Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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offen, adj.

offen, adj.
ein gemeingermanisches (nur im goth., wo es upans oder upns lauten müszte, fehlendes) wort: ahd. offan, ofan, ophan, mhd. offen, md. offen und uffen, nhd. offen (oberd. auch offe, off und oft. Schm.² 1, 45. Lexer kärnt. wb. 201. Schöpf 480. Weinhold bair. gramm. § 143. Staub-Tobler 1, 113, schles. uffe Stoppe ged. 2, 11); alts. opan, open, mnd. open, apen, nl. ags. engl. open; altfr. open, opin und ëpen, altn. opinn. — das zu grunde liegende germ. thema upana scheint eine participialbildung zu sein von einem verlorenen starkformigen verb (goth.) iupan, aup, upans. s. auf th. 1, 602. 606. Bedeutung und gebrauch. Nach dem mutmaszlichen zusammenhange mit auf (in die höhe, in der höhe) darf für offen wol die grundbedeutung 'auf gezogen (schranke, hülle), auf gemacht (das verschlossene oder schlieszende)' angenommen werden, also der zustand des 'auf seins', der durch eine thätigkeit bewirkt wird oder schon eingetreten ist: apertus oder patens (publicus). der gebrauch ist attributiv und prädicativ (im letztern falle nicht immer vom adv. zu unterscheiden); steigerung kann in der regel nur stattfinden bei uneigentlicher verwendung des wortes.
1)
nicht mit einer hülle versehen oder davon befreit, nicht verhüllt, nicht zugedeckt oder überdeckt.
a)
eigentlich.
α)
offene augen (blicke), deren deckel aufgezogen, die geöffnet sind um zu sehen, zu wachen: ahd.
joh wir nan muaʒin scowôn   offenên ougun.
Otfrid 3, 21, 33;
mhd. manic mensch mit offen ougen ist blint.
Renner 14946;
nhd. die hasen schlaffen mit offenen aufgesperrten augen. Heyden Plin. 268; seine augen er offen vergasz. Bocc. 2, 188ᵇ; das deine augen offen stehen uber dis haus. 1 Cor. 8, 29;
vor frost mag es (kindlein) nit schlaffen,
seine euglein hat es offen.
Corner, Kehrein kirchenl. 1, 124, 11;
mein gesicht
ist offen stets, sich nach dir umzusehen.
er rollte die offneren augen.
Klopstock Mess. 7, 155;
(sie sehen) sich trostlos an, die starren augen offen.
Wieland Oberon 7, 54;
sie steht und saugt mit gierig offnen blicken
der liebe süszes gift.
Idris 1, 23;
(ich) verlasse mich
auf meine beiden offnen augen.
Schiller 12, 470 (M. Stuart 2, 7);
mit wachenden offenen augen. Felsenb. 1, 197; um die offnen augen und das volle gesicht kräuselten sich die schönsten locken. Göthe 19, 85; die kinder fodern ein immer offenes auge, obwol keinen immer offnen mund. J. Paul Levana 1, 89.
β)
offener (entblöszter) busen, offene brust: mit offnem buͦsen, effuso sinu Maaler 311ᵈ;
schempt ir euch nit?
secht wie steht euch der buͦsem offen.
Scheidt Grobian. 72;
etliche also truglich sind,
das sie den busen lassen offen.
Fischart flöhh. (1573) 195;
oft stolz im putz, oft leicht im schäferkleide
mit offner brust.
Hagedorn 3, 64;
und ihre brust nur seiner regen hand,
nur seinem blick entzückend offen stand.
2, 110;
dasz ich von kindheit an so viele offne busen
und blosze schultern sah.
Wieland Oberon 4, 3;
mit hoher .. wonne
drückt er diesz volle herz an ihre offne brust.
7, 81.
γ)
vom wolkenlosen, klaren himmel (sonne, tag), vergl. 3, α, β: am sonntag morgen, als der ganze blaue himmel offen stand. J. Paul Tit. 3, 33;
verwes' an der sonne,
ha! der offenen sonne, gebein!
Klopstock Mess. 6, 482;
der glanzvoll ofne schoosz des tages.
Schiller 14, 323 (Tell 2, 2).
δ)
offenes (nicht unter der asche oder im verborgenen glimmendes, hervorbrechendes und sichtbares) feuer:
ein fiur, swâ daʒ verborgen lît
heimelîchen etewâ,
daʒ brinnet schedelîcher dâ
dan ob eʒ offen würde.
Konrad Engelh. 1739;
mit offnem flammenfeuer.
Göthe 12, 58;
bricht der alte groll,
gleichwie des feuers eingepreszte glut
zur ofnen flamme sich entzündend los.
Schiller 14, 17 (braut von Mess. 1, 1);
offene erde, die von des winters decke befreit und wieder fruchtbar ist:
blumen, die der offnen erd entsteigen.
Ramler 2, 220;
offenes (nicht mit eis überdecktes) wasser: bisz alle wasser offen wurden. B. Zink 180, 9; da zerging er (schnee) ... und wurden die wasser wider offen, dasz man gemalen mocht. 181, 15; das wasser offen behalten, dasz es nicht gefriere. Kirchhof disc. milit. 38.
ε)
offener helm, dessen visier herabgelassen ist (th. 4², 977):
ich schwere (schwöre) bei deinem offenen helme.
Weise erzn. 170 neudruck;
offenes fahrzeug (ohne verdeck). Bobrik 513ᵇ; die offenen wagen (der stadt). Haller tageb. 67 Hirzel; sie fahren auf offenem schlitten im schneesturm über die haide. Freytag ahnen 6, 105;
der grosse Artus hielt ...
.. unter einem offnen zelt
von goldgewirktem sammet seinen hof.
Wieland 18, 15;
offener gang, galerie u. s. w. Rädlein 685ᵇ: ain .. offne alleen oder gang. Ernstinger 213; durch alle stockwerke gingen .. offene mit eisernen geländern versehene gänge. Göthe 27, 64; offene galerien auf gekuppelten säulen. Lübke gesch. d. architektur (1870) 350.
ζ)
nicht mit einem deckel geschlossen: offen kopf oder pecher, patera. voc. 1482 x 8ᵃ;
hier steht stets der glückstopf offen.
Logau 3, zugabe 97;
hier stund ein glückstopf offen.
offener sarg Gellert 1, 186. Göthe 17, 406.
η)
offene bühne, deren vorhang aufgezogen ist: den schauspieler bei offener bühne hervorrufen u. s. w.; noch so viele freunde der wahrheit und tugend mögen zusammenstehen ihren mitbürgern auf offener bühne schule zu halten, der pöbel hört nie auf pöbel zu sein. Schiller 2, 6.
b)
uneigentlich (sich berührend mit 3, b und 4, b).
α)
unverhüllt, klar, deutlich, ohne rückhalt: das ... sei ein offner ongrund. Ayrer proc. 11, 10; in diesem namen ruht, auszer dem ersten offenen sinn, noch etwas geheimes und verborgenes. Claudius 8, 65; sie (die geschichte einer nation) sollte immer offen vor dem throne liegen. Leisewitz Jul. v. Tar. 3, 1; nun liegen meine gedanken, entschlüsse, handlungen offen und ohne rückhalt vor der welt. J. Grimm kl. schriften 1, 52; das offene und unverhüllte der volkslieder. Auerbach ges. schriften 1, 250; ich konnte mich der offenen bemerkung nicht enthalten .. Göthe 23, 173; auf eine offene frage gehört eine offene antwort u. s. w.
β)
nicht verhüllt oder heimlich, unverhohlen, erklärt: offener freund oder feind, offene fehde, offener kampf u. s. w.; daʒ er sîn offenre vîent was. Closener 34, 33; er ward ... fur ein offen feind des römischen reichs .. erkant. Aventin. 4, 801, 7; männiglich mag einen offenen feind frei umbringen. Butschky kanzl. 706; und vingent die lüte also men in offen kriegen duͦt. Königshofen 833, 13; offnen krieg führen. Klinger 10, 278; eine offene fehde gegen ihn zu beginnen, schien mir nicht räthlich. Langbein schriften 13, 198; offne und verborgene feyendschaft. Maaler 311ᵈ;
zwar nicht in offner feindschaft (lebend) mit Ferrara.
Göthe 9, 207 (Tasso 4, 3);
widersetze dich dem kaiser,
wenns sein musz, treibs zur offenen
empörung.
Schiller 12, 242 (Wallenst. tod 2, 1);
und diese schlange ...
kann in die fersen heimlich wohl verwunden,
doch nicht in offner schlacht (vgl. 5, b, γ) dem Friedland stehn.
12, 341 (4, 7).
γ)
offene stirne, offenes gesicht, ohne falschheit, unverstellt, ehrlich und aufrichtig:
(anmut) schmücket .. die offene stirn.
Zachariä (1767) 1, 252;
ein offenes herz zeigt eine offene stirn. Schiller 3, 95 (Fiesko 3, 5); mit einem offnen gutherzigen gesicht. Wieland 6, 81; sein offenes ehrliches gesicht. Thümmel reise 10 (1805), 61; dem gast entging nicht, dasz ein leichter schatten, wie ein bedauern über das offene angesicht der tochter flog. Freytag ahnen 6, 31.
2)
nicht zugemacht, unausgefüllt, geöffnet oder offen stehend (sich berührend mit 3), eigentlich und übertragen.
a)
offener mund (maul, rachen), der aufgethan, geöffnet, aufgesperrt ist: mhd.
offen stât ir munt.
antichrist 115, 14;
nhd. das a würdt .. mit weit offnem mund auszgesprochen. Ickelsamer A 6ᵃ; mummeln aber ist halbe wort reden mit halb offenem maul. Agricola sprichw. nr. 459;
oder hat ers maul offen vergessen.
Rollenhagen froschm. III. 1, 13, 104;
dort hielt ich anfangs auch den mund erstaunend offen.
Hagedorn 2, 143;
wenn im halb offnen munde
die blasse zunge lechzt.
Wieland Idris 1, 85;
der (drache) im weit offnen rachen
den liebling .. ins gebüsche trägt.
2, 28.
b)
offenes ohr, das geöffnet, zum hören oder erhören geneigt ist: offen oren, patulae aures Dasyp. (1556) L 2ᵃ; mit dem einen und offnen ohr hör ich den cleger; das ohr aber, so ich zuͦ drucke, das sol auf den andern, seine verantwortung zuͦthuͦn, behalten werden. Kirchhof wendunm. 1, 19 (1, 11) Öst.;
zu mir herunter neige sich
dein offnes ohr und höre klagen!
arglos lauschte dir mein offnes ohr.
Bürger 96ᵇ;
es ist der fluch der hohen, dasz die niedern
sich ihres ofnen ohrs bemächtigen.
Schiller 14, 33 (braut von Mess. 1, 5).
c)
offene hand, die zum geben, empfangen oder ergreifen geöffnet ist: er gab mir die äpfel in meine offnen hände. Göthe 24, 79;
o sollt' er erst erwerben, was ihm nun
mit offnen händen angeboten wird.
9, 225 (Tasso 5, 1);
hier drängte sich ..
der unverschämten offne hand nicht nach.
250 (nat. tochter 1, 1);
wir locken die gab' aus geschlossener hand,
so gut wie aus offener, die geben mag freuen.
Rückert mak.⁴ 50;
schon harrt mit offner klaue
am fusz des betts der böse satan sein.
Blumauer (1839) 2, 106.
d)
offene arme, die zum empfange, zur umarmung ausgebreitet sind (gerne und liebreich etwas aufnehmen):
komm, komm und säume nicht! die armen stehn dir offen.
Hofmannswaldau heldenbr. 11;
o! halt die arme für mich offen.
Haller 162 Hirzel;
o nimm mich auf!   der du die vorwelt schon
.. im offnen arm empfangen.
Göthe 12, 139;
er ... ward von einer gesellschaft ... mit offnen armen aufgenommen. 19, 117; sie werden meinen anschlag mit offnen armen umfassen. Schiller 3, 97 (Fiesko 3, 5);
ihrem bruder tode (pflegt) zuzuspringen
offnen armes schwester lüsternheit.
1, 211;
in demselben sinne auch offene brust, die durch ausbreitung der arme geöffnet ist: von mir wurden sie mit offener brust empfangen. Göthe 48, 91;
ich soll es tief empfinden, wie der fürst
mit offner brust mir seine gunst gewährt.
9, 205 (Tasso 4, 3);
für dergleichen naturscenen hatte Tischbein stets ... offene, freie brust. 39, 189 (vgl. 2, a).
e)
offene brust, geöffnete brusthöhle:
das bild dort hat ein offene brust,
im leib sah man sein herz mit lust.
H. Sachs 7, 421, 12;
offener leib, leib, der geöffnet ist oder der öffnung (stuhlgang) hat, alvus soluta Stieler 66; offenen leib machen, alvum movere, ciere Frisch 1, 600ᵃ;
auch manch klystier ward applizirt,
auch offner leib effektuirt.
Schiller 1, 251.
f)
offene wunde, die noch nicht zugeheilt ist: mhd.
mînes herzen tiefiu wunde
diu muoʒ iemer offen stên.
Walther 74, 15;
(er kam) berunnen mit blûte
und mit offenen wunden.
passional 100, 4 Hahn;
nhd. vor diesen offnen wunden
verfällt der worte pracht.
Gryphius lyr. ged. 41 P.;
weil ihm das blut .. aus offener wunde hervordrang.
Voss Il. 11, 266;
o schöne zeit, wo noch der damen hand
den saft der pflanzen sanft in offne wunden drückte.
Alxinger Bliomb. 10, 130;
wo ein offener brest ist an einem leib. Schade sat. 3, 71, 23 (vom j. 1521); offene schäden Ryff chir. 146 ff.; offener leibsschaden, ulcus Denzler 217ᵃ.
g)
offener abgrund, offene kluft, offenes grab u. dergl.: ir schlund ist ein offen grab. Röm. 3, 13;
der abgrund reist, die kluft steht offen.
Gryphius lyr. ged. 497 P.;
ihm stehn die gräber offen.
22;
unser grab steht allzeit offen.
die offene höhle des todes (das grab).
Herder ged. 1, 264;
ein mitternächtlicher strudel
... immer zum untergang offen.
Klopstock Mess. 3 (1748), 29;
ich seine braut! eh in das offne grab
mich stürzen, als in eines mannes arme.
Schiller 13, 408 (Turandot 3, 2);
denn das bedürfnis würkt, so lang die lück' ist offen;
ist sie zum schein gefüllt, bleibt bessrung nicht zu hoffen.
Rückert brahm. 5, 313.
h)
offener raum, platz, der nicht ausgefüllt, der leer ist: raum, den die vorüberstürmenden so eben offen lassen. Göthe 44, 80; zwischen dem original und dem glücklichen nachahmer wird immer eine merkliche distanz offen bleiben. Schiller 10, 489; (in der schrift, im drucke) eine zeile offen lassen u. s. w.; übertragen, einem eine stelle offen behalten; ein offenes lehen, ein offenes amt, das nicht besetzt, das erledigt ist: weil vor meine person eine .. condition offen sei. Felsenb. 2, 63;
weil ein platz im rathstuhl offen war.
Gellert 1, 178.
i)
offenes land, zur anpflanzung aufgebrochenes land Staub-Tobler 1, 113; bergmännisch: baue offen (im gange) halten. Veith 355; drusig, voll höhlen oder klüfte Chemn. bergm. wb. 377ᵃ.
3)
nicht mit etwas versperrendem (riegel, schranke, schlosz u. s. w.) geschlossen, aufgeschlossen, geöffnet, offen stehend, zum ein- und ausgang, zum ein- und ausblick.
a)
im eigentlichen, engeren und weiteren sinne, oft schon mit b sich berührend.
α)
offener ein- und ausgang, offene schranke, offene thür, offenes fenster u. s. w.:
da gieng ein schönes weib vorm offnen eingang (der klause) hin.
Rückert brahm. 8, 124;
(ein ritter) der, wenn der schranken offen steht,
nicht kämpft, auch nicht um gnade fleht.
Hagedorn 2, 106;
du solt leben mit offener thür und dich ordenlich halten heimlich und offenlich. Keisersberg narrensch. 142ᵃ; ich habe fur dir gegeben ein offene thür und niemand kan sie zuschlieszen. offenb. 3, 8; do sie die tör offen .. funden. Aventin. 4, 321, 31;
sein hauszthür stund am angel offen.
H. Sachs 7, 236, 9;
die thür
ist offen, was wir thun bleibt zwischen ihr und mir.
Göthe 12, 66;
und durch die zwiefach offnen thore wogen
schon tausende .. einhergezogen.
Schiller 6, 363;
die alte Zürch selbst schlosz ihre thore,
die dreiszig jahr lang offen standen, zu.
14, 411 (Tell 5, 1);
mit dativ der person, für die der eingang geöffnet ist:
vor diesen stolzen thoren,
die mir und allen künsten offen sind.
Ramler lyr. ged. 38;
offenes fenster: mhd.
diu venster an den mûren   sach man offen stân.
Nibel. 1258, 1;
der venster eineʒ offen was
gein dem boumgarten.
Parzival 553, 6;
nhd. er hatte an seinem sommerhause offene fenster gegen Jerusalem. Dan. 6, 10; offne oder aufgende fenster Maaler 311ᵈ; ich verfügte mich zum hause und fenster meiner jungfrawen, das stundt gleichwol offen. Albertinus landstörzer 188;
ein fenster offen hier, ein fenster offen dort.
Rückert brahm. 15, 14.
β)
von einem raume, dessen zugang (thor) geöffnet ist, dem eingange oder einblicke offen steht: offener himmel (vgl. 1, a, γ und himmelspforte, himmelsthür); ahd. ir gisehit himil offanan (videbitis caelum apertum). Tatian. 17, 7; nhd. ich sehe den himel offen und des menschen son zur rechten gottes sitzen. apost. gesch. 7, 55;
steht der himmel nunmehr offen?
A. Gryphius lyr. ged. 249 P.;
seht demnach den himmel offen.
Stoppe ged. 1, 205;
ihm däucht' er seh' den himmel plötzlich offen.
Wieland 18, 75;
willst du in meinem himmel mit mir leben?
so oft du kommst, er soll dir offen sein.
Schiller 11, 63;
das auge sieht (gleichsam) den himmel offen.
1, 113;
schweiz. der offne himmel, eine helle stelle am nächtlichen himmel, wer sie sieht wird selig. Staub-Tobler 1, 113. — offenes haus, offenes zimmer, offener laden, schrank u. s. w.:
der höllen offnes haus.
Gryphius lyr. ged. 499 Palm;
mein herr und fraw legten sich .. ins beth, das hausz blib offen. Albertinus landstörzer 60; mein haus steht dir offen, du hast darin freien zutritt u. dgl. (vgl. 4). mhd. und frühnhd. ein offeneʒ hûs, das für einen andern, der das besatzungsrecht hat, geöffnet werden, offen stehen musz (Lexer 2, 143), vgl. 4, a, α;
itzt führt in Z. durch viele offne zimmer.
Wieland Idris 2, 43;
verzeihen sie .. ich fand
den vorsaal offen.
Schiller 5, 2, 226 (don Carlos 2, 8);
viele läden und häuser sind offen in südlichen ländern.
11, 129;
in einem kleinen offenen raum (des hauses). Göthe 30, 110; sie war im begriffe ihren schreibtisch zuzumachen, der noch offen stand. 18, 322; offene kasse, uneigentlich bei einem offene kasse haben, bei ihm zu jeder zeit geld bekommen können.
γ)
offene stadt, deren thore nicht gesperrt sind, offen stehen: man huob an die stat zuo beschlieszend, die vormals naht und dag offen stant. Closener 98, 8; und lieszen die stad offen stehen. Jos. 6, 17; im weiteren sinne, nicht mit thoren und mauern umgeben, nicht befestigt: stett und flecken halten sy fridlich on mauren tag und nacht offen. Frank weltb. 187ᵇ; ein clein offen stätlein. Kiechel 50; sonsten ist das stätlein ein offen werk. 64; ein man, der seinen geist nicht halten kan, ist wie ein offene stad on mauren. spr. Sal. 25, 28; stark befestigte städte und offene ortschaften. Schlosser weltgesch. 4, 295; sie zerstörten alle offenen orte. 491.
δ)
offener weg, der durch keine schranken u. s. w. versperrt ist (eigentlich und übertragen), offenes land, zu dem der weg offen steht: mhd.
offen sî iu diu vart.
Milstäter exodus 155, 37;
nhd. und möchten in die weg zu dem stift, so ietzo offen wären, verschlagen und gesperrt werden. Aventin. 4, 393, 2;
ein neuer weg steht offen
zu ihrer factorey.
Arnold lob- u. liebessprüche 109;
um den himmel herum sind tausend offene (1799 eröffnete) wege.
Klopstock Mess. 1 (1748), 201;
der weg ist offen, folgt mir.
Schiller 13, 469 (Turandot 4, 10);
und sah ich nicht den guten weg zur seite,
der mir die rückkehr offen stets bewahrte?
12, 215 (Wallenst. tod 1, 4);
sieh welchen weg du gehst! zwei wege stehn dir offen.
Rückert brahm. 14, 7;
kein andrer weg blieb mir offen als der weg einer reichen heirath. Hermes Soph. (1776) 3, 542. — stehet dir nicht alles land offen? 1 Mos. 13, 9; sihe da, mein land stehet dir offen, wone wo dirs wol gefellet. 20, 15; die neue welt, Spanien, Italien .. lagen allen ihren unternehmungen offen. Schiller 7, 55;
die weltkugel liegt vor ihm offen.
12, 31;
in engerer bedeutung ein land, dessen grenzen gegen feindliche einfälle unverwahrt sind: ir seid kundschafter und seit komen zu sehen, wo das land offen ist. 1 Mos. 42, 9; Teutschland .. stehet auf allen seiten offen. Mathesius Sar. 89ᵃ;
offen stand
das Baierland dem feind — nichts hielt ihn auf.
Schiller 12, 69 (Piccol. 1, 2);
schweiz. offenes land, das nicht durch marksteine eingegrenzt ist Staub-Tobler 1, 113.
ε)
offenes buch, dessen schlieszen aufgemacht sind (das aufgesperrt ist Freytag ahnen 6, 154), das aufgeschlagen ist: nim hin das offene buͤchlin von der hand des engels. offenb. 10, 8 (er hatte in seiner hand ein buͤchlin auf gethan 2);
euch steht das buch des schicksals offen.
Hagedorn 3, 55;
vor ihm das offne buch.
Herder ged. 2, 85;
offener brief, der aufgebrochen oder nicht gesiegelt ist, in weiterer bedeutung ein brief (schrift, vollmacht, befehl), dessen inhalt allgemein bekannt werden soll (durch schrift oder druck): offne brief, aufgebrochen, das sigel darab gethon. Maaler 311ᵈ; und nam zu mir den versiegelten kaufbrief .. und ein offen abschrift. Jer. 32, 11. 14; denselben zu dienst hab ich diesen offen brief wollen lassen an euch alle ausgehen. Luther 6, 105ᵃ; er schikt ein potschaft dabei mit eim offen gescheft, lies er anschlagen. Aventin. 4, 307, 21; offene schriften. Butschky Patm. (20) 12.
ζ)
aufgebunden, aufgeknüpft, aufgelöst: der offene sack, knoten u. s. w.;
(die mädchen) gen her noch mit offenem har.
spruch von der welt lauf c 2ᵇ. Bechstein museum 2, 220;
der zweiffels-knot ist aufgelöst und offen.
Lohenstein Sophonisbe 4, 457;
übertragen vom rätsel:
nun ist mein retzel offen.
H. Sachs 10, 199, 4.
b)
uneigentlich, auf das innere bezogen, das aufgeschlossen ist und offen steht (sich berührend mit 1, a).
α)
wieder aufgeschlossen und zugänglich, nicht verboten: und was diser (papst) verbeutt, ist umb gelt wider offen und erlaubt. Frank weltb. 135ᵃ.
β)
zur aufnahme geöffnet, zugänglich oder empfänglich (leicht fassend):
sein vatterhertz steet alzeit offen.
H. Sachs 1, 159, 27;
(vielleicht) in euch der offne sinn des vielen fähig ist.
Haller über den ursprung des übels 2, 95;
seine offene (empfängliche) seele. Schiller 1, 153; Fritze ... hat einen offenen kopf. Rabener (1755) 3, 18; der freie offene kopf, der die schranken der menschheit .. ein wenig näher kennt. Lessing 10, 52;
nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen bist.
Rückert brahm. 10, 41;
mit dativ, gegen, für oder zu: die offne hertzen der unterthanen gegen ihre obrigkeiten. Zinkgref apophth. 3, 296;
komm, mein herze steht dir offen.
S. Dach 94 Öst.;
sein edles herz
dem ruhm nur offen und der heldentugend.
Schiller 13, 288 (jungfr. von Orl. 4, 2);
noch will ich sie (geheimnisse) im busen
verschlieszen .., bis dein herz
der freude offen, sie vernehmen kann.
13, 475 (Turandot 5, 1);
alles ist der freude offen,
alle herzen sind entzückt.
11, 369;
kandidat, der der musik immer zu weit offen war. J. Paul komet 3, 61; seine sonst leicht zufallende seele stand weit den musen offen. flegelj. 1, 73; alter, wo die seele jedem eindruck offen ist. Wieland 7, 294; eine ernsthafte vorstellung läszt die seele zu allen gründen offen, die ... in sie eindringen können. Kant 8, 150; dasz der moralischgläubige doch auch für den geschichtsglauben offen ist. 6, 366; je offner wir für diese genüsse sind, desto glücklicher fühlen wir uns. Göthe 26, 212; mein ganzes wesen ... ist ganz offen für die natur. Schiller 3, 258; ich freue mich, dasz ihr gemüth offen ist für die reize der natur. Freytag ahnen 6, 6.
γ)
zur einsicht und zum erkennen oder zum mittheilen und vertrauen geöffnet, aufrichtig, offenherzig (vgl. 1; b, γ):
ein offner mann, der frei die wahrheit sagt.
Klopstock 10, 8;
dieser mann, ...
mit dem du offner als mit einem bruder bist.
Wieland 10, 333;
ich sollte minder offen sein, mein
herz dir mehr verbergen.
Schiller 12, 146 (Piccol. 3, 5);
sei offen, Max.   du hattest keinen argwohn.
12, 181 (5, 1);
ein geschäftiges leben macht den offenen menschen vorsichtig. Göthe 38, 29; wir fanden .. offne gute menschen. 16, 206; Ottilie war kindlich heiter, nach ihrer art konnte man sie offen nennen. 17, 133; wenn er .. immer nur politisch sein musz, wo er gern vernünftig wäre, versteckt, wo er offen, falsch, wo er redlich zu sein wünschte. 20, 55; ich schrieb damals mit offenerm herzen. 10, 52; wie leicht ist sie zu hintergehen gewesen, ein so leichtes, offenes, unschuldiges herz. Lenz 1, 294;
mein herz liegt offen da vor dir und ihm (gott).
Schiller 12, 562 (M. Stuart 5, 7);
damals lag meine seele offen vor ihnen, ich hätte ihnen alles vertrauen können. J. Grimm kl. schriften 1, 116; (wir hatten) oft zusammen gesessen mit offenen herzen, aus denen liebe und vertrauen quollen. Gotthelf schulm. (1859) 2, 263.
δ)
offen stehend und dadurch zugänglich und frei bleibend, freistehend, vorbehalten:
doch steht im offen
die hoffnung zu dem ewing leben.
H. Sachs 4, 71, 15;
welches recht mir 30 jahre lang offen stehet. Schuppius 594; wobei doch die klage dem miether offen bleibt. Kant rechtsl. (1798) 130; wobei dem könige Albrecht .. dreierlei offen gelassen ward, entweder u. s. w. Dahlmann dän. gesch. 2, 68;
die lezte wahl (tod) steht auch dem schwächsten offen.
Schiller 14, 287 (Tell 1, 2).
ε)
offen stehend und dadurch nicht erledigt, nicht endgiltig abgeschlossen: so wern die richtigung alle entzwei und stünden die sache offen als vor. städtechron. 2, 238, 20; das ist noch eine offene frage, angelegenheit u. s. w.
4)
zu freiem zutritte und verkehre geöffnet, allen offenstehend oder vor allen stattfindend, frei und öffentlich, publicus (vergl. frei theil 4¹, 95 f.).
a)
eigentlich,
α)
offenes haus:
er hete veil schœneu wîp
und het ein offenʒ sünthous.
H. v. Neustadt Apoll. 15722.
ein offen döhterhûs (bordell). Closener 341, 7;
dasz man ein erber weib der unzucht übergebe
und in ein offen haus aus ihrem zimmer hebe.
Gryphius trauersp. 515 P.;
ein offen wirtshaus. B. Zink 204, 33; ain ieder würth der offen wein hat. österr. weisth. 1, 33, 24; keinen offen tanz halten. 73, 20. 6, 482, 34; ein offen herberg, würtshaus. Dasyp. G 1ᵇ; als die Böhemer drei oder vier tag in offner herberg gelegen. Wurstisen 281; die herberg soll ... den selben frei offen bleiben. Leipz. stadtordn. von 1544 L 2ᵇ; die erst gmain iederman offen puechkamer. Aventin. 4, 301, 19; ingleichen haben ... die christen ihre offene gemeine kirche gehabt, darinnen sie zusammen kommen sind. Schuppius 69.
β)
offener hafen (th. 4², 123), vgl. freihafen; offener markt (freimarkt). städtechron. 2, 36, 25; offener kram (kaufladen). Nürnb. reform. 28, 6; offener born, aus dem alle schöpfen können. Zach. 13, 1; küchen und keller (der fürsten) sollen offen stehen. Agricola sprichw. nr. 280; offene tafel, die öffentlich gehalten wird, bei der jedermann zuschauen kann oder als gast willkommen ist. Göthe 1, 151 überschrift;
wenn das angenehme geld
schmaust und offne tafel hält.
Stoppe ged. 1, 98;
sie ist wohl bettlerkönigin,
die offne tafel hält.
Uhland (1879) 2, 168;
und die kleinen vögel wissen,
wo man offne tafel hält.
P. Heyse ged. (1872) 40.
γ)
offener ort, platz, markt, offene strasze u. s. w., als gegensatz zum geschlossenen raume:
er setzt dich an ein offen ort.
liedersaal 3, 332, 51;
zu Rom am offen platz (forum). Aventin. 4, 567, 14; an offenem platz ... sich voll sauffen. Fischart Garg. 3ᵃ; als wann wir dorten auf offenem markt .. hetten zechen wollen. Simpl. 2, 49, 25; zum fenster hinaus auf die offene strasze geworfen. 187, 28;
dreimal hatt' ich mich nun auf offnem markt geschlagen.
Zachariä renomm. 1, 211;
was dringt ihr euch auf offner strasze mir
in weg — zurück!
Schiller 14, 396 (Tell 4, 3);
du stehst und redest, handelst vor den augen der offenen welt. Göthe 8, 274 (vgl. 5, b, ε).
δ)
offenes gericht, offene versammlung u. s. w.: mhd.
dô wart ein offen hof gesprochen.
kaiserchron. 391, 24 Diemer;
kein offen versamenunge
wol under in getorste wesen.
Konrad Silv. 54;
nhd. dasz er solt antworten .. an einem offen hoff zu Regenspurg. Meisterlin 89, 13; offen gericht und hendel. 108, 10; red, die er desselben tags in offem rat geredet. B. Zink 203, 20; in einem offnen consistorio. Wurstisen 411; vor offnem gericht reden. österr. weisth. 6, 90, 16 (16. jahrh.);
(der kaiser wird) auf heut ein offen hofgricht halten.
H. Sachs 8, 121, 20;
(dein vater) trug über meinen einst bei einem offnen rennen
den sieg davon.
Wieland Oberon 1, 35;
in offner reichsversammlung wird
mit Schwaben neu belehnet unser Ernst.
Uhland (1879) 3, 13;
auf offner kanzel (vor der versammelten gemeinde). Frank mor. enc. 111, 16 Götzing. Schiller 2, 266 (räub., trauersp. 2, 16); auf ofnem galgen. 238 (1, 7); offene gant, wo das gut öffentlich verkauft wird, th. 4¹, 1282; offene feilbietung, auctio Stieler 66.
ε)
von personen, die ein offenes haus (4, a, α) haben: ain offener wirt. B. Zink 409, 23; wer ain offner kaufman ist. österr. weisth. 1, 323, 37 (15. jahrh.); och muͦszt ich .. erfaren, wie vil offner frouwen wärint ... in ainem hus funden wir xxx, in dem andern minder oder mer. Richental 183 Buck; eine person mit einem öffentlichen, allen zugänglichen amte: offener schreiber, notarius Dief. 383ᵃ; ein notari oder offen schreiber. Bocc. 19, 7 K. notariatbuch (1588) 4ᵃ ff.
b)
uneigentlich (vgl. 1, b und 3, b), öffentlich gezeigt und bekannt, in der öffentlichkeit geschehend oder wirkend, offenbar, offenkundig, manifestus: mhd. offen werden, einen oder etwas offen tuon Lexer 2, 143; nhd. wird das von ihm offen vor gericht. Mone anz. 4, 153 (vom j. 1460);
(er) forcht sehr, sein lieb wurd dadurch offen.
H. Sachs 2, 111, 27;
so wirdt doch offen an dem endt
solch ehebrecherische bulschaft.
8, 129, 26;
doch auf dem Regenspurger fürstentag
da brach es auf! da lag es kund und offen,
aus welchem beutel ich gewirthschaft't hatte.
Schiller 12, 120 (Piccol. 7, 2);
der offene kleger (der öffentlich als kläger auftritt). Mycillus Tac. 45ᵃ; offene that, offener thäter, sünder u. s. w.: ob ein eebrecherin an offner that erwischt wirt. Frank weltb. 128ᵇ; offne that straffen kan niemand für unbillich achten. Agricola sprichw. nr. 217 (121ᵃ); offene und heimliche that. Zinkgref apophth. 1, P 5ᵃ;
die ihn solch ir erzeigte gnad
vergelten thun mit offner that.
Eyering 1, 215;
offne sünderin, publicana Dief. nov. gl. 308ᵃ; die offnen sünder und gemeinen dirnen. Keisersberg narrensch. 74ᵃ; wie dan mit dem offen sünder .. in dem gotshaus zu Jerusalem geschehen ist. Aventin. 4, 805, 14; sahe er einen offnen sünder ... am zoll sitzende. Frank weltb. 169ᵇ; (sein sohn) für einen offen toren gehalten was. Bocc. 311, 22 K.
5)
überhaupt nicht beengt, nicht eingeengt und gehemmt, frei und weit oder im freien vor sich gehend.
a)
offene (freie, sich ausdehnende, breite und volle) brust: mhd.
sîn brust was ime wol offen.
Lamprecht Alex. 142 Kinzel;
nhd. mit offner brust singt runda.
Göthe 12, 103
(vgl. er sang aus vollem hals und freier brust.
Hagedorn 2, 68).
b)
besonders von groszen, freien, ebenen, ununterbrochenen räumen, die dem blicke überall offen daliegen (im gegensatze zu der mit mauern umgebenen stadt).
α)
im offenen, im freien Bürger 9ᵃ. Schiller 3, 83 (Fiesko 3, 2), ebenso unter offenem himmel: under den wolken und offnem himel. Aventin. 4, 77, 6; das baden in freiem wasser unter offnem himmel. Göthe 48, 96.
β)
offenes land, feld: dise hauptstatt .. ligt in einem ofnen ebnen kornlande. Haller tageb. 23 Hirzel; in einem offnen thale. Göthe 16, 243; zum ersten male ritt Ingo ... in das offene land. Freytag ahnen 1, 175; offenes, weites feld als kampfplatz:
es bleibt das weite feld ein offner raum
für grimm und unversöhnlichkeit genug.
Göthe 9, 163 (Tasso 2, 4);
daher auch vom kampf- und spielraume der geistigen thätigkeit:
dir steht ein neues feld zu neuen thaten offen.
Canitz (1750) 203;
zur unbedingten freiheit liesz man ihr,
zu jedem kühnen wagnisz offnes feld.
Göthe 9, 312 (nat. tochter 3, 2).
γ)
offene schlacht, offene feldschlacht, die auf offenem felde geschlagen wird: dan er solt nit so (in der stadt) ermürdet werden, sunder an einer offnen schlacht ... umbkummen. Th. Platter 45 B.; der .. tet ein offen vermessen veltschlahen mit den kaiserischen. Aventin. 4, 1090, 6; in offem feltschlahen. 591, 29;
wann sie stritten in offner schlacht.
Spangenberg ganskönig A 5ᵇ;
wer ist in offenen feldschlachten kühner .. als ich erfunden? Rist das friedejauchz. Teutschl. 114 Göd.; die offene flucht (aus der offenen schlacht). Lohenstein Armin. 1, 41ᵇ.
δ)
offenes meer, offene see, die hohe see, wo das umgrenzende land nicht mehr sichtbar ist: in das gros mer und offen se. Aventin. 4, 972, 27;
der schwimmt beherzt auf offnen meeren.
Gellert fabeln u. erz. (1763) 111;
das (liebespaar) nun im offnen meere treibt.
Wieland Oberon 7, 32.
ε)
offene welt: die welt lag ihm so klar, so offen da, wie mir die gegend in der ich gewirthschaftet hatte. Göthe 20, 54.
6)
mundartlich statt auf (ähnlich wie auf statt offen, s. theil 1, 606) Heynatz 2, 309: die thür offen thun. Rückert 1, 286;
ein kipperhut er offen hat.
Opel u. Cohn 425 (vom j. 1622);
wach (mit offenen augen), auszerhalb des bettes: als schon alles volk etliche stunden geschlafen, ich alleine noch offen gewesen. Butschky Patm. 213 (158); ich fand selbige (meine frau) zwar offen aber nicht wohl auf. ehe eines mannes 151; dasz ich freilich etwas schläfferich wäre und nicht lange mehr offen bleiben würde. Schelmufsky 67 neudruck; ebenso noch in Thüringen und Sachsen; schweiz. off, offen sîn, blîben Staub-Tobler 1, 113.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1163, Z. 57.

offen, adv.

offen, adv.,
ahd. offano (aperte, palam, manifeste), mhd. offene, offen, nhd. nicht immer von dem prädicativen adj. offen zu unterscheiden.
1)
offen karten, so dasz man sich in die karten sehen läszt:
der all sin spil wil karten offen,
dem sieht man bald alls das er hat.
interpol. narrenschiff, bei Zarncke 42ᵃ;
offen handeln, sprechen, reden, gestehen u. s. w. (s. offen 1, b und 3, b):
Abisai. du sprichst
sehr offen.
Chimeam. offner noch sollst du mich hören.
Klopstock 10, 16;
in diesem sinne begann sie das gespräch .. offen und zuversichtlich. Göthe 17, 164; sie ... ergingen sich über manches so offen, als wenn kein fremder dabei wäre. 26, 161; offen und mit ehren trennt er sich vom bischof. 42, 281;
ich will jetzt offen mit dir reden.
Schiller 6, 211;
frei und offen
wie meine stirne trag ich mein gemüth.
14, 68 (braut von Mess. 2, 5);
offen gesagt, ich war nicht der beste royalist. Grabbe 2, 44; offen gesteh ich, dasz. 337; die sünde offen beichten. Auerbach ges. schriften 5, 249; offen und gesetzlich verfahren ist immer vortheilhaft. Freytag ahnen 6, 97.
2)
vor allen leuten, öffentlich (s. offen 4, b):
welcher denn ist geloffen,
alle fasznacht frei und offen.
H. Sachs 4, 204, 22;
ihr tragt alles offen fort.
Schiller 12, 37 (Wallenst. lager 8).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1171, Z. 59.

öffen

öffen,
s. öffnen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1172, Z. 8.

öffenen, offenen

öffenen, offenen,
s. öffnen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1179, Z. 12.

ofnen, verb.

ofnen, verb.,
schwäb. (Ulm) brot im ofen wieder aufwärmen. Schmid 413.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1191, Z. 77.

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Zitationshilfe
„offen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/offen>.

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