Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

naturell, n.

naturell, n.
aus lat. naturale, franz. naturel, die angeborne geistige eigenthümlichkeit, die natürliche neigung und gemütsart eines menschen; als lehnwort zuerst von Rädlein aufgenommen: naturel, geschicklichkeit was zu fassen oder zu lernen, gemüthsgaben. 668ᵇ; er hat ein gut naturel, er hat ein gut naturel zur dichtkunst. ebenda; naturell des menschlichen leibes, des verstandes, des willens, der seelen, der völker. Zedler 23, 1239 ff.; wen die leütte so ausz dem naturel schlagen, ist es allezeit ein böszes zeichen. Elis. Charl. (1867) 69; dasz erweist ewer gutt naturel, welches etwasz rares bei itzigen zeitten ist, da man schir nirgendts kein gutt naturel mehr findt. 295; wenn man selbst briefe schreiben will, so vergesse man die exempel .. und folge seinem eigenen naturelle. Gellert (1867) 4, 53; die bösartigkeit eines für beschämung unempfindlichen naturells. Kant 11, 431; sollte aber nicht ... ein glückliches naturell, als das erste und letzte, einen schauspieler, wie jeden andern künstler, ja vielleicht wie jeden menschen, allein zu einem so hochaufgesteckten ziele bringen? Göthe 18, 190; wenn das angeborne naturell sich hervorthut. 30, 256; er hatte mit glücklichem naturell und humor für ein fürstliches privat-theater gearbeitet. 258; Hoffmanns talentreiches naturell weisz er anzuerkennen. 46, 271; wenn ein mächtiges und glückliches naturell über alles siegt. Schiller an Göthe 350 (3, 212);
die proben eurer lieb auf meinem rücken,
verzeiht, sie können nicht mein naturell ersticken.
Lenz 3, 259;
ich sehe .., dasz du, auch ohne fremde hülfe, blosz durch dein gutes naturell, zu keiner geringen vortrefflichkeit würdest haben kommen können. Wieland suppl. 4, 50; er hat ein gut naturell, gewisz das hat er! F. Müller 1, 279; ihr seid jung und von lebhaftem naturell. Freytag ahnen 5, 284; auch von der leiblichen beschaffenheit, durch welche die geistige beeinfluszt wird: jüngling, dein blut ist rosenroth — dein fleisch ist milde geschmeidig; dergleichen naturelle fühlen menschlich weich. Schiller 3, 81 (Fiesko 3, 1).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1883), Bd. VII (1889), Sp. 445, Z. 14.

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Zitationshilfe
„naturell“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/naturell>.

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