Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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wallicht, wallig, wällig, adj.

wallicht, wallig, wällig, adj.
1)
zu wallen I, sprudelnd, siedend: wallich, effervescens. Bödiker grund - sätze der deutschen sprache (1690) b 3ᵇ; wallichtes waszer, aqua fervens. Stieler 2423;
ouch heiʒ wellic waʒʒer sie
über die mure uf die
guʒʒen sie, di da brachen in.
Ludwigs kreuzfahrt 2950 Hagen;
im gie der schatz niht sô nâ,
als er den wucheræren tuot,
die durh werltlîcheʒ guot
sich in die helle senkent,
dâ in die tiuvel schenkent
welligen schatz in ir rachen.
Lamprecht v. Regensburg Francisken leben 830 Weinhold;
ain bronnen ... genannt sant Gallen bron oder der wallig bron. Zimmerische chron.² 4, 314. 8. vom feuer, übertragen: nû neíst tés nîeht, nube fréchi íst nû inzúndet, stréde wálligora, dánne daz fíur in e̜thna (sed amor habendi ardet fervens, sevior ignibus ethne). Notker Boetius 2, 38 (1, 98, 6 Piper). vom blut: wallichtes geblüt, sanguis ebulliens, exaestuans. Stieler 2423. Stieler 2527 führt an: es ist wällig in den stuben, sat commode calidum est, das er mit wählig in verbindung bringt, doch wird es eigentlich auf das wallen d. i. zittern der luft durch die hitze gehen. die wörterbücher des 18. jahrh. kennen das wort nicht mehr. kaum gehört hierher: wallig zu mut sein 'aus dem magen aufwallenden brechreiz haben'. Goldschmidt volksmed. 105 bei Höfler krankheitsn. 776ᵃ. vgl. walgen. weitergebildet wallechtig, wällechtig: fluctuosus, ungestimmig, wällechtig. Dasypodius 76ᵃ. (Frisch 2, 420ᵃ wallechtig); daher der puls auch fluctuosus, wallechtig, oder wasserwellechtig genant wird. Thurneisser magna alchymia (1583) 2, 84.
2)
zu wallen II: wallicht, vagans, vagabundus, cursans, palans, peregrinabundus. adv. vage, dispalatim, circulatim. Stieler 2423.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1908), Bd. XIII (1922), Sp. 1306, Z. 59.

wellicht, adj.

wellicht, adj.
1) 'rund', weiterbildung zu mhd. well 'rund' neben ¹wellig (s. u.); fabrica fatta in ronda rundt oder fein wellecht werck wie ein kron Hulsius (1618) 2, 142ᵇ; vgl. mhd. u. frühnhd. sinwellicht (teil 10, 1, 1223). 2) 'wellenförmig, gewellt, in wellen'; vgl. das folgende wellichtig sowie ¹wellig 3. seit dem 17. jh. belegt, häufig vom haar u. ä.: sein lichtes haar war noch mit goldstaube bestreuet, also dasz sein haupt mit so viel sonnenstrahlen bekleidet zu seyn schien, als auf selbtem haare zu sehen waren, welche sich einem wellichtin golddrate gleichten Lohenstein Arminius (1689) 1, 1411ᵃ; das haar war wellicht ausgebreitet ebda. 703ᵇ; s. auch ders., Cleopatra (1680) 2, 27; da rinnet herab deinen schenkel wellicht ihr blinckendes haar maler Müller w. (1811) 1, 176; auch sonst: nach den ersten wellichten bewegungen (der erhitzten bleimischung) G. Kus probierkunst (1680) 34;
wellicht strömte dein stral, zitterndes abendroth
K. Fr. Cramer Gött. musenalm. f. 1773, 50;
an einigen (flügeln) ist der rand überall zusammenhängend und vereiniget, an andern ist er welligt, ausgeschnitten und gezähnt Titius betrachtung über die natur (1783) 2, 100; wellichtes, zerbröckeltes und zerfurchtes erdreich Immermann w. 7, 180 H.als 'streifig': undosus et undulatus, undarum more, hinc ein wellicht kleid, quod alias dicimus gewässert Stieler stammb. (1691) 2423 (vgl. dazu vestis undulata eyn grob heryn kleid Diefenbach gloss. 626ᶜ, sowie gewässert 3 e 'streifig' teil 4, 1, 3, 5376); Erato aber verwunderte sich über dem entdeckten tischblate, welches von wellichtem flaserholtze war Lohenstein Arminius (1689) 1, 585ᵇ. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1449, Z. 29.

1wellig, adj.

¹wellig, adj.
1) 'rund, cylinderförmig', mhd., frühnhd. wellec, wellig in sinwellec, -wellig (teil 10, 1, 1218; Lexer 2, 937); vgl. wellicht 1 'rund' (s. o.). 2) als wiedergabe von 'procellosus' zu ⁴welle, s. oben sp. 1402: (die weinrebe) litt allain baid unmässikaitten des lufftzs under der kalten achs oder der hitzigen und der welligen (sola maxime utranque patitur intemperiem coeli, vel sub axe frigido, aestivo, procelloso) Österreicher Columella 1, 164 lit. ver. 3) 'gewellt, von wellen durchfurcht, sich in wellen legend'; selten vom wogenden gewässer: seen, die der wind wellig kräuselte Bettine Günderode (1840) 1, 129;
doch wenn's in wald und garten frühling ward
und grün die steppe wie ein wellig meer
sich dehnte
Geibel ges. w. 4 (1883) 65;
das wasser des Rheins staute sich, und rippig und wellig, dem lauf zuwider, schauderte die flut Burte Wiltfeber (1912) 348. — vorzüglich vergleichsausdruck, wie wellenförmig (vgl. auch ¹wellen 1 b und 2):
auf den sand voll kiesel und muscheln,
wellig gestriemt (in anderer auflage: geformt) von der flut
und umhüpft mit gehügeltem seeschaum
J. H. Voss s. ged. (1802) 1, 35;
gern von der landschaftsform: von hier an senkt sich schon das cataractengebirge in minder wilde, nur wellige vorberge hinab Ritter erdk. (1822) 1, 619; er ... sah eine weile nach dem welligen rasen hinüber Anzengruber ges. w. (1890) 1, 158;
umgeben von fruchtbarem,
welligem ackerlande
Herman Schmid ges. schr. (o. j.) 9, 3;
als seine colonnen ... auf die wellige hochfläche hinaufgerückt waren, ... stieszen die beiden heere plötzlich ... auf einander Treitschke dt. gesch. (1897) 1, 248; eine unendlich weite wellige schneeglitzernde landschaft Kluge Kortüm (1938) 145; von wogenden getreidefluren: dann glänzten die kornbreiten, unabsehbar, wellig wie sanftes meer Clara Viebig d. schlaf. heer (1904) 2, 308. vom lockig wallenden haar:
ein goldnetz ist ihr wellig haar,
um herzen zu bestricken
Geibel ges. w. 4 (1883) 12;
das kopfhaar war ... ausgesprochen wellig v. d. Steinen Zentralbrasilien (1894) 171; unter der kronenartigen, flachen mütze ... flosz das dunkle haar wellig ... über rücken und schultern G. Keller ges. w. (1889) 6, 68; bei dem junker Detlef ... ist das anfangs wellige haar allmählich schlichter geworden Storm s. w. 6 (1898) 91. vereinzelt auch sonst im sinne von 'flieszend, wogend' u. dergl.: (Filippino Lippis) linie ist milder, welliger (als die botticellis); man kann sagen, er habe in der empfindung etwas weibliches H. Wölfflin d. klass. kunst (1901) 17; obwohl kein wind ging, entrollten die (mais-)schäfte ab und an ihre länglichen blätter wie wellige reiterfähnchen Langgässer d. unauslöschliche siegel (1946) 165. terminologisch in der naturbeschreibung: die blätter (des krausen leichkrauts) alle untergetaucht, häutig, durchsichtig, ... am rande klein, aber deutlich gesägt, stark wellig Röhling Deutschlands flora (1823) 1, 853; der sprudelstein von Karlsbad, der in seinen ... oft mit welligen zeichnungen versehenen varietäten zu mosaiken ... anwendung findet Mothes ill. baulex. 1 (1881) 222; an den langhaarigen teilen des felles (der schraubenziege) machen sich wellige streifungen bemerklich Brehm tierl. 3, 197 P.-L.; so häufig als adverbiale beifügung zu adjektiven u. partizipien: wellig-faltig Röhling a. a. o. 4, 439; wellig-gebogen 1, 461; wellig-kraus 1, 853.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1449, Z. 64.

2wellig, adj.

²wellig, adj.,
kochend, siedend, zu ²wellen kochen:
ich enphie von ir hende
vil biulen unde reize.
der wellegen arweize
geschach nie sô wê im kezzel
die böse frau 654 Schr.
hierhin rechnen auch die mhd. belege für bechwellec bei Heinrich v. Melk, s. mhd. wb. 3, 674 und die oben teil 13, 1306 unter wallicht angeführten belege aus Ludwigs kreuzfahrt und Lamprecht v. Regensburg.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1450, Z. 59.

3wellig, adj.

³wellig, adj.,
s. wählig, teil 13, 572.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1450, Z. 69.

1welling, f.

¹welling, f.,
seit dem 15. jh. bis in die gegenwart bezeugt (ein älteres wellmus lebt nicht weiter, s. welsemos [d. i. wellemos] 'polenta' ahd. gl. 3, 717, 60 St.-S.), jetzt meist masc., selten n., 'brei, mus', in den randgebieten der Nord- und Ostsee verbreitet: welling 'haferschleim oder aus hafergrütze gekochte suppe', dann auch 'dünne brühe' Doornkaat Koolman ostfries. 3, 534ᵇ; wellung (welje) abgekochter trank, dünne brühe von gersten- oder habergrütze brem.-niedersächs. wb. 5, 225; welgen decoctum ex hordeo vel avena; haverwelgen, garstenwelgen Richey id. Hamburg. (1755) 337; welling (wellen, welgen, welchen) 'dünne milchsuppe, die mit buchweizen-, gerstenhafergrütze oder reis gekocht wird', auch 'bohnensuppe' Mensing schlesw.-holst. wb. 5, 587; vgl. ferner mit leichten abweichungen in der bedeutung Dähnert plattdt. wb. (1781) 545; Hupel Liv- und Esthland 262; Sallmann Esthland 43; aus dem niederdeutschen vermutlich in die nordischen sprachen gedrungen: an. vellingr, norw. (bes. ostnorw.) velling, schwed. välling, dän. vælling, näheres bei Hellquist svensk etym. ordb. ³1387. ursprünglich ist welling verbalabstractum zu ²wellen im allgemeinen sinne 'aufkochung, wallung', so im mittelniederl.: wellinge, f., het opborrelen, koken; doen koken Verwijs-Verdam 9, 3124 (mit verweis auf Kilian und Plantijn), dann erst die zugerichtete speise. auch die historischen belege lassen den ursprünglich weiteren bedeutungsumfang erkennen: hadden ... veler heten wellinghe (kochendes wasser) ghemaket unde begheten de viende darmede Korner chron. bei Schiller-Lübben 5, 666; se hebben den boene (zimmerboden) baven dael gebraken, dat men darmet seeden wellinge daele mochte geten unde mit stenen werpen E. Beninga chron. v. Ostfriesland 695 H. bestimmter: polenta weellinge (lat.-niederd. gloss. von 1420), wellinge (gemma, Köln 1507) Diefenbach gloss. 444ᵃ; in kompos.: weme dar swimet (schwindelig wird), de en schal nicht vele baden, unde holden sin howet warm unde maken beerwellinge van roggenmele Gothaer arzeneib. 20ᵇ Regel; jus hordeaceum gerstenwelling Orsäus nomencl. (1623) 89.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1450, Z. 70.

2welling, f.

²welling, f.,
eine bes. art schiffsplanke. aus dem ndl. entlehnt, seit Röding wb. d. marine (1793) verzeichnet: 'ein bergholz (d. i. dicke bohle) an einigen tialken, das aus einer dicken planke besteht, die aber viel breiter ist als ein bergholz und dabei vorne und hinten gleiche breite behält' 2, 892; 'sehr breites bug an den tjalken' Mothes ill. baulex. 4 (1884) 474.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1451, Z. 35.

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weithinausreichend welthinaus
Zitationshilfe
„wellig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/wellig>.

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