Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ausgenommen

ausgenommen,
distinctus, eminens: denn du bist in tugenden ein ausgenommner mann. Tieck 13, 182; mhd. schœne und ûʒgenomen 7393; ûʒgenomen an prîse Barl. 21, 28; ein ûʒgenomen zeichen. myst. 330, 36.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 873, Z. 74.

ausgenommen

ausgenommen,
excepto, exceptis, nnl. uitgenomen. es ist noch unermittelt, wann ein absolut gesetztes und zur partikel verwandtes ausgenommen zuerst vorkommt; das mlat. verhärtete excepto (excepto capitale et dilatura, excepto accipitre et spata, excepto duabus villis), it. eccetto, franz. excepté boten sich von frühe an zur nachbildung, und das ahd. part. ûʒginoman, mhd. ûʒgenomen exceptus waren ganz gebräuchlich, doch für die begriffe praeter und praeterquam galten ahd. wie mhd. andere und gefügere wörter. im 14, wenigstens 15 jh. scheinen sich aber ausgenommen, ausgeschlossen und ausgescheiden in solcher bedeutung festgesetzt zu haben, in den urkunden und weisthümern kommen sie oft zum vorschein, z. b. wasser und weide, nichts ausgenommen. weisth. 2, 250; uszgenomen bannezune. 2, 177; nicht ausgenomen ongeverlich. 3, 524; ausgenomen die guter unter der hochwiesen liegen. 3, 524; ausgenomen das malefiz der dreier händel. 3, 669. Die hauptfrage ist nach dem dabei stehenden casus.
1)
Luther läszt den acc. folgen, wie er auch von ausnehmen abhängt, bei die und das könnte zweifel sein zwischen acc. und nom., aber den entscheidet: alle seelen, die mit Jacob aus Egypten komen waren, ausgenomen die weiber seiner kinder, sind zusamen sechs und sechzig seelen. 1 Mos. 46, 26; ausgenomen der priester feld, das kauft er nicht. 1 Mos. 47, 22; dise leute sollen das land nicht sehen, ausgenomen Caleb den sohn Jephunne und Josua den son Nun. 4 Mos. 32, 12; Salomo muste zur speisung haben zehen gemeste rinder und zwenzig weiderinder und hundert schaf, ausgenomen hirs und rehe. 1 kön. 4, 25; der ganzen gemeine war 42360, ausgenomen ire knechte und megde, der waren 7337. Neh. 7, 67; und ist auch niemand, der es fur dem könige sagen könne, ausgenommen die götter. Dan. 21, 11; denn man kan alles versöhnen, ausgenomen die schmach, verachtung, offenbarung der heimlichkeit. Sir. 22, 27. einmal steht der acc. auch voraus: und sol nieman da durchgehen, der gott Israel sol da durchgehen, doch den fürsten ausgenomen. Ez. 44, 3. so Fischart: nach vollendetem scharmützel zog Gurgellang mit seim volk ab, ausgenommen den mönch. Garg. 257ᵇ; und noch Wieland: alle menschen haben ihre fehler, dich allein vielleicht ausgenommen. 8, 360. Diese acc. sind abhängig von ausgenommen, nicht vom verbum des satzes, denn sonst hätte Luther schreiben müssen: ausgenomen Caleb der son. nicht anders darf man annehmen, dasz er geschrieben hätte: ich gedenke aller, ausgenommen dich, ich gebe allen, ausgenommen dich.
2)
allmälich ward aber ausgenommen unbelebter, zur bloszen partikel, und der casus richtete sich nach dem verbum des satzes. so schon weisth. 2, 223: uszgenomen der frie und der hirt. wir sagen heute: alle freuen sich, ausgenommen du; ich gedenke aller ausgenommen dein; ich gebe allen ausgenommen dir; in allen (allem), ausgenommen der menschlichen gestaltung, ähnlicher einem thier. Simpl. 1, 31; ich rufe alle ausgenommen dich. der acc. pflegt zumal gern vorauszugehen: dich ausgenommen, ihn ausgenommen, das gesetz verbindet alle, keinen ausgenommen. diese construction gleicht dem mhd. wan ich, wan dîn, wan dir, wan dich (vgl.ohne); doch heiszt es für ausgenommen ich, dein, dir besser: nur ich nicht, nur dein nicht, nur dir nicht. am geläufigsten ist mich ausgenommen, im nachgefühl der alten fügung.
3)
ausgenommen dasz, wo, wenn entspricht dem lat. praeterquam quod: ich gebe dir alles zu, ausgenommen dasz du behauptest; ich bin überall gerne, ausgenommen wo man mich nicht gerne sieht; man hört ihn gern an, ausgenommen wenn er jene sache berührt. lieber, nur das nicht, nur nicht wo, nur nicht wenn.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 873, Z. 78.

ausnehmen

ausnehmen,
eximere, excipere, nnl. uitnemen.
1)
eier, junge, vögel ausnehmen, ausheben; nester ausnehmen: da weisz ich ein hetzennäst auf einer eich, das will ich morgen ausnemmen und stürmen. facetiae Bebelii, Tub. 1555 p. 13ᵃ; bei Fischart ein spiel nᵒ 386 vögel ausnemmen; namen spatzen aus. Garg. 193ᵃ; namen die taubhäuser aus. 201ᵇ; es hatte aber der churfürst zu Sachsen das nest nit leiden wöllen, sondern die vögel wöllen ausnehmen lassen. Er. Alberus wider Jörg Witzeln H 2ᵇ;
so nem wir im die vögel aus.
Ayrer fastn. sp. 1ᵇ;
der zeucht sich auf das haus
im kloben kühnlich an und nimmt die elstren aus.
er hat wollen dolen ausnehmen. med. maulaffe 927. auch honig ausnehmen, waldbienen nisten im baum.
2)
kleider im kaufladen ausnehmen, auswählen: die erben werden nit viel umb das erb werben, noch schwarze röck darauf (zur trauer) ausnehmen. Fischart groszm. 55; niemand nimbt leidkleider auf ihn aus. Garg. 68ᵇ; für seinen rock nam man aus neuntausend sechshundert pack. 118ᵇ (vgl. aufnehmen 5); sie erhalten den auszug für die ausgenommenen stoffe und andere waaren. Rabener 3, 352; ein neues kleid wird ausgenommen. 4, 187. oft mit dem nebensinn des erborgens, nicht gleich bezahlens, auf credit nehmens: er nimmt bei den kaufleuten mehr aus, als er bezahlen kann.
3)
das eingeweide und gedärm vom geschlachtetem vieh und zumal vögeln oder fischen ausnehmen: das huhn ausnehmen; die fische sind noch nicht ausgenommen. ich weisz mit was not wir etwann dem bauren von Kraftshofen haben geholfen, der den magen also verwüst gehabt, dasz wir ihn haben müssen ausnemmen. Garg. 42ᵇ.
4)
anderes sinnliches ausnehmen: soldaten, rekruten ausnehmen, ausheben; einen schadhaften zahn ausnehmen, ausbrechen; von einem goldmacher:
bis dasz der zehend monat kam
und er die büchs zum fewr ausnam (aus dem feuer heraus).
froschm. 1, 2, 17.
abnehmen und ausnehmen sind fechterausdrücke, ausnehmen bedeutet excipere, abwehren, abschlagen, parieren. Garg. 188ᵇ; den hieb kaum ausnehmen. Opitz Arg. 1, 534;
man kan bald weichen sie, bald für sich schreiten sehen,
bald nehmen die streich aus, bald lassen sie sie gehen.
Werders Ariost 2, 9;
es wärte diese schlacht bis umb die abendstunde,
und dasz doch keiner noch am andern vortheil funde,
und über das so hett auch keiner ohne liecht
dem andern seine streich ausnehmen können nicht.
19, 88.
allgemein: das best vorab oder ausnemen, vorausnehmen. weisth. 2, 263.
5)
abstractes ausnehmen, excipere, ausschlieszen: nichts ist oder wird ausgenommen, ausgeschieden: wiewol einem so verdampten und in seiner verstockten verkerung verharten, und von dem brauch der christlichen kirchen abgesondertem menschen und offenbarem ketzer verhör zu geben in allen rechten ausgenomen ist. Luther 1, 459ᵃ; die vernünftige natur nimmt sich dadurch von den übrigen aus, dasz sie ihr selbst einen zweck setzt. Kant 4, 63; die verfechter der evolutionstheorie, welche jedes individuum von der bildenden kraft der natur ausnehmen, um es unmittelbar aus der hand des schöpfers kommen zu lassen. 7, 303. s. ausgenommen.
6)
einen ausnehmen, tentare: probieren und ausnehmen. Simpl. 2, 302; lügen ausnehmen, prüfen. 2, 325.
7)
sich ausnehmen, unter andern sachen hervorscheinen, sich hervorheben, zuletzt blosz sich anlassen, darstellen: das nimmt sich wol oder übel, schön oder häszlich aus (das läszt wol oder übel); wolklingende töne in silben und wörtern müssen durch die aussprache so gebildet werden, dasz sie sich vor den andern ausnehmen. Klopstock 12, 218;
mit schmaler gestalt, durch keine kleidung erkünstelt
nimmt sie unter den nymphen sich aus.
Zachariä 2, 37;
lauter züge, durch welche sich, wie man weisz, auch die Athener vor allen andern griechischen völkern ausnahmen. Wieland 2, 245; wie schön in dieser sprache das bürgerliche mädchen sich ausnimmt. Schiller 184ᵃ;
wie nimmt ein leidenschaftlich stammeln
geschrieben sich so seltsam aus.
Göthe 1, 11;
und das alter wie die jugend,
und der fehler wie die tugend
nimmt sich gut in liedern aus.
1, 12;
wappendecken, worauf der weisze adler im rothen felde sich gar gut ausnahm. 24, 303;
sehr gut nimmt das kütschchen sich aus.
40, 234;
für das übersendete exemplar zweiter ausgabe danke zum schönsten, sie nimmt sich recht gut aus. an Schiller 249; weil sie sich freilich auf unsrer bühne nicht ausnehmen würden. Tieck 4, 361; die sich höchst trübselig ausnehmen. ges. nov. 1, 12; scherze gegen längst begrabne thorheiten nehmen sich aus wie stachelschriften gegen mumien. J. Paul grönl. proc. 6. es kann aber auch noch ausdrücken eine ausnahme machen: Mercur und Mars (die planeten) nehmen sich von diesem gesetze aus. Kant 8, 262, sondern sich davon, und so steht mhd. ûʒnemen im pass. bei Köpke 210, 65.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 921, Z. 2.

ausnehmend

ausnehmend,
eximius: die ausnehmende klugheit der schönen Kleonissa. Wieland 3, 96; im ausnehmenden verstande, sensu eminenti. Kant 2, 179; ausnehmende fehler. 8, 155; überhaupt ist dies ganze stück im zweiten bande so ausnehmend, wie das 26te im ersten. Herder 2, 268; und so könnte das werk vielleicht ausnehmend und classisch werden. Tieck 9, 236; es wird erlaubt sein, den namen alterthum in ausnehmendem sinne auf die beiden durch geistescultur verfeinerten völker einzuschränken. Wolfs museum 1, 19; auf die ausnehmendste weise. Lessing 3, 276; freuden von ausnehmendem geschmack. J. Paul Tit. 1, 26.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 922, Z. 14.

ausnehmend

ausnehmend,
eximie: nun will ich dich auch ausnehmend lieb haben. 4, 146.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 922, Z. 25.

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Zitationshilfe
„ausnehmen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ausnehmen>.

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