Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

pikiert

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Grammatikpartizipiales Adjektiv · Komparativ: pikierter · Superlativ: am pikiertesten, Steigerung selten
Aussprache  [piˈkiːɐ̯t]
Worttrennung pi-kiert
Grundformpikieren
eWDG und ZDL

Bedeutung

(unangenehm) überrascht, (leicht) verletzt, gekränkt, beleidigt
Kollokationen:
als Adjektivattribut: pikierte Blicke
Beispiele:
sie war leicht, etwas pikiert durch, über seine BemerkungWDG
er sagte, erwiderte, bemerkte pikiertWDG
Natürlich sind längst nicht alle Gäste […] leger gekleidet. Smoking‑ und Ballkleid‑Träger:innen [sic!] sind im Foyer der Berliner Opernhäuser weiterhin zu finden – leicht erkennbar an den pikierten Blicken, die sie der Jeans‑und‑T‑Shirt‑Fraktion schenken. [Der Tagesspiegel, 23.05.2023]
Fühlen Sie sich bitte […] nicht angefasst, wenn ich Sie an Ihre gemeinsame Vergangenheit in der Bundesregierung erinnere. […] Jedes Mal, wenn wir nach den rechtlichen und institutionellen Konsequenzen Ihres damals sehr richtigen Regierungshandelns fragen, reagieren Sie pikiert. [Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll vom 07.05.2008, 07.05.2008, aufgerufen am 12.12.2023]
Pikiert und aggressiv reagierte das Lissaboner Regime auf Initiativen der UNO gegen die portugiesische Kolonialpolitik in Afrika. Ministerpräsident [Marcelo] Caetano, der ähnliche Vorstöße bislang ignorierte, beschuldigte die vereinten [sic!] Nationen, sich in Portugals innere Angelegenheiten einzumischen. [Berliner Zeitung, 19.11.1972]
Sie [die Teilnehmerin einer Unterhaltungssendung] sollte auf Anweisung der Regisseurin Bauer M[…] küssen, wollte aber nicht, weil sie ihn nicht mochte und war umso pikierter, als M[…] ihr einen Schmatzer auf den Mund verpasste. [Berliner Morgenpost, 02.12.2007] ungewöhnl.
Minuten vor dem [Hamburger] Hauptbahnhof quarrte wonnigstes Sächsisch aus dem Abteillautsprecher [des Ersatzzuges auf der Fahrt von Mannheim nach Hamburg]: Drotz Bähälfs‑ICE ärraischn mier dos Fohrziel bünktlisch. Dos is doch ’n Abblaus wärt for unsern Loggführer und dos ganze Gollegdief! (= Trotz Behelfs-ICE erreichen wir das Fahrtziel pünktlich. Das ist doch einen Applaus für unseren Lokführer und das ganze Kollektiv wert!) – Es gibt keine pikierteren Mienen als die der so ermunterten Hanseaten. Stumme Fassungslosigkeit im Abteil. [Die Zeit, 28.09.2000] ungewöhnl.

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Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Zu diesem Artikel finden Sie weitere Informationen in unserem Blog:
„Piksen“ oder „pieksen“? Warum wir das Wort häufig falsch schreiben
„Piksen“ oder „pieksen“? Warum wir das Wort häufig falsch schreiben (Titelbild Blogbeitrag)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
pikiert · pikieren
pikiert Adj. ‘gereizt, verletzt, verstimmt, gekränkt’ (Ende 18. Jh.), Part.adj. zu pikieren Vb. ‘stechen, anstacheln, reizen, verstimmen’, reflexiv ‘sich anspornen, sich angelegen sein lassen’ (Ende 17. Jh.), einer Entlehnung aus frz. piquer ‘stechen, anspornen, reizen, schlagen’, reflexiv ‘sich beleidigt fühlen’. Dieses gehört zu einem im Roman. verbreiteten Typus vlat. *pīccāre, der auf lautmalendem *pīkk- (mit expressiver Konsonantendoppelung) beruht; vgl. die sich mit ähnlichen Laut- und Bewegungsvorstellungen verbindenden parallelen Bildungen lat. pīcus ‘Specht, Baumhacker’, dt. picken (s. d.). Eine vereinzelte Frühentlehnung (Ende 16. Jh.) ist pikieren im Sinne von ‘stechen, nähen, steppen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

beleidigt · gekränkt · nachtragend · schmollend · verletzt  ●  (sich) auf den Schlips getreten fühlen fig. · angepiekst ugs. · angepisst derb · eingeschnappt ugs. · pikiert geh. · sauer ugs. · tödlich beleidigt ugs., Verstärkung
Assoziationen
Zitationshilfe
„pikiert“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/pikiert>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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