lang Adj. räumliche und zeitliche Erstreckung bezeichnend,
ahd. lang ‘langgestreckt, lange dauernd, ausführlich’ (8. Jh.),
mhd. mnd. mnl. lanc ‘lang, langsam’,
asächs. nl. lang,
aengl. lang,
long,
engl. long,
anord. langr,
schwed. lång,
got. laggs wird zusammen mit gleichbed.
lat. longus,
mpers. drang,
pers. dirang ‘lang’ auf
ie. *(d)longho-, Adjektivbildung zu einer nasalierten Gutturalerweiterung der Wurzel
ie. *del- ‘lang’, zurückgeführt. Unnasaliert liegt die (ursprünglich zum Teil wohl zweisilbige) Gutturalerweiterung vor in
aind. dīrgháḥ,
griech. dolichós (
δολιχός),
aslaw. dlьgъ,
russ. dólgij (
долгий) ‘lang’, ebenso (mit d-Abfall) in
lit. ìlgas,
lett. ilgs und in
got. tulgus ‘fest, standhaft’. Das erste Zeugnis des
germ. Adjektivs zeigt der bei
Tacitus in
lat. Langobardī überlieferte Name der
Langobarden, eigentlich ‘Langbärte’. Im
Dt. bezeichnet
lang sowohl die Erstreckung in einer Dimension, und zwar bei Körpern die der größten Ausdehnung (im Unterschied zu
breit oder
dick), als auch die Erstreckung in der Zeit. In festen Verbindungen, vgl.
lange Finger machen ‘stehlen’,
einen langen Hals machen ‘neugierig sein’,
ein langes Gesicht machen ‘enttäuscht sein’. –
lange Adv. ‘lange Zeit, bei weitem’,
ahd. lango ‘vor langer Zeit, längst’ (8. Jh.),
mhd. lange,
langen ‘seit langem, lange Zeit’.
längs Präp. Adv. ‘an etw. entlang, der Länge nach’,
mhd. langes,
lenges Adv. ‘vor langer Zeit, der Länge nach’,
mnd. langes,
frühnhd. auch
längst (mit hinzugetretenem t, s. unten) sind adverbiale Genitive Sing. des Adjektivs. Das Adverb ist in der Gegenwart kaum noch in Gebrauch (
etw. längs schneiden,
nordd. längs kommen); als Präp. wird
längs seit dem 14. Jh. verwendet.
längst Adv. ‘seit langer Zeit, schon lange, bei weitem’,
frühnhd. längst, auch
langest,
leng(e)st. Ursprünglich identisch mit
längs (s. oben), dessen adverbiale Verwendung im Sinne von ‘vor langer Zeit’ die durch sekundäres -t erweiterte Form übernimmt; entsprechend
unlängst Adv. ‘vor nicht langer Zeit, vor kurzem’, mit unorganischem -t aus dem adverbiellen Genitiv
frühnhd. unlang(e)s (15. Jh.),
mnd. unlanges,
mnl. onlanges.
Länge f. ‘Ausdehnung in die Hauptrichtung, Dauer, Längengrad’,
ahd. lengī (9. Jh.),
mhd. lenge.
Länge bezeichnet insbesondere die räumliche Erstreckung im Unterschied zu
Höhe und
Breite, auch die Körpergröße, und erscheint als Grundwort in Maßbezeichnungen wie
Hauptes-,
Pferde-,
Schiffslänge.
langen Vb. ‘ausstrecken, sich erstrecken, reichen, auskommen’,
mhd. langen ‘lang werden oder machen, sich ausstrecken, um etw. zu erreichen, Verlangen haben’,
ahd. langēn ‘Verlangen haben’ (9. Jh.).
anlangen Vb. ‘ankommen’ (16. Jh.).
erlangen Vb. ‘bekommen, gewinnen, erwerben, erreichen’,
mhd. erlangen ‘sich sehnen, verlangen, erreichen’, auch (unpersönlich) ‘lang dünken, langweilen’. S. auch
gelangen,
hinlangen.
verlangen Vb. ‘nach etw. Sehnsucht haben, etw. begehren, fordern’,
mhd. verlangen;
Verlangen n. substantivierter Infinitiv,
mhd. verlangen, auch ‘Verdruß, Kummer’.
länglich Adj. ‘im Verhältnis zur Breite größere Länge aufweisend, ein wenig lang’,
ahd. langlīh (9. Jh.),
frühnhd. langelich,
lengelich (15. Jh.), daneben
frühnhd. langlecht,
länglicht,
mhd. lengeleht.
langsam Adj. ‘zögernd, lange Zeit brauchend, träge’,
ahd. (8./9. Jh.),
asächs. langsam ‘lange dauernd’,
aengl. langsum; s.
-sam. Daneben
ahd. langseimi (10. Jh.),
mhd. lancseim; das zweite Wortglied (
ahd. -seimi) stellt sich zu
mhd. seine ‘langsam, träge’, verwandt mit
seit,
Seite (s. d.), oder es gehört im Sinne von ‘langsam fließend, tröpfelnd’ zu dem unter
Seim (s. d.) behandelten Substantiv; die Bedeutung ‘zögernd, gemächlich, nach und nach’ wird von
langsam übernommen.
Langeweile f. ‘Gefühl des Nichtausgefülltseins, des Überdrusses, Mangel an Abwechslung’,
mhd. lange wīle, Zusammenschreibung vereinzelt seit dem 14. Jh., fest im 17. Jh., doch noch bis zur Gegenwart mit Binnenflexion (
aus Langerweile,
der Langenweile begegnen);
langweilen Vb. ‘Langeweile bereiten’, reflexiv ‘Langeweile haben’ (18. Jh.);
langweilig Adj. ‘uninteressant’ (15. Jh.).
Langfinger m. ‘Dieb’ (17. Jh.).
Langmut f. ‘Geduld, Nachsicht’ (16. Jh.), Rückbildung (da sich
ahd. langmuotī, 8. Jh., nicht fortsetzt) aus
langmütig Adj. ‘geduldig’,
ahd. langmuotīg (10./11. Jh.),
mhd. lancmüetec, Weiterbildung des Adjektivs
ahd. langmuot (8. Jh.), einer Übersetzung von gleichbed.
kirchenlat. longanimis (zu
lat. longus ‘lang’ und
animus ‘Seele, Mut’).
Langohr n. Name des Hasen (auch
kleines Langohr) und des Esels (
großes Langohr), wohl
rotw. (16. Jh.); zu vergleichen ist die ähnliche Benennung des Hasen durch
spätlat. aurītus (zu
lat. auris ‘Ohr’), des Esels durch die zugehörige Deminutivform
lat. aurītulus. Adjektivisches
aurītus ‘(in auffälliger Weise) mit Ohren versehen’ dient zur Charakterisierung beider Tiere.
langwierig Adj. ‘lange während, viel Zeit erfordernd, mühsam’,
frühnhd. langwiric ‘lange dauernd, lange lebend’ (15. Jh.), Zusammensetzung mit dem Adjektiv
ahd. wirīg ‘dauernd, dauerhaft’ (um 1000),
mhd. wiric ‘dauerhaft’, zu
ahd. werēn (s.
währen). Weit früher als das Adjektiv erscheint das Abstraktum
ahd. langwirī̌gī ‘lange Dauer’ (um 1000).