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Hasard |
N. und M. (-s; selten -e), im 17. Jh. vereinzelt F., im
späteren 13. Jh. in der mhd. Form has(e)hart, haschart (vgl.
mittelniederl. hasaert) (unter lautlicher Angleichung an dtsch.
Personennamen auf -hart) entlehnt aus altfrz. hasart, hazart,
hasar(d) ‘(guter oder schlechter Wurf im) Würfelspiel, (Un-)Glück(-sfall im
Spiel); Zufall’ (unter Hinzufügung des h- vor vokalischem Anlaut wohl
übernommen aus span. azar ‘schlechte Karte; ungünstiger Wurf, Fehlwurf
beim Würfeln; Unglück’, und als Name eines Würfelspiels, zurückgehend auf arab.
(az-)zahr Pl. ‘(Spiel-)Würfel’, vgl. zahr ‘Blumen, Blüten’
(vielleicht weil ursprünglich der den Zahlenwert 1 darstellende Punkt auf dem
Würfel die Form einer Blume hatte), vgl. auch arab. yasara ‘würfeln’);
gelegentlich volksetymologisch an Hass angelehnt (vgl. dial. (ostfränk.)
Hassard, Hassardigkeit und hassardisch; s. Belege 1854, 1868) und
in den Schreibformen Hazart, Hazarde und bis heute (frz. bzw. engl.
beeinflusst) Hazard.
Zunächst (mhd.) in der Bed. ‘Würfelspiel’ (s.
Beleg 1293), auch ‘glücklicher Wurf; Glück (im Würfelspiel)’ (s. Beleg um 1306)
und ‘Unglück’ (s. Beleg um 1465), als Kurzform von Hasardspiel (s. u.) im
Laufe des 19. Jhs. durch dieses verdrängt, daneben zunehmend allgemeiner
verwendet für ‘(illegales, verbotenes) Spiel mit Würfeln, Karten o. Ä., bei dem
Gewinn und Verlust vom Zufall abhängen und nicht (nur) vom Geschick oder den
Entscheidungen der Spieler, Glücksspiel’ (s. Belege 1622, 1929; → Roulett(e)),
von daher v. a. im 17./18. Jh. und unter erneutem Rückgriff auf das Frz.
überwiegend im militärischen und daneben im kaufmännischen und politischen
Bereich weiterentwickelt zu der übertragenen Bed. ‘(durch die Höhe des Einsatzes
bedingt) gewagtes Spiel, waghalsige, leichtsinnige, unüberlegte Unternehmung,
riskante Aktion, riskantes Manöver, Wagnis, Gefahr’ (s. Belege 1731–43, 1738,
1744, 1757, 1985, 1992, 2000; → Harakiri b, → Lotterie, → Risiko, → Spekulation,
→ va banque; Ggs. → Kalkül), auch ‘Verwegenheit, Wagemut; Glücksrittertum’ (s.
Belege 1617, 1670, 1862), speziell ‘gewagte (militärische) Aktion, kühner
Angriff, riskanter Vorstoß’ (s. Belege 1662, 1709, 1874), in Wendungen wie
als Bestrafung für einen Hasard mit fremdem Geld, was die Befürworter der
Steuersenkungen machen wollen, ist purer/reiner Hasard, anstatt einen Hasard zu
wagen, sollte man lieber auf Sicherheit setzen, der Sieg erfordert von den
Soldaten größte Tapferkeit und Hasard, einen Hasard tun, dann auch für
‘(blinder) Zufall (mit glücklichem Ausgang), Glücksfall, Glückssache, Glück’ (s.
Belege 1684, 1706, 1716, 1730, 1922), z. B. das Leben ist voller Hasard und
unverhofftem Wiedersehen, im 18./19. Jh. vereinzelt als Personenbezeichnung
(s. Beleg 1712) bzw. personifizierend z. B. für den Zufall (s. Belege 1773,
1866; vgl. Gott Hazard); in unterschiedlichen idiomatischen Wendungen wie
durch puren Hazard ‘aufs Geratewohl, (wie) zufällig’, auf seinen
eigenen Hasard ‘auf eigenes Risiko; auf gut Glück’, jmdn./etwas
(z. B. Mannschaft, Truppe) in Hasard stellen/setzen (vgl. engl. to
put/set sth./sb. in hasard) ‘jmdn. der Gefahr aussetzen, in Gefahr bringen;
etwas aufs Spiel setzen’ (s. Belege 1618–48, 1624, 1702; s. u.
hasardieren), Hasard spielen ‘leichtsinnig, leichtfertig sein,
sein Glück aufs Spiel setzen, auf die Probe stellen’, es auf bloßen Hasard
ankommen lassen und (frz.) Syntagmen wie (eine Liebe, ein Versuch o. Ä.)
par hasard, au hasard, à tout hasard ‘aufs Ungefähr, Geratewohl, auf gut
Glück; gewagt, Hals über Kopf’; heute überwiegend als Bestimmungswort
Hasard- ‘Glücks-, Zufalls-, Risiko-’ bes. in der im früheren 18. Jh. aus
frz. jeu de hasard lehnübersetzten Zs. Hasardspiel in der
erweiterten Bed. ‘(verbotenes) Glücksspiel (mit Karten, Würfeln o. Ä.), bei dem
es v. a. auf die Risikobereitschaft der Spieler ankommt’ (s. Belege 1740, 1790),
häufig übertragen ‘vom Glück, Zufall abhängige, gewagte, riskante (z. B.
militärische, kaufmännische, politische) Unternehmung’ (s. Belege 1828, 1835,
1878, 1950, 1959; vgl. Va banque-, Lotterie-, Roulettespiel),
z. B. ein äußerst gefährliches Hasardspiel, zum politischen Hasardspiel
geworden, in der Folge in weiteren, eher okkasionell und regional
eingeschränkt verwendeten Zss., in denen Hasard- als Bestimmungswort auch
als die Zs. Hasardspiel selbst repräsentierend aufgefasst werden kann,
wie (auf Glücksspiele und Geldgeschäfte bezogen:) Hasardaktie, -bank
(‘Einsatz beim Hasardspiel, Spielbank’), -kurs, -partie, -skat,
(übertragen und allgemeiner:) Hasardehe, -manier, -politik, -ritt,
-spekulation, -stück, -unternehmen, -vergnügen, -vertrag.
Dazu seit
Anfang 17. Jh. die aus gleichbed. frz. hasarder (< afrz.
hazarder ‘dem Würfelspiel ergeben sein; auf den Zufall setzen, wagen’;
vgl. engl. to hazard) übernommene verbale Ableitung hasardieren V.
(in)trans., auch hazardieren, zunächst meist im militärischen Bereich in
der übertragenen Bed. ‘ein Wagnis, Risiko eingehen, (sein Glück/alles/etwas)
aufs Spiel, auf eine Karte setzen, es darauf anlegen, aufs Geratewohl etwas tun,
wagen; auf Glück und Zufall vertrauen, es darauf ankommen lassen’ (→ riskieren,
→ spekulieren; vgl. pokern, Roulette/va banque spielen), bes. auch im
Sport (s. Belege 1992, 1995), z. B. der Feind hasardierte einen Ausfall, des
Kaisers Armee hasardieren, wenn ein Politiker zuviel hasardiert, man muss es
einfach hasardieren, der Trainer hat mit der Hereinnahme des Ersatzspielers
ziemlich hasardiert, sein Leben unnötig hasardieren, auch reflex. ‘sich
leichtfertig einer unangenehmen Situation aussetzen, sich in Gefahr bringen’ (s.
Belege 1633, 1719) und im eigentlichen Sinne ‘sein Glück im Spiel versuchen, (im
Spielcasino) spielen; etwas im (Hasard-)Spiel einsetzen, um etwas spielen’ (s.
Belege 1681, 1835, 1872, 1891, 1901, 1922), z. B. sein ganzes Geld im Spiel
und in der Börse hasardieren, er hatte (um) enorme Summen hasardiert und
verloren/gewonnen, und vereinzelt abgeflacht ‘etwas wagen, (nur) versuchen,
(aus-)probieren’ (s. Belege 1778, vor 1805), mit dem bereits vom späten 16. bis
ins 20. Jh. (überwiegend in historischen Texten, Aktenstücken, Archiven u. Ä.)
selten nachgewiesenen Verbalsubst. Hasardierung, auch
Hazardierung, oft in Wendungen wie mit Hasardierung seiner Person, mit
äußerster Hasardierung ihres Lebens; daneben die seit früherem 18. Jh.
vereinzelt, seit frühem 19. Jh. kontinuierlich nachgewiesene (aus gleichbed.
frz. hasardeur entlehnte) Personenbezeichnung Hasardeur M. (-s;
-e), auch Hazardeur und vereinzelt moviert Hasardeurin, ‘jmd., der
(im Casino, beim Hasardspiel) leichtsinnig sein Glück aufs Spiel setzt,
(Glücks-)Spieler’, und v. a. übertragen im wirtschaftlichen und politischen
Bereich negativ konnotiert mit „leichtfertig auf sein Glück vertrauend,
waghalsig, verantwortungslos handelnd, unzuverlässig; betrügerisch“ in der Bed.
‘Mensch, der das Risiko liebt, in riskante Unternehmungen verwickelt ist,
riskante Geschäfte macht; Schuldenmacher; Abenteurer, Glücksritter’ (→
Spekulant), z. B. unseriöse Hasardeure im politischen Geschäft, der
verhängnisvollste Hasardeur unserer Geschichte, einer jener leichtsinnigen
Hasardeure des Lebens, der bedrängte Hasardeur Saddam Hussein;
Hasardeur(s)natur, -ritt, -spiel, -stück; Finanz-, Immobilien-, Polit-,
Schulden-, Steuerhasardeur, Wildwest-Hasardeur, mit der seit den 80er Jahren
des 20. Jhs. nachgewiesenen adj. Ableitung hasardeur(s)haft, vgl. die
okkasionell (bes. im Sport) nachgewiesenen gleichbed. adj. Ableitungen
hasardistisch (seit Ende 19. Jh.) und in jüngster Zeit
hasardesk.
Belege
Hugo v. Langenstein 1293 Martina
308
So daz er diz vrten/ Nach toppils reht beziehe/ Da von der arme schihe/
Lip vnd sele zepfande/ Muoz setzin dort mit schande/ Vf hase hartes schanze/ Im
wirt dekein vianze/ Uon dem wirt dort benant;
um 1300 Passional 408,19
do
sazen topelere [Würfelspieler] entsamt/ und spilten nach ir willekur./ ir einer
sach do hinvur/ riten disen gotes knecht [den hl. Bernhard]./ ‘eya’, sprach er,
‘nu secht,/ welch ein wolgende pfert!/ ez were wol der rede wert,/ hete ich druf
einen haschart’;
Josef um 1420 Ged. v. d. sieben Todsünden 2350
Wan de
dobeler hasert [den Gott des Glücksspiels?] anropt, So esket he den bosen man
Astrod;
um 1465 Malagis (DTM LXXXII 96)
Aber nü ensal er [Sultan] sich
irer nit ergeczen,/ Und kondent ir noch so hoch sweczen,/ So gebe ich sie [meine
Schwester als seine Braut] yme nümmer mere./ Herre riese, farnt hin zu uwerm
herre./ Das uch hasart schende [Unglück widerfahre] und sieben augen;
Wallhausen 1617 Corpus milit. 196
Ein tapfferer gehertzter Capitein . .
sol allzeit am letzten vnd am ende sehen lassen/ daß der hazard vnd wagen nicht
einiges theil vnd portion seines verdiensts/ von den Siegen darvon trage vnd
behalte/ sondern seine eintzige manhafftigkeit vnd weißheit;
1618–48
(
Jessen 1963 Dreißigjähr. Krieg 166)
können mich in andere Occasion
gebrauchen lassen als in solcher wie geschehen, da ich weder E. G. erzürnt noch
Land und Leute in Hasard gestellt hätte;
Löhneyß 1622 Aulicopolitica 266a
die andern Spiel so ludi fortunae so Hazard . . genennet werden;
Christian
v. Braunschweig 1624 Br. (1870 Histor. Zschr. XXIII 320)
dann ob ich schon
. . landt vnd leute in Hazart gestellet (JONES);
Saar 1662 Ostind.
Kriegsdienst 145
wurde . . Commando gegeben, daß . . sechshundert Mann von
uns übersetzen sollten, einen Hassard zu thun;
Grimmelshausen 1669 Simpl.
249
das Leben . . davon zu bringen, ist besser als eine ungewisse Hazart;
ders. 1670 Courasche 49 f.
umb daß ich/ Trutz einem unter ihnen allen/
das Hertz hatte/ etwas zu unterstehen/ und ins Werck zu setzen/ das die gröste
tapferkeit und verwegneste Hazarde erfordert;
Horneck 1684 Osterreich 199
Wo ist jemal erhört worden/ daß der Lauff der Commercien in einem ungemessenen
Wurffspill bestehe/ dem Vaterland zu Schaden/ oder zu Nutzen/ wie es der Hazard
bringt/ zu handthieren?;
Thomasius 1688 Monats-Gespräche 647
daß eine
Dame/ die einem Cavallier passionirte Augen macht/ und hernach protzig thun
will/ wenn derselbe ihr seine Passion mündlich vorträgt/ einen großen hazard
waget;
Stieler 1691 Stammbaum II 2088
Wag- sive Hasardspiel/ ludus aleae;
1702 Europ. Fama 649
als die blosse Mannschafft in einem von allen
Defensions-Requisiten . . entblösetem Orte ohnedem wenigen Nutzen schaffen
könnte/ sondern in dem hazard gesetzet werde;
1706 Hazards Lebens-Gesch.
11
hat er im Ballhauß/ ou ce noble jeu du billard, oder im Verkehren die
Schantze versehen/ so ist es alles durch Hazard geschehen;
Vischer 1709
Informator 142
Marlboroughs hazard am Schellenberg;
Hübner 1712 Poet.
Handbuch 23
Es ist wahrhafftig ein hazard,/ Wer auf ein reiches Mädgen
harrt;
1716 Geomantia 15
einige auf ein blosses Papier hin und wieder
durch puren Hazard entworffene Puncte [in der Geometrie];
Rohr 1728
Zeremoniellwiss. 1409
Man spiele keine jeux de hasard;
Belemnon 1728
Bauernlex. 86
Hasard oder Hazard. Die Gefahr, Verwegenheit. It. Zufall,
Begebenheit;
Baxter 1730 Gewissheit d. Geister (Übers.) 255
Ich melde
dies, um einiger Damen und anderer vornehmer Leute willen, so auf so
liederlichen und sundlichen Zeit-Verderb mit Karten und Würffeln . . erpicht
sind, damit sie wissen, der Teuffel habe grosse Macht das zu regieren, was sie
hazard nennen;
Schnabel 1731–43 Wunderliche Fata II 452
worauf wir . .
die Reise bey guten Wetter und Winde antraten. Es war eben kein allzustarcker
Hazard dergleichen Fahrt vorzunehmen, denn wir gelangeten in wenig Stunden auf
der lustigen Insul Klein-Felsenburg . . an (DiBi 125);
ders. 1738 Irrgarten
216
Da ich aber einstens um die Mitternachtszeit kaum eine Stunde etwas fest
geschlafen, hatte mittlerweile Olympia den Hazard begangen und den jungen Grafen
in mein Zimmer praktiziert (DiBi 125);
1740 Reglement f. d. Studierenden
(Seyfart 1784 Friedrich II. I 469)
Alle hohe Hazardspiele bleiben den
Studenten gänzlich verboten;
Zincke 1744 Vorr. z. Krezschmer, Oeconom.
Vorschläge B6b
Denn wenn auch unüberlegte Geschäfte wohl gerathen, so ist
ein Hazard, darauf ein kluger Mann ordentlicher Weise . . nichts ankommen lässt;
Eggers 1757 Kriegslex. I 1378
Dem Hasard und unverhofften Fällen, kann
man etwas einräumen, man muß aber beständig nur auf die wohlgenommenen
Maaßregeln und gute Verfassungen bauen;
Lavater 1773 Tageb. 278
Wenn die
Gottheit nicht durch Christum geredet, nicht durch ihn gehandelt hat; so ist nie
keine Gottheit gewesen, die geredet oder gehandelt hat. Wenn Christus – Hazard
ist; so ist es der Mensch, so ist es die ganze Welt auch; wenn Christus zu
seinen Thaten keinen Gott bedarf, so bedarf die Natur auch keinen (DiBi 102);
Faber 1790 Beyträge I 141
das so sehr beliebte Voltaspiel [wurde unter
Joseph II. verboten] weil es hier und da zum höchsten Hazardspiele ausgeartet
war;
Rahel Varnhagen 1794 Briefw. 267
Glaube nicht, daß ich das Wort:
„der metaphysische“ Sebastian Bach, nur a tout hasard gebraucht habe;
Rudhart
1827 Bayern III 72
Die Regierungen sollen mit den Unterthanen nicht spielen.
Der Staat ist keine Gesellschaft von Hazardspielern, wo die Regierung . . Bank
hält;
Ancillon 1828 Extreme I 240
Da die Souveränität das Lebensprinzip
der Gesellschaft ist, so erscheint die Aufhebung der bestehenden souveränen
Gewalt stets als ein Verbrechen und in seinen Folgen als das gewagteste
Hazardspiel;
Pückler-Muskau 1830 Br. eines Verstorbenen III 2
Ich schlug
das Buch au hazard auf. Artig genug war es, daß ich gerade auf diese Stelle traf
(DiBi 125);
Gutzkow 1835 Vorr. z. Schleiermacher, Br. üb. d. Lucinde
XXXII
Poesie . . sofortige Verliebung [das] ewige Hazardspiel unsrer jungen
Leute;
Engels 1846 Fragment (MEW IV 418)
Die individuellen Lotterien
(Hasardspekulationen) [bei Kaufleuten];
Auerbach 1854 Dorfgeschichten (Ges.
W. IV 122)
Wir sind von je gut Freund gewesen, Luzian, nicht wahr! Und das
bleiben wir von deßwegen doch. Es ist ja Christenpflicht, daß man keinen Hasard
auf einander hat und Alles in Gutem bleibt (DiBi 125);
Scheffel 1856 Glück
(Br.) 33
Ich habe freilich zu wenig Verbindungen in jener Stadt, um par
hasard just in einer Gesellschaft mich produciren zu können;
Fontane 1862
Wanderungen (S. W. IX 120)
Ganz und gar eine deutsche Figur, in vielem ein
Landsknechthauptmann vom Wirbel bis zur Zeh’, besaß er auch den tief im
germanischen Wesen liegenden Zug zum Hazard (DiBi 125);
Wachenhusen 1866 Eva
64
Um v. Dem zu leben, was ihr Gott Hazard in den Schoß wirft (SANDERS
1871);
Vilmar 1868 Idiotikon v. Kurhessen 153
er hat das bloß aus hassard
gethan [bloß um seinen gehässigen neid an mir auszulassen, hat er mir diesen
schaden zugefügt] (DWB);
Bruges 1873 Reiseskizzen 141
Eine der
Hauptleidenschaften der Mexikaner ist das Hazardspiel und manche ruinieren sich
dadurch in kürzester Zeit;
Wittich 1874 Magdeburg I 431
fürchtete er doch
nichts mehr als einen hasard, ein voreiliges Treffen seines Generals mit Gustav
Adolf und dessen überlegenen Streitkräften;
Dingelstedt 1878 Bilderbuch
85
ein neues [Theater-]Stück, das immer mehr oder weniger ein Hazardspiel
ist;
Raabe 1879 Alte Nester (Ausgew. W. VI 112)
Der Herr Vetter Just hat
ihn in der Stadt Belfast par hasard getroffen (DiBi 125);
Weber 1922 Aufs. z.
Wiss. 527
Ob es einem solchen Privatdozenten jemals gelingt, in die Stelle
eines vollen Ordinarius . . einzurücken, ist eine Angelegenheit, die einfach
Hazard ist;
Klemperer 1929 Tagebücher 608
Mit Berghoff u. Röse spielten
wir Karten. Lotterie und . . danach das ganz tückische Hazard: Meine Tante –
Deine Tante;
Berl. Illustr. Nachtausg. 7. 3. 1934
Wer heute im Auslande
besonders langfristige Geschäfte macht, spielt Hasard;
Süddtsch. Ztg.
26. 10. 1950
ausländische Kombinationen, die die derzeit angespannte
Devisenlage des Bundes als Beweis für eine „deutsche Politik des Bankrotts und
Hasardspieles“ . . werten;
Stuttg. Ztg. 29. 2. 1959
der
Bergungsinspektor wußte einleuchtend darzustellen, daß das Loswerfen einer
gespannten Schleppertrosse ein Hazardspiel ist;
Zeit 12. 4. 1985
Hasard auf Gegenseitigkeit (Überschr.) Den Ortskrankenkassen ist nämlich jede
privatwirtschaftliche Tätigkeit . . strikt untersagt. Aus Kreisen der privaten
Konkurrenz ist zudem zu hören, die Zahl der DO[Dienstordnungs]-Angestellten sei
für den in einer Versicherung nötigen Risikoausgleich viel zu klein. Folge: „Was
die machen wollen, ist Hasard.“;
taz 3. 8. 1988
Die Bilder sind sehr
schön geworden – „par hazard“;
ebd. 16. 4. 1992
Dubiose Glücksritter aus
dem Umfeld der Mafia . . gingen einfach in den Untergrund, wie das Beispiel der
Türkei gezeigt habe, die vor vier Jahren ebenfalls versucht hatte, dem Hasard
mit drastischen Einschränkungen für ausländische Firmen Herr zu werden;
Presse 20. 6. 2000
Die westlichen Mächte aber werden das Risiko eines
Afrika-Abenteuers scheuen. Denn das Fiasko der UN-Einsätze . . lehrt, daß das
Blauhelmkontingent professionell vorbereitet sein will, soll der Einsatz nicht
zum Hasard werden;
taz 11. 6. 2005
Hasard am Himmel (Überschr.) Sie
fliegen riskante Manöver, drehen Schwindel erregende Pirouetten . . Es nennt
sich „Red Bull Air Race“ und ist eine Spielart des Kunstfliegens, ein Slalom im
Himmel, ein Hindernisrennen gegen die Uhr mit Kunstflugeinlagen.
Frankf. Rundsch. 14. 3. 1998
Die dünne Höhenluft,
in der der blitzgescheite Schachathlet erst richtig auf Touren kommt, würde bei
den meisten Schachspielern zu pneumatischen Anfällen führen. Den erstaunlichen
Spielwitz, den Fritz selbst in hasardesken Opferpartien unter Beweis stellt,
bringt das Programm auch in die akustischen Kommentare zu den Partien ein;
Berl. Ztg. 4. 12. 2006
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man
glauben, Michael Meier sei wieder mit von der Partie. Der treibt sein Wesen aber
derzeit in bewährt hasardesker Weise und in Komplizenschaft mit Christoph Daum
beim 1. FC Köln.
Schnabel 1731–43 Wunderliche Fata
III 14
Mein Patron war ein ungemein reicher Mann und gar gewaltiger
Hazardeur (DiBi 125);
Cranz 1781 Charlatanerien 88
Die erstern
[Verleiher], welche obgedachtermaaßen . . für ihre [!] Risiko nur eine Prämie,
über welche freywillig akkordirt wird verlangen, können nur Wucherer heißen;
wenn sie ihre Bedingungen bloß nach Maaßgabe der Noth dessen, mit dem sie
handeln bestimmen, und in so einen Fall die Grenzen der Billigkeit überschreiten
– Außerdem sind sie bloß Hasardeurs für eigene Rechnung, über welche sich
Niemand beklagen sollte;
Fontane 1878 Vor d. Sturm (Romane u. Erz. II
165)
Mit Hilfe eines Ringes vermählte sich der Bischof seiner Kirche, der
Doge dem Meere und selbst Heinrich VIII. seinen sechs Frauen, dieser geniale
Hazardeur (DiBi 1);
Fliess 1893 Miasmen 121
der alte Hazardeur verfolgte
dabei seine ganz bestimmten egoistischen Pläne;
Plenge 1921 Propaganda 52
Wie das Satyrspiel hinter die Tragödie, gehört hinter das Bild des ersten
Napoleon das seines kleinen Neffen. Der kleine Hasardeur und betrügerische
Spieler hinter dem großen rücksichtslosen Gründer mit gewiegter
Geschäftstechnik;
Münch. N. N. 8. 9. 1940
Zwanzig Jahre polnischer
Staatlichkeit enthüllten sich plötzlich als ein einziges Abenteuer, als ein
Unternehmen von Hasardeuren;
Süddtsch. Ztg. 18. 9. 1950
[Gefahr der
inflationistischen Lohnpreisspirale in Westdeutschland] wo Hasardeure und
Spekulanten die Marktwirtschaft stören wollen;
Mannh. Morgen 29. 10. 1985
Die meisten Spieler . . seien keine Hasardeure, ihr finanzieller Einsatz gehe
fast nie so weit, daß er existenzgefährdend sei;
Zeit 7. 11. 1986
Eine
Frau wie ein Kerl: Courage, Intelligenz, Witz, Kühnheit – eine Hasardeurin;
taz 22.8.1989
Hasardeure der Piste (Überschr.) Altmeister Daniel Morelon
bedauert den Verlust der Schlitzohrigkeit bei den Radsprintern;
Salzb. Nachr.
2. 9. 1991
Zwei Glücksritter im Spieler-Milieu (Überschr.) Eric . . ist ein
Hasardeur, der sein Glück in Casinos immer wieder herausfordert;
Mannh.
Morgen 11. 8. 2001
das ist kein Sport für Hazardeure, Fallschirmspringen ist
etwas für Träumer: Sich einfach fallen lassen, Arme ausbreiten und fliegen;
Berl. Ztg. 23. 11. 2002
Profiteure und Spekulanten, Hasardeure und
Entwurzelte suchten hier, wo wie in Amsterdam unaufhörlich mit Waren und Kapital
jongliert wurde, nach einem raschen Glück.
Billon 1613 Kriegskunst (Übers.) 110
zu wagen/ vnd hazardieren (JONES);
1614 (Aretin 1839 Bayerns auswärt. Verh. I 31 f.)
So viel weniger Vrsach
haben Ihre fr: gn: gehabt, vmb einer einzigen Stadt willen die sambtliche
Lannden zue hazardiren, welche Ire fr: gn: doch mit 100 Man nit wurden haben
erhalten können;
Christian v. Braunschweig 1624 Br. (1870 Histor. Zschr.
XXIII o. S.)
auch nie beghert umb meinet willen landt und leute zu
hazardiren (DWB);
Mengering 1633 Siegskrone 20
da die Perser gesehen, daß
der Spartaner so gar ein geringer Hauffe, haben sie gleichwol so viel Hertz und
Muth nicht gehabt, sich auffs neue zu hazardiren;
Conrad v. Burgsdorf 1641
Br. (Urkunden z. Gesch. d. Kurfürsten Fried. Wilh. v. Brandenburg I 444)
Weil es aber nicht rathsam befunden worden . ., da der Feind so nahe um Spandau
stehet, 300 Pferde wegzunehmen und also die Übrige Cavallerie zu hazardiren, hab
ich an den Oberst Lieutenant Goldackern zu schreiben materiam gehabt und . . ihn
auch ermahnet, die Reuter interim wol bei einander zu behalten und gegen Raison
nicht etwa zu hazardiren;
1642 (1929 ZGOberrhein LXXXI 431)
[der Feind
wird uns zwingen] das man die Stück Artigleria . . neben den hiertzue
employirten Völckern hazardiren und im Stich lassen [müßte];
Grimmelshausen
1670 Springinsfeld (III 66)
wann ich . . denselben Krieg gegen dem lesteren
[!] vergleichen soll/ so war jener gülden und dieser eysern/ in jenem wurden die
Soldaten außbezalt und gebraucht/ doch aber ihr Leben nicht leichtlich
hazzardirt;
Riemer 1681 Politischer Stockfisch 227
dannenhero bildte er
sich in seinem Vorhaben einen gewissen Beystand des Glücks ein, und hasardirte
seine übrigen 70. Cronen;
Ettner 1697 Doktor 520
offte habe ich dir an
deiner Seite gestanden, wann die gröste Gefahr vorhanden war, und du mich
warntest, ich sollte mein Leben nicht allzusehr hazardiren;
ders. 1719
Maulaffe 231
nahm beyde paar Pistolen von Siegfrieden, gab sie ihm wieder
mit der Vermahnung, sich nicht zu hazardiren, sondern sich nur hinter ihm und
zum Laden allezeit fertig zu halten;
Sperander 1727 A la Mode-Sprach 288
Hazardiren, es drauf los wagen, sich in Gefahr setzen, aufs Glück oder Unglück
ankommen lassen;
1734 Last am Niederrhein 157
Die Feinde hazardirten
einen Ausfall;
Claudius 1778 Ged. (W. 101)
daß ich in Anno 1775, als . .
das große Erdbeben auf der Insel Ternate gewesen war, hazardiert habe, ’n Büchel
meiner Sämtlichen Werke h’rauszugeben (Dibi 125);
Schiller vor 1805
Briefw. m. Körner II 36
Ich habe über den Ursprung und Fortgang der Kunst
selbst einige Ideen hasardiert (KEHREIN);
Gutzkow 1835 Wally 23
Eines
Tages stand sie an einem Orte, den sie vorzüglich liebte, am grünen Tische. Sie
hazardierte im Pharo [Glücksspiel mit französischen Karten]. Sie gewann; sie
gewann immer; vielleicht weil Dreistigkeit auch das einzige Geheimnis im Spiele
ist (DiBi 125);
Rodenberg 1872 Studienreisen i. England 186
Einige von
den fashionablen Spielclubs haben sich bis in den Anfang unseres Jahrhunderts
erhalten, unter ihnen der allgemein bekannte Almack’s, in welchem Pitt und
Wilberforce hazardirten;
Buhle 1891 Skatspiel 51
Wer also das Skatspiel
in seiner Bedeutung heben und erhalten will, der halte das Hazardiren und
deshalb auch das Werthreizen vom Skate fern;
Fontane 1894 Effi Briest (Romane
u. Erz. VII 154)
Eine Spielernatur. Er spielt nicht am Spieltisch, aber er
hazardiert im Leben in einem fort, und man muß ihm auf die Finger sehen (DiBi
125);
Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. I 29)
Er hasardierte den ganzen Tag
mit den Deutschen, und zwar nicht eben harmlos, abends aber spielte er mit
seinen Generälen;
Semrau 1909 Würfel u. Würfelspiel 4
Warum . . sollten
Damen im Familien- und Freundeskreise, oder auch Damen unter sich nicht
hazardiert haben?;
Klemperer 1922 Tagebücher 618
er brachte uns das
Mauscheln bei u. nun hasardierten wir bis nach 3 Uhr;
Bahr 1927 Zauberstab
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Bildung von sesshaften Schichten eines beruhigten, nicht mehr
hasardierenden, sich lieber vorsichtigem Genuss zuwendenden Reichtums;
Süddtsch. Ztg. 28. 4. 1951
Die Engländer sind ein Volk der Wetter und der
Glücksspieler, und sie sind stolz darauf. Gerne rühmen sie sich, daß sie auch in
Krieg und Politik eine Neigung zum Hasardieren haben;
Salzb. Nachr.
19. 2. 1992
Die Schweden hasardierten bei 2 : 3 eineinhalb Minuten vor der
Schlußsirene mit der Herausnahme von Tormann Nordström und gewannen;
Presse
17. 1. 1995
Ich hab’ nicht hasardiert [im Fußballsport], aber alles
riskiert;
Berl. Ztg. 24. 6. 2004
zwängen die „Dilettanten“ in der
Berliner Regierung den Intendanten des Berliner Ensembles . . zu „unmenschlichem
Verhalten“ und „kaufmännischem Hasardieren“.
Graf z. Nassau 1590 Br. (1857 Archives I 132)
daruf soll ich derselben
dienstlich nit bergen das mir jetziger zeit unmüglich ist aus meinen Guvernament
one höchste gefahr und hazardierung der gantzen provinci zu reisen;
Friederich 1636 Clytie II 26
daß er nicht seiner Hazardirung hierinnen/
sondern vielmehr . . seinem guten Glück . . dancken sollte (JONES);
Chemnitz
1648 Krieg 1 147
mit hasardierung seiner Person (JONES);
1692 Novellen
175
mit Anwendung seiner ganzen Macht, und hazardirung seiner Person;
1744 Europ. Fama CIX 475
Die Banduren behaupteten nicht allein . . die
gantze Zeit hindurch den ihnen anvertrauten Posten mit ausnehmender Tapferkeit,
und gewonnen mit äusserster Hazardirung ihres Lebens schon vor der Ankunft der
Infanterie so viel Erdreich, daß sie die feindlichen Grenadiers aus der Schantze
delogirten;
Häberlin 1795 Neueste teutsche Reichs-Gesch. 711
eine
Confoederation vnndt bestendige verbündtüs [!] zu schließenn, Vnns mit Ihnen
zuuergleichen, vnndt vnsern Koniglichen Vorspruch auch mit hazardirung vnsers
bluets, vnserer Crohnen vnndt fürstenthümber . . in allen fällen zu halten;
Menzel 1837 Neure Gesch. d. Deutschen 462
Wohin meine affection,
intention und eigentlicher scopus gerichtet gewesen . . Ich hab’ es auch Ihnen
und der ganzen Welt durch hasardirung Leibes und Lebens gern wollen zu erkennen
geben;
Wittich 1874 Magdeburg I 2,639
Damit er aber dennoch seine
Willfährigkeit auch mit Hasardierung seiner Person bezeugte, wäre er
entschlossen, längs der Havel zu gehen;
Lettenbauer 1927 Morgen 307
wenn
man nur bedenkt, wieviel an Prestige am deutschen Volk hängen geblieben ist nach
dem jämmerlichsten aller Zusammenbrüche in einem Hasardierungskampf;
Wagner
1964 Türkenjahr 283
seine Verantwortung für die Hasardierung des letzten
kaiserlichen Hauptheeres wurde angesichts der zahlreichen gewichtigen Stimmen
für den Angriff, von den anderen Generälen geteilt.
1894 Volkswirtschaftl. Zeitfragen 53
Ein
durchaus nicht als unerheblich zu bezeichnender Theil des umlaufenden Kapitals
wird durch die hazardistischen Zwecke und Institutionen in Anspruch [genommen];
taz 4. 8. 1995
Der als Werder-Profi Gescheiterte [Fußballer] hat sich
gegen das hazardistische Verharren in Erstliga-Sphären . . entschieden;
Berndt 1997 Business Reengineering 65
Mit Schönfärberei und Blick zurück
in die guten alten Zeiten und unaufhörlichem Herbeibeten dieser so leicht und
hasardistisch gestalteten Umstände des „Passato“ ist es [in der neuen Situation
des Gastgewerbes] nicht getan.