Statt f. ‘Ort, Platz, Stelle’. Die mit dem Suffix
ie. -ti- gebildeten i-Stämme
ahd. stat f. (8. Jh., in den flektierten Kasus
steti),
mhd. stat f.,
asächs. stedi m. f.,
mnd. stat f.,
mnl. stat,
stēde f.,
nl. stad f.,
aengl. stede m. ‘das Stehen(bleiben), Stätte’,
engl. stead ‘Stelle, Platz’,
anord. staðr m. ‘Stehen, Stätte, Ort’,
schwed. stad,
got. staþs m. ‘Stätte, Stelle, Gegend’ stellen sich mit
aind. sthíti- ‘Standort, Rang’,
griech. stásis (
στάσις) ‘das Stehen, Stillstehen, Stand(ort), Stellung’, auch ‘das Stellen, Abwägen’,
lat. statio ‘das Stehen, Standort, Aufenthalt’,
statim ‘feststehend auf der Stelle, stehenden Fußes, sofort’,
lit. statùs ‘gerade, direkt, schroff, unhöflich, steil, abschüssig’ zu der unter
stehen (s. d.) angegebenen Wurzel
ie. *stā-,
*stə- ‘stehen, stellen’. Daneben begegnen (mit Suffix
ie. -tā)
ahd. stata ‘rechter, bequemer Ort, günstiger Zeitpunkt, Gelegenheit’ (9. Jh.),
mhd. state,
mnd. stāde,
mnl. stade,
anord. staða ‘Stelle, Standort, Richtung’; die
dt. Formen fallen bereits im
Spätmhd. durch Aufgabe des auslautenden -e mit oben genanntem
mhd. stat zusammen. Das Substantiv
nhd. Statt wird nach seiner Aufspaltung in
Stadt (s. d.) und
Stätte (s. unten) selten, begegnet aber noch als zweites Kompositionsglied, vgl.
Heim-,
Lager-,
Ruhe-,
Werkstatt, außerdem in festen Fügungen
an meiner Statt (Dativ Sing.) ‘an meiner Stelle’, vgl.
mhd. an sīne stat ‘an seiner Stelle’,
an Eides Statt (18. Jh.) aus
an eines aids stat (15. Jh.),
an Kindes Statt (18. Jh.), vgl.
jmdn. an Kindsstatt annehmen (um 1700). –
Stätte f. ‘Stelle, Ort’ (16. Jh.),
frühnhd. stete ‘Schießplatz’ (15. Jh.), vgl.
mnd. schērstēde ‘Haus, in dem Schafe geschoren werden’, aus den flektierten Kasus (Genitiv bzw. Dativ) von
mhd. stat (s. oben) hervorgegangen, wohl unter Einfluß von
mnd. stēde,
stedde ‘Stätte, Stelle, Ort. Gegend, Gebiet’.
Stätte ersetzt in allgemeiner Verwendung zurücktretendes
Statt, wird dann aber selbst vielfach von
Stelle abgelöst (vgl.
Brandstatt,
-stätte,
-stelle). Es bildet in frühnhd. Zeit einen neuen schwachen Plural
Stätten.
anstatt Präp. mit Genitiv ‘an Stelle von’, entwickelt aus Konstruktionen mit nachgestelltem Genitiv (15. Jh.; vgl.
ziecht frische Hembder an, das ist anstatt viel Badens, 16. Jh.). Aus Verwendungen von
anstatt ohne abhängigen Kasus entsteht im 17. Jh. konjunktionaler Gebrauch (vgl.
anstatt erfreuliche Antwort zu erlangen).
statt Präp. Konj. (17. Jh.), aus
anstatt gekürzt. Dazu
statt daß,
statt zu (18. Jh.).
abstatten Vb. ‘ableisten, ablegen’ (17. Jh.), ‘abfinden, entrichten, bezahlen’ (16. Jh.), zu
mhd. staten ‘an seine Stelle bringen, zu etw. verhelfen’ (vgl. auch
bestatten).
erstatten Vb. ‘zurückgeben, bezahlen, ersetzen, Bericht geben’,
mhd. erstaten ‘ersetzen’, eigentlich ‘wieder an seine Stelle bringen’. Semantischer Einfluß von
ahd. stata,
mhd. state,
stat f. ‘bequemer Ort oder Zeitpunkt, gute Gelegenheit’ (s. oben sowie
gestatten) scheint vorzuliegen bei
stattfinden Vb. ‘geschehen, erfolgen, sich abspielen’, eigentlich ‘einen guten Platz, eine gute Gelegenheit finden’, vgl.
ein gut wort find eine gute stadt (
Luther),
ahd. stat findan (9. Jh.),
mhd. stat vinden; Zusammenschreibung erst im 19. Jh.;
stattgeben Vb. ‘gewähren, bewilligen’, eigentlich ‘Platz oder Gelegenheit geben’,
mhd. stat geben, ebenfalls seit dem 19. Jh. zusammengeschrieben.
Statthalter m. ‘Stellvertreter’ (15. Jh.), in der Kanzleisprache entstanden als Übersetzung von
lat. locum tenēns, eigentlich ‘den Platz Haltender’ (s.
Leutnant).
zustattenkommen Vb. ‘zu gelegener, zu rechter Zeit kommen, nützen’, Zusammenrückung aus
zustatten Adv. ‘zu rechter Gelegenheit, zu Hilfe’,
mhd. ze staten, dem Dativ Plur. von
mhd. state,
ahd. stata ‘rechter, bequemer Ort, Gelegenheit’ (s. oben; im Sing.
ahd. zi statu,
mhd. ze state) und
kommen (s. d.).