Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

úrbarig, úrberig, adj. adv.

úrbarig, úrberig, adj. adv.,
eigentlich urwarig, urwärig (Schmeller-Fr. 1, 255; Gemeiner Regensb. chron. 280; gesta Romanorum 117 K.; so auch die neueren formen der baier. ma.), zu dem f. wahr th. 13. 748, ahd. wara, mhd. war cautio, das durch ur- C 2 verneint wird, also incautus, improvisus, subitaneus, incaute, improviso, subito. vgl. ahd. urwaringun, urweringun casu, fortuito. die starke betonung des präfixes hat wie bei der sippe von urasz, urbar zum verfall des wortkörpers geführt, so dasz sich die formen urberig, urbrig, urbring, urbling, urberlig, urbarisch, urbrisch u. s. w. ergaben. die wortsippe ist wesentlich bair.-österreichisch (daher b für w), erscheint noch selten im schwäbischen, findet vereinzelt den weg zum elsässischen, zu Kirchhof, Fischart, Bugenhagen und ist im 17. jh. schriftsprachlich verschollen. mhd. urbaric, -barigen, -bringen, -baring, -bering, -bling. urbergern ex abrupto Diefenbach gl. 217ᵃ; voc. inc. teut. m m 4ᵃ; urberingen, urbrigen 560ᵃ subito. abrumpiren, abbrechen, gehling oder urbering aufhörn S. Roth (1572) b 1ᵃ. in Fischers schwäb. wb. 6, 302 ist u. als entstellung von urplötzlich aufgefaszt, bei Martin-Lienhard elsäss. wb. 2, 81 urbers zu bor gestellt.
a)
adj.: alspald ainer in tödlich sünd felt, sol er ... vermeyden ... solhe grauszame, urbaringe und gähe straf gots B. v. Chiemsee 532 R.; die stat, land und leut verwunderten sich ob der urbarigen, schnellen zuekunft und behendikeit des kaisers J. Aventin 4, 1058 L.; das hitzig fieber ... mag ein urberdiger kalter grausen oder entsetzung hinweg nemen (subitus horror) Khüffner Celsus (1531) 14ᵃ.
b)
adv.: und fur do urwärig auf von dem tisch gesta Roman. 117 K.; daselbst auch urwärnig; sie brachten urbärig wider ein volk auf Aventin 5, 53 L.; in solhem unfrid in Bairen gab es sich urbäring, das das frölich liecht des frids ... erschain Arnpeck s. chron. 499; urbaring B. v. Chiemsee 311 R.; nun vorchte her C., es würd sein gesell ... urbering von ym reiten Tristrant prosa 131, 16; Arigo decam. 287, 17 K.; Füetrer Lanzelot 17;
urbering kam im in sein sinn
ein treffenlicher böser rat
Teuerdank 96, 50;
Haug der Hungern chron. (1534) 24ᵃ; Aventin 1, 176, 31 L.; urbring Neidhart Eunuch. 23 F.; Franziscuslegende (1512) h 3ᵇ;
urbring er an den schneyder gdacht
H. Sachs 9, 340, 6 K. u. o.;
ob urbring khumbt ein fewer ausz
Schmelzl lobspruch 101;
urbrings Frontinus v. d. guten räthen 6ᵃ; urberig H. Sachs 16, 501 G.; Unger-Khull 611ᵇ. urbarlich, adj.: dise yetz so urbarliche berüffung Schaidenreiszer Odyssea 5ᵇ; mit urberlich- und unversehenlichem uberfallen Boner Herodian 5ᵃ; urberliche onmacht Fischart practik 44 ndr. adv.: urbarlich kereten sie sich Schaidenreiszer Odyssea 6ᵇ; urbarlich darnach lag sie (d. besessene) stille Bugenhagen in Luthers briefw. nr. 1813, 88 Enders; da sahe ich, dasz sie u. die augen aufthät 99; Fischart practik 20; 26 ndr. urberling, adj.: ein solche urberlinge, gehe freud G. Alt b. d. croniken (1493) 270ᵇ; adv.: si übervielen mich urbärling Füetrer Lanzelot 231; urbarling Marcus Tatius troj. krieg (1536) 36ᵃ; urbeling S. Franck chronica 188ᵇ. urberdingen Khüffner Celsus (1531) 18ᵃ, urbringlich Linck v. Colditz bapsts gepreng b 4. urbrisch, adv., repente Schöpper (1550) d 3ᵇ; Schmidt elsäss. wb. 385ᵇ; Kirchhof wendunm. 1, 391 Ö. urbers, adv.; Schmidt elsäss. wb. 385ᵇ; vgl. oben urbrings: do die juden ... sahent, das Maria so u. aufwuscht text der passion (1513) a 3ᵃ; Keisersberg passion a 3ᵃ; postill 2, 94ᵇ; 3, 25ᵇ. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1933), Bd. XI,III (1936), Sp. 2379, Z. 72.

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Zitationshilfe
„urbarig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/%C3%BArbarig>.

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