eskapistisch
GrammatikAdjektiv · Komparativ: eskapistischer · Superlativ: am eskapistischsten
Aussprache [ɛskaˈpɪstɪʃ]
Worttrennung es-ka-pis-tisch
Wortzerlegung Eskapismus -isch
Herkunft zu
gleichbedeutend escapistengl
DWDS-Vollartikel
Bedeutung
Psychologie, bildungssprachlich, gelegentlich abwertend die Beschäftigung mit der (unangenehmen) Realität durch Zerstreuung suchendes Verhalten oder das Imaginieren einer anderen Welt meidend
Beispiele:
Welche Kunst wäre nicht eskapistisch? Gründet
sich nicht alle Kunst auf Versuche, aus Farben, Wörtern oder Tönen eine
zweite Welt zu schaffen, jenseits der gewöhnlichen, wirklichen Welt? Und
haben sich diese Versuche nicht, seit der »Flucht« der Romantiker aus der
Realität, in jeder Hinsicht verselbständigt, bis hin zu den künstlichen
Welten der digitalen Medien, bis sie also weitaus
eskapistischer wurden, als sie im 19. Jahrhundert
je werden konnten? [Süddeutsche Zeitung, 21.11.2018]
Ein eskapistischer Versuch, die Sorgen bei
einem Restaurantbesuch zu vergessen, scheitert schließlich jäh beim Blick
auf den Reichtum einer römischen Familie am Nebentisch. [Hamburger Abendblatt, 11.09.2009]
Zuvor hatte [die Sängerin] Heinzmann
rund zwei Stunden lang ihre unverhohlen eskapistische
Ankündigung wahrgemacht, das »Leben zu feiern« und alle »Sorgen über Bord«
zu werfen. [Neue Osnabrücker Zeitung, 16.11.2019]
Die Lektüre von Karl Jaspers’ Buch über die Atombombe[…] zeigt, wie
anspruchs‑ und ahnungslos das heutige Denken und wie schmal der Horizont der
meisten politisch Handelnden ist. Es ist nicht stark, sondern schwach, nicht
realistisch, sondern eskapistisch. Es kapituliert vor
den schwierigen Aufgaben, denen die globalisierte, vernetzte Welt einfach
nicht mehr ausweichen kann, ohne Schaden zu nehmen. [Die Welt, 02.03.2019]
Ich beobachte mich dabei, die Fiktion wieder gegen die Sehnsucht
nach Wirklichkeit und Authentizität zu verteidigen. Kurioserweise ist das
auch ein Genderthema: Die als eskapistisch
missverstandene Belletristik ordnet man tendenziell den Frauen zu,
Sachbücher, als Bücher, die man gebrauchen kann, den Männern. [Süddeutsche Zeitung, 29.12.2018]
Viele Ihrer Bücher spielen in fantastischen Welten, häufig müssen
Sie sich den Vorwurf anhören, Sie bedienten rein
eskapistische Bedürfnisse … [Die Zeit, 09.08.2017]
Lange galt der Comic als eine triviale, rein unterhaltsame und
eskapistische Ausdrucksform, in der es keinen
Platz gab für Autoren und ernsthafte Stoffe. [Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2017]
Der Wert der Liebe in Zeiten der
postindustriellen Arbeit, das seltsame Gefühl von Entfremdung, das einen
auch im eskapistischsten Moment, mitten auf der
Tanzfläche, zum Stillstand bringen kann, das waren seit den 80er‑Jahren ihre
[einer Band] Themen. [Süddeutsche Zeitung, 12.07.2013]
Mich interessierten die Dreißigerjahre, der Zusammenhang von
Unterhaltungsform und ökonomischen Bedingungen. Es waren wirtschaftlich
extrem schwierige Zeiten, in denen eskapistische
Formen von Unterhaltung entstanden, sich rasch entwickelten. […] [Der Standard, 28.05.2013]
letzte Änderung:
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