Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

üsel, f.

üsel, f.,
favilla, flug-, funken-, loderasche, unsrer schriftspr. im 16. jh. abhanden gekommen, in mundarten noch lebendig; freilich weicht es auch in diesen zurück, im schwäbischen ist es veraltet, im schweiz. und bair. nur in anlehnung an andere wörter erhalten. entwickelt aus der germ. wurzel *us (vgl. lat. uro), ergab sich an. usli 'glühende asche', ags. ȳsle, engl. dial. isel, ahd. usil in usilvar 'gilvus', mhd. üsele, üsel, usele, usel mit vielen varianten, mnd. osele; Falk-Torp 190; Walde-Pokorny 1, 111; Lexer 2, 2017; v. Bahder wortwahl 81. isel s. th. 4, 2, 2181, schles. îsel Drechsler W. Scherffer 24. oysil Schröers voc. 1015, eusel Fischer schwäb. wb. 6, 312. unsel, ynsel Diefenbach gl. 227ᶜ. von mundartlichen formen seien noch erwähnt üssel Crecelius 859, usseln Vilmar 428, fränk. nüsel, erzgeb. nusel, hess. nissel, in der Rhön nösel, vogtländ. und erzgeb. düsel, obers. tüsel; v. Bahder wortwahl a. a. o. in den bibeln von 1475 und 1483 wird ü. wiederholt als m. (oder n.) behandelt, was wohl auf unsicherheit gegenüber dem schwindenden worte beruht. wenn als geschlecht für düsl (Neubauer Egerländer ma. 54) m. angegeben wird, ist der geschlechtswechsel durch das syn. docht veranlaszt. von den drei concurrenzwörtern ü., ahmer, ammer (s. diese), ammern Kluge-Götze 15ᵃ und dem nhd. nur in resten erhaltenen valwisch hat sich keins schriftsprachlich durchsetzen können ( v. Bahder a. a. o.). oft wird ü. mit dem syn. asche verbunden. Melber (bei Schmeller-Fr. 1, 165) unterscheidet: favilla, sc. scintilla extincta ussel; sed scintilla funckelin. die bed. lichtschnuppe ist bes. ostmd. und nd. entwickelt: 'der verkohlte docht bei der kerze oder lampe' Neubauer 54; obers. wb. 2, 603ᵇ; 'glimmender docht, holztheile u. dgl.' Gerbet Vogtland 430; ösel s. d. in der bed. 'auskehricht, unrat, abfall vom getreide' ('zerdroschener strohhalm' Waldbrühl rhingscher klaaf 215) will v. Bahder an güsel, nicht an ü. anknüpfen, obgleich bedeutungsübergang durchaus möglich ist: kain aschen oder üsel oder agen oder ander unflat, der unzäm ist, den soll man nicht schutten noch geuszen auf di gassen (gegen 1450) österr. weist. 11, 172; ich bin geleichet dem kot und bin zugeleichet dem üsel und aschen (Hiob 30 favillae et cineri) bibel 1483, 259ᵃ; ich mach busz in dem usel und in der asche 262ᵇ (die erste d. bibel 7, 142 hat: in den useln und in den aschen); Fischer schwäb. 6, 312; lesch aus seine macht, und seine kraft mach wider zu useln und amern Bonaventura deutsch Marial (1516) 5ᵇ; aber die frucht, wann man sy aufschneidt oder bricht, seind inwendig vol üsel und äschen S. Franck weltb. 172ᵇ; er hat auch vor zeiten feuwer gespeuwen, darzuͦ eschen und üseln S. Münster cosmogr. 230. zss.: lichtüsel Gerbet Vogtland 430. üsselkaule das loch, wohinein der bäcker die aus dem backofen kommende glühende asche kehrt Crecelius 858. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2615, Z. 25.

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Zitationshilfe
„usel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/%C3%BCsel>.

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