Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

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bärden, vb.

Fundstelle: Band 4, Spalte 195, Zeile 11 [Solf]
BÄRDEN, berden vb.   präfixlose parallelbildung zu gebärden (vgl. 1DWB 4,1,1,1736 f.); jünger nur noch in archaisierender dichtung. meist refl.sich geben, sich verhalten, erscheinen 1519 fründtlicher wyb sindt nit vff erden, / .. die so züchtig künnendt berden! Murner 5,107 Sch. 1533/4 (propheten) müessen .. pärden, das si die unerfarn für .. afterwizig leut halten Turmair 4,1,286 ak. 1616 wie ein braut sich berdet in jhrem geschmeid Henisch t. spr. 1,282. 1733 sol derjenige noch in gold und silber b(ärden), der nicht weisst, wann die pest (ihn dahinrafft)? in: schweiz. id. 4,1540. 1782 die buche, der so schön die grüne decke steht, / wie traurig berdet die, vom winter angeweht? Withof academ. ged. 1,4. ⟨1842⟩ zuerst schau’ nach dem kater um, / wie liegt am herd er stumm und krumm! / bärt sich erfroren, krank und lahm / und thut gar leidig fromm und zahm Arndt 4,307 R./M.

bart, m.

Fundstelle: Band 4, Spalte 227, Zeile 75 [Schrader]
BART m.   (1) herkunft. ahd. mhd. bart, as. (in abl.) -bard-, mnd. bārt, mnl. baert, nnl. baard, afrs. berd, ae. beard, me. bērd, beard(e), ne. beard führen auf westgerm. *barda- (vgl. ferner das frühe ethnonym Langobardi ‘langbärte’, reallex. germ. altertumskde. [1973]18,50b ff. u. Nedoma in: ebd., erg.bd. 32,117 ff.). spätes an. barð, sofern nicht aus dem mnd. übernommen ist mit seiner entlehnung in finn. parta möglicherweise ein hinweis auf eine einheimische reliktform (vgl. Lloyd/S. et. wb. ahd. 1,488, de Vries an. et. wb. 26a), und die späte bezeugung eines krimgot. bars (lat.)barba’ könnte auf die existenz des wortes auch im ostgerm. hindeuten (vgl. Lloyd/S. a. a. o. 488 f.). außergerm. verwandt sind lat. barba (assimiliert aus *farba) sowie im balto-slaw. aksl. (mit r-metathese) brada, russ. бopoдa, lit. barzdà f., lett. bā̀rda u. andere. zugrunde liegt idg. *bhar(s)dh-o-, *bhar(s)dh-ah2- (vgl. Wodtko nomina 4 f.) zur wurzel *bhar-, *bhor-, *bhr̥- ‘hervor-, starr emporstehen; borste, spitze, scharfe kante’, die auch in barsch m., barsch adj., borste u. bürste zu finden ist (vgl. Lloyd/S. a. a. o. 489 f., Pokorny idg. et. wb. 1,109).zur sach- u. kulturgeschichte vgl. lex. ma. (1980)1,1490 f. u. hdwb. aberglauben (1927)1,929 ff. (2) genus und flexion. das stark flektierte mask. (a-stamm) hat den plur. in analogie zur i-deklination mit primärumlaut e im stammvokal. 1 behaarung der unteren gesichtshälfte. a haarwuchs im unteren teil des menschl. gesichts, vornehmlich beim mann die mehr oder weniger lang gewachsene (u. in bestimmte form gebrachte) behaarung an kinn, wangen u. über dem mund; bes. in älterer zeit als charakterisierendes merkmal von männlichkeit, würde, alter, weisheit sowie als anzeichen von vergehender (sorgenvoller) lebenszeit; die fügung ohne bart mhd. als geläufige kennzeichnung jugendlicher schönheit, sonst ähnl. privativ zur zuschreibung von unreife; auch von falscher barttracht u. älter gelegentl. derb von der (weibl.) schambehaarung: E8.jh. sine barba ana bart ahd. gl. 1,189,2 S./S. 9.jh. radi meo parba skirminanpart ebd. 3,9,19. 10.jh. barba bart ebd. 5,517,4. ⟨v1022⟩ daz salb .. daz aba demo houbete nider-ran an sînen bart Notker 3,3,982 ATB. hs.12.jh. ein knappe schone ân bart priester Wernher D 3697 W. ⟨v1209⟩ zwêne rîter dâ, / die wârẹn beide von alter grâ, / baz danne hundert jâr alt; / ir berte wâren wol gestalt, / lanc, dic, ze mâze breit Wirnt 7093 K. ⟨u1280⟩ dû muost mir mînen bart schern Jansen Enikel weltchr. 18536 MGH. ⟨u1300⟩ Appolonio wuchs sein part; / wan sein klag und sein not / umb seiner lieben frauen dot / was im stet newe Heinrich v. Neustadt Apollonius 4037 DTM. ⟨u1340⟩ einen langen grysen bart trug er. / .. ich sprach: ‘ey hoher meister wyse ..’ minneburg 434 DTM. ⟨1349/50⟩ der part an dem menschen bedäut mannes gesläht. .. iedoch vint man etleich frawen, die part habent oben an dem mund, und daz ist ain zaichen, daz si gar haizer nâtûr sint und gæchzornig Konrad v. Megenberg b. d. natur 12 P. 1433 unde sleyt he ene ok, edder knuppelt ene, edder toge ene by deme barde ofte haren, wert he dar umme beclaget mal. rechtsqu. Bremen 225 E. 1472 der bart ist geben worden zu erkantnuß des mannes vnd seiner sterke vnd zu geziere vnd zeichen der menlichkeit Eyb dt. schr. 1,44 H. z.j.1493 am nechsten tag da hieng man einen jungen gesellen von Bamberg, het nie part geschorn (Nürnb.) chr. dt. städte 11,574. 15.jh. so wundert mich ein dink gar hart, / warumb ein frau hat unden ein part fastnachtsp. 1,225 LV. 1502 des selben jars da wart Hanns Koler mit dem part baumaister (Nürnb.) chr. dt. städte 10,214. 1589 den camb .., damit wir uns selbs daß haar und parth khemen hofordn. 2,212 K. 1669 alle zugehör .., die ein barbierer zu brauchen pflegt, wann er jemand den bart butzet Grimmelshausen continuatio 71 Sch. 1684 daß die Æthiopier .. krause haar und bärte haben Hartknoch Preussen 76b. 1696 daß es sich mit mir (einem jungen mann) weil ich noch keinen bart habe, nicht schicke, mich zu männern zu setzen persian baum-garten, in: Olearius reisebeschr. 82a. 1704 ist hierüber der könig pharao gantz rasend worden, ihme selbst vor zorn den bart ausgeraufft (als ausdruck von aufregung u. ä.) Abraham a s. Clara gemisch 66. 1722 die bärte sind in den ältesten historien die universal-kleidung deß kinnes gewesen: .. nach der zeit aber .. sind die bärte bey den weisen in die verachtung kommen discourse 2,83 B. 1758 wil ich die kleine närrin küssen: / so spricht sie, geh, dein bart, der sticht Weisze scherzh. lieder 16 faks. ⟨1775⟩ sass ich in meiner sichern ruh / .. und striche lachend meinen bart (als ausdruck von zufriedenheit) Goethe Faust 1,135 ak. 1803 die kerle .. trugen (zur tarnung) falsche bärte Seume spaziergang 363. ⟨1873⟩ er .. stutzte sich .. mit seiner großen papierschere .. den bart Heyse [1924] I 1,214 P. 1899 obwohl er sich einen bart stehen läßt in: lit. echo 1,557. 1901 Rathke (streicht sich nachdenklich den bart) Halbe s. w. 3,214. 1956 man fühlt sich wie ein sträfling mit so einem drei tage alten bart Kaus teufel 188. 2002 in den frühen neunziger jahren hat er (der linke politiker) sich den dichten dunklen bart abrasiert. er hat auf die lieb gewordene revolutionäre verzierung verzichtet berl. ztg. (6.8.)3. phraseol. in vielfältigen idiomat. wendungen u. sprichwörtl. redensarten die meist an die symbolik von männl. würde, ehre u. körperl. unversehrtheit, weisheit oder alter bzw. lebenszeit anknüpfen. formelhaft bei seinem, jmds. barte (schwören) u. ä. verstärkend, entsprechend dem älteren rechtsbrauch, beim schwur den eigenen bart anzufassen (vgl. J. Grimm rechtsalterthümer [1922]1,203 u. 2,549 f. sowie HRG [1971]1,1883 f.); ähnl. in jüngerer spr. beim barte des propheten (wohl nach übersetzungen der erzählungen aus tausendundeiner nacht, vgl. Röhrich lex. redensarten [1994]1,153a), meist scherzhaft: ⟨u1210⟩ er swuor bî sînem barte, / Eraclîus müese hangen Otte 5178 G. u1477 uff myn sel, by mynem bart, ich will das übel rechen! Steinhöwel Äsop 237 LV. 1671 (ich) schwur auch bey meinem bart, und so lieb mir mein calenderhandel wäre, ich wolte ihme .. wieder zu recht helffen Grimmelshausen simpliciana 15 Sch. 1772 beym barte des profeten! der könig .. muß – ich mag nicht sagen was er seyn muß Wieland I 9,37 ak. ⟨v1847⟩ er schwur ihr .. bei seines vaters bart, / bei rittertreu und ritterehr’ Strachwitz ged. 7257 W. 1998 denn – beim barte des propheten – wir brauchen euch (den teppichhandel) auch fürderhin, brücken zwischen wohnzimmer und hobbyraum, zwischen orient und okzident! tagesztg. (14.1.)20. jmdm. etwas in den bart werfen, sagen, aus dem bart sagen in vielfältigen varianten ‘jmdm. etwas (kritisches, vorwurfsvolles entgegnendes) mit worten anhängen, offen u. geradezu sagen 1405 das muoss ich dir in din b(art) inhin sagen in: schweiz. id. 4,1614. 1512 wie wol ir nit ein narr woͤlt syn, / noch würff ich üch in bart hin yn, / das ir vns vmb dry haselnuß, / den ban im landt verkünden duß Murner 2,196 Sch. 1524 (die gottlosen) sagten auß dem barte / er (Jesus) were eyn Samaritan vnd hette den teuffel Müntzer polit. schr. 78 H. ⟨1658⟩ ich kan ihnen noch wol eins in bart werffen Schupp lehrreiche schr. (1684)340. 1785 zwar schlug er es ihm nicht in den bart hinein ab; aber .. Pestalozzi 3,198 B. ⟨1862⟩ ich hatte den muth, meine kritik der excellenz deutsch und ehrlich in den bart zu werfen Holtei erz. schr. (1861)32,145. ⟨1888⟩ ihm in den bart .. / will ich es sagen, daß die hofschmarotzer / .. in ohnmacht fallen sollen! Wildenbruch ausgew. w. (1919)3,106. jmdm. den bart machen ‘jmds. pläne vereiteln, ihn übervorteilen’ jmdm. einen strohenen bart, einen bart aus stroh flechten u. ä. ‘jmdn. betrügen, ihn etwas falsches glauben machen überlisten(s. auch Spalding dict. germ. fig. usage [1959]1,192a): 1479 darmit (mit einem handel) hand wir hie iederman rain den bart gemacht handelsakten ma., neuzeit 3,100 ak. 1512 also küwt er das gbett im mundt, / das im kein wort vom hertzen kompt: / das heißt die narren kapp erfochten / vnd gott ein stroen bart geflochten Murner 2,161 Sch. 1534 er macht yhm eynen bart von stro. das ist, er vberredet yhn eyns dings, das offentlich erlogen ist ... den̄ eyn bart von stro ist eyn grober, vngeschaffener bart Agricola sprichw. Aa 4a faks. ⟨v1709⟩ nichts gefährlichers, als die (spreng)minen, wormit man dem feind einen bart kan spinnen Abraham a s. Clara etwas (1699)2,411. 1794 und so hatte denn Reineke wieder die liebe des königs / .. gewonnen .., / schien .. nach dem heiligen grabe zu wallen, / .. nun war ihm gelungen, / einen flächsenen bart und eine wächserne nase / seinem könig zu drehen Goethe I 50,78 W. jmdm. an, in den bart greifen, den bart putzen, ein haar aus dem bart ausraufen, jmdn. am bart zupfen u. ä. ‘jmdn. (heftig, anmaßend, tadelnd, beschimpfend) mit worten angehen, sich in seine angelegenheiten mischen, ihn kritisieren, herausfordern’, wohl ausgehend von der in älterer zeit entwürdigenden handlung, jmds. bart anzufassen, abzuschneiden oder dgl. (vgl. HRG 1,1884); sich in den bärten liegen, einander bei den bärten nehmen u. ä. ‘einander angreifen, miteinander streiten, kämpfen 1494 dar vmb, das jm gott ettwan spart / meynt er jm griffen an den bart / als ob er mit jm schimpfen wolt Brant narrenschiff 84a Z. ⟨1579⟩ das diese brotwandelung (in der messe) nicht so wunderlich .. seie, wie die ketzer vberlaut ruffen: das beweißt Eckius auß der schrifft ... sehet da, heißt daß nicht klar bewisen, trotz, der diesem bart ein haar außraufft Fischart binenkorb (1588)97a. ⟨v1638⟩ wer sich läst in bart greiffen, dem schmeist man gar auffs maul Lehmann florilegium (1662)1/2,266. 1658 daß ein verständiger gelahrter mann mir werde ursach geben, meine feder deswegen wieder jhn zu führen, und jhm den bart zu putzen Schupp streitschr. 1,5 HND. 1741 als unsre gelehrte sich in den bärten ligen Lindenborn Diogenes (1740)2,4. 1835 daß mein liebling .. keinen spaß macht und sich .. ungern am barte zupfen läßt Droste-H. 1,159 Sch. K. 1865 der große herzog will sich nicht beugen, und da werden sie sich bei den bärten nehmen Stifter 9,87 S. ⟨1904⟩ es hatte .. bei einem schützenfestabend unversöhnliche händel zwischen uns gegeben, wir hatten einander die bärte gerupft und waren im zorn auseinandergegangen Hesse ges. schr. (1957)1,301. 1997 Bronfens versuch (einer neuinterpretation eines kinofilms) zielte nun aber nicht hauptsächlich darauf ab, Freud am bart zu zupfen süddt. ztg. (16.5.)13. sich keinen (grauen) bart wachsen lassen um, über etwas u. ä. ‘sich um etwas keine unnötigen sorgen machen’ bis jmd. einen grauen bart hat u. ä. zur hyperbolischen, abwertenden charakterisierung einer langen zeitdauer, lebensspanne: 1534 laß dir keinen bart darumb wachsen, das ist, laß du dich vnbekümmert, sorge du nicht dafür Agricola sprichw. M 1a faks. 1741 ihro parnassable majestät lassen sich hierüber keinen grauen bart wachsen Lindenborn Diogenes (1740)2,27. ⟨1944⟩ ihr werdet hier alle noch lange bärte bekommen Uhse Bertram (1953)527. 2006 früher dachte ich immer, dass Michael (Schumacher autorennen) fährt, bis er einen grauen bart hat hamb. morgenpost (12.8.)36. sprichwörtl. wem der kopf wird oder wer den kopf bekommt, der schere den bart wohl i. s. v. ‘wer reife, weisheit u. dgl. erlangt muß gewisse opfer bringen’ vor dem bart ‘noch ohne reife, weisheit’ ein bart macht (noch) keinen philosophen u. ä.: 1551 dem der kopff werd, der scher den bart Wickram 6,115 LV. 1616 du lehrest die alte vor dem bart Henisch t. spr. 1,193. ⟨v1638⟩ frisch nach der teutschen art / wer den kopff bekompt, der scheer den bart Lehmann florilegium (1662)1/2,481. 1723 daß argument, daß ein barth keinen philosophum mache Löber studente 277. 2009 unsterbliche sätze wie „barba non facit philosophum!“ (der bart macht noch keinen philosophen) berl. ztg. (19.1.), onlinearch. etwas unter dem, in den bart brummen, murmeln u. ä. ‘etwas (mißmutig, unwillig) leise u. undeutlich vor sich hin sagen’, zunächst: 1640 es ist besser in den bart als in die luft gebrummt Lehmann in: Spalding dict. germ. fig. usage (1959)1,192b. 1754 herr Langemack .., ob er gleich unter dem barte brummt und sagt: das ist gottlos! Ramler brw. (1906)2,100 LV. 1796 Thomas. (unwillig abgehend) .. (er brummt die letzten worte in den bart) Kotzbue verläumder 152. 1832 seht doch, wie sie den teufeln hofieren! murmelt’ Panurg hier in den bart Regis Gargantua 1,853. 1879 der übersetzer brummte etwas unverständliches in den bart Raabe 13,235 H. 1999 „ich würde ihm (Udo Jürgens) auch eine große oper zutrauen“, brummte M. P. immer wieder in seinen (nicht vorhandenen) bart n. kronen ztg. (26.2.)20. jmdm. um den bart gehen u. ä. ‘jmdm. schmeicheln (u. ihn dadurch günstig stimmen) ⟨1732⟩ unsere neue stief-mutter konte ihm (dem vater) doch gar zu niedlich um den bart herum gehen, und dergestalt schmeicheln, als ob sie einen mann von ihren alter vor sich hätte Schnabel Felsenburg (1997)2,379. 1847 ich .. bin der klügste diplomat, denn ich jehe den leuten um den bart, mache ihnen was weiß, schmiere sie an Glaszbrenner volksleben 1,289. 1997 die vermittler .. mußten ihm (dem diktator) .. um den bart gehen, man mußte ihn hofieren, damit er endlich einem (polit.) übergang zustimmt frankf. rundschau (3.5.)3. (sich) streiten, streit um des kaisers bart u. ä.(sich) streiten streit um bedeutungsloses, belanglosigkeiten’, möglicherweiser zurückgehend auf eine volksetymol. entstellung aus geiß[en]bart, der in einer übersetzung von lat. de lana caprina rixari ‘um ziegenwolle streiteneine in einer epistel Horaz’ (1,18,15) als müßig dargestellte streitfrage zugrundeliegen könnte (s. Röhrich lex. redensarten [1994]1,153b f. u. 1DWB 4,1,2,2807 s. v. geiszwolle): 1752 sich um des kaisers bart streiten Gottsched sprachkunst 3512b. 1779 so wurd es .. zum sprichwort, von leuten, die um eine sache rechteten, die in keines von beyden gewalt war, zu sagen: sie stritten um des kaysers bart Wieland I 10,15 ak. 1849 daß unsere östlichen provinzen in einem streit um des kaisers bart, in einer echten querelle allemande, zum zweiten mal durch die blockade ruinirt werden Bismarck reden 1,92 K. 1917 daß ihr gezänk um die frage der spaltung oder der einigkeit der deutschen sozialdemokratie deshalb ein streit um des kaisers bart ist, denn die deutsche sozialdemokratie existiert heute als ganzes gar nicht mehr dok. arbeiterbewegung (1958) II 1,523. 1996 der neu entbrannte streit ..: es sieht so aus, als ginge es dabei um des kaisers bart oder um nichtigkeiten süddt. ztg. (19.9.), DWDS-arch. der bart ist ab u. ä. ‘es ist zu ende, nichts mehr zu machen 1935 laßt uns bloß nicht zu suchen anfangen! wenn wir suchen und es wird etwas (versteckter tabak in der baracke) gefunden, dann ist der bart ab! Langhoff moorsoldaten, DWDS-arch. 1999 wenn wir 40 sind, ist der bart ab. um unseren job gut machen zu können, muß man jung sein frankf. rundschau (25.1.)10. von ideen, geschichten speziell witzen, u. dgl. (so) einen (langen) bart (haben) u. ä. ‘alt (u. nicht mehr zeitgemäß), seit langem bekannt sein 1934 so ein b(art)! (eine alte geschichte), Duden, stilwb. 68b. 1940 ein witz mit b(art), uralt, sprach-brockhaus 49a. 1956 nicht unsere vorschläge haben also einen bart in: brand.-berl. wb. 1,474. 1959 „son’n bart!“ sagt man wegwerfend, um anzudeuten, wie uralt und greisenhaft der witz sei d. tat (25.4.), magazinseite. 1996 diese story, in jedem musiklexikon nachzulesen, hat doch einen viel zu langen bart für die kurzen, falschen schlagzeilen zeit 22,41a. b übertr. (synekdoch.)(bärtiger, älterer, weiser) mann’, bes. in sprichwörtl. redensarten; zuerst u. gelegentl. metonym.stelle, an der barthaare wachsen, kinn ⟨u1280⟩ liebez kint mîn, / strîch sie umb den munt dîn, / dise wurz alsô guot, / .. daz dir nimmer dhein hærlîn / wahset ûz dem bart dîn Jansen Enikel weltchr. 14594 MGH. 1341 (hierher?) ein hagestolz, .. der ane wip ist unt an ê, swenne der sich gúrtet zwúschent zwene berte, der sol frihaber gen, ist er ane husroͮche weist. 1,366 G. A15.jh. daz sprüchwart ist mir oft gesait: alter part hat weisshait Wittenwiler 114 DLE. 1541 baͤrt schlagen die leut nit Franck sprichw. 2,88b. 1673 daß .. die goldfarbe bärt vor den schwartzen mit einer solchen edlen, redlichen und uffrichtigen natur begabet seyen Grimmelshausen simpliciana 135 Sch. 1778 (bildl.:) dies wort ist .. generis masculini ..: es hat haar um den bart Hippel lebensläufe 1,375. 1783 die grauen bärt sagten alle, .. es soll nur niemand probieren, etwas mit ihm (dem vogt) anzufangen Pestalozzi 2,406 B. ⟨1830⟩ wie! keine frauen hier? nur bärte, bärte? Grillparzer 56,169 S. 1965 das husten der bärte bedeutet geräuschvollen haß Schneider tage 178. 2000 die rockmusik roch wie die spätsiebziger. den ältlichen und bärten gefiels zür. tagesanz. (18.4.)70. c bartähnl. verlängerte (schnurr)haare, federn, sonstige fortsätze hautlappen oder zeichnungen an schnauze, schnabel oder unterkiefer von tieren: ⟨1349/50⟩ ain pockhirz .. ist ain tier, daz hât an dem kinn ainen part sam ain pock Konrad v. Megenberg b. d. natur 160 P. ⟨1393/9⟩ der schnabel ist im (dem vogel) groͤsser denn ainem habich und krum, und hangent im zuͦ baiden syten by dem schnabel schwartz federen gen tal, als ferre man in sicht, so duncket ain, er hab ainen bart Velser Mandeville 123 DTM. 1491 (im vergleich, beim hahn) wisß uss rott schinend lefftzsen oder under kammen, die da glich wie der bartt hanngend Oesterreicher Columella 2,111 LV. 1524 vnd da er (der löwe) sich vber mich machet, ergreyff ich yhn bey seynem bart, vnd schlug yhn vnd todtet yhn Luther bibel 9,1,244 W. 1599 barben .. haben spitzige meuler, forne mit baͤrten Colerus oecon. 5, Pp 1a. 1605 wenn der bart gelehrt machte / so were ein ziegenbock auch wol gelehrt Petri weissheit Aaa 8a. ⟨1645⟩ ein hahn sol eine helle stimme, einfächtigen kamm, .. langen bart, .. scharffe sporen haben Gubert stratagema (1688)172. 1789 mein gravitätischer kater .. leckt .. die sammtnen pfötchen glatt, um sich den bart damit recht schön zu streichen J. G. Müller Emmerich (1786)7/8,21. 1832 der .. auf Sumatra gefundene orang, welcher .. einen starken .. bart .. hat, ist wahrscheinlich das alte thier Wiegmann/R. zool. 32. 1866 ein schwarzer wangenstreifen, welchen man treffend bart genannt hat, (ist) vielen falken eigenthümlich Brehm thierleben (1864)3,407. 1998 eine ziege mit großen schwarzen flecken und weißem bart tagesztg. (11.9.)22. 2 vielfältig übertr. von bartähnl. aussehenden teilen oder fortsätzen an bestimmten gegenständen u. pflanzen, auch fachsprl.; insbes.nach unten abstehender, oft gezackter, beim drehen den schloßriegel bewegender teil eines schlüssels; häufig auch als kompositionsglied in pflanzennamen (vgl. Marzell wb. pflanzennamen 5,31): ⟨u1285/90⟩ her Tristan in mit kreften stach / recht ûf den bart (‘helmteil zum schutz für die untere gesichtspartie) under den helm Heinrich v. Freiberg Tristan 2077 B. ⟨1404⟩ 53 helme mit berten marienb. ämterb. 2 Z. ⟨u1440⟩ sal er machen yn einem tage zwenczigk sniczer mit wederwurffen bertten (‘zurückgebogene, nach unten abstehende klingenenden zum schutz der hand am griff), freib. stadtrecht 283 E. u1520 cometen seyn sterne mit schwaͤntzē oder baͤrtē Virdung außlegung D 3b. 1557 (die bergleute) legen in die setz ortt dürr holtz, vnd zwischen jhnen legendt sie offt bertte (‘seitlich zu dünnen spänen aufgeschlitztes holz), die das feur leichtlich an sich nemmendt vnd allso das angenommen feur dem anderen holtz .. zuͦteillen Bech bergkwerck 84. ⟨v1688⟩ (die hirsche) waren im folgenden winter so kirr, daß sie, so bald eine fichte gefället war, .. herzulieffen und den tangel und bart (‘baumflechten) abfrassen Lehmann schauplatz (1699)604. 1690 sonsten soll, so eine auffsperrung oder ein alter bart auff den schlüssel zulöhten, .. dem gesellen zu machen verstattet .. werden Beier handwercks-gesell 148. 1693 bart setzet der gang, wird genennet, wenn der gang in der sicherung erd oder stein führet Schönberg berginformation 2,12. 1715 bart im spinnen, heisset, wenn das junge weibes-volck .. die abgerissenen enden am wocken hangen läßt, und den faden an einem andern orte des wockens wieder von neuem anspinnet Amaranthes frauenzimmer-lex 186. 1756 zum grösten unglück der bard gleich bey dem anfange des umdrehens von dem schlüssel abging leipz. avanturieur 2,152. 1758 kann man von den austern den bart (‘dunkler, äußerer rand der den weichkörper umgebenden mantellappen) abmachen Loofft ns. kochb. 334 faks. 1812 ein hauptmerkmal .. ist, daß sie (die sog. vierzeilige, nackte gerste) die grannen oder den bart verliert, wenn sie reift Thaer grundsätze (1809)4,86. 1832 an der vollständigen feder unterscheidet man den stamm oder schaft .. und die fahne, den bart (vexillum) Wiegmann/R. zool. 83. 1909 die .. zwischenform (der linde) t(ilia) intermedia, mit den weißlichen bis hellbraunen bärten in den aderwickeln der blattunterseite Graebner pflanzenwelt 122. 1997 flechten .. überziehen baumstämme und äste mit netzartigen bärten oder lappenförmigen gebilden vorarlb nachrichten (27.12.) F 8. 2003 den bart eines schlüssels in: Seidl Berl. 166.

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Zitationshilfe
„bärden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/b%C3%A4rden>.

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