Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Gosse, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Gosse · Nominativ Plural: Gossen
Aussprache 
Worttrennung Gos-se
Wortbildung  mit ›Gosse‹ als Erstglied: Gossenjargon · Gossensprache  ·  mit ›Gosse‹ als Letztglied: Regengosse
eWDG

Bedeutungen

1.
Rinne für Regenwässer und Abwässer zwischen Fahrbahn und Fußweg
Beispiele:
das Brot war in die Gosse gefallen, lag in der Gosse
bei dem Gewitterguss liefen die Gossen über
die Gosse war zu eng, verstopft
übelriechende Gossen
Die Gossen der Städte […] schwemmen ihre Ratten in unsere friedlichen Dörfer […] [ BrechtMachard3]
2.
abwertend, übertragen Verkommenheit, Lasterhaftigkeit, moralischer Schmutz
Beispiele:
jmdn. aus der Gosse ziehen
salopp, abwertendjmdn. aus der Gosse auflesen
jmd., etw. kommt aus der Gosse
jmdn. durch die Gosse ziehen (= jmdm. Übles nachsagen)
der Weg in die Gosse
jmd. liegt in der Gosse, steigt in die Gosse, endet in der Gosse
sich in der Gosse wälzen (= sich lange Zeit in verkommenen Verhältnissen wohlfühlen)
das ist die Sprache der Gosse
[…] der Sturz aus einem eingebildeten Paradies in die scheußlichste Gosse […] [ KischMarktplatz243]
[…] Dinge […] die nach der Gosse riechen […] [ H. MannSchlaraffenland1,174]
Das ist ja eine Invasion der Gosse (= eine Invasion von Gesindel) […] [ BaierlFlinz2]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gosse f. ‘Abflußrinne, Rinnstein’. Das ursprünglich auf das md. nd. und nl. Sprachgebiet beschränkte Wort mnd. mnl. gōte, nl. goot, md. gosse (seit dem 14. Jh.) gehört als schwundstufiges Verbalnomen zu gießen (s. d.) und seinen germ. Entsprechungen in der in älteren Sprachzuständen noch deutlich vorhandenen intransitiven Bedeutung ‘sich ergießen, fließen’, bezeichnet also eine ‘Wasser-, Abflußrinne’, aber auch (wie landschaftlich noch heute) ein ‘Abflußloch, -rohr’, in der Küche den ‘Spülstein’; allgemein üblich wird Gosse für ‘Straßenrinne, Rinnstein’ im 18. Jh. In übertragenem Sinne gilt Gosse als Sinnbild der ‘Verkommenheit, Lasterhaftigkeit’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Abfluss · Abflusskanal · Ablasskanal · Abzugskanal · Entwässerungsgraben · Rinne  ●  Gosse ugs. · Gully ugs.

Typische Verbindungen zu ›Gosse‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gosse‹.

Verwendungsbeispiele für ›Gosse‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ich schreibe fast jeden Tag und Du läßt mich hier in der Gosse sitzen. [Brief von Ernst G. an Irene G. vom 21.10.1945, Feldpost-Archive mkb-fp-0270]
Ich selbst liege wieder in der Gosse, und diesmal blicke ich nicht zu den Sternen hoch. [Die Zeit, 04.03.2013, Nr. 09]
Dort herrscht ein bemerkenswerter Ton, am Wort ist die Gosse. [Die Zeit, 23.03.2009, Nr. 12]
Auf keinen Fall sollte das Stück in die Gosse rutschen. [Die Zeit, 22.07.2002, Nr. 29]
Mein Weg ging in seinen Augen Richtung Gosse und das wollte er um jeden Preis verhindern. [Süddeutsche Zeitung, 12.09.2003]
Zitationshilfe
„Gosse“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gosse>.

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