierdten gebots (1544) Veit Dietrich bei Luther 52, 109 W.;
jetzt musz das werk der freiheit gleich beginnen
H. v. Kleist w. 2, 429 E. Schmidt;
den zweiten theil aber füllt das werk ihrer grausigen rache Scherer lit. gesch. ⁷110. oft in fügungen wie das werk eines augenblicks (abends, jahres): dasz mir Tine schon zuvor nicht gleichgültig gewesen, läugn' ich nicht, mich aber so gegen sie zu nehmen, war das werk dieses abends Hippel lebensläufe (1778) 3, 2, 484; die begründung derselben, eben je allseitiger und gründlicher sie versucht wird, kann nicht das werk weniger jahre sein Steffens was ich erlebte (1840) 6, 147; ihn sehen und in unendlichem jubelgeschrei umschlieszen, mann und rosz mit küssen bedecken, war das werk eines augenblicks Häusser dt. gesch. (1854) 3, 363; sie sehen und mich leidenschaftlich in sie verlieben, das war — nicht wie es in veralteten romanen heiszt, das werk eines augenblicks—aber das werk eines abends M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. (1893) 4, 233. als verhüllende wendungen begegnen im älteren dt. werke des fleisches, teufels, der ehe u. ä.: daz er natus keborn uuard sine opere hominum mannis uuerch. sine maritali coniugio ana charilis miteslâf Notker 2, 414, 18 Piper; wann ob ir mit dem geyst doͤtiget die werck dez fleyschs ir lebt (facta carnis) erste dt. bibel 2, 34 lit. ver.; wiewoll die ehe ane dy wergk des fleischs nitt kan gesein, doch soll man was anders suchen (1522) Egranus pred. 165 Buchwald; item so ein lediger mann oder gesell mit eeweibern ... sich in werck der unkeüscheit verwürcken, sollen die selbigen ledigen geleich wie die eeleüt gestrafft werden d. fürstenthumbs Wirtemberg newe landsordn. (1536) B 2ᵇ; das alte werck der ehe üben Lindener katzipori 120 lit. ver.; mit diesem so frommen, kleinen, zarten geschöpfchen (dem hündchen Pietas) wollte das scheuszliche grosze ungethüm (der gärtnerhund) das werk des teufels vor meinen reinen augen treiben Klinger w. (1809) 3, 102.
b)
präpositionale:
in viel daz houbet zetal,
und sî vergâzen über al
des werkes in den henden
Hartmann v. Aue Iwein 6233 Benecke-Lachm.;
huͤrerey, eebruch, werck mit bluͤt verwannten, ya sodomi were nymmer so gemeyn worden Eberlin v. Günzburg s. schr. 2, 34 ndr.; denn warumb waͤre uns die vernunft gegeben worden, wenn wir solche in dem wichtigen werck von unserer seligkeit nicht gebrauchen solten? Chr. Weise drei klügsten leute (1675) 61; und nicht ablassen will ich von dem werk an diesem buch, bevor es nicht die erlösende kraft eines reinen gebotes angenommen hat qu. a. d. j. 1930.
c)
beiwörtliche.
α)
meist wertende attribute:
sinaz dreso deilta
untar sinen scalkon zi suorglichen uuerkon
(zu sorgsamem, tüchtigem handeln und wirtschaften)
Otfrid IV 7, 72 Kelle;
dô sluogen die vil müeden manegen herten slac
den von Bechelâren, der eben und tiefe wac,
durch die liehten ringe vaste unz ûf daz verch.
si tâten in dem sturme diu vil hêrlîchen werch
Nibelungenlied 2210, 4 Bartsch-de Boor;
(die seele sagt zum leib:)
dyne vormaledyeden werke
hebben hyr nu neyn vorbergte
v. d. jungesten tage 106 Willoughby (v. 61);
got selber in seinem zorn vns zuͦ ein straffung vmb vnser pösen wercke willen gesant hat Arigo decamerone 3 lit. ver.; so ist es je ein groszes und gott gefälliges werk, wittwin und waisen helfen dienen (1537) Luther briefw. 8, 142 W.; heilige leute, heilige werck Friedrich Wilhelm sprichwörterreg. (1577) u 2ᵃ; wer boͤsen gedancken wehrt, so sie noch blot sein, der wehret boͤsen wercken, werden sie flick, so suchen sie mancherley naͤster Lehman floril. polit. (1662) 1, 264; es ist ein wichtig werck die compagnien zu einer bataillon und die bataillons zu einem regiment zu formiren H. v. Fleming teutscher soldat (1726) 217; man sah sie (die heidnischen götterbilder) als wohnstätten der dämonen selber an und befahl ihre vernichtung als ein gottgefälliges werk Herman Grimm Michelangelo (1890) 1, 31; 'nicht der rede wert, hochwürden!' wehrte der wirt kulant ab, 'soviel ich tun kann, will ich gern für das heilige werk (die armenspeisung) tun' O. M. Graf unruhe um e. friedfertigen (1948) 245. seit frühdt. zeit findet sich dievon der katholischen lehre getrageneformelhafte verbindung gute werke (opera bona):
... uuerk guatu ioh druhtine gimuatu
uuolles io mit uuillen fora gote irfullen
Otfrid II 20, 3 Kelle;
uuante also diu uuât den lîchamen zîeret in mennisken gesihte, samo zîerent dih gûotiu uuerch in mînero anasûne Williram 66, 13 Seemüller; und daz eine wirkete vil mê guoter werken denne daz ander: dem würde gelônet nâch vili sîner werken Nicolaus v. Straszburg in: dt. mystiker d. 14. jhs. 1, 269 Pfeiffer; die da guͦte werck gethan haben die geen in die vrstend des lebens. die aber ubels gethan haben in die vrstend des gerichts erste dt. bibel 1, 353 lit. ver.; gute werck machen nicht Christen, sondern Christen machen vnd thun gute werck Petri d. Teutschen weiszh. (1605) D 4ᵃ; weil demnach eine so grosze not die Wienstadt überfallen, also ist man in der andacht und guten werken viel eifriger gewesen (1679) Abraham a s. Clara w. 2, 152 Strigl; andere haben die welt durch falsche tugend bethoͤret ... sie haben ... allmosen gegeben, viele gute werke gethan Zimmermann einsamkeit (1784) 1, 47;
denn gott sieht die person nicht an;
er sieht nicht auf reichthum oder stärke,
sondern auf die guten werke
volksschausp. 169 Hartmann;
deshalb aber ... wollen wir uns einkaufen durch gute werke in das unbekannte land, aus dem noch keiner zurückgekehrt ist! Sperl söhne d. hr. Budiwoj (1927) 536; vgl. Luthers schrift von den guten werkenn (1520) 6, 202 W. sowie ²werkgerechtigkeit, -heilig(keit), werkler und werklos.
β)
im älteren nhd. finden sich wendungen wie das eheliche werck treiben cum aliquo coire (Calvisius thes. [1666] 581): du solt auff den tag feyren, vff den tag kain eelich werk volbringen (1509) Fortunatus 36 ndr.; wo er aber der eelichen werken ie pflegen wölle, sölle er nit huͦren, sunder ein eigen wyb zur ee nemen Zwingli dt. schr. 1, 328 Sch.; nachdem er seiner vermainten gemachl in das 14. jar ohne volbringung ehelichen werckh beigewonnt hette (15./16. jh.) Brandis landeshauptl. v. Tirol (1850) 53; auch auszerhalb solcher verbalwendungen ist die attributive verbindung zeitweilig geläufig: wann grosse hindernüsz an eim ee menschen ist der eelichen waͤrck, mag man sie scheiden vnd jeglichs wider sich lassen versaͤhen mit eim gemahel Eberlin v. Günzburg s. schr. 1, 113 ndr.; sye (die mönche in der beichte) wollen auch wissen von den tugenthafften zcuͤchtigen eeweyben, alle vmbstende yrer elichen wercken vnd wie yr eemenner die sach volnbringen Jac. Strausz beychtpüchl. (1523) B 2ᵇ; der steyn welchen man im kappaunenkopff eyner bonen grosz zufinden pfleget, macht die maͤnner zu ehlichen wercken sehr lustig vnd begirig M. Sebiz feldbau (1579) 108;
von krieges waffen du (Venus) absteh,
vnd diser haͤndel muͤssig geh,
der bulschafft pfleg in allen stuͤcken,
eheliche werck thun dir geluͤcken
Spreng Ilias (1610) 60ᵃ.
3)
nicht selten findet sich werk auch in allgemeinerer anwendung, etwa gleichbedeutend mit angelegenheit, sache, ding (vgl. den entsprechenden umgangssprachlichen gebrauch von geschichte): fone dero sêlo uernumiste ist nû ze mâle gnûge gesaget. alterius est negotii eines anderes uuerchis ist fone iro passionibus zesagenne Notker 1, 501, 10 Piper; ob etlicher begert eins bistumbs, ein guͦt werck begert er (bonum opus desiderat) erste dt. bibel 2, 214 lit. ver.; und wenn ihr's gleich noch so wünderlich drehet und aus dem text machet, was ihr wollet, so ist das werk fürhanden (die sache ist doch so) (11. 6. 1537) Luther briefw. 8, 91 W.;
hettestu Absalons schoͤne, Salomons vernunfft vnd Samsons
stercke,
vnd kein geld noch gut, so sind es all verlohrne wercke
Petri d. Teutschen weiszh. (1605) Ii 1ᵃ;
ausz dem auszschreiben so viell zu ersehen, dasz diesz wergk (die schlesische 'expedition-sache') einer reiffen berathschlagung mit zueziehung aller stännde ... woll vonnötten habe (1618) acta publica 1, 34 Palm;
wer will werden reich,
der schneid das brod fein gleich
dieses ist zwar an und vor sich selbst nur ein sprichwort, aber auch mit gewisser bedingung ein wahr-wort und koͤnte vor sich und schlecht hin wohl passiren, wenn die alten weiber es nicht zum miszbrauch anwendeten und unter ihren albernen aberglauben eine stelle einraͤumeten, als sey es ein vnbetruͤgliches werck Schmidt rockenphilos. (1706) 1, 62; einsamkeit ist ein guͤlden werck Aler dict. (1727) 1, 606ᵃ. im neueren dt. nur noch vereinzelt, in der wendung das ist (oder damit ist's) ein ander werk 'das ist etwas anderes': mit denen spanischen Niederlanden, mit der freien grafschaft ists ein ander werk Leibniz dt. schr. 1, 120 G.; det is'n janz ander werk! Brendicke Berlin 193ᵃ. mundartlich auch: dat is âwer ærgerlich wark 'das ist aber eine ärgerliche sache' Schambach Göttingen 287; dat is mit se noch jung wark von neuen eheleuten Mensing schlesw.-holst. 5, 528; vgl. ferner de Bo westvlaamsch idioticon 1199ᵇ und P. Jensen wb. d. nordfries. spr. 692.
II.
das durch arbeit geschaffene, das ergebnis eines schöpferischen tuns, das geleistete (opus).
1)
handwerkliche und gewerbliche erzeugnisse (a), auch ein bestimmtes masz des produzierten und geleisteten (b).
a)
α)
vor allem 'geflecht, gewebe, stoff' (vgl. flechtwerk sowie finn. verka 'wollenes tuch', das nach T. E. Karsten finnar och germaner [1943] 592 ff. aus dem germ. entlehnt ist. doch ist nach Collinder d. urgerm. lehnwörter i. finn. [1932] 243 f. auch einheim. ursprung möglich):
fand sia drurenta,
...
vuahero duacho   uuerk uuirkento
Otfrid I 5, 11 Kelle;
vil schiere maz ich abe den lîp nâch sîner êre:
dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc
(wie ein verschnittener gewandstoff)
er truoc cyclades cleider an,
...
si waren wa unde wa
so mit dem golde ertrenket
und in daz golt versenket,
daz man daz werc da kume sach
Gottfried v. Straszburg Tristan 11 113 Ranke,
die so das drucken gewicht unnd die eln brauchen, sollen nit anders dann gewandt gulden und sylbere stuck mit allen seyden werck, auch aller leinwat der eln nach verkauffen teutscher nation nodturfft (1523) D 4ᵇ; das heydnisch werck, oder tapetereien, ist ... bey den Egyptern geweben worden Eppendorff Plinius (1543) 35; broccato, imbroccato, riccio sopra riccio mit goldt gestickt werck Hulsius dict. (1618) 2, 65ᵃ; er hat sein gutes werk an (guten anzug) Vilmar-Pfister Hessen, nachtr. 334; seine sonntagskleider, die er des kirchweihfestes wegen angezogen hatte, waren ihm ausgethan, und verlumptes altes werk hing um ihn her O. Glaubrecht erz. a. d. Hessenlande (1891) 133 (vgl. niederhess. wa̹rk 'zeug, stoff, kleidung' Hofmann 262). metaphorisch: denn ir, herr doctor, habt mich (Karlstadt) hewt in eurem sermon etwas hoch angetast und mit den auffrürischen morderischen geystern, als ir sy nennet, in eyn zal und werck eingeflochten Martin Reinhard bei Luther 15, 335 W.;
welch wundersam verschlungenes gewebe ...
nicht ein gewirr ist's, angelegt im wahne,
ich sehe jeden einzlen faden schlagen,
ich höre gehen jede einzle spule.
und alles geht nach einem groszen plane,
dasz, wenn das werk ist fertig, ihr sollt sagen:
das ward gewirkt auf gottes weberstuhle
Rückert ges. poet. w. (1882) 1, 30.
β)
'schmelzprodukt, gewonnenes metall': item es sol chain gruebmaister ... dhainen stuef, es sei werch oder ärzt, von perg haim tragen (1300/50) österr. weistümer 1, 199 u. ö.; es sall kein wergk abgetriben (aus dem erz gewonnenes silberhaltiges schmelzprodukt auf dem treibherd geschieden) werden, es sey danne vorhin, wie vil das wergk wyget und an der probe silber heldet, dem houptman vorzceichent ubergeben (1499/1500) urk.-b. d. st. Freiberg i. S. 2, 493, 17 Ermisch; wen nun die ertz fein rosch gepucht vnd schnell vmbgehet, so gibt es wol werck vnd bley Hardanus Hake bergchron. 135 Denker; argentum cum plumbo ab aere segregatum werck M. Ruland lex. alchemiae (1612) 66; schmeltz-ofen, ein ... ofen ... vor welchen ein herd, darein das geschmelzte werck fleust Schönberg berginform. (1693) 130; die schlacken schwimmen oben, darunter ist der stein, so ein ertz dessen giebet, und unter dem stein das werck Herttwig berg-buch (1734) 423; als definitionen finden sich: werck ist was in schmeltzen sich von allerhand metallen zusammen setzet, als hier silber und bley Junghans gräublein ertz (1680) F 3ᵇ; ähnlich: Hübner (³1717) 1757; Berward phras. metall. (1702) 24 sowie Bucher kunstgewerbe (1884) 438ᵇ; werck wird auch genennet, was der wardein aus dem schirbel geust und in den schlacken oder gloͤte sitzen bleibt Hübner (³1717) 1757. vgl. werkblei.
γ)
sonstige anwendungen begegnen nur vereinzelt (s. auch unter 3 b): figlinum, opus ipsum figuli hafners werck, jrrdin geschirr Calepinus undec. ling. (1598) 564ᵇ; schauffeln ... das uͤbrige saltz aus der pfannen ... schuͤttens oben auff die koͤrbe, bis zwo stuͤcken fertig seyn, das heissen sie ein werck gesotten (ein werck saltz) Hondorff saltz-werck zu Halle (1670) 75 u. ö.; man nimmt griechisch pech, schwefel und weiszen weyrauch, jedes gleich viel, zerreibe und zerstosze die stuͤcke und klopfe sie wohl durcheinander in eyerweisz, zeuch die wunden der leffzen fein zusammen, wisch das blut ab, streich das werck auf ein leinen tuͤchlein, lege es auf die wunden H. v. Fleming teutscher soldat (1726) 336; da thaͤt sie ihre koͤniglichen kleider aus und ging zu einem toͤpfer und borgte sich einen kram irden werk br. Grimm kinder- u. hausmärchen (1812) 2, 143.
b)
als maszbezeichnung: vom bier. ez sol auch nieman me breuwen denne ze der wochen ain werch, ez sei denne ainem burger, daz er trinken welle in seinem hause, oder clostern Nürnberger polizeiordnungen 211 lit. ver.; werk nannte Clausius die in wärmeeinheiten gemessene mechanische arbeit, wonach werk = mechanische arbeit in mkg dividirt durch das mechanische wärmeäquivalent W = 424 mkg Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 7, 916. mundartlich findet sich: werk grösztes masz für holzkohlen, das 200 fässer ergibt Unger-Khull steir. 630ᵇ; ə viariΧ zēf; iΧ hun e̜n dizər vōx tsvē viariΧ gəkōxt (v. = ə kāsəl fōl 'was auf einmal gesiedet wird') Krausz nordsiebenbürg. handwerksspr. 1062; en wark wieren 'eine bestimmte anzahl von stricknadeln, 4 oder 5, soviel man auf einmal zu kaufen pflegt' Mensing schlesw.-holst. 5, 528; das werks (weargs) 'unbestimmter ausdruck, kollektiv für eine anzahl von gegenständen, thätigkeiten' Crecelius oberhess. 906.
2)
bau.
a)
insbes. 'schutzbau, befestigung' (vgl. bollwerk, vorwerk sowie mnd. bewerken 'einhegen, umgeben', bewerkinge 'einfriedigung', an. virki 'wall, burg', ae. weorc 'festungswerk' und fränk. *werki 'befestigung' in frz. guerche: E. Gamillscheg Romania germanica 1 [1934] 117).
α)
im militärischen bereich:
David die vorstat gewan
und saz darinne fúr den berg.
nu hate das werliche werg
umbegendir wer genuͦg
und kenel hoh, der húl uz truͦg
das wazer von der veste hin
Rudolf v. Ems weltchron. 27 700 Ehrismann;
die burc Malve, ein vestez werc,
er gewan und dar nâch Kainsberc
kreuzfahrt d. landgr. Ludwigs d. fr. v. Thüringen 171 Naumann;
und hett man bei 10 schuszlöcher darinn (in das bollwerk) gemacht, darein grosz aichblöck zu den buchsen und auszerhalb desselben werks hett man ain gueten waszergraben gemacht, der hett waszer von ihm selb, doch was er nit vast tief. denselben graben und auch das hültzin pollwerf hett man ... wider eingeworfen (um 1450) städtechron. 5, 177 (Augsburg); nach dem mach man auf ietlicher seiten neben des groͤssen wercks zinnen zwo kleyner schiesz zinnen Dürer befestigung (1527) B 2ᵃ; ward also ... vmb die wind muͤhlē herumb ... ein grosser bestaͤndiger wall ... angeleget ...; die eusserste muͤhle aber, so ... wegen weitabgelegenheit des orts in das werck nicht gezogen werden koͤnnen, mit einer eignen geschlossenen stern schantze vmbfangen Chemnitz schwed. krieg 1 (1648) 67; der festungsbau ist eine kunst sich mit waͤllen, brustwehren, graͤben, bedeckten wegen und andern dergleichen wercken wieder die geschuͤtze und andere feindliche attaquen zu verwahren H. v. Fleming teutscher soldat (1726) 388; den 31 ten kamen wir nach Hagenau, einer stadt, die ... mehrere schanzen und werker hat Laukhard leben (1791) 4, 183; am frühen morgen des 15. august war kavallerie bis an die werke vor Metz herangetrabt Moltke ges. schr. (1892) 3, 33; die werke (forts) 10 b und 9 a und 9 b kapitulierten kr. depeschen v. 6. 6. 1915; den pionieren ist es gelungen, die starken werke ... zu stürmen Mackensen br. u. aufzeichn. (1938) 168; vgl. auch Hoyer wb. d. kriegsbauk. 252 und Hoyer-Kreuter techn. wb. (1902) 1, 845.
β)
für bauten zur strand- oder uferbefestigung (vgl. Schmeller bayer. 2, 984 f. und Schöpf Tirol 812): und musz das werck (der damm) immer fort gefördert werden fischbüchlein (ca. 1660) 104; der name schlengen hängt mit dem worte schlingen zusammen. es sind werke aus faschinenbündeln, die hoch aufeinander gelegt sind Allmers marschenbuch (³1900) 18.
b)
früh auch im allgemeinen sinne von 'gebäude, anlage' (vgl. bauwerk).
α)
für bauten verschiedener art: do Dauid uuillen habeta templum domino edificare ... vffen den monticulum uuorchta er ter quinque gradus ... vnde uuanda er sih peuuânda daz er daz uuerch follefrúmmen selbo solti. so liêbsangot er sâr demo selben uuerche. ih mêino dîen quindecim gradibus mit also manigemo psalmo. vnde skêinet sâr an demo primo cantico. daz er inuidos et contradictores umbe daz selba uuerch habeta Notker 2, 544, 22 ff. Piper;
unde quam an einen hôen berc,
dâ ûf stunt ein scône werc
ein hêrlîcher palas,
der von edelen gesteine was
pfaffe Lamprecht Alexander 5414 Kinzel;
und dô diz was alsus volant,
dî brûdre griffin an zuhant
und brâchin abe des hûsis werc,
daz man hîz den Puttirberc,
und vûrtin daz gebuide dan
und dâvon ouch bûwtin sân
hin niddir ûf der Wîzlin vlût
ein andre burc vest unde gût
Nicolaus v. Jeroschin kronike v. Pruzinlant 17 710 Strehlke;
das du ain feür ihnn das Capitolium stossenn vnnd das selb traͤffenlich werck verprennen soͤltest Schwarzenberg Cicero (1535) 71; wer wolte nicht vor andern menschen preisen den jenigen, der dem persischen könig Sapor ein gläsernes werck machte, welches so weit und grosz war, dasz er mitten in demselben auff dessen centro sitzen ... konte? Grimmelshausen Simpl. 122 Scholte; warfen ihre fackeln in das angefangne gebäude, schon loderte die flamme und drohte das herrliche werk in die asche zu legen Klinger w. (1809) 3, 263; an dieser ... stelle befand sich der doppelhafen der stadt, ein werk von menschenhand Mommsen röm. gesch. 2 (⁴1865) 30; auch 'kohlenmeiler' (Behlen forst- u. jagdk. [1840] 6, 381): die liegenden meiler werden durch horizontal übereinander gelegte holzstücke (dreilinge) in form eines grossen keiles gebildet, sie heissen auch werker, werche Scheuchenstuel berg- u. hüttenspr. 166.
β)
'werk. so nennet der immker das ganze gebaͤu, so die immen im stock als ihr nest verfertigen. vornemlich aber verstehet er darunter die scheiben, in sofern sie loͤcher und pfeiffen haben. opera apum. domicilium' (Overbeck gloss. melitt. [1765] 95): naͮch sitte der binen die von bluͦmen das beste inen tügig und bekomlich zuͦ irem werche samelnt Niclas v. Wyle translationen 14 lit. ver.; die ... zeit, so vil die ymmen im werck seind, so geet er (d. bienen-könig) ... haͤrumb Eppendorff Plinius (1543) 184; apes flores colligunt die bienen tragen das werck zusammen nomencl. lat. germ. (Hamburg 1634) 165;
wie man im fruͤhling sieht bey aufgeklaͤrtem himmel
die bienen um den stock im rauschenden gewimmel,
wenn ihr geruͤster schwarm ihr reich zusammen traͤgt,
und eine wagenburg fuͤr ihren koͤnig schlaͤgt.
zusehens steigt das werck an unterschiednen stellen
Besser schr. (1732) 1, 53;
die imme fuͤhrt das werk an den boden, wenn sie die scheiben so weit herunter ziehen, dasz sie den boden erreichen Overbeck gloss. melitt. (1765) 96; so noch in nordwestdt. mundarten; s. Mensing schlesw.-holst. 5, 528; Böning Oldenburg 129; Doornkaat Koolman ostfries. 3, 516; Schumann Lübeck 26.
3)
schöpfung der kunst und wissenschaft (vgl. kunstwerk, meisterwerk).
a)
seit frühdt. zeit für schriftstellerische erzeugnisse und dichterische schöpfungen (vgl. lat. opus):
er ouh in thesemo uuerke zeichan sinaz uuirke,
in thesen buachon uuanne ih auuiggon ni gange
Otfrid III 1, 10 Kelle;
so dô mîne brûodera mih pâten unde mir gebuten, daz ih min uuerch folletâte. unde ih in follerehtoti an disemo salmen Notker 2, 498, 21 Piper; das vil verkerer, sölich min wercke, als ain ding mer arges dann guͦtes lerende, schelten werden Niclas v. Wyle translationen 13 lit. ver.; (so hab ich) auch solchs alles zusamen in ein werck oder buch gebracht Fronsperger kriegsbuch 1 (1578) a 4ᵃ; denn wenn gleich ein poet ein vberausz kuͦnstliches opus vnd werck, auff etliche hundert boͤgen sich erstreckende verfertigte Sandrub hist. u. poet. kurzweil 4 ndr.; ein abhandelndes werk geht unter, sobald ein besseres über eben diesen inhalt erscheint Klopstock gelehrtenrepubl. (1774) 13; die ... rechtsbeschaffenheit ... dieses verhältnisses werde ich im verfolg dieses werks entwickeln Niebuhr röm. gesch. (1811) 1, 236; seine nicht unansehnliche bibliothek ... enthielt die werke der dichter, physiker und philosophen neben den klassischen schriften der medizin und chirurgie Steffens was ich erlebte (1840) 1, 10; sich gleich für einen verhältniszmäszig namhaften betrag mathematische werke zu kaufen Herwegh br. (1896) 361; der literarhistoriker hat nun einmal nicht das recht, ein werk wegzuwerfen, weil es ihm widerstrebt V. Klemperer l. t. i. (1949) 211. häufig spricht man von den werken eines autors:
vnd wuͤrd durch mich bestritten sehr,
wie meine werck desz geben lehr
(prolog Fischarts) Fischart w. 2, 7 Hauffen;
alle wercke eines autoris haben havere tutte le opere d'un' autore Kramer t.-ital. 2 (1702) 1360ᵃ; unter diesem titel bin ich willens, meine neuern dramatischem (!) werke herauszugeben Klinger neues theater (1790) 1, nachr.; eine eigene ausgabe meiner gedichte und prosaischen werke Schubart s. ged. (1825) 1, vorr. VII; ein brief von einer Leipziger buchhandlung, die mich zu einer 'gesammtausgabe' meiner 'werke' auffordert (29. 3. 1847) Hebbel tageb. 3, 229 Werner; zum 26. april 1890 konnte ich den ... vorläufigen entwurf eines verzeichnisses der sämmtlichen litterarischen werke des geschiedenen (W. Scherer) an seine ... schüler versenden K. Burdach im vorwort zu Scherer kl. schr. 1 (1893) V; in neuerer zeit auch vom (gesamt-)werk eines dichters oder schriftstellers: die dichter, deren werk er (Bertin) vor dem kriege liebte, ... vermehren jetzt die wirrnis A. Zweig einsetzg. e. königs (1950) 340; vielfach zwang das bisherige werk als 'belastung' zur auswanderung Martini dt. lit. gesch. (1951) 547, trotz anfänglicher kritik: 'die gesamtheit der werke eines dichters ... als das werk zu bezeichnen (vgl. zs. 1912, 274 f., 314, 359), haben wir uns ja leider gewöhnen müssen, obwohl es nur nachäffung frz. brauchs ist ... wenn aber vor einiger zeit im deutschen verlagshaus Bong u. co. ein buch erschienen ist mit der aufschrift Arno Holz, das ausgewählte werk, so läszt sich das schlechterdings nicht halten' zs. d. sprachver. 37 (1922) 180. werk wird vornehmlich für eine umfangreiche veröffentlichung gebraucht: grosz buch, werck volumen, opus Frischlin nomencl. (1594) 187; ein buch, besonders wenn es grosz ist und etliche baͤnde ausmachet, heiszt auch ein werk Gottsched beob. (1758) 74; diese arbeit war ursprünglich als eine blosze studie über das erblichkeitsgesetz der hämophilie für eine zeitschrift geplant. bald aber sah ich ... so ist aus der arbeit fast ein werk geworden Fr. Lenz über die krankhaften erbanlagen des mannes (1912) vorw.; doch geht die bezeichnung gemeinhin auch auf den rang und grad der umfassenden ausführung eines literarischen projekts: gegenwärtiger band ist mehr der grund eines folgenden werks, als ein werk selbst Meissner Alcibiades (1781) 10, 2 vorber.; mag daher das, was ich mir in jugendlichem muthe öfters als ein werk träumte, nun als entwurf ... hervortreten Göthe II 6, 7 W.; vielleicht gäbe beygehendes buch, eher werk als dissertation zu nennen, gelegenheit zu einer interessanten recension (12. 10. 1803) ebda IV 30, 78; ein werk nenne ich eine hervorbringung, die so viel inneres leben oder innere wahrheit hat, um wenigstens mehrere der wandelbaren gefühls- und meinungsphasen der zeit zu überdauern Grillparzer s. w. 16, 38 Sauer.
b)
für arbeiten in den bereichen der bildenden kunst und des kunsthandwerks:
umbe sinen hals lac
ein bouch uile waehe;
daz werc (was) seltsaene
uzzer golde unde uzzer gimme
pfaffe Konrad Rolandslied 1579 Wesle
ir arme unde ir hende,
ir ahsel unde ir brustbein
diu waren also nahe in ein
getwungen unde geslozzen:
und wære ein werc gegozzen
von ere oder von golde,
ezn dorfte noch ensolde
niemer baz gevüeget sin
Gottfried v. Straszburg Tristan 18 208 Ranke;
... als das geschah,
dú tor er uz ir slozen brah
und truͦg das erinne werc,
zwei tor, hin uf den hohsten berc
Rudolf v. Ems weltchron. 20 942 Ehrismann;
wie wol etlich ausz jnen (von den deutschen malern) durch stetig uͤbung eyn freye hand erlangt, also dasz sie jhre werck gewaltiglich aber vnbedechtlich vnd alleyn nach jrem wolgefallen gemacht haben Dürer messung (1538) A 1ᵇ; opera d'argento di gran rilieno erhaben, getrieben werck Hulsius dict. (1618) 2, 37ᵃ; vergleichung der wuͤrckungen ihrer (des malers und des poeten) wercke Breitinger crit. dichtk. (1740) 1, 4; bildende künstler ... müssen sich zuletzt dergestalt über das gemeine erheben, dasz die ganze volksgemeinde in und an ihren werken sich veredelt fühle Göthe I 25, 1, 11 W.; die werke der Chinesen und Indier sind ihrem geiste nach unserem unternehmen fremd H. Meyer bild. künste (1824) 1, 14; ueberdies war dem steinhauer in den groszen werken altdeutscher baukunst ein licht aufgegangen G. Keller ges. w. (1889) 1, 19; für die zeit vom ende des 14. jahrhunderts bis etwa 1530 ... ist in Schweden und Dänemark hoher künstlerischer rang namentlich bei plastischen werken gleichbedeutend mit norddeutscher herkunft W. Pinder d. kunst d. dt. kaiserzeit (1935) 1, 17; zu werken der bildenden kunst in öl und gips E. Mühsam namen u. menschen (1949) 110; auch für den gesamtertrag künstlerischen schaffens: Rodin hat nichts gelebt, was nicht in seinem werke ist (5. 9. 1902) Rilke br. 1902 —06 (1929) 37; damals entstanden die fundamente des ganzen unermeszlichen werkes (Rodins), fast alle arbeiten, die man kennt, setzen in jenen tagen mit einer verwirrenden gleichzeitigkeit ein ders., ges. w. (1927) 4, 404.
c)
für musikalische schöpfungen: wie sehr musz man dagegen manches italiänische werk (oper) bewundern, wo dichter, componist, sänger und decorateur alle zusammen über eine gewisse auslangende technik einig werden können (1812 an Zelter) Göthe IV 23, 23 W.; so erfreuen sich doch Glucks werke gewisz einer würdigen darstellung E. T. A. Hoffmann s. w. 1, 17 Gr.; dasz in Mozarts groszen symphonien der glücklichste verein von erfindung und wissen, gefühl und geschmack werke von groszer vollendung und schönheit geschaffen hat, werden wenige in abrede stellen O. Jahn Mozart (1856) 4, 140; zuweilen auch für das gesamte schaffen eines alten meisters der tonkunst: obwohl er (Knecht) unsrer wesentlich unschöpferischen epoche angehört und nicht ein 'werk' im sinne jener meister (Bach und Mozart) hinterlassen hat H. Hesse glasperlenspiel (1943) 1, 65; Bach ... setzt den choral zum fundament seines werkes Schweitzer Bach (1948) 2.
d)
allgemeine anwendungen:
trût, swaz ein meister machet,
des werkes prîs in prîset
Hadamar v. Laber jagd 174, 2 Stejskal;
das werck lobt oder schilt seinen meyster Seb. Franck sprichw. (1541) 2, 158; die artzney ist ein werck: dieweil sie nun ein werck ist, so wirdt das werck seinen meister beweren Paracelsus opera (1616) 1, 253ᵇ; ein werk also, das den namen eines werks der schoͤnen kunst behaupten soll, muss uns einen gegenstand, der seiner natur nach einen vortheilhaften einfluss auf unsere vorstellungskraft oder auf unsere neigungen hat, so darstellen, dass er einen lebhaften eindruck auf uns macht Sulzer theorie d. sch. künste (1792) 4, 727; künstler lernen der natur ihre werke ab Schiller 1, 156 G.;
wunderthätige bilder sind meist nur schlechte gemählde:
werke des geists und der kunst sind für den pöbel nicht da
Göthe I 1, 311 W.;
dasz die werke des schaffenden genies und talents doch allezeit höher würden geehrt bleiben, als die werke der bloszen nachahmung und handfertigkeit W. H. Riehl deutsche arbeit (1861) 33; ... blickte sie an ... wie ein künstler sein zerstörtes werk M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. (1893) 4, 32; damit rollen sich alle probleme einer psychologie des schaffens auf: in psychologischer deskription und in psychologischer theorie sind diejenigen prozesse zu erkunden, die im werk enden, sind die seelischen spannungen zu erforschen, die sich schöpferisch entladen, sind die umsetzungen zu klären, die auf dem weg vom erlebnis zum gebilde vor sich gehen Freyer theorie des objektiven geistes (1923) 70.
4)
ertrag politischen und staatsmännischen bemühens, resultat der staatskunst: (regentin:) was ich mit unsäglicher geduld beruhigte, wird er durch härte und grausamkeiten wieder aufhetzen; ich werde vor meinen augen mein werk verloren sehen und überdiesz noch seine (Albas) schuld zu tragen haben Göthe I 8, 235 W.; auch ertrug Duport nur kurze zeit die entfernung von seiner hände werk, kehrte zurück in den schoosz der Jacobiner Dahlmann franz. rev. (1845) 391; seine (Gracchus') beiden werke, die landauftheilung wie die revolution, überlebten ihren urheber Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 99; Bismarcks werk (das deutsche reich) muszte sich nun (1914) schlagen qu. a. d. j. 1933.
5)
in anschlusz an den gebrauch von lat. opus erfolgt früh die übertragung auch auf das schöpferische tun gottes, des teufels, der natur und anderer mächte, deren wirken man im bilde menschlichen schaffens begreift: domine misericordia tua in seculum. et opera manuum tuarum ne despicias ... truhten dîn genâda ist êuuig. unde dîn uuerg nefersehêst tû. sih an dîn uuerg. nals an daz mîn Notker 2, 576, 3 Piper;
dü diu vrone godis hant
diu spehin werch gescuph so manigvalt,
dü deilti got sini werch al in zuei,
disi werlt ist daz eine deil,
daz ander ist geistin
Annolied 22. 23 Bulst;
wann so der leib Christi ein besunder werck der heiligen drifaltigkeit ist gewest, ... so ist kein zwifel St. Fridolin dt. pred. 45, 15 Schmidt; weil aber die schrifft nichts vom bapst odder von seinem regiment gepeut, so ist auch kein bapstum, das ein göttlich werck sey Luther 26, 152 W.;
ich find hier weder hand' noch augen,
die solch ein uͤberkuͤnstlich werck zu sehn und zu formiren taugen
Brockes ird. vergn. (1721) 4, 264;
so finden wir ..., dasz ... wir zuletzt bei'm kunstgebrauch nur dann mit der natur wetteifern können, wenn wir die art, wie sie bei bildung ihrer werke verfährt, ihr wenigstens einigermaszen abgelernt haben Göthe I 47, 15 W.; Eckerbusch und Windwebel ... verstanden es vor vielen andern, der eine als gelehrter, der andre als künstler, die schönsten stellen aus einem klassischen werke der natur (wie dem gebirgswald) heraus zu finden W. Raabe Horacker (1876) 34; vereinzelt auch im sinne von 'gebot, gesetz': solche verkehrte weise solle man billich meyden, vnnd gottes werck vnnd ordtnung nit so veraͤchtlich ausz den augen setzen Sandrub hist. u. poet. kurzweil 10 ndr.
6)
prädikativ, verbunden mit einem possessivum oder zuordnenden genitiv erscheint werk oft im sinne von 'wirkung, produkt, resultat' (a), 'leistung, folge eines verdienstlichen (b) oder auch schuldhaften (c) tuns oder verhaltens'.
a)
das ist das werck des gesetz, das es die gewissen entsetzt und erschreckt (1524) mon. germ. päd. 20, 83, 3; da ich mit so viel groͤszerm schmertzen gewahr wurde, dasz alles, was ich gesehen und empfunden ein blosses werck der imagination und ein falscher traum gewesen discourse d. mahlern (1721) 2, 8; groͤsse, reichthum, macht und ruhm sind oft ein werk des zufalles Zimmermann nationalstolz (1758) 42; so erscheint in der hohen schönheit die gesetzmäszigkeit der form als ein freies spiel der materie, und die geburt der willkühr als ein werk des gesetzes W. v. Humboldt ges. schr. 1, 351 akad.; Rudolfs mutter übergab mich ihnen als ein nicht ganz misslungenes werk ihrer erziehung Storm s. w. (1898) 1, 136; weinpilz ... hat so viele unterarten, dasz ... erst die zunge des weinkundigen an des pilzes werken, den fertigen weinen (sie erkennt) H. v. Zobeltitz d. wein (1901) 14.
b)
das aber sünde vergeben werden, solches ist allein unsers herren Christi werck und verdienst (1545) Veit Dietrich bei Luther 52, 797 W.; dieser sieg ist also ein werk von dir, schoͤne Timnatea? neue sammlung v. schauspielen (1764) 1, Samson 34; ich, der ich diese für alle theile angenehme veränderung als mein werk betrachten durfte, begnügte mich, halb aus der ferne den frohen beobachter zu machen Holtei erz. schr. (1861) 2, 18; eins miszlingt, dafür giebt ihm das gelungne, das ganz sein werk ist, doppeltes behagen O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 123.
c)
'in welcher heftigen bewegung treffe ich sie (anrede) abermal, Adrast?' 'sie ist ihr (anrede) werk' Lessing 2, 111 L.-M.; es war meines bruders werk: ihm sind alle mittel gleich, über mich hinauszusteigen Klinger w. (1809) 1, 7; die einfälle der Böhmen hält er für mein werk Babo schausp. (1793) 23; diese niederlagen, obwohl weit mehr das werk ihrer eigenen verkehrtheit und zerfahrenheit als der anstrengungen ihrer gegner, waren doch ebenso viele siege der oligarchie Mommsen röm. gesch. 3 (⁴1866) 36.
III.
zu bearbeitender, zur arbeit erforderlicher stoff; bearbeitetes (s. auch unter werg 2 'flachs, hanf').
1)
im kürschnergewerbe (vgl.pelz-, rauchwerk): der kuͤrsener zal ouch allezcit zcitik werk koͤufen (1390) urk.-b. d. st. Freiberg i. S. 1, 102 Ermisch; 6 m. vor 8 zymmer werkes, dy meyster Bartholomeus dem arzte worden Marienburger tresslerb. (1399—1409) 542 u. ö. Joachim; zuweilen auch für pelztiere:
vnd bey dem kuͤrszner auff der stangen
werdens zusamen auffgehangen.
da komen zobeln, mardern, luͤchsz,
wolff, otter, byber, iltisz, fuͤchsz,
werck, hermlen, lasten, vielfrasz, bern
vnd lassen sich jrn meister lern
Waldis Esopus 2, 94 Kurz;
mus ponticus, seu Venetus, vulgo varius dicitur ein fech, bundmaus oder werck, id est varius, et grauwerck, nomine coloris expresso Faber thes. (1587) 1002ᵇ.
2)
im bergbau, hütten- und münzwesen: und tzal alles gelde und vorrath, es sey an bley, wergk, unslit, eyssen, holtz, breth, seyell, gefesze und alles anders ... vor einname setzen (1509) sächs. bergrecht d. mtas. 178 Ermisch; am Schwartzwasser hinter dem Spitzberg trifft man auch fletz oder werck vnter dem modt (eine erz- oder minerallagerstätte unter der moorigen erdschicht) Mathesius Sarepta (1571) 99ᵃ; von aufbreitung und praͤgung der muͤntze ... item, so man aus dem zerlassenen werck silberzehē geust und duͤnne schlaͤgt Besold thes. (1697) 2, 765ᵃ; wann der ofen ausgegluͤet und abgekuͤhlet, wird wieder frisch werck hinein gethan J. B. v. Rohr Ober-Hartz (1739) 560; diese bleischeiben (werke) kommen in den treibofen J. Fr. Zöllner br. üb. Schlesien (1792) 1, 226. es handelt sich dabei meist um das sog. werkblei (s. d. sowie unter II 1 a β), 'das mit silbererzen zusammengeschmolzene blei, welches das silber aus den erzen ausgesogen ... hat und alsdann abgetrieben wird', d. h. gegenstand weiterer bearbeitung ist; vgl. auch werk 'ein stück werkblei', 'kupfererz, überhaupt erz' Mothes baulex. (1881) 4, 474.
3)
vereinzelt auch sonst in verschiedener anwendung: alle heuͤser vn̄ gebeüw stehē in richtiger ordnūg, mehrteils von quadern vnd gehauwnem werck aufgericht (randglosse: ward folgends von quaderstucken erbawen) Stumpf Schweizer chron. (1606) 575ᵃ; ein stuͤck wercks ò stein pietra-quadra Kramer t.-ital. 2 (1702) 1019ᵃ; werk, n., (papierm.) fr. pâte, f., engl. stuff Beil technol. wb. (1853) 654; '(stoff zur arbeit,) lehm, wachs': muszt dor 'n be̜ten w. inbacken Mensing schlesw.-holst. 5, 528 (s. auch Frederking Hahlen 33). metaphorisch: darumb sind wir gnadelos, duͦrr und des ewigen fewers werck worden Luther 18, 510 W.
IV.
wirkendes (1) oder anstalt des wirkens, betriebsanlage (2).
1)
a)
für die gemeinschaft der wirkenden, die zunft der handwerklich tätigen, nur vereinzelt nachweisbar (vgl. mnd. werk 'innung, zunft', handwerk teil 4, 2, 426 sowie gewerk teil 4, 1, 3, 5632 ff. und über eine mögliche vorliterarische bedeutung des wortes 'gesellschaftliche arbeitsordnung des mannrings' J. Trier lehm [1951] 101 ff.): dasz die wercken vnd gilden nicht mehr als einmal im jahre jhre zusammenkunfften halten solten Schütz hist. rer. Pruss. (1592) buch 3, 107ᵇ (bei Schütz wechselt werk mit gewerk, s. teil 4, 1, 3, 5637); esz sind auch von alters ... allen wercken, zuͤnften und gilden ausz dem raht aufseher und wercksherren verordnet G. R. Curicke d. st. Dantzig histor. beschr. (1688) 133; Frisch erklärt: 'werk, gewerke, gewerkschafft muͤssen allezeit mehr als 8 seyn, sonst ist es nur eine gesellschafft bey den bergwerken. die leute so es treiben und verlegen: socii, societas eorum qui fodinas colunt' teutsch-lat. (1741) 2, 442.
b)
für maschinen und werkzeuge verschiedener art (vgl. nordfries. werke 'sachen, gerätschaften' Jensen 692):
den (henkersknechten) gab er ein sulch zeichen,
swanne er wol gevuge
an daz werc da sluge
und si die stimme entpfangen heten,
so solden si daz werc treten (das räderwerk in bewegung
nach meisterlicher krumme, setzen)
so gienge ez (das rad) um und umme,
es rizze unde brente,
swar ez an gewente,
mit ungevugen grimme
passional 482, 58. 60 Köpke;
herre, ist das gebut ugir groze wirdikeit czu machin eczliche werk (belagerungsmaschinen) alse blidin, tumeler und der glich, der di Romer gebruchin in urloge md. Marco Polo 42, 12 Tscharner; do zogetent die von Strosburg us mit werken, katzen und anderme gezüge für Gemer und woltent es gewunnen han Jac. Twinger v. Königshofen Straszburger chron. in: städtechron. 9, 789; dieselben alle vier waren also geflissen, das inn wenig tagen hültzen thürn, bock vnnd alle andere gezeug, damit mann die stett pflegt zuͦ stürmen, zuͦgericht wurdent; dann die gantz gegnet vn̄ landtschafft der statt Heraclea ist sümpffig vnnd hat vil hoher geschlachter bawme vnd gibt gnuͦgsam materi zuͦ allen instrumenten vnd wercken Carbach Livius (1551) 319ᵇ;
ihr wisst von keinem leide,
die liebes-sonne scheint euch klar
zu newer hochzeit-frewde,
der ausbund durch gantz Königsbergk
erscheinet euch zu ehren,
die thum kirch lässt das ganze werck
bey ewrer trewung hören
Simon Dach ged. 1, 141 Ziesemer;
Bartold, ein orgelmacher, hat zu Luͤbeck in die l. frauenkirche ein werck von 46 stimmen und 3 manual-clavieren gebauet Walther music. lex. (1732) 75;
des wassers und des feuers kraft
verbündet sieht man hier,
das mühlrad von der flut geraft,
umwälzt sich für und für.
die werke klappern nacht und tag,
im takte pocht der hämmer schlag,
und bildsam von den mächtgen streichen
musz selbst das eisen sich erweichen
(1798) Schiller 11, 250 G.;
eine anzeige des werks (teleskops) und feilbietung desselben soll in verschiedenen blättern und zeitschriften erscheinen (12. 3. 1800) Göthe IV 15, 38 W.; werk die am webstuhle angebrachten schäfte sammt den mitteln zu ihrer bewegung Karmarsch-Heeren techn. wb. (1876) 10, 666; wie der müller erwacht, wenn unversehens das werk steht Auguste Supper holunderduft (1918) 148; besonders für das getriebe, den mechanismus einer uhr (vgl.uhrwerk): anno 807 schicket der Persier künig Aaron ein wunderparlich werck von einer vhr Seb. Franck Germaniae chron. (1538) 77ᵇ;
ein kuͤnstlich werck der koͤnig hett,
in Franckreich, welches schlagen thet,
die stund, war so subtil und klein,
dasz mans bey sich kundt fuͤhren fein
Sandrub hist. u. poet. kurzweil 84 ndr.;
er zog seine uhr aus der tasche und verglich beyde. 'ja wohl, drey viertelstunden und neun minuten zu früh'. 'und doch', warf ich die nase gegen ihn in die höh, 'ist schwerlich ihr werk nur halb so viel werth als das meinige' Thümmel reise (1791) 8, 112; der pendel der alten bronze-uhr schwenkt sich schläfrig tickend von dem schäfer zur schäferin, welche beide das werk tragen Gaudy s. w. (1844) 4, 64; das werk der weckuhr schnappte ein und rasselte pflichttreu und grausam Th. Mann ges. w. (1955) 1, 723; im vergleich und metaphorisch: der stolz ist zweyerley, innerlich und äuszerlich. leibes- und seelenstolz! so kann man stolz seyn auf seine nase, augen, ohren, aufs zifferblatt; allein auch aufs werk selbst, auf die seele Hippel lebensläufe (1778) 3, 2, 565;
misztraut er meinem mitleid? — ja, beim himmel!
er thäte recht; sein (seiner lebensuhr) werk ist abgelaufen,
sobald er über diese schwelle tritt
Körner w. 3, 107 H.;
ich vergleiche ... Wien ... mit einer grossen sackuhr, ... das werk läuft ... zumeist ruhig ab Seb. Brunner ges. erz. (1864) 2, 38.
c)
vereinzelt auch für ein bewirkendes, einen beweggrund:
auff dasz mein schwer vngluͤcke
also nicht mehr ein werck moͤg jhrer frewde seyn
Dietr. v. d. Werder buszpsalmen (1632) A 4ᵃ.
2)
für verschiedenartige werkstätten und betriebsanlagen (vgl. bildungen wie berg-, hütten-, walzwerk): hat sich der gantze berg saltzstain zu seyn entdeckt, warauf man zugraben angefangen vnd das werck entlichen in jetzig wunderbarlichen stand gebracht Brandis ehrenkräntzel (1678) 1, 119; zu besserer besorgung und aufsicht über die viele seit einiger zeit aufgekommene werker wollen wir ... berggeschworne anstellen kurf. pfalzbergordnung (Mannheim 1781) § 17 u. ö.; das zweite ist, es wo möglich dahin zu bringen, dasz der preisz der allaune im königlichen werke zu Schwemsal bei Leipzig erhöht werde (22. 4. 1817) Pückler briefw. (1873) 4, 216; für das neue kapital ward das Hesslingsche werk erworben H. Mann untertan (1949) 442; das vaterland brauche seinesgleichen (einen industriellen) viel eher an der spitze eines werkes (als beim militär) A. Seghers d. toten bleiben jung (1950) 20. so auch mundartlich: er schafft em werk (in der fabrik) Follmann lothr. 538 (vgl. Müller-Fraureuth obersächs 2, 658); doch ist werk verbreiteter als bezeichnung für den bäuerlichen betrieb, 'für grundbesitz, bäuerliches besitztum, haus und hof, aecker und wiesen nebst dem viehstand': er hat ein groszes werk Vilmar Kurhessen 450; Crecelius oberhess. 906; det wark annö͏̂men 'das (elterliche) vermögen antreten, ein besitzthum übernehmen'; auch 'die grundstücke, äcker': det wark was vermeiert Schambach Göttingen 323ᵇ; dat lǖt mott das ganze werks versäin 'den ganzen hof versorgen' Frederking Hahlen 172.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1959), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 327, Z. 32.

2werk, n.

²werk, n.,
schmerz, leid. im altnordischen sind verk (n.) 'tat, arbeit' und verkr (m.) 'schmerz, pein' formal unterschieden, ebenso altenglisch weorc opus und (anglisch) wærc dolor; s. R. Jordan eigentümlichkeiten des anglischen wortschatzes [1906] 51 f. da jedoch auch ae. weorc gelegentlich im sinne von mühsal, beschwerde, schmerz gebraucht wird und altsächsisch werk ebenfalls den inhaltlichen bereich von opus und dolor umfaszt, wird es richtig sein, ²werk mit ¹werk etymologisch zusammenzubringen und von der gleichen idg. wurzel abzuleiten (s. Walde-Pokorny vgl. wb. 1, 291; Falk-Torp norw.-dän. etym. wb. 1369 und Hellquist svensk etym. ordb. ³1396). auch nach J. Trier (lehm [1951] 103) 'sitzt die bedeutungleidder bedeutungarbeitauf'. er sieht dahinter einen wesentlichen sozialgeschichtlichen wandel: 'die leidenswörter in hegesippen lassen fronarbeit ehemals freier ringe vermuten' (104). — während ²werk bestandteil der nordischen schriftsprachen geworden ist (dän. værk, schwed. värk), lebt es im englischen nur noch mundartlich (wark, warch), ebenso im dt.: ik hä̂w wàrk ôn alle lè̈rre 'ich habe schmerzen in allen gliedern'; ik hä̂w wàrk ôn ë bost 'ich habe brustschmerzen' Jensen Wiedingharde 678 (als maskulinum vom neutrum werk geschieden, doch bucht Schmidt-Petersen nordfries. [Föhr, Amrum] 158 wǎrk, n., 'schmerz'); môerwerk 'magenkrampf' Woeste-N. westfäl. 320ᵇ; werk 'fallsucht', ds bǿs wèrk 'krämpfe' Hertel Thüringen 257; das werk (wearg) 'krämpfe'. auch in den zuss. das druckwerk (dreggwearg) 'durchfall des rindviehes' und das wildwerk (wëllwearg) 'rotlauf des rindviehes' Crecelius oberhess. 907; sie hat ihre werke 'menstruation' Vilmar Kurhessen 450.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1959), Bd. XIV,I,II (1960), Sp. 347, Z. 13.

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Zitationshilfe
„werk“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/werk>.

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