Synkope, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Synkope · Nominativ Plural: Synkopen
Aussprache [zʏnˈkoːpə] · [ˈzʏnkoːpə]
Worttrennung Syn-ko-pe
Wortbildung
mit ›Synkope‹ als Erstglied:
synkopenreich
· synkopieren · synkopisch
Herkunft zu synkopḗgriech (συνκοπή) ‘Zusammenschlagen, Zusammenstoßen, Ausstoßen’
Bedeutungsübersicht
- 1. [Musik] rhythmische Verschiebung durch Betonung einer unbetonten Zählzeit
- 2. ...
- a) [Sprachwissenschaft] Ausfall eines unbetonten Vokals zwischen zwei Konsonanten im Wortinnern (z. B. »ew’ger«)
- b) [Verslehre] Ausfall einer Senkung im Vers
- 3. [Medizin] plötzliche, kurzzeitige Ohnmacht infolge einer Störung der Gehirndurchblutung
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
1.
Musik rhythmische Verschiebung durch Betonung einer unbetonten ZählzeitDWDS
siehe auch Metrik (2)DWDS
Beispiele:
Synkope ist ein Begriff aus der weiten Welt des
musikalischen Rhythmus, der sein Wesen dadurch offenbart, dass die von uns
als natürlich empfundenen Betonungen und Schwerpunkte bewusst
durcheinandergebracht
werden. [Kommen Sie mit einer Synkope taktvoll aus dem
Rhythmus!, 03.03.2016, aufgerufen am 14.09.2018]
Das junge Ensemble […] wagte sich an viele unterschiedliche Rhythmen wie Tango
[…], den aus vielen kleinen
Synkopen bestehenden Bossa nova mit seinen gegen
den Grundbeat laufenden Rhythmen (»Quando Quando«) oder an ein modernes
Chanson […]. [Landshuter Zeitung, 27.11.2019]
Spielerisch bereitete der Musikpädagoge seine Schüler
[…] auf die Synkopen,
Schläge auf die unbetonte Taktzeit, vor. [Saarbrücker Zeitung, 11.07.2018]
Verminderte Septakkorde, erregte Streichertremoli, dissonanzreiche
Akkorde, die fast unmerklich in andere Verbindungen übergehen,
Synkopen, grosse Legatobögen: Alles wird
verwendet, was die Spannung aufrechterhält. [Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2010]
Die Angst sei der eigentliche Grundton dieser Partitur, sagt
[Dirigent] Nikolaus Harnoncourt. Auffallend
oft sind im »Freischütz« die Taktschwerpunkte aufgehoben,
Synkopen und Dissonanzen dominieren. [Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2010]
2.
a)
Sprachwissenschaft Ausfall eines unbetonten Vokals zwischen zwei Konsonanten im Wortinnern (z. B. »ew’ger«)
Beispiele:
Im Deutschen gibt es kaum Synkopen. Das
ist ein Phänomen aus anderen Sprachen – z. B. Englisch. »Bottle« ist ein
synkopisches Wort. [Mein Klavierunterricht-Blog, 09.02.2015, aufgerufen am 15.09.2018]
Die bairische Form von Klaffke wird
[…] nicht explizit
erläutert, man kann aber davon ausgehen, dass auch ein
Klaffl auf
Nikolaus zurückgeht. Wie
Klaffke und
Klose zustande kamen, ist messerscharf
analysiert, etwa im Paragrafen 18: »Bei Kf. vom Typ
Klos(e) liegt Aphärese der Erstsilbe
und Synkope der Mittelsilbe aus
Nikolaus vor, und der Diphthong der
Endsilbe erscheint als Monophthong
o.« [Süddeutsche Zeitung, 06.12.2013]
Auszunehmen von der Entwicklung
-esrode zu
-erode sind gewisse Fälle, in denen mit
der Apokope des Schluß‑e sich eine Synkope des
Fugen‑e verbindet bei gleichzeitiger Erhaltung des s (z. B.
Ruprechtesrode =
Rupsroth). [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1930, S. 146]
b)
Verslehre Ausfall einer Senkung im Vers
Beispiele:
»Wir ersehnen dich« – so fasst die letzte Zeile jeder Strophe
alle Bitten um den Heiligen Geist zusammen. […] In diesem Lied gelingt das vor allem
durch die charakteristischen Rhythmen. Gleich im ersten Takt des
Kehrverses steht eine klug platzierte Synkope,
die aufrüttelt. [Pfarrgemeinde St. Ludger Selm, 29.09.2015, aufgerufen am 15.09.2018]
[…] die zweite Terzine des Madrigals »Mezzanotte«
schraubt sich in die Höhe und gipfelt im Nichts: »Es ist Mitternacht.
Man hört / einen Doppelschlag, der verklingt. / Von fernen Straßen / ein
Rumpeln von Wagen, das inne hält
[sic!].«
Das Enjambement wirkt wie eine Synkope, in der
dritten und letzten Strophe wird aber ein »plötzlich«
nachgeschoben. [Süddeutsche Zeitung, 31.12.2016]
Seine Gedichte sind geflechtartiger, ähneln Rhizomen
(= Geflechte von Wurzelsprossen), machen aus
Relativsätzen Synkopen, schürzen mal lockere, mal
dicht geknüpfte Knoten aus rhythmischen, meist reimlosen Versen. [Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003]
3.
Medizin plötzliche, kurzzeitige Ohnmacht infolge einer Störung der Gehirndurchblutung
Beispiele:
Wer kurz ohnmächtig wird oder wem plötzlich schummrig und schwarz vor
Augen wird, der sollte das ernst nehmen. Experten sprechen bei einem solchen
kurzen Bewusstseinsverlust von einer
Synkope. [Die Welt, 25.03.2014]
Das Langzeit‑EKG wird bei allen Arten von Herzrhythmusstörungen
eingesetzt, aber auch bei unklaren Synkopen oder bei
Schlaganfällen sowie beim Klären von Schrittmacherindikationen. [Landshuter Zeitung, 30.08.2018]
Was ist bei einem Ohnmachtsanfall zu tun? Ein kurzer Ohnmachtsanfall, medizinisch als Synkope[…] bezeichnet, ist normalerweise keine lebensbedrohliche Situation und verschwindet nach wenigen Sekunden bzw. Minuten meist wieder von [selbst]. [Krankheiten vorbeugen, 03.10.2016, aufgerufen am 15.09.2018]
Eine kurze Bewusstlosigkeit, auch Synkope
genannt, kann viele verschiedene Ursachen haben. [Der Spiegel, 16.09.2017 (online)]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Synkope · synkopieren
Synkope f. in der Medizin ‘Hirndurchblutungsstörung mit kurzdauerndem Bewußtseinsverlust, Ohnmacht’, mhd. sincopa, frühnhd. syncopis (Paracelsus), nhd. Syncope (18. Jh.) ‘Ohnmacht’, in der Grammatik ‘Ausfall eines unbetonten Vokals oder einer Lautfolge im Wortinnern’ (1. Hälfte 18. Jh., vermutlich älter), in der Musik ‘Verlagerung des rhythmischen Akzents auf einen unbetonten Taktteil durch Herüberbinden des gleichen Tones’ (Mitte 17. Jh.), Entlehnung von spätlat. syncopē, syncopa, griech. synkopḗ (συνκοπή) ‘das Verkürzen der Wörter durch Ausstoßung eines Buchstabens oder einer Silbe in der Mitte, plötzliches Stocken der Lebensfunktionen, plötzliche Erstarrung oder Entkräftung’, zu griech. synkóptein (συγκόπτειν) ‘zusammenschlagen, -hauen, -prügeln, einen Buchstaben oder eine Silbe aus der Wortmitte ausstoßen, sich wie zerschlagen fühlen, völlig entkräftet werden’; vgl. griech. kóptein (κόπτειν) ‘stoßen, schlagen, hauen’. – synkopieren Vb. ‘ohnmächtig, schwindlig machen’ (Paracelsus, heute veraltet), ‘einen Vokal oder eine Silbe ausstoßen, ausfallen lassen’ (1. Hälfte 16. Jh.), ‘einen leichten Taktteil mit dem folgenden schweren zu einer Note zusammenziehen, synkopisch hinüberbinden’ (1. Hälfte 18. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Medizin
anfallsartige, kurz dauernde Bewusstlosigkeit ●
Kreislaufkollaps ugs. ·
Kreislaufzusammenbruch ugs. ·
Ohnmachtsanfall ugs. ·
Synkope fachspr.
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Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Synkope‹.
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