Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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senkel

senkel,
1)
senkel, m. schnürband, schnürriemen, nestel, mhd. senkel mhd. wb. 2, 2, 252ᵇ. Lexer mhd. handwb. 2, 885; es liegt kein grund vor an entlehnung (franz. sengle, sangle, lat. cingulum) zu denken, senkel war der zungenartige bandstreifen, der durch eine schnalle oder schnürloch gesteckt wird, im mhd. vor allem am gürtel beschrieben, der durch den rinken gezogene lang herab gelassene und kostbar geschmückte streifen, am gürtel herabhangendes zierstück. Weinhold frauen² 2, 282. Schultz höf. leben² 1, 274. 277; (die kaiserin hatte) ein gürtel mit einem senkel, darein verwürkt warent edel gestain ausz India. d. städtechroniken 3, 69, 5; vgl. unten die stelle aus dem heiligenleben (1478), wo der senkel abnehmbar ist; noch bei Hulsius (1616) in ähnlichem sinne: senckel, die kette an den gürteln, welche die weiber an seiten hinunder hängen lassen. 296ᵃ; dann wird senkel überhaupt von den bändern und bandähnlichen vorrichtungen zum schnüren und befestigen der kleidungsstücke gebraucht, z. b. von den hosennesteln, den schnüren am mieder, an den schuhen: cinctura senckel Diefenb. gloss. 120ᵃ; liga, senckel, nestel; senkl o. hosnestl, senghel vel natelreme. 329ᵃ; ligula, senkel; ligula cancellaris, snursenckel 329ᵇ; renda, senckel, das houpt von dem riemen. 492ᵃ; liga, hosvettel, senkel nov. gloss. 234ᵇ, vgl. Schm. 2, 314; mnd. senkel, m. in gleicher anwendung Schiller-Lübben 4, 190ᵃ; senckel, nestel, m. Hulsius dict. (1616) 296ᵃ. Schottel 1415. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 771ᵇ; ligula astrictoria, ein nestel, senckel. Corvinus fons latinit. (1660) 362ᵇ; lederner senkel, beschlagener senkel mit stiften, senkel zuebinden. Stieler 2007; senckel (als f.), ligula, fibula Steinbach 580; Frisch 2, 264ᶜ bemerkt, dasz das wort in Oberdeutschland wenig gebräuchlich sei. er versteht unter senkel schnürbänder, 'sonderlich deren spitzen mit metallenen blechen beschlagen'; schnür-, hosensenkel, seidene, beschlagene (mit stiften an den enden versehene) senkel. nestel, senkel, schnürsenkel, eine gewisse gattung langer und schmaler riemen oder schnüre, rund oder platt, auf einem oder beyden enden mit stiften beschlagen, werden zum zuschnüren gebraucht. Jacobsson 4, 135ᵃ; nd. senkel, an hose und schuhen. Schütze 4, 97; auf aufwand, der früher mit hosensenkeln getrieben wurde, deuten die redensarten: he het senkel an de bene, er ist ein stutzer; dat is een keerl, de het senkel an de bene, das ist ein ganzer kerl. brem. wb. 4, 753; md.: senkel, schnîrsenkel, an korsett und schuhen Jecht 103ᵇ; senkel, schnur mit metallspitzen, schnür-, schuhsenkel. Frischbier 2, 338ᵇ; das wort ist im zurückweichen begriffen, doch werden die zusammensetzungen schuh-, schnürsenkel in der umgangssprache verschiedener nordd. gegenden noch gebraucht;
desgleichen sich die metz beweist
den heintzen zubedencken
und rote senckel sie sich fleist,
thut sie dem heintzen schencken.
bergreihen 82 neudruck;
darnach gab S. Alexius seinem gemahel ein kosper fingerlin und den senkel ab seiner girtel. heiligenl. (1478) 82ᵃ; (würste,) welche er alle, wann er zur zech gieng an gürtel umbher hencket, wie die schwebische furleut die rote senckel, uber das glat artlich gekerbet ledere gesesz. Fischart Garg. 54ᵃ; diese preysen (frauenärmel) mocht man mit einem senckel anbinden. Hennenberger preusz. landtafel (1595) 279; auch einen senckel, wenn er eine pinnen darvon in eines schlos loch gesteckt, ist es auch auffgangen. 469; gnüpffet am senckel. Schoch studentenleben 16, 2 Fabricius; sie lest euch freundlich grüszen, und schickt euch hier einen schönen senckel in euere sonntags-krausze, den solt ihr ihr zu gefallen tragen. 63, 33; mit den nesteln (sencklen) bindet man knoten (schörten) oder löset sie auff. Comenius sprachenthür übersetzt von Docemius (1657) 516.
2)
im ahd. glossiert senkil (daneben steht ein fem. sinkila) anchora, jaculum, funda Graff 6, 256; vgl. senkilstein, anchora 689 (s. aber am ende des absatzes 3 sinkelstein) und senkilkrapfo, ancora 4, 597; funda ist ein beschwertes netz (senkgarn, senknetz). mit senkel wird bald das beschwerende gewicht, bald das ganze durch gewicht herabgezogene netz bezeichnet: es soll kain fischer senkel setzen. quelle bei Lexer mhd. hdwb. 2, 885; senkel, blei an fischnetzen Strodtmann 210. beschwerendes gewicht, nicht senkbaum, bezeichnet senkel wol auch in der Frommanns zeitschr. 7, 119 angeführten stelle. vgl. senkelkorb.
3)
aus dem zusammenhange mit senken erklärt sich gleicher weise von selbst die verwendung von senkel für bleiloth des werkmanns und des schiffers: perpendiculum, bleywaag, senckel. Dief. 428ᶜ; senckel oder bleiwag, das blei der werckmeyster, perpendiculum Dasypodius; dem senckel nach oder der schnuͦr nach machen. Maaler 370ᵃ; bleischnur, bleiwag, senchel, metzler, senckel, regel. Henisch 417, 30; senckel, m., das bley der werckmeister, bleywage, daran sie erkennen, ob sie strack fahren. Hulsius diction. (1616) 296ᵃ; senkel, m. perpendiculum Schottel 1415. Stieler 2007; spruch: den stein nach dem senkel, nicht den senkel nach dem stein. senkel, m. und n., bleilot der markscheider; senkel schlagen, durch bleilote die richtung für einen schacht festlegen Veith bergwb. 447. Scheuchenstuel 224; der senkel, senkblei Hunziker 239; der senkel, werkzeug zur verticalmessung Karmarsch-Heeren techn. wb.³ 6, 46. 102; vom senkblei im wasser: mit dem senckbley ò senckel die tieffe abmessen. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 768ᵃ; nachdem die messer aber bereits neun zwirnnetz (ist ein masz, das die Schwartzwälder bauren-weiber besser als ich oder ein ander geometra verstehen) mit einem senckel hinunter gelassen und gleichwohl noch keinen boden gefunden. Simpl. 2, 49, 3 Kurz; vil seltsames, in den tiefen wellen der natur, das wir mit dem bleysenkel unserer vernunfft, bey der schiffart dieses lebens, nicht ergründen. Butschky Pathmos 575;
liebesabgrund, den ergründen
auch keines engels senkel kann.
Arndt 533.
in der bei Schultz höf. leben² 2, 342, 3 angeführten stelle (Brandan 1492) heiszt das loth sinkel und sinkelstein.
4)
senkel, senkelaal, dünner, junger aal Frischbier 2, 338ᵇ (nach 1), so dünn, wie ein schnürsenkel.
5)
Diefenbach gloss. 522ᶜ führt senkel auf als name für roggen (secale); vielleicht steht senkel für sengel, sängel, reife ähre (vgl. th. 8, sp. 1790); sängelbüschel, ährenbüschel Schm. 2, 310; senkile, büschel von ähren, mohnköpfen Lexer 232; ferner bietet Dief. 512ᶜ die glosse sardiola, senkel. ob damit eine pflanze gemeint ist, wie Diefenbach und Frisch 2, 264ᶜ annehmen, ist zweifelhaft.
6)
nach Lexer 232 bezeichnet man mit sengel, senkel den glockenschwengel; ferner einen groszen kropf oder dicken bauch (so wol auch sinckel, nicht sinckelhert bei Wolkenstein 50, 2, 1 = bauch); senkl, grosze, bald harte, bald weiche geschwulst Hügel 148ᵇ; senggl, m., ein groszer baumelnder gegenstand, z. b. groszes bündel, das man in der hand trägt. senggln, schwer tragen Hintner 206.
7)
senkel, schnur an ländlichen thürklinken, woran sie aufgezogen werden; über nacht zieht man den senkel ein Frischbier 2, 338ᵇ; wol nach senkel 1 (schnürsenkel).
8)
senkel, schlickfänger, rostartige vorrichtung, z. b. senkrecht herabgelassenes weidengeflecht (im küstengebiet); die fluth tritt über die schlickfänger und läszt beim zurückweichen den mitgeführten schlamm hinter dem schlickfänger zurück. Jacobsson 7, 336ᵇ.
9)
klammern zur befestigung (übertragen von 1 her): 'kleine eiserne klammern, womit die gerinne (holzbahnen für rinnendes wasser) zusammengehalten werden'. Jacobsson 4, 140; am treibofen für die bleigewinnung 'kleine, fingerdicke haspen und riegel, vermittelst deren die ribben des treibehuts an die bleche desselbigen bevestiget werden'. ebenda. klammern am schiff, s. oben theil 5, sp. 939 (Mathesius).
10)
obscön: ich weisz, das ihr in meinen kram (vulva) sein senckel misset. Frey gartengesellschaft 152 Bolte; etwa: schnürsenkel, verschnürendes, verschlieszendes stück?
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1900), Bd. X,I (1905), Sp. 589, Z. 5.

sinkel, m.

sinkel, m.
vertiefung Teichner bei Karajan, über H. d. T. s. 17. sinkel, sinkelstein für senkel, senkelstein s. oben senkel 2 und 3, sp. 589 und 590. über sinkel bei Oswald v. Wolkenstein 50, 2, 4 s. oben senkel 6, sp. 590.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1901), Bd. X,I (1905), Sp. 1097, Z. 18.

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Zitationshilfe
„sinkel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sinkel>.

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