Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abwerten

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GrammatikVerb · wertet ab, wertete ab, hat abgewertet
Aussprache  [ˈapveːɐ̯tn̩]
Worttrennung ab-wer-ten
Wortzerlegung ab- werten
Wortbildung  mit ›abwerten‹ als Erstglied: Abwertung
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
etw. wird abgewertet, jmd. wertet etw. abden (ökonomischen) Wert von etw., besonders einer Währung, herabsetzen, verringern
in gegensätzlicher Bedeutung zu aufwertenWDG
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: faktisch, drastisch, massiv, kräftig, real abwerten
mit Akkusativobjekt: den Peso, Yuan, Rubel, Bolívar, Złoty, die Rupie, das [ägyptische] Pfund, das Immobilienportfolio abwerten
mit Präpositionalgruppe/-objekt: [eine bestimmte Währung] gegenüber dem Euro, (US-)Dollar abwerten; etw. auf Ramschstatus abwerten
mit Aktivsubjekt: eine Rating-Agentur wertet etw. ab
mit Passivsubjekt: die Rupie, das [ägyptische] Pfund, der Peso, Dinar, Forint, Złoty, Bolívar, Franc, Schekel, Yuan wird abgewertet
Beispiele:
die Währung eines Landes abwertenWDG
Inflation griff um sich, der Dollar wurde im Frühjahr 1973 abgewertet. [Leipziger Volkszeitung, 21.10.2023]
Trading‑Down nennen es Stadtplaner, wenn ein Quartier oder Straßenzug zunehmend abgewertet wird und hochwertige Angebote immer mehr verschwinden. [Südkurier, 19.10.2023]
Mein Grundstück wird abgewertet. [Thurgauer Zeitung, 23.12.2022]
1947 – In Österreich wird die zweite Währungsreform zur Verringerung des Geldumlaufs durchgeführt, der Schilling abgewertet. [Wiener Zeitung, 10.12.2022]
Die Ratingagentur Moody’[s] wertete Südafrika wider Erwarten nicht in den Ramschstatus ab, nach jahrelangem Schlingerkurs wird dem Land wieder ein Aufschwung prognostiziert. [Badische Zeitung, 30.05.2018]
Der Danziger Senat hat beschlossen, den Danziger Gulden um 42,37 % abzuwerten. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1935]]
2.
übertragen jmd. wertet jmdn., etw. abdie Wertschätzung gegenüber jmdm., etw., den (moralischen o. ä.) Wert von jmdm., etw. herabsetzen, verringern (bzw. eine entsprechende Haltung ausdrücken)
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: pauschal, moralisch abwerten
in Koordination: abwerten und diskriminieren
Beispiele:
eine abwertende Stellungnahme (= eine abfällige Stellungnahme)WDG
Die gezielte, abwertende und Hass‑schürende Kreml‑Propaganda ist etwas anderes als emotionale Äußerungen in einem bestimmten Kontext. [Der Tagesspiegel, 18.10.2023]
An keiner Stelle werte ich andere ab, um mich aufzuwerten. [Süddeutsche Zeitung, 05.09.2023]
Auch wer sein Kind blossstellt oder es abwertet, wer es ignoriert, ausgrenzt oder isoliert, handelt unzulässig. [Neue Zürcher Zeitung, 24.08.2023]
Immer wieder erzählen mir Frauen, dass sie von anderen Frauen verurteilt und abgewertet wurden, dass andere Frauen behauptet haben, ihnen sei »überhaupt noch nie was zugestoßen« und »ihr Emanzen übertreibt doch bloß«. [Salzburger Nachrichten, 28.12.2022]
Platon hat […] den Dualismus [von Sein und Nichtsein] zuerst aufgerissen, um dann zu versuchen, ihn wieder zu beseitigen, indem er die eine Seite in ihrem Wirklichkeitsanspruch abwertet. [Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie. Bd. 1. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1948], S. 8904]
allgemeiner Die biblischen Gebote wurden verglichen und gegen einander abgewertet (= wertend verglichen). [Baeck, Leo: Das Wesen des Judentums. Frankfurt a. M.: Kauffmann 1932 [1905], S. 20]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
wert · Wert · werten · abwerten · bewerten · entwerten · verwerten · Werturteil · gleichwertig
wert Adj. ‘Geltung, Bedeutung habend, angesehen, geschätzt, kostbar, lieb, teuer’, ahd. werd (9. Jh.), mhd. mnd. wert, asächs. werð, mnl. waert, weert, wert, nl. waard, aengl. worþ, weorþ, wurþ, engl. worth, anord. verðr, schwed. värd, got. waírþs (germ. *werþa-) gehört offensichtlich zu der unter werden (s. d.) dargestellten Dentalerweiterung ie. *u̯ert- ‘drehen, wenden’. Möglich ist unmittelbarer Anschluß an die unter -wärts (s. d.) genannten Formen sowie an lat. versus ‘gegen’, air. frith- ‘gegen’, indem wert im Sinne von ‘wohin, gegen etw. gewendet, zugewandt’ verstanden wird mit Weiterentwicklung zu ‘einen Gegenwert habend’. Vgl. die ähnliche Bedeutungsentwicklung bei lat. pretium ‘Preis, Wert’. Es ist verwandt mit aind. práti ‘zu, zu … hin, gegen, wieder, auf’, griech. protí (προτί) ‘überdies, dazu, von … her, bei, an, zu … hin, gegenüber’, aslaw. protivъ, russ. prótiv (против) ‘gegen’, so daß eine Ausgangsbedeutung ‘als Äquivalent gegenüberstehend’ ansetzbar ist. wert wird bis ins 12. Jh. nur prädikativ, danach auch attributiv gebraucht. In neuerer Zeit ist es häufig Grundwort zusammengesetzter Adjektive, vgl. ehren-, hoch-, liebwert und lesens-, sehens-, wissenswert. – Wert m. ‘Preis, Geltung, Wertschätzung’, ahd. werd n. (8. Jh.), mhd. wert n. m. ‘Kaufpreis, Wert(sache), Ware, Standesehre, Geltung, Ansehen, Würdigkeit, Herrlichkeit’, Substantivierung des Adjektivs. Neutrales Genus gilt vereinzelt bis ins 16. Jh.; maskuliner Gebrauch (seit dem Mhd.) entwickelt sich wohl in Anlehnung an Kauf und Preis. werten Vb. ‘den Wert festsetzen, einschätzen’, ahd. werdōn (8. Jh.), mhd. werden ‘(wert)schätzen, für wert halten, würdigen, verherrlichen’, auch vereinzelt ‘kaufen, den Wert vergüten’. abwerten Vb. ‘im Wert herabsetzen’ (18. Jh., geläufig 20. Jh.), ‘abschätzen’ (19. Jh.). bewerten Vb. ‘den Wert festlegen, benoten, einschätzen’ (2. Hälfte 19. Jh.). entwerten Vb. ‘ungültig machen’ besonders von Geld und Geldwert (1. Hälfte 19. Jh.); vgl. ahd. intwerdōn ‘starke Abneigung empfinden, verschmähen’ (10. Jh.), mhd. (vereinzelt) entwerten ‘entgelten’. verwerten Vb. ‘(einen Wert) nützlich verwenden’ (19. Jh.). Werturteil n. ‘abgegebenes Urteil über den Wert einer Sache’ (2. Hälfte 19. Jh.). gleichwertig Adj. ‘von gleichem Wert’ (15./16. Jh., dann wieder Mitte 19. Jh.). Vgl. auch Bildungen wie minderwertig, vollwertig (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abkanzeln · abwerten · herabwürdigen · in Misskredit bringen · niedermachen · schlechtmachen  ●  diskreditieren geh. · mobben ugs.
Assoziationen

abwerten · deklassieren · herabsetzen · herabstufen  ●  vom Sockel stoßen fig.
Assoziationen

abwerten · entwerten · im Wert herabsetzen · im Wert mindern  ●  devaluieren geh. · devalvieren (Währung) fachspr. · inflationieren fachspr.
Assoziationen

abwerten · beflecken · beleidigen · beschimpfen · herabsetzen · herabwürdigen · niedermachen · verächtlich machen  ●  beschmutzen fig. · Hohn und Spott ausgießen (über) geh. · besudeln ugs., fig. · dissen fachspr., jugendsprachlich, Neologismus, Jargon · durch den Kakao ziehen ugs., fig. · herunterputzen ugs. · in den Dreck ziehen ugs., fig. · insultieren geh., veraltend, selten · schmähen geh. · vom Leder ziehen (gegen / über) ugs. · zur Schnecke machen ugs., fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›abwerten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abwerten‹.

Zitationshilfe
„abwerten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abwerten>.

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