Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

mittel, n.

mittel, n.
medium, remedium, via, praesidium, opes. das ahd. mittil ist nur als adjectiv vorhanden, mhd. mittel erst ist daneben noch subst. neutr. (und fem.); ags. findet sich ein masc. middel medium, media pars (Grein sprachsch. 2, 249). die bedeutung des aus dem adj. hervorgegangenen subst. mittel deckt sich zum theil mit mitte (s. d.), wiewol ursprüngliche begriffsverschiedenheit waltet, und mittel eigentlich örtliche, mitte zuständliche bedeutung hat; das letztere entfaltet sich auch erst mehr in der neueren sprache, wo mittel seinen begriff nach einer andern seite hin ausbildet (vergl. nachher nr. 8 und folgende). mittel bezeichnet
1)
den mittleren theil oder punkt eines raumes (wie mitte 2): centrum, ein mittel ynne Dief. 113ᵃ; centrum, ein mittel nov. gloss. 85ᵃ; mittel, medium. voc. inc. theut. n 8ᵃ; der umme gende tanz ist ein ring oder cirkel, des mittel der tufel ist. altd. bl. 1, 52; das mittel im rad, die nab, modiolus. Maaler 292ᶜ; das mittel eines schirmschilts, umbo. ebenda; und gott sprach: es werde das firmament in dem mittel der wasser (fiat firmamentum in medio aquarum). bibel von 1483 5ᵃ (1 Mos. 1, 6); was oder wo erden ist, es sei auf dem boden des meers, im grabe der todten, oder im mittel der erden, da ist mein (gottes) fusbank. Luther 3, 351ᵃ; das gott sei gros, hoch, weise, gut, gerecht, und sei alles sein, was im himel, auf erden, und im mittel ist. 8, 16ᵇ; so solt jr nu messen auszen an der stad von der ecken gegen dem morgen zwei tausent ellen, .. und von der ecken gegen mitternacht zwei tausent ellen, das die stand im mittel sei. 4 Mos. 35, 5; sihe, ein volk kompt ernider aus dem mittel des landes. richt. 9, 37; Aetolia beruͤret Acarniam, durch welches mittel der goltreich flusz Pactolus fleüszt. Frank weltb. 82ᵇ; auf einer seiten des bergs Syon was der tempel Salomonis als ein mittel zwischen der burg und der undern statt. 176ᵃ; die frucht wechst im mittel des stammens. 201ᵃ; (es haben etliche) nit on ursach dise statt das mittel desz lands genannt. Reiszner Jerus. 1, 1ᵇ; dasz die ägyptischen bildhauer den .. stein .. auf dessen mittel von einander gesäget. Winkelmann 3, 116;
ans monden rand und mittel.
A. Gryphius (1698) 1, 98;
da, wo das mittel fast der engen hölen ist.
Hoffmannswaldau getr. schäfer 88;
im mittel eines thals von himmel-hohem eise.
Haller schweiz. ged. 41;
im mittel dieser rosenhecken
ergosz das wasser sich auf goldbestäubtem sand
aus manchem kleinen arm in ein geraumes becken.
Wieland 17, 20 (Idris 1, 18);
im bair. jetzt noch das mittel, z. b. centrum einer scheibe: das mittel treffen. Schm. 1, 1692 Fromm.; in bildern auf dem grunde einer räumlichen vorstellung: wenn nu Christus auch also im mittel aller creatur sesze, gleich an einem ort, wie das bleslin oder fünklin im crystall. Luther 3, 460ᵇ;
ist unser Amor gleich an beiden augen blindt,
so trifft er dennoch wol das mittel in dem herzen.
Opitz 2, 220;
disz schiff (die kirche gottes einem schiffe verglichen) gestaltet sich von vornenher gar schmal,
dan von dem Adam an hat sich der christen zahl
dem mittel zu vermehrt; bald wieder abgenommen.
Rompler 207;
mit dir eilt ich zugleich ins mittel der gefahr.
(die mathematik) ist eine aus dem mittel aller erkenntnisse herausgenommene wissenschaft. Kant 8, 121.
2)
mittel, an körpern und körpertheilen (wie mitte 3): mittel an dem houpt, interciput, vulg. scheitel. voc. inc. theut. n 8ᵇ; in Augsburg bei den metzgern heiszt das mittel im diech das kreuzstück am hochbalg. Birlinger schwäb.-augsb. wb. 116ᵇ; gern vom menschlichen körper: diese statue war unter der hüfte, bis an die scham herunter, auf ihr mittel getheilet, und hernach wiederum an diesem orte zusammengesetzet. Winkelmann 3, 117;
Lupa heiszt zwar eine wölfin, doch die nie pflegt zu zerreiszen,
nur die gerne starke männer pflegt im mittel an zu beiszen.
Logau 2, 143, 9.
3)
mittel, in bezug auf menschliche umgebung (wie mitte 4), namentlich in den formeln im mittel, ins mittel (mitten unter). springt es (das ross) in mittel syner fynd. Cyrill. 6ᵇ; glych nach disen worten luff das rosz in mittel der fynd. 28ᵇ; denn Christus saget, wo zween mit einander eines sind auf erden, da bin ich in irem mittel. Luther 1, 310ᵃ; dein herrschaft sol sein in dem mittel deiner feinde. 92ᵇ (auslegung des 110. ps., vorher mitten unter deinen feinden. 89ᵃ; später ps. 110, 2 herrsche unter deinen feinden); die schriftgelerten und phariseer brachten ein weib zu jm, im ehebruch begriffen, und stelleten sie ins mittel dar. Joh. 8, 3 (ἐν μέσω); da man lange nicht gessen hatte, trat Paulus ins mittel unter sie. ap. gesch. 27, 21;
ein hennen stelt ins mittel dar (Venus in den kreis der götter).
B. Waldis Esop 4, 93, 10;
namentlich der gesellschaftliche kreis, innerhalb dessen einer steht; auch hier gewöhnlich die formeln im, aus dem mittel, und selbst mit auslassung des artikels selten aus mittel (sie wollten nicht unterlassen, aus mittel ihrer geheimbten räthe einige deputiren, welche mit mir daraus conferiren sollten. Spörckes diarium v. 10. jan. 1668 bei Köcher gesch. v. Hannover 1884 1, 694): zu dem nit unwissend dasz viel gutherzige in ewerm mittel. Kirchhof mil. disc. 87; wie jhr solche ungehorsame .. in ewrem mittel nicht duldet. 223; dasz diese gesellschaft (die jesuiten) ein rechte monarchia seie, und mangel ihr nichts, als dasz nur vollends ein papst aus ihrem mittel gewählet werde. Opel u. Cohn 391; welches sie (die edelleute) vor eine grosze schmach aufnahmen, und dem herzogen uber der tafel durch etliche aus jhrem mittel verweisen lieszen. Zinkgref apophth. 1, 432; dasz, wann die allmosen unter die armen ausgetheilet werden, allemahl einer ausz ihrem mittel der lesen und schreiben kan, auftrete, und ihnen ein hauptstück aus dem kindercatechismo Lutheri ... vorlese. Schuppius 187; einen bischoff aus dem mittel der königl. capellanen nehmen. Hahn hist. 1 (1721), 301; es würde noch itzo aus dem mittel desselben (des römischen pöbels) ein haufen der streitbarsten und unerschrockensten krieger zu sammeln sein. Winkelmann 3, 62; da sich .. die Aegypter unter des Cambyses nachfolger mehr als einmal empörten, und sich könige aus ihrem mittel aufwarfen. 71; wenn zehen millionen menschen urtheilen, dasz zwei oder drei aus ihrem mittel narren sind, so sind sie es. Wieland 1, 166; einen menschen aus ihrem mittel zu verbannen. 2, 133; der wackerste und beste aus ihrem mittel. 7, 183; eben deswegen hielt man, sowohl zur ehre der stadt und republik Abdera, als mancherlei anderer vortheile wegen, für nöthig, eine komödien- und tragödienfabrik in ihrem eigenen mittel anzulegen. 19, 263; eine (sekte), die sogar von den juden selbst aus ihrem mittel ausgestoszen worden. 27, 291; märtyrer, wie sie einen jeden aus ihrem mittel nannten, der deszwegen, weil er sich zum christenthum bekannte, etwas leiden muszte. 28, 42; dann verkleideten wir einige aus unserm mittel. Göthe 18, 40;
ein biedermann, ein biedermann, disz war ein alter tittel:
o derer, die bald schwarz, bald weisz, hats noch in unserm mittel.
Logau 3, 204, 78;
selten in freierer stellung für gesellschaft, kreis:
also ward Jupiter dein vater aufgenommen,
zum himmel, da er herrscht; so ist Alcides kommen
in eures mittels schaar.
Opitz 1, 103;
militärisch mittel, die hauptmenge eines heeres, im gegensatz zu vortrab und nachtrab: wo der vortrab des morgens aufbrach, rückte abends das mittel ein, welches am folgenden tage dem nachtrabe wieder platz machte. Schiller hist.-krit. ausg. 7, 309.
4)
mittel in solcher bedeutung (3) manchmal auch im plur., ähnlich wie kreis in demselben sinne im plur. gebraucht wird (th. 5, 2148): die canonici machten entweder jemand aus ihren mitteln, oder auch einen fremden zum bischoff über sich. Hahn hist. 1 (1721), 178; dem andern war es ärgerlich, gekrönten häuptern viel voraus zu lassen; er glaubte bei sich zu fühlen, dasz gewaltsame leidenschaften und erhabne gedanken nicht mehr für sie, als für einen aus seinen mitteln wären. Lessing 4, 110; wählt ein dutzend, oder wie viel ihr wollt, aus euern mitteln, die das grosze werk mit gesammten kräften unternehmen. Göthe 14, 114.
5)
mittel, kreis von zunftgenossen, handwerkszunft; vornehmlich schlesisch: mittel, zunft, societas, collegium. Steinbach 2, 67;
Pica nahm ihr einen gärber, selten gärbt er oder nie,
trieb vielmehr als wie ein bütner stäb und prügel über sie.
sie besprach das mittel drum, dasz er handwerksrecht nicht hielte.
Logau 2, 125, 30;
mit bezug darauf und zugleich mit obscöner anspielung:
Simpel kan bei keinen zechen irgend in ihr mittel kummen;
seine fraw hat in ihr mittel, eh sie ihn nam, wen genummen.
3, 138, 1.
bergmännisch: mittel, bei den bergwerkern, ihre ganze zunft und handwerk. Frisch 1, 666ᵃ; in Aschersleben ward der stadtrat in drei mittel, d. i. classen oder ordnungen, getheilt. Adelung. — mittel auch die lade mit dem verzeichnis der zunftmitglieder und der zunftverfassung: hauptmittel, hauptlade, corpus opificum, kleine mittel, exiguum opificum corpus in aliquo loco. Frisch a. a. o.
6)
mittel, bei zeitlichen begriffen (vergl. mitte 5):
dô dî nacht daʒ mittil lîf
und al dî burcdît herte slîf.
Jeroschin 8598;
nim mich nit hinn in dem mittel meiner tage ... die aber noch cleben an diszem leben und dasselb liebhaben, seind noch in dem mittel irer tag. Luther krit. gesamtausg. 1, 205, 1; dasz jener (Alexander der grosze) gleich im mittel seines laufs als sighaft gestorben, der ander aber (Pompejus) an seinem ende überwunden worden. Butschky kanzl. 884; dasz man von dem anfang der Pariser hohen schule vor das mittel und ende des XIII. jahrh. nichts zuverlässiges wisse. Hahn histor. 1 (1721), 18; bei begriffen der dauer, und erstreckung, und hier gern mit anfang und ende formelhaft gebunden, zur bezeichnung eines völligen verlaufs:
(gott) mache dirre wirtschaft
mit sîner gotelîchen kraft
genædiclîchen ûʒganc;
ir mittel und ir anevanc
sint beide süeʒe mir gewesen.
K. v. Würzburg Part. 1068 Bartsch;
der zeit anfang, ende und mittel. weish. Sal. 7, 18; der fragt jn, wie jm gelungen were; er sagt jm anfang, mittel und ende. Wickram rollw. 66, 17; dasz er euwer fürnemmen, anfang, mittel und end, nach dem aller besten und glückseligsten schicken wölle. b. d. liebe 242ᵃ; das heutige gold machen ist eine kunst ohne kunst, deren anfang bestehet in vielen schwatzen und versprechen, das mittel in lügen und aufschneidereien, das ende im betteln. Schuppius 116; wenn ich ihnen versichre, dasz sich dreiszig andere (stücke) nicht viel erträglicher anfangen, dasz in allen mittel und ende dem anfang vollkommen gemäsz sind. Lessing 6, 231; ich besann mich indesz noch zu rechter zeit, dasz die theologie eine göttliche wissenschaft sei, und dasz sie, als solche vermuthlich, wie der liebe gott selber, weder anfang, mittel, noch ende haben würde. J. D. Falk Johannes v. d. Ostsee 1 (1805), 148; erst mittel und ende klären die finsternisse des anfangs auf. Göthe 36, 43;
[on] anfang, mittl und on end
bis du herr, dein gnad mir send.
d. städtechron. 5, 66, 21;
hilf selbst das beste raten,
den anfang, mittl und ende,
ach herr, zum besten wende.
P. Gerhard 60, 35;
so schnell als uns der mund, so langsam sind die hände:
der anfang brennt und glüet, das mittel mit dem ende
verkehrt die kält in eisz.
A. Gryphius (1698) 1, 63;
es gehört zu jeglichem sacrament
geistlicher anfang, leiblich mittel, fleischlich end.
Göthe 13, 74.
7)
mittel in abstracter bedeutung (wie mitte 6), das gleichmäszige innestehen zwischen zwei entgegengesetzten begriffen: sein hâr hât ain mittel zwischen vil und wênig, zwischen sleht und kraus, zwischen weiʒ und swarz und ist lind. Megenberg 51, 5; des paums rind ist niht gar rauch noch zemâl sleht: si hât ain mittel under den zwain. 324, 25; denn er spricht, dasz alle werk auszer gnaden böse sind: so müssen die in der gnaden gut sein, so bleibt kein mittel. Luther br. 1, 315; denn der ruhm und das geschrei sind geschwister der riesen, die von keinem mittel wissen, sondern eitel wunderwerke oder miszgeburten gebähren, nehmlich des lobes oder der verachtung. Lohenstein Armin. 1, 185; er kannte kein mittel zwischen dem nothwendigen und unnüzen. Lessing 5, 409; ist denn kein mittel? musz denn der mensch eines von beiden, hassen, oder lieben? gleichgültig wollen wir einander bleiben. 1, 388; das mittel zwischen herrschen und dienen, selbständigkeit, ist bedürfnis meiner natur. Pestalozzi 7, 38; die gleichmäszige enthaltung von einer hinneigung zum einen oder andern: Katharina .. erwählte den staatsklugen ausweg, sich keiner von den beiden parteien zum werkzeug gegen die andere herzugeben und durch ein wohlgewähltes mittel zwischen beiden den meister über sie zu spielen. Schiller hist.-krit. ausg. 9, 251; das mittelmasz in bürgerlichen einrichtungen:
nicht cron noch kittel (weder hoheit noch niedrigkeit will ich),
ich wil ins mittel.
Seladon (Grefflinger) weltl. lieder 1651, anhang 2;
in der natur:
ein selig mittel schränkt die andern zonen ein (die gemäszigten, gegenüber der heiszen und kalten).
Wieland 1. suppl.-bd. s. 185;
im empfinden, denken, handeln, leben; das mittel, mittelmäszigkeit, mediocritas, modus Maaler 292ᶜ; und hier gern in den formeln das mittel halten, treffen, mittel und maasz halten, tenere vel retinere modum, das mittel halten, medium tenere, das mittel träffen, masz halten, sequi temperamentum. ebenda; in der selbin zweiunge vant her doch wislich einen mittelwec, daʒ werltlich louft zu deme rechte da hindene nicht enbleib. ouch versumete her nicht waʒ sich zu himelischen dingen mochte gezie, des her in zukunftiger zit dorfte erschrecke. alsus hilt her daʒ mittel zu gemeinem nutze rittern borgern und geburn. Ködiz 17, 5; gewisse poetische köpfe haben sich ein goldnes alter, ein idealisches Arkadien, ein reizendes hirtenleben geträumt, welches zwischen der rohen natur und der lebensart eines gesitteten und sinnreichen volkes das mittel halten soll. Wieland 1, 149; man kann das mittel treffen. pers. rosenth. 3, 10; im gegensatz von zu wenig und zu viel u. ähnl.: ein frau hat es von art, das sie nit mag das mittel halten, entweders zu vil liebes, wenn sie gerümet wirt oder aber zu vil neides und ungunstes, wenn ir ir gebresten werden gezeigt. Keisersberg seelenpar. 72ᵃ; in jenem mittel zwischen zu viel und zu wenig. Wieland 8, 202;
geprechlich ist wenig und vil,
im mittel stet der tugent zil.
des rechten wegs fehlt ihr all beid,
weil Stapolenses saget frei,
die miltigkeit im mittel sei.
du bist zu milt und der zu karg.
H. Sachs fastn. sp. 1, 96, 464;
nicht gar zu milt, auch nicht zu karg!
wann zu viel ist uberal arg;
sonder das man im mittel leb.
2, 48, 319,
8)
mittel, der zwischenraum zwischen zwei trennenden gebieten, das was zwischen entgegengesetztem, trennend, oder verbindend liegt: mittel, intermedium Maaler 292ᶜ (sonst als zwischenmittel übersetzt Dief. 304ᵇ, nov. gloss. 219ᵃ): o vater unser, der du bist in den himeln, wir deine kind auf erden, von dir gesondert im elend, wie ein gros mittel ist zwischen dir und uns, wie sollen wir jmer heim komen zu dir in unser vaterland? Luther 1, 88ᵃ; vornehmlich bildlich (vergl. auch das verbum mitteln), wie heute mittelweg, mittelstrasze: wolan, wer den Christum, das liebe kindlin, auf sich geladen hat, der mus jn entweder gar hinüber durch das wasser hindurch tragen, oder ersaufen, da ist kein mittel. 5, 313ᵃ; gern in festen formeln.
a)
ins mittel bringen, herzu bringen zur erfüllung, vereinigung, dazwischen bringen: liesze alsobalden seine rähte berufen und raht halten, da funden sich von stund an die allerweisesten und vernünftigsten die jemahlen gelebet, und brachten dar allerhand opinionen und meinungen, jeder nach seiner natur und zuneigung nach in das mittel. Schuppius 419;
von redlichkeit und zucht, wer viel ins mittel bringt,
dem trit man gerne bei, wie wem der adem stinkt.
Logau 2, 218, 44 ('tugendhasz');
bei demselben auch ins mittel verehren, beibringen als geschenk:
du schelme, du bauer! so zierlichen titel
verehrten die krieger den bauern ins mittel:
nun krieger getreten in zippelpelz-orden,
sind dieserlei titel besitzer sie worden.
2, 135, 86.
b)
im mittel stehen, dazwischen stehen, vermittelnd: denn da jtzt die todten mit haufen ubernander fielen, stund er im mittel und steuret dem zorn. weish. Sal. 18, 23; ins mittel treten, dazwischen treten: er tritt ins mittel, intercedit. Steinbach 2, 66; hindernd: gesetzt nun, es käme dahin, wie es bei der vorigen parlamentssitzung beinahe gekommen wäre, wenn sich nicht einige besondere nebenursachen ins mittel geleget hätten. Möser patr. phant. 1, 19; ebenso ins mittel werfen, dazwischen werfen:
sie, als des haders apfel, warf ein gott,
erzürnt, ins mittel zwischen zwei parteien,
die sich, auf ewig nun getrennt, bekämpfen.
Göthe 9, 330;
aber auch fördernd, vereinigend: nur dann, wenn alle künste der schonung erschöpft sind, tritt die strenge ins mittel. Gotter 3, 109;
um ein gespräch mit ihr nach würden zu beginnen,
wuszt ich sogleich auf nichts mich zu besinnen.
so voll das herz mir war, so leer fühlt ich den kopf ...
ins mittel trat da noch freund magen,
doch adressierte der sich nur an ihren topf,
und bat, ihm einen trunk daraus nicht abzuschlagen.
Bürger 105ᵃ.
c)
gern besonders sich ins mittel schlagen: er schlug sich ins mittel, se interponebat. Steinbach 2, 66; da sich die frauen ins mittel schlugen, ist der streit gestillt worden, intercursu matronarum praelium sedatum est. ebenda; allein der mahler hatte die diener schon aufgeboten, die sich in voller battaille ins mittel schlugen. Chr. Weise erzn. 78 Braune; Gelanor schlug sich zuletzt ins mittel, und sagte, ihr herren, warumb zanket ihr euch, ihr habt alle beide recht. 162; indessen waren wir beide kälter geworden, einige römische edelleute schlugen sich ins mittel, und verbürgten sich, dasz er mich nicht beleidigen .. würde. Göthe 34, 66;
richtiger zu sagen,
sinds ihrer zwei, die dieses mahl,
zwei arme seelen aus der quaal
zu retten, sich ins mittel schlagen.
Wieland 9, 204;
dasz er ins mittel sich schlüge, sogleich zu verscheuchen den irrthum.
Göthe 40, 327;
der himmel schlage durch ein wunder sich
ins mittel und erleuchte dies geheimnis.
Schilelr jungfrau von Orl. 5, 7;
sich ins mittel legen, werfen: sich ins mittel schlagen, legen, in das mittel treten, intercedere, rem moderari. Frisch 1, 666ᵃ; dasz sich Ludewig von Hutten schnell ins mittel warf, um noch ärgeren streit zu verhüten. W. Hauff Lichtenstein 1, 30; ins mittel kommen, dazwischen kommen:
wie soll die glut verschwinden,
und nicht von zeit zu zeit sich auf das neue finden,
wo sonderlich der wind in dieses mittel kömpt.
Opitz 1, 44.
d)
aus dem mittel thun, davon thun: und hat uns geschenkt alle sunde, und ausgetilget die handschrift so wider uns war, .. und hat sie aus dem mittel gethan (καὶ αὐτὸ ἦρκεν ἐκ τοῦ μέσου, vulg. et ipsum tulit de medio). Col. 2, 14; aus dem mittel räumen, wegräumen: den erben ausz dem mittel reumen. B. Ringwaldt ev. F 6ᵃ; gott hat uns beide zugleich zu betrüben, aus dem mittel gereumet: dem herrn zwar eine ehe-, mir aber eine gebitende freindin. Butschky kanzl. 860; es ist diser held gestorben; und wer hat ihn aus dem mittel gereumet? 874.
e)
ohne mittel, ohne dazwischen liegendes, trennendes oder hinderndes (in der heutigen sprache durch unmittelbar ersetzt): immediate, ân mittel, on mittel, ane middel Dief. 287ᵇ; an mittel und an underlosz, immediate, sine intervallo, sine intermissione. voc. inc. theut. a 7ᵇ; ettlich comunen und stett, so on mittl dem heiligen reich zugehören. urk. Max. nr. 89 s. 83; statt Basel, die on mittel zum hail. reich gehört. absch. des reichstags von 1501 § 5; in den dingen die gott anlangen, und in welchen gott mit dem menschen, und er mit gott zu thun hat, on mittel jrgend einer creatur. Luther 4, 518ᵃ; denn für der welt haben sie (die christen) eitel jamer und herzleid, verfolgung und unglück, entweder beide von tyrannen und rotten, oder on mittel vom teufel selbs. 6, 193ᵇ; dafür werden wir on mittel jn allein haben. 243ᵃ; (ein ausleger, der) nicht ansihet, das fur her gehet, da Jacob Juda zum fürsten und lewen oder könige macht, und flugs on mittel drauf spricht, das scepter oder (hebr.) scheuet, sol von Juda nicht wegkomen. 8, 66ᵇ; wann ein fürst geteuft in der wiegen stirbt, so ist er on mittel selig. S. Frank chron. 1531 123ᵃ; sie weren zuvor, ehe und wann sie nie darein (in die hölle) kommen, ohne mittel sein eigen gewesen. Ayrer proc. 1, 6; Fridericus machte diesen ort (Monza) dem reich ohne mittel unterwürfig. Hahn hist. 3 (1723), 310; wiewohl er dieses kleine territorium dem röm. stuhl .. ohne mittel unterworfen. 4 (1724), 71; unsere vorfahren im hansischen bunde, da sie an den enden der welt ihre faktoreien hatten, erhielten nothwendig alles ohne mittel und aus der ersten hand. Möser patr. phant. 1, 12;
die seelen schienen ohne worteslaut
sich ohne mittel geistig zu berühren.
Schiller braut von Mess. v. 1538;
verstärkt ohne alles mittel, plur. ohne alle mittel: wann wir nun on alles mittel zu seinen kais. gn. und dem hailigen römischen reich gehörn. d. städtechron. 5, 248 (von 1462); welche (gerichte) aber nit oberhofe hetten und auf eins peinlichen anklegers begern die gerichtsübung fürgenommen wer, sollen bei jrer oberkeit, die das selbig peinlich gericht fürnemlich und on alle mittel zu bannen und zu hegen macht hat, rath suchen. Carolina art. 219; ein schlange, welcher bisz so giftig ist, dasz der ohn alle mittel sterben musz, der gebissen wirdt, er lasse jhm denn gleich das gliedt ... abschneiden, darinn der bissz ist. buch der liebe 188ᶜ;
man nents gewaltig, gnedig herren
mit hohem und schrecklichem tittel,
ehrwirdig fürsten on all mittel.
B. Waldis päpstl. reich F 2ᵇ;
Rinaldo kommen soll auf dem Bajard geritten,
und der soll werden denn gestellet in die mitten.
wann dem Rinaldo nun Gradasz obsiegen wird,
das rosz er mit sich denn ohn alle mittel führt.
D. v. d. Werder Ariost 30, 90, 4 (senz' altro mezzo);
der gegensatz dazu ist durch mittel, mittelbar, nicht geradezu: worum gott alles guts thut durch mittel. gott könnte uns wol ohn alle unser arbeit und mittel ernähren. Luther tischr. 2, 80 Förstemann;
nun weil es aber ist geschehen,
musz ich mit höchstem fleisz fürsehen
durch mittel, dasz ich unterkumb
das übel.
H. Sachs fastn. sp. 5, 59, 99;
mit abhängigem genitiv im sinne von vermittelst: sonder dasz es uns durch mittel des glaubens werd zugeeignet. Fischart bienk. 75ᵇ; durch mittel seiner landsknechtischen apostel von Rom. 126ᵃ; sterke si .. in hofnung deiner verhaiszungen, bis si derselben völligen geniesz bekommen durch das mittel Jesu Christs deines sunes. Melissus ps. E 2ᵃ.
9)
mittel, vermittelung: wie dem, allergnedigister konig, so wil ich in diser sach meines aigen willens nit sein, sunder das mittl der dingen (streitsachen) e. ko. mt. haimsetzen. urk. Max. nr. 29, s. 23; vorschlag zur güte: wisset jr aber andere mittel anzuzeigen, die zu diesem schiedenlicher weren, die haben wir von euch nachmals anzuhören, und uns widerumb darauf zu vernemen lassen. bei Luther 5, 110ᵇ; bair. mittel machen, vermitteln, 'ins mittel treten' (vergl. oben 8, b). Schm. 1, 1692 Fromm. vergl. auch mittelsmann, mittelsperson; mittelniederd. middel, vermittelung, ausgleich Schiller-Lübben 3, 87ᵃ.
10)
mittel, was von einem anfang aus zu einem ziele gelangen läszt, hilfsmittel: mittel, wäg, alles darnach man ein andres verhandlet, via, modus, medium, instrumentum, remedium. Maaler 292ᶜ; mittel sind alle zwischenursachen, die der mensch in seiner gewalt hat, um dadurch eine gewisse absicht zu bewirken. Kant 6, 377.
a)
formelhaft in verbindung mit weg: alsdan (hat) unser statthalter auch churfürsten, fürsten, ständen und regiment, etliche mittel und weg aufgezeichnet. absch. des reichstags von 1523, § 18; eim mittel und wäg geben zuͦ hohem ansähen ze kommen, dare alicui aditum ad summam authoritatem. Maaler 292ᶜ; ein wäg oder mittel finden, inire rationem. 292ᵈ; so kan man mittel und wege suchen, danach die handlung ist. Reutter v. Speir kriegsordn. 67; uns .. durch kein mittel noch weg bereden lassen, an diesem hof zu bleiben. buch d. liebe 247ᵃ; was dergleichen andere unzimbliche mittel und wege mehr sein. L. Sandrub kurzweil 18; solte er nicht vielmehr auf mittel und wege denken, sie zu begütigen. Chr. Weise erzn. 14 Braune; derowegen sonne sie auf mittel und wege, wie sie ihren galan ... embrassiren könte. cavalier im irrg. 127; für die nöthige vermehrung der staatseinkünfte durch solche mittel und wege zu sorgen, die den unterthanen ... die wenigste beschwerde verursachen würden. Wieland 7, 386;
weg hast du allerwegen,
an mitteln fehlt dirs nicht.
P. Gerhard 186, 26;
weder die art
von seiner theorie, noch von den mitteln und wegen
wodurch er sie erwarb, kann uns zur nachsicht bewegen.
Wieland 5, 109 (n. Amadis 15, 39);
sprichwörtlich nicht mittel noch wege wissen, nicht wissen was anfangen: nach der tannenbergischen schlacht, als der neue hochmeister nicht wege noch mittel wuste. Schütz Preuszen 106.
b)
mittel dem zweck entgegengesetzt: ohne ihn jemahls auch nur ahnden zu lassen, dasz das, was er für den zweck hielt, blosz ein mittel zu dem wahren zweck seines ordens sei. Wieland 28, 81; dasz die menschen wohl über die zwecke einig werden, viel seltener aber über die mittel, dahin zu gelangen. Göthe 23, 158; zu einem groszen zwecke wurden unzulängliche mittel angewendet. 26, 126; die menschen werden an sich und andern irre, weil sie die mittel als zweck behandeln. 49, 23; darstellung des leidens — als bloszen leidens — ist niemals zweck der kunst, aber als mittel zu ihrem zweck ist sie derselben äuszerst wichtig. Schiller hist.-krit. ausg. 10, 150; was den regenten blosz als mittel zu ihrem zweck wichtig war, war der zweck ihrer unterthanen; was der zweck der regenten war, war den unterthanen das mittel, den ihrigen zu erreichen. 8, 13; der gemeine mann hält bei seinem kirchengehen und bibellesen die mittel für den zweck. Lichtenberg 1, 195; der zweck heiligt das mittel nicht. Simrock sprichw. 668;
zum blinden werkzeug wollt er euch, zum mittel
verworfner zwecke euch verächtlich brauchen.
Schiller Wallensteins tod 2, 6;
im gegensatz zu absicht: die neuen mahler machen offenbar das mittel zur absicht. sie mahlen historie, um historie zu mahlen. Lessing 11, 139.
c)
es heiszt ein gutes, schlechtes, natürliches, gewaltsames, unfehlbares mittel; mittel haben, wissen, schaffen, anwenden; mittel zu etwas: etwas durch erlaubte mittel erlangen, honestis consiliis aliquid consequi. Steinbach 2, 66; das äuszerste mittel versuchen, ultima experiri. ebenda; ebensolche mittel nahm Salomo an die hand, seine weiszheit zu offenbaren. Schuppius 112; und wann hat ein könig oder ein ander potentat nit mittel einem armen privat kerles fortzuhelfen? 115; ich wollte ein mittel vorgeschlagen haben, dasz dem bluthund in Constantinopel solte angst und bange worden sein. Chr. Weise erzn. 25 Braune; was wir für mittel anwenden sollen, unsern unterhalt zu erwerben. Kästner verm. schr. 1, 21; ich freute mich, dasz ich ein mittel gefunden hatte, mich auf eine solche art von diesem verdrieszlichen handel los zu wickeln. Rabener sat. 2, 247; das kürzeste mittel war, einen kleinen bruch in das gesetzbuch Tifans zu machen. Wieland 7, 382; seine absichten durch gewaltsame mittel erreichen zu wollen. 383; die schicklichsten mittel das gesetz unkräftig zu machen. 394; er besasz ein unfehlbares mittel, das herz des königs .. zu bestimmen. 418; wollen wir lieber die folgen eines so groszen übels erwarten, als das einzige mittel vorkehren, wodurch wir es verhüten könnten? zu unserm glücke geben die gesetze dieses mittel an die hand. 19, 213; er verabscheut das mittel, wodurch sie gestiegen sind. Schiller kabale und liebe 3, 1; wissen sie denn gar kein einziges mittel, den major zum entschlusz zu bringen? 3, 2; ich .. eröffne ihm auch in meiner theilnahme die mittel, wie er die sache seinen wünschen gemäsz wieder ins geleis rücken könne. H. v. Kleist Käthchen v. Heilbr. 1, 1;
M. o, du kanst leichtlich helfen mir,
mich bhalten bei heuszlichen ehren.
L. durch was mittel? thu mich das lehren!
H. Sachs fastn. sp. 3, 57, 48;
sprich nicht: ich sehe keine mittel;
wo ich such, ist nichts zum besten;
denn das ist gottes ehrentitel:
helfen, wann die not am grösten.
P. Gerhard 276, 57;
bei seiner ankunft bat ein ritter ihn zu hören,
der uns zu unserm heil ein mittel wolte lehren.
Lohenstein Cleopatra s. 17, 584;
das beste mittel blieb, den himmel zu erbitten,
zu hemmen dieses schwert, das unser land bestritten.
Hoffmannswaldau getr. schäfer 15;
sie (die göttliche macht) gebe mittel an die hand,
damit mein wissen und verstand
dem nächsten einmahl glücklich dienen.
fleisz, wirthschaft und verstand entdecken schon noch mittel,
wodurch man in der welt sein ehrlich brodt gewinnt.
628;
vom himmel fallen euch die nächsten mittel (Mortimer zu Leicester).
Schiller Maria Stuart 2, 8;
nun sann er bei tage, nun sann er bei nacht
auf mittel, das mädchen der eisernen macht
der barbaren durch list zu entziehen.
Stolberg 1, 305;
wie der krieg, der euch zerstören wollte,
nun all verbindet, und wie ich, die feindinn,
das mittel bin zum innigsten vereine!
Tieck Octavian. 448;
so höre denn ein mittel, das dich rette!
Uhland ged. 442;
statt der präposition zu nimmt mittel den genetiv zu sich: darvon dem pfaffen ein grosze angst ankam, dann er wuszt seines lebens und sterbens kein mittel (wuste nicht, wie leben oder sterben). Wickram rollw. 82, 9 Kurz; sie fingen nun auch an, sich über die mittel ihrer befreiung zu berathschlagen. Wieland 1, 49;
(als) ihnen bach und wald und flur
die mittel der zufriedenheit gewährte!
Gotter 1, 177.
11)
mittel namentlich auch hilfsmittel zur genesung, zur verbesserung der gesundheit, heilmittel, vor dem 17. jahrh. wie es scheint, nicht üblich: mittel, medium, remedium, medicina. Steinbach 2, 66; ein kräftiges, durchschlagendes, unschuldiges mittel; schmerzstillende, blutstillende mittel; die ärzte versuchten indesz alle mittel, die ihnen ihre wissenschaft anrieth, sein leben zu retten. Cramer bei Gellert 10, 178; die hausapotheke, die bisher nur aus wenigen mitteln bestanden, ward bereichert. Göthe 17, 43; die ärzte, die ihre mittel erschöpft hatten, sprachen, er sei nicht zu retten. H. v. Kleist Käthchen v. Heilbr. 2, 9; er tröstete mich (wegen eines körperleidens), er gab mir mittel. W. Hauff werke 9, 80;
wenn disz mittel will helfen nicht,
so dörft mein ganze apothecken
zu ewrem handel auch nicht klecken.
Sandrub kurzweil (1618) 108;
du herr bist unser arzt!
geusz ein, geusz ein dein gnadenöl,
so wird geheilet leib und seel.
nun, du wirsts thun, das glauben wir,
obgleich noch wenig scheinen für
die mittel in der welt.
P. Gerhard 10, 88;
zeigt die mittel an,
wie man der triebe brand am klügsten kühlen kann!
Wieland 1. suppl.-band s. 185;
mittel gegen das fieber, wider die gicht; mittel zur stärkung des magens; ein sichrer beweis, dasz unsre natur ein allgemeines verderben müsse erlitten haben, weil die ordentlichen mittel, sie zu bessern, so wenig ausrichten. Gellert 6, 212; auch mittel für etwas (vergl. dazu für th. 4¹, 639. 640), theils im sinne der abwehr: ein mittel vor eine wunde gebrauchen, remedium vulneri adhibere. Steinbach 2, 66; sich vor die grosze kälte ein mittel anschaffen, ad magnitudinem frigorum remedium sibi comparare. ebenda;
wer geld zu zehlen hat, der schläft nicht leichtlich ein:
nur für desz todes schlaf, wil geld kein mittel sein.
Logau 3, 34, 72;
theils der beförderung:
indesz fand vater Zevs, den dieses unglück traf,
bei guten nymfen oft ein mittel für den schlaf.
Wieland 17, 211 (Idris 4, 1);
mit genetiv: das einige mittel guter gesundheit. pers. rosenth. 3, 6; die unbarmherzigkeit eines arztes ... der dem widerspenstigen kranken die mittel seines heils aufdringt. Gotter 3, 74.
12)
mittel, besitz, gut irgend einer art, so fern es für einen zweck verwendet wird oder werden kann; gewöhnlich im plur.: fehlen mir reichthum und macht, so mangeln mir mittel, andere glücklich zu machen. Kästner verm. schr. 1, 25; vergl. auch lebensmittel, nahrungsmittel; der besitz kann in kräften bestehen, es heiszt ein sänger, ein schauspieler hat schöne mittel, stimme und sonstige eigenschaften für gesang und darstellung, vergl. auch stimmmittel; daher auch mittel wie kraft, vermögen:
hat sich der landmann solcher that verwogen,
aus eignem mittel ohne hülf der edeln,
hat er der eignen kraft so viel vertraut.
Schiller Tell 4, 1;
die neuere sprache redet von wirtschaftlichen mitteln, darunter sowol besitz als erwerbskraft und erwerbsfähigkeit verstehend: so ergibt sich in höchst einfacher weise die forderung, dasz jeder staatsbürger, wie mit seiner person, so mit seinen wirthschaftlichen mitteln, nach kräften für die gemeinschaft einzustehen habe. G. Cohn volkswirthschaftl. aufsätze (1882) s. 104; auch früher schon hat mittel ähnlichen allgemeinen sinn: ich erinnere mich, dasz einsmals ein goldmacher sei zu einem abgesandten gekommen, und habe gesagt, wann er ihm mittel schaffen wolle, so wolle er ihme ausz einem ducaten zwei machen. Schuppius 116; die Niederlande sind hiebevor in geringem zustand gewesen. die einwohner sind wol zu frieden gewesen, wann das jahr umbgewesen ist, und einnahme und auszgabe ist gegen einander aufgangen. als sie aber durch die tyrannei desz duc de Alba, von ihren ordinari mitteln bracht worden, und sie noth gezwungen hat, auf extraordinari mittel zu denken, haben sie ihre kinder lassen allerlei künst und handwerk lernen. 59; vornehmlich versteht man aber seit dem 17. jahrh. unter mittel ohne nähere bezeichnung gut, besitz, vermögen: er ist bei guten mitteln, satis illi divitiarum est, copia rerum illi suppeditat. Stieler 1288; eigene mittel, patrimonium, facultates hereditariae, acquisitae, propriae. ebenda; viele mittel sammlen, multas opes colligere. Steinbach 2, 66; wenige mittel haben, non magnis facultatibus esse. ebenda; da die mittel des vaterlands erschöpft, exhaustis patriae facultatibus. ebenda; ich machte allerhand gedanken, worzu ich solches geld anlegen und gebrauchen wolte; ... endlich beschlosz ich, durch solche mittel Jerusalem zu beschauen, welche reise ohn gelt nicht zu vollbringen. Simpl. 2, 213 Kurz; mein rechter vatter .. (sei) von schlechter ankunft und geringen mitlen gewesen. 3, 201; sie sind ihrer mittel und väterlichen güter beraubet worden. Schuppius 501; da gleich hinder uns steht eine, die zwar an einem fusz zu kurz kommen, und dessentwegen noch hinket, aber sonst mittel halber gehet sie allen befreunden vor. Abr. a S. Clara Judas 1, 16; ich hatte meine köstlichen mittel, davon ich herrlich leben kunte. Chr. Weise erzn. 37 Braune; gott hat die mittel bescheret, dadurch du dein leben mit höchster reputation führen köntest. 63; dadurch sei er von den schönsten mitteln so elend herunter kommen. 94; gott hat uns mittel gegeben. Möser patr. phant. 1, 5;
die groszen mittel
machen grosze tittel.
Simpl. 1 (1713), 236;
ich sag euch, er hat vermögen und mittel.
fühlt her, das feine tüchlein am kittel!
Schiller Wallenst. lager, 7. auftr.;
die mittel zu etwas, das geld zu einer unternehmung: ihm fehlten die mittel zu einer studienreise; wer war froher als er, da er die mittel zu seinem vorhaben in seinen händen sah. Göthe 18, 59;
die mittel zu stiefeln, zeug, sattel, pistolen
sind ritterlich neben der strasze gestohlen.
Logau 1, 176, 46;
mittel, bildlich: ein edles verlangen musz in uns entglühen, zu dem reichen vermächtnis von wahrheit, sittlichkeit und freiheit, das wir von der vorwelt überkamen und reich vermehrt an die folgewelt wieder abgeben müssen, auch aus unsern mitteln einen beitrag zu legen. Schiller hist.-krit. ausg. 9, 99.
13)
mittel, in der sprache des gewerbes und der kunst.
a)
im bergbau jeder theil der ausfüllungsmasse einer lagerstätte, welche sich von der ihn einschlieszenden masse durch seine beschaffenheit, insbesondere durch seinen gehalt wesentlich unterscheidet; bei dem braunkohlenbergbau des Westerwaldes die thonschicht, welche die einzelnen lager trennt. Veith bergwb. 343; mittel aushauen, das gute erz, so sich etwan hin und wieder in firsten oder sonst in der grube befindet, vollends wegnehmen. miner. lex. (1743) 387ᵃ; mittel keilen sich aus, wenn sich die gänge vollends abschneiden, und kein erz mehr erbrochen wird. ebenda.
b)
in der mathematik das arithmetische mittel von zwei oder mehr zahlen, das sich durch addition derselben und division der summe durch ihre anzahl ergibt; das geometrische mittel von zwei zahlen, das durch multiplication derselben und ausziehen der quadratwurzel aus dem producte gefunden wird; das harmonische mittel, durch division des doppelten products von zwei zahlen durch ihre summe hervorgehend; im mittel, im durchschnitt.
c)
in der artillerie das mittel eines stücks suchen, das geschütz dergestalt richten, dasz die mittellinie des laufes mit dem mittelpunkte des zieles recht gerade stehe. Eggers kriegslex. (1757) 2, 223.
d)
in der physik, ein zwischen licht und auge liegender, das licht verändernder oder hindernder stoff: die alten wuszten zwar, dasz die strahlen, wenn sie durch mittel von verschiedner dichte gehen, eine ἀνακλασιν (brechung) leiden: aber nach welchen gesetzen diese brechung geschehe, davon wuszten sie schlechterdings nichts. sie erklärten aus dieser brechung überhaupt, so ungefehr einige wenige erscheinungen der durch verschiedene natürliche mittel gehenden strahlen: aber mit dem künstlichen mittel des glases hatten sie keine versuche angestellt. Lessing 8, 150; der raum, den wir uns leer denken, hätte durchaus für uns die eigenschaft der durchsichtigkeit. wenn sich nun derselbe dergestalt füllt, dasz unser auge die ausfüllung nicht gewahr wird; so entsteht ein materielles, mehr oder weniger körperliches, durchsichtiges mittel, das luft- und gasartig, flüssig oder auch fest sein kann. Göthe 52, 73; der grund des meeres erscheint den tauchern bei hellem sonnenschein purpurfarb, wobei das meerwasser als ein trübes und tiefes mittel wirkt. 78; Aristoteles .. legt einen sehr groszen werth auf die erkenntnis des diaphanen, als des mittels, und kennt so gut als Plato die wirkung des trüben mittels zu hervorbringung des blauen. 53, 23; in freierer anwendung: ist aber das täuschende mittel erkannt, welches die gegenstände vor dem blick des klugen verzerrt. Niebuhr 2, 15.
14)
nicht zum vorigen gehört mittel für geschwür oder geschwulst: heilet den wurm am finger oder das mittel. Tabernaem. 603; wider die geschwür an händen, das mittel genannt. 1028; in der form müttel: orenmückel oder orenmüttel, ein geschwulst hinder den oren, parotis Maaler 314ᶜ; aber die hochd. form ist mützel: parotis, orenmützel, ornmutzeln, ornmitzel (neben ornnüttel und ornpützel) Dief. 414ᵃ; parotis, geschwulst hinder den ohren, ohrenklamm, ohrenmützel. Golius onomast. cap. 58.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 13 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2381, Z. 49.

mittel, adj.

mittel, adj.
medius. ahd. mittil, mhd. mittel, mnd. middel, ags. middel, engl. middle; eine weiterbildung von mitt medius (sp. 2369), der ein selteneres mitter (s. d.) in gleicher bedeutung zur seite steht. auch der positiv des adjectivs mittel ist in gesonderter stellung nur im ältern nhd. noch gewöhnlicher, im übrigen meist als erstes glied der zusammensetzung in einer unten folgenden reihe von wörtern (wie schon in den ältern dialekten, auch im altnord. međal-, dän. middel-, schwed. medel-, engl. middle-); im comparativ und superlativ dagegen wird das adjectiv bis heute viel gebraucht. adverbial steht es bisweilen, vergl. unten nr. 6 und mittels.
1)
mittel im positiv, in örtlicher bedeutung, in der mitte befindlich, wie ahd.:
thes krûces horn thar obana   thaʒ zeigôt ûf in himila;
thie arma joh thie benti   thie zeigônt worolt-enti;
ther selbo mittilo boum   ther scowôt thesan worolt-floum.
Otfrid 5, 1, 21;
mhd. nhd. taw wirt auʒ gar behendem zarten wäʒrigem luft, der sô lind und sô zart ist, daʒ er die kelten des miteln reichs des luftes niht erleiden mag. dar umb beleibt er oben in dem nidristen reich des luftes, dâ der luft sänft und lind ist. Megenberg 83, 19; so an mitteln orten gefangen werden, nemlich nit zunechst bei dem meer, auch nit zu öberst in den kleinen flüssen. Forer fischb. 183ᵃ; wie die kinder inn Egypten am Nilflusz, welchen man nit ehe das brod gibt, man werfs jhnen dann inn mitteln stram, dasz sie inn den Nil darnach schwimmen müssen. Garg. 179ᵃ; der hinderharrenwertig nachzug ward bestimpt dem herzogen von Rackedennarren: in mitteler feldschlachtordnung liesz sich der könig sampt seinen landfürsten selber finden. 201ᵃ;
(auf dasz) die freund, so sie besuchen wöllen,
mögen in mittler statt ausstellen (in der mitte der stadt ausladen).
glückh. schiff v. 730;
als wie wann von eim gewölb wird genommen
der mittel stein, die andern kommen,
in einem fall zugleich hernach.
der mittle finger: medius, der mittel (digitus) Dief. 353ᶜ;
der mittle finger langt am weitsten.
Hoffmannswaldau u. a. auserles. ged. 6, 39;
in bezug auf zeit: in mitteler nacht, eh sie sich zur ruh begaben. Garg. 184ᵇ; und zeitliche erstreckung: hielts im mittelen lauf auf. 179ᵃ; neigt das amen im mitteln vaterunser (als er das vaterunser erst bis zur mitte gesprochen hatte). 129ᵃ;
dasz er sehr kurz darvon wird sterben
wan er noch ist im mitteln werben.
284ᵃ;
das ander (geding) sol sin uff mitwoch mitelem meigen. weisth. 4, 131 (Elsasz, von 1461); in bezug auf das alter: ein hausvater soll ein meier erwehlen und nemmen, der zimliches und mittels alters seie. Sebiz feldb. 37; mittle kinder, den jüngern und älteren entgegengesetzt: in einem fruchtbaren, und mit kindern angefülten hausz, ist biszweilen zu sehen, dasz einer oder der ander ausz den ältern höher geschätzt wird, und ausz den jüngeren lieber ist, aber in mitlen vielleicht etliche vergessen bleiben, welch doch nicht selten der besten zucht werden. Schuppius 733;
weil du die mittle schwester bist.
Hoffmannswaldau u. a. auserles. ged. 6, 39;
in bezug auf zeitdauer vornehmlich in der verbindung in mittler zeit, in der zwischenzeit: in mitler zeit rugete der prior ... nicht. Luther 3, 33ᵇ; darumb, ob er in mitler zeit verschid, das er dem vater kein trauren zufügt. S. Frank weltb. 189ᵃ; nun wollen wir .. weiter hören, was sich mit Dagoberto dem könig in Frankreich und Florenzen in mitler zeit begeben habe. buch der liebe 31ᵃ; in mitler zeit gieng die schöne Magelona in jhre kammer. 43ᵈ; wer weisz, in mitler zeit sich begeben mag, dasz vielleicht der könig abgehet. 247ᵃ; auch nur mittler zeit (neben zusammengerücktem mittlerzeit, s. d.): deszhalb sie jnen (sich) mitler zeit jede eine schöne liberei machen lieszen. 242ᶜ; gott wöll (dasz) ich mich mitler zeit an solchen meinen widersächern rechen mög. 244ᵇ; mitler zeit fiel Simon auch aus der stad in der feinde lager. 1 Macc. 9, 67;
doch dasz sie seidt
bleib unverheirat mitler zeidt!
H. Sachs fastn. sp. 3, 101, 164;
doch, mein schöns lieb, verzag noch nicht
und leb der hoffnung mitler zeit.
4, 20, 528;
wem pefelcht ir mich in sein huet,
der mein mitler zeit hüeten sol.
5, 125, 25;
mitler zeit man zu rüesten sol
den obernanten rosengarten.
hürn. Seufr. 31, 852;
ebenso mittler weile (neben zusammengerücktem mittlerweile, s. d.; was ausnahmsweise selbst als präp. steht, im sinne von während: und wa mittler weile solcher zwayer monat angezaigte fünf und zwainzig tausend guldin nitt bezalt wurden. Götz v. Berl. 267): da mitler weil oft hin und her leüthe .. von allem dem ihrigen inn das bitter elend vertrieben (sind). Rompler vorrede s. 9;
er war nun mittler weile wieder
nach hause gekommen.
Wieland 21, 60;
mittel in bezug auf stand: alle heiden, alles was hoch, nider, und mittel ist, lobet (den herrn). Luther 5, 114ᵇ; grad und rang: der winter was mittel, weder zu kalt noch zu warem. d. städtechron. 5, 326, 9; redten also mancherlei mit einander, waren mitler hoffnung, es würde nicht zum besten noch zum ärgsten auszgehen. buch der liebe 213ᵈ;
der hôhe (sang) der ist mir ze starc, der nider gar ze kranc,
der mittel gar ze spæhe an disen twerhen dingen.
Walther 84, 27;
das neutr. substantivisch: sihe, man wirfts ins fewr, das verzehret wird, das seine beide ort das fewr verzehret, und sein mittels verbrennet. Hes. 15, 4; wie wol zwüschen zulassen und verwerfen ain mittels mocht sein. Reuchlin verst. 8ᵇ.
2)
die heutige sprache kennt mittel im positiv nur noch selten:
aufbläht sich bis zum mittlen tau das segel.
Göthe 46, 37;
im wollhandel wird die mittelwolle in feinmittle und gutmittle wolle getheilt; ein mittler krystall, ein solcher, dessen grösze unter zwei zoll, bis auf einen halben zoll geht. Jacobsson 6, 575ᵃ.
3)
mittel unflectiert, die zusammensetzung mit einem folgenden substantiv vorbereitend: den dienstmannen und mittel amptlüten. Basler dienstmannenrecht s. 26, 30 (nachher obern oder mitlen amptlüten. 31); er ist in der mittel moszen weder ze jung noch zuͦ alt. d. städtechron. 8, 300, 29; das erst (geding) sol sin an der nesten mittwoch nach mitel hornung. weisth. 4, 131 (Elsasz, von 1461; gleich darauf uff mitwoch mitelem meigen); in der heutigen gewerkssprache: getrennt giebt ein stück mittel gerade zwei stück klein bauholz. Jacobsson 6, 573ᵇ.
4)
mittel im comparativ, den genauen begriff des wortes in einen ungefähren verändernd, seit dem 16. jahrh., und zumal seit dem 18. häufiger; in räumlichem sinne: oben waren die genge weiter, das man aus den untern in die mitlern, und aus den mitlern in die öbersten gieng. Hes. 41, 7; der raum auf den untern und mitlern kamern war nicht gros. 42, 7; umbo dicitur, das mitlere am schild, so erhaben. Weber ars herald. (1696) s. 17; der mittlere finger, digitus medius. Frisch 1, 666ᵃ; hauptmann, hauptmann! sie haben uns die spur abgelauert — rings ziehen ihrer etliche tausend einen kordon um den mittlern wald. Schiller räuber 2, 3; ein ältlicher mann von mittlerer grösze. Wieland 30, 473; bildlich: unbekannt mit menschen und menschenschicksal muszte mein pinsel nothwendig die mittlere linie zwischen engel und teufel verfehlen, ... ich meine die räuber. Schiller hist.-krit. ausg. 3, 529; in zeitlichem sinne, in bezug auf das lebensalter: der mittlere sohn, medius inter tres filios. Frisch 1, 666ᵃ; dieser stellte dem prinzen einen gutgebildeten und wohl gekleideten menschen in mittlern jahren vor. Schiller hist.-krit. ausg. 4, 223; zwischen jene ältesten und mittleren (schüler) ist ein knabe von etwa acht jahren eingeklemmt. Göthe 39, 156; voran im ersten glied, in langen faltigen gewändern, drei männer, mittleren alters. 155; die jüngeren, ohne zudringlich zu sein, erschienen doch als wohlbekannte; die mittlern mit einem gewissen verbindlichen anstand. 48, 161; im 18. jahrhundert das mittlere zeitalter: in jedem andern dichterwerke des mittlern zeitalters. Wieland 18, 9 (von 1777); ebenso die mittleren zeiten, die mittlere zeit, das mittelalter (s. d.): etwas ähnliches ist uns, aus den ältern zeiten, ganz und gar nicht übrig geblieben; und das einzige dahin einschlagende aus den mittlern zeiten ... ist eine wahre armseligkeit. Lessing 9, 443; ich erklärte mich dagegen weitläufig, dasz nicht allein griechische und römische alterthümer, sondern auch die der mittlern zeit, aufmerksamkeit verdienten. Göthe 27, 47; gehorcht zu sein wie er (Wallenstein), konnte kein feldherr in mittlern und neuern zeiten sich rühmen. Schiller hist.-krit. ausg. 8, 352; und daher: eine gleiche mutter allen ihren kindern, rettet sie (die ewige ordnung) einstweilen die erliegende unmacht an den fusz der altäre ... die sitten vertraut sie dem schutz eines verwilderten christenthums und vergönnt dem mittlern geschlechte, sich an diese wankende krücke zu lehnen, die sie dem stärkern enkel zerbrechen wird. 9, 220; eine folge bezeichnend: das erste und letzte citire ich unten; zu dem mittlern rechne ich die worte ... Herder z. litt. 2, 325; unentschiedenheit zeichnend: in einem mittlern zustand zwischen leben und tod ... zieht man ihn aus dem wagen. Schiller 6, 112; entgegengesetzte richtungen schwanken in einem mittlern aus. J. Paul dämmerungen s. 5; in bezug auf einen grad: statt der sprache der leidenschaft ward sie (die prosa) eine sprache des mittlern witzes. Herder zur litt. 1, 161; und hier gern mehr dem begriffe des unteren als dem des oberen genähert (vergl. auch mittelmäszig): auch mittlere künstler wurden als lehrende und nachhelfende beschäftigt. Göthe 29, 100; es kann nicht schaden, es endlich auch in zeiten mittlerer stimmung durchzuführen. an Schiller 464; man muszte sich in ermangelung des einzigen gründlichen mittels mit einer mittleren auskunft begnügen. Schiller 7, 226; mittlere stände, gesellschaftsklassen, die zwischen den hohen und niederen stehen:
die welt ist voller unbestand, und wechselt plötzlich angst und freude
in grosz- in klein- in mittlern ständen, vornehmlich aber in der eh.
in der sprache der wissenschaft und der gewerbe: die erstere spricht von einer mittleren entfernung, mittleren temperatur, geschwindigkeit, bewegung; eine mittlere zeit, sonnenzeit; mittlere kraft, die kraft, die aus der vereinigung zweier oder mehrerer nach verschiedenen richtungen wirkender kräfte entspringt; im jagdwesen die mittlere jagd, im gegensatz zur hohen und niedern, die jagd auf rehe, schwarzwild, birken- und haselhühner umfassend; mittleren ausschusz nennen die papiermacher runzliche, krummgezogene oder sonst mit leichteren fehlern versehene bogen. Jacobsson 5, 128ᵃ.
5)
der superlativ mittelst schon in der älteren sprache nicht unhäufig: medius, mittelste Dief. 353ᶜ; deu mitlisten kämerlein (des gehirns). Megenberg 6, 18, adverbial ze mitelst: daʒ tier fräwt sich, wenn der môn neu ist, ze mitelst und an dem end trauret eʒ. 158, 22; der unterst gang war fünf ellen weit, und der mittelst sechs ellen weit. 1 kön. 6, 6; das mittlest, medium, der mittlest, medius, medianus Maaler 292ᵈ; nach dem aufkommen des comparativs drückt er in der neueren sprache nun den begriff wieder genau aus: der mittelste, medius Frisch 1, 666ᵃ; meine mittelste schwester und ich (die jüngste). caval. im irrg. 251; welch ein feuer (im ringe)! der mittelste brillant allein wiegt über fünf karat. Lessing 1, 533;
lange wallten wir noch am hohen ufer und sahen
unter uns drei ruhige hütten ...
weiden und flieder umschatten die mittelste hütte.
Stolberg 1, 140;
das mittelste deutsch heiszt schon im 14. jahrh. die sprache des mittleren Deutschlands, jetzt in gelehrter bezeichnung mitteldeutsch (s. d.): ûʒ der byblien ist dise ubirtragunge in daʒ mittelste dûtsch mit einvaldigen slechtin worten ûʒ gedruckit. Behaims evangel. buch xviii.
6)
mittel, adverbial, im sinne von mitten: wa da zwei oder drei in meinem namen versamlet werden, daselbs bin ich auch mittel under inen. Keisersberg pred. an bisch. Albrecht 4ᵃ; also manig kornacker in dem ban Bibelnheim seind, do gibt ieglicher zwo garben banwartlon, was frucht er treit, do sol das seil sein alsolang, als ein mittelman geklaftern mag, das ime der knopf mittel an dem seil an das herz gat. weisth. 1, 725 (Elsasz, von 1529); liesz jm mittel uff dem markt ein disch zuͦ bereiten. Murner geuchm. C 4ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 13 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2390, Z. 51.

mitteln, verb.

mitteln, verb.
ein mittel machen.
1)
die mitte nehmen im theilen, zwei gleiche hälften machen: mediare, mitteln, mitlen Dief. 353ᵇ; mitlen, mediare, significat medietates facere. voc. inc. theut. n 8ᵃ (vergl. mittel machen, mediare, dimidiare, vulg. teilen. ebenda); dimidiare, mittlen Dief. nov. gloss. 135ᵇ; mittelen, halbiren, bipartire Schottel 1365; mnd. middelen, in zwei hälften, zur hälfte theilen Schiller-Lübben 3, 88ᵃ.
2)
nach mittel in zeitlichem sinne (sp. 2383, nr. 6), etwas zur mitte bringen, als gegensatz zu anfangen und vollenden: das kaiserliche göttlich recht anfahen, mitteln und enden. Reutter v. Speir kriegsordn. 39; sonsten aber kan die zahl der geordneten teutschen oden auch fast unzahlbar und über etzlich tausend sein, in betracht der so vielfaltigen unterschiedenen, so wol kurzen als langen reimarten, .. damit man nach gefälliger freiheit anheben, mittelen und endigen kan. Schottel 992; herztreulich anerwündschen, dasz er noch viel nacheilende jahre in best-gedeilichem wohlstande anfahen, in tausend und aber tausend fröhlichkeit mitteln und mit ewig erfreuender lustgefälligkeit gottes schlüszen möge. Butschky kanzl. 524; dasz er alles sein verbringen in glückseligen stunden anfahen, in groszer fridligkeit mitteln und in gott wolgefelligem wandel besliszen möge. 534; anfangen, mitteln und beschlüszen. 597.
3)
nach mittel sp. 2386, nr. 9, vermittelung machen, vermitteln, in bezug auf auseinander gehende meinungen und widerstreit: mittlen, darzwüschend kommen, sich darzwüschend einlegen, intercedere, mediare, disceptare. Maaler 292ᵈ; es heiszt etwas, eine sache mitteln: in dem schribent die von Bern ein brief über den andern und rittent (rieten) ouch dar zwüschent, hettent die sach gern gemittlet. Etterlin 127; es schickten ouch die von Straszburg und Basel jr treffenlich bottschaften dar zwüschent, die alle die sachen gern gemittlet und zum besten aweg tan hetten. ebenda; gleichwol will sie die sach zwischen den partheyen mitteln. Fischart bienk. 98ᵇ; wolten die sache mitteln und zu friedsamer einigkeit bringen helfen. Waissel chron. (1559) 266ᵇ; etwas unter einigen in der güte mitteln, aliquid bona gratia inter aliquos componere. Steinbach 2, 67;
der junge saʒ
und mittelt daʒ
daʒ al gemein
wart über ein
und welt ein houbt
daʒ êwîc wort.
Kolmarer meisterl. 1, 65;
dann eur würd hab gar wol gethan,
dasz sie die anlasz oder steur
dahin haben gemittelt heur,
dasz sie ein unterschidt gemacht,
damit den armen mann bedacht.
J. Ayrer 51ᵈ (273, 31 Keller);
auch einen vertrag mitteln: als keiser Carlen und könig Gottfried beiderseits underhandler zusammen schickten, einen vertrag zu mittelen. Zinkgref apophth. 1, 441; zwischen zweien mitteln: derhalben, alle handlungen, so mitteln wollen zwischen uns und dem papsthum, sind unnütz und vergeblich. Amsdorf in Melanchthons opp. 4, 448; für einen mitteln: ainem priester gehöret zuͦ, spricht der apostel sant Pauls, das er für die bitte und opfer, die da irren und sünden, und ain guͦtter mitler sei gegen gott. nun spricht got: dasselb solt du sein, kain anderer dann du allain, also, für wen du mittelst, der soll sälig sein. Luther krit. gesamtausg. 1, 703, 16; mit abhängigem satze: Nero volbrachte zwar ein gros blutbad unter den christen, aber gott mittelte, das der römische raht alle des keisers deswegen angehangene patenta abtuhn und den freveltahten widersprechen muste. Butschky kanzl. 708; absolut: es gilt hie nicht scherzens, weichens, noch mittelns. Luther 3, 98ᵇ; dasz er (der papst) uber alle göttliche und weltliche rechten dispensiren und mitteln möge. Fischart bienk. 123ᵇ; dasz sie nur weichen, nachgeben, mitteln und vergleichen. Lehmann floril. 1, 364; mitteln in bezug auf verständnis: was hierin in schriften von euch (den Schweizern), oder von mir gegeneinander möcht nicht deutlich ganz verstanden werden (denn wir nicht können einerlei weise nach unsere sprache brauchen), so wird d. Capito und m. Bucerus wol deutlich und klerlich hierin zu mitteln, und alles aufs best zu verkleren wissen. Luther 6, 507ᵃ; mediator, ein mitler (heiszt Christus) darumb, das er dʒ mittel und instrument in allen dingen ist dadurch gott schafft und mittelt zwischen uns und ym. S. Frank chron. (1531) 3ᵃ.
4)
sich mitteln, zu einer mittelstufe heruntergehen: wann die frost, nachdem sie zum herbesten angehalten hat, nachlasset, und sich etwas miltert und mittelt (gibts schnee). Sebiz feldb. 42.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 13 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2404, Z. 56.

mitteln, adv.

mitteln, adv.
im mittel, in der mitte: das Galba mitteln in Rome enthoubetet wart. d. städtechron. 8, 344, 5; donoch am dirten tage fundent sü in in dem tempel zuͦ Jerusalem sitzende mitteln under den Juden. 9, 500, 11;
mitlen darin sasz trunkenheit
gezierdt mit königlichem kleidt.
Wickram kunst zu trinken (1537) D 3ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 13 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2405, Z. 60.

mittelt, adv.

mittelt, adv.
wie mittel 6, sp. 2393: von dem engel, so mittelt durch den himmel geflogen. Joh. Nas quinta centuria (1570) 8.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 13 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2411, Z. 47.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
mistkrippe mittendurch
Zitationshilfe
„mitteln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mitteln>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)