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Abendmahl, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Abendmahl(e)s · Nominativ Plural: Abendmahle/Abendmähler
Aussprache  [ˈaːbn̩tˌmaːl]
Worttrennung Abend-mahl
Wortzerlegung Abend Mahl
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
süddeutsch Synonym zu Abendessen
Beispiele:
[Die französische Austauschschülerin] Lisa‑Mari J[…] ergänzte: »In Frankreich wird sogar zweimal warm gegessen«, neben dem Abendmahl noch zum Mittagstisch ziemlich pünktlich zwischen 12 und 12.30 Uhr. [Saarbrücker Zeitung, 19.11.2014]
Man bringt seine Lebensmittel einfach mit [in das Selbstkoch-Restaurant] und kocht gemeinsam mit Freunden ein kommunikatives Abendmahl. Ein echter Koch ist dabei, hilft und erklärt, wer gar nicht kochen mag, lässt sich eben nur unterhalten. Braten, Backen, Grillen und Chillen mit Freunden. Und man geht satt und glücklich nach Hause. [Verwegener & Trefflich, 30.09.2011, aufgerufen am 05.06.2015]
Nachdem er sein bescheidenes Abendmahl, Schnitzel mit einer dicken Scheibe Bauernbrot, gegessen hat, bedankt er sich für das Gastgeschenk, zwei Flaschen Markgräfler Wein[…].[…] Dann setzt er sich wieder auf sein Motorrad und braust von Ötlingen ins Tal hinab. [Badische Zeitung, 20.09.2009]
Ein geschmückter Christbaum, Geschenke, ein festliches Abendmahl – Weihnachten werden die meisten Menschen im Kreise ihrer Familie verbringen. [Welt am Sonntag, 23.12.2001]
Während es [in dem Kinofilm] bei Madame Bry […] nur trockene Biskuits zum Abendbrot geben wird, speist man im Haus Lefebvre Kaninchen in Pflaumensauce. »Oh, das klingt lecker!«, ruft Valérias Sohn. Die Reaktion der ärmeren Kinder angesichts ihres Abendmahls sieht man nicht. [Die Zeit, 25.11.1999]
christliche Religion letzte Mahlzeit, die (nach biblischer Überlieferung) Jesus am Vorabend seiner Kreuzigung am jüdischen Pessachfest mit seinen Jüngern eingenommen hat und bei der er ihnen zum Gedenken an ihn Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut reichte; bildliche Darstellung des letzten Mahls Jesu mit seinen Jüngern
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: das letzte Abendmahl; das berühmte Abendmahl
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Jünger beim (letzten) Abendmahl
mit Genitivattribut: das (letzte) Abendmahl des Herrn
mit Präpositionalgruppe/-objekt: das Abendmahl mit den Jüngern
als Genitivattribut: die Darstellung des (letzten) Abendmahls
Beispiele:
Jesus kommt aus der altisraelischen Opferreligion, in der man im Tempel noch das Pessach‑Opfer feierte. Man saß in der Familie beieinander und feierte gemeinsam den Sederabend [den Vorabend des Pessach-Festes]. Daraus wurde dann im Christentum das letzte Abendmahl. [Welt am Sonntag, 21.04.2019]
Das Ritual der Fußwaschung am Gründonnerstag beruht auf dem Glauben, dass Jesus beim letzten Abendmahl vor seiner Kreuzigung seinen Aposteln die Füße wusch. [Bild, 20.04.2019]
Christen […] verehren Jerusalem als Ort, an dem Jesus Christus gepredigt und zusammen mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl genommen hat, als Ort, an dem er verhaftet, vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde. [Neue Zürcher Zeitung, 07.12.2017]
»[Der Maler und Bildhauer Joseph] Beuys sah in dem Kreuz keine Leidensmetapher, sondern ein Symbol der menschlichen Existenz«. Immer wieder tauchen Kreuze in Beuys’ Kunst auf, aber es gibt auch andere Verweise auf religiöse Riten und Metaphern: Fußwaschungen, letzte Abendmahle, Lanzen, Flussüberquerungen. [Der Tagesspiegel, 06.06.2003]
Eines der letzten Kapitel in der Geschichte einer subversiven christlichen Kunst [in der DDR] war die Wiederauferstehung der Altarbilder, der Kreuzigungen, Himmelfahrten, Höllenstürze und Abendmähler, der Engel und Dämonen, Bekenner und Märtyrer in den Bildern der späten DDR. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2002]
Die Worte Jesu beim letzten Abendmahl: »Tut dies zu meinem Gedächtnis« beruhen auf Lk 22,19 (= Lukasevangelium): »Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, das tut zu meinem Gedächtnis«. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994] [1973], S. 2051]
2.
christliche Religion, evangelische Theologie Austeilung der vom Pfarrer geweihten Gaben (Brot und Wein) an die Gläubigen in Erinnerung an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern als wesentlicher Teil des christlichen Gottesdienstes
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: das ökumenische, heilige, evangelische, protestantische, gemeinsame, christliche, katholische Abendmahl
als Akkusativobjekt: das Abendmahl austeilen, reichen, zelebrieren, feiern, empfangen, einnehmen
in Präpositionalgruppe/-objekt: am Abendmahl teilnehmen; jmdn. zum Abendmahl zulassen; jmdn. vom Abendmahl ausschließen; ein (Fest-)Gottesdienst mit Abendmahl; die Hostien [werden] beim Abendmahl [in die Hand des Gläubigen gelegt]
in Koordination: Abendmahl und Taufe, Kreuzigung und Kommunion
mit Präpositionalgruppe/-objekt: das [gemeinsame] Abendmahl von Protestanten und Katholiken [ist untersagt]; das Abendmahl in [beiderlei] Gestalt (= als Brot und Wein)
als Genitivattribut: die Austeilung, die Einsetzungsworte, die Feier, der Empfang, die Einsetzung, die Feier des Abendmahls
Beispiele:
Bislang ist aus katholischer Sicht die Teilnahme von Katholiken am evangelischen Abendmahl verboten; evangelische Christen können nur in seltenen Ausnahmen zur Kommunion zugelassen werden. Aus Sicht der katholischen Kirche sind evangelische Pfarrer nicht gültig geweiht, das evangelische Abendmahl ist streng genommen eine Art fromme Simulation in bester Absicht, von der Katholiken sich aber fernzuhalten haben. [Süddeutsche Zeitung, 29.10.2016]
Evangelische Christen sagen »Abendmahl«, weil Jesus es am Abend vor seinem Sterben mit Freunden gefeiert hat. Katholische Christen sagen »Kommunion«, weil sich in diesem Mahl die Gemeinschaft zwischen Christen und Jesus Christus ausdrückt. In der Bibel steht meist schlicht und einfach »Brotbrechen«. [Die Zeit, 20.04.2011]
Die Reformbewegung geht davon aus, dass noch lange verhandelt werden muss, bis Katholiken und Protestanten mit offizieller Erlaubnis aus Rom gemeinsame Abendmahle feiern können. [Berliner Zeitung, 30.05.2003]
Die Katholische Kirche kennt weder eine Abendmahlsfeier noch ein (symbolhaftes) Abendmahl, die evangelischen Landeskirchen keine Opfermesse und keine auf einer Wandlung beruhende Kommunion. [Welt am Sonntag, 25.06.2000]
Von einem Erinnerungsmahl für den Auszug aus Ägypten [dem Pessachfest] verwandelte er [Jesus] es in einen Ritus, bei dem er selbst die Opfergabe ist: der Wein ist sein Blut und das Brot sein Leib. So ersetzt er die Erinnerung an den Exodus durch die Erinnerung an sein Opfer. Das Abendmahl wird zum zentralen christlichen Ritus werden. Über der Frage, ob Wein und Brot sich beim Abendmahl wirklich in Fleisch und Blut verwandeln oder sie nur symbolisieren, haben sich Konfessionen entzweit und Sekten gebildet. [Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 70]
Die Konzilväter [des 2. Vatikanischen Konzils] bemühten sich, nichts zu sagen oder zu beschließen, was den Abstand zwischen den Konfessionen vergrößern könnte. Die Diskussion über die Spendung des Abendmahls in »beiderlei Gestalt« ist ein Beispiel dafür: Auch den katholischen Gläubigen sollen – wenn auch nur bei besonderen Anlässen wie der Trauung – Brot und Wein gegeben werden. Damit nähert man sich dem protestantischen und orthodoxen Brauch. [Die Zeit, 07.12.1962]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Abend · abendlich · abends · Abendland · Abendmahl · Abendrot · Abendröte · Vorabend
Abend m. ‘Tageszeit um den Sonnenuntergang, Tagesende’, ahd. āband (9. Jh.), mhd. ābent, asächs. āƀand, mnd. āvent, mnl. avont, avent, nl. avond, aengl. æfen (und abgeleitetes æfnung), engl. eve ‘Vorabend’, evening, (dichterisch und mundartlich) even ‘Abend’ lassen sich auf eine westgerm. Form *āfanþija, *āfanðija zurückführen, die sich durch Länge des vokalischen Anlauts und Fehlen eines Dentals von den nordgerm. Entsprechungen anord. aptann, schwed. afton, dän. aften (doch auch aengl. æftentīd ‘Abendzeit’) unterscheidet. Für das Got. ist keine vergleichbare Form belegt, der Begriff wird durch got. andanahti (eigentlich ‘Vornacht’) bzw. durch Umschreibung mit got. seiþus ‘spät’ wiedergegeben. Als gemeinsame Vorstufe der westgerm. und nordgerm. Bezeichnungen ist entweder ie. *ēponto- (in diesem Falle vielleicht Einwirkung von anord. aptan ‘danach’ auf die nord. Formen?) oder ie. *āptanto- (mit dissimilatorischem Schwund des ersten Dentals im Westgerm. und möglicherweise erst nachfolgender Dehnung eines ursprünglich kurzen Anlautvokals?) anzunehmen. Dieses ist wohl eine Bildung mit nt-Suffix für Zeitbezeichnungen. Als wahrscheinlich gilt die Verwandtschaft mit griech. epí (ἐπί) ‘auf’, opsé (ὀψέ) ‘spät’, denen ie. *epi, *opi ‘nahe hinzu, darauf, hinter’ zugrunde liegt. Abend im Sinne von ‘Westen, Okzident’ (nach dem Stand der Sonne zu dieser Tageszeit), vereinzelt schon Ende des 14. Jhs. im Md. (unter Einfluß von lat. vesper ‘Abend, Abendgegend, Westen’), wird seit Anfang des 16. Jhs. besonders durch Luther geläufig. – abendlich Adj. ‘zum Abend gehörig, am Abend geschehend’, ahd. ābandlīh (9. Jh.), mhd. ābentlich; die wie mnl. avontlike, aengl. ǣfenlīc als Übersetzung für lat. vespertīnus gebildete Ableitung ist in älterer Zeit nur schwach bezeugt und erst seit Ende des 18. Jhs. allgemein verbreitet; vom 17. bis ins 19. Jh. kommt auch die Bedeutung ‘westlich’ vor. abends Adv. ‘am Abend’, mhd. ābendes, ābents, mnd. āvendes, zunächst Genitivform des Substantivs, verselbständigt sich bereits um 1200 in adverbiellem Gebrauch. Abendland n. ‘im Westen gelegenes Land’, im Anschluß an die Bedeutung ‘Westen, Okzident’ von Abend seit dem 16. Jh. üblich, bis ins 18. Jh. vorwiegend im Plur. die Abendländer, -lande; vom Ende des 18. Jhs. an wird der Sing. als zusammenfassender Begriff für die historisch und kulturgeschichtlich enger verbundenen europäischen Länder dem älteren Morgenland gegenübergestellt und in neuerer Zeit vielfach auch als politisches Schlagwort benutzt. Abendmahl n. ‘Altarssakrament der evangelischen Kirche’; spätmhd. ābentmāl, mnd. āventmāl ‘Abendmahlzeit’ (s. Mahl) tritt (vielleicht nach mnl. avontmael ‘Abendzeit, Abendmahlzeit’) neben älteres mhd. ābenteʒʒen, das nicht nur die abendliche Mahlzeit allgemein, sondern vom 13./14. Jh. an auch Christi Abschiedsmahl und das von diesem ausgehende kirchliche Sakrament bezeichnet. Seit Beginn des 16. Jhs., namentlich unter Luthers Einfluß, setzt sich im kirchlichen Sprachgebrauch Abendmahl für die letzte Mahlzeit Christi mit seinen Jüngern durch, bleibt aber als Bezeichnung für das Altarssakrament auf die evangelische Kirche beschränkt. Abendrot n. Abendröte f. ‘rötliche Färbung des Himmels bei Sonnenuntergang’; ahd. ābandrōto m. (Hs. 13. Jh.), mhd. ābentrōt m. und n. (12. Jh.) und daneben mhd. ābentrœte f., mnd. āventrȫde schließen sich entsprechend vorausgehendem ahd. morganrōto ‘Morgenröte’ (s. Morgenrot) als Zusammensetzungen an das Adjektiv ahd. mhd. rōt ‘rot’ und das davon abgeleitete Substantiv ahd. rōtī, mhd. rœte ‘Röte’ (s. rot) an. Vorabend m. ‘Abend vor einem Ereignis, besonders vor einem Fest’. Das verdeutlichende Kompositum kommt um 1700 in Gebrauch (mnd. vȫrāvent schon im 15. Jh.), während vorher seit dem Ahd. das Grundwort allein diese Bedeutung haben kann, die auf der jüdisch-christlichen, aber auch germanischen Vorstellung beruht, daß der neue Tag mit dem Abend beginne. Wie mlat. vigilia, frz. veille bezieht Vorabend und Abend in älterer Zeit oft den ganzen Tag vor einem kirchlichen Fest mit ein (vgl. noch jetzt Heiliger Abend und Sonnabend). Heute ist vor allem die metaphorische Verwendung ‘Zeitabschnitt, in dem sich ein bedeutendes historisches Ereignis vorbereitet’ üblich.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Religion
Abendmahl · Altarssakrament · Eucharistie · Herrenmahl · Kommunion · Tisch des Herrn · allerheiligstes Sakrament · heilige Kommunion
Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Abendmahl‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Abendmahl‹.

Zitationshilfe
„Abendmahl“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Abendmahl>.

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