Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Humanist, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Humanisten · Nominativ Plural: Humanisten
Aussprache  [humaˈnɪst]
Worttrennung Hu-ma-nist
Wortzerlegung human -ist
Wortbildung  mit ›Humanist‹ als Erstglied: Humanistin · humanistisch
Herkunft aus umanistaital bzw. humanistemfrz ‘wer höhere Bildung besitzt, Kenner der antiken Schriften’ < umanoital, humainafrz frz, hūmānuslat ‘menschlich, menschenfreundlich, feingebildet’
eWDG

Bedeutungen

1.
jmd., der im Bewusstsein der menschlichen Würde zum Wohle der Menschheit wirkt, Verfechter menschenwürdiger Lebensverhältnisse
Beispiele:
ein bürgerlicher Humanist
das Vermächtnis des großen Humanisten Goethe
das Wirken des Humanisten Albert Schweitzer
2.
historisch Vertreter der europäischen kulturellen Bewegung des Humanismus im 14. bis 16. Jahrhundert
Beispiele:
ein berühmter Humanist
Erasmus von Rotterdam war einer der bedeutendsten Humanisten
3.
veraltend jmd., der eine humanistische Lehranstalt besucht hat, Kenner der Sprachen und der Kultur der Antike
Beispiele:
an seiner Sicherheit im Griechischen und Lateinischen erkannte man den Humanisten
Denn ich bin ein Humanist, ein Freund der alten Griechen, ein Bewunderer Platos [ DürrenmattBesuchIII]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
human · Humanität · Humanist · humanistisch · Humanismus
human Adj. ‘menschlich, menschenfreundlich, feingebildet’, Entlehnung (17. Jh.) aus gleichbed. lat. hūmānus, einer Adjektivbildung zu lat. homo (Genitiv hominis) ‘Mensch’ (dieses zu lat. humus ‘Erde, Erdboden’, s. Humus). Im 18. Jh. nimmt das Adjektiv unter dem Einfluß von Humanität (s. unten) auch die Bedeutung ‘menschenwürdig’ an. – Humanität f. ‘Menschlichkeit, menschliche Würde, menschliches Denken und Handeln’, seit der Klassik (Herder) ‘umfassende Bildung und höchstes sittliches Verhalten des Menschen’, Entlehnung (16. Jh.), zunächst im Sinne von ‘Freundlichkeit, Güte’, aus lat. hūmānitās (Genitiv hūmānitātis) ‘menschliche Natur, Menschheit, Menschenfreundlichkeit, Milde, feine Bildung’, zu lat. hūmānus. Im Sinne von ‘gelehrte Kenntnis, höhere Bildung, freie Entfaltung aller menschlichen Geisteskräfte’ wird lat. hūmānitās zum Losungswort des aus der Renaissance hervorgegangenen Humanismus. Humanist m. ‘Kenner des klassischen Altertums, seiner Sprachen und Schriften, Anhänger einer auf dieser Kenntnis beruhenden Bildung’ (1. Hälfte 18. Jh.), ‘Vertreter der historischen Bewegung des Humanismus’ (um 1800), latinisierte Entlehnung von ital. umanista bzw. mfrz. humaniste ‘wer höhere Bildung besitzt, Kenner der antiken Schriften’ (beide 16. Jh.), zu ital. umano, afrz. frz. humain, lat. hūmānus (s. oben). humanistisch Adj. ‘die Kenntnis der Antike, die alten Sprachen betreffend, altsprachlich’ (2. Hälfte 18. Jh.), vgl. humanistische Schulen, Studien, humanistisches Gymnasium; ‘den Humanismus betreffend, auf ihm beruhend’ (19. Jh.). Humanismus m. pädagogisches System, das besonderen Wert auf die Erlernung der antiken Sprachen legt (um 1800); in Anlehnung an Humanist (s. oben) gebildet zu lat. hūmānus. Danach, besonders seit der Darstellung von G. Voigt „Die Wiederbelebung des klassischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus“ (1859), Bezeichnung für die im Italien des 14. Jhs. einsetzende frühbürgerliche Bewegung, die sich mit der klassischen griechischen, lateinischen und der frühchristlichen Literatur und Bildung beschäftigt und die Wiederbelebung antiker Bildungsideale anstrebt; in Anlehnung an lat. hūmānitās (s. oben). Heute auch ‘Gesamtheit aller Ideen und Bestrebungen mit dem Ziel eines menschenwürdigen Daseins’ (20. Jh.), in Anlehnung an human (s. oben).

Typische Verbindungen zu ›Humanist‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Humanist‹.

Verwendungsbeispiele für ›Humanist‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Noch die meisten deutschen Humanisten um 1500 teilen diese Überzeugung. [Grundmann, Herbert: Über die Welt des Mittelalters. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1965], S. 15264]
Wenn schon ein Begriff sein müsse, dann würde er sich gerne als »muslimischer Humanist« beschreiben. [Die Zeit, 24.05.2010, Nr. 21]
Als Sozialist will er sich nicht bezeichnen, lieber als Humanist. [Die Zeit, 11.05.2009, Nr. 19]
Das Andenken an den Humanisten Said erhellt sie wie das ewige Licht. [Die Zeit, 23.06.2004, Nr. 26]
Dem liberalen Humanisten stand der strenge Gott des Alten Testaments, der Gott der Juden, wohl sehr fern. [Die Zeit, 09.10.1981, Nr. 42]
Zitationshilfe
„Humanist“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Humanist>.

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