Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

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ent-., entbieten, entseben., entbinden, entdecken, entfalten, entfesseln, entgürten, enthüllen, entkleiden, entsatteln, entschleiern, entstellen, enttarnen, enttäuschen, entwaffnen, entzweien, entdunkeln, entgeistigen, entgiften, entkrampfen,, entloben, entmotten, entpuppen, entsorgen, entvölkern, entzaubern., enthelfen, enthören, entarten, entästen, entbeinen, entgräten, enthaupten, entjungfern,, entkernen, entmachten, entmündigen, entmutigen, enträtseln,, entrechten, entrümpeln, entsittlichen., enteilen, entfahren, entfallen, entfliegen, entfliehen, entführen, entgehen, entgleiten, entkommen, entlaufen, entlehnen, entleihen,, entleiten, entlocken, entnehmen, entquellen, entreißen,, entrücken, entschlüpfen, entschwinden, entsenden, entsinken,, entweichen, entwenden, entwischen, entziehen, entzücken, entbehren, enthalten, entraten, entstehen, entlohnen, entrichten, entscheiden, entschichten, entsühnen.., entäußern, entbeißen, entblößen, entbrennen, entfachen, entfernen, entflammen, entfremden, entleeren, entschlafen,, entschlummern, entspinnen, entstehen, entunehren, entzünden,, entzweien, entbauen, entbitten, entdenken, entfolgen,, entgötzen, entkälten, entkobern, entmangeln, entörtern, entseufzen,, entsterben, entrütten, entschrunden, entspreiten,, entstoßen

Fundstelle: Band 8, Spalte 1339, Zeile 23 [Horlitz, Albrand]
ENT-. die nhd. ent-verben haben sich aus zweifacher wurzel entwikkelt meist liegen ihnen bildungen mit dem präfix ant-, zum teil aber auch solche mit in- zugrunde. durch die germ. akzentfestlegung nach der entstehung der nominal-, aber vor derjenigen der verbalkomposita erscheint das in substantiven wie antlitz, antwort in voller form erhaltene ant- als verbalpräfix in gestalt einer unbetonten vorsilbe. nur die frühesten ahd. quellen bieten gelegentlich noch das ursprüngliche a. sonst liegt allgemein der durch abschwächung daraus entstandene unbestimmte murmellaut vor, der ahd. in der regel mit i, mhd., nhd. mit e wiedergegeben wird. neben ahd. int- auch die var. ent- und unt-, neben mhd. ent-, int-, ont- und unt-. – schon in frühahd. zeit entsprechen die formen mit und ohne t nur noch zum geringsten teil der ursprünglichen präfixverteilung sie spiegeln vielmehr meist jüngere lautentwicklung wider: schwund oder erhalt, unter umständen auch neueinfügung des präfixdentals sind vor allem durch die qualität des folgelautes bestimmt. vor vokal und h sind t-lose formen so gut wie nicht bezeugt. vor w, m, n, r und nachahd. l sind sie selten. die verschlußlaute haben dagegen schon im 9. jh. weitgehenden t-schwund bewirkt, dem bei stimmhaft gebliebenem b, d, g assimilation vorangegangen war (enpern, entecken, enkelten). in unmittelbarer nachbarschaft zu labialen stehendes n ist ebenfalls assimiliert worden (embern, emplündern). vor s hat eine unterschiedliche entwicklung stattgefunden: vor dem spätmhd. als ̌s erscheinenden s vor konsonanten und in der bereits im 11. jh. in denselben laut übergegangenen verbindung sk wechseln t-formen mit t-losen, wobei die ersteren außer vor sch < sk zu überwiegen scheinen. s vor vokal hat dagegen seit Notker in den allermeisten fällen ein t vor sich, das auch seit dem späten 13. jh. auftretende z-schreibungen (enzeubern für entsäubern, enzeben für entseben) bestätigen. wo, wie im omd., anlautendes vorvokalisches s stimmhaft gesprochen wurde, weisen solche schreibvar. außerdem auf auch bei dieser lautgruppe eingetretene assimilation hin. zur auffälligsten assimilationsbedingten formveränderung ist es vor f gekommen hier ist die gruppe tf zur affrikata pf, auch ph geschrieben, geworden (inphâhan schon im Tatian, zahlreichere belege, enpfremden, enpfüeren, seit 12., 13. jh.), der sich dann das vorangehende n angeglichen hat (empfallen, empfliehen). – auch wo das t ahd. völlig geschwunden war, stellen sich, für gewöhnlich ausgehend vom nfrk., ende 12. jhs., in der regel md. früher und häufiger als obd., wieder t-formen ein. dabei braucht es sich nicht in jedem fall um die wiederherstellung der ursprünglichen präfixform zu handeln. so kann z. b. das tz eines mhd. entziehen auch bloße orthographische z-var. sein. seit dem späten 13. jh. auftretende entpfüeren-, entperen-belege sind aber zweifellos als übergang von der durch reinen lautwandel entstandenen zur analogisch umgebildeten form anzusehen und lassen eine konservative, auf die wiederbzw im fall der ursprünglichen in-verben, neueinführung des weithin geschwundenen präfixdentals gerichtete entwicklungstendenz erkennen. der endpunkt dieser entwicklung ist, für die einzelnen anlauttypen unterschiedlich zwischen mitte 16. und 1. viertel 18. jhs. mit der rückgängigmachung jeglicher assimilation und der wiederherstellung des ursprünglichen grundwortanlauts erreicht. von der wiederherstellung ausgeschlossen bleiben nur die drei nicht mehr als ent-bildungen erkannten verben empfangen, empfehlen und empfinden. das archiv der göttinger arbeitsstelle des 2DWB enthält etwa 1870 bildungen mit ent-. nach dem datum der frühesten bezeugung entfallen davon auf das althochdeutsche 10% und auf das mittelhochdeutsche 27 ̇für das 15. bis 19. jh. sind jeweils rund 10% der erstbezeugungen zu beobachten, für das 20. jh. 23%. ent-verben sind untrennbar. deverbale bildungen überwiegen. die verben der gruppe 2 b schließen an be-, ver- und ein-antonyme an. unmittelbar von substantiven oder adjektiven abgeleitet sind, abgesehen von wenigen gelegenheitsbildungen, nur die verben der gruppe 3. die gruppen 6 und 7 enthalten ausschließlich bildungen, die in der jüngeren sprachgeschichtlichen entwicklung durch er- bzw. zer- abgelöst worden sind. 1 verben mit direktivem ent-. die seltenen bildungen sind durchweg früh auch in germanischen, insbesondere gotischen entsprechungen schon vorahd. bezeugt. mit ausnahme mehrerer wahrnehmungsverben erscheint der bildungstyp schon ahd., mhd. nicht mehr einheitlich. nhd. ist er auf einige vielgebrauchte einzelwörter beschränkt:-bieten, -seben. 2 verben mit aufhebung oder negierung bezeichnendem ent-. a ent- bezeichnet einen aufhebenden gegensatz zum basiswort. im hinblick auf die geringe zahl sicherer denominaler ent-abl. in vornhd. zeit werden dieser gruppe auch alle auf ein denominatives simplex beziehbare ältere bildungen zugeordnet, die möglicherweise direkt vom zugrundeliegenden substantiv oder adjektiv abgeleitet sind. in vielen fällen ist mit jüngeren umdeutungen im sinn von 3 zu rechnen:-binden, -decken A,-falten 1,-fesseln, -gürten, -hüllen, -kleiden -satteln, -schleiern, -stellen, -tarnen, -täuschen 1, 2,-waffnen 1,-zweien 1. b ent- bezeichnet einen aufhebenden gegensatz zu einer be-, ver- oder ein-bildung:-dunkeln, -geistigen, -giften, -krampfen, -loben, -motten, -puppen, -sorgen, -völkern, -zaubern. c ent- bezeichnet eine negation. vom spätahd. bis ins ältere nhd. spärlich bezeugter bildungstyp:-helfen 2,-hören 1. 3 verben mit privativem ent-. seit ahd. zeit auftretende nominalableitungen zunächst vor allem von körperteilbezeichnungen; nhd. deutlich zunehmend. nicht immer eindeutig gegen 2 abzugrenzen. für die ältere zeit nur bei fehlen einer verbalen herleitungsmöglichkeit angenommen: -arten 2,-ästen, -beinen, -gräten, -haupten, -jungfern, -kernen 1,-machten, -mündigen, -mutigen, -rätseln, -rechten, -rümpeln, -sittlichen. 4 verben mit separativem ent-. a ent- bezeichnet ‘von etwas fort oder her, aus etwas heraus-eilen, -fahren, -fallen, -fliegen, -fliehen, -führen 1, 2,-gehen 1, 2, 3,-gleiten, -kommen, -laufen 1,-lehnen, -leihen, -leiten, -locken, -nehmen B, C,-quellen, -reißen, -rücken, -schlüpfen, -schwinden, -senden, -sinken, -weichen, -wenden, -wischen, -ziehen, -zücken 1, 2, 3. b ent- bezeichnet den abstand oder die abwesenheit:-behren, -halten A,-raten 2,-stehen C. c ent- bezeichnet den perfektiv-resultativen aspekt. meist synonym neben entsprechenden ab-verben:-lohnen, -richten B,-scheiden B, C,-schichten, -sühnen. 5 verben mit inchoativem ent-. das geraten oder versetzen in einen zustand. die bildungen gehen z. t. auf alte in-bildungen zurück; vgl. imbiß neben entbeißen und germ. entsprechungen wie got. inbrannjan und mnl. inbiten-äußern, -beißen, -blößen, -brennen, -fachen -fernen, -flammen, -fremden, -leeren, -schlafen, -schlummern, -spinnen, -stehen, -unehren, -zünden, -zweien. 6 verben mit ent- als konkurrenzform zu verschiedenen er-bildungen. vereinzelte parallelbildungen zu er-verben unterschiedlicher bedeutungstypen seit mhd. zeit:-bauen, -bitten, -denken, -folgen, -götzen, -kälten, -kobern, -mangeln, -örtern, -seufzen, -sterben. 7 verben mit ent- in der bedeutungauseinander’. selten; oft neben geläufigeren zer-bildungen:-rütten, -schrunden, -spreiten, -stoßen 2.

entwenden, vb.

Fundstelle: Band 8, Spalte 1526, Zeile 30 [Peperkorn]
ENTWENDEN vb.   mhd. entwenden. mnd. entwenden; mnl. nnl. ontwenden. präfixbildung zu wenden vb. 1 entziehen. a wegnehmen, entfernen, einziehen: ⟨u1180⟩ hs.u1275 do gedahter waz er tete/ daz ers im (dem herzog Ernst den erfolg) untwente herzog Ernst A (Sagan)100 G. ⟨14.jh.⟩ du hast manige jomers pin/ dike mir entwendett/ und fründes helff gesendett göttweiger trojanerkrieg 13469 DTM. 1500 und wurde allso die beruert statt Costentz dem hailigen reich entwendet und abgezogen Frankf. reichscorr. 2,2,651 J. 1612 wolte er .. nicht gedulden, daß ein ander jhme die ehre entwenden solte Megiser chr. Khärndten 1,82. 1711 spieler! wie manch schön stündgen entwendest du deinem gott Cober cabinet-prediger 392. 1829 er fuhr längs einem breiten strome an einem sommertage, der so schön war, daß er dem entzückenden himmel von Madera entwendet schien Frühling phantasiegemälde 71. 1959 er hatte es (musikstück) einst einem volkslied/ listig entwendet Krolow körper 70. vorenthalten: ⟨1401/17⟩ juncvrowe bleip sy des gemutis am geiste, .. dem hymlischin brutegam syn phlichtig dinst nicht zcu entwenden script. rer. pruss. 2,221. 1529 du bist an deinem oberherrn trewlos worden und hast yhm den schuldigen gehorsam entwand Luther w. 30,2,138 W. 1711 wir haben hier weiber, die das ihrige männern und kindern entwenden Cober cabinet-prediger 228. 1813 es (das volk) hofft, .. daß dasselbe (militär) sich dem akerbau widmen und jene zeit, durch welche es dem pfluge entwendet war, wieder bey dem pfluge einbringe qu. dt. volkskde. 2,162 G./M. b personen entfremden, abwendig machen, entführen: ⟨n1210⟩ er arnet den mortlîchen rât/ dâ mit er mir enwendet hât/ mînn vil lieben hêren herzog Ernst B 1210 B. 1433 keyn meister sal dem andern sin gesinde entwende und abespanne stadtrechte Eisenach 244 S./D. 1530 es (weltliches regiment) erhellt jglichem sein kind, tochter und son, das jhm das selbige nicht jederman entfuren noch entwenden muͤsse Luther w. 30,2,555 W. 1645 vnglükk vnglükk hat dich mir, mich dir entwandt Birken pegnitz-schäferey 7. 1764 Hyacinthe ist von einer zigäunerin erzogen, und wie sie vermuthet, ihren würklichen eltern entwendet worden Wieland don Sylvio 2,441. 1844 das waren dämmrige tage,/ als euch entwandte der freundin hand/ dem weiher drüben am hage Droste-H. 1,1,139 Sch.K. 1932 in die irre hat er (teufel) uns geführt, und nun haben sie deine seele entwendet Wiechert magd 116. sich lösen, entfernen, fliehen; meist refl.: ⟨1274/5⟩ der keiser sol im (pabst) den stegereif haben, durch daz sich der satel niht entwende deutschenspiegel 281 MGH. 1523 du solt den knecht nicht seynem herrn vber antwortten, der von yhm zu dyr sich entwand hat Luther bibel 8,630 W. 1664 und ward so sehr verwundt, daß er nach sieben tagen/ mit männigliches leid und seufftzen und wehklagen/ mit ruhm zwar, aber doch mit trauren hat geendt/ diß leben und hiemit der erden sich entwendt Hohberg Ottobert 2,Mm2b. 1816 man übersieht den see beinah in seiner ganzen länge, nur am ende links entwendet er sich unsern augen Goethe I 30,40 W. 2 jmdn. von etwas abbringen, befreien: ⟨1270/80⟩ die kômen schiere geloufen dar/ und nâmen ir ungehabe war/ unde entwanten si der nôt Mai u. Beaflor 144 V. ⟨1378/9⟩ godes gnade vulgete her na, wor yn dy hyn gesante, nymant yn des intwante Ernst v. Kirchenberg 651 W. 1572 herre, .. entwende meine sele von yren getümlen Schede psalmen 132 HND. 3 etwas widerrechtlich an sich bringen: ⟨1357/87⟩ tud eyn man deme andern icht czu getruwer hand czu behaldene, entwendet he daz, .. do mag sich der czu czin, deme is entwand waz, unde nicht der, dez is waz rechtsb. nach distinctionen 257 O. 1502 dieweil Jacob Vnuorricht yn in demselbien ledelyn sechßhundert gulden vngarisch abehendig gemacht vnd entwant hat magdeb. schöffensprüche u. rechtsmitt. VII 1,250 M. 1612 also ward damals zum ersten Dalmatia vnd Liburnia von den Winden erobert vnd den Römern entwendet Megiser chr. Khärndten 1,356. 1728 niemand soll vom schiffe etwas entwenden, noch ein thau boßhafft zerschneiden oder loßmachen preuß. see-recht 125. 1850 hunderte von menschen, denen ein thaler schon als besitz erscheint, sind in dem hause aus= und eingegangen und nicht ein pfennig ist entwendet worden Lewald erinn. 2,274. 1979 die beiden männer hatten nachts ein mofa entwendet gött. tagebl. 133,Niedersachsen.

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Zitationshilfe
„entwenden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/entwenden>.

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