Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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sire

sire,
ein französisches wort, anrede an einen könig oder kaiser. Weigand⁴ 2, 722:
(Posa zu Philipp II.) es sind
zwei tage, sire, dasz ich in's königreich
zurück gekommen.
Schiller don Karlos 3, 10.
auszer als anrede auch sonst in entsprechender anwendung, wie könig: ein könig in diminutivo; ein kleiner sire. F. Müller 2, 174. das wort, das Trist. 4025 in der form sire, Parz. 76, 11. Trist. 10721. Heinrich v. Freiberg Trist. 1201 in der form sir als französische anrede an einen ritter in verbindung mit andern französischen worten erscheint, stammt weder vom griech. κύριος, vgl. Wachter 1528 (eine annahme, der zu liebe man im französischen wol cyre schrieb. Diez etym. wb.⁴ 295), noch von dem angeblich gotischen und vandalischen sihora, dessen Augustin in seiner altercatio mit Pascentius epist. 178 gedenkt. vgl. J. Grimm kl. schriften 5, 162, womit man auch das altnord. síra zusammenstellen wollte. Eiselein 569. es ist vielmehr eine wahrscheinlich in Nordfrankreich entstandene zusammenziehung der auf lat. senior zurückgehenden nominativform sendre, die die auf lat. seniorem zurückgehende accusativform seigneur zur seite hat. span. ital. ser, sire, engl. sir gehen darauf zurück. Diez etymol. wörterbuch⁴ 295. das gleiche gilt für altnord. síra, das im heutigen isländ. als titel eines geistlichen gebraucht wird. Cleasby-Vigfusson 532ᵇ. vgl.:
sire priester, dieu vos saut!
Reinaert 937.
altnord. síra ist nach Skeat² 556 die quelle von engl. sirrah, ausdruck der anrede, im ärger oder in der verachtung gebraucht.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1901), Bd. X,I (1905), Sp. 1230, Z. 56.

sire, f.

sire, f.,
siere, sirichen, oder seire, lat. siro, pedicellus inter cuticulam et cutem, cum pruritu prorepens. Frisch 2, 281ᵃ, sîrcher, plur. kleine geschwüre. Autenrieth 133. s. weiter säure 3 oben theil 8, 1924 und sehr m. n., sehre, f. theil 10, 164. von baumungeziefer, in der schreibung syre: das auch dise löbliche este kein unzeiter schnee zudrücke, und kein böser tufft oder anhang zubreche, oder einige böse syre verderbe. Mathesius postilla 2, 309ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1901), Bd. X,I (1905), Sp. 1231, Z. 1.

sure, f.

sure, f.,
arabisch sūra (meist aus hebr. šūrā 'reihe' oder aus hebr.-aram. šūr, bzw. šūrā 'mauer' erklärt), kapitel des korans: dasz die meisten theologen ... aufs höchste ein paar suren aus dem alkoran lesen können Nicolai Nothanker (1773) 2, 138; worte aus einer in Medina gegebenen sure des korans Rückert 11, 253; in anlehnung an die arabische form: der ganze inhalt des korans ... findet sich zu anfang der zweiten sura Göthe I 7, 33 W.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1941), Bd. X,IV (1942), Sp. 1260, Z. 45.

süre, f.

süre, f.,
bezeichnung der krätzmilbe, acarus, sowie verschiedener hautkrankheiten, namentlich der hitzblattern. undiphthong. form zu säure 3 teil 8, 1924, seure teil 10, 1, 707. ahd. siuro saturiassis (= σατυρίασις entzündung der zeugungsteile?; nach Diefenbach gl. 514ᵇ wie satirus 'vermis volans') ahd. gl. 2, 732, 12 (10. jh.); siuro scurio 3, 453, 36 (11./12. jh.); sura surigo 3, 82, 57 (13. jh.), auch siurra, suirra (12. jh.) ebda; suira 3, 202, 43 (12. jh.); sîure cantareda (i. e. vermis terrenus Isidor etym. 12, 5, 5) 4, 213, 34 (12. jh.). von hier ins franz.: suiron (13. jh.), prov. soiró, neufranz. ciron milbe Gamillscheg 224ᵇ, Meyer-Lübke 7964; dazu mlat. sirio du Cange 7, 496ᵇ, siro, surio, surigo Diefenbach (s. u.). — mnd. sure hitzblatter, finne Schiller-Lübben 4, 478ᵃ, neund. sür, süre brem.-nds. wb. 4, 1103, sürken Danneil altmärk. 217ᵃ. auch schweizer.-alemannisch weit verbreitet: süreⁿ Staub-Tobler 7, 1293, süre Martin-Lienhart elsäss. 2, 372ᵇ. vgl. ferner sire, f., teil 10, 1, 1231 und sirei ebda, mndl. siere Verwijs-Verdam 7, 1088, neundl. zier, ostfries. sîr Doornkaat-Koolman 3, 187ᵇ. germ. *seurjan-, *seurjô(n)- unbekannter herkunft. es bleibt unbefriedigend, wenn Schade² 770 (Fick III³ 327; aber nicht mehr III⁴ 447) verbindung mit mnd. sôr trocken (vgl. lit. saũsis räude der pferde, sùskis aussatz, krätze, saũsas = sôr 'trocken') und Franck-v. Wijk 820 zurückführung auf die idg. wurzel *qseu- 'schaben' in gr. ξύω u. ä., als 'kratzendes, schabendes tier' versuchen. in den wbb. des 15. jh. auszer für siro und seine varianten für flaccor, grillus, mancor, meist als sur, sure, sür, sürre, s. Diefenbach gl. 538ᵇ, 237ᶜ, 346ᵃ, n. gl. 198ᵃ, 341ᵃ. auch scurgio sürg voc. opt. 46ᵇ Wack. läszt sich hierher stellen (vgl. oben scurio, sürg aus *surjo). später für acarus: ein süren, item ein milwen Frisius (1556) 13ᵇ; ebenso Dasypodius catholicus (1653) a 2ᵃ; acarus, teredo ein suͤre Chytraeus nomencl. (1585) 381;
der klubt süren (liest ungeziefer), der ander ist ful
Murner narrenbeschwör. 163, 9 Spanier;
in lexikalischer verzeichnung noch bei Nemnich 586, als nd. bei Campe 4, 755ᵃ. auf schweizer. boden bis ins späte 18. jh. bezeugt, s. Staub-Tobler 7, 1293. — in der bezeichnung für hautkrankheiten länger lebendig; als demin. sürle: krankheiten, so zwischen haut und fleisch ... verborgen oder offentlich ligen ... mager, dörre, suͤrle, jucken, raud ... kretze ... so mit kratzen und jucken sich erzeiget Paracelsus op. (1616) 1, 1120 H. (s. seuerlein teil 10, 1, 699). als 'hitzblase, finne, geschwürchen' schweizer. vom 15. jh. bis zur gegenwart reich bezeugt, vgl. Staub-Tobler a. a. o., so auch noch im elsäss., s. Martin-Lienhart 3, 372, sowie in teilen des nd., s. brem.-nds. wb. 4, 1103, Danneil altmärk. 217ᵃ. — zur sache s. Höfler krankheitsnamenbuch 651.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1941), Bd. X,IV (1942), Sp. 1260, Z. 53.

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Zitationshilfe
„sire“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sire>.

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