a)
Vorspiel eines dramatischen Werkes; Vorspruch
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein gesprochener, szenischer Prolog
Beispiele:
Die Streichung des vierten Aktes mit
seiner Epilog‑Funktion gegenüber dem
Prolog des ersten
Aktes zerstört […] die dramaturgische Anlage
der Oper[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2013]
»Ein fröhliches, ein schreckliches
Leben«, lässt [der Regisseur] Ansel einen vor
jedem Bild auftretenden Erzähler
[…]
kommentieren. Diese hinzugefügten
Prologe hätte er
sich […] sparen
können, denn was Worte nicht ausdrücken können,
davon spricht Puccinis Musik wahre Bände. [Die Welt, 03.06.2004]
Und so gilt für Wallenstein noch heute,
was der Prolog
[von Schillers Drama »Wallensteins Lager«] über
ihn sagt: »Von der Parteiengunst und Haß
verwirrt / schwankt sein Charakterbild in der
Geschichte«. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 237]
Der Erzengel Raphael beginnt den
Prolog im Himmel mit
den Versen: Die Sonne tönt nach alter Weise In
Brudersphären Wettgesang, Und ihre
vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit
Donnergang. [Kracke, Helmut: Aus eins mach zehn und zehn ist keins, Tübingen: Wunderlich Verl. Leins 1968, S. 71]
Er [der englische Schriftsteller und Komponist John Potter] machte mit David
Garrick Bekanntschaft und begann auf dessen
Veranlassung, für die Bühne zu schreiben, meist
Prologe und Epiloge,
aber auch Musik und Opernlibretti. [Cudworth, Charles: Potter. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1962], S. 60409]
b)
Vorrede, Vorwort, Einleitung eines literarischen Werkes
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: [einem Text] einen Prolog voranstellen
in Koordination: Prolog und Epilog
Beispiele:
Den ersten Vers der Genesis abwandelnd,
hat Johannes den Prolog
seines Evangeliums mit dem Wort eröffnet: Im
Anfang war der Logos. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2006]
Während Dan Brown in der Regel mit vier,
fünf Seiten für sein erstes Kapitel auskommt,
benötigt Frank Schätzing immer etwas mehr
Platz. Für den Prolog
seines neuen Thrillers »Breaking News«, der
jetzt im Verlag Kiepenheuer & Witsch
erscheint, nimmt sich der Star‑Autor satte 80
Seiten. [Westdeutsche Zeitung, 06.03.2014]
Der Prolog ist
interessant geschrieben und baut Spannung auf,
sodass ich sofort weiter lesen wollte. Der
Schreibstil ist flüssig, so dass ich sehr
schnell in die Geschichte hinein gefunden habe. [tthinkttwice.wordpress.com, 17.07.2015]
Im Prolog seines
Romans »Die Kirche der toten Mädchen« scheint
Stephen Dobyns die Weichen für einen
klassischen Thriller zu stellen[…]. [Der Tagesspiegel, 16.05.1998]
Diese Wendungen erinnern an das alte Rechtsbuch der Sachsen, das um 1222 von Eike von Repkow aufgezeichnet wurde und dessen Prolog beginnt: Spigel der Saxen sal diz buch sin genant, wende Saxen recht ist hir an bekant, als an einem spiegele de vrouwen ire antlize beschouwen. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994] [1973], S. 5123]
c)
(einige Worte als) EröffnungsritualDWDS
Beispiele:
Mit dem traditionellen
Prolog von der
Empore der Frauenkirche wird das Christkind
Franziska Handke am Freitagnachmittag den
berühmten Christkindlesmarkt in Nürnberg
eröffnen. [Der Spiegel, 30.11.2012 (online)]
[…] fast hätte sich
Sportdirektor Klaus Allofs am Samstag
verplappert: »Wir geben hier keinen Treueschwur
ab«, sagte er nach dem Spiel. So klingen
normalerweise die
Prologe einer
Entlassung. [Die Zeit, 09.02.2009]
Dieser Tage traf Verteidiger Dede auf
dem Trainingsgelände eine Gruppe Jugendlicher
aus seiner Heimat, die kommende Woche den
Weltjugendtag in Köln besuchen. Spontan sangen
sie a cappella die Hymne des Bundesstaates
Minas Geraís, aus dem der Fußballprofi stammt.
Folklore als musikalischer
Prolog zum 126.
Revierderby an diesem Samstag gegen den FC
Schalke 04. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2005]
Ohne Umstände eröffnet der
CDU‑Abgeordnete den
Prolog
[zur Amtseinführung des Kultursenators], indem er
sich dem Berliner Kulturetat zuwendet: Dieser
nämlich sei Grund luftiger Spekulationen. An
Herrn Stölzl sei es nun, den Bund und die
Länder davon zu überzeugen, dass sie jetzt eine
»richtige Hauptstadt« haben. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2000]