Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

überessen, v.

überessen, v.
crapulari. part. prät. überessen (z. b. Pauli schimpf und ernst 197; Stumpf Schwytzerchron. 185ᵇ; samml. v. schausp. (1764 ff.) 6, 132 u. o.) und übergessen (z. b. Göthe, Cl. Brentano, Bettine, Tieck, Auerbach u. a.).
1)
refl. sich ü., über vermögen essen Adelung 4, 749; häufig in formelhafter verbindung mit übertrinken: der sich nit uberiszt und ubertrinckt Alberus (1540) B B i jᵇ s. v. sobrius; am feirtag sich überessen und übertrincken, bisz du es wider gibst (ist todsünde) Keisersberg narrensch. 185ᵃ. die rychen ... überassend sich ein teil und wurdend voll Zwingli deutsche schr. 1, 147. wiltu desz nachts wol ruwen, soltu desz abends dich nicht überessen Kirchhof wendunmuth 1, 150. also geschicht es disen auch, die sich uberessen und mehr zu ihn nemmen, weder sie vertawen mögen Höniger narrensch. (1574) 58ᵃ; halte dich warm mit kleidern und hüte dich vor dem lufft, auch uberesse dich nicht Gäbelkover artzneybuch (1595) 1, 250; welchs pferdt sich überiszt und nit wol gedeuen mag, gib im salz zu essen Albrecht roszartznei 12; wenn sich ein rosz übergessen hat und nicht wol dawen kann Walther pferde- u. viehzucht (1658) 139;
die kirche hat einen guten magen,
hat ganze länder aufgefressen,
und doch noch nie sich übergessen
Göthe I 14, 139 Weim.;
an etwas sich überessen: confeckt, doran ich mich überas, ... das ich die nacht kranck wardt Felix Platter 285; ich kann das predigen nicht vertragen, ich glaube, ich habe in meiner jugend mich daran übergessen Göthe I 42, 2, 204 Weim.; du muszt dich vom collaborator nicht irre machen lassen, der hat sich an den büchern übergessen Auerbach dorfgesch. 3, 87. am süszen überiszt man sich leicht Weinhold H. Chr. Boie 143. auch mundartlich: an dan hob i mi überass'n, er ist mir in der seele zu wider Ruckert unterfränk. ma. 186.
2)
part. prät. in attributiver function: dabei schütterte ihm der bauch wie einem überessenen faun Handel-Mazzetti Jesse und Maria 1, 8.
3)
substant. inf.: crapula Diefenbach 155ᵃ; indigeries 294ᶜ; intemperantia cibi Schönsleder a. a. o.; Dentzler clavis ling. lat. 294ᵇ; vgl. auch mhd. wb. 1, 759ᵇ; daʒ überessen verfellet den menschen an leybe und an sele, an gut und an ere. wan von überessen und übertrincken komment siechtage und werdent die leut blind spiegel menschlicher behaltnusze (1492) 54ᵇ; hochfart, nachrede, neyde, überessen und trunckenhayt sein ain kelch der teufel Eyb spiegel der sitten (1511) 40ᵃ; das man uberessen, ubertrincken, müsziggeen und andere ursachen der unkeuscheyt nicht gemyden hat Luther 2, 63 Weim.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1918), Bd. XI,II (1936), Sp. 195, Z. 8.

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Zitationshilfe
„uberessen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/%C3%BCberessen>.

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