Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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goder, m.

goder, m.,
doppelkinn, wamme; kehlkopf, gurgel, schlund; obd. (bair.-österr.) nebenform zu koder, s. teil 5, 1569; Schmeller-Fr. 1, 1226; goder, gurgel jugulum, fauces, gurgulio Henisch (1616) 1673, 14; goder, gurgel Harsdörffer poet. trichter (1647) 2, 145; mundartlich auch als gauder, so bei Hintner der Defregger dialekt 66; Lexer kärnt. wb. 118. in dieser form vereinzelt auch für die östl. Schweiz (Graubünden-Chur, Prättigau) bezeugt, vgl. Staub-Tobler 2, 122. zur wurzelform *gŭ̄t-, dentalerweiterung der grundwurzel *geu- 'biegen, krümmen, wölben'; verwandt sind u. a. ags. codd 'sack, hülse, scrotum', engl. cod dasselbe und 'kissen', an. koddi 'kissen', norw. kodd 'hode', kodde 'kissen', aschw. kodde 'hode', schwed. kudde 'kissen', dän. kodde 'hode', ahd. kiot 'bursa' (ahd. gl. 1, 712, 8; doch nach Steinmeyer verderbnis von kiulla), keutel 'fischsack, herabhängende wamme oder unterkinn' teil 5, 655; auszergerm. lat. guttur 'gurgel, kehle'; weiteres s. bei Walde-Pokorny 1, 560 und Walde-Hofmann lat.-etym. wb. 1, 629. der anlaut ist also sicher germ. k; obd. g ist unerklärt, es tritt für k sonst in lehnwörtern oder unter analogem einflusz von wörtern mit g (wie schweiz. gitzi 'kitze' nach geisz) auf, s. Sütterlin nhd. gr. 226 f.
1)
unterkinn, doppelkinn; 'fettwulst zwischen kinn und hals' Jakob Wien 71. mundartlich noch bei Hügel Wiener dial. 69; Schöpf tirol. 198; Höfer etym. wb. von Oberdeutschland 1, 304; Schmeller-Fr. 1, 873 (mit belegen aus mundartnahem schrifttum); Lexer kärnt. wb. 117. von der faltig herabhängenden haut am halse des rindviehs, vgl. Schmeller-Fr. 1, 873 (nach einem handschr. vokabular von 1832); Unger-Khull steir. wortschatz 298. vereinzelt von dem hautsack der wasservögel: die meergansz, so ein groszer vogel, wie sunst ein gansz, der hat under dem schnabel ein groszen goder herab hangen J. B. Fickler v. Weil Olai magni historien (1567) 46ᵃ. wohl zugleich die bedeutung 2 umfassend: (die im flusz stehenden wasservögel) teten die goder auf und lieszen die offen sten, das in nichts chund entgen (von fischen) bei Schmeller-Fr. 1, 873.
2)
kehle, gurgel, schlund, vgl. Schmeller-Fr. 1, 873; Schöpf tirol. idiot. 199:
der zwelft von sauffen wirt so vol,
das er es oben greiffet in des goders hol
und geit den zol dem wirt an alles aischen
Oswald v. Wolkenstein 122, 44 Schatz;
hett ich nun jetz ein trünckly win,
dasz ich den goder möchti spülen
bei Bächtold schweiz. schausp. 1, 209;
feste verbindung ist den goder waschen:
das sey ... so nym hin dy flaschen,
ja, ich muesz noch pas mein goder waschen
bei Wackernell altdtsche passionssp. 480;
lasz mir auch etwas in der flaschen,
das ich den meinen goder hab zu waschen
bei Pichler drama d. mittelalters in Tirol (1850) 166;
Hans Sachs liebt diese wendung:
so wol sie ziehen mag im maul
aus der stützen, kandel und flaschen,
darmit iren goder zu waschen
sämtl. fabeln u. schwänke 4, 269 ndr.;
wo sie kumbt uber die weinflaschen,
thut sie den alten geder waschen
s. w. 5, 263 lit. ver.;
vgl. ferner 5, 274; 17, 280; 21, 105; 21, 189. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1950), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 668, Z. 36.

gote, m.

gote, m.,

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angehöriger des untergegangenen german. volksstamms der Goten.
herkunft und form. die antike überlieferung (Schönfeld wörterbuch d. agerm. personen- und völkernamen [1911] 120) zeigt zunächst die form Gutones Pytheas bei Plinius nat. hist. 37, 35; Γούτωνες Strabon 7, 1, 3 (ci. für Βούτωνες, Βούτονες); Gutones Plinius 4, 99; Γύθωες Ptolemaeus 3, 5, 8; Gotones Tacitus annal. 2, 62; Gothones Germania 43; sodann *Γοῦθθοι im gen. pl. Γούθθωι, parthisch Gut inschrift um 270 bei Persepolis, s. Junker PBB 74 (1952) 297; Goti, Gothi bzw. Γόθοι, Gotthi bzw. Γότθοι, selten Gotti bzw. Γόττοι seit dem 3. jh.; in einheimischer überlieferung findet sich nach Krause der name in Gutani gen. pl. auf dem goldring von Pietroassa (wahrscheinlich 4. jh.) runeninschriften im älteren Futhark (1937) 172; Arntz u. Zeiss d. einheim. runendenkmäler d. festlandes (1939) 52—97 und in ana Gutþiudai 'im Gotenland' (wörtlich 'im Gotenvolk', vgl. an. Suípióđ für Schweden und dergl.) im bruchstück eines kalenders bei Streitberg d. got. bibel 472 (die richtige übersetzung gab zuerst Loewe zs. f. dt. altert. 59 [1922] 248f.). danach ist der name der Goten gotisch als Gutans und Gutos anzusetzen. lautlich identisch damit ist agutnisch Gutar (gen. Gutna und Guta), der name der bewohner der insel Gotland. gegen die an sich nicht unwahrscheinliche annahme, dasz aus Gutaz 'Gote' lit. gudas 'Weiszrusse, Kleinrusse, Pole oder russ. Litauer', lett. guds 'weiszrussischer flösser' entlehnt sei, spricht das d des baltischen wortes; diese schwierigkeit sucht Ed. Hermann nachr. d. Göttinger akademie d. wissensch. phil. hist. kl. (1941) 244 durch die annahme volksetymologischen anschlusses (etwa an lit. gudrus 'klug, schlau'), E. Schwarz Goten, Nordgermanen, Angelsachsen (1951) 32 f. durch die sehr kühne vermutung zu beheben, dasz der name schon vor der lautverschiebung im 5. jh. v. Chr. von Goten von der insel Gotland entlehnt sei. auch dafür, dasz Danzig und Gdingen auf den namen der Goten zurückzuführen sei, treten beide forscher, wiewohl mit bedenken, ein. im anord. und westgerm. ist das u der wurzelsilbe regelrecht zu o geworden: an. gotar (gen. gotna, wonach auch der nom. gotnar) 'helden' (nach anderer auffassung 'Goten'), goti 'rosz', ags. Gotan 'Goten'. die westgerm. vocalisierung ist von Tacitus an für die lat. u. griech. form maszgebend geworden, selbst bei dem Goten Jordanes. danach dann auch Gothiscandza, wie nach Jordanes cap. 4 die aus der insel Scandza auswandernden Goten die küste des festlandes nach sich selbst benannten, was von Müllenhoff dt altertumskunde 2 (1906) 396 als erfindung bezeichnet wurde, meist als 'gotisches ende' (*in gutisk andja 'am gotischen ende, sc. küste'), von A. Kock Svensk hist. tidskr. 25, 19 und G. Neckel zs. f. deutschkunde (1931) 155 jedoch wahrscheinlicher als gutisk-Skandia 'gotisches Scandia' gedeutet wird. *Gutans, gotar, Goten steht im ablaut zu an. Gautar, schwed. götar, ags. géatas 'Gauten, bewohner von Väster- und Östergötland' (von wo die Goten ausgewandert sind, s. Schwarz Goten, Nordgermanen, Angelsachsen [1951] 18; 150). weitere anknüpfung ist unsicher, am wahrscheinlichsten ist eine urspr. bedeutung 'männer' (vgl. norw. gut 'junge, junger mann, mann') zu giutan 'gieszen' als 'semen emittere', vgl. gr. ἄρσην 'männlich' zur wurzel ers 'flieszen' und Hellquist ³325, wo parallelen für die selbstbenennung von völkern als 'männer, menschen' gegeben werden. im dt. tegegnet der name zuerst im frühnhd.; ob schreibungen mit tt(h) auf die urspr. kürze des vokals weisen, läszt sich nicht entscheiden: neben die gotthen Ruland dict. (1586) 526ᵃ; Faber thes. (1587) 367ᵇ; Decimator thes. (1608) 567; Pitiscus lex. lat.-belg. (1726) 660; die gotther Hedio Cuspinian (1541) 140; gotten Luther (s. u.) auch gothen Reyher thes. (1668) 2, 2889; Steinbach dt. wb. 1 (1734) 623; für die unsicherheit kennzeichnend: die Gothoner sind eben die Guttoner, von welchen wir droben aus dem Pythia gehöret, das bey jhnen der bernstein gefunden und verkaufft worden: vnd dieselben werden mit andern nahmen auch Gothen, Geten und Gotten geheiszen Micraelius Pommerland 1 (1639) 15. seitdem wohl zweifellos mit langem wurzelvokal.
bedeutung und gebrauch. erst die besinnung der deutschen humanisten auf die vergangenheit des eigenen volkes führt zur wiederentdeckung der Germanen. weil von den in der völkerwanderungszeit hervortretenden Germanenstämmen die Goten dem schicksal der Mittelmeervölker, die damals allein eine literarische kultur besaszen, die stärksten spuren eingegraben haben, finden sie zunächst von allen die gröszte beachtung. das wort wird fast ausschlieszlich pluralisch verwendet.
1)
im weiteren sinne: Germanen schlechthin ohne scharfe stammes- und volksmäszige scheidung. aufs frühnhd. beschränkt; von den Cimbern: ich acht vnd halt es mit Johan Carion vnd Procopio, das die Cimbri oder Cimmerij die Gothi seien ausz Gothland der insel, ein teutsch volck, ... haben aber durch so vil krieg vnd fäll den namen Cimbri verlorn und werden itz Gete oder Gothi genent, ausz der insel Getica oder Gothica S. Franck Germ. chron. (1538) 8ᵇ; bisz dise greulichkeyt vnnd hitzige brunst in den barbarischen Gothen veraltet ebda 9ᵃ; dasz die Gothen aus der insul Scanzia ... alles mit ihrer cimbrischen Gothenmacht ihnen unterthänig gemachet J. Tröster d. alt u. neu teutsche Dacia (1666) 14; von den Alemannen: es hat auch Gratianus ein mercklich schlacht mitt den Gothiern gethan bey Straszburg S. Franck Germ. chron. (1538) 45ᵇ.
2)
im engeren sinne: das germanische volk der Goten. im 16. jh. ohne scharfe trennung von anderen germanischen völkern, so dasz die entscheidung der bedeutungszugehörigkeit zu 1) oder 2) weithin offenbleiben musz: also sties er (gott) ... das königreich ynn Kriechen durch die Römer, die Römer durch die Gotten und Türcken (ab) (1526) Luther 19, 360 W.; demnach thet er ein plütige schlacht mit den teutschen Gotthis bey Constantinopel ... die Gotthi eylten hinach S. Franck Germ. chron. (1538) 44ᵇ; zuͦ diser zeyt begerten die Gother (sic!) in Thracia christen zuͦ werden; da ward jhn Arrius gepredigt ebda 45ᵃ; eine (tochter) gab er (Dietrich von Bern) Alarico der Gotthen künig; dann es hetten die Gotti in Hispania ein künig ebda 51ᵇ; (Aurelian) der hat auch die Göther gar strengklich überwunden Hedio chron. (1543) 141. die bedeutungsverschärfung entwickelt sich an der fast formelhaften verbindung mit den Wenden (vgl. 3), d. h. Vandalen: wie er (Christus) denn wol kan seine feinde durch andere feinde straffen, die Juden durch die Roͤmer, die Romer durch Gotthen und Wenden (1535) Luther 41, 114 W.; (gott) lies die stad Rom durch die Gotten und Wenden jnn kurtzen jaren vier mal erobern, endlich verbrennen und schleiffen ebda 51, 290; in eruptionibus deren Hungern, Gothen, Wenden, Abern und anderer mechtiger völker und nationen Zimmer. chron. (²1881) 1, 21 Bar. sogar noch: die wissenschaften wandern, wie die Gothen und Wenden, und auch der geschmack wandert von ost zum west (1767) Gleim in: br. dt. gelehrter an Klotz (1773) 112. das encyclopädisch-antiquarische interesse des barock verfestigt diese einschränkung des gebrauchs:
... wohin der Scyten pferd
den schnellen fusz einsetzt; was Susa vorgenommen;
wie weit der barbar sey; wie weit der Gothe kommen
Gryphius trauersp. 33 lit. ver.;
der Scyth hat erstlich dich (Siebenbürgen),
der Gothe und Sarmat: eh er hier setzte sich
S. v. Birken bei: J. Tröster poln. adlernest (1666) ):( 10ᵃ.
deutlich wird das vor allem durch die zusammenstellung mit anderen germanischen stammesnamen: der Gothe, Cimber, Sachs, Däne, Wahle, Franke, Schwabe Schottel haubtspr. (1663) a 1ᵇ; welcher gestalten vor diesem aus dem lateinischen durch die Gothen und Lamparter das italianisch und durch die teutsche Francken das frantzösisch umbgegossen worden (1673) Grimmelshausen Simpliciana 185 ndr.; durch den einfall der Gothen und Longobarden in Italien J. Fr. Christ leben Cranachs in: fränk. acta erud. 1 (1726) 342. seitdem eindeutig auf das volk der Goten bezogen:
indem sie es bey ihm mit den gelehrten sachen,
nicht besser als vordem die alten Gothen machen
(1729) Abel Boileau's satyr. ged. 5, 176;
dergestalten überschwemmte eine zweyte sündflut die wissenschaften, und die mönche vollendeten (in Rom), was die Goten angefangen hatten Drollinger ged. (1743) 240; die kriege der barbaren und das feuer der Gothen haben den künsten geschadet Chr. Ad. Klotz beytr. z. gesch. d. geschmacks (1767) 159;
(spottvers auf Goethes namen)
der von den göttern du stammst, von Goten oder vom kothe,
Goethe, sende sie mir
Herder bei Göthe 27, 311 W.;
so erweis uns, dasz die Goten schon wirklich so gebaut haben (1773) Göthe 37, 147 W.; sie (die Nickolskirche zu Leipzig) ist im äuszeren, wie die religion, die in ihr gepredigt wird, antik, im innern nach dem modernsten geschmack ausgebaut. aus der kühnheit der äuszeren wölbungen sprach uns der götze der abendtheuerlichen Gothen zu; aus der edeln simplicität des innern wehte uns der geist der verfeinerten Griechen an H. v. Kleist br. an s. braut 62 Bied.; mit den Gothen beginnt eben der vorherrschende einflusz des germanischen stammes und deutschen sinnes in der geschichte ... des abendlandes (1805) Fr. Schlegel s. w. (1846) 6, 181;
und den flusz hinauf, hinunter ziehn die schatten tapfrer Goten,
die den Alarich beweinen, ihres volkes besten toten
(1820) Platen w. 1, 6 Redlich;
gebt raum, ihr völker, unserm schritt,
wir sind die letzten Gothen
F. Dahn kampf um Rom (1901) 4, 18;
ungeachtet der Goten auf der rechten seite des unteren flusses Müllenhoff altertumskde 2 (1906) 3; ein kind ... mag von den Langobarden geboren werden in Oberitalien, oder in Spanien, oder in Afrika, oder von den Goten an der Wolga, sein volk bleibt immer sein volk Anna Seghers d. toten bleiben jung (1950) 500.
3)
in speziellerer bedeutung. im formelhaften titel der Schwedenkönige: an doctor Martin Luther x Gustaff von gots gnaden zu Schweden, der Gotten vnd Whenden ... konig (1541) Gustav v. Schweden bei Luther br. 9, 430 W. durch die züge Gustav Adolfs und die schwedische herrschaft in Norddeutschland (bis 1815) bekannt: auf ihrer durchläuchtigsten frauen, ... der Schweden, Gothen und Wenden königin usw. ankunft in Leipzig (1631) P. Fleming dt. ged. 326 Lapp.; geschichte Gustafs III., königs der Schweden und Gothen E. L. Posselt (1793) titel. ohne diese verbindung später historisierend: (Frankreich) sah sich schon damals, als er (Gustav Adolf) den Lechstrom passierte, nach fremden bündnissen um, den sieghaften lauf des Gothen zu hemmen Schiller 8, 301 G.
4)
nur selten verbindet sich mit Gote die abfällige wertung der italienischen renaissance des 15. jhs., von der die bauwerke aus der zeit der Germanen- und der mittelalterlichen deutschen herrschaft gegenüber der klassischen kunst der antike als roh, verworren, barbarisch geringschätzig verachtet (näheres s. gotisch B) und die Germanen für die zerstörungen an den heimischen bauten verantwortlich gemacht wurden, wobei die Goten wie unter 1) als die repräsentanten der Germanen mit unklarem einschlusz der mittelalterlichen Deutschen erscheinen. diese auffassung übernehmen die deutschen humanisten aus dem ursprungsland: quam foede disciplinas omnis confuderint isti Gothi, quanto supercilio suam inscitiam perdoceant, quam stolida peruicacia et propriam tueantur ignorantiam et alienam eruditionem aspernentur (1505) Erasmus v. Rotterdam op. epist. 1, 409 Allen; quo tandem jure, ô vos Gothi, è vestris egressi limitibus, non modo Latinorum provincias occupatis (disciplinas loquor liberales), verum etiam ipsam urbem rerum dominam, Latinitatem audetis incessere? ders., op. omnia 10 (1706) 1706. vgl. frz. ostrogot 'ungeschliffener mensch' Gamillscheg etym. wb. (1928) 655. im deutschsprachigen schrifttum zunächst nur gebraucht, um mit überlegener ironie die einstellung des Italieners zum Deutschtum zu charakterisieren: (vgl. gotisch B, sp. 1002 f.):
(der papst:) und förcht, die jungen Gothen (die deutschen bestien) fast
werden mir auch kommen zu gast
(um 1634) Opel-Cohn dreiszigj. krieg (1862) 338;
(Winckelmann) ist in der zahl der wenigen, die den deutschen namen auch in gegenden (Italien) schätzbar gemacht haben, wo man ihn sonst unter dem namen der Gothen zu begreifen gewohnt ist (1777) Herder 8, 439 S.; der nächste abschnitt (von Lloyd Georges kriegserinnerungen) befaszt sich mit der italienischen front, wo der teutonische schlag, wie ihn L. G. nennt, im october 1917 mit der 12. Isonzoschlacht ... geführt wurde und den 'Goten' die möglichkeit erstand, einen triumphmarsch auf Rom anzutreten dt. allg. ztg. v. 25. 7. 1934 nr. 341. vereinzelt steht ein gotisch B entsprechender ernsthafter gebrauch zu abschätziger wertung des eigenen volks: die Gothen in der tonkunst haben sich noch nicht verloren, ob schon die vernunft und die natur die stücke unserer besten meister beleben. wir sehen solche tonkünstler, die sich eine ehre daraus machen, unverständlich und unnatürlich zu setzen. sie häufen die figuren. sie machen ungewöhnliche auszierungen. sie werden dabey so künstlich, dass sie sich selbst nicht verstehen. folglich entfernen sie sich beständig von der natur und von den absichten ihrer stücke. sind dieses nicht wahre Gothen in der tonkunst? Scheibe critischer musicus 4 (1737) 755; morgen reise ich von hier (Hannover) nach dem Münsterlande, wo Gothen und Vandalen wohnen, und wo die leute gar keine liebhaber der schönen wissenschaften sind (1770) Jacobi in: br. dt. gelehrter an Klotz (1773) 179. hierher wohl mundartl. im sinne von 'aufsässiger kerl, krakeeler, unruhstifter': ich wer mich in obacht nehmen und wer mich zu solchen Gothen setzen Gerhart Hauptmann die weber (1892) 60. vom dichter 10. 3. 1944 brieflich als in Bad Salzbrunn 'oft gebrauchtes mildes schimpfwort' für 'einen nicht bösartigen, aber plumpen und unbeweglichen menschen' erläutert.
5)
zusammensetzungen, erst seit ausgang des 18. jhs. üblich werdend.
a)
zu rein sachlicher feststellung im sinne von 2: gotenapostel: der Gotenapostel Ulfilas F. Kluge unser deutsch (1919) 19;
gotenbanner
F. Dahn kampf um Rom (1901) 3, 302;
gotenbischof
Ulfilas, des Gothenbischofs übersetzung Krünitz öcon. encycl. 228 (1855) 136;
gotenblut
sie ist von echtem, altem Gotenblut! ja, so müssen die altdeutschen heldenweiber gewesen sein Fr. Th. Vischer ausgew. w. 6, 102 Kappstein; einen tropfen Gothenblut vergossen F. Dahn kampf um Rom (1901) 1, 307;
gotenbrauch
Fr. Halm w. (1856) 5, 200;
goteneinfall
Ritter erdkde (1822) 1, 664;
gotenfrau
F. Dahn a. a. o. 2, 185;
gotenfreundlich
die gothenfreundlichen Römer ebda 4, 67;
gotenfürst
Gries Bojardo (1835) 1, 245; F. Dahn a. a. o. 4, 95 u. 207;
gotenhaufe
dass die Meraner bauern eigentlich ein alter Gothenhaufe sind Steub drei sommer in Tirol (1895) 2, 267;
gotenhaus
du edles land! ... (Dacien, d. i. Siebenbürgen)
du altes Gothen-haus! ... dich hat das Roͤmer-joch
spat und nicht lang gedrückt
S. v. Birken bei: Joh. Tröster poln. adlernest (1666) ):( 9ᵇ;
gotenheer
Platen w. 1, 6 Redlich; F. Dahn kampf um Rom (1901) 2, 150; 3, 17; 3, 76; Alten hdb. (1909) 3, 124; —
gotenheld
F. Dahn a. a. o. 1, 56; 4, 46; —
gotenherrschaft
ebda 3, 366; —
gotenhort
ebda 4, 16; —
gotenkönig
ebda 1, 67; 2, 8; 3, 66; F. Kluge unser deutsch (1919) 30; —
gotenkrieg
F. Dahn a. a. o. 4, 49; —
gotenlager
ebda 3, 111; 3, 119; —
gotenmacht
(1666) Tröster, s. gote B 1; —
gotenrecht
Fr. Halm w. (1856) 5, 193; F. Dahn a. a. o. 2, 161; —
gotenreich
ebda 1, 60; 3, 31; —
gotenschaar
Vischer auch einer (1879) 2, 421; F. Dahn a. a. o. 4, 365; —
gotenschwarm
Alten hdb. (1909) 2, 601; —
gotenverscheuchend
und mit begeisternder kunst ...
bildet kein Phidias mehr die gotenverscheuchende Pallas
(1869) H. Leuthold ged. (1910) 147;
gotenvolk
F. Dahn a. a. o. 1, 139; 2, 146; 3, 8; Alten hdb. (1909) 4, 320; —
gotenzeit
nur ein riesiger runder thurm aus der Gothenzeit steht noch F. Dahn a. a. o. 3, 204.
b)
gelegentlich wird in dichterisch-erhöhtem ausdruck die übliche verbindung von gotisch als ästhetisch-kunstwissenschaftlichem terminus (gotisch B) mit dem dazugehörigen substantiv zusammengezogen: gotenbau:
ach, raub und trug hat deine felsenwand,
o Tecklenburg, zertrümmert! ... und vom gewölb
des Gothenbaues hängt der stalaktit
Krummacher d. kinderwelt (1806) 30;
gotengeschmack
doch kommen zu gutem glück
zween eiserne männer auf einer alten tapete
in ächtem gothengeschmack,
die diesen augenblick
uns gegenüber hängt, dem dichter zu hülfe
(1771) Wieland Amadis 2, 165 Hempel;
Bruneleschi, der das zu seiner zeit wenig erkannte verdienst sich aneignete, nach den antiken modellen zu studiren. er warf sich zum entschiedensten antagonisten des immer weiter umgreifenden gothengeschmacks auf Matthisson schr. (1825) 4, 178;
gotentempel
auch würde dieses äolische harfengetön zur füllung des inneren luftraums unserer gothentempel nicht hinreichend sein G. Hiller reise d. Sachsen, Böhmen, Österr. u. Ungarn (1807) 118; —
gotenturm
ich seh' die berge, die mein thal umsäumen,
dran hängt der dunkle nadelwald, indessen
aus allen dörfern unsere cypressen,
die schlankgebauten gothenthürme, keimen
H. v. Gilm ausgew. dichtg. (1889) 178.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1953), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 985, Z. 68.

gote, f.

gote, f.,
matrina, admater, commater, patin; filiola, weiblicher täufling. kurzform zu ags. godmódor 'patin', wörtlich 'mutter in gott, d. i. geistliche mutter', und somit frucht ags. mission, s. Frings Germania Romana 140; als mask. stand ihm urspr. pfeter(in) aus lat. patrinus gegenüber (so im summ. Heinrici ahd. gl. 3, 177, 5. 6 St.-S.); 'dabei bleibt es vorläufig ein rätsel, warum der 'pate' am Rhein nach westlicher, die 'patin' nach angelsächsischer terminologie bezeichnet ... wurde' Frings a. a. o. zu beachten ist die auffallende und von der kirche nicht vorgesehene rolle des weiblichen geschlechts bei der patenschaft, 'vielerorts kennt man nur eine patin, die gotte oder gole (möne), toten oder dote, dodle oder döddle, deren mann dann nur nebenbei die rolle eines gevatters mit übernimmt' Kummer im hdwb. d. dt. aberglaubens 3, 791. nur bei der auffassung als kurzform erklärt sich das nebeneinander von einfachem und doppeltem t in den dt. mundarten befriedigend. ahd. einmal belegt: gota admater (summ. Heinr.) ahd. gl. 3, 177, 6 St.-S. mhd. obd. gotta voc. opt. 14ᵇ Wackernagel; gotten (a. sg.) Mai und Beaflor 237, 39; gotta (obd. 15. jh.) Diefenbach gl. 417ᵃ; got(t) (obd. 15. jh.) nov. gloss. 283ᵃ; Basler chron. 4, 371; md. gotten (d. pl.) hl. Elisabeth 2362 Rieger; gote Salman u. Morolf 589, 5 Vogt; mit gedehntem vokal: goede (15./16. jh.) Diefenbach gl. 417ᵃ; n. gl. 283ᵃ; wohl auch gode Karlmeinet 208, 64 Keller; ebda 209, 9; vgl. Lexer 1, 1053; mnd. gode, gade Schiller-Lübben 2, 127; mnl. goede Verwijs-Verdam 2, 2019. im nhd. finden sich der kurze vokal und die gemination des dentals meist im alem., auch literarisch, z. t. mit apokope: gott Zimmer. chron. ²2, 566 B.; Frischlin nomencl. (1586) 201ᵇ; gotte Zschokke s. ausgew. schr. (1824) 28, 111; gelegentlich auch bair.-österr., vgl. Schmeller-Fr. 1, 962, Loritza Wien 53; sonst bair.-österr. manchmal mit erweichung des dentals und, ebenso wie stets md., mit vokaldehnung: godn (a. pl.) (oberösterr.) Frommann dt. maa. 2, 89; gōt Schöpf Triol 201; gode (16. jh.) buch Weinsberg 1, 25 Höhlbaum; goth (a. sg.) Jac. Grimm in: briefw. a. d. jugendzeit (1881) 34; gōd(e), gōt(e) rhein. wb. 2, 1311; Vilmar Kurhessen 133; Crecelius oberhess. 430; Kisch Siebenbürgen 94; Schröer beitr. z. dt. ma. d. ungr. bergl. 55; ebenso im westl. nd.: gōd Woeste westf. 82ᵃ; gohr, go' Müller-Weitz Aachen 69; joë, jo'r Rovenhagen Aachen 45. für längung des vokals spricht auch jüngere diphthongierung im östl. obd. und im lothr.: goute Lexer Kärnten 119; (kärnt.) Frommann dt. maa. 2, 347; goud Stauf v. d. March nordmähr. maa. 46; gout, goude, geide s. v. got II Follmann lothr. 211ᵇ; guᵉd luxemb. ma. 157; vgl.guet qu. z. gesch. d. st. Kronstadt 4, 209 neben gut(e) ebda 4, 416. die seit dem frühnhd. gelegentlich vorkommenden formen mit umlaut dürften sich z. t. aus dem movierten fem. götin (s. d.) mit ausfall des endungs-n erklären: götte Golius onomast. (1582) 10ᵃ; in andern fällen liegt wohl anlehnung an göte, m. vor: göte Hulsius dict. (1616) 143ᵇ; Aler dict. (1727) 1, 966ᵇ; goͤth (a. sg.) Grimmelshausen Simpl. 404 Scholte; goͤhte Kramer hochniderteutsch (1719) 2, 100ᵃ; in den heutigen maa. vor allem hess.: göt(e), auch mit entrundung: gät, get Crecelius a. a. o.; Kehrein Nassau 1, 169; Wenzel Wetzlar 8. — das südl. alem. bewahrt z. t. das alte auslautende -a: gotta Tobler Appenzell 230; Henzen Freiburg 189. anderseits dringt bei alem. schriftstellern gelegentlich -n aus den obliq en casus in den n. sg.: goten Basler chron. 7, 9; gotten Th. Platter 91 Boos; Pestalozzi s. w. 3, 84 Buchenau-Spr.; vgl. Duez nomencl. (1652) 3; schweiz. id. 2, 523; Martin-Lienhart 1, 246; vgl. d. sg. gotten Pestalozzi s. w. 3, 123 Buchenau-Spr.; im übrigen erfolgt im nhd. allgemein im sg. übertritt in die starke deklination: dat., akk. sg. gotte Gotthelf s. w. 14, 266; 14, 68 Hunziker-Bl.nach aussage der neueren mundartwbb. ist gote, f. vor allem obd. verbreitet, es findet sich aber auch im md. und westl. nd. im gegensatz zu göte, m., für das hier die nachkommen von lat. patrinus, pate u. ä., stehen; im nl., wo das wort noch als mnl. goede vertreten war, ist es heute durch peet, peetmoeder, doopmoeder verdrängt, vgl. Verwijs-Verdam 2, 2019. weiteres zum dialektgeographischen s. v. göte, m. zur sache des pateninstituts und zur ursprünglichen unterscheidung von gote, f. und gevatter, f. vgl. s. v. göte, m.
1)
patin, weiblicher taufzeuge:
Galien gode wart sy (Myralde) dare
Karlmeinet 209, 9 Keller;
Johan Keppel, mines fatters ohem, und Herman Windeck, sin swager, waren mine beide patten und Margreit Baichman, sin swegorfrau, ware min gode (16. jh.) buch Weinsberg 1, 25 Höhlbaum; die fischerin versetzte: es ist meines schwagers tochterkind; also kann ich selbst die gothe sein. aber uns fehlt ein pathe dt. volksbücher 2, 14 Simrock; das einzige schöne halstuch, das es von seiner gotten her hat Pestalozzi s. w. 3, 123 Buchenau-Spr.; vermutlich wird es den namen Bettine erhalten, du kannst dir also die goth schon vorstellen Jac. Grimm in: briefw. a. d. jugendzeit (1881) 34; darüber war man also einig, ... dasz groszvater und vater göttene, groszmutter gotte sein sollten J. Gotthelf s. w. 1, 15 Hunziker-Bl. das namentlich im md. bestehende nebeneinander von gote 'weibl. taufzeuge' und pate, pfetter 'männl. taufzeuge' (sieh s. v. göte) führt zu doppelformeln: min patten und goden haben mir ein silbere schail und ander erliche schenkung uff der tauf getan (16. jh.) buch Weinsberg 1, 25 Höhlbaum; dieser hat die pfaͤtter und goden bei der heiligen tauff eingesetzt Fabricius grempelmarck (1619) 61.
2)
täufling weibl. geschlechts.
a)
in beziehung auf den geistlichen als täufer, der seinerseits göte genannt werden kann, vgl. s. v. göte 1:
der bâbest sîne gotten nam,
und wîhte sî, als ir gezam,
aldâ zuo keiserinne
Mai und Beaflor 237, 39;
do frogt er (der bischof von Basel), ob sin got wer uskomen (15. jh.) Basler chron. 4, 371, vgl. den beleg aus der gleichen quelle s. v. göte 1. hierher oder zum movierten fem. götin (s. d.) gehört auch die folgende stelle, in der der papst eine botschaft aufträgt: das sullt ir meiner göten sagen (14. jh.) Havich d. kellner 5192 McClean.
b)
häufiger in beziehung auf die taufzeugen:
gote, dû bist mir zuͦ swêre,
ich mag dich nit ze dem doufe gehân
Salman u. Morolf 589, 5 Vogt;
dyt nemet, gode, dat uch gelucke
ind groes heyl beganen moesse!
Karlmeinet 208, 64 Keller;
entliesz ihn der gutmüthige greis unter ... wiederholtem ermahnen, alles ... für die befreiung der 'kleinen gotte', wie der dekan Epiphanien mit zärtlichem mitleid nannte, daran zu setzen Zschokke nov. (1865) 4, 259. nhd. treten häufiger diminutivformen ein, vgl. s. v. götlein.
3)
mundartlich auch in übertragenem sinne für weibliche personen in verschiedener bedeutung: e grossi gotte(n) 'ungewöhnlich groszes mädchen' schweiz. id. 2, 525 s. v. gotte(n) 4. md. für alte frauen: 'alte tante' Follmann lothr. 211; 'groszmutter' rhein. wb. 2, 1312. gelegentlich pejorativ: du dumme gotten 'dumme person' Fischer schwäb. 3, 764. hierher vielleicht auch als bezeichnung für ein mädchen überhaupt (oder zu götin?):
botz visch, bis gotwilkummen, goͤtte!
Wickram w. 4, 67 Bolte.
4)
der plural des fem. steht gelegentlich für die paten oder patenkinder beiderlei geschlechts, vor allem, aber nicht ausschlieszlich, md., wo für das mask. sonst die nachkommen von lat. patrinus stehen:
wa si ouch ...
armer vrouwen kinder vant ...
di kinde si zuͦ gotten nam
hl. Elisabeth 2362 Rieger;
nw horet vort de rede myn,
we Galien goden waren!
Karlmeinet 209, 4 Keller;
so sie ir gotten nit fliszlich hermanen solichs zu myden (15. jh.) altdt. blätter 1, 58; der junge versprach's bei allen drei gotten Rosegger als ich jung noch war (1895) 146. — in übertragenem gebrauch in satirischer dichtung: (die 'Union' spricht nach ihrer auflösung:)
bin endlich in die stadt Heilbronn
mit gar geringer freud und wonn
in meiner eltern und goden schosz
aus nichts nichts worden schlecht und blosz
(1621) dreiszigjähr. krieg 134 Opel-Cohn.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1953), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 990, Z. 28.

göte, m.

göte, m.,
patrinus, compater, pate; filiolus, männlicher täufling. der überwiegende umlaut im mask. gegenüber der umlautlosigkeit im fem., die daneben im mask. auftretende form auf -in, sowie götel (s. d.) und schlieszlich die dem fem gote gegenüber spätere bezeugung (seit dem 12 jh.) lassen das mask. als ableitung vom fem. erscheinen, s. gote, f.; göte also 'der zur gota gehörige'. der vokal ist ursprünglich kurz, der dental meist, wenn auch nicht ausschlieszlich, geminiert; die umgelauteten formen überwiegen von anfang an: göte Alexius A 162 Massmann; götte dt. volksbücher 231 Bachmann-Singer; göt (obd. 1433) Diefenbach gl. 417ᵃ; göt, götte (obd. 15./16. jh.) n. gl. 283ᵃ; götte Maaler teutsch spr. (1561) 188ᵈ; Frischlin nomencl. (1586) 201ᵇ; gött Schottel haubtspr. (1663) 155. nicht umgelautete formen sind nur in älteren belegen häufiger: got Wolfdieterich 1241, 3 (var.) Holtzmann; dt. volksbücher 137 Bachmann-Singer; gotte Schwabenspiegel 345 Wackernagel; goten, var. guten (g. sg.) Ottokar österr. reimchron. 70 388 Seemüller; gotte (obd. 15. jh.), gott (md. 15. jh.) Diefenbach gl. 417ᵃ; gotte Aler dict. (1727) 1, 974; in jüngerer zeit erscheinen nicht umgelautete formen nur noch gelegentlich mundartlich: gott(e) Fischer schwäb. 3, 764; god, got Unger-Khull steir. 297. seit dem 16. jh. findet sich manchmal dentalerweichung: goden J. Agricola sprichw. (1534) 72ᵇ; goͤdi (bair.-oberpf. 1689) bei: Frommann dt. maa. 7, 243; göd (oberösterr.) ebda 2, 8; (oberbair. 19. jh.) K. Stieler ged. 1, 39 Reclam; Anzengruber ges. w. (1890) 8, 34, wohl verbunden mit vokaldehnung, die heute bair.-österr. maa., Lexer Kärnten 119, Schöpf Tirol 201, seltener alem. maa., bei Fischer schwäb. 3, 764, zeigen; daneben mundartlich diphthongierung: kärnt. göite Frommann dt. maa. 2, 347; goud Stauf v. d. March nordmähr. 46; geit Schröer beitr. z. dt. ma. d. ungr. bergl. 55; selten alem.: gäuti s. v. gotta Tobler Appenzell 230; alem. dagegen gelegentlich mit entrundetem vokal: getti Baumgartner Berner Seeland 36; Henzen Freiburger ma. 88; gede s. v. gotte Fischer schwäb. 3, 764; selten bair. ged s. v. gott Schmeller-Fr. 1, 962. im alem. überwiegt kürze des vokals und gemination des dentals wie im grundwort gote, f. göte flektiert regelmäszig als n-stamm. daneben kennt das alem. als mask. personalbildung ein dim. gotti, götti, das im n. sg. nur bei erhaltung des auslautenden -i von dem n-stamm göte zu unterscheiden ist. vielleicht ist dieses diminutiv erst umgedeutet aus einer alten zugehörigkeitsbildung auf -īn, wie sie in lieber göttin min Wolfdietrich D 6, 182, 3 (var.) Jänicke; der ward göttin Th. Platter 66 Boos hervortritt. im übrigen ist auch sonst diminutiv- und zugehörigkeitsbedeutung nicht sicher zu scheiden: gotti voc. opt. 14ᵇ Wackernagel; götti Basler chron. 4, 371; göty ebda 7, 9; göti Pestalozzi s. w. 1, 84 Buchenau-Spr.; götti Zschokke s. ausgew. schr. (1824) 28, 111 anm.; Gotthelf s. w. 4, 160 Hunziker-Bl.; vgl. götti schweiz. id. 2, 527; götte, götti Martin-Lienhart elsäss. 1, 246; Fischer schwäb. 3, 764 s. v. gotte. dazu die flexionsformen: d. sg. götte Hansjakob bauernblut 181; a. sg. götte ebda 180; götti Gotthelf s. w. 6, 33 Hunziker-Bl.; n. pl. göttene Gotthelf ebda 1, 15; pl. götti, götteneⁿ schweiz. id. 2, 527. eine andere mask. personalbildung sieh s. v. götel, m. göte, m. ist in mhd. und nhd. zeit im obd. heimisch neben gleichbedeutendem tot(t) (sieh s. v. dote teil 2, sp. 1312), das nach norden bis ins hess. hineinreicht (s. Vilmar Kurhessen 75 s. v. doede), während göte, m. im md. nur vereinzelt auftritt als köln. jǫt rhein. wb. 2, 1312 s. v. gote, im pl. goden Karlmeinet 209, 4 Keller und in der komposition gothpflichten Jac. Grimm an Wigand in: briefw. 154; es wird im md., nd. und nl. begrenzt durch pfetter, petter, pate, peet, die als nachkommen von lat. patrinus, pater aus einer älteren gall.-frk.-rhein. kirchensprache stammen (vgl. Frings Germania Romana 139) und die ihrerseits nach süden bis ins alem. vordringen. dagegen ist das fem. gote nicht nur im obd., sondern in mhd. zeit auch im rhein., mnd., mnl. heimisch, sieh oben s. v. gote, f.; es ersetzt hier das neben dem (zu lat. patrinus stimmenden) mask. pfetter usw. fehlende dt. fem. zu lat. matrina; es wird erst im nl. durch meter matrina (Verwijs-Verdam 4, 1516; woordenboek 9, 631) eingeschränkt und schlieszlich unter dem druck neuer bildungen (nl. doopmoeder, md. und nd. fem. bildungen zu pate, petter) auf das rhein. zurückgedrängt. zur sache des pateninstituts (einrichtung; geistliche verwandtschaft zwischen dem täufling einerseits, den paten und dem taufenden priester anderseits, eheverbot bei geistlicher verwandtschaft; pflichten der paten; brauchtum) vgl. s. v. taufe realencycl. f. prot. theol. u. kirche 19, 447 Hauck, s. v. pate rel. in gesch. u. gegenw. ²4, 1000, lex. f. theol. u. kirche 7, 1026 Buchberger, s. v. taufe ebda 9, 1018. — taufzeugen, seit dem 2. jh. erwähnt, seit dem 5. jh. zur ständigen einrichtung geworden, werden im 8./9. jh. gegenstand einschneidender bestimmungen; erst in der folgezeit scheinen sich die deutschen bezeichnungen eingebürgert zu haben. für die benennungen der taufzeugen besteht zunächst eine strenge scheidung zwischen gevatero 'compater' (bzw. gevatera 'commater'), d. h. dem taufzeugen in der beziehung zu den eltern des täuflings, und toto, göte, phetter(in) u. ä. 'patrinus, adpater' (bzw. tota, gota 'patrina, admater'), d. h. dem taufzeugen in der beziehung zum täufling; so schon im summ. Heinr. ahd. gl. 3, 68; 177 St.-S. (hier noch nicht das mask. göte, sondern nur das fem. gota, für das mask. stehen toto, phetterin), aber auch noch im Straszburger voc. (um 1500) A 3. mhd. götte greift gelegentlich auf den geltungsbereich von ahd. gevatero über (s. u. 2 b), das seinerseits seinen bedeutungsbereich erweitert (vgl. s. v. gevatter teil 4, 1, 3 sp. 4640).
1)
die meisten und vor allem ältesten mhd. belege lassen eine ausgesprochen sakrale bedeutung des wortes erkennen, das ganz allgemein den träger der geistlichen vaterschaft meint; göte kann geradezu den taufenden geistlichen bezeichnen:
er (der papst Siricius) touftez kint mit sîner hant
unt wart sîn göte do genant
Alexius A 162 Massmann;
bei den folgenden belegen ist es zwar unsicher, ob der geistliche täufer oder taufzeuge ist, aber es ist bezeichnend, dasz der göte in diesen fällen stets ein geistlicher ist: hât aber ein pfaff ein tochter, ein man nimptz wol ze ê, ist ech der pfaff nit göczi Schwabenspiegel 345, 96 Wackernagel; ein kind ..., des goͤtti was der bischoff von Bassel (15. jh.) Basler chron. 4, 371;
nû bat diu herzogin,
daz daz kindelîn
an eines goten stat
von Salzpurc bischolf Kuonrât
ûz der toufe solde heben
Ottokar österr. reimchron. 70 388 Seem.
auch in dem folgenden beleg liegt eine allgem. bezeichnung des geistlichen verwandtschaftsverhältnisses vor, und zwar in der doppelten beziehung auf den schutznatron St. Georg und auf den ritter Jörge als den paten Wolfdietrichs:
herre sant Jörge, du solt mir bî gestân, ...
du hüeb mich ûz der toufe, lieber göte mîn:
hilf mir gnædiclîchen, mac ez dîn wille gesîn
Wolfdietrich D 6, 182, 3 Jänicke.
in teilen der Schweiz wird heute noch der pfarrer von seinen täuflingen herr götti genannt, vgl. Tschumpert bündner. id. 620; schweiz. id. 2, 527. nur dem äuszeren anschein nach gehört ein jüngerer beleg hierher, der aber sicher zu 2 zu stellen ist: da begegnete ihm der liebe gott, und sagte: ich will der goͤtt deines kindes werden, und will einen doctor der heiligen schrift aus ihm machen, und er soll ein heiliger werden im himmel Aurbacher ein volksbüchlein (1835) 167.
2)
der männliche taufzeuge, in kath. gebieten auch der firmpate (vgl. die ma.-wbb.); nach den literarischen belegen lassen sich beide gebrauchsweisen nicht trennen, zumal in vielen fällen die gleiche person tauf- und firmpate ist.
a)
in beziehung auf den täufling; zunächst nur vereinzelt belegt, setzt sich göte in dieser verwendung schnell durch:
do gewan er im ze göten   den grâven Wülfîn
unde ouch von Galitzen   ein edel marcgrâvîn
und den ritter Jörgen,   gar ein biderben man
Wolfdietrich B 173, 1 Jänicke;
ein frommer liebhabender der warheit Egidius Meier ... ward goͤttin Th. Platter 66 Boos;
unser goͤtte by dem touff
lernendt offt den narren louff
die selben kindly, die sy heben
Murner narrenbeschwörung 17 ndr.;
da sprach er zuͦ seiner muͦter, liebe muͦter gang zuͦ den götten, sie sein ietz in rat bei einander, bit sie für mich, das sie mir genedig seien Pauli schimpf u. ernst 188 lit. ver.; der vetter geht, wenn er götti sein musz J. Gotthelf s. w. 4, 160 Hunziker-Bl.; die firmung ist zu einer willkommenen gelegenheit geworden, von einem tunlichst reichen göden sich beschenken zu lassen J. Scheicher erlebn. (1907) 1, 153.
b)
so wie gevatter schon mhd. in den geltungsbereich von göte eingreift (sieh s. v. gevatter I 1 b u. c, teil 4, 1, 3, sp. 4644), so wird göte in nhd. zeit auch für den taufzeugen in der beziehung zu den eltern des täuflings verwendet: der wirt und der landjäger sind wie zwei finger an einer hand, einer ist des andern götti, da schickt es sich begreiflich nicht wohl, den gevattersmann zu verklagen J. Gotthelf s. w. 14, 35 Hunziker-Bl. bezeichnend für diese mischung der bedeutungssphären sind doppelformeln: sie hat diesz buͤbenstück jres mannes jrem gefattern oder goden, so jr das kind ausz der tauff gehebt, gesagt Seb. Franck sprichw. (1541) 2, 78ᵇ; Gottlieb der ritter ward selbs goͤtti oder pfetter Wickram w. 2, 8 Bolte.
3)
der täufling männlichen geschlechts:
daz sie dester gerner züge den lieben göten sin
Wolfdieterich 223, 4 Holtzmann;
und nam syn götti, des graffen sun, und wollt in han fur syn eygen kynd (15. jh.) dt. volksbücher 118, 14 Bachmann-Singer; grosz geht's her, wenn eine ... gutmüthige muhme kommt, oder gar die gevatterin, um einmal ... den kleinen 'göden' anzuschauen Rosegger schr. (1895) I 4, 88. nhd. tritt dafür häufiger die diminutivform ein, vgl. s. v. götlein.
4)
übertragen auf männliche personen überhaupt, meist pejorativ: götte s. v. obtusus ingenio Schöpper synon. 8ᵃ Schulte-K.; mundartl. 'kerl, gesell, kumpan' s. v. götti 5 schweiz. id. 2, 531; 'ungeschickter mensch, lump, lausbub ...' Martin-Lienhart elsäss. 1, 246; in der gaunersprache 'genosse', 'gauner' Avé-Lallemant gaunerthum (1858) 4, 545.
5)
zu göte, m. bildet das mhd. ein kollektivum götide, n., das sowohl die gesamtheit der paten eines täuflings bzw. der patenkinder eines paten bezeichnet als auch (seltener) den einzelnen paten bzw. das patenkind ohne rücksicht auf das geschlecht: dv zwelftiv (sünde) heizit vnkivschekeit began mit ... goetiden bîhtebuoch 35 Oberlin; unnd sünst weder frau noch man sullen chainem gotteit mer geben dann zwelf pfenning stadtrecht v. München (14. jh.) art. 429 Auer; vgl. gottat, gotteit Schmeller-Fr. bair. 1, 962 s. v. gott; das schweiz. bewahrt diese bildung: dagegen sei sie (die mutter) aber auch gut gege de kindbettere und gege de göttertene Gotthelf s. w. erg.-bd. 2, 67 Hunziker-Bl.; vgl. götterti, göttelti, götteti schweiz. id. 2, 527 s. v. gotte.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1953), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 992, Z. 37.

goti, n.

goti, n.,
s. götlein, n.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1953), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 997, Z. 48.

göti, m.

göti, m.,
dim. zu göte 'pate', s. göte, m.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1953), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 997, Z. 49.

gotten, vb.

gotten, vb.
1) im älteren deutsch gelegentlich wie häufigeres vergotten (s. d.). als 'vergöttlichen', auf Christus bezogen: das ist, her (Christus) heizet ein gemenschet got und heizit ein gegotit mensche dt. mystiker 1, 27 Pf.; (1369) bei A. Schönbach miscell. a. Grazer hss. 18. in der anwendung auf den spätrömischen kaiserkult, 'ein gott werden' bzw. 'zu einem gott erklären': aber bald darnach ward er (kaiser Claudius) mit vergift getödtet und doch gegottet von den Römern, daz wir heissen geheiliget, darum ward er divus genennet H. Steinhöwel chron. (1531) 8ᵇ; und inen (den medaillen) das wort divus auffgesetzt, welche seind so man selig, geheiliget, und gegottet achtet Gholtz lebendige bilder (1557) vorr. 3ᵇ. mit beziehung auf den gläubigen menschen soviel wie 'gottförmig machen': daz ist die liebi, die den menschen göttet, daz ist gotförmig macht (ende 15. jh.) in: Alemannia 9, 221 mit weiteren belegen aus der gleichen quelle. im 17. jh. schon ungebräuchlich, vgl. Stieler stammb. (1691) 686. 2) vornhd. vereinzelt auch intrans. 'gott sein': o du wessendes weszen, o du lebendes leben, o du lüchtendes liecht, o du gottender gott (von Christus) (14. jh.) in: dt. philolog. im aufrisz 2, 1616. 3) mundartl. 'bei gott schwören', 'fluchen', vgl. schweiz. id. 2, 523; Fischer schwäb. 3, 765.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1954), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1150, Z. 70.

göttern, adj.

göttern, adj.
'göttlich' im sinne eines substanzbegriffs, 'gotthaftig, gotthaltig', von Christus gebraucht; eine bildung Luthers nach art der stoffbezeichnenden adjektiva: das ist das dritte mal, das er (Paulus) Christum eynen gott predigt. er hatt gesagt tzum ersten, alle wellt sey durch yhn gemacht, darnach, er sey eyn gottern glantz unnd gottern bild (Ebr. 1, 2; 3) w. 10, 1, 1, 158 W.; ein gotteren bild 11, 225; aber hie ist Christus das ebenbilde des vaters also, das er seines gottlichen wesens bilde, und nicht aus einer andern natur gemacht, sondern ist (wo mans reden solt) ein göttern bilde Luther 50, 277 W.; vgl. auch Diez Lutherwb. 2, 150ᵃ. in der nachfolge Luthers: denn der sone gottes ist das wesentlich ebenbild oder göttern contrafactur Mathesius Sarepta (1571) 56ᵃ; 59ᵇ; 61ᵃ. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1954), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1181, Z. 40.

göttern

göttern,
gottern, vb., iterativbildung zu gotten (s. d.), vereinzelt im älternhd.: sacrificare gotteren (16. jh.) Diefenbach gl. 506ᵇ. bei Luther 'göttlich machen, göttliche art verleihen': (im abendmahl) issest und trinckest (du) fleisch und blut, das göttert, das ist: es gibt die art und krafft der gottheit 33, 188 W.; vgl. durchgottert 46, 173 (neben durchgottet 45, 540).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1954), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1181, Z. 54.

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Zitationshilfe
„gote“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gote>.

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