starren Vb. ‘steif sein, strotzen von etw., mit unbewegtem Auge blicken, unentwegt in eine Richtung blicken’. Zugrunde liegen zwei ursprünglich getrennte, aber etymologisch verwandte Verben.
Ahd. storrēn ‘steif, starr hervorragen’ (11. Jh.),
got. andstaúrran ‘Unwillen zeigen’ und (durch Ablaut unterschiedenes)
mhd. starren, (
md.)
staren ‘starr, steif sein oder werden’ bilden mit
mhd. storre ‘Baumstumpf’, dem unter
störrisch (s. d.) behandelten Adjektiv und
mhd. sterre ‘starr, steif’,
mnl. sterre,
starre,
nl. star,
anord. starr ‘steif, starr’ eine etymologisch zusammengehörige Gruppe. Daneben stehen die verwandten Verben
ahd. starēn (8. Jh.),
starōn (um 1100),
mhd. star(e)n ‘mit unbewegten Augen blicken, stieren’,
mnd. mnl. stāren,
nl. staren,
aengl. starian,
engl. to stare,
anord. stara, die offensichtlich von einem als erstes Kompositionsglied in
ahd. starablint,
aengl. stær(e)blind (weitere Formen s.
2Star) belegten Adjektiv
germ. *stara- ‘starr (besonders vom Auge)’ abgeleitet sind. Im
Nhd. fallen beide Verben (
ahd. storrēn ‘steif hervorragen’,
mhd. starren ‘steif sein’ und
ahd. starēn,
starōn,
mhd. star(e)n ‘unbeweglich blicken’) lautlich und semantisch zusammen.
Außergerm. sind vergleichbar
griech. stereós (
στερεός) ‘steif, hart, fest, hartnäckig’,
strēnḗs (
στρηνής) ‘rauh, hart, schrill’, eigentlich ‘kraftvoll, Kraft’, dann ‘streng, hart’,
lat. strēnuus ‘kräftig, rührig, betriebsam, unternehmend, schnell’,
kymr. trin ‘Mühe, Kampf’,
lit. starìnti ‘spannen, straff anziehen, steifen, angestrengt ziehen, schleppen, steif gehen’,
russ. starát’sja (
стараться) ‘sich bemühen’. Zugrunde liegt die im
Germ. überaus häufig (in verschiedenen Erweiterungen) vertretene Wurzel
ie. *(s)ter(ə)-,
*(s)trē- ‘starr, steif sein, starrer, fester Gegenstand, besonders Pflanzenstamm oder -stengel; steif gehen, stolpern, fallen, stolzieren’. Die Gruppe um
ahd. storrēn (s. oben) dürfte sich an eine r-Erweiterung oder, wenn rr aus rn, an eine n-Erweiterung der Wurzel anschließen. –
starr Adj. ‘steif, unbewegt, unbeeinflußbar’ (16. Jh.), aus dem Verb rückgebildet.
Starrheit f. ‘Zustand des Starrseins’ (17. Jh.). Eine späte Abstraktbildung zum Verb ist
Starre f. ‘das Starrsein’ (um 1700), zuerst in
Hals-,
Kopfstarre (Ende 17. Jh.); danach
Leichen-,
Totenstarre (19. Jh.;
medizin.-lat. rigor mortis).