Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Fehlgeburt, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Fehlgeburt · Nominativ Plural: Fehlgeburten
Aussprache  [ˈfeːlgəˌbuːɐ̯t] · [ˈfeːlgəˌbʊʁt]
Worttrennung Fehl-ge-burt
Wortzerlegung 2fehlen Geburt
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
vorzeitiger Abgang eines nicht lebensfähigen Embryos oder Fötus
Beispiele:
Für das Eintreten einer Fehlgeburt gebe es »vielfältige potenzielle Gründe, unter anderem können sie genetischer Natur sein«[…]. Je früher eine Fehlgeburt eintritt, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine embryonale oder fetale Chromosomenstörung vorliegt. [Badische Zeitung, 10.04.2021]
Alkoholkonsum im vierten bis sechsten Schwangerschaftsmonat kann zu Wachstumsstörungen des Kindes führen. Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. [Neue Osnabrücker Zeitung, 24.06.2015]
Dreizehn Jahre lang versuchten Anne und Jens K[…] vergeblich, ein Kind zu bekommen, vier Jahre davon per künstlicher Befruchtung. Dabei kam es zweimal zur Schwangerschaft, die jedes Mal mit einer Fehlgeburt endete. [Welt am Sonntag, 11.11.2001]
Die 34‑Jährige hat ihr Baby verloren. Im sechsten Monat hatte sie eine Fehlgeburt. [Hamburger Abendblatt, 26.11.1999]
2.
Embryo bzw. Fötus, der vor der 24. Schwangerschaftswoche und einem Gewicht unter 500 Gramm verstirbt
Synonym zu ²Abort (1)
Beispiele:
Eine Fehlgeburt liegt vor, wenn das Gewicht des Kindes weniger als 500 Gramm beträgt und sich außerhalb des Mutterleibes keine Lebensmerkmale gezeigt haben. [Allgemeine Zeitung, 07.07.2022]
Zwei Kälber in Oberbayern sind an einem tückischen Parasiten gestorben, der durch Hundekot übertragen wird. In Aying im Kreis München hatte sich ein Tier im Bauch der Mutterkuh infiziert. Die Fehlgeburt bedeutet für den Landwirt einen massiven wirtschaftlichen Schaden. [Münchner Merkur, 20.04.2017]
Von einer Fehlgeburt spricht man dann, wenn das Ungeborene die ersten 24 Schwangerschaftswochen nicht überlebt. [Fehlgeburt – Was sind die Anzeichen für eine Fehlgeburt? Infos hier., 05.05.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Einstimmig wurde die Änderung der Friedhofssatzung beschlossen. […] Neu ist unter anderem, dass auf dem Friedhof auch Totgeburten, Fehlgeburten und Ungeborene bestattet werden, falls ein Elternteil Einwohner der Gemeinde ist. [Badische Zeitung, 21.12.2009]
3.
abwertend, Schimpfwort Person oder Begebenheit, die als besonders missraten empfunden wird
Beispiele:
Meine Mutter schrie mich oft an: »Du bist eine Fehlgeburt, dich hätte es nicht geben sollen!« Es tut weh, dass sie so schlecht über mich geredet hat. [St. Galler Tagblatt, 30.07.2021]
Bereits seit Ausbruch der Eurokrise tun sich Experten durch apokalyptische Szenarien hervor. 2010, als die ersten Probleme in Griechenland auftauchten, hieß es, die Währungsunion sei eine Fehlgeburt. [Der Standard, 09.03.2015]
[…] »Das Ding [Einkaufszentrum] war und ist eine Fehlgeburt: Es ist zu groß, es ist an der falschen Stelle, und es hat das falsche Konzept.«« [Hamburger Abendblatt, 20.03.2003]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fehlen · Fehl · fehl · Fehltritt · Fehlschluß · Fehlgeburt · Fehlanzeige · fehlbar · unfehlbar · Fehler · verfehlen · Verfehlung
fehlen Vb. ‘abwesend, nicht vorhanden sein, einen Irrtum, ein Unrecht begehen’, Aus afrz. falir, faillir ‘verfehlen, im Stich lassen, versagen, fehlschlagen, sich irren’ (frz. faillir ‘einen Fehler begehen, sich irren, versagen’), dann auch ‘jmdm. entgehen, mangeln, nötig sein’ (oft unpersönlich afrz. frz. il faut ‘es ist nötig’), das über vlat. *fallīre auf lat. fallere ‘betrügen, täuschen, irreführen’ zurückgeht, wird mhd. vælen, vēlen ‘verfehlen, nicht treffen’ entlehnt, daneben gleichbed. mhd. failieren, fālieren, fallieren mit stärkerer Bewahrung der fremden Form (zu unterscheiden von nhd. fallieren ‘Bankrott machen’, Übernahme des 16. Jhs. von gleichbed. ital. fallire, im 16./17. Jh. auch ‘betrügen’, in diesem Sinne unmittelbar aus dem Lat.). Das zunächst als Turnierausdruck aufgenommene Verb (‘beim Stoß mit der Lanze das Ziel verfehlen’) gilt bereits im Mhd. entsprechend dem afrz. Vorbild auch für ‘sich irren’, für ‘fehlschlagen’ und ‘mangeln, nicht zur Verfügung stehen’. Eine Variante mhd. veilen setzt sich noch in frühnhd. feilen fort, namentlich im Md., wohl beeinflußt durch ebenfalls aus dem Frz. stammendes mnd. fēilen ‘verfehlen, fehlschlagen, mangeln, im Stich lassen’. – Fehl m. ‘Makel, Mangel, Verfehlung’, mhd. væle f., Entlehnung aus afrz. faille ‘Mißerfolg, Irrtum, Mangel’, das über vlat. *fallia auf lat. falla ‘Betrug’ zurückgeht. Maskulines Genus entwickelt sich wohl bei der verkürzten artikellosen Form des Substantivs in den Fügungen mhd. āne væl, sunder væl ‘jeden Irrtum ausschließend, zweifelsfrei, ganz gewiß’, die gleichbed. afrz. sans faille nachbilden (vgl. dagegen mit anderer Auffassung nhd. ohne Fehl ‘makellos’). Wahrscheinlich aus Verb und abhängigem Akkusativ (vgl. einen Fehl gebären bei Luther und danach im älteren Nhd.) sind Bildungen wie fehlgehen, fehlgreifen, fehlschlagen entstanden; diese werden bis ins 19. Jh. häufig getrennt geschrieben (fehl gehen usw.), da das erste Glied einem Adverb ähnelt. Hieraus erklärt sich fehl Adj. Adv. ‘falsch, irrig, ergebnislos’, das seit Ende des 15. Jhs. vielfach nachweisbar ist, heute nur noch in der jungen Wendung fehl am Platz(e) sein ‘unpassend, unangebracht sein’. Der genannte verbale Bildungstyp ermöglicht substantivische Zusammensetzungen, ohne daß in jedem Falle das entsprechende Verb vorausgeht: Fehltritt m. ‘falscher Schritt, Vergehen’ (16. Jh.); Fehlschluß m. ‘falsche Schlußfolgerung’ (16. Jh.); Fehlgeburt f. ‘Abgang einer nicht lebensfähigen Leibesfrucht’ (18. Jh.); Fehlanzeige f. ‘negativer Bescheid’ (um 1900, zuerst soldatensprachlich vom negativen Schießergebnis). Das Kompositionsglied fehl- ist bis in die Gegenwart produktiv, vgl. Fehlentscheidung, Fehlkonstruktion, Fehlleistung, Fehlverhalten, Fehlzündung. – fehlbar Adj. ‘mit Mängeln behaftet, unvollkommen’, schweiz. ‘einer Verfehlung schuldig’ (um 1600), wohl Rückbildung zu unfehlbar Adj. ‘frei von Irrtum, untrüglich’ (16. Jh.). Fehler m. ‘Irrtum, Versehen’, anfangs auch ‘Fehlschuß’ (16. Jh.). verfehlen Vb. ‘nicht erreichen, nicht treffen’, mhd. vervælen ‘fehlen, sich irren, trügen, nicht treffen’; Verfehlung f. ‘Irrtum, Vergehen’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Medizin
Fehlgeburt  ●  Abort fachspr. · Abortus fachspr.
Assoziationen

Fehlgeburt · Totgeburt · stille Geburt  ●  Stillgeburt Neologismus · tot geborenes Kind auch figurativ
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Fehlgeburt‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Fehlgeburt‹.

Zitationshilfe
„Fehlgeburt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Fehlgeburt>.

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