Deutsches Fremdwörterbuch
Akkumulation
F. (-; selten -en), im früheren 18. Jh. (ZEDLER) vereinzelt, seit frühem 19. Jh. kontinuierlich belegte Entlehnung aus (flekt. Form von) lat. accumulatio ‘Auf-, Anhäufung’ (zu accumulare, → akkumulieren), anfangs vereinzelt in der lat. (flekt.) Form.
a Zunächst eher bildungsspr. in der allgemeinen Bed. ‘Anhäufung, Ansammlung, Speicherung, Zusammengetragenes’, z. B. eine Akkumulation der Gefahren, Krisen, die Akkumulation von Schadstoffen im Organismus (→ akkumulieren a).
b Seit frühem 19. Jh., unter Einfluß von gleichbed. engl. accumulation, fachspr. in der Ökonomie in der Bed. ‘Anhäufung von Kapital, Reichtum, bes. von Produktionsmitteln’, speziell für ‘Rückverwandlung eines Teils des Mehrwertes in Realkapital’ (Marx), verdeutlichend auch in den aus gleichbed. engl. accumulation of capital (1776 A. Smith) lehnübersetzten Wendungen Akkumulation des Kapitals, kapitalistische Akkumulation und als Grundwort in Zss. wie Kapital-, Profit-, Vermögensakkumulation (→ akkumulieren b).
c Im 20. Jh. fachspr. verwendet, bes. in der Geologie für ‘mechanische Anhäufung, Aufschüttung von Gesteinsmaterial durch Flüsse, Meer, Wind u.ä., Sedimentation’ (→ Agglomeration, → Sediment); daneben auch in der Sprachwissenschaft (Stilistik) im Sinne von ‘Worthäufung’ als Bezeichnung für eine Redefigur, bei der ein zusammenfassender Begriff (z. B. Krieg) durch die Aneinanderreihung mehrerer Unterbegriffe (z. B. Feuer, Schwert, Blut) zum Zwecke stärkerer Bildwirkung spezifiziert wird.
Dazu seit Mitte 19. Jh. das aus lat. accumulator ‘Anhäufer’ entlehnte Subst. Akkumulator M. (-s; -en), im 20. Jh. häufig in der Kurzform Akku, überwiegend fachspr. in verschiedenen technischen Bereichen verwendet in der allgemeinen Bed. ‘Sammler, Energiespeicher’, speziell als Bezeichnung für einen Mitte 19. Jh. erfundenen hydraulischen Druckspeicher, dann bes. für einen auf elektro-chemischer Basis arbeitenden Stromspeicher, bes. in Wendungen wie der Akku(mulator) ist leer, aufgeladen; gelegentlich auch auf Personen übertragen, z. B. seinen Akku(mulator) wieder aufladen ‘neue Kräfte, Energien sammeln, sich erholen’ (s. Belege 1928, 1953, 1992); in neuester Zeit im Bereich der Datenverarbeitung für ‘Speicherzelle einer Rechenanlage’. Ebenfalls seit Mitte 19. Jh. das seltene Adj. akkumulativ (ohne Steigerung) ‘die Akkumulation betreffend, auf sie zurückgehend, anhäufend, vermehrend’.

Belege

zu Akkumulation a (11)
Zedler 1732 Universallex. I 286
accumulation, die Vermehr- Auff- Uberhäuffung;
Görres 1831 Ges. Schr. XV 384
accumulation der kräfte (DWB N.);
Schäffle 1906 Soziologie 122
Bevölkerung als Akkumulation;
Vogel 1925 Hegels Gesellschaftsbegriff 233
Akkumulation von Elend;
1932 Geopolitik IX 289
keine kolonialen Reserveräume, schnelle Industrialisierung, Landflucht und Bevölkerungsakkumulation;
Th. Mann 1937 Reden u. Aufs. (W. X 484)
Sie schlugen Festlärm – richtig auf den Tag, aber ein Jährchen zu früh – . . schade um das vorzeitig festliche Verpuffen eines Teiles der öffentlichen Sympathie und Dankbarkeit, die zu ihrer Akkumulation und Vertiefung noch ein Jahr Zeit hätte;
Fechter 1948 Menschen 186
Akkumulation dichterischer Veranlagungen und Temperamente;
Fischer 1966 Kunst 86
Die Akkumulation der Dinge . . hat . . den Menschen so sehr zermalmt, dass er . . kaum noch zu atmen vermag;
1966 Kulturanthropologie 389
„Evolution“ soll hier die Verbindung zwischen zwei Kulturen heißen, von denen die eine in bezug auf den Akkumulationsprozeß mit fortschrittlicheren Gegenständen ausgestattet ist als die andere;
Zeit 1. 11. 1985
die Akkumulation von Schäden im Wald;
Wuketits 1987 Darwin 15
Demnach vollzieht sich der Fortschritt in der Wissenschaft nicht durch kontinuierliche Prozesse, nicht durch bloße Akkumulation von Erkenntnissen, sondern durch revolutionäre Entdeckungen.
zu Akkumulation b (21)
Ricardo 1821 Grundsätze 401
von den Wirkungen der Accumulation (Capitalanhäufung) auf Gewinn;
Buss 1843–46 Armenpflege (Übers.) I Vorr. XXXIII
die Accumulation und Ansammlung der Kapitale;
Lange 1894 Arbeiterfrage 243
über die „ursprüngliche Accumulation“ . ., d. h. über die Frage, wie jener erste Kapitalstock entstanden sei, welcher zur ursprünglichen Begründung jenes Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit dienen mußte;
Marx/Engels 1894 Kapital (MEW XXV 274)
daß die wachsende Akkumulation des Kapitals eine wachsende Konzentration des selben einschlißet;
Schulze-Graevenitz 1909 Marx 25
I. die Akkumulationstheorie: „Ein Kapitalist schlägt den andern tot“;
Liefmann 1910 Kartelle 208
sog. Akkumulations- und Konzentrationstheorie, wonach die kleinen Kapitalisten . . immer mehr durch die großen verdrängt werden;
Renner 1917 Marxismus 77
Vermögensakkumulation;
1914 Stimmen d. Zeit LXXXVI 406
Nirgends hat sich die Unhaltbarkeit der marxistischen Dogmen von Konzentration und Akkumulation eklatanter erwiesen als im Agrarwesen;
Sombart 1919 Soz. 93
Die Akkumulationstheorie, wie ich sie nenne, gipfelt in der bekannten Behauptung, daß die Zahl der Kapitalmagnaten beständig abnehme;
Vogel 1925 Hegels Gesellschaftsbegriff 233
kapitalistische Akkumulation;
Brauer 1929 Sozialismus 38
Akkumulation des Kapitals;
Spann 1932 Haupttheorien 139
Das wichtigste Gesetz der kapitalistischen Erzeugungsweise, zugleich ein Entwicklungsgesetz, liegt in der auf der „Akkumulation von Mehrwert“ (d. h. Anhäufung von Kapital) beruhenden Konzentration des Kapitals bzw. der Betriebe. . . Der „Akkumulation von Kapital“ entspricht die „Akkumulation von Elend“ (Verelendungstheorie);
Laum 1933 Wirtschaft 62
Akkumulation von Vermögen;
Brinkmann 1940 Liberalismus 10
die „Akkumulation“ des Arbeitsertrages;
Berl. Nachr. 17. 3. 1943
Akkumulation . . des Profits bei den Besitzenden;
Münch. N.N. 10. 2. 1945
Rom hat die erkennbar größten Vermögens- und Machtverschiebungen zustandegebracht und über die größte Vermögensakkumulation verfügt;
Mosca 1950 Klasse 281
Akkumulation von Kapital in Form von Lebensmittellagern;
Süddtsch. Ztg. 9. 4. 1958
in einem Stadium der „ursprünglichen Akkumulation“ von Industriekapital;
ND 7. 3. 1959
Dumping – das bedeutet, dem Land die Möglichkeit zur Akkumulation von Mitteln für die Weiterentwicklung zu nehmen;
Mayer 1963 Studien 464
der marxistischen Lehre von   der Grundrentenakkumulation als der Grundlage des Kapitalismus;
ND 18. 1. 1974
Im Ergebnis der gewachsenen Akkumulationskraft der Volkswirtschaft war das Investitionsvolumen des Jahres 1973 mehr als doppelt so hoch wie das des Jahres 1963.
zu Akkumulation c (3)
Schmidt 1921 Geol. Mineralog. Wb. 4
Akkumulation . . die Wiederablagerung der durch Regen, Eis, Wind . . fortgeführten Stoffe;
Rathjens 1971 Geomorphologie o. S.
Bei einzelnen Klimaelementen, wie Temperatur, Niederschlag, Wind . . usw. ist der direkte Zusammenhang mit geomorphologischen Prozessen der Verwitterung, Abtragung, des Materialtransportes und der Akkumulation ohne weiteres deutlich;
ebd. o. S.
die Tätigkeit des ständig fließenden Wassers gestaltet mit linienhafter Erosion und Talbildung oder mit fluviatiler Akkumulation die Erdoberfläche.
zu Akkumulator (17)
Kaltschmidt 1843 Fremdwb. 8
Accumulator, der (1) An-, Aufhäufer, Vergrößerer;
1882 Brockhaus I 97
Accumulatoren . . nennt man in der Maschinentechnik die von Armstrong erfundenen Vorrichtungen zur Aufsammlung mechan. Arbeit;
1884 Gala 109
Bekanntlich spielt in diesen Elektricitäts-Ansammlern . . das in elektronegativem Sinne ungemein kräftig wirkende . . Bleisuperoxyd die Hauptrolle. Es ist im Akkumulator gemeiniglich durch vorausgegangene Anwendung irgend einer magnet-elektrischen Maschine, die gleichgerichtete Ströme liefert, auf elektrolytischem Wege hergestellt;
Voss. Ztg. 24. 2. 1897
zeigen sich stets große Unzuträglichkeiten auf den Strecken der Straßenbahnen mit unterirdischer Stromzuführung. . . Die auf der Linie Schlesisches Thor-Lindenstraße eingestellten neuen amerikanischen Akkumulatorwagen haben den Erwartungen auch nicht entsprochen;
Zobeltitz 1902 papierene Macht II 26
Da war der Saal für die Haupttransmission . ., da die Keller für die Dynamos und den Accumulatorbetrieb;
Kesser 1928 Musik 140
Daß eben dieselbe Tochter . . auf einer Autotour unterwegs ist, . . wird ihm zum Anlaß, sich wie ein Akkumulator, der mit gewaltigen Strömen des Unwillens gefüllt ist, in zischenden Funken zu entladen;
Der Tag 15. 6. 1931
Nach stundenlanger, fieberhafter Arbeit ist es der Besatzung der „Nautilus“ gelungen, einen Teil der Akkumulatorenbatterien zu reparieren und die Funkanlage wieder in Betrieb zu setzen;
Berl. Illustr. Nachtausg. 12. 3. 1934
Motoren und Dynamomaschine waren außer Betrieb. Glücklicherweise hatte die Akkumulatorenbatterie nicht gelitten, aber ihre Leistung war begrenzt;
Lokal-Anz. 23. 8. 1934
Das ist gewiß nichts im Vergleich zu den 35 und 36 Grad, die uns vor noch nicht allzulanger Zeit das Leben so schwer machten, aber es sind immerhin Grade, die uns jetzt, im Häusergewirr und in den wie Akkumulatoren wirkenden Steinmassen der Weltstadt, die Illusion ausgewachsener Hundstage vorgaukeln;
Krecke 1937 Energiewirtschaft 11
Auch in dem an Schienen nicht gebundenen Verkehrswesen . . sind sowohl die Elektrizität – vorwiegend durch Verwendung von Akkumulatorenfahrzeugen – als auch Gas als Treibstoff berufen;
Münch. N.N. 1. 1. 1944
Das gleiche gilt für ein Gerät, dessen Name seit der Erfindung des Autos und erst recht des Radios in aller Munde ist: den Akkumulator, den Armstrong vor 100 Jahren erfunden hat. . . Was Armstrong erfand war eine Vorrichtung zur Speicherung mechanischer Arbeit, die auf starker Kompression atmosphärischer Luft beruhte und kleine Maschinen befähigte, plötzlich erforderliche große Leistungen zu bewältigen;
ND 25. 11. 1949
Ob bei Elektrokarren, Elektroautos, bei Zugbeleuchtungen, Grubenlokomotiven oder im Post- und Fernmeldewesen, überall werden Akkumulatoren gebraucht;
Süddtsch. Ztg. 18. 7. 1953
Reinhold Meier ist seit ein paar Tagen dabei, wie alljährlich in Arosa den „Akkumulator aufzuladen“;
Welt 22. 7. 1954
mit einer Akkumulatorenbatterie verbunden . ., die den Strom speichert, um ihn auch bei Nacht und bei schlechtem Wetter liefern zu können;
1967 Bild d. Wiss. I 66
Chemikern und Physikern des wissenschaftlichen Forschungslaboratoriums der Ford Company in Dearborn, Massachusetts, scheint die seit mindestens 50 Jahren überfällige Erfindung des leichten Akkumulators gelungen zu sein;
Zeit 15. 2. 1985
. . produziert die Akkumulatorenfabrik Sonnenschein . . Bleibatterien, vor allem für Kraftfahrzeuge;
MM 15. 4. 1987
die Entwicklung neuer Akkumulatorentypen, die Verwertung der Gezeitenenergie und endlich die Erschließung der Wärmevorräte in den Tiefen der Erde.
zu Akku (10)
Distelbarth 1936 Frankreich 365
der automobilist . . probierte den starter, bis der akku leer war (DWB N.);
Münch. N.N. 1. 1. 1944
es handelt sich dabei nicht um den elektrischen „Akku“ – der ist . . erst 1860 von dem Franzosen Planté konstruiert worden;
Hülsen 1947 Zwillings-Seele II 98
der Akkumulator des Radios ist erschöpft, er wird neu aufgeladen und morgen wieder abgeliefert, inzwischen ein Ersatz-Akku gestellt;
ND 25. 11. 1949
entstehen Akkus am laufenden Band;
MM 15. 7. 1987
Strom beginnt zu fließen, der über hauchzarte Drähte abgeleitet und in einem Akku gespeichert werden kann;
Stern 27. 7. 1987
wenn Akkus und Batterien schwach auf der Brust sind;
MM 30. 9. 1987
In der Tat ist die kalte Jahreszeit für die meisten Akkus die entscheidende Prüfung;
ebd.
voll geladene Akkus;
Köhlmeier 1988 Helden 171
Ich . . nahm das Gerät [Kassettenrecorder] heraus, legte eine Kassette ein und drückte auf den Aufnahmeknopf. Der Akku war geladen;
1992 Tempo V 22
Viele Japaner verbringen bis zu 16 Stunden täglich mit Arbeit. . . Doch auch die fleißigsten Asiaten wissen: Irgendwann ist der Akku leer und die Kreativität erschöpft.
zu akkumulativ (5)
Dahlmann 1844 Engl. Rev. 193
der graf . . that dar . . daß die von seinen anklägern aufgestellte lehre des accumulativen verrathes ein unding sey (DWB N.);
1966 Kulturanthropologie 360
der als „akkumulativ“ bezeichnete Aufbauprozeß;
Brückner 1971 Protokolle o. S.
Sowohl die Theorien als auch die Forschungstechniken innerhalb eines Faches ändern sich (oder sollten sich ändern) durch den akkumulativen Prozeß der intra- und interdisziplinären Erfahrungsanreicherung;
Hocke 1976 Tagebücher 396
ideologische Selbsterhöhung, akkumulative Erbauung;
Zeit 2. 5. 1986
Nun wurde DDT das bekannteste Beispiel für weltweite, akkumulative Pestizidbelastung.